Mythen/Geister: Unterschied zwischen den Versionen
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Gemäß einer in Japan alteingesessenen Vorstellung kann jeder Tote, auch wenn er ein makelloses Leben geführt hat, zum Gespenst werden, wenn er nicht ordentlich bestattet wird, oder anders ausgedrückt, wenn ihm der [[Mythen:Jenseits| Weg ins Jenseits]] versperrt ist, weil sich niemand seines Leichnams annimmt. Dieser Weg ist in jedem Fall eine beschwer·liche Reise. Und immer, wenn etwas auf dieser Reise schief geht, kann es sein, dass der Geist des Verstorbenen seine Hinter·blie·benen in Träumen oder in realen Erschei·nungen heim·sucht. In der Edo-Zeit etablierte sich die heute noch geläufige Gestalt dieser ''yūrei'', die bemer·kens·werte Ähn·lich·keiten mit euro·päi·schen Gespens·tern aufweist: Mit weißem Toten·gewand ({{glossar:shinishouzoku}}, zu dem auch eine dreieckige Stirnkappe — ''hitaikakushi'' — gehört) und langen aufge·lösten Haaren schweben die ''yūrei'' nebel·haft über dem Boden. Ihre Arme sind meist zur Brust hochgezogen, doch die Hände hängen schlapp herunter. Obwohl eine derartige Figur a priori unheimlich ist, wird sie erst dann wirklich gefährlich, wenn es sich um einen Rache·geist ({{glossar:onryou}}) handelt. Meist haben diese Geister im Leben beson·deres Unrecht erlitten oder sind unter großen Qualen gestorben. | Gemäß einer in Japan alteingesessenen Vorstellung kann jeder Tote, auch wenn er ein makelloses Leben geführt hat, zum Gespenst werden, wenn er nicht ordentlich bestattet wird, oder anders ausgedrückt, wenn ihm der [[Mythen:Jenseits| Weg ins Jenseits]] versperrt ist, weil sich niemand seines Leichnams annimmt. Dieser Weg ist in jedem Fall eine beschwer·liche Reise. Und immer, wenn etwas auf dieser Reise schief geht, kann es sein, dass der Geist des Verstorbenen seine Hinter·blie·benen in Träumen oder in realen Erschei·nungen heim·sucht. In der Edo-Zeit etablierte sich die heute noch geläufige Gestalt dieser ''yūrei'', die bemer·kens·werte Ähn·lich·keiten mit euro·päi·schen Gespens·tern aufweist: Mit weißem Toten·gewand ({{glossar:shinishouzoku}}, zu dem auch eine dreieckige Stirnkappe — ''hitaikakushi'' — gehört) und langen aufge·lösten Haaren schweben die ''yūrei'' nebel·haft über dem Boden. Ihre Arme sind meist zur Brust hochgezogen, doch die Hände hängen schlapp herunter. Obwohl eine derartige Figur a priori unheimlich ist, wird sie erst dann wirklich gefährlich, wenn es sich um einen Rache·geist ({{glossar:onryou}}) handelt. Meist haben diese Geister im Leben beson·deres Unrecht erlitten oder sind unter großen Qualen gestorben. | ||
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Version vom 19. Januar 2013, 15:34 Uhr
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An der Schnittstelle von volkstümlicher Religion und Erzählkunst begeg·nen wir in Japan einer gestal·ten·rei·chen Welt von Fabel·wesen und Gespens·tern, die mit den Menschen teils in bös·williger, teils in freund·licher Absicht kommunizieren. Da ihre Handlungen zumeist unbe·rechen·bar sind, gelten sie in jedem Fall als unheimlich. Beson·ders in der
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
-Zeit (1600–1867) erfuhren Geschich·ten aus dieser Geister·welt (
Gespenstergeschichte
Der Begriff „kaidan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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), etwa die „Geschichten unter dem Regen·mond“ (Ugetsu monogatari) von Ueda Akinari, aber auch zahlreiche Holzdrucke (
Der Begriff „ukiyo-e“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) von über·natürl·ichen Wesen einen regel·rechten Boom. In dieser Zeit ent·wickelte sich eine Ge·spens·ter·typo·logie, die noch heute bekannt ist und in modernen Filmen oder Manga immer wieder auf·ge·grif·fen wird. Dabei lassen sich im Wesent·lichen zwei Arten von über·natür·lichen Wesen unter·scheiden:
- die Fabelwesen (
- die Fabelwesen (
Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster
Der Begriff „yōkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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), die permanente Gemeinschaften am Rande der menschlichen Gesellschaft bilden. Zu ihnen zählen z.B. die Tengu, die Oni und andere geisterhafte Wesen, aber auch Tiere mit magischer Begabung wie Füchse, Schlangen und andere.
- die Seelen der Verstorbenen (
- die Seelen der Verstorbenen (
Totengeist
Der Begriff „yūrei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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), die noch nicht vollständig ins Jenseits (bzw. in eine neue Wiedergeburtsform) hinübergewechselt sind. (Natürlich gibt es auch einige Grenzfälle zwischen den beiden Gruppen.)
Während auf den folgenden Seiten von yōkai die Rede ist, befasst sich diese Seite mit dem Glauben an die Totengeister.
Totengeister (yūrei)
Gemäß einer in Japan alteingesessenen Vorstellung kann jeder Tote, auch wenn er ein makelloses Leben geführt hat, zum Gespenst werden, wenn er nicht ordentlich bestattet wird, oder anders ausgedrückt, wenn ihm der Weg ins Jenseits versperrt ist, weil sich niemand seines Leichnams annimmt. Dieser Weg ist in jedem Fall eine beschwer·liche Reise. Und immer, wenn etwas auf dieser Reise schief geht, kann es sein, dass der Geist des Verstorbenen seine Hinter·blie·benen in Träumen oder in realen Erschei·nungen heim·sucht. In der Edo-Zeit etablierte sich die heute noch geläufige Gestalt dieser yūrei, die bemer·kens·werte Ähn·lich·keiten mit euro·päi·schen Gespens·tern aufweist: Mit weißem Toten·gewand (
Totengewand
Der Begriff „shini shōzoku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, zu dem auch eine dreieckige Stirnkappe — hitaikakushi — gehört) und langen aufge·lösten Haaren schweben die yūrei nebel·haft über dem Boden. Ihre Arme sind meist zur Brust hochgezogen, doch die Hände hängen schlapp herunter. Obwohl eine derartige Figur a priori unheimlich ist, wird sie erst dann wirklich gefährlich, wenn es sich um einen Rache·geist (
Rachegeist
Der Begriff „onryō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) handelt. Meist haben diese Geister im Leben beson·deres Unrecht erlitten oder sind unter großen Qualen gestorben.
Der Kult um „erhabene Geister“
oder
Gespenst, Geist; wtl. „Verwandeltes“
Der Begriff „o-bake“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
- wtl. „verwandelte Wesen“; geläufigste Ausdrücke für Gespenster und andere übernatürliche Erscheinungen.
Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster
Der Begriff „yōkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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- Fabelwesen, auch magisch begabte Tiere.
Totengeist
Der Begriff „yūrei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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- wtl. „dunkle Geister“; Totengeister.
Rachegeist
Der Begriff „onryō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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- Rachegeister.
„erhabener“ [Rache]Geist
Der Begriff „goryō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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- Hochgestellte Rachegeister.
Glaube an Totengeister
Der Begriff „goryō shinkō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
- Glaube an, bzw. Kult für goryō.
Ahnenseele
Der Begriff „sorei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
- Ahnengeist, Ahnenseele.
Geist, Seele
Der Begriff „reikon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
oder
Geist, Seele
Der Begriff „tamashii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
- Seele, Totenseele. Neutraler Ausdruck.
Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister
Der Begriff „oni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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- Dämon, Teufel.
Die etablierten religiösen Institutionen haben den Glauben an rächen·de Toten·geis·ter nicht etwa als Aber·glaube ab·ge·tan, son·dern ihn im Gegen·teil immer schon ge·för·dert. Dem Reli·gions·histo·riker Bernard Faure zufolge hat sich der Bud·dhis·mus unter ande·rem des·halb in Ost·asien eta·blieren kön·nen, weil er die vor-bud·dhis·tische Vor·stellung der grol·lenden Toten·geister absor·bierte und beson·ders erfolg·ver·spre·chende Rituale für die Re·inte·gration dieser Seelen ent·wickelte (Faure, The red thread, ch. 1).
Bereits im frühen Buddhismus finden wir Zere·monien, die bei·spiels·wei·se nach krie·ge·ri·schen Schlach·ten durch·ge·führt wurden, um die Geister der Ge·fal·le·nen (vor allem die der Gegner!) von Rache·akten abzu·halten. Auch im höfischen Shinto gibt es seit dem Alter·tum eine Zere·mo·nie zur Be·sänf·tigung der Geister (
Zeremonie zur Beruhigung der Totengeister
Der Begriff „chinkonsai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), die aller·dings nicht ex·plizit an To·ten·geis·ter gerich·tet ist. Wenn sich Un·glücks·fälle trotz solcher Zere·mo·nien häuften, so suchte und fand man die Ursache in den Rache·geis·tern von be·son·ders ein·fluss·rei·chen Per·sonen, die in diesem Fall als „erha·bene Geister“ (
„erhabener“ [Rache]Geist
Der Begriff „goryō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) bezei·chnet wurden. Erha·bene Geister unter·schei·den sich laut Kuroda Toshio (1996) insofern von ge·wöhn·lichen Rache·geistern (
Rachegeist
Der Begriff „onryō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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), als es möglich ist, sie zu besänftigen, indem man sie in den Status einer Gottheit (
Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) versetzt und ihnen einen eige·nen Schrein errichtet. Genau dieses Phänomen ist vor allem in der
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
-Zeit häufig zu beobachten.
Das berühmteste Beispiel eines solchen Schreins stellt der
Kitano Tenman Schrein (Kyōto); einer der beiden Hauptschreine des Sugawara no Michizane, gegr. 947
Der Begriff „Kitano Tenman-gū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
in Kyoto dar. Er wurde im Jahr 959 zu Ehren des Hof·ade·ligen
845–903, Heian-zeitl. Staatsmann und Gelehrter; posthum als Tenman Tenjin vergöttlicht, heute Gott der Gelehrsamkeit
Der Begriff „Sugawara no Michizane“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(845–903) errichtet. Michizane, ein über·ragen·der Staats·mann und Gelehr·ter, war einer Hofin·trige wegen in die Ver·bannung ge·schickt worden und verstarb, bevor das Fehl·urteil rück·gängig gemacht werden konnte. In den folgen·den Jahr·zehn·ten kam es zu aller·lei Natur·katas·tro·phen und un·ge·wöhn·lichen Todes·fällen bei Hof und in der Fami·lie des Tenno, welche die Hof·astro·logen schließ·lich Michi·zanes Wirken zuschrie·ben. Auf mittel·alter·lichen Quer·bild·rollen, die diese Gescheh·nisse anschau·lich darstellen, erkennt man, dass Michi·zanes Rache·geist als gehörnter Donnergott, der Blitze in den kaiser·lichen Palast schleudert, ima·giniert wurde. Um diesen gefähr·lichen goryō zu besänf·tigen, wurde er zum Kami erklärt und in einem Schrein „verortet“. Zusätz·lich erhielt er alle Ehrun·gen inklu·sive der höchs·ten Hof·ränge, die ihm zu Leb·zeiten versagt blieben.
Heute ist Michizane vor allem unter dem Beinamen
wtl. „Himmelsgott“, s.a. Tenman Tenjin
Der Begriff „Tenjin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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bekannt. Er gilt als Gott der Gelehr·sam·keit und der Dich·tung und verfügt neben seinen zwei Haupt·schrei·nen in Kyoto und Kyushu über ein aus·ge·dehn·tes Netz von Tenjin-Zweig·schrei·nen in ganz Japan. (Mehr dazu auf der Sidepage Gott·heit und Schreine des Tenjin-Glaubens.)
Abgesehen von Michizane wurden auch zahlreiche Tenno, denen übel mitgespielt worden war, als goryō ange·sehen. Für sie gibt es in Kyoto seit dem Alter·tum einen Goryō Schrein, in dem sie kollek·tiv ver·ehrt werden. Es scheint aller·dings, als wäre der Aus·druck goryō auf die Geister der Hof·aristo·kratie be·schränkt. Mit·glieder des Schwert·adels (Samurai) wurden kaum je Gegen·stand eines goryō-Kultes. Eine mög·liche Aus·nahme stellt
Heian-zeitlicher Rebel, ?–940
Der Begriff „Taira no Masakado“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(?–940) dar, ein Krieger·ade·liger der Heian-Zeit, der versuchte, das politische Ruder zugunsten seiner Zunft zu wenden und zu diesem Zweck eine Rebellion anzettelte, die jedoch scheiterte. Er blieb jedoch in den Augen späterer Samurai ein Vor·bild und wurde auch als Schrein·gott·heit verehrt, z.B. im heutigen Kanda Schrein in Tokyo. Die Ent·stehung dieses Kultes trägt ähn·liche Züge wie der Goryō-Kult, mischte sich doch Furcht vor dem rächen·den Geist mit Be·wun·de·rung für kriege·rische Helden·taten. Der Ausdruck goryō selbst war aber wohl doch zu er·haben für einen Krieger aus den öst·lichen Provinzen.1
Totengeister in Literatur und Kunst
Neben monsterartigen Fabelwesen (
Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster
Der Begriff „yōkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) und Dämonen (
Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister
Der Begriff „oni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) tauchen Toten·geister schon in der bud·dhisti·schen Erzähl·literatur der Heian Zeit auf (v.a. im
„Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext
Der Begriff „Konjaku monogatari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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). Im Mittel·alter stießen Geister·geschich·ten vor allem im Nō-Theater auf großes Inter·esse. Zwei von fünf Haupt·genres des Nō sind ruhe·losen Geistern gewidmet, nämlich die Krieger- und die Wahn·sinns·stücke. Erstere behan·deln meist tragische Helden aus den klas·sischen Krieger·epen wie
Der Begriff „Heike monogatari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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oder
Historisches Epos aus dem späten 14. Jh., behandelt den Konflikt zwischen Nördlichem und Südlichem Kaiserhof
Der Begriff „Taiheiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, die auf der Nō-Bühne als Geister wieder·kehren. Letztere widmen sich vor allem Frauen, die aufgrund eines schweren Schick·sals·schlages oder aus ent·täusch·ter Liebe auch nach dem Tod nicht zur Ruhe kommen. Nachdem die Geister die Schlüs·sel·szenen ihres Lebens in Tanz und Gesang vorge·tragen haben, enden die Stücke zumeist mit ihrer erfolg·reichen Befrie·dung durch einen bud·dhis·tischen Mönch.
Auch im Edo-zeitlichen Bunraku- und Kabuki Theater treten zahlreiche Totengeister auf, allerdings geht es hier wesent·lich action·reicher zu als im Nō. Im Vorder·grund stehen die schauer·lichen Aspek·te der Geschich·ten, welche mit Hilfe von aus·ge·tüftel·ten Bühnen·tricks in Szene gesetzt wurden. Yūrei und yōkai wurden aber auch in illus·trier·ten Büchern und Einzel·drucken bildlich darge·stellt (s. dazu die Sidepage „Horror Klassiker“) und sogar in eigenen Enzyklo·pädien erfasst. Beson·ders gegen Ende der Edo-Zeit, im neun·zehnten Jahr·hun·dert scheinen die grol·lenden Rache·geister (
Rachegeist
Der Begriff „onryō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) eine enorme Anzie·hungs·kraft auf das Publikum aus·geübt zu haben.
Heutige Praktiken
Beim japanischen Bon-Fest, das jährlich im August abgehalten wird, ist der Glaube an die Rückkehr der Toten nach wie vor präsent. Aller·dings handelt es sich hier um Ahnen·seelen (
Ahnenseele
Der Begriff „sorei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), die bereits fest im Jenseits ver·ankert sind und zur Bon-Zeit wohl·wollend im Dies·seits nach dem Rechten sehen. Vor diesen Geistern braucht man sich also nicht zu fürchten. Dennoch ist zu beachten, dass auch das Bonfest ur·sprüng·lich ein Ritus war, durch den ver·stor·bene Ver·wandte, die als Hungergeister wieder·geboren wurden, aus diesem Zustand befreit werden sollten. Man sieht also, dass positiv und angstvoll besetzte Vor·stel·lungen von Toten·geistern recht eng bei einander liegen. Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Geister.
Der Glaube an real existierende und in diese Welt zurückkehrende Totenseelen spielt außer·dem in Riten der Geister·beschwö·rung eine Rolle. In manchen länd·lichen Gebieten, insbe·son·dere in Nord-Japan, gibt es nach wie vor religi·öse Spezia·listen, die bei Bedarf eine Kom·muni·kation mit den Seelen der Toten her·stel·len. Es handelt sich um die sog.
blinde Priesterin oder Shamanin; früher auch ichiko 市子
Der Begriff „itako“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, meist blinde Frauen, die davon leben, dass sie in privaten, häus·lichen Ritualen die Seelen der Ver·stor·benen einer Familie durch sich sprechen lassen. Solche Riten nennt man
Geisterbeschwörung, wtl. „Herbeirufung des Mundes“
Der Begriff „kuchiyose“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(etwa „durch den Mund heran·bringen“). Mit Hilfe der itako kann man Fragen an die Toten stellen und Ant·worten bekom·men. Es handelt sich dabei wohl·gemerkt um alt·ein·geses·sene Praktiken, nicht um modernen Spiritismus.
Links
- Japanese Ghosts, Tim Screech (en.)
Ein informativer und schön illustrierter Aufsatz des Mangajin Magazine#40. - The Floating World of Ukiyoe
Sehr schöne und informative Website, die auch das Thema Geister in den Ukiyo-e Bildern behandelt. - Ghosts, Demons and Spirits in Japanese Lore, Norman A. Rubin (en.)
Artikel über Geister, Dämonen und andere Wesen auf Asian Art. - Kaii-yōkai denshō Database, Komatsu Kazuhiko (Nichibunken) (jap.)
Datenbank der japanischen Geistersagen und Gespenstermotive. Kurze Erklärungen und ausführliche bibliografische Informationen zu etwa 20.000 Schlagworten. Hervorragendes Tool für wissenschaftliche Forschungen zu dem Thema. - Emakimono database, International Research Center for Japanese Studies (Nichibunken) - Kyoto (jap.)
Sehr attraktiv gestaltete Website, auf der mehrere Edo-zeitliche Bildrollen (emaki) zu Themen wie Jenseits oder Gespenster vollständig zu betrachten sind. Leider keine genauen bibliographischen Angaben.Letzte Überprüfung der Linkadressen: Aug 2010
Literatur
Anmerkungen
- ↑ Masakados Schicksal und Nachleben werden im Heldenepos Shōmonki (Bericht über Masakado, 11. Jh.?) beschrieben. Hier wird angedeutet, dass der goryō des Sugawara no Michizane (s.o.) gemeinsame Sache mit Masakado machte. (Kuroda 1996, S. 329-330)
- ^ Totengeist (yūrei) auf einem nächtlichen Friedhof. Die Darstellung stammt aus der Meiji-Zeit, es handelt sich allerdings um die Kopie einer Abbildung des Gelehrten und Malers Toriyama Sekien (1712–1788) aus dem Jahr 1776.
Meiji-Zeit. Kinsei fūzoku zue database, Nichibunken. - ^ Sugawara no Michizanes Geist in Gestalt eines zürnenden Donnergottes (Raijin) in einer der schönsten Ausführungen des Kitano tenjin engi.
Kamakura-Zeit, 13. Jh. Metropolitan Museum of Art, New York. - ^ Hannya Maske: Darstellung einer zum Dämon (oni) gewordenen Frau.
Edo-Zeit, 18. Jh. Tokyo National Museum. - ^ Angeblich schuf Ōkyo mit diesem posthumen Portrait seiner früh verstorbenen Geliebten aus dem Freudenviertel Edos den Prototyp aller späteren Darstellungen der yūrei.
Werk von Maruyama Ōkyo (1733–1795). Edo-Zeit, 1750. J-Blog.