Gozu Tennō: Unterschied zwischen den Versionen

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Godō Daishin und Gion Gotō Tennō 祗園五頭天王 sind auf einem ''kishōmon'' 起請文, welches auf Holztafeln ''mokkan'' 木簡 geschrieben werden, erwähnt<ref>Genauere Details zu den Ausgrabungen vgl. [[Exzerpt:Yamaguchi 2019]]</ref>. Godō Daishin ist ein chinesischer Volksgott, der kaum in der japanischen Literatur vorkommt, aber eine wichtige Rolle in den Ritualen des [https://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Mythen/Jenseits/Enma König Enmaten] 焔魔天 spielt. Anstelle Godō Daishins nehmen auch mehrere Male Taizan-fukun 泰山府君 und Shimeishiroku 司命司禄 seinen Platz in ''kishōmon'' ein, welche zu den Göttern der himmlischen Reiche und Schutzgötter des Buddhismus zählen. Diese RitualeDer älteste ''mokkan'' wird auf 1137 und der jüngste auf 1191 datiert, woraus sich schließen lässt, dass in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Rituale des Königs Enmas aktiv praktiziert wurden  
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Als Gozu Tennō bzw. Gotō Tennō  Vorfahre wird der chinesische Volksgott Godō Daishin definiert, der kaum in der japanischen Literatur vorkommt, aber eine wichtige Rolle in den Ritualen des [https://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Mythen/Jenseits/Enma König Enmaten] 焔魔天 spielt, welches besonders in der japanischen Aristokratie vom 11. bis 13. Jahrhundert beliebt war. Durch Entdeckung von  ''kishōmon'' 起請文, welches auf Holztafeln ''mokkan'' 木簡 geschrieben sind, lässt sich feststellen, dass als Ersatz für Godō Daishin auch die Götter Taizan-fukun 泰山府君 und Shimeishiroku 司命司禄 erwähnt werden, welche zu den Göttern der himmlischen Reiche und Schutzgötter des Buddhismus zählen.
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Eine Schrift aus der Tang Dynastie erklärt das Ritual des Königs Enma, welches in Zeiten von Seuchen und anderer Krankheiten ausgeführt werden sollte: Im Hof von Enma gibt es einen Speer mit einem Banner, auf dem ein Menschenkopf abgebildet ist. Indem König Enma das Feuerlicht sieht, das aus seinem Mund kommt oder sich eine weiße Lotusblume öffnet, kann er beurteilen, ob es sich um einen guten oder schlechten Menschen handelt. Taizan-fukun und Godō Daishin verwenden dann die Ergebnisse des Urteils des Königs, um die endgültige Entscheidung über die Person zu treffen und eine Strafe wie beispielsweise Tod durch Krankheit auszuführen. Wenn König Enma guter Laune ist, sterben Menschen nicht und es kommen keine Seuchen auf, aber es verbreiten sich Krankheit und Tod, wenn er zornig ist.
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Obwohl Godō Daishin unter König Enma steht, trifft er die endgültige Entscheidung über Leben und Tod eines Menschen, weswegen er für die damaligen Menschen wie ein stellvertretender Vollstrecker des Urteils des Königs Enma gewirkt haben muss.
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In einem anderen Ritualbuch aus der Tang Xuanzong-Zeit wird die Art und Weise von Opferritualen beschrieben, indem überaus oft das Wort ''ekibyō'' 疫病 vorkommt. An einer Textstelle wird ein tapferer Dämonenkönig beschrieben, der hinter dem Berg lebt, auf dem Taizan-fukun wohnt. Der Autor identifiziert ihn als Godō Daishin und er wurde damals als Befehlshaber der Dämonen angesehen, da in China die Ansicht verbreitet war, dass Seuchen von Dämonen und bösen Geistern verursacht werden. In Japan wurde sie mit der Zeit durch sogenannte japanische Rachegeister ''onyrō'' 怨霊 ersetzt.<ref>Aus diesen Rachegeistern entwickelte sich die Vorstellung der [[Goryō | goryō]] 御霊. Genauere Informationen zu diesem Prozess sind der [https://ja.wikipedia.org/wiki/%E5%BE%A1%E9%9C%8A%E4%BF%A1%E4%BB%B0 Wikipedia-Seite 御霊信仰] zu entnehmen.</ref>
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sind auf einem ''kishōmon'' 起請文, welches auf Holztafeln ''mokkan'' 木簡 geschrieben werden, erwähnt<ref>Genauere Details zu den Ausgrabungen vgl. [[Exzerpt:Yamaguchi 2019]]</ref>. Godō Daishin ist ein chinesischer Volksgott, der kaum in der japanischen Literatur vorkommt, aber eine wichtige Rolle in den Ritualen des [https://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Mythen/Jenseits/Enma König Enmaten] 焔魔天 spielt. Anstelle Godō Daishins nehmen auch mehrere Male Taizan-fukun 泰山府君 und Shimeishiroku 司命司禄 seinen Platz in ''kishōmon'' ein, welche zu den Göttern der himmlischen Reiche und Schutzgötter des Buddhismus zählen. Diese RitualeDer älteste ''mokkan'' wird auf 1137 und der jüngste auf 1191 datiert, woraus sich schließen lässt, dass in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Rituale des Königs Enmas aktiv praktiziert wurden  
  
  

Version vom 4. Januar 2021, 12:14 Uhr

Gozu tenno.jpg
Seiten-Infobox
Themengruppe Gottheiten (Götter, numinose Erscheinungen)
Name Gozu 牛頭 („Ochsenköpfiger Himmelskönig“)
Religiöse Titel Tennō 天王
Sonstige Namen Susanoo
Rel. Zugehörigkeiten Buddhismus, Shinto
Herkunft vermutlich Indien, China und Korea
Funktion, Wirkkraft Seuchengottheit
Bemerkung Wird häufig mit Susanoo identifiziert.

Gozu Tennō 牛頭天王 bedeutet wörtlich „der ochsenköpfige Himmelskönig“. Die Gottheit wird unter anderem im Yasaka-Schrein 八坂神社 in Kyōto und im Tsushima-Schrein 津島神社 in Aichi verehrt.

Der Ursprung Gozu Tennōs ist diffus, da er eine Gottheit ist, die aus der Übermittlung ausländischer Götter nach Japan entstand und insofern indische, chinesische und koreanische Elemente aufweist. Bei seiner "Ankunft" in Japan war er unter anderem als zunächst als Godō Daishin 五道大神 und/oder Gotō Tennō 五頭天王 bekannt, bevor sich Gozu Tennō durchsetzte. und verschmilzt zum Teil mit anderen Gottheiten wie Susanoo.In Japan wird er seit der Heian-Zeit vor allem als eine Seuchengottheit verehrt, die Krankheit und Epidemien verbreiten kann, über die Jahrhunderte entwickelte er sich auch zu einem Kami, der vor Krankheiten bewahrte. Seine erste Erwähnung findet sich im Geschichtsbuch Honchō seiki 本朝世紀 aus dem Jahr 1148. Dort wird beschrieben, dass im Jahr 1070 ein Feuer im Gion-Schrein ausbrach und die Füße/Beine der Mutter von Kaiser Gozu vom Feuer beschädigt wurden: Gozu Tennō mama o-ashi shōzon 牛頭天皇ママ御足焼損.

Ursprünge

Im Folgenden sollen die wesentlichen Theorien der Herkunft Gozu Tennōs erläutert werden.

Indien

Gozu Tennō wird in Indien als die Schutzgottheit Gosirsa Devaraja des palastartigen Anwesens Jetavana von Siddhartha Gautama identifiziert. Dieses wird als Gion shōja 祇園精舎 auf Japanisch übersetzt und inspirierte den Namen des kultischen Zentrums in Gion. Auch soll Gozu Tennō auf einem heiligen indischen Berg gewohnt haben, auf dem der Baum „candana“ wuchs, der weiterverarbeitend als fiebersenkendes Mittel eingesetzt wurde. Der Berg war wie ein Ochsenkopf geformt und wurde als Ochsenkopfberg (auf Japanisch gozusan 牛頭山) bezeichnet. In seiner indischen Herkunft wird Gozu Tennō somit vor allem als Schutzgottheit und mit Medizin assoziiert.

China

Als Gozu Tennō bzw. Gotō Tennō Vorfahre wird der chinesische Volksgott Godō Daishin definiert, der kaum in der japanischen Literatur vorkommt, aber eine wichtige Rolle in den Ritualen des König Enmaten 焔魔天 spielt, welches besonders in der japanischen Aristokratie vom 11. bis 13. Jahrhundert beliebt war. Durch Entdeckung von kishōmon 起請文, welches auf Holztafeln mokkan 木簡 geschrieben sind, lässt sich feststellen, dass als Ersatz für Godō Daishin auch die Götter Taizan-fukun 泰山府君 und Shimeishiroku 司命司禄 erwähnt werden, welche zu den Göttern der himmlischen Reiche und Schutzgötter des Buddhismus zählen.

Eine Schrift aus der Tang Dynastie erklärt das Ritual des Königs Enma, welches in Zeiten von Seuchen und anderer Krankheiten ausgeführt werden sollte: Im Hof von Enma gibt es einen Speer mit einem Banner, auf dem ein Menschenkopf abgebildet ist. Indem König Enma das Feuerlicht sieht, das aus seinem Mund kommt oder sich eine weiße Lotusblume öffnet, kann er beurteilen, ob es sich um einen guten oder schlechten Menschen handelt. Taizan-fukun und Godō Daishin verwenden dann die Ergebnisse des Urteils des Königs, um die endgültige Entscheidung über die Person zu treffen und eine Strafe wie beispielsweise Tod durch Krankheit auszuführen. Wenn König Enma guter Laune ist, sterben Menschen nicht und es kommen keine Seuchen auf, aber es verbreiten sich Krankheit und Tod, wenn er zornig ist.

Obwohl Godō Daishin unter König Enma steht, trifft er die endgültige Entscheidung über Leben und Tod eines Menschen, weswegen er für die damaligen Menschen wie ein stellvertretender Vollstrecker des Urteils des Königs Enma gewirkt haben muss.

In einem anderen Ritualbuch aus der Tang Xuanzong-Zeit wird die Art und Weise von Opferritualen beschrieben, indem überaus oft das Wort ekibyō 疫病 vorkommt. An einer Textstelle wird ein tapferer Dämonenkönig beschrieben, der hinter dem Berg lebt, auf dem Taizan-fukun wohnt. Der Autor identifiziert ihn als Godō Daishin und er wurde damals als Befehlshaber der Dämonen angesehen, da in China die Ansicht verbreitet war, dass Seuchen von Dämonen und bösen Geistern verursacht werden. In Japan wurde sie mit der Zeit durch sogenannte japanische Rachegeister onyrō 怨霊 ersetzt.[1]



sind auf einem kishōmon 起請文, welches auf Holztafeln mokkan 木簡 geschrieben werden, erwähnt[2]. Godō Daishin ist ein chinesischer Volksgott, der kaum in der japanischen Literatur vorkommt, aber eine wichtige Rolle in den Ritualen des König Enmaten 焔魔天 spielt. Anstelle Godō Daishins nehmen auch mehrere Male Taizan-fukun 泰山府君 und Shimeishiroku 司命司禄 seinen Platz in kishōmon ein, welche zu den Göttern der himmlischen Reiche und Schutzgötter des Buddhismus zählen. Diese RitualeDer älteste mokkan wird auf 1137 und der jüngste auf 1191 datiert, woraus sich schließen lässt, dass in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Rituale des Königs Enmas aktiv praktiziert wurden


Verweise


weiterführende Quellen

  • Karl Florenz (Ü.) 1901
    Nihongi: Japanische Mythologie. (Mittheilungen d. Dt. Ges. f. Natur- und Völkerkunde Ostasiens, IV.) Tokyo: Hobunsha 1901. (Ü. von Nihon shoki, Götterzeitalter nebst Auszügen aus Kojiki und fudoki.)
  • Hideki Saitō 2012
    „The worship of Gozu Tennō and the ritual world of the Izanagi-ryū.“ Cahiers d'Extrême-Asie 21/1 (2012), S. 277-301. (Exzerpt Übersetzung ins Englische: Giorgio Premoselli.)
  • Kōtaro Suzuki 2013
    „Gozu tennō engi ni kansuru kisoteki kenkyū.“ Ritsumeikan bungaku 立命館文学 630 (2013), S. 754–762. (An Introductory Study of 'Gozu-tenno-engi'.)
  • Sarah Thal 2002
    „Redefining the gods: Politics and survival in the creation of modern kami.“ Japanese Journal of Religious Studies 29/3 (2002), S. 397-404.
  • Kenji Yamaguchi 2019
    „Gozu tennō tanjō no nazo o toku kagi: Shiotsukō iseki kishōmon-satsu ni shirusareta.“ Himoji shiryō kenkyū 非文字資料研究 [The study of nonwritten cultural materials] 19 (2019), S. 1-20. (Exzerpt The Key to Solving the Mystery of the Birth of Ancient Deity Gozu Tenno: "Gotoutenno" written in the Pledge Documents on the Wood Board of Shiozu Port ruins.)
  1. Aus diesen Rachegeistern entwickelte sich die Vorstellung der goryō 御霊. Genauere Informationen zu diesem Prozess sind der Wikipedia-Seite 御霊信仰 zu entnehmen.
  2. Genauere Details zu den Ausgrabungen vgl. Exzerpt:Yamaguchi 2019