Mythen/Geister: Unterschied zwischen den Versionen

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An der Schnittstelle von volkstümlicher Religion und Erzählkunst begeg·nen wir in Japan einer gestal·ten·rei·chen Welt von Fabel·wesen und Gespens·tern, die mit den Menschen teils in bös·williger, teils in freund·licher Absicht kommunizieren. Da ihre Handlungen  zumeist unbe·rechen·bar  sind, gelten sie in jedem Fall als unheimlich. Beson·ders in der {{glossar:edo}}-Zeit (1600–1867) erfuhren Geschich·ten aus dieser Geister·welt ({{glossar:kaidan}}), etwa die „Geschichten unter dem Regen·mond“ (''Ugetsu monogatari'') von Ueda Akinari, aber auch zahlreiche Holzdrucke ({{glossar:ukiyoe}}) von über·natürl·ichen Wesen einen regel·rechten Boom. In dieser Zeit ent·wickelte sich eine Ge·spens·ter·typo·logie, die noch heute bekannt ist und in modernen Filmen oder Manga immer wieder auf·ge·grif·fen wird. Dabei lassen sich im Wesent·lichen zwei Arten von über·natür·lichen Wesen unter·scheiden:  
 
An der Schnittstelle von volkstümlicher Religion und Erzählkunst begeg·nen wir in Japan einer gestal·ten·rei·chen Welt von Fabel·wesen und Gespens·tern, die mit den Menschen teils in bös·williger, teils in freund·licher Absicht kommunizieren. Da ihre Handlungen  zumeist unbe·rechen·bar  sind, gelten sie in jedem Fall als unheimlich. Beson·ders in der {{glossar:edo}}-Zeit (1600–1867) erfuhren Geschich·ten aus dieser Geister·welt ({{glossar:kaidan}}), etwa die „Geschichten unter dem Regen·mond“ (''Ugetsu monogatari'') von Ueda Akinari, aber auch zahlreiche Holzdrucke ({{glossar:ukiyoe}}) von über·natürl·ichen Wesen einen regel·rechten Boom. In dieser Zeit ent·wickelte sich eine Ge·spens·ter·typo·logie, die noch heute bekannt ist und in modernen Filmen oder Manga immer wieder auf·ge·grif·fen wird. Dabei lassen sich im Wesent·lichen zwei Arten von über·natür·lichen Wesen unter·scheiden:  
# die Fabelwesen ({{glossar:youkai}}), die permanente Gemeinschaften am Rande der menschlichen Gesellschaft bilden. Zu ihnen zählen z.B. die [[Mythen:Tengu|Tengu]], die [[Mythen:Oni und Kappa|Oni]] und andere geisterhafte Wesen, aber auch Tiere mit magischer Begabung wie [[Mythen:Füchse |Füchse]], [[Mythen:Drachen| Schlangen]] und andere.  
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:# die Fabelwesen ({{glossar:youkai}}), die permanente Gemeinschaften am Rande der menschlichen Gesellschaft bilden. Zu ihnen zählen z.B. die [[Mythen:Tengu|Tengu]], die [[Mythen:Oni und Kappa|Oni]] und andere geisterhafte Wesen, aber auch Tiere mit magischer Begabung wie [[Mythen:Füchse |Füchse]], [[Mythen:Drachen| Schlangen]] und andere.  
# die Seelen der Verstorbenen ({{glossar:yuurei}}), die noch nicht vollständig ins Jenseits (bzw. in eine neue Wiedergeburtsform) hinübergewechselt sind. (Natürlich gibt es auch einige Grenzfälle zwischen den beiden Gruppen.)  
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:# die Seelen der Verstorbenen ({{glossar:yuurei}}), die noch nicht vollständig ins Jenseits (bzw. in eine neue Wiedergeburtsform) hinübergewechselt sind. (Natürlich gibt es auch einige Grenzfälle zwischen den beiden Gruppen.)  
  
 
Während auf den folgenden Seiten von ''yōkai'' die Rede ist, befasst sich diese Seite mit dem Glauben an die Totengeister.
 
Während auf den folgenden Seiten von ''yōkai'' die Rede ist, befasst sich diese Seite mit dem Glauben an die Totengeister.

Version vom 5. Januar 2012, 19:01 Uhr

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An der Schnittstelle von volkstümlicher Religion und Erzählkunst begeg·nen wir in Japan einer gestal·ten·rei·chen Welt von Fabel·wesen und Gespens·tern, die mit den Menschen teils in bös·williger, teils in freund·licher Absicht kommunizieren. Da ihre Handlungen zumeist unbe·rechen·bar sind, gelten sie in jedem Fall als unheimlich. Beson·ders in der

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Morokoshi kinmozui ochse.jpg
  • Emaden3.jpg
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  • Asakusa jinja2.jpg

Geographische Lage

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Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar

-Zeit (1600–1867) erfuhren Geschich·ten aus dieser Geister·welt (

kaidan 怪談 (jap.)

Gespenstergeschichte

Text

Der Begriff „kaidan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

), etwa die „Geschichten unter dem Regen·mond“ (Ugetsu monogatari) von Ueda Akinari, aber auch zahlreiche Holzdrucke (

ukiyo-e 浮世絵 (jap.)

„Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit

Bild

Der Begriff „ukiyo-e“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Shichifukujin hokusai.jpg
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  • Oni nenbutsu utamaro.jpg
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  • Komachi sukenobu.jpg
  • Iwado kagura2.jpg
  • 10hahn.jpg
  • Sojobo.jpg

) von über·natürl·ichen Wesen einen regel·rechten Boom. In dieser Zeit ent·wickelte sich eine Ge·spens·ter·typo·logie, die noch heute bekannt ist und in modernen Filmen oder Manga immer wieder auf·ge·grif·fen wird. Dabei lassen sich im Wesent·lichen zwei Arten von über·natür·lichen Wesen unter·scheiden:

  1. die Fabelwesen (
yōkai 妖怪 (jap.)

Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster

Geist

Der Begriff „yōkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Daruma yokai kuniyoshi.jpg
  • Hyakkiyako.jpg
  • Tengu-ron.jpg

), die permanente Gemeinschaften am Rande der menschlichen Gesellschaft bilden. Zu ihnen zählen z.B. die Tengu, die Oni und andere geisterhafte Wesen, aber auch Tiere mit magischer Begabung wie Füchse, Schlangen und andere.

  1. die Seelen der Verstorbenen (
yūrei 幽霊 (jap.)

Totengeist

Geist

Der Begriff „yūrei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Hokusai oiwa.jpg
  • Asakura togo kuniyoshi.jpg
  • Yurei kyosai1.jpg
  • Botandoro.jpg
  • Kyosai yurei3.jpg
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  • Koheiji kuniyoshi.jpg

), die noch nicht vollständig ins Jenseits (bzw. in eine neue Wiedergeburtsform) hinübergewechselt sind. (Natürlich gibt es auch einige Grenzfälle zwischen den beiden Gruppen.)

Während auf den folgenden Seiten von yōkai die Rede ist, befasst sich diese Seite mit dem Glauben an die Totengeister.

Totengeister (yūrei)

Yurei.jpg

Gemäß einer in Japan alteingesessenen Vorstellung kann jeder Tote, auch wenn er ein makelloses Leben geführt hat, zum Gespenst werden, wenn er nicht ordentlich bestattet wird, bzw. wenn ihm der Weg ins Jenseits versperrt ist, weil sich niemand seines Leichnams annimmt. Dieser Weg ist in jedem Fall eine beschwer·liche Reise. Und immer, wenn etwas auf dieser Reise schief geht, kann es sein, dass der Geist des Verstorbenen seine Hinter·blie·benen in Träumen oder in realen Erschei·nungen heim·sucht. In der Edo-Zeit etablierte sich die heute noch geläufige Gestalt dieser yūrei, die bemer·kens·werte Ähn·lich·keiten mit euro·päi·schen Gespens·tern aufweist: Mit weißem Toten·gewand (

shini shōzoku 死に装束 (jap.)

Totengewand

Gegenstand

Der Begriff „shini shōzoku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Hidarimae.png
  • Shinishozoku.png

, zu dem auch eine dreieckige Stirnkappe — hitaikakushi — gehört) und langen aufge·lösten Haaren schweben die yūrei nebel·haft über dem Boden. Ihre Arme sind meist zur Brust hochgezogen, doch die Hände hängen schlapp herunter. Obwohl eine derartige Figur a priori unheimlich ist, wird sie erst dann wirklich gefährlich, wenn es sich um einen Rache·geist (

onryō 怨霊 (jap.)

Rachegeist

Geist

Der Begriff „onryō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Kyosai yurei3.jpg
  • Tomomori kuniyoshi.jpg
  • Goryo hirotsugu.jpg

) handelt. Meist haben diese Geister im Leben beson·deres Unrecht erlitten oder sind unter großen Qualen gestorben.

Der Kult um „erhabene Geister“ (goryō)

Vokabel

bakemono (jap.)

Gespenst, Geist; wtl. verwandeltes Wesen

Geist

Der Begriff „bakemono“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

oder

o-bake お化け (jap.)

Gespenst, Geist; wtl. „Verwandeltes“

Geist

Der Begriff „o-bake“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

wtl. „verwandelte Wesen“; geläufigste Ausdrücke für Gespenster und andere übernatürliche Erscheinungen.
yōkai 妖怪 (jap.)

Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster

Geist

Der Begriff „yōkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Tengu-ron.jpg
  • Daruma yokai kuniyoshi.jpg
  • Hyakkiyako.jpg
Fabelwesen, auch magisch begabte Tiere.
yūrei 幽霊 (jap.)

Totengeist

Geist

Der Begriff „yūrei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Botandoro.jpg
  • Yurei.jpg
  • Obake kyosai muian.jpg
  • Otani yoshitsugu.jpg
  • Kayako juon.jpg
  • Hokusai oiwa.jpg
  • Koheiji kuniyoshi.jpg
  • Asakura togo kuniyoshi.jpg
  • Yurei kyosai1.jpg
  • Kyosai yurei3.jpg
  • Oyuki okyo.jpg
wtl. „dunkle Geister“; Totengeister.
onryō 怨霊 (jap.)

Rachegeist

Geist

Der Begriff „onryō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Kyosai yurei3.jpg
  • Tomomori kuniyoshi.jpg
  • Goryo hirotsugu.jpg
Rachegeister.
goryō 御霊 (jap.)

„erhabener“ [Rache]Geist

Geist

Der Begriff „goryō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Goryo hirotsugu.jpg
Hochgestellte Rachegeister.
goryō shinkō 御霊信仰 (jap.)

Glaube an Totengeister

Geist, Denken

Der Begriff „goryō shinkō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glaube an, bzw. Kult für goryō.
sorei 祖霊 (jap.)

Ahnenseele

Geist

Der Begriff „sorei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Ahnengeist, Ahnenseele.
reikon 霊魂 (jap.)

Geist, Seele

Geist

Der Begriff „reikon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

oder

tamashii(jap.)

Geist, Seele

Geist

Der Begriff „tamashii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Seele, Totenseele. Neutraler Ausdruck.
oni(jap.)

Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister

Geist

Der Begriff „oni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Goryo hirotsugu.jpg
  • Tsuno daishi.jpg
  • Shoki kuniyoshi.jpg
  • Kobutori3.jpg
  • Shuten doji kiyomasu.jpg
  • Onigawara.jpg
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  • Oni shibata.jpg
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  • Oni no shamisen.jpg
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  • Kobutori4.jpg
  • Oni kibi emaki.jpg
  • Onihitoguchi.jpg
  • Hokusai setsubun.jpg
Dämon, Teufel.

Die etablierten religiösen Institutionen haben den Glauben an rächende Toten·geister nicht etwa als Aber·glaube abgetan, son·dern ihn im Gegen·teil immer schon gefördert. Dem Religions·historiker Bernard Faure zufolge hat sich der Buddhis·mus unter anderem deshalb in Ost·asien etablieren können, weil er die vor-buddhis·tische Vor·stellung der grollenden Toten·geister absor·bierte und beson·ders erfolg·ver·spre·chende Rituale für die Re·inte·gration dieser Seelen entwickelte (Faure, The red thread, ch. 1).

Bereits im frühen Buddhismus finden wir Zere·monien, die bei·spiels·weise nach kriege·rischen Schlachten durch·geführt wurden, um die Geister der Gefal·lenen (vor allem die der Gegner!) von Rache·akten abzu·halten. Auch im höfischen Shinto gibt es seit dem Altertum eine Zere·monie zur Be·sänf·tigung der Geister (

chinkonsai 鎮魂祭 (jap.)

Zeremonie zur Beruhigung der Totengeister

Ritus

Der Begriff „chinkonsai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), die allerdings nicht explizit an Toten·geister gerichtet ist. Wenn sich Un·glücks·fälle trotz solcher Zere·monien häuften, so suchte und fand man die Ursache in den Rache·geistern von beson·ders ein·fluss·reichen Per·sonen, die in diesem Fall als „erha·bene Geister“ (

goryō 御霊 (jap.)

„erhabener“ [Rache]Geist

Geist

Der Begriff „goryō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Goryo hirotsugu.jpg

) bezei·chnet wurden. Um diese „erha·benen Geister“ zu besänf·tigen, half oft nur noch, sie in den Status einer Gottheit (

kami(jap.)

Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō

Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kasugamandala 1.jpg
  • Matsunoo oyamakui.jpg
  • Namazue daikoku.jpg
  • Hachiman kaikei.jpg
  • Kumano kami.jpg
  • Gangoji engi 2.jpg
  • Matsunoo josei.jpg
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) zu erheben und ihnen einen eige·nen Schrein zu errichten.

Kitanotenjin engi metny.jpg
Sugawara no Michizanes Geist in Gestalt eines zürnenden Donnergottes

Das berühmteste Beispiel eines solchen Schreins stellt der

Kitano Tenman-gū 北野天満宮 (jap.)

Kitano Tenman Schrein (Kyōto); einer der beiden Hauptschreine des Sugawara no Michizane, gegr. 947

Schrein

Der Begriff „Kitano Tenman-gū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kitano1.jpg
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  • Gozu.jpg
  • Kitano tenmagu ume.jpg
  • Kitano lantern.jpg
  • Miko kitano engi.jpg
  • Kitano haiden.jpg

Geographische Lage

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Geographische Lage von Kitano Tenman-gū; s.a. Geo-Glossar

in Kyoto dar. Er wurde im Jahr 959 zu Ehren des Hofadeligen

Sugawara no Michizane 菅原道真 (jap.)

845–903, Heian-zeitl. Staatsmann und Gelehrter; posthum als Tenman Tenjin vergöttlicht, heute Gott der Gelehrsamkeit

Der Begriff „Sugawara no Michizane“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kitanotenjin engi metny.jpg
  • Kitano ume.jpg
  • Michizane funeral.jpg
  • Gozu.jpg
  • Tobiume.jpg
  • Kitanotenjin engi metny2.jpg
(845–903) errichtet. Michizane, ein überragender Staatsmann und Gelehrter, war einer Hofintrige wegen in die Verbannung geschickt worden und verstarb, bevor das Fehlurteil rückgängig gemacht werden konnte. In den folgenden Jahrzehnten kam es zu allerlei Naturkatastrophen und ungewöhnlichen Todesfällen bei Hof und in der Familie des Tenno, welche die Hofastrologen schließlich Michizanes Wirken zuschrieben. Auf mittelalterlichen Querbildrollen, die diese Geschehnisse anschaulich darstellen, erkennt man, dass Michizanes Rachegeist als gehörnter Donnergott, der Blitze in den kaiserlichen Palast schleudert, imaginiert wurde. Um diesen gefährlichen goryō zu besänftigen, wurde er zum kami erklärt und in einem Schrein „verortet“. Zusätzlich erhielt er alle Ehrungen inklusive der höchsten Hofränge, die ihm zu Lebzeiten versagt blieben.

Heute ist Michizane vor allem unter dem Beinamen Tenjin bekannt. Er gilt als Gott der Gelehrsamkeit und der Dichtung und verfügt neben seinen zwei Hauptschreinen in Kyoto und Kyushu über ein ausgedehntes Netz von Tenjin-Zweigschreinen in ganz Japan. (Mehr dazu auf der Sidepage Gottheit und Schreine des Tenjin-Glaubens.)

Abgesehen von Michizane wurden auch zahlreiche Tenno, denen übel mitgespielt worden war, als goryō angesehen. Für sie gibt es in Kyoto seit dem Altertum einen Goryō Schrein, in dem sie kollektiv verehrt werden. Es scheint allerdings, als wäre der Ausdruck goryō auf die Geister der Hofaristokratie beschränkt. Mitglieder des Schwertadels (Samurai) wurden kaum je Gegenstand eines goryō-Kultes. Eine mögliche Ausnahme stellt

Taira no Masakado 平将門 (jap.)

Heian-zeitlicher Rebel, ?–940

Der Begriff „Taira no Masakado“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

(?–940) dar, ein Kriegeradeliger der Heian-Zeit, der schon damals versuchte, das politische Ruder zugunsten seiner Zunft zu wenden und zu diesem Zweck eine Rebellion anzettelte, die jedoch scheiterte. Er blieb jedoch in den Augen späterer Samurai ein Vorbild und wurde auch als Schreingottheit verehrt, z.B. im heutigen Kanda Schrein in Tokyo. Die Entstehung dieses Kultes trägt ähnliche Züge wie der Goryō-Kult, mischte sich doch Furcht vor dem rächenden Geist mit Bewunderung für kriegerische Heldentaten. Der Ausdruck goryō selbst war aber wohl doch zu erhaben für einen Krieger aus den östlichen Provinzen.1

Totengeister in Literatur und Kunst

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Neben monsterartigen Fabelwesen (

yōkai 妖怪 (jap.)

Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster

Geist

Der Begriff „yōkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Tengu-ron.jpg
  • Daruma yokai kuniyoshi.jpg
  • Hyakkiyako.jpg

) und Dämonen (

oni(jap.)

Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister

Geist

Der Begriff „oni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Goryo hirotsugu.jpg
  • Onihitoguchi.jpg
  • Oni nenbutsu utamaro.jpg
  • Oni kibi emaki.jpg
  • Onigawara.jpg
  • Hannya edo.jpg
  • Oni shibata.jpg
  • Oni sekien2.jpg
  • Shoki heian.jpg
  • Shuten doji kiyomasu.jpg
  • Oni no shamisen.jpg
  • Hokusai setsubun.jpg
  • Oni koyasan.jpg
  • Kitano lantern.jpg
  • Oni shohaku.jpg
  • Shoki kuniyoshi.jpg
  • Tsuno daishi.jpg
  • Kobutori4.jpg
  • Kobutori3.jpg

) tauchen Totengeister schon in der buddhistischen Erzählliteratur der Heian Zeit auf (v.a. im

Konjaku monogatari 今昔物語 (jap.)

„Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext

Text

Der Begriff „Konjaku monogatari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • 10hahn.jpg
  • Ubume hokusai.jpg
  • Rashomon yoshitoshi.jpg

). Im Mittelalter stießen Geistergeschichten vor allem im Nō-Theater auf großes Interesse. Zwei von fünf Hauptgenres des Nō sind ruhelosen Geistern gewidmet, nämlich die Krieger- und die Wahnsinnsstücke. Erstere behandeln meist tragische Helden aus den klassischen Kriegerepen wie

Heike monogatari 平家物語 (jap.)

„Geschichte der Heike [= Taira]“; mittelalterliches Kriegerepos

Text

Der Begriff „Heike monogatari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

oder

Taiheiki 太平記 (jap.)

Historisches Epos aus dem späten 14. Jh., behandelt den Konflikt zwischen Nördlichem und Südlichem Kaiserhof

Text

Der Begriff „Taiheiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • 11hund kuniyoshi.jpg

, die auf der Nō-Bühne als Geister wiederkehren. Letztere widmen sich vor allem Frauen, die aufgrund eines schweren Schicksalsschlages oder aus enttäuschter Liebe auch nach dem Tod nicht zur Ruhe kommen. Nachdem die Geister die Schlüsselszenen ihres Lebens in Tanz und Gesang vorgetragen haben, enden die Stücke zumeist mit ihrer erfolgreichen Befriedung durch einen buddhistischen Mönch.

Auch im Edo-zeitlichen Bunraku- und Kabuki Theater treten zahlreiche Totengeister auf, allerdings geht es hier wesentlich actionreicher zu als im Nō. Im Vordergrund stehen die schauerlichen Aspekte der Geschichten, welche mit Hilfe von ausgetüftelten Bühnentricks in Szene gesetzt wurden. Yūrei und yōkai wurden aber auch in illustrierten Büchern und Einzeldrucken bildlich dargestellt (s. dazu die Sidepage „Horror Klassiker“) und sogar in eigenen Enzyklopädien erfasst. Besonders gegen Ende der Edo-Zeit, im neunzehnten Jahrhundert scheinen die grollenden Rachegeister (

onryō 怨霊 (jap.)

Rachegeist

Geist

Der Begriff „onryō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Tomomori kuniyoshi.jpg
  • Kyosai yurei3.jpg
  • Goryo hirotsugu.jpg

) eine enorme Anziehungskraft auf das Publikum ausgeübt zu haben.

Heutige Praktiken

Beim japanischen Bon-Fest, das jährlich im August abgehalten wird, ist der Glaube an die Rückkehr der Toten nach wie vor präsent. Allerdings handelt es sich hier um Ahnenseelen (

sorei 祖霊 (jap.)

Ahnenseele

Geist

Der Begriff „sorei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), die bereits fest im Jenseits verankert sind und zur Bon-Zeit wohlwollend im Diesseits nach dem Rechten sehen. Vor diesen Geistern braucht man sich also nicht zu fürchten. Dennoch ist zu beachten, dass auch das Bonfest ursprünglich ein Ritus war, durch den verstorbene Verwandte, die als Hungergeister wiedergeboren wurden, aus diesem Zustand befreit werden sollten. Man sieht also, dass positiv und angstvoll besetzte Vorstellungen von Totengeistern recht eng bei einander liegen. Vorlage:Sidebox

Der Glaube an real existierende und in diese Welt zurückkehrende Totenseelen spielt außerdem in Riten der Geisterbeschwörung eine Rolle. In manchen ländlichen Gebieten, insbesondere in Nord-Japan, gibt es nach wie vor religiöse Spezialisten, die bei Bedarf eine Kommunikation mit den Seelen der Toten herstellen. Es handelt sich um die sog.

itako イタコ (jap.)

blinde Priesterin oder Shamanin; früher auch ichiko 市子

Der Begriff „itako“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Itako.jpg
  • Itako 2006-10-09.jpg
  • Osorezan flickr2.jpg
  • Osorezan itakokuchiyose.jpg

, meist blinde Frauen, die davon leben, dass sie in privaten, häuslichen Ritualen die Seelen der Verstorbenen einer Familie durch sich sprechen lassen. Solche Riten nennt man

kuchiyose 口寄せ (jap.)

Geisterbeschwörung, wtl. „Herbeirufung des Mundes“

Ritus

Der Begriff „kuchiyose“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Osorezan itakokuchiyose.jpg
(etwa „durch den Mund heranbringen“). Mit Hilfe der itako kann man Fragen an die Toten stellen und Antworten bekommen. Es handelt sich dabei wohlgemerkt um alteingesessene Praktiken, nicht um modernen Spiritismus.

Anmerkungen

  1. Masakados Schicksal und Nachleben werden im Heldenepos Shōmonki (Bericht über Masakado, 11. Jh.?) beschrieben. Hier wird angedeutet, dass der goryō des Sugawara no Michizane (s.o.) gemeinsame Sache mit Masakado machte. (Kuroda 1996, S. 329-330)

  1. ^  
    Yurei kyosai1.jpg
    In manischer Verzweiflung fasst sich diese weibliche Rachefigur (yūrei) selbst ins Haar, während sie den Kopf ihres Opfers an den Haaren mit sich führt.
    Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). 1871. The British Museum.
  2. ^  
    Yurei.jpg
    Totengeist (yūrei) auf einem nächtlichen Friedhof. Die Darstellung stammt aus der Meiji-Zeit, es handelt sich allerdings um die Kopie einer Abbildung des Gelehrten und Malers Toriyama Sekien (1712–1788) aus dem Jahr 1776.
    Meiji-Zeit. Kinsei fūzoku zue database, Nichibunken.
  3. ^  
    Goryo hirotsugu.jpg
    Der Totengeist des Fujiwara no Hirotsugu nimmt Rache am Mönch (Genbō). Fujiwara no Hirotsugu wurde bekannt durch eine missglückte Rebellion, die er 740 von Kyūshū aus gegen Shōmu Tennō richtete. Zu seinen Gegenern zählte auch einer der bedeutensten buddhistischen Mönche der Zeit, Genbō. Dass Genbō relativ bald nach dem Tod Hirotsugus selbst starb, wird bereits im Shoku Nihongi, der zweitältsten offiziellen Reichschronik, auf Machenschaften aus der Welt des Jenseits durch Hirotsugu zurückgeführt. Damit gilt Hirotsugui als der älteste literarisch belegte Fall des Glaubens an rächende Totengeister (goryō bzw. onryō). Hokusai imaginiert Hirotsugu als einen typischen dreiäugigen oni, der allerdings mit Resten eines höfischen Gewandes bekleidet ist.
    Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. The British Museum.
  4. ^  
    Kitanotenjin engi metny.jpg
    Sugawara no Michizanes Geist in Gestalt eines zürnenden Donnergottes (Raijin) in einer der schönsten Ausführungen des Kitano tenjin engi.
    Kamakura-Zeit, 13. Jh. Metropolitan Museum of Art, New York.
  5. ^  
    Tomomori kuniyoshi.jpg
    Die grollenden Totengeister (onryō) der Taira, angeführt von Taira no Tomomori (4. Sohn von Taira no Kiyomori) attackieren das Schiff von Minamoto no Yoshitsune. Seinem treuen Gefolgsmann Benkei, einem Kriegermönch, gelingt es mithilfe einer buddhistischen Gebetskette (juzu) den Spuk zu beenden. Kuniyoshi zeigt allerdings, wie Benkei (oben rechts) und ein anderer Krieger erfolglos versuchen, die Geister mit konventionellen Waffen abzuwehren.

    Das Motiv ist als Funa Benkei (Benkei auf dem Schiff) auch als -Drama bekannt.

    Das Frühwerk Kuniyoshis ist eigentlich ein Triptychon, auf dem rechts auch Yoshitsune selbst dargestellt ist.
    Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit, 1818. Museaum of Fine Arts, Boston.

  6. ^  
    Hannya edo.jpg
    Hannya Maske: Darstellung einer zum Dämon (oni) gewordenen Frau.
    Edo-Zeit, 18. Jh. Tokyo National Museum.
  7. ^  
    Oyuki okyo.jpg
    Angeblich schuf Ōkyo mit diesem posthumen Portrait seiner früh verstorbenen Geliebten aus dem Freudenviertel Edos den Prototyp aller späteren Darstellungen der yūrei.
    Werk von Maruyama Ōkyo (1733–1795). Edo-Zeit, 1750. J-Blog.
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    Itako.jpg
    Ein blinde Geisterbeschwörerin itako lässt die Geister der Verstorbenen durch sich sprechen. In der Hand hält sie eine buddhistische Gebetskette (juzu), hinter ihr steht eine Trommel.
    Bildquelle: H. Johnson, 2005, über Internet Archive.