Mythen/Jenseits/Totenreich: Unterschied zwischen den Versionen

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{{titel | Die Zehn Richterkönige der Totenwelt}}
 
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Eine wesentlich Neuerung, die der Buddhismus in China erfuhr, war die Ausgestaltung jener Phase, in der über die nächste Wiedergeburt eines Wesens entschieden wird.  
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Wenn ein Mensch stirbt, folgt laut gängigen buddhistischen Vorstellungen eine bestimmte Zeit, in der Lohn und Strafe seiner irdischen Existenz nach den Gesetzen des {{skt:karma}} festgestellt werden. Diese Übergangsperiode, die u.a. als das „mittlere Dunkel“ ({{glossar:chuuin}}) bezeichnet wird, entscheidet über Ort und Form der zukünftigen Wiedergeburt. Sie bildet also das eigentliche Totenreich und wird in den meisten buddhistischen Richtungen mit besonderer ritueller Aufmerksamkeit bedacht. Im chinesischen Buddhismus entstand zudem die Vorstellung von einer Art Karma-Gerichtshof, der dieses Reich beherrschte und mit sämtlichen Schrecken ausgestattet war, den auch die gängige Gerichtspraxis aufwies. Die Seelen der Verstorbenen mussten sich wie Angeklagte vor strengen Richtern rechtfertigen, die durchaus bereit waren, Geständnisse durch Folter zu erwirken. So jedenfalls stellt sich das buddhistische Totenreich auf den Abbildungen der Zehn Könige dar, die auch in Japan weite Verbreitung fanden.  
  
Im ostasiatischen Buddhismus hat sich eine etwas andere Narration durchgesetzt: Yama ist hier kein impul·siver Dämon, sondern ein strenger Bürokrat, der als not·wendiges Übel, als Personi·fikation des uner·bitt·lichen {{skt:karma}}s angesehen werden kann. Obwohl als „König“ tituliert, entspricht seine Funktion der eines Richters, der darüber zu entschei·den hat, in welchen der sechs Lebens·bereiche ({{glossar:rokudou}}) eine Toten·seele wieder·ge·boren zu werden hat. König Yan oder {{glossar:Yanlou}}, wie er auf chinesisch heißt, bekommt in China ein komplexes Gefolge, das chinesi·schen Gerichts·höfen nach·emp·funden ist. Er wird von neun weiteren Königen/Richtern assistiert bzw. mit diesen zusam·men in das Ensemble der „Zehn Könige“ ({{glossar:juuou}}) der Unter·welt integriert. Dass die Toten·welt als solche in China mit einem Gerichts·hof assoziiert wird, passt im übrigen gut zu der Tatsache, dass die schlimmste Form der Wieder·geburt, die „Hölle“, ihrer chinesi·schen Wort·be·deu·tung nach ein „unterirdischer Kerker“ (jap. {{glossar: jigoku}}) ist.
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Die Vorstellung von den Zehn Königen wurde vor allem durch einen in vielen Ver·sionen über·lieferten Text ver·breitet, der land·läufig als ''Sutra der Zehn Könige'' (jap. {{glossar:juuoukyou}}) bekannt ist. Die Urform des Textes entstand in der chine·sischen Tang Zeit, wahr·schein·lich im 8. oder 9. Jahrhundert. Die ältesten Kopien des Textes und der begleitenden Abbildungen finden sich in {{glossar:dunhuang}}, also im Nordwesten Chinas, wo über die Seidenstraße auch der Buddhismus in China Eingang fand.<ref>
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Teiser, ''The Scripture on the Ten Kings'', S. 9. Chinesische Vorläufer lassen sich bis in das Jahr 664 zurück verfolgen (idid., S. 48).
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In Japan wurde die Toten·welt schließlich in Werken wie dem {{glossar:oujouyoushuu}} (985) oder dem ''Jizō jūō-kyō'' (um 1200?) weiter aus·differen·ziert.  
  
===Die Zehn Könige===
 
Yama selbst ist also in dieser Tradition  nur einer unter zehn Richtern (und zwar stets der fünfte), wenn auch sicher·lich der promi·nen·teste. Die Schar der Einzel·richter unter·steht aber letztlich Bodhisattva {{glossar:jizou}} (chin. Dizang, skt. {{skt:Kshitigarbha}}, wtl. „Schatzhaus der Erde“), der zum eigent·lichen Herren über das gesamte Toten·reich erklärt wird. Ähnlich wie Manjushri in Tibet tritt also auch hier ein promi·nenter Bodhi·sattva in den Ring, um zu garantieren, dass alles wirklich nach den Geset·zen von {{skt:buddha}}s Lehre abläuft. Und so ist es auch nicht weiter verwun·derlich, wenn manche Über·liefe·rungen in Yama nichts anderes als eine spezi·fische Mani·festion — eine zornvolle Erschei·nungs·form — von Jizō erblicken. Kategori·sche Strenge und mildtätige Gnade werden — wie so oft im [[Grundbegriffe: Buddhismus|Maha·yana Bud·dhismus]] — letztlich als Akte der gleichen Figur inter·pretiert.  Im übrigen zeigen frühe chinesische Abbil·dungen aus China Jizō  keines·wegs als knaben·haften, mild lächelnden Pilgermönch, wie er uns im heutigen Japan zumeist begegnet, sondern als strengen Abt, der den Vorsitz im Gericht der Zehn Könige führt.
 
 
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Die Vorstellung von den Zehn Königen wurde vor allem durch einen in vielen Ver·sionen über·lieferten Text ver·breitet, der land·läufig als ''Sutra der Zehn Könige'' (jap. {{glossar:juuoukyou}}) bekannt ist. Die Urform des Textes entstand in der chine·sischen Tang Zeit, wahr·schein·lich im 8. oder 9. Jahrhundert.<ref>Teiser, ''The Scripture on the Ten Kings'', S. 9. Chinesische Vorläufer lassen sich bis in das Jahr 664 zurück verfolgen (idid., S. 48)</ref>Das ''Sutra der Zehn Könige'' begründete nicht nur die Idee von Enmas Gerichts·hof, sondern stellt wohl auch einen wichtigen Faktor für die Popu·larität von Bodhi·sattva Jizō in ganz Ost·asien dar. In Japan wurde die Toten·welt schließlich in Werken wie dem {{glossar:oujouyoushuu}} (985) oder dem ''Jizō jūō-kyō'' (um 1200?) weiter aus·differen·ziert.  
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Die Zehn Könige herrschen jeweils über einen eigenen Gerichtshof und sind demnach ihrer Funktion nach Richter. Sie werden daher auch bereits auf den frühesten Darstellungen in chinesischen Amtsroben dargestellt. Ihnen zur Seite stehen Kerkergehilfen, die als Mischwesen von Mensch und Tier erscheinen und auch in der Hölle zu finden sind. Ihr Verhalten gegenüber den angeklagten Seelen gleicht ebenfalls der Behandlung in der Hölle. Ikonographisch ist der Übergang vom Totenreich zur Hölle ein fließender. Die traditionellen chinesisch-buddhistischen Jenseitsvorstellungen scheinen daher ebenso angstbesetzt zu sein wie die christlichen. Auf der Ebene der Zehn Könige und ihrer Gerichtshöfe ist von Nirvana, Barmherzigkeit und Errettung aller Lebewesen kaum mehr etwas zu finden. Hier geht es lediglich darum, dem schlimmsten Terror zu entkommen, den ein Leben, das nicht komplett den karmischen Grundsätzen entspricht, zwangsläufig nach sich zieht. Barmherzigkeit ist lediglich von Bodhisattva {{glossar:jizou}} zu erwarten, der manchmal als eine Art Vorgesetzter, manchmal als ein Gegenspieler der Zehn Könige in Erscheinung tritt. Die Popularität Jizōs in China und Japan ist also eng mit der Furcht vor den Zehn Königen verbunden.
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Der Weg der Totenseele ins Jenseits wird im ''Sutra der Zehn Könige'' als eine Folge von Ver·hand·lungen vor den zehn Richtern dargestellt. Es ist eine Art Fegefeuer, in dem der endgültige Ort der Wieder·geburt noch nicht fixiert ist. Vor den ersten sieben Richtern muss sich der Ver·stor·bene in den ersten sieben Wochen nach seinem Tod ver·ant·worten. Die weiteren Richter fällen ihre Urteile hundert Tage nach dem Tod, ein Jahr nach dem Tod und drei Jahre nach dem Tod. Dies sind die Zeiten, in denen auch die Hinter·blie·benen durch religiöse Opfer·gaben die Ent·schei·dung von Enmas Gericht be·ein·flussen können und zu denen daher beson·dere [[Alltag:Totenriten|Toten·riten]] vorgesehen sind.
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Darüber hinaus ist die Vorstellung der Zehn Könige eng an das [[Alltag: Totenriten|Ritualwesen für die Toten]] gekoppelt. Die Rituale finden nämlich immer dann statt, wenn die Verstorbenen vor einen neuen Richter treten. Dies geschieht zunächst alle sieben Tage nach dem Ableben, bis sieben mal sieben Tage herum sind.<ref>
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Diese sieben mal sieben Tage finden sich schon in Indien. Eine indische Erklärung besagt, dass sich den Wesen im Totenreich nur alle sieben Tage die Chance bietet, in eine neue irdische Existenz zu schlüpfen. Man kann also theoretisch auch schon nach den ersten sieben Tagen wiedergeboren werden (Teiser S. 24).  Auch in heutigen buddhistischen Totenriten wird diese Folge von Totengedenken noch berücksichtigt. Insbesondere die Periode von sieben mal sieben Tagen gilt als die eigentliche buddhistische Trauerzeit. </ref>
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Dann verlangsamt sich der Rhythmus und man tritt nur noch einmal nach hundert Tagen und dann nach einem Jahr vor einen neuen Richter. Zwei Jahre nach dem Tod absolviert man das letzte Gericht und wird danach in ein neues Leben (in einem der Sechs Wege der Wiedergeburt, {{glossar:rokudou}}) entlassen.<ref>
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Die letzten drei Feiern — zum hundertsten Tag, zum ersten und zum zweiten Jahrestag des Ablebens —  scheinen auf vorbuddhistische chinesische Bräuche zurück zu gehen.  Auch sonst sind vorbuddhistisch-chinesische und indische Bräuche im Kult der Zehn Könige perfekt überblendet. Vgl. Teiser, S. 25–26.
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Es herrscht demnach die Auffassung, dass man das Urteil der Richter vom Diesseits aus mindestens zwei Jahre lang beeinflussen kann. Ja, man kann sogar für das eigene Seelenheil Vorsorge treffen, indem man bereits zu Lebzeiten rituelle Opfer an die Zehn Könige richtet. Implizit bedeutet das: Je mehr rituellen Aufwand man bezahlt, umso besser sieht es im nächsten Leben aus. Die Richterkönige paktieren insoferne mit dem diesseitigen Klerus und lassen sich durch Wohltaten, die man diesem erweist, bestechen.
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Fairerweise muss einschränkend dazu gesagt werden, dass die Vorstellung der Zehn Könige in keiner buddhistischen Schule kanonischen Status erlangte. Das heißt, dass die diversen Sutren der Zehn Könige nie in eine {{skt:tripitaka}}-Sammlung aufgenommen wurden, also nicht unbedingt als authentische Worte Buddhas galten. Zweifellos waren sich zumindest gebildete Buddhisten bewusst, dass das chinesische Gepräge der jenseitigen Gerichtshöfe der indischen Herkunft der Lehre Buddhas widersprach. Die {{glossar:joudoshinshuu}} war im übrigen immer der Meinung, dass man das Nachleben seiner Ahnen nicht beeinflussen könne und lehnte schon aus diesem Grund den Glauben an die Zehn Könige kategorisch ab. In Japan hat sich daher auf lange Sicht eher die Vorstellung eines einzigen Richters in Gestalt des {{glossar:enmaou}} durchgesetzt. Doch vereint dieser Enma im Grunde sämtliche auf die Zehn Könige projizierten Vorstellungen in einer Person.  
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== Räumliche Dimensionen ==
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Die Vorstellungen der Zehn Könige geben nicht nur über die in der Totenwelt verbrachte Zeit Auskunft, sondern enthalten auch bestimmte räumliche Vorstellungen über das Jenseits. Zweifellos ist es ein Ort unter der Erde, ähnlich wie die Hölle ({{glossar:jigoku}}), die ja wörtlich ein „Erdkerker“
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ist. Es ist insofern auch kein Zufall, dass die Zehn Könige in engem Austausch mit Jizō stehen, dessen Namen wörtlich ebenfalls „Erdbunker“ bedeutet.
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Ähnlich wie im alten Griechenland ist das Jenseits vom Diesseits durch einen Fluss getrennt, der in Japan der Fluss der drei Furten genannt wird. An seinem Ufer haust die „Alte, die [den Toten] die Kleider auszieht“ ({{glossar:datsueba}}) und ihnen bereits eine Vorgeschmack auf die kommenden Torturen vermittelt.<ref>
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Im Unterschied zu den Richterkönigen gibt es diese  Figur in China nicht.
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Die ersten Gerichthöfe liegen wohl noch in der Nähe des Flusses, denn der Name des zweiten Königs lautet „Erste Bucht“. Unter den weiteren Königen ist neben Enma-ō, dem König des fünften Hofes – der auch als Einzelfigur verehrt wird und daher auf einer anderen Seite ausführlich beschrieben ist – vor allem Taizan-ō, der König des Taishan (siebenter Hof) hervorzuheben.
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Der Berg Taishan existiert tatsächlich in China und gilt als wichtigster der fünf heiligen Berge des Daoismus. Er ist u.a. Sitz einer Gottheit, die die Totenwelt beherrscht. Somit bildet Taizan-ō ein chinesisches Gegenstück zum indischen Yama (Enma) mit ähnlicher Funktion. Unter den zehn Königen hält er vielleicht die wichtigste Position inne, da ihm nach sieben mal sieben Tagen, also am Ende der eigentlichen Trauerzeit geopfert wird.  
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Der Weg der Totenseele ins Jenseits wird im ''Sutra der Zehn Könige'' als eine Folge von Ver·hand·lungen vor den zehn Richtern dargestellt. Es ist eine Art Fegefeuer, in dem der endgültige Ort der Wieder·geburt noch nicht fixiert ist. Vor den ersten sieben Richtern muss sich der Ver·stor·bene in den ersten sieben Wochen nach seinem Tod ver·ant·worten. Die weiteren Richter fällen ihre Urteile hundert Tage nach dem Tod, ein Jahr nach dem Tod und drei Jahre nach dem Tod. Dies sind die Zeiten, in denen auch die Hinter·blie·benen durch religiöse Opfer·gaben die Ent·schei·dung von Enmas Gericht be·ein·flussen können und zu denen daher beson·dere [[Alltag:Totenriten|Toten·riten]] vorgesehen sind. <ref> Auch in heutigen buddhistischen Totenriten wird diese Folge von Totengedenken noch berücksichtigt. Insbesondere die Periode von sieben mal sieben Tagen gilt als Zwischenexistenz zwischen zwei aufeinanderfolgenden Formen der Wiedergeburt. Die letzten drei Feiern — zum hundertsten Tag, zum ersten und zum dritten Jahrestag des Ablebens —  scheinen auf vorbuddhistische chinesische Bräuche zurück zu gehen. Vgl. Teiser, S. 25–26.</ref>
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In der japanischen Edo-Zeit, als der buddhistische Totenkult zu einer gesetzlichen Verpflichtung wurde (s. ), fügte man den chinesischen Grundmustern schließlich noch weitere Totengedenkfeiern hinzu, nämlich den siebenten Gedenktag (sechs Jahre nach dem Tod), den dreizehnten Gedenktag und den dreiunddreißigsten Gedenktag. Dies ergab die Notwendigkeit, drei weitere Gerichtshöfe im Totenreich zu konstruieren, sodass sich schließlich eine Set von Dreizehn Königen ergab. Diese Könige erhielten überdies jeweils eine entsprechende Urform, also einen {{glossar:honji}}-Buddha, woraus sich wiederum ein Set von Dreizehn Buddhas ergab, die ebenfalls rituell verehrt werden konnten. Der dreiunddreißigste Todestag wird heute noch insofern geachtet, als danach die Totentäfelchen der entsprechenden Ahnen aus dem Hausaltar entfernt werden.  
  
 
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Version vom 23. August 2014, 22:23 Uhr

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Die Zehn Richterkönige der Totenwelt

Wenn ein Mensch stirbt, folgt laut gängigen buddhistischen Vorstellungen eine bestimmte Zeit, in der Lohn und Strafe seiner irdischen Existenz nach den Gesetzen des

Karma कर्म (skt., n.)

„Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)

Konzept

Der Begriff „Karma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

festgestellt werden. Diese Übergangsperiode, die u.a. als das „mittlere Dunkel“ (

chūin 中陰 (jap.)

wtl. mittlere Dunkelheit; Totenwelt; Übergangsperiode zwischen zwei Phasen der Wiedergeburt; im engeren Sinne: sieben mal sieben Tage nach dem Tod

Pantheon, Konzept

Der Begriff „chūin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) bezeichnet wird, entscheidet über Ort und Form der zukünftigen Wiedergeburt. Sie bildet also das eigentliche Totenreich und wird in den meisten buddhistischen Richtungen mit besonderer ritueller Aufmerksamkeit bedacht. Im chinesischen Buddhismus entstand zudem die Vorstellung von einer Art Karma-Gerichtshof, der dieses Reich beherrschte und mit sämtlichen Schrecken ausgestattet war, den auch die gängige Gerichtspraxis aufwies. Die Seelen der Verstorbenen mussten sich wie Angeklagte vor strengen Richtern rechtfertigen, die durchaus bereit waren, Geständnisse durch Folter zu erwirken. So jedenfalls stellt sich das buddhistische Totenreich auf den Abbildungen der Zehn Könige dar, die auch in Japan weite Verbreitung fanden.

Die Vorstellung von den Zehn Königen wurde vor allem durch einen in vielen Ver·sionen über·lieferten Text ver·breitet, der land·läufig als Sutra der Zehn Könige (jap.

Jūō-kyō 十王経 (jap.)

Sutra der Zehn Könige“; apokryphe chinesische Schrift aus China, 8. oder 9.Jh.

Text

Der Begriff „Jūō-kyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • 10kings dunhuang.jpg

) bekannt ist. Die Urform des Textes entstand in der chine·sischen Tang Zeit, wahr·schein·lich im 8. oder 9. Jahrhundert. Die ältesten Kopien des Textes und der begleitenden Abbildungen finden sich in

Dunhuang 敦煌 (chin.)

Oasenstadt an der Seidenstraße zwischen dem Tarim-Becken und China; zumeist von China, aber zeitweise auch von Tibet beherrschtes Handelszentrum; buddhistisches Zentrum mit ausgedehnten Höhlentempeln

Ort

Der Begriff „Dunhuang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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  • Paranirvana dunhuang.jpg
  • Mogao caves.jpg
  • Vaishravana 947.jpg
  • King khotan.jpg
  • Nio dunhuang 9c.jpg

Geographische Lage

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Geographische Lage von Dunhuang; s.a. Geo-Glossar

, also im Nordwesten Chinas, wo über die Seidenstraße auch der Buddhismus in China Eingang fand.1

In Japan wurde die Toten·welt schließlich in Werken wie dem

Ōjō yōshū 往生要集 (jap.)

„Essentielle [Lehren] der Wiederbgeburt“, 985 von Genshin verfasst

Text

Der Begriff „Ōjō yōshū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kasugagongen kenki1.jpg
(985) oder dem Jizō jūō-kyō (um 1200?) weiter aus·differen·ziert. 
Jizo dunhuang.jpg
1 Jizō und die Zehn Könige (China, 9. Jh.)
Jizō und die Zehn Könige (Jūō). Deckblatt einer illustrierten Ausgabe des Sutras der Zehn Könige. Aus Höhle 17 der sogenannten „Tausend Buddha Höhlen“.
Tang Zeit, 10. Jh. The British Museum.

Die Zehn Könige herrschen jeweils über einen eigenen Gerichtshof und sind demnach ihrer Funktion nach Richter. Sie werden daher auch bereits auf den frühesten Darstellungen in chinesischen Amtsroben dargestellt. Ihnen zur Seite stehen Kerkergehilfen, die als Mischwesen von Mensch und Tier erscheinen und auch in der Hölle zu finden sind. Ihr Verhalten gegenüber den angeklagten Seelen gleicht ebenfalls der Behandlung in der Hölle. Ikonographisch ist der Übergang vom Totenreich zur Hölle ein fließender. Die traditionellen chinesisch-buddhistischen Jenseitsvorstellungen scheinen daher ebenso angstbesetzt zu sein wie die christlichen. Auf der Ebene der Zehn Könige und ihrer Gerichtshöfe ist von Nirvana, Barmherzigkeit und Errettung aller Lebewesen kaum mehr etwas zu finden. Hier geht es lediglich darum, dem schlimmsten Terror zu entkommen, den ein Leben, das nicht komplett den karmischen Grundsätzen entspricht, zwangsläufig nach sich zieht. Barmherzigkeit ist lediglich von Bodhisattva

Jizō 地蔵 (jap.)

wtl. Schatzhaus/Mutterleib der Erde; skr. Kṣitigarbha; populäre Bodhisattva Figur

Buddha

Der Begriff „Jizō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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  • Koya jizo.jpg
zu erwarten, der manchmal als eine Art Vorgesetzter, manchmal als ein Gegenspieler der Zehn Könige in Erscheinung tritt. Die Popularität Jizōs in China und Japan ist also eng mit der Furcht vor den Zehn Königen verbunden. 


Der Weg der Totenseele ins Jenseits wird im Sutra der Zehn Könige als eine Folge von Ver·hand·lungen vor den zehn Richtern dargestellt. Es ist eine Art Fegefeuer, in dem der endgültige Ort der Wieder·geburt noch nicht fixiert ist. Vor den ersten sieben Richtern muss sich der Ver·stor·bene in den ersten sieben Wochen nach seinem Tod ver·ant·worten. Die weiteren Richter fällen ihre Urteile hundert Tage nach dem Tod, ein Jahr nach dem Tod und drei Jahre nach dem Tod. Dies sind die Zeiten, in denen auch die Hinter·blie·benen durch religiöse Opfer·gaben die Ent·schei·dung von Enmas Gericht be·ein·flussen können und zu denen daher beson·dere Toten·riten vorgesehen sind.

Zeitliche Dimension

Darüber hinaus ist die Vorstellung der Zehn Könige eng an das Ritualwesen für die Toten gekoppelt. Die Rituale finden nämlich immer dann statt, wenn die Verstorbenen vor einen neuen Richter treten. Dies geschieht zunächst alle sieben Tage nach dem Ableben, bis sieben mal sieben Tage herum sind.2

Dann verlangsamt sich der Rhythmus und man tritt nur noch einmal nach hundert Tagen und dann nach einem Jahr vor einen neuen Richter. Zwei Jahre nach dem Tod absolviert man das letzte Gericht und wird danach in ein neues Leben (in einem der Sechs Wege der Wiedergeburt,

rokudō 六道 (jap.)

wtl. die Sechs Wege = Bereiche der Wiedergeburt

Konzept

Der Begriff „rokudō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Jigokusoshi emaki1.jpg
  • Rokudo kuniyoshi.jpg
  • Zehn welten.jpg
  • Ashura.jpg

) entlassen.3 Es herrscht demnach die Auffassung, dass man das Urteil der Richter vom Diesseits aus mindestens zwei Jahre lang beeinflussen kann. Ja, man kann sogar für das eigene Seelenheil Vorsorge treffen, indem man bereits zu Lebzeiten rituelle Opfer an die Zehn Könige richtet. Implizit bedeutet das: Je mehr rituellen Aufwand man bezahlt, umso besser sieht es im nächsten Leben aus. Die Richterkönige paktieren insoferne mit dem diesseitigen Klerus und lassen sich durch Wohltaten, die man diesem erweist, bestechen.

Fairerweise muss einschränkend dazu gesagt werden, dass die Vorstellung der Zehn Könige in keiner buddhistischen Schule kanonischen Status erlangte. Das heißt, dass die diversen Sutren der Zehn Könige nie in eine

Tripiṭaka त्रिपिटक (skt., m.)

„Drei Körbe“, kanonische Schriften des Buddhismus (jap. Sanzō 三蔵)

Text

Der Begriff „Tripitaka“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

-Sammlung aufgenommen wurden, also nicht unbedingt als authentische Worte Buddhas galten. Zweifellos waren sich zumindest gebildete Buddhisten bewusst, dass das chinesische Gepräge der jenseitigen Gerichtshöfe der indischen Herkunft der Lehre Buddhas widersprach. Die

Jōdo Shinshū 浄土真宗 (jap.)

Shin-Buddhismus, bzw. Jōdo Shin-Buddhismus; wtl. „Wahre Schule des Reinen Landes“

Schulrichtung

Der Begriff „Jōdo Shinshū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Rennyo higashihonganji 1611 knm.jpg
  • Ushiku daibutsu.jpg
war im übrigen immer der Meinung, dass man das Nachleben seiner Ahnen nicht beeinflussen könne und lehnte schon aus diesem Grund den Glauben an die Zehn Könige kategorisch ab. In Japan hat sich daher auf lange Sicht eher die Vorstellung eines einzigen Richters in Gestalt des Glossar:Enmaou durchgesetzt. Doch vereint dieser Enma im Grunde sämtliche auf die Zehn Könige projizierten Vorstellungen in einer Person. 

Räumliche Dimensionen

Die Vorstellungen der Zehn Könige geben nicht nur über die in der Totenwelt verbrachte Zeit Auskunft, sondern enthalten auch bestimmte räumliche Vorstellungen über das Jenseits. Zweifellos ist es ein Ort unter der Erde, ähnlich wie die Hölle (

jigoku 地獄 (jap.)

wtl. „[unter]irdischer Kerker“, buddhistische Hölle

Pantheon, Konzept

Der Begriff „jigoku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Jigokuzoshi nara1.jpg
  • Jigoku rokudoe.jpg
  • Rokudo kuniyoshi.jpg
  • Kumano sankei mandara.jpg
  • Zehn welten.jpg
  • Kasugagongen kenki1.jpg
  • Jigokuzoshi nara2.jpg
  • Kumano mandara.jpg

), die ja wörtlich ein „Erdkerker“ ist. Es ist insofern auch kein Zufall, dass die Zehn Könige in engem Austausch mit Jizō stehen, dessen Namen wörtlich ebenfalls „Erdbunker“ bedeutet.

Ähnlich wie im alten Griechenland ist das Jenseits vom Diesseits durch einen Fluss getrennt, der in Japan der Fluss der drei Furten genannt wird. An seinem Ufer haust die „Alte, die [den Toten] die Kleider auszieht“ (

Datsueba 奪衣婆 (jap.)

wtl. die Alte, die die Kleider wegnimmt; Dämonin des Totenreichs

Geist

Der Begriff „Datsueba“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Datsueba gofukuji.jpg
  • Datsueba mak.jpg

) und ihnen bereits eine Vorgeschmack auf die kommenden Torturen vermittelt.4 Die ersten Gerichthöfe liegen wohl noch in der Nähe des Flusses, denn der Name des zweiten Königs lautet „Erste Bucht“. Unter den weiteren Königen ist neben Enma-ō, dem König des fünften Hofes – der auch als Einzelfigur verehrt wird und daher auf einer anderen Seite ausführlich beschrieben ist – vor allem Taizan-ō, der König des Taishan (siebenter Hof) hervorzuheben. Der Berg Taishan existiert tatsächlich in China und gilt als wichtigster der fünf heiligen Berge des Daoismus. Er ist u.a. Sitz einer Gottheit, die die Totenwelt beherrscht. Somit bildet Taizan-ō ein chinesisches Gegenstück zum indischen Yama (Enma) mit ähnlicher Funktion. Unter den zehn Königen hält er vielleicht die wichtigste Position inne, da ihm nach sieben mal sieben Tagen, also am Ende der eigentlichen Trauerzeit geopfert wird.

Jizo usuki.jpg
2 Jizō und die Zehn Könige (Japan, 12. Jh.)
Jizō inmitten der Gruppe der Zehn Richter/Könige (Jūō) der Unterwelt.
Heian-Zeit. Bildquelle: Prismo, 2010 (bildbearbeitet).

In der japanischen Edo-Zeit, als der buddhistische Totenkult zu einer gesetzlichen Verpflichtung wurde (s. ), fügte man den chinesischen Grundmustern schließlich noch weitere Totengedenkfeiern hinzu, nämlich den siebenten Gedenktag (sechs Jahre nach dem Tod), den dreizehnten Gedenktag und den dreiunddreißigsten Gedenktag. Dies ergab die Notwendigkeit, drei weitere Gerichtshöfe im Totenreich zu konstruieren, sodass sich schließlich eine Set von Dreizehn Königen ergab. Diese Könige erhielten überdies jeweils eine entsprechende Urform, also einen

honji 本地 (jap.)

(buddhistische) Urform (eines kami); s.a. suijaku

Der Begriff „honji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kakebotoke miho.jpg
  • Kasugamandala 1.jpg
  • Kasuga miya mandara.jpg

-Buddha, woraus sich wiederum ein Set von Dreizehn Buddhas ergab, die ebenfalls rituell verehrt werden konnten. Der dreiunddreißigste Todestag wird heute noch insofern geachtet, als danach die Totentäfelchen der entsprechenden Ahnen aus dem Hausaltar entfernt werden.

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. Teiser, The Scripture on the Ten Kings, S. 9. Chinesische Vorläufer lassen sich bis in das Jahr 664 zurück verfolgen (idid., S. 48).
  2. Diese sieben mal sieben Tage finden sich schon in Indien. Eine indische Erklärung besagt, dass sich den Wesen im Totenreich nur alle sieben Tage die Chance bietet, in eine neue irdische Existenz zu schlüpfen. Man kann also theoretisch auch schon nach den ersten sieben Tagen wiedergeboren werden (Teiser S. 24). Auch in heutigen buddhistischen Totenriten wird diese Folge von Totengedenken noch berücksichtigt. Insbesondere die Periode von sieben mal sieben Tagen gilt als die eigentliche buddhistische Trauerzeit.
  3. Die letzten drei Feiern — zum hundertsten Tag, zum ersten und zum zweiten Jahrestag des Ablebens — scheinen auf vorbuddhistische chinesische Bräuche zurück zu gehen. Auch sonst sind vorbuddhistisch-chinesische und indische Bräuche im Kult der Zehn Könige perfekt überblendet. Vgl. Teiser, S. 25–26.
  4. Im Unterschied zu den Richterkönigen gibt es diese Figur in China nicht.

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Stephen F. Teiser, The Scripture on the Ten Kings and the Making of Purgatory in Medieval Chinese Buddhism. Honolulu: University of Hawaii Press, 2003.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Jizo dunhuang.jpg
    Jizō und die Zehn Könige (Jūō). Deckblatt einer illustrierten Ausgabe des Sutras der Zehn Könige. Aus Höhle 17 der sogenannten „Tausend Buddha Höhlen“.
    Tang Zeit, 10. Jh. The British Museum.
  1. ^ 
    Jizo usuki.jpg
    Jizō inmitten der Gruppe der Zehn Richter/Könige (Jūō) der Unterwelt.
    Heian-Zeit. Bildquelle: Prismo, 2010 (bildbearbeitet).

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
  • chūin 中陰 ^ wtl. mittlere Dunkelheit; Totenwelt; Übergangsperiode zwischen zwei Phasen der Wiedergeburt; im engeren Sinne: sieben mal sieben Tage nach dem Tod
  • Datsueba 奪衣婆 ^ wtl. die Alte, die die Kleider wegnimmt; Dämonin des Totenreichs
  • deva (skt.) देव ^ „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)
  • Di Shun (chin.) 帝舜 ^ Kaiser Shun; legendärer chinesischer Herrscher, lebte laut Überlieferung zw. 2294 und 2184 v.u.Z; zusammen mit seinem Vorgänger Yao Inbegriff eines weisen und gerechten Herrschers
  • Dōkyō 道教 ^ Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a.
  • Dunhuang (chin.) 敦煌 ^ Oasenstadt an der Seidenstraße zwischen dem Tarim-Becken und China; zumeist von China, aber zeitweise auch von Tibet beherrschtes Handelszentrum; buddhistisches Zentrum mit ausgedehnten Höhlentempeln
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Enma 閻魔 ^ skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen
  • Godō Tenrin-ō 五道転輪王 ^ „König, der das Rad der Fünf Wege dreht“; letzter der Zehn Könige der Totenwelt (Jūō)
  • gozu 牛頭 ^ ochsenköpfige Dämonen in der buddhistischen Totenwelt bzw. Hölle (jigoku), meist im Tandem mit pferdeköpfigen Dämonen (mezu)
  • honji 本地 ^ (buddhistische) Urform (eines kami); s.a. suijaku
  • ihai 位牌 ^ Ahnentäfelchen
  • jigoku 地獄 ^ wtl. „[unter]irdischer Kerker“, buddhistische Hölle
  • Jizō 地蔵 ^ wtl. Schatzhaus/Mutterleib der Erde; skr. Kṣitigarbha; populäre Bodhisattva Figur
  • Jizō jūō-kyō 地蔵十王経 ^ „Das Sutra von Jizō und den Zehn Königen“, um 1200?
  • Jōdo Shinshū 浄土真宗 ^ Shin-Buddhismus, bzw. Jōdo Shin-Buddhismus; wtl. „Wahre Schule des Reinen Landes“
  • Jūō 十王 ^ Die Zehn Könige oder Richter der Totenwelt
  • Jūō-kyō 十王経 ^Sutra der Zehn Könige“; apokryphe chinesische Schrift aus China, 8. oder 9.Jh.
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • Karma (skt.) कर्म ^ „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)
  • Kawanabe Kyōsai 河鍋暁斎 ^ 1831–1889; Künstler und Karikaturist Ende Edo-, Anfang Meiji-Zeit
  • Kṣitigarbha (skt.) क्षितिगर्भ ^ „Schatzhaus/Mutterleib der Erde“, populärer Bodhisattva (jap. Jizō 地蔵)
  • Mañjuśrī (skt.) मञ्जुश्री ^ Bodhisattva der Weisheit (jap. Monju 文殊)
  • mezu 馬頭 ^ pferdeköpfiger Dämon in der buddhistischen Totenwelt, tritt meist im Tandem mit ochsenköpfigen Dämonen (gozu) auf
  • Monju 文殊 ^ Manjushri, Bodhisattva der Weisheit
  • Muromachi 室町 ^ Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)
  • Nihon ryōiki 日本霊異記 ^ „Wundersame Begebenheiten aus Japan“; buddhistische Legendensammlung von Kyōkai (Anfang 9. Jh.)
  • Ōjō yōshū 往生要集 ^ „Essentielle [Lehren] der Wiederbgeburt“, 985 von Genshin verfasst
  • rokudō 六道 ^ wtl. die Sechs Wege = Bereiche der Wiedergeburt
  • Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि ^ „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)
  • Shinkō-ō 秦広王 ^ erster der Zehn Könige (Jūō) der Totenwelt
  • Shokō-ō 初江王 ^ zweiter der Zehn Könige Jūō der Totenwelt, der „König des ersten Flusses“
  • Song (chin.) 宋 ^ chin. Herrschaftsdynastie, 960–1279
  • Taishan (chin.) 泰山 ^ höchster Berg in der chin. Provinz Shandong und traditionelles rituelles Zentrum; gilt als einer von fünf heiligen Bergen Chinas
  • Taizan-ō 泰山王 ^ Siebenter König bzw. Richter des buddhistischen Totengerichts; abgeleitet vom chinesischen Berg Taishan, einem der heiligen Berge Chinas
  • Tang (chin.) 唐 ^ chin. Herrschaftsdynastie, 618–907
  • tantra (skt.) तन्त्र ^ „Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)
  • tenbu 天部 ^ Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)
  • Tripiṭaka (skt.) त्रिपिटक ^ „Drei Körbe“, kanonische Schriften des Buddhismus (jap. Sanzō 三蔵)
  • Tsongkhapa (tibet.) ཙོང་ཁ་པ་བློ་བཟང་གྲགས་པ་ ^ 1357–1419; tibetischer Mönchsgelehrter, Begründer der Gelug-Schule, der heute dominanten Richtung des tibetischen Buddhismus
  • Veda (skt.) वेद ^ „Wissen“, älteste indische Textsammlung zur brahmanischen Religion, in Versform; ursp. nur mündlich tradiert
  • xiezhi (chin.) 獬豸 ^ chin. Fabeltier, das mit seinem Horn Verbrecher bestraft, aber Unschuldige verschont; jap. kaichi, kor. haetae
  • xiezhi guan (chin.) 獬豸冠 ^ Amtskappe des obersten Gerichtsbeamten im alten China; wtl. „Einhorn-Kappe“, abgeleitet vom Symboltier der chinesischen Justiz, dem Einhorn xiezhi
  • Yama (skt.) यमराज ^ Gottheit der Unterwelt und des Todes (jap. Enma 閻魔)
  • Yamāntaka (skt.) यमान्तक ^ „Bezwinger des Todes (Yama)“, einer der Fünf Großen Myōō (jap. Daiitoku Myōō 大威徳明王)
  • Yanlou (chin.) 閻羅 ^ abgeleitet von skt. Yama Raja, König Yama; jap. Enra oder Enma; König oder Richter der Unterwelt