Alltag/Opfergaben/Ema: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 30. Mai 2020, 21:11 Uhr
indulgence boy, flickr, 2006.
Encyclopedia of Shintō, Shintō Museum of Kokugakuin University.
Edo-Zeit, 1712. The Japan Folk Crafts Museum, (Mingeikan), Tokyo, Meguro-ku.
VikingSlav, flickr 2007.
indulgence boy, flickr 2006.
1935. Fowler Museum at UCLA.
Eckhart Derschmidt, 2005 (mit freundlicher Genehmigung).
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Alltag/Opfergaben/Ema.
Ema [ema (jap.) 絵馬 Votivbild; wtl. Bild-Pferd]-Täfelchen werden sowohl in bud·dhis·tischen Tempeln als auch in shin·tō·is·tischen Schreinen verkauft. Eine Seite der Tafeln ist mit einem vorgedruckten Motiv versehen, auf der anderen können die Gläubigen ihre eigenen Wünsche auf·schreiben.
Zumeist gibt es vor Ort auch ein Gestell, um die beschrifteten ema auf·zu·hängen. Einige Tempel und Schreine besitzen noch die tra·di·tio·nellen Hallen für große, oft sehr präch·tigen Vo·tiv·bilder, eine Praxis, die offenbar in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit weit verbreitet war. Ob große Bilder oder kleine Täfelchen — stets waren ema mit kon·kreten Wünschen seitens der Gläubigen verbunden.
Der etwas rätselhafte Begriff ema („Pferde·bild“) leitet sich wahr·schein·lich von der alten Praxis her, Götter mit Pferden und später mit Bildern von Pferden zu beschenken. Nach Auf·fassung einiger Volkskundler spiegelt sich darin die Vor·stel·lung wider, das Pferd als Trans·port·tier par excellence möge die ent·spre·chen·den Wünsche verläss·lich der Gottheit über·bringen. Die heutige Praxis hat aber jedenfalls kaum noch etwas mit Pferden zu tun.
Wunschmotive
Art und Inhalt der Beschriftung von ema variieren ebenso stark wie die Motive, mit denen sie geschmückt sind. Laut dem englischen Re·li·gions·an·thro·po·logen Ian Reader wird heute ein über·pro·por·tio·nal hoher Anteil von ema von Ju·gend·lichen und ins·be·son·dere von Mädchen verfasst. Die häufigsten Wünsche beziehen sich auf schulischen Erfolg (Aufnahme·prüfungen), aber auch Themen wie Liebe und Heirat sind oft zu finden. Ältere Menschen the·ma·tisieren hingegen vor allem Ge·sund·heit und Geld·nöte. Auffallend ist laut Ian Reader, dass tiefer gehende religiöse Themen, etwa genereller Dank oder Lob an die Gottheiten völlig fehlen. Die japanische Re·dens·art „in schweren Zeiten wendet man sich den Göttern zu“ (kurushii toki no kamidanomi [kurushii toki no kamidanomi (jap.) 苦しい時の神頼み „sich in Zeiten der Not an die Götter wenden“; jap. Redensart]), trifft also ganz besonders auf die Praxis der ema-Beschriftung zu. In vielen Fällen ist aber auch der „fun-Faktor“ der modernen ema nicht zu übersehen. In jüngster Zeit haben sich manche Schreine z.B. auf Manga-Fans (otaku [otaku (jap.) 御宅 ugs. für Manga/Anime-Fan; manchmal etwas herablassende Konnotation]) eingestellt und bieten ema mit Manga Motiven an.
Muza-chan, 2009.
Frühes 20. Jh. Fowler Museum at UCLA.
2004. DocPlayer.net.
Lostintokyo, flickr 2005.
Bildquelle: deadhippo.com, 2005 (über Internet Archive).
J-blog, 2009.
Diese un·be·schwert-legere Handhabung der ema ist offenbar ein verhältnis·mäßig junges Phänomen. So erschien in den 30er Jahren des zwanzigsten Jahr·hunderts ein Artikel des Shintō-Spezialisten Daniel Holtom über die ema des Hōzan-ji in Ikoma, einem Tempel zwischen Kyōto und Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō], der der ur·sprüng·lich indischen Gott·heit Shōten (aka. Kankiten) geweiht ist. Die meisten Täfelchen ent·hiel·ten mit großem Ernst ver·fass·te Gelübde von Männern, für eine bestimmte Zeit, ggf. auch für immer, ihren Ehe·frauen treu zu sein. Auch ein paar wenige ent·spre·chende Gelübde von Frauen sind dabei. Schließlich gibt es Gelübde, das Rauchen oder andere sinn·liche Genüsse aufzu·geben. In einer neueren Studie zu diesem Thema zeigt Ian Reader, dass die Abfassung von Gelübden eine an·sonsten eher un·ty·pi·sche Art der ema-Beschriftung ist, im Hōzan-ji aber auch fünfzig Jahre später, in den 80er Jahren des zwan·zig·sten Jahr·hunderts noch vor·herrschte. Aller·dings nimmt das Thema eheliche Treue nur mehr einen geringen Prozent·satz der Gelübde ein.