Geschichte/Nara: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Weniger spekta·kulär, aber womöglich | + | Weniger spekta·kulär, aber womöglich wir·kungs·voller waren die „Provinz·tempel“, als deren Zentrum der Tōdaiji er·richtet worden war. Sie befanden sich im all·ge·meinen nahe der neu eingerichteten Verwaltungs·zentren in den Provinzen und waren auch als Maß·nahme zur Stärkung einer landes·weiten zentra·lis·tischen Ver·waltung im Sinne der {{Glossar:ritsuryou}}-Gesetz·gebung ge·dacht. Noch heute zeugen Orte mit dem Namen Kokubunji davon, dass es sich wohl um be·deutende regionale Zentren ge·handelt haben muss. Aller·dings ver·loren diese offiziellen „Staats·tempel“ in dem Maß an Bedeutung, in dem die zen·trale Ver·waltung ingesamt durch private Länder·eien ({{g|shouen}}) unter·wandert bzw. ersetzt wurde. Im Zuge der {{glossar:heian}}-Zeit wurde außerdem der Tōdaiji vom benach·barten {{glossar:koufukuji}} an Bedeutung über·flügelt und mehr oder weniger ab·sorbiert. Der Kōfuku-ji war aber letztlich nichts anderes als der Ahnen·tempel des mäch·tigsten Adels·ge·schlechts, der {{Glossar:Fujiwara}}. Nach und nach ver·wandelte sich der frühe japanische Bud·dhis·mus somit von einem Instrument der staat·lichen Zentra·lisierung zu einem Ver·bün·deten der alten Klan-Strukturen, die allen äußer·lichen Sini·sierungs·maßnah·men zum Trotz all·mählich wieder die Herr·schaft des Landes be·stimmten. Der Bud·dhis·mus war somit eng mit den Fragen Ver·staat·lichung vs. Privati·sierung ver·bunden, die bereits in den unter·schied·lichen Gesell·schafts·modellen des japanischen Alter·tums eine Rolle spielten. |
==Die Sechs Nara-Schulen== | ==Die Sechs Nara-Schulen== | ||
− | In der Nara-Zeit wurde der Bud·dhis·mus von | + | In der Nara-Zeit wurde der Bud·dhis·mus von Strö·mun·gen do·mi·niert, die man zu·sammen·fassend als die „Sechs Nara-Schulen“ (Hossō, {{g|Kegonshuu|Kegon}}, {{g|Ritsushuu|Ritsu}}, {{g|Sanronshuu|Sanron}}, {{g|Kushashuu|Kusha}}, {{g|Joujitsushuu|Jōjitsu}}) be·zeichnet. Im Unter·schied zu späteren Rich·tungen, ver·standen sich diese Schulen weniger als kon·kurrierende Aus·le·gungen des bud·dhis·tischen {{skt:Dharma}}, denn als kom·plementäre Disziplinen inner·halb eines ge·mein·samen religiös-philo·sophischen Systems. So widmet sich etwa die „Schule der Ordens·regeln“ ({{glossar:risshuu}}) in erster Linie den Mönchs·geboten, bzw. den Regeln des Zu·sammen·lebens im Kloster. Die vielleicht ein·fluss·reichste Richtung war die {{glossar:hossoushuu|Hossō-Schule}}, die auch noch in der Heian-Zeit ein be·stimmender Faktor in der alten Haupt·stadt Nara blieb. Die Sechs Schulen verteilten sich auf sieben Tempel,<!-- |
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{{glossar:toudaiji}}, {{glossar:yakushiji}}, {{glossar:koufukuji}}, {{glossar: houryuuji}}, {{glossar:Saidaiji}}, {{glossar:Gangouji}} und {{glossar:Daianji}}. | {{glossar:toudaiji}}, {{glossar:yakushiji}}, {{glossar:koufukuji}}, {{glossar: houryuuji}}, {{glossar:Saidaiji}}, {{glossar:Gangouji}} und {{glossar:Daianji}}. | ||
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− | die wieder·um die | + | die wieder·um die geis·tigen Zentren des Nara-zeit·lichen Bud·dhis·mus dar·stellten und alle inner·halb oder in der Nähe der Haupt·stadt angesiedelt waren. |
− | ==Der Dōkyō Zwischenfall== | + | ==Der Dōkyō-Zwischenfall== |
− | Auch für die Nach·folger Shōmu Tennōs, | + | Auch für die Nach·folger Shōmu Tennōs, ins·beson·dere für seine Tochter, Prinzessin Abe (718–770), die ihm als {{glossar:koukentennou}} nach·folgte, war die För·de·rung des Bud·dhis·mus ein zentrales Anliegen. Unter ihrer Herr·schaft ge·riet das Ver·hältnis zwischen Hof und bud·dhis·tischem Klerus jedoch in eine Krise, die von einem allzu ehr·geizigen Mönch, {{glossar:doukyou}}, ausgelöst wurde. Dōkyō betrat die politische Bühne des Landes im Jahr 761. Kōken hatte kurz zuvor ihr Amt ab·ge·geben, um sich in ein bud·dhis·tisches Kloster zurück·zu·ziehen und wurde dort von einer schweren Krank·heit geplagt. Dōkyō gelang es „mit magischen Riten“ die Ex-Kaiserin von ihrer Krank·heit zu heilen und offen·bar auch zu er·mutigen, neuer·lich die Geschicke des Landes selbst in die Hand zu nehmen. Es be·durfte dazu aller·dings hand·fester dynastischer Kämpfe mit ihrem Onkel mütter·licher·seits, {{g|fujiwaranonakamaro}}, die Kōken 764 zu ihren Gunsten ent·schied, worauf sie unter dem Namen Shōtoku (r. 764–770) neuerlich das Amt des Tennō übernahm. |
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− | Ein erstes An·zeichen für die teilweise bizarre För·derung des Bud·dhis·mus unter der Kaiserin wurde be·reits kurz nach ihrer zweiten Macht·er·greifung deut·lich. Zur Feier ihres militä·rischen Sieges ordnete sie die Her·stellung von einer Million winziger {{skt:stupa|Stupas}} ({{glossar:hyakumantou}}) an und ließ sie in den Klöstern des Landes ver·teilen. Offen·bar meinte sie, ihre Macht·über·nahme dem Bei·stand Buddhas zu ver·danken und wollte sich auf diese Weise er·kennt·lich zeigen. In der Folge übertrug sie Dōkyō das höchste Minister·amt und er·nannte ihn schließ·lich sogar zum Dharma·könig ({{g|houou2}}), ein Titel, der höchste religiöse, aber auch weltliche Macht | + | Ein erstes An·zeichen für die teilweise bizarre För·derung des Bud·dhis·mus unter der Kaiserin wurde be·reits kurz nach ihrer zweiten Macht·er·greifung deut·lich. Zur Feier ihres militä·rischen Sieges ordnete sie die Her·stellung von einer Million winziger {{skt:stupa|Stupas}} ({{glossar:hyakumantou}}) an und ließ sie in den Klöstern des Landes ver·teilen. Offen·bar meinte sie, ihre Macht·über·nahme dem Bei·stand Buddhas zu ver·danken und wollte sich auf diese Weise er·kennt·lich zeigen. In der Folge übertrug sie Dōkyō das höchste Minister·amt und er·nannte ihn schließ·lich sogar zum Dharma·könig ({{g|houou2}}), ein Titel, der höchste religiöse, aber auch weltliche Macht im·pli·zierte. Dōkyō selbst wollte offen·sichtlich nichts anderes als selbst das Amt des Tennō anzutreten. Damit ent·stand erst·mals in der ja·pa·nischen Geschichte die Aus·sicht, dass dem genea·logischen Prinzip der Tennō-Erb·folge ein Ende gesetzt und Japan von einer Art bud·dhis·tischer Theo·kratie regiert werden könnte. |
− | Dōkyō gelang es sogar, seine Pläne durch ein Orakel der ein·heimi·schen Gottheit {{glossar:Hachiman}} im weit ent·fernten {{glossar:Usahachimanguu|Usa Schrein}} in Kyūshū zu legitimieren. Doch offen·bar gab es Zweifel an der Echtheit dieser Offen·barung, sodass die Kaiserin beschloss, einen Boten zu Hachimans Schrein zu schicken, damit er die Sache bestätige. Dieser Bote, {{glossar:wakenokiyomaro}}, kehrte jedoch mit einem ab·schlägigen Orakel·spruch zurück, der besagte, dass nur Mitglieder der kaiser·lichen Familie An·recht auf den Thron hätten. Dies führte nach allgemeinem Dafür·halten zum Scheitern von Dōkyōs Plänen. Als die Kaiserin kurze Zeit später starb, kam es zum Regime·wechsel und Dōkyō endete in der Ver·bannung. Auch Kiyomaro erntete für seine Botschaft zunächst grausame | + | Dōkyō gelang es sogar, seine Pläne durch ein Orakel der ein·heimi·schen Gottheit {{glossar:Hachiman}} im weit ent·fernten {{glossar:Usahachimanguu|Usa Schrein}} in Kyūshū zu legitimieren. Doch offen·bar gab es Zweifel an der Echtheit dieser Offen·barung, sodass die Kaiserin beschloss, einen Boten zu Hachimans Schrein zu schicken, damit er die Sache bestätige. Dieser Bote, {{glossar:wakenokiyomaro}}, kehrte jedoch mit einem ab·schlägigen Orakel·spruch zurück, der besagte, dass nur Mitglieder der kaiser·lichen Familie An·recht auf den Thron hätten. Dies führte nach allgemeinem Dafür·halten zum Scheitern von Dōkyōs Plänen. Als die Kaiserin kurze Zeit später starb, kam es zum Regime·wechsel und Dōkyō endete in der Ver·bannung. Auch Kiyomaro erntete für seine Botschaft zunächst grausame Be·stra·fung, wurde aber nach Dōkyōs Fall rehabilitiert, machte unter dem späteren Kanmu Tennō Karriere und erlangte für seine mutige Tat historischen Ruhm. In der Meiji-Zeit wurde er als National·held und Verteidiger des Tennōtums sogar auf Geldscheinen verewigt. |
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==Anti-buddhistische Reflexe== | ==Anti-buddhistische Reflexe== | ||
− | Nach·folgende Kaiser waren nun bestrebt, die Ver·flechtungen von Bud·dhis·mus und Staat zu lockern. So soll die Ver·legung der Haupt·stadt unter {{glossar:kanmutennou}} (zu·nächst 784 nach Nagaoka, dann 794 nach Heian [= Kyōto]) aus dem Bedürfnis ent·standen sein, dem Einfluss der Nara-Klöster zu ent·kommen. Manche Religions·historiker meinen zu·dem, dass die Existenz von gegen den Bud·dhis·mus gerichteten Tabu-Be·stim·mungen inner·halb des {{glossar:isejinguu|Ise Schreins}} und in vielen Be·reichen des | + | Nach·folgende Kaiser waren nun bestrebt, die Ver·flechtungen von Bud·dhis·mus und Staat zu lockern. So soll die Ver·legung der Haupt·stadt unter {{glossar:kanmutennou}} (zu·nächst 784 nach Nagaoka, dann 794 nach Heian [= Kyōto]) aus dem Bedürfnis ent·standen sein, dem Einfluss der Nara-Klöster zu ent·kommen. Manche Religions·historiker meinen zu·dem, dass die Existenz von gegen den Bud·dhis·mus gerichteten Tabu-Be·stim·mungen inner·halb des {{glossar:isejinguu|Ise Schreins}} und in vielen Be·reichen des hö·fischen Ritual·wesens direkt mit der Dōkyō-Affäre in Ver·bindung steht. Diese Affäre könnte somit Anlass für ein be·wusst nicht-bud·dhis·tisches höfisches Ritual·wesen und damit der Beginn einer Art „shintō·istischen Bewusstseins“ inner·halb der Hof·aristo·kratie ge·wesen sein. Aller·dings tritt dieser „höfische Shintō“ nach außen hin nicht als kon·kur·rie·rendes religiöses System gegen den Bud·dhis·mus auf und ist weder unter der Be·zeich·nung „{{g|Shintou}}“ noch unter einem anderen Namen als eigen·ständige Religion fass·bar. Mehr dazu auf der nächsten Seite. |
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Version vom 17. September 2015, 18:29 Uhr
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Seine erste große Blüte erlebte der Bud·dhis·mus im achten Jahr·hundert, als Japan von
Der Begriff „Nara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
(damals Heijō-kyō [Heijō-kyō (jap.) 平城京 urspr. Name der Stadt Nara; wtl. Stadt der Friedensburg]) aus regiert wurde. Die För·de·rung des Bud·dhis·mus wurde vor allem durch
701–56; 45. japanischer Kaiser; (r. 724–49); Förderer des Buddhismus
Der Begriff „Shōmu Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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voran·ge·trieben, der zu·sammen mit seinen Vor·gängern Tenji [Tenji Tennō (jap.) 天智天皇 626–672; 38. Kaiser Japans; (r. 661–672); Eigenname: Naka-no-Ōe] und
631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)
Der Begriff „Tenmu Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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zu den ener·gischsten Kaisern zählt, die Japan je besaß. Seine Regierung war zu·nächst von Hungers·nöten und Rivali·täten inner·halb des Hof·adels ge·kenn·zeichnet, die Shōmu durch die Ver·legung seiner Resi·denz in den Griff zu bekommen ver·suchte: Zwischen 741 und 744 siedelte er dreimal um, bis er schließlich 745 end·gültig nach Nara zurück·kehrte. Während dieser Zeit setzte er auch religions·poli·tische Maß·nahmen, die rück·blickend gesehen kon·sequenter und plan·mäßiger wirken als seine Haupt·stadt·politik.
Staats-buddhistische Reformen
741 erging ein kaiser·licher Erlass, der die Er·richtung eines landes·weiten Netzes von „Provinz·tempeln“ (
Provinztempel, Provinzialhaupttempel; in der Nara-Zeit Teil eines landesweiten Tempel-Netzwerks
Der Begriff „kokubunji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) befahl.1 Als Zentrum dieser Provinz·tempel sollte ein neuer Tempel von un·ge·heuren Aus·maßen, der Große Tempel des Ostens (
Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel
Der Begriff „Tōdaiji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
) in Nara er·richtet werden. Das ganze System sollte offen·bar ein Gegen·ge·wicht zu den Familien-Tempeln (
Klan- oder Familientempel
Der Begriff „ujidera“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) der ver·schie·denen Adels·häuser bilden und den Bud·dhis·mus stärker in den Dienst der öffent·lichen Ver·wal·tung einbinden.
Die Er·rich·tung des Tōdaiji und seines Großen Buddhas (daibutsu [daibutsu (jap.) 大仏 wtl. „Großer Buddha“; monumentale Buddha-Statue]) im Jahr 752 waren der sicht·bare Ausdruck von Shōmus am·bitio·nierter Reli·gions·politik. Besonders die Her·stellung der damals wie heute welt·weit größten Bronze·statue war ein Ereignis, das weit über die Landes·grenzen hi·naus Be·deutung er·langte. Die ge·samte bud·dhis·tische Welt schickte Ab·gesandte zur „Augen·öffnungs·zere·monie“ des Großen
Der Begriff „Buddha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, die Ein·weihung wurde von einem indischen Mönch vor·ge·nommen. Aller·dings trieben die Her·stellungs·kosten von Statue und Tempel den antiken Staat an den Rand des Ruins und waren nur dank groß an·gelegter Spen·den·kampagnen zu be·wältigen. Dass der Bud·dhis·mus in Japan gerade damals zu der·artigen Leis·tungen fähig war, ist zweifel·los ein Zeichen für die be·sonderen Hoffnungen, die sich Staat und Gesell·schaft von der fremd·ländischen Religion mach·ten.
Weniger spekta·kulär, aber womöglich wir·kungs·voller waren die „Provinz·tempel“, als deren Zentrum der Tōdaiji er·richtet worden war. Sie befanden sich im all·ge·meinen nahe der neu eingerichteten Verwaltungs·zentren in den Provinzen und waren auch als Maß·nahme zur Stärkung einer landes·weiten zentra·lis·tischen Ver·waltung im Sinne der
wtl. Strafen und Verordnungen; Gesetzessammlung des Altertums nach dem Vorbild der chin. Tang-Dynastie
Der Begriff „ritsuryō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
-Gesetz·gebung ge·dacht. Noch heute zeugen Orte mit dem Namen Kokubunji davon, dass es sich wohl um be·deutende regionale Zentren ge·handelt haben muss. Aller·dings ver·loren diese offiziellen „Staats·tempel“ in dem Maß an Bedeutung, in dem die zen·trale Ver·waltung ingesamt durch private Länder·eien (shōen [shōen (jap.) 荘園/庄園 Lehen, feudale Landbesitzung]) unter·wandert bzw. ersetzt wurde. Im Zuge der
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
-Zeit wurde außerdem der Tōdaiji vom benach·barten
Der Begriff „Kōfuku-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
an Bedeutung über·flügelt und mehr oder weniger ab·sorbiert. Der Kōfuku-ji war aber letztlich nichts anderes als der Ahnen·tempel des mäch·tigsten Adels·ge·schlechts, der
mächtigste Adelsfamilie im jap. Altertum
Der Begriff „Fujiwara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Nach und nach ver·wandelte sich der frühe japanische Bud·dhis·mus somit von einem Instrument der staat·lichen Zentra·lisierung zu einem Ver·bün·deten der alten Klan-Strukturen, die allen äußer·lichen Sini·sierungs·maßnah·men zum Trotz all·mählich wieder die Herr·schaft des Landes be·stimmten. Der Bud·dhis·mus war somit eng mit den Fragen Ver·staat·lichung vs. Privati·sierung ver·bunden, die bereits in den unter·schied·lichen Gesell·schafts·modellen des japanischen Alter·tums eine Rolle spielten.
Die Sechs Nara-Schulen
In der Nara-Zeit wurde der Bud·dhis·mus von Strö·mun·gen do·mi·niert, die man zu·sammen·fassend als die „Sechs Nara-Schulen“ (Hossō, Kegon [Kegon-shū (jap.) 華厳宗 Schulrichtung des frühen jap. Buddhismus, eine der Sechs Nara-Schulen], Ritsu [Risshū (jap.) 律宗 „Schule der Ordensregeln“ (skt. Vinaya); Schulrichtung des frühen jap. Buddhismus, eine der Sechs Nara-Schulen;], Sanron [Sanron-shū (jap.) 三論宗 Schulrichtung des frühen jap. Buddhismus, eine der Sechs Nara-Schulen], Kusha [Kusha-shū (jap.) 倶舎宗 Schulrichtung des frühen jap. Buddhismus, eine der Sechs Nara-Schulen], Jōjitsu [Jōjitsu-shū (jap.) 成實宗 Schulrichtung des frühen jap. Buddhismus, eine der Sechs Nara-Schulen]) be·zeichnet. Im Unter·schied zu späteren Rich·tungen, ver·standen sich diese Schulen weniger als kon·kurrierende Aus·le·gungen des bud·dhis·tischen
Der Begriff „Dharma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, denn als kom·plementäre Disziplinen inner·halb eines ge·mein·samen religiös-philo·sophischen Systems. So widmet sich etwa die „Schule der Ordens·regeln“ (
„Schule der Ordensregeln“ (skt. Vinaya); Schulrichtung des frühen jap. Buddhismus, eine der Sechs Nara-Schulen;
Der Begriff „Risshū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) in erster Linie den Mönchs·geboten, bzw. den Regeln des Zu·sammen·lebens im Kloster. Die vielleicht ein·fluss·reichste Richtung war die
Schulrichtung des frühen jap. Buddhismus, eine der Sechs Nara-Schulen
Der Begriff „Hossō-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
, die auch noch in der Heian-Zeit ein be·stimmender Faktor in der alten Haupt·stadt Nara blieb. Die Sechs Schulen verteilten sich auf sieben Tempel,2 die wieder·um die geis·tigen Zentren des Nara-zeit·lichen Bud·dhis·mus dar·stellten und alle inner·halb oder in der Nähe der Haupt·stadt angesiedelt waren.
Der Dōkyō-Zwischenfall
Auch für die Nach·folger Shōmu Tennōs, ins·beson·dere für seine Tochter, Prinzessin Abe (718–770), die ihm als
718–770; japanische Kaiserin; r. 749–758 und 764–770 unter dem Namen Shōtoku 称徳
Der Begriff „Kōken Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
nach·folgte, war die För·de·rung des Bud·dhis·mus ein zentrales Anliegen. Unter ihrer Herr·schaft ge·riet das Ver·hältnis zwischen Hof und bud·dhis·tischem Klerus jedoch in eine Krise, die von einem allzu ehr·geizigen Mönch,
700?–772; Nara-zeitl. Mönch; buddhistischer Staatsmann
Der Begriff „Dōkyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
, ausgelöst wurde. Dōkyō betrat die politische Bühne des Landes im Jahr 761. Kōken hatte kurz zuvor ihr Amt ab·ge·geben, um sich in ein bud·dhis·tisches Kloster zurück·zu·ziehen und wurde dort von einer schweren Krank·heit geplagt. Dōkyō gelang es „mit magischen Riten“ die Ex-Kaiserin von ihrer Krank·heit zu heilen und offen·bar auch zu er·mutigen, neuer·lich die Geschicke des Landes selbst in die Hand zu nehmen. Es be·durfte dazu aller·dings hand·fester dynastischer Kämpfe mit ihrem Onkel mütter·licher·seits, Fujiwara no Nakamaro [Fujiwara no Nakamaro (jap.) 藤原仲麻呂 706–764; Staatsmann, Kanzler in der Nara-Zeit; Eigenname Emi no Oshikatsu], die Kōken 764 zu ihren Gunsten ent·schied, worauf sie unter dem Namen Shōtoku (r. 764–770) neuerlich das Amt des Tennō übernahm. Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Nara.
Ein erstes An·zeichen für die teilweise bizarre För·derung des Bud·dhis·mus unter der Kaiserin wurde be·reits kurz nach ihrer zweiten Macht·er·greifung deut·lich. Zur Feier ihres militä·rischen Sieges ordnete sie die Her·stellung von einer Million winziger
„Hügel“, Grabmonument (jap. tō 塔 oder sotoba 卒塔婆)
Der Begriff „stupa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(
Miniatur-Stupas, wtl. Millionen-Stupas
Der Begriff „hyakuman tō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) an und ließ sie in den Klöstern des Landes ver·teilen. Offen·bar meinte sie, ihre Macht·über·nahme dem Bei·stand Buddhas zu ver·danken und wollte sich auf diese Weise er·kennt·lich zeigen. In der Folge übertrug sie Dōkyō das höchste Minister·amt und er·nannte ihn schließ·lich sogar zum Dharma·könig (hōō [hōō (jap.) 法王 „Dharma-König“; urspr. Titel für einen Buddha, speziell Gautama-Buddha]), ein Titel, der höchste religiöse, aber auch weltliche Macht im·pli·zierte. Dōkyō selbst wollte offen·sichtlich nichts anderes als selbst das Amt des Tennō anzutreten. Damit ent·stand erst·mals in der ja·pa·nischen Geschichte die Aus·sicht, dass dem genea·logischen Prinzip der Tennō-Erb·folge ein Ende gesetzt und Japan von einer Art bud·dhis·tischer Theo·kratie regiert werden könnte.
Dōkyō gelang es sogar, seine Pläne durch ein Orakel der ein·heimi·schen Gottheit
Shintō-Gottheit, Ahnengottheit des Tennō und des Kriegeradels; auch „Yawata“ ausgesprochen
Der Begriff „Hachiman“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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im weit ent·fernten
Usa Hachiman Schrein (Usa, Kyūshū)
Der Begriff „Usa Hachiman-gū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
in Kyūshū zu legitimieren. Doch offen·bar gab es Zweifel an der Echtheit dieser Offen·barung, sodass die Kaiserin beschloss, einen Boten zu Hachimans Schrein zu schicken, damit er die Sache bestätige. Dieser Bote,
Nara-zeitlicher Hofbeamter und Staatsmann, 733–799
Der Begriff „Wake no Kiyomaro“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, kehrte jedoch mit einem ab·schlägigen Orakel·spruch zurück, der besagte, dass nur Mitglieder der kaiser·lichen Familie An·recht auf den Thron hätten. Dies führte nach allgemeinem Dafür·halten zum Scheitern von Dōkyōs Plänen. Als die Kaiserin kurze Zeit später starb, kam es zum Regime·wechsel und Dōkyō endete in der Ver·bannung. Auch Kiyomaro erntete für seine Botschaft zunächst grausame Be·stra·fung, wurde aber nach Dōkyōs Fall rehabilitiert, machte unter dem späteren Kanmu Tennō Karriere und erlangte für seine mutige Tat historischen Ruhm. In der Meiji-Zeit wurde er als National·held und Verteidiger des Tennōtums sogar auf Geldscheinen verewigt.
Werk von Edoardo Chiossone (1833–1898). Meiji-Zeit, 1901. Setagaya Stamp/Coin.
Anti-buddhistische Reflexe
Nach·folgende Kaiser waren nun bestrebt, die Ver·flechtungen von Bud·dhis·mus und Staat zu lockern. So soll die Ver·legung der Haupt·stadt unter
737–806; 50. japanischer Tennō; (r. 781–806); verantwortlich für Verlegung der Hauptstadt nach Heian (Kyōto)
Der Begriff „Kanmu Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(zu·nächst 784 nach Nagaoka, dann 794 nach Heian [= Kyōto]) aus dem Bedürfnis ent·standen sein, dem Einfluss der Nara-Klöster zu ent·kommen. Manche Religions·historiker meinen zu·dem, dass die Existenz von gegen den Bud·dhis·mus gerichteten Tabu-Be·stim·mungen inner·halb des
kaiserlicher Ahnenschrein (wtl. Götterpalast) von Ise, Präfektur Mie, bestehend aus den Anlagen Gekū und Naikū
Der Begriff „Ise Jingū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
Geographische Lage
und in vielen Be·reichen des hö·fischen Ritual·wesens direkt mit der Dōkyō-Affäre in Ver·bindung steht. Diese Affäre könnte somit Anlass für ein be·wusst nicht-bud·dhis·tisches höfisches Ritual·wesen und damit der Beginn einer Art „shintō·istischen Bewusstseins“ inner·halb der Hof·aristo·kratie ge·wesen sein. Aller·dings tritt dieser „höfische Shintō“ nach außen hin nicht als kon·kur·rie·rendes religiöses System gegen den Bud·dhis·mus auf und ist weder unter der Be·zeich·nung „Shintō [Shintō (jap.) 神道 Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami]“ noch unter einem anderen Namen als eigen·ständige Religion fass·bar. Mehr dazu auf der nächsten Seite.
Verweise
Fußnoten
- ↑ Offi·ziell trugen die Provinzial·tempel für Mönche fol·gen·de Bezeich·nung: „Tempel für den Schutz des Staates durch die Vier Himmels·könige des Gold·glanz [Sutra]s“ (Konkōmyō shitennō gokoku no tera 金光明四天王護国之寺). Provinzialtempel für Nonnen hießen „Tempel des Lotos [Sutras], das das Böse besiegt“ (Hokke metsuzai no tera 法華滅罪之寺)
- ↑
,Tōdaiji 東大寺 (jap.)
Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel
Tempel • •Der Begriff „Tōdaiji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
Geographische Lage
Geographische Lage von Tōdaiji; s.a. Geo-Glossar,Yakushi-ji 薬師寺 (jap.)Tempel des Yakushi Nyorai in Nara
Tempel • •Der Begriff „Yakushi-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
Geographische Lage
Geographische Lage von Yakushi-ji; s.a. Geo-Glossar,Tempel • •Der Begriff „Kōfuku-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
Geographische Lage
Geographische Lage von Kōfuku-ji; s.a. Geo-Glossar,Hōryū-ji 法隆寺 (jap.)Tempel in Ikaruga bei Nara, gegr. 607; wtl. „Tempel des prosperierenden [Buddha]-Gesetzes“
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Geographische Lage
Geographische Lage von Hōryū-ji; s.a. Geo-Glossar,Saidai-ji 西大寺 (jap.)Buddhistischer Tempel in Nara, err. 765, Haupttempel der Shingon Risshū Schule
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Geographische Lage
Geographische Lage von Saidai-ji; s.a. Geo-GlossarundGangō-ji 元興寺 (jap.)Nachfolgetempel des Hōkō-ji (Asuka-dera), des ältesten japanischen Tempels (gegr. 593). Der Tempel wurde unter dem Namen Gangō-ji 718 nach Nara verlegt.
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Geographische Lage
Geographische Lage von Gangō-ji; s.a. Geo-GlossarDaian-ji 大安寺 (jap.)einer der Sieben Große Tempel von Nara, err. 729, geht auf ältere Vorgänger zurück
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Geographische Lage
Geographische Lage von Daian-ji; s.a. Geo-Glossar.
Literatur
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- ^ Daibutsu nara.jpg
- ^ Dass es sich hier um den Tennō-treuen Wake no Kiyomaro handelt, lässt sich nur anhand des Schreins auf der linken Bildhälfte verifizieren. Es handelt sich um den Goō Jinja in Kyōto, der durch zwei Wildschweinfiguren charakterisiert ist. Diese sind vor dem Schrein undeutlich zu erkennen. Der Legende nach retteten sie Kiyomaro das Leben, als er von den Schergen seines Erzfeindes Dōkyō verfolgt wurde. Kiyomaros Portrait war ab 1890 auf Geldscheinen zu finden. Die Vorlage stammt vom Italiener Edoardo Chiossone, der die meisten Geldscheine der Meiji-Zeit entwarf. Chiossone soll sich für dieses Portrait den Meiji-Oligarchen Kido Takayoshi (1833–1877) zum Vorbild genommen haben.
Werk von Edoardo Chiossone (1833–1898). Meiji-Zeit, 1901. Setagaya Stamp/Coin.
Glossar
- Fujiwara no Nakamaro 藤原仲麻呂 ^ 706–764; Staatsmann, Kanzler in der Nara-Zeit; Eigenname Emi no Oshikatsu
- Gangō-ji 元興寺 ^ Nachfolgetempel des Hōkō-ji (Asuka-dera), des ältesten japanischen Tempels (gegr. 593). Der Tempel wurde unter dem Namen Gangō-ji 718 nach Nara verlegt.
- hyakuman tō 百万塔 ^ Miniatur-Stupas, wtl. Millionen-Stupas
- Jōjitsu-shū 成實宗 ^ Schulrichtung des frühen jap. Buddhismus, eine der Sechs Nara-Schulen
- Kanmu Tennō 桓武天皇 ^ 737–806; 50. japanischer Tennō; (r. 781–806); verantwortlich für Verlegung der Hauptstadt nach Heian (Kyōto)
- Kōken Tennō 孝謙天皇 ^ 718–770; japanische Kaiserin; r. 749–758 und 764–770 unter dem Namen Shōtoku 称徳
- Sanron-shū 三論宗 ^ Schulrichtung des frühen jap. Buddhismus, eine der Sechs Nara-Schulen
- Shōmu Tennō 聖武天皇 ^ 701–56; 45. japanischer Kaiser; (r. 724–49); Förderer des Buddhismus
- Tenji Tennō 天智天皇 ^ 626–672; 38. Kaiser Japans; (r. 661–672); Eigenname: Naka-no-Ōe
- Tenmu Tennō 天武天皇 ^ 631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)
- Usa Hachiman-gū 宇佐八幡宮 ^ Usa Hachiman Schrein (Usa, Kyūshū)
- Wake no Kiyomaro 和気清麻呂 ^ Nara-zeitlicher Hofbeamter und Staatsmann, 733–799