Geschichte/Zen: Unterschied zwischen den Versionen

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{{glossar:zen}} wurde ebenso wie die meisten anderen Richtungen des japanischen Bud·dhis·mus aus China über·nommen, wo man ihn Chan nennt. Der Begriff selbst bedeutet im Grunde „Meditation“, und zwar genau genommen ''dhyāna''-Meditation, eine Methode, die auf die Er·langung besonderer Einsichten Wert legt. Diese Methode wurde und wird von vielen Buddhisten praktiziert, auch schon bevor sich Zen als eigene Richtung etablierte. Im Zen wird aber auf diese Methode besonderer Wert gelegt. Die Betonung der Meditation spiegelt sich auch in den Legenden, die sich um den Stamm·vater des Zen-Buddhismus, Bodhidharma, ranken.
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{{glossar:zen}} wurde ebenso wie die meisten anderen Richtungen des japanischen Bud·dhis·mus aus China über·nommen, wo man ihn Chan nennt. Der Begriff selbst be·deutet im Grunde „Meditation“, und zwar genau ge·nommen ''dhyāna''-Meditation, eine Methode, die auf die Er·langung be·sonderer Einsichten Wert legt. Diese Methode wurde und wird von vielen Buddhisten praktiziert, auch schon bevor sich Zen als eigene Richtung etablierte. Im Zen wird aber auf diese Methode be·sonderer Wert gelegt. Die Betonung der Meditation spiegelt sich auch in den Legenden, die sich um den Stamm·vater des Zen-Buddhismus, Bodhidharma, ranken.
  
 
==Die legendäre Gestalt des Bodhidharma==
 
==Die legendäre Gestalt des Bodhidharma==
  
Bodhidharma (jap. Bodaidaruma oder schlicht {{glossar:daruma}}) soll im Jahr 520 von Indien nach China gekommen sein, wo er allein durch sein phy·sisches Er·schei·nungs·bild Aufsehen erregte. Die Ikonographie des Zen zeichnet ihn jedenfalls als stark behaartes, bärtiges Raubein mit her·vor·quel·lenden Augen, der stark an die Dar·stel·lungen von [[Ikonographie:Wächtergötter | Wächtergottheiten]] oder {{glossar:oni}} erinnert. Dieser unheimliche Mönch soll nun neun Jahre lang gegen eine Mauer gewandt im Meditations·sitz ({{glossar:zazen}}) verharrt haben, ohne sich durch Mitmönche, die sich ihm als Schüler andienten, aus der Ruhe bringen zu lassen. Erst {{glossar:huike}}, der erste chinesische Chan-Patriarch, soll seine Auf·merk·sam·keit auf sich gelenkt haben, indem er sich selbst einen Arm abhackte. Bodhidharma wiederum soll sich die Augen·lider ab·ge·schnitten haben, um während der Meditation nicht ein·zu·schlafen. Außer dieser besonderen Neigung zur Meditation ist von Bodhidharma wenig bekannt, doch scheint es gerade seine Rätsel·haftig·keit zu sein, die ihn als Gründer·figur des Chan/Zen attraktiv machte.
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Bodhidharma (jap. Bodaidaruma oder schlicht {{glossar:daruma}}) soll im Jahr 520 von Indien nach China ge·kommen sein, wo er allein durch sein phy·sisches Er·schei·nungs·bild Aufsehen erregte. Die Ikonographie des Zen zeichnet ihn jeden·falls als stark be·haartes, bärtiges Raubein mit her·vor·quel·lenden Augen, der stark an die Dar·stel·lungen von [[Ikonographie:Wächtergötter | Wächtergottheiten]] oder {{glossar:oni}} erinnert. Dieser unheimliche Mönch soll nun neun Jahre lang gegen eine Mauer ge·wandt im Meditations·sitz ({{glossar:zazen}}) ver·harrt haben, ohne sich durch Mitmönche, die sich ihm als Schüler andienten, aus der Ruhe bringen zu lassen. Erst {{glossar:huike}}, der erste chinesische Chan-Patriarch, soll seine Auf·merk·sam·keit auf sich ge·lenkt haben, indem er sich selbst einen Arm abhackte. Bodhidharma wiederum soll sich die Augen·lider ab·ge·schnitten haben, um während der Meditation nicht ein·zu·schlafen. Außer dieser besonderen Neigung zur Meditation ist von Bodhidharma wenig bekannt, doch scheint es gerade seine Rätsel·haftig·keit zu sein, die ihn als Gründer·figur des Chan/Zen attraktiv machte.
  
In Japan weiß die Legende von Bodhidharma außerdem noch zu berichten, dass sich infolge seiner Meditation seine Arme und Beine rück·gebildet hätten. Die japanische Volks·religion hat daraus schließlich die glücks·bringende Daruma-Puppe gemacht, ein Steh·auf·männchen, das nur aus Kopf und Rumpf besteht (s. dazu auch [[Alltag:Glücksbringer | Glücksbringer]]).
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In Japan weiß die Legende von Bodhidharma außerdem noch zu berichten, dass sich in·folge seiner Meditation seine Arme und Beine rück·gebildet hätten. Die japanische Volks·religion hat daraus schließlich die glücks·bringende Daruma-Puppe gemacht, ein Steh·auf·männchen, das nur aus Kopf und Rumpf besteht (s. dazu auch [[Alltag:Glücksbringer | Glücksbringer]]).
  
 
==Chinesische Chan-Patriarchen==
 
==Chinesische Chan-Patriarchen==
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Auf Bodhidharma folgte in China eine Reihe berühmter Patriarchen, die jeder ihren eigenen, individuellen Stil hatten, um ihre Schüler zur Erleuchtung zu führen. Besonders berühmt ist Meister {{glossar:linji}} (jap. Rinzai), der seine Schüler durch Stock·schläge und Schelt·schreie („katsu!“) zur Erleuchtung führte. Die Anekdoten dieser Patriarchen bilden so etwas wie den Kanon der Zen-Sekte. In ihnen offenbart sich ein im Zen funda·mentales Prinzip: Erleuchtung kann nicht durch Studium vermittelt werden, sondern nur durch un·mittel·bare Er·leuch·tungs·erfah·rung (jap. {{glossar:satori}}). Diese Erfahrung steht in voll·kommenen Gegen·satz zum All·tags·be·wusst·sein und über·kommt einen überfalls·artig. Um das All·tags·be·wusst·sein außer Kraft zu setzen, hat der Zen Bud·dhis·mus auch jene paradoxen „Zen-Rätsel“ ({{glossar:kouan}}) entwickelt, in die sich die Schüler während der Meditation vertiefen sollen. Die ''kōan'' mögen spiele·rischen Charakter haben. Zugleich drücken sie aber auch aus, dass die Suche nach der Er·leuch·tung nur dann erfolg·reich ist, wenn sie mit dem Ernst einer Ent·scheidung auf Leben und Tod verbunden ist. Daher auch das häufige Motiv der physischen Gewalt in den Zen-Geschichten. Daher auch ein möglicher Appeal, den Zen für die japanische Kriegerklasse hatte.
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Auf Bodhidharma folgte in China eine Reihe berühmter Patriarchen, die jeder ihren eigenen, individuellen Stil hatten, um ihre Schüler zur Er·leuch·tung zu führen. Besonders be·rühmt ist Meister {{glossar:linji}} (jap. Rinzai), der seine Schüler durch Stock·schläge und Schelt·schreie („katsu!“) zur Erleuchtung führte. Die Anekdoten dieser Patriarchen bilden so etwas wie den Kanon der Zen-Sekte. In ihnen offen·bart sich ein im Zen funda·mentales Prinzip: Er·leuch·tung kann nicht durch Studium ver·mittelt werden, sondern nur durch un·mittel·bare Er·leuch·tungs·erfah·rung (jap. {{glossar:satori}}). Diese Erfahrung steht in voll·kommenen Gegen·satz zum All·tags·be·wusst·sein und über·kommt einen überfalls·artig. Um das All·tags·be·wusst·sein außer Kraft zu setzen, hat der Zen Bud·dhis·mus auch jene paradoxen „Zen-Rätsel“ ({{glossar:kouan}}) entwickelt, in die sich die Schüler während der Meditation ver·tiefen sollen. Die ''kōan'' mögen spiele·rischen Charakter haben. Zugleich drücken sie aber auch aus, dass die Suche nach der Er·leuch·tung nur dann erfolg·reich ist, wenn sie mit dem Ernst einer Ent·scheidung auf Leben und Tod ver·bunden ist. Daher auch das häufige Motiv der physischen Gewalt in den Zen-Geschichten. Daher auch ein möglicher Appeal, den Zen für die japanische Kriegerklasse hatte.
  
Hinsichtlich seiner privilegierten Mittel, zur Erleuchtung zu gelangen, lässt sich Zen als das genaue Gegen·teil des [[Geschichte:Amidismus | Amidismus]] auffassen. Im Mittel·punkt steht die eigene An·stren·gung, das eigene Wollen, das ein absolutes Aus·maß erreichen muss: {{glossar:jiriki}}, nicht {{glossar:tariki}}. Die Be·herr·schung des eigenen Willens, die Selbst·disziplin schiebt sich dabei im Zen gegenüber dem Glauben in den Vorder·grund. Was man glaubt, scheint oft gar nicht mehr von Bedeutung. Vor allem darf man sich durch den Gegen·stand seiner Glaubens·vereh·rung nicht von seinem Weg der Übung ab·bringen lassen. Ein berühmter ''kōan'' sagt sogar: „Wenn du den Buddha triffst, töte den Buddha!“
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Hinsichtlich seiner privilegierten Mittel, zur Erleuchtung zu gelangen, lässt sich Zen als das genaue Gegen·teil des [[Geschichte:Amidismus | Amidismus]] auffassen. Im Mittel·punkt steht die eigene An·stren·gung, das eigene Wollen, das ein absolutes Aus·maß erreichen muss: {{glossar:jiriki}}, nicht {{glossar:tariki}}. Die Be·herr·schung des eigenen Willens, die Selbst·disziplin schiebt sich dabei im Zen gegenüber dem Glauben in den Vor·der·grund. Was man glaubt, scheint oft gar nicht mehr von Be·deu·tung. Vor allem darf man sich durch den Gegen·stand seiner Glaubens·vereh·rung nicht von seinem Weg der Übung ab·bringen lassen. Ein be·rühmter ''kōan'' sagt sogar: „Wenn du den Buddha triffst, töte den Buddha!“
  
 
==Zen in Japan==
 
==Zen in Japan==
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In der {{glossar:kamakura}}-Zeit entwickelten sich zwei Haupt·strö·mungen des japanischen Zen, {{glossar:soutoushuu}} und {{glossar:rinzaishuu}}. Sōtō Zen war ursprünglich die asketischere und strengere Richtung. Ihr Begründer, {{glossar:dougenkigen}} (1200–1253), ist heute der vielleicht bekannteste Vertreter des japanischen Zen überhaupt. Dōgen war jedoch zu seinen Lebzeiten nicht mehr als der Abt eines sek·tie·rerischen Klosters in einer ab·ge·legenen Provinz. Auch unter seinen Nach·folgern blieb Sōtō Zen weit hinter der Bedeutung von Rinzai Zen zurück und verbreitete sich vor allem in ländlichen Gebieten.
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In der {{glossar:kamakura}}-Zeit entwickelten sich zwei Haupt·strö·mungen des japanischen Zen, {{glossar:soutoushuu}} und {{glossar:rinzaishuu}}. Sōtō Zen war ur·sprüng·lich die asketischere und strengere Richtung. Ihr Begründer, {{glossar:dougenkigen}} (1200–1253), ist heute der viel·leicht be·kannteste Ver·treter des japanischen Zen überhaupt. Dōgen war je·doch zu seinen Leb·zeiten nicht mehr als der Abt eines sek·tie·rerischen Klosters in einer ab·ge·legenen Provinz. Auch unter seinen Nach·folgern blieb Sōtō Zen weit hinter der Be·deu·tung von Rinzai Zen zurück und ver·breitete sich vor allem in ländlichen Gebieten.
  
Die Rinzai-Schule erfuhr hingegen eine massive Förde·rung durch das neu gegründete Shogunat in Kamakura. Die historische Rolle des Zen ist daher eng mit der Etablierung einer neuen Herr·schafts·ordnung durch den Krieger·adel in der Kamakura Zeit verknüpft.
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Die Rinzai-Schule erfuhr hingegen eine massive Förde·rung durch das neu ge·gründete Shogunat in Kamakura. Die historische Rolle des Zen ist daher eng mit der Etablierung einer neuen Herr·schafts·ordnung durch den Krieger·adel in der Kamakura Zeit verknüpft.
  
 
===Gozan-Klöster in Kamakura===
 
===Gozan-Klöster in Kamakura===
  
Als buddhistischer Orden wurde Zen in Japan durch {{glossar:myouaneisai}} (oder {{glossar:yousai}}, 1141–1215) begründet, nachdem er selbst in China in den Chan-Orden eingeweiht worden war. Eisai verdankte die rasche Akzeptanz seiner neuen Richtung zum einen der Tatsache, dass man von chinesischen Chan Meistern wusste, aber noch niemand vor ihm in den Besitz einer formalen Weiter·gabe·be·rechtigung gekommen war. Zum anderen kooperierte Eisai eng mit den etablierten japanischen Schulen, vor allem mit der {{glossar:Shingonshuu}}, und bestand nicht auf einer puristischen, kom·pro·miss·losen Linie, wie sie für den Sōtō Zen charakte·ristisch werden sollte (Dōgen kritisiert die gleiche Kom·pro·miss·bereit·schaft bereits bei den Linji-Kollegen in China). Andererseits hatte auch Eisai mit Gegnern, vor allem inner·halb der {{glossar:tendaishuu|Tendai}} Schule zu kämpfen. Das führte dazu, dass er Kyoto verließ und im neu errichteten Shogunat von Kamakura einen wichtigen Gönner fand. Das Shogunat unterstützte Eisai dabei, ein Kloster·system, wie es bereits im chinesischen Chan bestand, zu errichten. Dieses bestand aus fünf Haupt·tempeln und wurde dem·ent·sprechend {{glossar:gozan}} (Fünf Berge) System genannt. Mit der Errichtung dieser Klöster erhielt Eisais Richtung (Rinzai Zen) in Kamakura eine ähnliche Funktion, wie sie Tendai, Shingon und die [[Geschichte:Nara | Nara Schulen]] für den Kaiserhof in Kyoto hatten.
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Als buddhistischer Orden wurde Zen in Japan durch {{glossar:myouaneisai}} (oder {{glossar:yousai}}, 1141–1215) be·gründet, nach·dem er selbst in China in den Chan-Orden ein·ge·weiht worden war. Eisai verdankte die rasche Akzeptanz seiner neuen Richtung zum einen der Tatsache, dass man von chinesischen Chan Meistern wusste, aber noch nie·mand vor ihm in den Besitz einer formalen Weiter·gabe·be·rechtigung ge·kommen war. Zum anderen kooperierte Eisai eng mit den etablierten japanischen Schulen, vor allem mit der {{glossar:Shingonshuu}}, und be·stand nicht auf einer puristischen, kom·pro·miss·losen Linie, wie sie für den Sōtō Zen charakte·ristisch werden sollte (Dōgen kritisiert die gleiche Kom·pro·miss·bereit·schaft bereits bei den Linji-Kollegen in China). Anderer·seits hatte auch Eisai mit Gegnern, vor allem inner·halb der {{glossar:tendaishuu|Tendai}} Schule zu kämpfen. Das führte dazu, dass er Kyoto verließ und im neu er·richteten Shogunat von Kamakura einen wichtigen Gönner fand. Das Shogunat unter·stützte Eisai dabei, ein Kloster·system, wie es bereits im chinesischen Chan bestand, zu er·richten. Dieses bestand aus fünf Haupt·tempeln und wurde dem·ent·sprechend {{glossar:gozan}} (Fünf Berge) System genannt. Mit der Er·richtung dieser Klöster erhielt Eisais Richtung (Rinzai Zen) in Kamakura eine ähnliche Funktion, wie sie Tendai, Shingon und die [[Geschichte:Nara | Nara Schulen]] für den Kaiserhof in Kyoto hatten.
  
Es ist fraglich, ob diese Förderung der neuen bud·dhis·tischen Richtung wirklich aufgrund einer besonderen Affinität zwischen der Strenge des Zen und dem Ethos der Krieger erfolgte, wie häufig behauptet wird. Eher scheint es der historischen Koinzidenz von der Gründung des Kamakura-Shogunats (1185) und der Einführung einer neuen bud·dhis·tischen Lehre zuzu·schreiben, dass die noch nicht vom Hof „besetzte“ Richtung des Zen nun von den Minamoto Shogunen favorisiert wurde.
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Es ist fraglich, ob diese Förderung der neuen bud·dhis·tischen Richtung wirklich aufgrund einer be·sonderen Affinität zwischen der Strenge des Zen und dem Ethos der Krieger erfolgte, wie häufig be·hauptet wird. Eher scheint es der historischen Koinzidenz von der Gründung des Kamakura-Shogunats (1185) und der Ein·führung einer neuen bud·dhis·tischen Lehre zu·zu·schreiben, dass die noch nicht vom Hof „besetzte“ Richtung des Zen nun von den Minamoto Shogunen favorisiert wurde.
  
 
===Zen unter den Ashikaga Shogunen===
 
===Zen unter den Ashikaga Shogunen===
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Das Kamakura Shogunat wurde bekanntlich von der Dynastie der Ashikaga verdrängt, die das politische Zentrum Japans 1336 wieder nach Kyoto verlegte. Damit verlagerte sich auch der Schwer·punkt der ''gozan''-Klöster in die alte Haupt·stadt, wo ein neues Set von „Fünf Bergen“ entstand. Die Regierungs·zeit der Ashikaga Shogune ({{glossar:muromachi}}-Zeit 1333–1573) gilt die Blütezeit der ''gozan''-Kloster·kultur. Tusch·malerei und Tee-Kultur bildeten zusammen mit chinesischer und japanischer Dichtung die wichtigsten Künste, die in den Klöstern gepflegt und mit dem Adel geteilt wurden. Zen-Mönche, die nicht das Privileg hatten, Mit·glieder der „Fünf Berge“ zu sein, waren jedoch von dieser Kultur weit·gehend aus·ge·schlossen und geißelten ihre Mit·brüder, sich ganz in welt·lichen Ver·irrungen verloren zu haben. Für sie war Zen keineswegs gleichbedeutend mit Tee, Kalligraphie und Dichtung.
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Das Kamakura Shogunat wurde bekanntlich von der Dynastie der Ashikaga ver·drängt, die das politische Zentrum Japans 1336 wieder nach Kyoto ver·legte. Damit ver·lagerte sich auch der Schwer·punkt der ''gozan''-Klöster in die alte Haupt·stadt, wo ein neues Set von „Fünf Bergen“ entstand. Die Regierungs·zeit der Ashikaga Shogune ({{glossar:muromachi}}-Zeit 1333–1573) gilt die Blütezeit der ''gozan''-Kloster·kultur. Tusch·malerei und Tee-Kultur bildeten zu·sammen mit chinesischer und japanischer Dichtung die wichtigsten Künste, die in den Klöstern ge·pflegt und mit dem Adel ge·teilt wurden. Zen-Mönche, die nicht das Privileg hatten, Mit·glieder der „Fünf Berge“ zu sein, waren jedoch von dieser Kultur weit·gehend aus·ge·schlossen und geißelten ihre Mit·brüder, sich ganz in welt·lichen Ver·irrungen verloren zu haben. Für sie war Zen keineswegs gleichbedeutend mit Tee, Kalligraphie und Dichtung.
  
In der künstlerisch überhöhten ''gozan'' Kultur zur Zeit der Ashikaga stellte im übrigen China das große Vorbild dar. Da in den ''gozan'' Klöstern die chinesischen Chan-Patriarchen und ihre Texte einen hohen Stellenwert hatten, waren Zen-Mönche die besten „Sinologen“ der damaligen Zeit und vor allem in dieser Funktion waren sie für die Kultur der Elite wichtig. Das führte unter anderem dazu, dass auch nicht-buddhistische Denk·traditionen des Kon·fuzianis·mus und Taoismus gerade in Zen-Klöstern gepflegt wurden. Es ist daher auch kein Wunder, dass die [[Geschichte:Neo-Konfuzianismus | Neo-Konfuzianer]] der frühen {{glossar:edo}}-Zeit (17. Jh.) wie Fujiwara Seika oder Hayashi Razan ausgebildete Zen-Mönche waren. Es ist also notwendig, die Entwicklung des Zen in Japan historisch differenziert zu betrachten und zu bedenken, dass nicht alles, was unter Beteiligung von Zen Mönchen in Japan entstand, zwangsläufig Zen ist.
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In der künstlerisch überhöhten ''gozan'' Kultur zur Zeit der Ashikaga stellte im übrigen China das große Vorbild dar. Da in den ''gozan'' Klöstern die chinesischen Chan-Patriarchen und ihre Texte einen hohen Stellen·wert hatten, waren Zen-Mönche die besten „Sinologen“ der damaligen Zeit und vor allem in dieser Funktion waren sie für die Kultur der Elite wichtig. Das führte unter anderem dazu, dass auch nicht-buddhistische Denk·traditionen des Kon·fuzianis·mus und Taoismus gerade in Zen-Klöstern gepflegt wurden. Es ist daher auch kein Wunder, dass die [[Geschichte:Neo-Konfuzianismus | Neo-Konfuzianer]] der frühen {{glossar:edo}}-Zeit (17. Jh.) wie Fujiwara Seika oder Hayashi Razan ausgebildete Zen-Mönche waren. Es ist also not·wendig, die Ent·wick·lung des Zen in Japan historisch differenziert zu be·trach·ten und zu be·denken, dass nicht alles, was unter Be·teiligung von Zen Mönchen in Japan ent·stand, zwangsläufig Zen ist.
  
 
==Die geschichtliche Rolle des Zen==
 
==Die geschichtliche Rolle des Zen==
  
Es gehört zu den von der japanischen Geschichtstradition selbst geschaffenen Mythen, dass alle sogenannten „Krieger“ (''bushi'', ''samurai'') vom Shōgun bis zum letzten kleinen Vasall Träger einer gemeinsamen Krieger-Kultur waren, die im Kern vom Zen geprägt war. Tatsächlich war aber Krieger nicht gleich Krieger, Samurai nicht gleich Samurai. Zen war vor allem eine Religion der Krieger·elite, die sich zugleich an der Kultur des Hofes orientierte. Ab·kömmlinge des so·ge·nannten „Schwertadels“ (''buke'') und des alten Hofadels (''kuge'') bildeten während der Ashikaga Herr·schaft zusammen die Kultur der Haupt·stadt und ließen sich dabei ge·mein·sam von Zen-Mönchen in exotischen Vergnügen wie dem Tee·trinken beraten. In den Provinzen schlossen sich Krieger und Bauern dagegen zu rebellischen Gruppen zusammen, die als {{glossar:ikkoushuu}} bekannt wurden. Sie stellen die Vorläufer des heute noch weit verbreiteten {{glossar:joudoshinshuu}} Buddhismus dar (s. dazu [[Geschichte:Amidismus | Amidismus]]). Die nieder·rangigen Kämpfer in den Provinzen waren also eher für die Lehren des Reinen Landes ({{glossar:joudo}}) empfänglich. Zwischen ihnen und der ''gozan''-Kultur in Kyoto herrschte wohl eine ähnliche Kluft, wie zwischen Kriegern und Hof·adeligen zur Zeit des ''Genji monogatari''.
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Es gehört zu den von der japanischen Geschichtstradition selbst ge·schaf·fenen Mythen, dass alle so·ge·nannten „Krieger“ (''bushi'', ''samurai'') vom Shōgun bis zum letzten kleinen Vasall Träger einer ge·mein·samen Krieger-Kultur waren, die im Kern vom Zen ge·prägt war. Tat·säch·lich war aber Krieger nicht gleich Krieger, Samurai nicht gleich Samurai. Zen war vor allem eine Religion der Krieger·elite, die sich zu·gleich an der Kultur des Hofes orientierte. Ab·kömmlinge des so·ge·nannten „Schwertadels“ (''buke'') und des alten Hofadels (''kuge'') bildeten während der Ashikaga Herr·schaft zusammen die Kultur der Haupt·stadt und ließen sich dabei ge·mein·sam von Zen-Mönchen in exotischen Ver·gnügen wie dem Tee·trinken beraten. In den Provinzen schlossen sich Krieger und Bauern dagegen zu rebellischen Gruppen zu·sammen, die als {{glossar:ikkoushuu}} bekannt wurden. Sie stellen die Vor·läufer des heute noch weit ver·breiteten {{glossar:joudoshinshuu}} Buddhismus dar (s. dazu [[Geschichte:Amidismus | Amidismus]]). Die nieder·rangigen Kämpfer in den Provinzen waren also eher für die Lehren des Reinen Landes ({{glossar:joudo}}) empfänglich. Zwischen ihnen und der ''gozan''-Kultur in Kyoto herrschte wohl eine ähn·liche Kluft, wie zwischen Kriegern und Hof·adeligen zur Zeit des ''Genji monogatari''.
  
Gab es also überhaupt einen Unterschied zwischen Zen Mönchen und den Angehörigen anderer bud·dhis·tischer Richtungen? Einen guten Einblick gibt hier die Ge·schichten·sammlung {{glossar:Shasekishuu}}, deren Autor, {{glossar:mujuuichien}} (1226–1312), selbst dem Zen nahe stand. Seine Bewunderung für die neue Richtung äußert sich beispielsweise in der Art, wie er über den Tod damals berühmter Zen Meister berichtet. Sie sollen nicht nur jeweils ein Todes·gedicht im chinesischen Stil gedichtet haben, das sie vor ihrem Ableben rezitierten, sie waren auch in der Lage, den Zeit·punkt ihres Todes vor·her·zu·sagen und verschieden dann in auf·rechter Meditations·haltung. Mujū berichtet mit ähnlicher Anerkennung aber auch von Amida Buddhisten, die bis zu ihrem Tod unverwandt das {{glossar:nenbutsu}} rezitierten. Mujū selbst hat sicher sowohl von Zen- als auch von Jōdo-Techniken Gebrauch gemacht. Er zeigt Be·wunde·rung für eine Art von kon·sequenter Strenge im Lebens·stil der Zen-Mönche, die anderen Buddhisten seiner Zeit oft abhanden gekommen war, er verrät aber gleichzeitig, dass sie sehr wohl auch mit den etablierten Schulen ({{glossar:tendaishuu|Tendai}} und {{glossar:shingonshuu|Shingon}}) kooperierten, bzw. deren Praktiken in ihre eigene Liturgie integrierten. In dieser Hinsicht war Zen wahr·schein·lich weniger radikal als einzelne Vertreter des [[Geschichte:Amidismus | Amidismus]] oder des {{glossar:nichirenshuu|Nichiren}} Buddhismus, die funda·men·ta·listische Positionen vertraten und sich nicht in das Paradigma des Pluralismus, das vom Mainstream-Buddhismus vertreten wurde, einordnen ließen.
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Gab es also überhaupt einen Unterschied zwischen Zen Mönchen und den Angehörigen anderer bud·dhis·tischer Richtungen? Einen guten Ein·blick gibt hier die Ge·schichten·sammlung {{glossar:Shasekishuu}}, deren Autor, {{glossar:mujuuichien}} (1226–1312), selbst dem Zen nahe stand. Seine Be·wunderung für die neue Richtung äußert sich bei·spiels·weise in der Art, wie er über den Tod damals berühmter Zen Meister be·richtet. Sie sollen nicht nur jeweils ein Todes·gedicht im chinesischen Stil ge·dichtet haben, das sie vor ihrem Ab·leben rezitierten, sie waren auch in der Lage, den Zeit·punkt ihres Todes vor·her·zu·sagen und ver·schieden dann in auf·rechter Meditations·haltung. Mujū be·richtet mit ähnlicher An·er·kennung aber auch von Amida Buddhisten, die bis zu ihrem Tod un·ver·wandt das {{glossar:nenbutsu}} rezitierten. Mujū selbst hat sicher sowohl von Zen- als auch von Jōdo-Techniken Gebrauch ge·macht. Er zeigt Be·wunde·rung für eine Art von kon·sequenter Strenge im Lebens·stil der Zen-Mönche, die anderen Buddhisten seiner Zeit oft ab·handen ge·kommen war, er ver·rät aber gleich·zeitig, dass sie sehr wohl auch mit den etablierten Schulen ({{glossar:tendaishuu|Tendai}} und {{glossar:shingonshuu|Shingon}}) kooperierten, bzw. deren Praktiken in ihre eigene Liturgie integrierten. In dieser Hinsicht war Zen wahr·schein·lich weniger radikal als einzelne Vertreter des [[Geschichte:Amidismus | Amidismus]] oder des {{glossar:nichirenshuu|Nichiren}} Buddhismus, die funda·men·ta·listische Positionen vertraten und sich nicht in das Paradigma des Pluralismus, das vom Main·stream-Buddhismus vertreten wurde, einordnen ließen.
  
 
===Spätere Entwicklungen===
 
===Spätere Entwicklungen===
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Ein Bild vom Leben der Zen Mönche im späten Mittel·alter gibt der exzentrische Dichter-Mönch {{glossar:ikkyuusoujun}} (1394–1481), der unter anderem für seine erotische Liebes·lyrik bekannt ist. Bei ihm ist zu erkennen, wie die rätsel·hafte Strenge, für die die alten Patriarchen bekannt sind, im Denken der Zen-Mönche immer wieder aufscheint. In der Praxis beweist jedoch Ikkyūs eigener Lebens·wandel, dass von dieser Strenge wohl im allgemeinen nicht viel zu spüren war.
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Ein Bild vom Leben der Zen Mönche im späten Mittel·alter gibt der exzentrische Dichter-Mönch {{glossar:ikkyuusoujun}} (1394–1481), der unter anderem für seine erotische Liebes·lyrik be·kannt ist. Bei ihm ist zu er·kennen, wie die rätsel·hafte Strenge, für die die alten Patriarchen be·kannt sind, im Denken der Zen-Mönche immer wieder auf·scheint. In der Praxis be·weist jedoch Ikkyūs eigener Lebens·wandel, dass von dieser Strenge wohl im allgemeinen nicht viel zu spüren war.
  
In der frühen Edo-Zeit kam es zur Gründung der dritten Haupt·richtung des japanischen Zen, der {{glossar:oubakushuu}}, durch den chinesischen Mönch {{glossar:yinyuanlongqi}} (1592–1673). Die Richtung ist nach einem chinesischen Kloster benannt und gilt als noch eklektizistischer als die beiden anderen Haupt·richtungen, Rinzai-shū und Sōtō-shū.
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In der frühen Edo-Zeit kam es zur Gründung der dritten Haupt·richtung des japanischen Zen, der {{glossar:oubakushuu}}, durch den chinesischen Mönch {{glossar:yinyuanlongqi}} (1592–1673). Die Richtung ist nach einem chinesischen Kloster be·nannt und gilt als noch eklektizistischer als die beiden anderen Haupt·richtungen, Rinzai-shū und Sōtō-shū.
  
Auch innerhalb des Rinzai Zen kam es zu Reformen, u.a. durch {{glossar:hakuinekaku}} (1685–1768), der mit seinen humor·vollen Tusch·zeich·nungen ein eigenes Genre der „Zen-Malerei“ ({{glossar:zenga}}) begründete. Er schuf aber auch eine Reihe von schriftlichen Werken in ähnlich unmittelbar-persönlichem Stil.
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Auch innerhalb des Rinzai Zen kam es zu Reformen, u.a. durch {{glossar:hakuinekaku}} (1685–1768), der mit seinen humor·vollen Tusch·zeich·nungen ein eigenes Genre der „Zen-Malerei“ ({{glossar:zenga}}) be·gründete. Er schuf aber auch eine Reihe von schriftlichen Werken in ähnlich un·mittel·bar-persönlichem Stil.
  
 
==Zen und der Westen==
 
==Zen und der Westen==
  
Zen bietet historisch betrachtet ein sehr wider·sprüch·liches Bild und ist auch als Religion die am schwierigsten zu klas·sifi·zie·rende Strömung des ja·pa·nischen Bud·dhis·mus. Zweifel·los liegt aber gerade darin seine besondere An·ziehungs·kraft im Westen. Zen ist vielleicht ebenso aus dem Taoismus zu erklären, wie aus dem Bud·dhis·mus, und ist daher auch Anhängern anderer Religionen zugänglicher als jene Varianten des ja·pa·nischen Bud·dhis·mus, die stärker an konkrete Bilder und Vor·stel·lungen gebunden sind. Daher finden selbst Christen keine allzu großen Schwierig·keiten, Zen mit Jesus in Einklang zu bringen. Besonders um die Mitte des zwanzigsten Jahr·hunderts hat sich ein Nahe·ver·hältnis zwischen dem Jesuiten·orden und der japanischen Zen Sekte entwickelt, aus dem sich ein Bild des Zen entwickelte, das die Zen Begeisterung der westlichen Welt ent·scheidend prägte. In diese Zeit fiel auch die Ab·fassung von Eugen Herrigels ''[[Grundbegriffe:Stereotype/Zen-Bogenschießen|Zen und die Kunst des Bogenschießens'']] (1948), das bis heute den Mythos vom todes·ver·achtenden Zen-Mönch, bzw. vom Zen-inspirierten Samurai mit beeinflusst. (S. dazu auch [[Grundbegriffe:Stereotype | Stereotype Ansichten über Religion in Japan]].)
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Zen bietet historisch betrachtet ein sehr wider·sprüch·liches Bild und ist auch als Religion die am schwierigsten zu klas·sifi·zie·rende Strömung des ja·pa·nischen Bud·dhis·mus. Zweifel·los liegt aber gerade darin seine be·sondere An·ziehungs·kraft im Westen. Zen ist viel·leicht eben·so aus dem Taoismus zu erklären, wie aus dem Bud·dhis·mus, und ist daher auch Anhängern anderer Religionen zu·gäng·licher als jene Varianten des ja·pa·nischen Bud·dhis·mus, die stärker an konkrete Bilder und Vor·stel·lungen gebunden sind. Daher finden selbst Christen keine allzu großen Schwierig·keiten, Zen mit Jesus in Ein·klang zu bringen. Besonders um die Mitte des zwanzigsten Jahr·hunderts hat sich ein Nahe·ver·hältnis zwischen dem Jesuiten·orden und der japanischen Zen Sekte entwickelt, aus dem sich ein Bild des Zen ent·wickelte, das die Zen Be·geisterung der westlichen Welt ent·scheidend prägte. In diese Zeit fiel auch die Ab·fassung von Eugen Herrigels ''[[Grundbegriffe:Stereotype/Zen-Bogenschießen|Zen und die Kunst des Bogenschießens'']] (1948), das bis heute den Mythos vom todes·ver·achtenden Zen-Mönch, bzw. vom Zen-inspirierten Samurai mit beeinflusst. (S. dazu auch [[Grundbegriffe:Stereotype | Stereotype Ansichten über Religion in Japan]].)
  
 
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{{Literatur:Faure_1993}} <br/> Entmythologisierende Studie des chinesischen und japanischen Zen, bzw. Chan Buddhismus.
 
{{Literatur:Faure_1993}} <br/> Entmythologisierende Studie des chinesischen und japanischen Zen, bzw. Chan Buddhismus.
 
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{{Literatur:Dumoulin_1986}}<br/> Dumoulin gilt auch im englischen Sprachraum als exzellenter Kenner sowohl der japanischen als auch der chinesischen Geschichte des Zen. Seine Sicht ist jedoch nicht ganz unbeeinflusst von seinem Bemühen, Zen und Christentum einander anzunähern. Dumoulin war Jesuitenpater und Missionar.
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{{Literatur:Dumoulin_1986}}<br/> Dumoulin gilt auch im englischen Sprachraum als exzellenter Kenner sowohl der japanischen als auch der chinesischen Geschichte des Zen. Seine Sicht ist jedoch nicht ganz un·be·ein·flusst von seinem Bemühen, Zen und Christentum einander an·zu·nähern. Dumoulin war Jesuitenpater und Missionar.
{{Literatur:Suzuki_1957}}<br/> {{glossar:suzukidaisetsu|Daisetz T. Suzuki}} ist der vielleicht berühmteste Zen-Autor des 20. Jahrhunderts und verantwortlich für viele moderne Mythen, die rund um Zen entstanden sind. Dank seiner populären Schriften sind chinesische Chan-Mönche wie Linzi oder Chan-Klassiker wie das {{glossar:Wumenguan}} im Westen unter der japanischen Aussprache „Rinzai“ und ''„Mumonkan“'' viel besser bekannt.
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{{Literatur:Suzuki_1957}}<br/> {{glossar:suzukidaisetsu|Daisetz T. Suzuki}} ist der vielleicht berühmteste Zen-Autor des 20. Jahr·hunderts und ver·ant·wort·lich für viele moderne Mythen, die rund um Zen ent·standen sind. Dank seiner populären Schriften sind chinesische Chan-Mönche wie Linzi oder Chan-Klassiker wie das {{glossar:Wumenguan}} im Westen unter der japanischen Aussprache „Rinzai“ und ''„Mumonkan“'' viel besser bekannt.
 
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Version vom 27. September 2010, 14:00 Uhr

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Zen Buddhismus

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Zen 禅 (jap.)

chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus

Schulrichtung

Der Begriff „Zen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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wurde ebenso wie die meisten anderen Richtungen des japanischen Bud·dhis·mus aus China über·nommen, wo man ihn Chan nennt. Der Begriff selbst be·deutet im Grunde „Meditation“, und zwar genau ge·nommen dhyāna-Meditation, eine Methode, die auf die Er·langung be·sonderer Einsichten Wert legt. Diese Methode wurde und wird von vielen Buddhisten praktiziert, auch schon bevor sich Zen als eigene Richtung etablierte. Im Zen wird aber auf diese Methode be·sonderer Wert gelegt. Die Betonung der Meditation spiegelt sich auch in den Legenden, die sich um den Stamm·vater des Zen-Buddhismus, Bodhidharma, ranken.

Die legendäre Gestalt des Bodhidharma

Bodhidharma (jap. Bodaidaruma oder schlicht

Daruma 達磨 (jap.)

Spitzname des Mönchs Bodhidharma; Bezeichnung der daruma-Puppe als Glücksbringer

Der Begriff „Daruma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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) soll im Jahr 520 von Indien nach China ge·kommen sein, wo er allein durch sein phy·sisches Er·schei·nungs·bild Aufsehen erregte. Die Ikonographie des Zen zeichnet ihn jeden·falls als stark be·haartes, bärtiges Raubein mit her·vor·quel·lenden Augen, der stark an die Dar·stel·lungen von Wächtergottheiten oder

oni(jap.)

Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister

Geist

Der Begriff „oni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

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erinnert. Dieser unheimliche Mönch soll nun neun Jahre lang gegen eine Mauer ge·wandt im Meditations·sitz (

zazen 座禅 (jap.)

Meditationssitz

Ritus

Der Begriff „zazen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) ver·harrt haben, ohne sich durch Mitmönche, die sich ihm als Schüler andienten, aus der Ruhe bringen zu lassen. Erst

Huike 慧可 (chin.)

487–593; chin. Chan Patriarch; ältere Umschrift: Hui k‘o

Der Begriff „Huike“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Daruma armoffering.jpg

, der erste chinesische Chan-Patriarch, soll seine Auf·merk·sam·keit auf sich ge·lenkt haben, indem er sich selbst einen Arm abhackte. Bodhidharma wiederum soll sich die Augen·lider ab·ge·schnitten haben, um während der Meditation nicht ein·zu·schlafen. Außer dieser besonderen Neigung zur Meditation ist von Bodhidharma wenig bekannt, doch scheint es gerade seine Rätsel·haftig·keit zu sein, die ihn als Gründer·figur des Chan/Zen attraktiv machte.

In Japan weiß die Legende von Bodhidharma außerdem noch zu berichten, dass sich in·folge seiner Meditation seine Arme und Beine rück·gebildet hätten. Die japanische Volks·religion hat daraus schließlich die glücks·bringende Daruma-Puppe gemacht, ein Steh·auf·männchen, das nur aus Kopf und Rumpf besteht (s. dazu auch Glücksbringer).

Chinesische Chan-Patriarchen

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Auf Bodhidharma folgte in China eine Reihe berühmter Patriarchen, die jeder ihren eigenen, individuellen Stil hatten, um ihre Schüler zur Er·leuch·tung zu führen. Besonders be·rühmt ist Meister

Linji 臨濟 (chin.)

?–866; chin. Chan-Patriarch; jap. Rinzai

Der Begriff „Linji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Rinzai.jpg
  • Eisai kenninji.jpg

(jap. Rinzai), der seine Schüler durch Stock·schläge und Schelt·schreie („katsu!“) zur Erleuchtung führte. Die Anekdoten dieser Patriarchen bilden so etwas wie den Kanon der Zen-Sekte. In ihnen offen·bart sich ein im Zen funda·mentales Prinzip: Er·leuch·tung kann nicht durch Studium ver·mittelt werden, sondern nur durch un·mittel·bare Er·leuch·tungs·erfah·rung (jap.

satori 悟り (jap.)

Erleuchtungserfahrung (bes. im Zen Buddhismus)

Konzept

Der Begriff „satori“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

). Diese Erfahrung steht in voll·kommenen Gegen·satz zum All·tags·be·wusst·sein und über·kommt einen überfalls·artig. Um das All·tags·be·wusst·sein außer Kraft zu setzen, hat der Zen Bud·dhis·mus auch jene paradoxen „Zen-Rätsel“ (

kōan 公案 (jap.)

Koan, paradoxes Zen-Rätsel

Ritus

Der Begriff „kōan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) entwickelt, in die sich die Schüler während der Meditation ver·tiefen sollen. Die kōan mögen spiele·rischen Charakter haben. Zugleich drücken sie aber auch aus, dass die Suche nach der Er·leuch·tung nur dann erfolg·reich ist, wenn sie mit dem Ernst einer Ent·scheidung auf Leben und Tod ver·bunden ist. Daher auch das häufige Motiv der physischen Gewalt in den Zen-Geschichten. Daher auch ein möglicher Appeal, den Zen für die japanische Kriegerklasse hatte.

Hinsichtlich seiner privilegierten Mittel, zur Erleuchtung zu gelangen, lässt sich Zen als das genaue Gegen·teil des Amidismus auffassen. Im Mittel·punkt steht die eigene An·stren·gung, das eigene Wollen, das ein absolutes Aus·maß erreichen muss:

jiriki 自力 (jap.)

wtl. eigene Kraft; buddhistisches Konzept

Konzept

Der Begriff „jiriki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, nicht

tariki 他力 (jap.)

andere Kraft (helfende Kraft Amidas)

Konzept

Der Begriff „tariki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

. Die Be·herr·schung des eigenen Willens, die Selbst·disziplin schiebt sich dabei im Zen gegenüber dem Glauben in den Vor·der·grund. Was man glaubt, scheint oft gar nicht mehr von Be·deu·tung. Vor allem darf man sich durch den Gegen·stand seiner Glaubens·vereh·rung nicht von seinem Weg der Übung ab·bringen lassen. Ein be·rühmter kōan sagt sogar: „Wenn du den Buddha triffst, töte den Buddha!“

Zen in Japan

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In der

Kamakura 鎌倉 (jap.)

Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)

Ort, Epoche

Der Begriff „Kamakura“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Kamakura; s.a. Geo-Glossar

-Zeit entwickelten sich zwei Haupt·strö·mungen des japanischen Zen,

Sōtō-shū 曹洞宗 (jap.)

Schule des Zen-Buddhismus

Schulrichtung

Der Begriff „Sōtō-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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und

Rinzai-shū 臨濟宗 (jap.)

Rinzai-Schule des jap. Zen Buddhismus

Schulrichtung

Der Begriff „Rinzai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Eisai kenninji.jpg
  • Drachen kenninji.jpg

. Sōtō Zen war ur·sprüng·lich die asketischere und strengere Richtung. Ihr Begründer,

Dōgen Kigen 道元希玄 (jap.)

1200–1253; Begründer des Sōtō Zen; auch Eihei Dōgen.

Der Begriff „Dōgen Kigen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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(1200–1253), ist heute der viel·leicht be·kannteste Ver·treter des japanischen Zen überhaupt. Dōgen war je·doch zu seinen Leb·zeiten nicht mehr als der Abt eines sek·tie·rerischen Klosters in einer ab·ge·legenen Provinz. Auch unter seinen Nach·folgern blieb Sōtō Zen weit hinter der Be·deu·tung von Rinzai Zen zurück und ver·breitete sich vor allem in ländlichen Gebieten.

Die Rinzai-Schule erfuhr hingegen eine massive Förde·rung durch das neu ge·gründete Shogunat in Kamakura. Die historische Rolle des Zen ist daher eng mit der Etablierung einer neuen Herr·schafts·ordnung durch den Krieger·adel in der Kamakura Zeit verknüpft.

Gozan-Klöster in Kamakura

Als buddhistischer Orden wurde Zen in Japan durch

Myōan Yōsai 明菴榮西 (jap.)

1141–1215; Zen-Möch, Begründer des jap. Rinzai Zen. Auch Eisai.

Der Begriff „Myōan Yōsai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Eisai kenninji.jpg

(oder

Eisai 榮西 (jap.)

s. Myōan Yōsai

Der Begriff „Eisai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

, 1141–1215) be·gründet, nach·dem er selbst in China in den Chan-Orden ein·ge·weiht worden war. Eisai verdankte die rasche Akzeptanz seiner neuen Richtung zum einen der Tatsache, dass man von chinesischen Chan Meistern wusste, aber noch nie·mand vor ihm in den Besitz einer formalen Weiter·gabe·be·rechtigung ge·kommen war. Zum anderen kooperierte Eisai eng mit den etablierten japanischen Schulen, vor allem mit der

Shingon-shū 真言宗 (jap.)

Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan

Schulrichtung

Der Begriff „Shingon-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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, und be·stand nicht auf einer puristischen, kom·pro·miss·losen Linie, wie sie für den Sōtō Zen charakte·ristisch werden sollte (Dōgen kritisiert die gleiche Kom·pro·miss·bereit·schaft bereits bei den Linji-Kollegen in China). Anderer·seits hatte auch Eisai mit Gegnern, vor allem inner·halb der

Tendai-shū 天台宗 (jap.)

Tendai-Schule, chin. Tiantai

Schulrichtung

Der Begriff „Tendai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

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Schule zu kämpfen. Das führte dazu, dass er Kyoto verließ und im neu er·richteten Shogunat von Kamakura einen wichtigen Gönner fand. Das Shogunat unter·stützte Eisai dabei, ein Kloster·system, wie es bereits im chinesischen Chan bestand, zu er·richten. Dieses bestand aus fünf Haupt·tempeln und wurde dem·ent·sprechend

gozan 五山 (jap.)

wtl. „Fünf Berge“; Klosterorganisation des Zen Buddhismus

Schulrichtung

Der Begriff „gozan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

(Fünf Berge) System genannt. Mit der Er·richtung dieser Klöster erhielt Eisais Richtung (Rinzai Zen) in Kamakura eine ähnliche Funktion, wie sie Tendai, Shingon und die  Nara Schulen für den Kaiserhof in Kyoto hatten.

Es ist fraglich, ob diese Förderung der neuen bud·dhis·tischen Richtung wirklich aufgrund einer be·sonderen Affinität zwischen der Strenge des Zen und dem Ethos der Krieger erfolgte, wie häufig be·hauptet wird. Eher scheint es der historischen Koinzidenz von der Gründung des Kamakura-Shogunats (1185) und der Ein·führung einer neuen bud·dhis·tischen Lehre zu·zu·schreiben, dass die noch nicht vom Hof „besetzte“ Richtung des Zen nun von den Minamoto Shogunen favorisiert wurde.

Zen unter den Ashikaga Shogunen

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Das Kamakura Shogunat wurde bekanntlich von der Dynastie der Ashikaga ver·drängt, die das politische Zentrum Japans 1336 wieder nach Kyoto ver·legte. Damit ver·lagerte sich auch der Schwer·punkt der gozan-Klöster in die alte Haupt·stadt, wo ein neues Set von „Fünf Bergen“ entstand. Die Regierungs·zeit der Ashikaga Shogune (

Muromachi 室町 (jap.)

Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)

Ort, Geschichte

Der Begriff „Muromachi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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-Zeit 1333–1573) gilt die Blütezeit der gozan-Kloster·kultur. Tusch·malerei und Tee-Kultur bildeten zu·sammen mit chinesischer und japanischer Dichtung die wichtigsten Künste, die in den Klöstern ge·pflegt und mit dem Adel ge·teilt wurden. Zen-Mönche, die nicht das Privileg hatten, Mit·glieder der „Fünf Berge“ zu sein, waren jedoch von dieser Kultur weit·gehend aus·ge·schlossen und geißelten ihre Mit·brüder, sich ganz in welt·lichen Ver·irrungen verloren zu haben. Für sie war Zen keineswegs gleichbedeutend mit Tee, Kalligraphie und Dichtung.

In der künstlerisch überhöhten gozan Kultur zur Zeit der Ashikaga stellte im übrigen China das große Vorbild dar. Da in den gozan Klöstern die chinesischen Chan-Patriarchen und ihre Texte einen hohen Stellen·wert hatten, waren Zen-Mönche die besten „Sinologen“ der damaligen Zeit und vor allem in dieser Funktion waren sie für die Kultur der Elite wichtig. Das führte unter anderem dazu, dass auch nicht-buddhistische Denk·traditionen des Kon·fuzianis·mus und Taoismus gerade in Zen-Klöstern gepflegt wurden. Es ist daher auch kein Wunder, dass die Neo-Konfuzianer der frühen

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar

-Zeit (17. Jh.) wie Fujiwara Seika oder Hayashi Razan ausgebildete Zen-Mönche waren. Es ist also not·wendig, die Ent·wick·lung des Zen in Japan historisch differenziert zu be·trach·ten und zu be·denken, dass nicht alles, was unter Be·teiligung von Zen Mönchen in Japan ent·stand, zwangsläufig Zen ist.

Die geschichtliche Rolle des Zen

Es gehört zu den von der japanischen Geschichtstradition selbst ge·schaf·fenen Mythen, dass alle so·ge·nannten „Krieger“ (bushi, samurai) vom Shōgun bis zum letzten kleinen Vasall Träger einer ge·mein·samen Krieger-Kultur waren, die im Kern vom Zen ge·prägt war. Tat·säch·lich war aber Krieger nicht gleich Krieger, Samurai nicht gleich Samurai. Zen war vor allem eine Religion der Krieger·elite, die sich zu·gleich an der Kultur des Hofes orientierte. Ab·kömmlinge des so·ge·nannten „Schwertadels“ (buke) und des alten Hofadels (kuge) bildeten während der Ashikaga Herr·schaft zusammen die Kultur der Haupt·stadt und ließen sich dabei ge·mein·sam von Zen-Mönchen in exotischen Ver·gnügen wie dem Tee·trinken beraten. In den Provinzen schlossen sich Krieger und Bauern dagegen zu rebellischen Gruppen zu·sammen, die als

Ikkō-shū 一向宗 (jap.)

Ikkō Sekte, eine Fraktion des Buddhismus vom Reinen Land ( Jōdo-shū)

Schulrichtung

Der Begriff „Ikkō-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

bekannt wurden. Sie stellen die Vor·läufer des heute noch weit ver·breiteten

Jōdo Shinshū 浄土真宗 (jap.)

Shin-Buddhismus, bzw. Jōdo Shin-Buddhismus; wtl. „Wahre Schule des Reinen Landes“

Schulrichtung

Der Begriff „Jōdo Shinshū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Rennyo higashihonganji 1611 knm.jpg
  • Ushiku daibutsu.jpg

Buddhismus dar (s. dazu Amidismus). Die nieder·rangigen Kämpfer in den Provinzen waren also eher für die Lehren des Reinen Landes (

jōdo 浄土 (jap.)

Reines Land, buddhistisches Paradies; auch gokuraku, Sukhavati

Pantheon, Konzept

Der Begriff „jōdo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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) empfänglich. Zwischen ihnen und der gozan-Kultur in Kyoto herrschte wohl eine ähn·liche Kluft, wie zwischen Kriegern und Hof·adeligen zur Zeit des Genji monogatari.

Gab es also überhaupt einen Unterschied zwischen Zen Mönchen und den Angehörigen anderer bud·dhis·tischer Richtungen? Einen guten Ein·blick gibt hier die Ge·schichten·sammlung

Shasekishū 沙石集 (jap.)

Sammlung buddhistischer Erzählungen und Anekdoten, 1283 verfasst von Mujū Ichien

Text

Der Begriff „Shasekishū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, deren Autor,

Mujū Ichien 無住一円 (jap.)

1226–1312; buddh. Mönch und Autor essayistischer und anekdotischer Werke

Der Begriff „Mujū Ichien“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

(1226–1312), selbst dem Zen nahe stand. Seine Be·wunderung für die neue Richtung äußert sich bei·spiels·weise in der Art, wie er über den Tod damals berühmter Zen Meister be·richtet. Sie sollen nicht nur jeweils ein Todes·gedicht im chinesischen Stil ge·dichtet haben, das sie vor ihrem Ab·leben rezitierten, sie waren auch in der Lage, den Zeit·punkt ihres Todes vor·her·zu·sagen und ver·schieden dann in auf·rechter Meditations·haltung. Mujū be·richtet mit ähnlicher An·er·kennung aber auch von Amida Buddhisten, die bis zu ihrem Tod un·ver·wandt das

nenbutsu 念仏 (jap.)

Anrufung des Namens von Buddha Amida, Gebetsformel der Amida-Anhänger

Ritus

Der Begriff „nenbutsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

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  • Kuya kosho.jpg

rezitierten. Mujū selbst hat sicher sowohl von Zen- als auch von Jōdo-Techniken Gebrauch ge·macht. Er zeigt Be·wunde·rung für eine Art von kon·sequenter Strenge im Lebens·stil der Zen-Mönche, die anderen Buddhisten seiner Zeit oft ab·handen ge·kommen war, er ver·rät aber gleich·zeitig, dass sie sehr wohl auch mit den etablierten Schulen (

Tendai-shū 天台宗 (jap.)

Tendai-Schule, chin. Tiantai

Schulrichtung

Der Begriff „Tendai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

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und

Shingon-shū 真言宗 (jap.)

Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan

Schulrichtung

Der Begriff „Shingon-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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  • Saidaiji eisonto.jpg
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) kooperierten, bzw. deren Praktiken in ihre eigene Liturgie integrierten. In dieser Hinsicht war Zen wahr·schein·lich weniger radikal als einzelne Vertreter des Amidismus oder des

Nichiren-shū 日蓮宗 (jap.)

Nichiren Schule; Sammelnamen für den Nichiren Buddhismus, aber auch Namen einer bestimmten Schule innerhalb des heutigen Nichiren Buddhismus; nicht zu verwechseln mit der 1912 gegr. Nichiren Shōshū

Schulrichtung

Der Begriff „Nichiren-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Buddhismus, die funda·men·ta·listische Positionen vertraten und sich nicht in das Paradigma des Pluralismus, das vom Main·stream-Buddhismus vertreten wurde, einordnen ließen.

Spätere Entwicklungen

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Ein Bild vom Leben der Zen Mönche im späten Mittel·alter gibt der exzentrische Dichter-Mönch

Ikkyū Sōjun 一休宗純 (jap.)

1394–1481; Zen-Mönch und Dichter

Der Begriff „Ikkyū Sōjun“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

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(1394–1481), der unter anderem für seine erotische Liebes·lyrik be·kannt ist. Bei ihm ist zu er·kennen, wie die rätsel·hafte Strenge, für die die alten Patriarchen be·kannt sind, im Denken der Zen-Mönche immer wieder auf·scheint. In der Praxis be·weist jedoch Ikkyūs eigener Lebens·wandel, dass von dieser Strenge wohl im allgemeinen nicht viel zu spüren war.

In der frühen Edo-Zeit kam es zur Gründung der dritten Haupt·richtung des japanischen Zen, der

Ōbaku-shū 黄檗宗 (jap.)

Dritte Hauptrichtung des jap. Zen

Schulrichtung

Der Begriff „Ōbaku-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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, durch den chinesischen Mönch

Yinyuan Longqi 隱元隆琦 (chin.)

1592–1673; jap. Ingen Ryūki; Begründer des Ōbaku-Zen

Der Begriff „Yinyuan Longqi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

(1592–1673). Die Richtung ist nach einem chinesischen Kloster be·nannt und gilt als noch eklektizistischer als die beiden anderen Haupt·richtungen, Rinzai-shū und Sōtō-shū.

Auch innerhalb des Rinzai Zen kam es zu Reformen, u.a. durch

Hakuin Ekaku 白隠慧鶴 (jap.)

1685–1768; Zen-Mönch und Reformer der Rinzai-shū; Maler

Der Begriff „Hakuin Ekaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

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  • Daruma hakuin.jpg
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(1685–1768), der mit seinen humor·vollen Tusch·zeich·nungen ein eigenes Genre der „Zen-Malerei“ (

zenga 禅画 (jap.)

Zen-Tuschebild

Bild

Der Begriff „zenga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) be·gründete. Er schuf aber auch eine Reihe von schriftlichen Werken in ähnlich un·mittel·bar-persönlichem Stil.

Zen und der Westen

Zen bietet historisch betrachtet ein sehr wider·sprüch·liches Bild und ist auch als Religion die am schwierigsten zu klas·sifi·zie·rende Strömung des ja·pa·nischen Bud·dhis·mus. Zweifel·los liegt aber gerade darin seine be·sondere An·ziehungs·kraft im Westen. Zen ist viel·leicht eben·so aus dem Taoismus zu erklären, wie aus dem Bud·dhis·mus, und ist daher auch Anhängern anderer Religionen zu·gäng·licher als jene Varianten des ja·pa·nischen Bud·dhis·mus, die stärker an konkrete Bilder und Vor·stel·lungen gebunden sind. Daher finden selbst Christen keine allzu großen Schwierig·keiten, Zen mit Jesus in Ein·klang zu bringen. Besonders um die Mitte des zwanzigsten Jahr·hunderts hat sich ein Nahe·ver·hältnis zwischen dem Jesuiten·orden und der japanischen Zen Sekte entwickelt, aus dem sich ein Bild des Zen ent·wickelte, das die Zen Be·geisterung der westlichen Welt ent·scheidend prägte. In diese Zeit fiel auch die Ab·fassung von Eugen Herrigels Zen und die Kunst des Bogenschießens (1948), das bis heute den Mythos vom todes·ver·achtenden Zen-Mönch, bzw. vom Zen-inspirierten Samurai mit beeinflusst. (S. dazu auch Stereotype Ansichten über Religion in Japan.)