I-11

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Wie es dazu kam, dass einer von Kind an mit dem Netz Fische fing und dafür gegenwärtig schlimme Vergeltung erhielt
SNKBT 30: 24, Bohner 1934: 80-81, Nakamura 1997: 122-123

Im Noo-Tempel[1] im Land Harima, Landstrich Shikama 飾磨郡, verbrachte der Mönch (hōshi 沙門!) Jiō Daitoku 慈応大徳 vom Gangōji-Tempel 元興寺[2] der Hauptstadt auf Bitten des Tempelpatrons (壇越) die Zeit der Sommer-Askese[3], das Lotos-Sutra lesend. Zu der Zeit lebte in der Nähe des Tempels ein Fischer (漁夫). Er benutzte von Kind an bis ins Erwachsenenalter Netze bei seiner Arbeit. Eines Tages[4] kroch er im Maulbeerwäldchen seiner Familie umher, erhob die Stimme und rief laut: „Das hell lodernde Feuer rückt näher!“. Als die Verwandten sich näherten, rief der Mann: „Kommt mir nicht näher. Sonst werde ich gleich verbrennen.“ Da suchten seine Eltern den Tempel auf und wandten sich an einen Asketen (gyōja 行者). Nachdem der Asket[5] eine Zeit lang magische Formeln (ju 呪) rezitierte, konnte [der Fischer den Flammen] entkommen. Seine Hosen waren jedoch verbrannt. Voll Angst besuchte der Fischer den Noo-Tempel, mischte sich unter die Mönche (daishū 大衆), bereute seine Sünden und änderte sein Herz. Er spendete Kleider, ließ Sutren rezitieren und beging von da an keine schlechte Tat mehr.

Schon die Hausregeln der Yen[6] mahnen: „Einst lebte in Jiangling ein Herr Liu, der Aalsuppe (nagate no atsumono) verkaufte. Danach wurde ihm ein Kind geboren, dessen Kopf war der eines Aals, während er vom Hals abwärts den Körper eines Menschen hatte.“ Eben solches passierte hier.



  1. Noo-dera 濃於寺, nach N möglicherweise ein lokaler Tempel in Gochaku, in der Stadt Himeji, Präfektur Hyōgo.
  2. Aufgrund der fehlenden Datierung ist unklar, ob es sich um den alten Gangōji-Tempel in Asuka oder den späteren in Nara handelt.
  3. geango 夏安居religiöse Praxis, deren Ursprung in Indien liegt; während der Sommermonate (des Monsun) zogen sich die Mönche zu einer neunzigtägigen Periode des Studium der heiligen Schriften und der inneren Einkehr zurück.
  4. eig. „zu späterer Zeit“; bezieht sich wahrscheinlich auf das Eintreffen des Mönchs Jiō
  5. Laut I geht aus dem Originaltext nicht eindeutig hervor, welche Person den Fischer rettet: Jiō Daitoku oder ein (namenloser) Asket. I hält es für wahrscheinlicher, dass nicht Jiō Daitoku gemeint ist, da die Bezeichnung Gyoja für ihn unpassend wirkt. Auch bei B ist scheinbar nicht Jiō Daitoku gemeint. N bezieht „gyōja“ dagegen auf Jiō Daitoku.
  6. Yen-shia chia-hsün 顔氏家訓 von Yen Chih-t´ui. Dieses Werk war besonders in der Nara-Periode in Japan populär und enthält u.a. eine Abhandlung über die Prinzipien karmischer Vergeltung.


Hintergrund

  • Zeit: keine verständliche Angabe
  • Ort: Bezirk Shikama 飾磨郡 in der Provinz Harima 幡磨國 (im südwestlichen Teil der heutigen Präfektur Hyōgo 兵庫県), Noo-Tempel 濃於寺
  • Personen: Jiō Daitoku 慈応大徳, ein Fischer, die Verwandten, seine Eltern, Mönche

Ursache und Wirkung

Mann wird bestraft für das Fischen mit Netz, wird gerettet durch magische Formeln und ändert seinen Lebenswandel.

Anmerkungen

Die Sünde des Fischers besteht darin, dass er Fische mit einem Netz fischt. Da mit dem Netz viele Fische auf einmal gefangen werden können, gilt es in den Augen gläubiger Buddhisten überspitzt formuliert als Instrument des Massenmordes. Möglicherweise besteht die Verfehlung des Mannes auch darin, dass er während den buddhistischen Sommerübungen Fische fängt. Die „Moral“ warnt jedenfalls generell vor dem Verkauf von Fischen.

Leider geht die Identität der Person, die den Fischer rettet, nicht eindeutig aus dem Originaltext hervor. Die Familie des Fischers läuft zu dem Tempel, in dem der eingangs erwähnte Jiō Daitoku (Lebensdaten unbekannt) residiert, und bittet um Hilfe. Kurze Zeit später kommt ein Asket und rezitiert magische Formeln (ju, skt. dharani). Izumoji argumentiert, dass "gyoja" mit "ubasoku" gleichzusetzen ist, einem buddhistischen Laienmitglied, während Jiō aufgrund seines Ehrentitels "Daitoku" wohl dem hohen buddhistischen Klerus zugerechnet werden muss. Möglicherweise dient der anfangs erwähnte Besuch von Jiō Daitoku nur als eine Art Zeitangabe oder als Hinweis, wie der Autor zur Kenntnis der Geschichte gelangte.

Die einzige Möglichkeit der Datierung der Geschichte, die uns zur Verfügung steht, ist das Wissen, dass die geango genannte Zeit der Sommerübungen vom 17. des Vierten Monats bis zum 15. des Siebenten Monats andauerte.

Materialien


Artikel erstellt von Katja Gutenberger 12:48, 14. Okt. 2010 (CEST).