Mythen/Jenseits/Totengericht: Unterschied zwischen den Versionen

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{{titel
=König Enma <span class="bottom">Richter und Wächter</span>=
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| König Enma und sein Totengericht
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|enmaten_tnm.jpg|Enma mit Gefolge auf einem Büffel
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Wenn ein Mensch stirbt, folgt laut gängigen buddhistischen Vorstellungen das „Mittlere Dunkel“ ({{g|chuuin}}), eine Zeit, in der Lohn und Strafe seiner irdischen Existenz nach den Gesetzen des {{s|karma}} ermittelt werden. Dieser Ermittlungsprozess wird von einem oder mehreren Richtern durchgeführt. Oberster dieser Richter ist König {{g|enma}} (skt. {{s|Yama}}). Seine Bedeutung, Rolle und deren Genese werden auf dieser Seite behandelt.
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== Enma, Richter der Totenwelt ==
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Enma ist in der ostasiatischen Vorstellungswelt eine furchteinflößende Gestalt, die von ebenso schrecklichen Schergen assistiert wird. Zusammen repräsentieren sie, wenn man so will, den Gesetzes- und Polizeiapparat des buddhistischen Universums, der als notwendiges Übel des unerbittlichen {{s|karma}}s angesehen werden kann. Obwohl als „König“ tituliert, entspricht seine Funktion der eines Richters, der darüber zu entscheiden hat, in welchen der sechs Lebensbereiche ({{g|rokudou}}) eine Totenseele wiedergeboren wird. Diese bürokratische Funktion offenbart sich u.a. in seiner markanten Kopfbedeckung, die der Kappe eines chinesischen Beamten entspricht.
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| enma gericht1.jpg
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| Gerichtshof des Enma
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Die obige Abbildung zeigt König {{glossar:enma|Enma}}, den Beherrscher des buddhis·tischen Toten·reichs, und einige Figuren aus seinem Gefolge. Die Darstel·lung aus der Kamakura-Zeit vereint zwei unter·schied·liche Aspekte, unter denen Enma im japani·schen Buddhis·mus auftritt: Einmal als Wächter·gott, erkennbar vor allem an der wehr·haften Rüstung, einmal — und wesent·lich prominenter — als Richter der Unter·welt. Die Richter·funktion ist in der obigen Abbildung vor allem aus den Figuren im Vorder·grund ablesbar. Es handelt sich um gericht·liche Beamte, die An·klage·schriften verlesen, Protokolle auf·zeichnen und Ange·klagte (Totenseelen) vor- und abführen. Aber auch der Stab, den Enma in der Hand hält, gehört zu seinen Uten·silien als Richter. Die Heraus·bildung der Figur des Enma ist ziem·lich komplex und offen·bart einen typischen Mix aus indischen und chinesi·schen Elemen·ten, die im Folgen·den einge·hen·der be·spro·chen werden sollen.
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Enma verfügt über zahlreiche Hilfsmittel, um die Übeltaten der Verstorbenen ausfindig zu machen, etwa den Karma-Spiegel, in dem sich Szenen der Vergangenheit wie auf einem Bildschirm abrufen lassen. Außerdem hat er zwei Informanten, die den Verstorbenen das ganze Leben lang begleitet haben und nun seine guten und schlechten Taten berichten. Diese „Knaben des Guten und des Schlechten“ sind auf japanischen Darstellungen mannigfach variiert worden, zumeist sind es zwei Köpfe, die auf hohen Stäben thronen, einer mit finsterem einer mit mildem Gesichtsausdruck.<ref>Diese im Körper eingenisteten Spione einer jenseitigen moralischen Autorität begegnen uns auch in Gestalt der [[Mythen/Symboltiere/Drei_Affen|Drei Würmer]] des sogenannten {{gb|koushinshinkou|''kōshin''}}-Glaubens.</ref> Sie sind eindeutig daoistischen Ursprungs und insofern eine chinesische Innovation des buddhistischen Jenseitsglaubens.
  
==Yama in Indien und Tibet==
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== Die Zehn Könige ==
Der Name {{glossar:enma|Enma}} leitet sich von der indischen Gottheit Yama her. Yama gilt in Indien auch außer·halb des Buddhis·mus als Gott·heit der Hölle bzw. der Toten·welt. In den Veden tritt er — begleitet von seiner Zwillings·schwester Yami — als das erste sterb·liche Wesen über·haupt in Erscheinung. In seiner spä·teren Funktion ist er aber wohl am ehesten mit Hades/ Pluto, dem antiken Gott der Unter·welt, zu vergleichen. Doch auch als Herrscher des Toten·reichs ist der indische Yama zunächst keine Gottheit im eigent·lichen Sinne, sondern ein sterb·liches Wesen in der Lebens·welt der (Hunger)-Geister (skt. ''preta'', jap. {{glossar:gaki}}).<ref>Vgl. [http://www.himalayanart.org/search/set.cfm?setid=2254 Himalayan Art] [2011/5]. </ref>  Schon in seiner indischen Urform erscheint Yama als Reiter auf einem Büffel oder als Figur mit Büffelkopf.
 
  
Der Buddhismus hat Yama als Herrscher der Unterwelt  in das buddhis·tische Pantheon integriert. Dabei scheint er sich vor allem als Vergelter böser Taten bewährt zu haben, nicht unähnlich dem christ·lichen Teufel. In frühen buddhis·tischen Texten ist allerdings kaum etwas über Yama zu finden. Erst nach und nach festigten sich verschie·dene Erklärungs·muster, wie und warum diese an sich negative Erschei·nung mit der Verbrei·tung des buddhis·tischen Dharma kooperiert.
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{{floatleft| rh= auto
In einer Tradition, die sich vor allem im tibetischen Buddhismus durch·gesetzt hat, tritt Yama in Gestalt eines Büffel·dämonen auf, der nichts anderes als der personi·fizierte Tod ist. Dieser Büffel·dämon erhält in Manjushri, dem Bodhisattva der Weisheit, einen Gegen·spieler, der ihn unter·wirft. Zu diesem Zweck verwandelt sich Manjushri in Yamantaka, den „Bezwinger des Yama“, der eine noch schreck·lichere Büffel·gestalt als Yama selbst hat und in manchen tantris·tischen Traditionen als die macht·vollste aller kriege·rischen Gott·heiten gilt. <ref>[http://www.exoticindiaart.com/wrathful.htm Nitin Kumar] 2001</ref> Charak·teris·tischer·weise vermischen sich die Gestalten des Bezwingers (Yamantaka) und des zu Bezwin·genden (Yama) zu einer einheit·lichen Figur, die bis auf den Rinder·kopf ganz den üblichen tantris·tischen Wächter·gott·heiten entspricht, mit all ihren schreck·lichen Para·phernalien wie Ketten aus geköpf·ten Häuptern, Toten·schädeln im lodernden Haar, einer nackte Gespielin, die ihnen Blut zu trinken reicht, etc., etc. ... 
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| 10kings_dunhuang.jpg
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| Totenseelen im Fluss der Unterwelt
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| hell= hell
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{{w500|rahmen_h=500|top=-50
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König Yan oder {{g|Yanlou}}, wie Enma auf chinesisch heißt, bekam in China nicht nur einen eigenen Gerichtshof, es wurden ihm auch neun weitere Könige/Richter zur Seite gestellt, die zusammen das Ensemble der „Zehn Könige“ ({{g|juuou}}) der Unterwelt bilden. Die Vorstellung der Zehn Richter wurde in China im apokryphen, aber sehr einflussreichen ''Sutra der Zehn Könige'' (jap. {{g|juuoukyou}}) kanonisiert.<!--
|yama dharmaraja.jpg|Yama Dharmaraja, Tibet, 19. Jh.
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--><ref>Die Urform des Textes entstand in der chinesischen Tang-Zeit, wahrscheinlich im 8. oder 9. Jahrhundert. Die ältesten Kopien und der begleitenden Abbildungen finden sich in Dunhuang im Nordwesten Chinas, chinesische Vorläufer lassen sich bis in das Jahr 664 zurück verfolgen ({{zitiert|Teiser 2003}}, S. 9., 48; englische Übersetzung des Sutras der Zehn Könige aus dem Chinesischen S. 197–219).
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</ref> Die Abbildung links zeigt, wie ein Gerichtshof im buddhistischen Jenseits in vielen Einzelheiten gemäß der {{g|Tang}}-zeitlichen chinesischen Rechtspraxis dargestellt wurde. Das Bild entstammt einer Schriftrolle aus dem zehnten Jahrhundert, die in den Höhlentempeln von {{g|Dunhuang}} gefunden wurde.
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{{textbox| text=
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Die japanischen Namen der Zehn Könige lauten:
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# Shinkō-ō 秦広王
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# Shokō-ō 初江王
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# Sōtei-ō 宋帝王
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# Gokan-ō 五官王
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# Enma-ō 閻魔王
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# Henjō-ō 変成王
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# Taizan-ō 泰山王
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# Byōdō-ō 平等王
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# Toshi-ō 都市王
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# Godō tenrin-ō 五道転輪王
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Eines der interessantesten ikonographischen Motive des tantristischen Yama wird als „Äußerer Yama, der Dharma·könig“ bezeichnet (Abb. oben). Es zeigt einen ochsen·köpfigen Dämon, der seinen Sieges·tanz auf einem Büffel vollführt, welcher seiner·seits eine mensch·liche Gestalt ver·ge·waltigt. Ohne alle möglichen Interpre·tationen dieses Motivs zu kennen, gehe ich davon aus, dass der mittlere Büffel den Tod verkörpert, der den Menschen in seiner Gewalt hat, während der Büffel·köpfige den Sieg über diesen Tod darstellt. Das Motiv soll übrigens einer Traum·vision des tibetischen Mönchs Tsongkhapa, 1347–1419, ent·wachsen sein. <ref>''The Sacred Art of Tibet'', S. 290</ref> Der Büffel·dämon diente tantris·tischen Yogis als Identi·fikations·figur, um sich auf die Begegnung mit dem Tod vorzu·bereiten.
 
  
==Der Gerichtshof==
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Unter den Zehn  Königen  ist neben Enma vor allem {{g|Taizanou}} hervorzuheben. Sein Name leitet sich vom chinesischen Berg {{g|Taishan}} ab, einem der fünf heiligen Berge des {{g|doukyou2|Daoismus}}, der auch als Zentrum der Totenwelt gilt. Diese Übernahme eines vorbuddhistischen chinesischen Totenkults  ist der vielleicht deutlichste Hinweis, dass die Zehn Könige in China entstanden sind.
Im ostasiatischen Buddhismus hat sich eine etwas andere Narration durchgesetzt: Yama ist hier kein impul·siver Dämon, sondern ein strenger Bürokrat, der als not·wendiges Übel, als Personi·fikation des unerbitt·lichen Karmas angesehen werden kann. Obwohl als „König“ tituliert, entspricht seine Funktion der eines Richters, der darüber zu entschei·den hat, in welchen der sechs Lebens·bereiche ({{glossar:rokudou}}) eine Toten·seele wieder·ge·boren zu werden hat. König Yan oder Yanlou, wie er auf chinesisch heißt, bekommt in China ein komplexes Gefolge, das chinesi·schen Gerichts·höfen nach·emp·funden ist. Er wird von neun weiteren Königen/ Richtern assistiert bzw. mit diesen zusam·men in das Ensemble der „Zehn Könige“ der Unter·welt integriert. Dass die Toten·welt als solche in China mit einem Gerichts·hof assoziiert wird, passt im übrigen gut zu der Tatsache, dass die schlimmste Form der Wieder·geburt, die „Hölle“, ihrer chinesi·schen Wort·be·deu·tung nach ein „unterirdischer Kerker“ (jap. {{glossar: jigoku}}) ist.
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===Die Zehn Könige===
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In Japan besitzen die Zehn Könige insofern eine große Bedeutung, als sich die zeitliche Struktur der Totenriten durch sie erklärt (s.u.), in der allgemeinen Vorstellung vom Jenseits verschmelzen sie aber zumeist mit Enma als Einzelfigur.  Die früheste literarische Quelle, die vom buddhistischen Totenreich  erzählt, das {{g| nihonryouiki}} (um 800), kennt lediglich Enma, der hier noch als relativ umgängliche Figur auftritt.<ref>
Yama selbst ist also in dieser Tradition  nur einer unter zehn Richtern (und zwar stets der fünfte), wenn auch sicherlich der prominenteste. Die Schar der Einzelrichter untersteht aber letztlich Bodhisattva {{glossar:jizou}} (chin. Dizang, skt. Kshitigarbha, wtl. „Schatzhaus der Erde“), der zum eigentlichen Herren über das gesamte Totenreich erklärt wird. Ähnlich wie Manjushri in Tibet tritt also auch hier ein prominenter Bodhisattva in den Ring, um zu garantieren, dass alles wirklich nach den Gesetzen von Buddhas Lehre abläuft. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn manche Über·lieferungen in Yama nichts anderes als eine spezifischen Manifestion — eine zornvolle Erschei·nungs·form — von Jizō erblicken. Kategori·sche Strenge und mildtätige Gnade werden — wie so oft im [[Grundbegriffe: Buddhismus|Mahayana Buddhismus]] — letztlich als Akte der gleichen Figur interpretiert. Im übrigen zeigen frühe chinesische Abbildungen aus China Jizō keineswegs als knabenhaften, mild lächelnden Pilgermönch, wie er uns im heutigen Japan zumeist begegnet, sondern als strengen Abt, der den Vorsitz im Gericht der Zehn Könige führt.
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Enma kommt in einigen Traumvisionen des ''Ryōiki'' vor. Interessanterweise bleibt er immer hinter einem Vorhang verborgen, sein genaues Aussehen bleibt unbestimmt (s. [http://www.univie.ac.at/rel_jap/ryowiki/Enra Enra] (''Nihon Ryo-Wiki'').
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</ref> Erst durch Werke wie das {{g|oujouyoushuu}} (985) oder das {{g|Jizoujuuoukyou}} (um 1200?) wurden die Zehn Könige auch in Japan bekannt gemacht.
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=== Jizō ===
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Auf einigen frühen Abbildungen ist neben oder vor den Zehn Königen immer auch {{s|Bodhisattva}} {{g|jizou}} zu erkennen. Der Name „Jizō“ (skt. {{s|kshitigarbha}}) kann wörtlich als „Erdbunker“ übersetzt werden — ein Hinweis auf die lange Verbindung dieses Bodhisattvas mit dem unterirdischen Reich der Toten. Während er heute als Retterfigur im Jenseits angebetet wird, ist er in diesen Darstellungen so etwas wie der Chef der Zehn Könige. In anderen Zusammenhängen wird Enma als Manifestation der strafenden Aspekte Jizōs aufgefasst. Jīzō spaltet sich somit in eine ''good cop, bad cop''-Figur auf, indem er als Enma die Sünder zu Höllenqualen verurteilt, als Bodhisattva dagegen den gleichen Sündern zu Hilfe eilt — eine für den Buddhismus insgesamt sehr typische Konstruktion.  
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|Jizō und die Zehn Könige (China, 9. Jh.)
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|Jizō und die Zehn Könige (Japan, 12. Jh.)
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=== Nähe zur Hölle===
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|Höllenknecht
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In Enmas Gericht gehört das Foltern zu den üblichen Methoden der Urteilsfindung. Dies lässt sich schon in den ältesten chinesischen Darstellungen feststellen. Das Quälen der Totenseelen obliegt dabei Kerkermeistern, die häufig einen Büffel- oder Pferdekopf ({{g|gozu}} und {{g|mezu}}) besitzen. Die gleichen Dämonen verdingen sich auch in der Hölle, um die dorthin Verurteilten zu drangsalieren.
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Zwischen Totengericht und Hölle besteht daher kaum ein Unterschied. Eher scheint es so, als ob alle Verstorbenen eine Reihe von Untersuchungsgefängnissen durchlaufen müssten, die in der Hölle angesiedelt sind. Die weniger karmisch Belasteten haben am Ende des Prozesses die Chance, wieder in einen erfreulicheren Bereich des Samsara einzutreten, während alle anderen für sehr lange Zeit in der Hölle bleiben. Die Hölle selbst erscheint auf frühen Abbildungen als schwarz ummauertes, deutlich abgegrenztes Gefängnis. Erst später weitet sie sich zu einer scheinbar grenzenlosen, unwirtlichen Landschaft aus.  Zweifellos war sie stets ein Ort unter der Erde, da es sich wörtlich um einen  „Erdkerker“ ({{g|jigoku}}) handelt. (S. dazu auch {{showTitel|Mythen/Jenseits/Hoellen}}.)
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=== Die einzelnen Gerichtshöfe ===
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Die folgenden Bildbeispiele stammen aus der Südlichen {{g|song}}-Zeit (China, 13. Jh.) und aus der japanischen {{g|Edo}}-Zeit.<ref>Für die entsprechenden Textgrundlagen s. Teiser 2003, S. 197–219.</ref> Im letzteren Fall handelt es sich um Skizzen, die wahrscheinlich von ähnlichen chinesischen Vorbildern beeinflusst sind.<ref>S. auch Bilder einer [https://www.narahaku.go.jp/english/collection/1006-0.html Serie von Lu Zongyuan], 14. Jh., im Nara National Museum.</ref> In beiden Fällen wird die Strenge des Totengerichts durch Foltern verdeutlicht, welche die „peinliche Befragung“ der Toten begleiten. Die „armen Sünder“ schienen vor diesem Gericht beinahe chancenlos.  In Japan hat man  noch jeweils eine Höllenszene an den unteren Bildrand hinzugefügt, wohl um die Strafen anzudeuten, die den Verurteilten bevorstehen.
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|China, 13. Jh.
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|Japan, Edo-Zeit
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|Datsueba
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Der Gerichtshof des {{g|shinkouou}} wird von den Toten am siebenten Tag nach dem Ableben erreicht. Er dient einer Sammlung der Toten in der Art eines Gefangenentransports. Von dort werden die Delinquenten durch den Fluss der Unterwelt getrieben, wobei gehörnte Dämonen die Menge im Zaum halten. Nur einige Privilegierte (Verstorbene mit gutem Karma) dürfen eine Brücke verwenden. Nach japanischer Auffassung folgt danach noch die Überprüfung durch die {{g|datsueba}}, die „Alte, die den Toten die Kleider auszieht,“ um an ihrem Gewicht die jeweilige Sündenlast abzuschätzen. Diese Figur gibt es in chinesischen Quellen nicht, allerdings gibt es eine Alte, die den Toten die „Suppe des Vergessens“ füttert.
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|Japan, Edo-Zeit
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|caption = Woche 2, Gerichtshof des Shōkō-ō 初江王
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Nach Überwindung des Flusses der Unterwelt kommen die Toten zum Gerichtshof des {{g|shokouou}}, des „Königs des ersten Flusses“. Von nun an beginnt die Ausforschung der spezifischen Sünden jedes Verstorbenen. Die japanische Darstellung zeigt hier, zusätzlich zur peinlichen Befragung, eine Höllenfolter mit einem glühenden Wagen.
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}}
 
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Die Vorstellung von den Zehn Königen wurde vor allem durch einen vielen Versionen über·lieferten Text verbreitet, der landläufig als ''Sutra der Zehn Könige'' (jap. {{glossar:juuoukyou}}) bekannt ist. Die Urform des Textes entstand in der chinesischen Tang Zeit, wahr·schein·lich im 8. oder 9. Jahrhundert.<ref>Teiser, ''The Scripture on the Ten Kings, S. 9. Chinesische Vorläufer lassen sich bis in das Jahr 664 zurück verfolgen (idid., S. 48)</ref>Das ''Sutra der Zehn Könige'' begründete nicht nur die Idee von Enmas Gerichts·hof, sondern stellt wohl auch einen wichtigen Faktor für die Popularität von Bodhisattva Jizō in ganz Ostasien dar. In Japan wurde die Totenwelt schließlich in Werken wie dem {{glossar:oujouyoushuu}} (985) oder dem ''Jizō jūō-kyō'' (um 1200?) weiter ausdifferenziert.  
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Vor dem fünften König, {{g|Enma}} (der laut anderen Interpretationen allein über die Totenwelt herrscht), werden Delinquenten, die ihre Taten abstreiten, mit einem Spiegel konfrontiert, mit Hilfe dessen Enma Szenen aus der Vergangenheit abrufen kann, um den Toten ihre eigenen Sünden vor Augen zu führen. In China und Japan wird Enma zudem mit besonders jähzornigem Ausdruck dargestellt.  
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|jizo usuki.jpg|Jizō und die Zehn Könige (Japan, 12. Jh.)
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|China, 13. Jh.
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|Japan, Edo-Zeit
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|caption = Woche 7, Gerichtshof des Taizan-ō
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}}
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Das Ende der siebenten Woche markiert für die Hinterbliebenen das Ende der Trauerzeit. Die Toten begegnen nun {{g|Taizanou}}, einer Figur, die sich von vorbuddhistischen chinesischen Jenseitsvorstellungen  ableitet.
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|China, 13. Jh.
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|Japan, Edo-Zeit
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|caption = Dritter Jahrestag, 10. und letzter Gerichtshof
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}}
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Es folgen Stationen nach 100 Tagen, nach einem Jahr und am dritten Jahrestag nach dem Ableben. Dann erreichen die Toten den Hof des zehnten Königs, der „König, der das Rad der Geburten dreht“ ({{g|godoutenrinou}}), wo sich Art und Ort der Wiedergeburt schließlich endgültig entscheiden. Interessanterweise ist auf beiden Abbildungen eine wohlwollende Verabschiedung zu sehen, wobei die ehemaligen Angeklagten Geschenke überreichen (möglicherweise die Opfergaben ihrer Hinterbliebenen).
 
}}
 
}}
Der Weg der Totenseele ins Jenseits wird im ''Sutra der Zehn Könige'' als eine Folge von Ver·hand·lungen vor den zehn Richtern dargestellt. Es ist eine Art Fegefeuer, in dem der endgültige Ort der Wieder·geburt noch nicht fixiert ist. Vor den ersten sieben Richtern muss sich der Verstorbene in den ersten sieben Wochen nach seinem Tod ver·antworten. Die weiteren Richter fällen ihre Urteile hundert Tage nach dem Tod, ein Jahr nach dem Tod und drei Jahre nach dem Tod. Dies sind die Zeiten, in denen auch die Hinter·bliebenen durch religiöse Opfer·gaben die Entscheidung von Enmas Gericht be·ein·flussen können und zu denen daher besondere [[Alltag:Totenriten|Totenriten]] vorgesehen sind. <ref> Auch in heutigen buddhistischen Totenriten wird diese Folge von Totengedenken noch berücksichtigt. Insbesondere die Periode von sieben mal sieben Tagen gilt als Zwischenexistenz zwischen zwei aufeinanderfolgenden Formen der Wiedergeburt. Die letzten drei Feiern — zum hundertsten Tag, zum ersten und zum dritten Jahrestag des Ablebens —  scheinen auf vorbuddhistische chinesische Bräuche zurück zu gehen. Vgl. Teiser, S. 25–26.</ref>
 
  
===Enma als Einzelrichter===
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==Furcht vor Strafe ==
  
Obwohl sich die Darstellung von König Enma auf das Sutra der Zehn Könige zurückführen lässt, sind die anderen Richter — zumindest in Japan — im Laufe der Zeit weitgehend verblasst. Die häufigsten Darstellungen zeigen Enma als einzigen Richter und je mehr seine Figur ins Zentrum rückt, umso bedrohlicher wird sie. In den frühesten japanischen Quellen, die von ihm erzählen, etwa im {{glossar: nihonryouiki}} (um 800), erscheint Enma noch relativ umgänglich. In späteren bildlichen Darstellungen wird er hingegen grund·sätzlich als schreiend und mit wut·ver·zerrten Zügen dargestellt. Vor allem bekommt er aber auch Gehilfen zur Seite gestellt, die sug·gerieren, dass die Qualen der Hölle im Grund schon vor Enmas Gericht beginnen. Das mag mit vor·modernen gerichtlichen Praxis·formen zusammen·hängen, in denen Foltern zu den üblichen Methoden der Urteils·findung gehörten, wie sich im übrigen schon anhand der ältesten chinesi·schen Darstel·lungen verifizieren lässt. Das Foltern obliegt im übrigen Kerkermeistern, die häufig (allerdings nicht immer) einen Büffelkopf besitzen. Ob sich dies aus Yamas ursprünglicher Büffelgestalt erklärt? Jedenfalls hat sich die Figur dieser rinderköpfigen Kerkermeister in Form der {{glossar:Oni}} auch außerhalb der Totenwelt verbreitet.  
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|Song-zeitl. Enma mit Einhorn-Kappe
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|Yanlou, China, 13. Jh.
+
}}
|Enma, Japan, Edo-Zeit
+
Sowohl in China als auch in Japan trägt Enma fast immer das Gewand eines chinesischen Justizbeamten bzw. eines Herrschers in richtender Funktion. Kennzeichnend dafür ist vor allem seine spezielle Kopfbedeckung, die unter der Bezeichnung „Einhorn-Kappe“ ({{g|xiezhiguan}}) bekannt ist. Sie leitet sich von einem imaginären Tier aus der chinesischen  Mythologie ab, dem {{g|xiezhi}}, das bereits dem legendären Kaiser {{g|dishun}} zur Seite stand, wenn es um Rechtsfragen ging. Es konnte nämlich instinktiv erkennen, wer schuldig war und wer nicht, und spießte Übeltäter kurzerhand mit seinem Horn auf. Auf diese Weise wurde das Einhorn zum chinesischen Sinnbild der Justiz und verlieh auch der Richterkappe seinen Namen.
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| rokudoe_enma1.jpg
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| Enma, Japan, Edo-Zeit  
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}}
 
}}
Schließlich verfügt Enma auch über zahlreiche andere Hilfsmittel, um die Übeltaten der Verstorbenen ausfindig zu machen, etwa einen Spiegel, indem sich Szenen der Ver·gangen·heit wie auf einem Bildschirm abrufen lassen.  
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Während Enma also im Grunde den idealen Richter nach alteingesessenen chinesischen Vorstellungen repräsentiert, lässt sich in seiner buddhistischen Ikonographie eine Tendenz erkennen, ihn und sein Gericht zu dämonisieren. Bildliche  Darstellungen aus der {{g|song}}-Zeit, die von japanischen Künstlern getreu übernommen wurden, zeigen Enma  grundsätzlich mit wutverzerrten Gesichtszügen. Gerechtigkeit oder Mitleid sind von ihm nicht zu erwarten, man kann nur hoffen, ihm auf irgendeine Weise zu entgehen.  Nicht die Hoffnung auf ein Ende des Leids, sondern die Furcht vor schlimmen Strafen soll die Gläubigen motivieren, die buddhistischen Gebote zu befolgen.
 
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{{w500|w=560|left=-30
|enma_kyosai.jpg|Enmas Gerichtshof in einer satirischen Darstellung von Kawanabe Kyōsai
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|enma_kyosai.jpg
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|Enmas Gerichtshof in einer satirischen Darstellung von Kawanabe Kyōsai
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|ref=1
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Die obige Abbildung des Meiji-zeitlichen Künstlers {{g|Kawanabekyousai}} kann als eine Zusammenfassung sämtlicher mit Enma assoziierten Merkmale angesehen werden, wenn auch  satirisch überzeichnet. Hier ist Enma ein jähzorniger Despot, der seine Autorität für sadistische Grausamkeiten missbraucht. Sein Gericht wird als Mittelpunkt der Hölle dargestellt. Im Hintergrund sieht man als einzigen Hoffnungsschimmer Bodhisattva Jizō, der quasi im Verborgenen ein paar Sünder wieder aus der Hölle herausholt.
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== Totengericht und Totenriten ==
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Im ''Sutra der Zehn Könige'' gibt es auch eine Rahmenhandlung, die eine etwas andere Nuance des Jenseits vermittelt als die unvermeidbaren Foltern während der Jenseitsreise. Hier leistet Enma, stellvertretend für das gesamte karmische Gericht,  diverse Schwüre vor Buddha {{s|Shakyamuni}}. Aus diesen wird klar, dass es besonders auf die rituelle Aktivität der Hinterbliebenen ankommt und dass zumindest die schlimmsten Formen der Wiedergeburt vermieden werden können, wenn die Hinterbliebenen nur alle Totenriten richtig vollziehen und Spenden an buddhistische Institutionen richten. Umgekehrt wird angedeutet, dass die schlimmsten Vergehen nicht Vatermord oder ähnliches sind, sondern Aneignung von Tempelgut. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Hinterbliebenen die Möglichkeit und in gewisser Weise sogar die religiöse Pflicht haben, die Entscheidung des karmischen Gerichts durch Riten und Opfergaben zu beeinflussen.
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 +
Es ist sicher kein Zufall, dass die Vorstellung der Zehn Könige eng an das [[Alltag/Totenriten|Ritualwesen für die Toten]] gekoppelt ist. Die Rituale im Diesseits finden nämlich immer dann statt, wenn die Verstorbenen im Jenseits vor einen neuen Richter treten. Dies  geschieht  zunächst alle sieben Tage nach dem Ableben, bis sieben mal sieben Tage herum sind.<!--
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--><ref>
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Diese sieben mal sieben Tage finden sich schon in Indien. Eine indische Erklärung besagt, dass sich den Wesen im Totenreich nur alle sieben Tage die Chance bietet, in eine neue irdische Existenz zu schlüpfen. Man kann also dieser Erklärung zu Folge auch schon nach den ersten sieben Tagen wiedergeboren werden (Teiser 2003, S. 24).
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</ref>
 +
Dann verlangsamt sich der Rhythmus und die Toten treten nur noch einmal nach hundert Tagen und dann nach einem Jahr vor einen neuen Richter. Im dritten Jahr nach dem Tod absolviert man das letzte Gericht und wird spätestens dann in ein neues Leben (in einem der Sechs Wege der Wiedergeburt, {{g|rokudou}}) entlassen.<!--
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Die letzten drei Feiern — zum hundertsten Tag, zum ersten und zum zweiten Jahrestag des Ablebens —  scheinen auf vorbuddhistische chinesische Bräuche zurück zu gehen: Ein Hinweis auf die Überblendung von vorbuddhistisch-chinesischen und indischen Bräuchen im Kult der Zehn Könige. (Vgl. Teiser, S. 25–26.)
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Hinterbliebene können demnach das Urteil der Richter vom Diesseits aus mindestens zwei Jahre lang beeinflussen. Ja, man kann sogar für das eigene Seelenheil Vorsorge treffen, indem man bereits zu Lebzeiten in eigener Sache rituelle Opfer an die Zehn Könige richtet. Kurz gesagt: Je mehr rituellen Aufwand man betreibt, umso besser sieht es im nächsten Leben aus. Negativ formuliert könnte man auch sagen, dass die Richterkönige mit dem diesseitigen Klerus paktieren und sich durch Wohltaten, die man diesem erweist, indirekt bestechen lassen.
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Fairerweise muss einschränkend dazu gesagt werden, dass das ''Sutra der Zehn Könige'' und ähnliche Schriften in keiner buddhistischen Schule kanonischen Status erlangten. Das heißt, dass die diversen Textvarianten der Zehn Könige nie in eine {{s|tripitaka}}-Sammlung aufgenommen wurden, also nicht unbedingt als authentische Worte Buddhas galten. Zweifellos waren sich die meisten gebildeten Mönche bewusst, dass das chinesische Gepräge der jenseitigen Gerichtshöfe der indischen Herkunft von Buddhas Lehren widersprach.
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Das hinderte sie jedoch nicht daran, den Kult der Zehn Könige bzw. des Richterkönigs {{g|Enma}} tatkräftig zu verbreiten. Lediglich die japanische {{g|joudoshinshuu}} war stets der Meinung, dass man das Nachleben seiner Ahnen nicht beeinflussen könne und lehnte schon aus diesem Grund den Glauben an die Zehn Könige kategorisch ab.
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=== Dreizehn Buddhas ===
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| Grabmonument der 13 Buddhas
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In der japanischen {{g|Muromachi}}-Zeit fügte man den chinesischen Grundmustern schließlich noch weitere Totengedenkfeiern hinzu, nämlich den siebenten Jahrestag (sechs Jahre nach dem Tod), den dreizehnten Jahrestag und den dreiunddreißigsten Jahrestag. Dies ergab die Notwendigkeit, drei weitere Gerichtshöfe im Totenreich zu konstruieren, sodass sich ein Set von Dreizehn Königen ergab. Die hinzugefügten Könige erhielten überdies jeweils eine entsprechende Urform, also einen {{g|honji}}-Buddha, woraus sich wiederum ein Set von Dreizehn Buddhas ergab, das ebenfalls rituell verehrt werden konnte.  Darstellungen dieser Dreizehn Buddhas sind noch heute vereinzelt auf Friedhöfen zu finden.
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Der 33. Todestag wird zwar meist nicht mehr mit dem gleichen Aufwand gefeiert, wie die früheren Todesgedenktage, in vielen japanischen Haushalten wird er jedoch zum Anlass genommen,  die Totentäfelchen ({{g|ihai}}) der entsprechenden Ahnen aus dem Hausaltar zu entfernen (da die Verstorbenen ja spätestens jetzt eine neue Existenzform gefunden haben).
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== Andere Darstellungsformen Enmas==
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=== Yama in Indien und Tibet ===
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Der Name Enma leitet sich von der indischen Gottheit {{s|Yama}} her. Yama gilt in Indien auch außerhalb des Buddhismus als Gottheit der Hölle bzw. der Totenwelt, vergleichbar mit dem Unterweltgott Hades bzw. Pluto in der europäischen Antike. In den {{s|veda|Veden}}, den ältesten indischen Schriften, tritt Yama jedoch zunächst als Entdecker einer Art von Paradies in Erscheinung. Er ist zwar sterblich, doch sein Tod führt ihn in eine bessere Welt. Erst später wird er zu einer Art König in einem Palast, der mehr und mehr den Charakter eines Straflagers annimmt.
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Schon in dieser indischen Urform erscheint Yama zumeist als Reiter auf einem Büffel oder als Figur mit Büffelkopf.
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Der Buddhismus hat diesen Büffel-reitenden Yama schon früh als Herrscher der Unterwelt in sein Pantheon integriert. In einer Tradition, die sich vor allem im tibetischen Buddhismus durchgesetzt hat, tritt Yama in Gestalt eines Büffeldämons auf, der nichts anderes als der personifizierte Tod ist. Dieser Büffeldämon erhält in {{s| Manjushri}}, dem Bodhisattva der Weisheit, einen Gegenspieler, der ihn unterwirft. Zu diesem Zweck verwandelt sich Manjushri in {{s|Yamantaka}}, den „Bezwinger des Yama“, der eine noch schrecklichere Büffelgestalt als Yama selbst hat und in manchen {{s|tantra|tantristischen}} Traditionen als die machtvollste aller kriegerischen Gottheiten gilt.<!--
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[http://www.exoticindiaart.com/wrathful.htm Nitin Kumar] 2001. In Japan existiert Yamantaka in Form des {{gb|daiitokumyouou}} als einer der Fünf Myōō, meist reitet er auf einem Büffel. Seine  Verbindung zu Enma scheint aber in den Hintergrund getreten zu sein.
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Charakteristischerweise vermischen sich die Gestalten des Bezwingers (Yamantaka) und des zu Bezwingenden (Yama) zu einer einheitlichen Figur, die bis auf den Rinderkopf ganz den üblichen tantristischen Wächtergottheiten entspricht, mit all ihren schrecklichen Paraphernalien wie Ketten aus geköpften Häuptern, Totenschädeln im lodernden Haar, einer nackte Gespielin, die ihnen Blut zu trinken reicht, etc., etc. ... 
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|Yama Dharmaraja, Tibet, 19. Jh.
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Eines der interessantesten ikonographischen Motive des tantristischen Yama wird als „Äußerer Yama, der Dharmakönig“ bezeichnet (Abb. oben). Es zeigt einen ochsenköpfigen Dämon, der seinen Siegestanz auf einem Büffel vollführt, welcher seinerseits eine menschliche Gestalt vergewaltigt. Ohne alle möglichen Interpretationen dieses Motivs zu kennen, gehe ich davon aus, dass der mittlere Büffel den Tod verkörpert, der den Menschen in seiner Gewalt hat, während der Büffelköpfige den Sieg über diesen Tod darstellt. Das Motiv soll übrigens einer Traumvision des tibetischen Mönchs {{g|Tsongkhapa}} (1347–1419) entwachsen sein.<ref>''The Sacred Art of Tibet'', S. 290.</ref> Der Büffeldämon diente tantristischen Yogis als Identifikationsfigur, um sich auf die Begegnung mit dem Tod vorzubereiten.
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=== Enma als Richtungsgottheit ===
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Enma zählte zu den beliebtesten Sujets des Meiji-zeitlichen Künstlers Kawanabe Kyōsai. Die obige Abbildung kann als eine Zusammen·fassung sämtlicher mit Enma assoziierten Merk·male angesehen werden, auch wenn manches davon satirisch über·zeichnet ist. Hier ist Enma klar der unbarm·herzige Herrscher der Unterwelt, der durchaus für sadistische Methoden zu haben ist. Im Hinter·grund sieht man dagegen Jizō, der quasi im Verborgenen ein paar Sünder wieder aus der Hölle herausholt. Von einer Identität der beiden Figuren ist in Kawanabes Dar·stellung nichts zu erkennen.
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Interessanterweise kann der buddhistische Yama/Enma auch als Richtungsgottheit bzw. als Wächter einer Himmelsrichtung fungieren. Er tritt dann in einem  Ensemble von acht oder zwölf Gottheiten auf und repräsentiert meist den Süden. Sein Titel ist in diesem Fall dann nicht ''ō'', „König“, sondern ''ten'', „Himmel“ bzw. {{g|tenbu}}-Gottheit (skt. {{s|deva}}). Sein Aussehen gemahnt — zumindest in frühen Ensembles dieser Art — an einen Bodhisattva. An den Enma der Unterwelt erinnert lediglich ein Stab, auf dem einer der Köpfe sitzt, welche Enma die Sünden der Angeklagten zuflüstern.
  
==Enma als Himmelswächter ==
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Eine weitere Funktion, die Yama vom Buddhimus zugesprochen wurde, ist die einer Richtungs·gottheit, die als Wächter einer Himmelrichtung fungiert. Derartige Ensembles existieren mit acht oder zwölf Gottheiten, wobei Enma meist den Süden repräsentiert. Sein Titel ist in diesem Fall dann nicht ''ō'', „König“, sondern ''ten'', „Himmel“ bzw. {{glossar:tenbu}}-Gottheit (skt. ''deva''). Sein Aussehen gemahnt — zumindest in frühen Ensembles dieser Art —
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Die obige Abbildung aus der {{g|Kamakura}}-Zeit kann als Mischform der unterschiedlichen Ikonographien angesehen werden: Enma behält die Physiognomie des Richters, reitet aber auf einem Büffel und gebietet über ein Gefolge von himmlischen Wesen ''und'' Wesen aus der Totenwelt. Die Figuren im Vordergrund weisen aber unzweideutig auf seine richterliche Funktion hin. Es handelt sich um gerichtliche Beamte, die Anklageschriften verlesen, Protokolle aufzeichnen und Angeklagte (Totenseelen) vor- und abführen. Auch den Stab, den Enma in der Hand hält, kennen wir bereits als Teil seiner richterlichen Paraphernalien.  
eher an einen Bodhisattva denn an einen bedrohlichen Höllenrichter. An den Enma der Unterwelt erinnert lediglich ein Stab, auf dem einer Köpfe sitzt, welche ihm die Sünden der Angeklagten zuflüstern. In der Kamakura-Zeit findet man dann Misch·formen wie das Bild am Anfang dieser Seite, wo Enma die Physiognomie des Richters behält, aber auf einem Büffel reitet und über ein Gefolge von himmlischen Wesen ''und'' Wesen aus der Totenwelt gebietet.  
 
  
Zu guterletzt findet man den Büffelreiter auch auf astrologischen Darstellungen des Sternenhimmels und zwar an zentraler Stelle, direkt unter Bodhisattva Manjushri ({{glossar:monju}}), der als Bodhisattva der Weisheit unter anderem für Astrologie zuständig ist. Die Beziehung zwischen diesen beiden Figuren ist mir derzeit noch unklar, aber eine Parallele mit der tibetischen Identifizierung von Yama und Manjushri drängt sich auf.  
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Zu guter Letzt findet man den Büffelreiter auch auf astrologischen Darstellungen des Sternenhimmels und zwar an zentraler Stelle, direkt unter Bodhisattva Manjushri ({{g|monju}}), der als Bodhisattva der Weisheit unter anderem für Astrologie zuständig ist. Begründungen dafür sind mir nicht bekannt, aber eine Parallele mit der tibetischen Identifizierung von Yama und Manjushri drängt sich auf. {{Verweise
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*[http://www.himalayanart.org/ Himalayan Art]
 
*[http://www.himalayanart.org/ Himalayan Art]
 
*[http://www.exoticindiaart.com/wrathful.htm Wrathful Guardians of Buddhism] (Nitin Kumar 2001)
 
*[http://www.exoticindiaart.com/wrathful.htm Wrathful Guardians of Buddhism] (Nitin Kumar 2001)
|update = Mai 2011
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*[http://www.univie.ac.at/rel_jap/ryowiki/Hauptseite Nihon Ryo-Wiki] (Universität Wien 2011)
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|update = Jul. 2020
 
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==Anmerkungen==
 
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Aktuelle Version vom 24. August 2024, 16:37 Uhr

König Enma und sein Totengericht
Enma schreiber.gif

Wenn ein Mensch stirbt, folgt laut gängigen buddhistischen Vorstellungen das „Mittlere Dunkel“ (chūin [chūin (jap.) 中陰 wtl. mittlere Dunkelheit; Totenwelt; Übergangsperiode zwischen zwei Phasen der Wiedergeburt; im engeren Sinne: sieben mal sieben Tage nach dem Tod]), eine Zeit, in der Lohn und Strafe seiner irdischen Existenz nach den Gesetzen des Karma [Karma (skt.) कर्म „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)] ermittelt werden. Dieser Ermittlungsprozess wird von einem oder mehreren Richtern durchgeführt. Oberster dieser Richter ist König Enma [Enma (jap.) 閻魔 skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen] (skt. Yama [Yama (skt.) यमराज Gottheit der Unterwelt und des Todes (jap. Enma 閻魔)]). Seine Bedeutung, Rolle und deren Genese werden auf dieser Seite behandelt.

Enma, Richter der Totenwelt

Enma ist in der ostasiatischen Vorstellungswelt eine furchteinflößende Gestalt, die von ebenso schrecklichen Schergen assistiert wird. Zusammen repräsentieren sie, wenn man so will, den Gesetzes- und Polizeiapparat des buddhistischen Universums, der als notwendiges Übel des unerbittlichen Karma [Karma (skt.) कर्म „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)]s angesehen werden kann. Obwohl als „König“ tituliert, entspricht seine Funktion der eines Richters, der darüber zu entscheiden hat, in welchen der sechs Lebensbereiche (rokudō [rokudō (jap.) 六道 wtl. die Sechs Wege = Bereiche der Wiedergeburt]) eine Totenseele wiedergeboren wird. Diese bürokratische Funktion offenbart sich u.a. in seiner markanten Kopfbedeckung, die der Kappe eines chinesischen Beamten entspricht.

Enma gericht1.jpg
1 Gerichtshof des Enma
Gerichtshof des Königs der Totenwelt, Enma (chin. Yanlou). Im Hintergrund Enma und zwei weitere Richter, im Vordergrund der Urteilsverkünder und der Schreiber.
13. Jh. Kyōto National Museum.

Enma verfügt über zahlreiche Hilfsmittel, um die Übeltaten der Verstorbenen ausfindig zu machen, etwa den Karma-Spiegel, in dem sich Szenen der Vergangenheit wie auf einem Bildschirm abrufen lassen. Außerdem hat er zwei Informanten, die den Verstorbenen das ganze Leben lang begleitet haben und nun seine guten und schlechten Taten berichten. Diese „Knaben des Guten und des Schlechten“ sind auf japanischen Darstellungen mannigfach variiert worden, zumeist sind es zwei Köpfe, die auf hohen Stäben thronen, einer mit finsterem einer mit mildem Gesichtsausdruck.1 Sie sind eindeutig daoistischen Ursprungs und insofern eine chinesische Innovation des buddhistischen Jenseitsglaubens.

Die Zehn Könige

10kings dunhuang.jpg
2 Totenseelen im Fluss der Unterwelt
Hier wird der Gerichtshof im buddhistischen Jenseits in vielen Einzelheiten gemäß dem Tang-zeitlichen Sutra der Zehn Könige (Jūō-kyō) dargestellt. Hier die Szene vor dem Zweiten König. Die Totenseelen werden durch einen Fluss getrieben. Sie tragen hölzerne Joche, werden also als Delinquenten gemäß der vormodernen chinesischen Rechtspraxis dargestellt.
China, 10. Jh. Intenational Dunhuang Project, (British Library).

König Yan oder Yanlou [Yanlou (chin.) 閻羅 abgeleitet von skt. Yama Raja, König Yama; jap. Enra oder Enma; König oder Richter der Unterwelt], wie Enma auf chinesisch heißt, bekam in China nicht nur einen eigenen Gerichtshof, es wurden ihm auch neun weitere Könige/Richter zur Seite gestellt, die zusammen das Ensemble der „Zehn Könige“ (Jūō [Jūō (jap.) 十王 Die Zehn Könige oder Richter der Totenwelt]) der Unterwelt bilden. Die Vorstellung der Zehn Richter wurde in China im apokryphen, aber sehr einflussreichen Sutra der Zehn Könige (jap. Jūō-kyō [Jūō-kyō (jap.) 十王経Sutra der Zehn Könige“; apokryphe chinesische Schrift aus China, 8. oder 9.Jh.]) kanonisiert.2 Die Abbildung links zeigt, wie ein Gerichtshof im buddhistischen Jenseits in vielen Einzelheiten gemäß der Tang [Tang (chin.) chin. Herrschaftsdynastie, 618–907]-zeitlichen chinesischen Rechtspraxis dargestellt wurde. Das Bild entstammt einer Schriftrolle aus dem zehnten Jahrhundert, die in den Höhlentempeln von Dunhuang [Dunhuang (chin.) 敦煌 Oasenstadt an der Seidenstraße zwischen dem Tarim-Becken und China; zumeist von China, aber zeitweise auch von Tibet beherrschtes Handelszentrum; buddhistisches Zentrum mit ausgedehnten Höhlentempeln] gefunden wurde.

Die japanischen Namen der Zehn Könige lauten:

  1. Shinkō-ō 秦広王
  2. Shokō-ō 初江王
  3. Sōtei-ō 宋帝王
  4. Gokan-ō 五官王
  5. Enma-ō 閻魔王
  6. Henjō-ō 変成王
  7. Taizan-ō 泰山王
  8. Byōdō-ō 平等王
  9. Toshi-ō 都市王
  10. Godō tenrin-ō 五道転輪王

Unter den Zehn Königen ist neben Enma vor allem Taizan-ō [Taizan-ō (jap.) 泰山王 Siebenter König bzw. Richter des buddhistischen Totengerichts; abgeleitet vom chinesischen Berg Taishan, einem der heiligen Berge Chinas] hervorzuheben. Sein Name leitet sich vom chinesischen Berg Taishan [Taishan (chin.) 泰山 höchster Berg in der chin. Provinz Shandong und traditionelles rituelles Zentrum; gilt als einer von fünf heiligen Bergen Chinas] ab, einem der fünf heiligen Berge des Daoismus [Dōkyō (jap.) 道教 Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a. ], der auch als Zentrum der Totenwelt gilt. Diese Übernahme eines vorbuddhistischen chinesischen Totenkults ist der vielleicht deutlichste Hinweis, dass die Zehn Könige in China entstanden sind.

In Japan besitzen die Zehn Könige insofern eine große Bedeutung, als sich die zeitliche Struktur der Totenriten durch sie erklärt (s.u.), in der allgemeinen Vorstellung vom Jenseits verschmelzen sie aber zumeist mit Enma als Einzelfigur. Die früheste literarische Quelle, die vom buddhistischen Totenreich erzählt, das Nihon ryōiki [Nihon ryōiki (jap.) 日本霊異記 „Wundersame Begebenheiten aus Japan“; buddhistische Legendensammlung von Kyōkai (Anfang 9. Jh.)] (um 800), kennt lediglich Enma, der hier noch als relativ umgängliche Figur auftritt.3 Erst durch Werke wie das Ōjō yōshū [Ōjō yōshū (jap.) 往生要集 „Essentielle [Lehren] der Wiederbgeburt“, 985 von Genshin verfasst] (985) oder das Jizō jūō-kyō [Jizō jūō-kyō (jap.) 地蔵十王経 „Das Sutra von Jizō und den Zehn Königen“, um 1200?] (um 1200?) wurden die Zehn Könige auch in Japan bekannt gemacht.

Jizō

Auf einigen frühen Abbildungen ist neben oder vor den Zehn Königen immer auch Bodhisattva [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)] Jizō [Jizō (jap.) 地蔵 wtl. Schatzhaus/Mutterleib der Erde; skr. Kṣitigarbha; populäre Bodhisattva Figur] zu erkennen. Der Name „Jizō“ (skt. Kshitigarbha [Kṣitigarbha (skt.) क्षितिगर्भ „Schatzhaus/Mutterleib der Erde“, populärer Bodhisattva (jap. Jizō 地蔵)]) kann wörtlich als „Erdbunker“ übersetzt werden — ein Hinweis auf die lange Verbindung dieses Bodhisattvas mit dem unterirdischen Reich der Toten. Während er heute als Retterfigur im Jenseits angebetet wird, ist er in diesen Darstellungen so etwas wie der Chef der Zehn Könige. In anderen Zusammenhängen wird Enma als Manifestation der strafenden Aspekte Jizōs aufgefasst. Jīzō spaltet sich somit in eine good cop, bad cop-Figur auf, indem er als Enma die Sünder zu Höllenqualen verurteilt, als Bodhisattva dagegen den gleichen Sündern zu Hilfe eilt — eine für den Buddhismus insgesamt sehr typische Konstruktion.

Jizo dunhuang.jpg
3 Jizō und die Zehn Könige (China, 9. Jh.)
Jizō und die Zehn Könige (Jūō). Deckblatt einer illustrierten Ausgabe des Sutras der Zehn Könige. Aus Höhle 17 der sogenannten „Tausend Buddha Höhlen“.
Tang Zeit, 10. Jh. The British Museum.
Jizo usuki.jpg
4 Jizō und die Zehn Könige (Japan, 12. Jh.)
Jizō inmitten der Gruppe der Zehn Richter/Könige (Jūō) der Unterwelt.
Heian-Zeit. Bildquelle: Prismo, 2010 (bildbearbeitet).

Nähe zur Hölle

Gozu.jpg
5 Höllenknecht
Die Abbildung entstammt einer illustrierten Chronik des Kitano Schreins (Kitano tenjin engi), des Schreins von Sugawara no Michizane. Ein ochsenköpfiger Höllenknecht fungiert als Reiseführer der Hölle im Zuge der Jenseitswanderung des Mönchs Nichizō. Von dieser Reise bringt Nichizō die Informationen über Michizanes Schicksal mit, die schließlich zur Errichtung des Kitano Tenjin Schreins führen.
Kamakura-Zeit, 13. Jh. Metropolitan Museum of Art.

In Enmas Gericht gehört das Foltern zu den üblichen Methoden der Urteilsfindung. Dies lässt sich schon in den ältesten chinesischen Darstellungen feststellen. Das Quälen der Totenseelen obliegt dabei Kerkermeistern, die häufig einen Büffel- oder Pferdekopf (gozu [gozu (jap.) 牛頭 ochsenköpfige Dämonen in der buddhistischen Totenwelt bzw. Hölle (jigoku), meist im Tandem mit pferdeköpfigen Dämonen (mezu)] und mezu [mezu (jap.) 馬頭 pferdeköpfiger Dämon in der buddhistischen Totenwelt, tritt meist im Tandem mit ochsenköpfigen Dämonen (gozu) auf]) besitzen. Die gleichen Dämonen verdingen sich auch in der Hölle, um die dorthin Verurteilten zu drangsalieren.

Zwischen Totengericht und Hölle besteht daher kaum ein Unterschied. Eher scheint es so, als ob alle Verstorbenen eine Reihe von Untersuchungsgefängnissen durchlaufen müssten, die in der Hölle angesiedelt sind. Die weniger karmisch Belasteten haben am Ende des Prozesses die Chance, wieder in einen erfreulicheren Bereich des Samsara einzutreten, während alle anderen für sehr lange Zeit in der Hölle bleiben. Die Hölle selbst erscheint auf frühen Abbildungen als schwarz ummauertes, deutlich abgegrenztes Gefängnis. Erst später weitet sie sich zu einer scheinbar grenzenlosen, unwirtlichen Landschaft aus. Zweifellos war sie stets ein Ort unter der Erde, da es sich wörtlich um einen „Erdkerker“ (jigoku [jigoku (jap.) 地獄 wtl. „[unter]irdischer Kerker“, buddhistische Hölle]) handelt. (S. dazu auch Höllen und Höllenbilder.)

Die einzelnen Gerichtshöfe

Die folgenden Bildbeispiele stammen aus der Südlichen Song [Song (chin.) chin. Herrschaftsdynastie, 960–1279]-Zeit (China, 13. Jh.) und aus der japanischen Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit.4 Im letzteren Fall handelt es sich um Skizzen, die wahrscheinlich von ähnlichen chinesischen Vorbildern beeinflusst sind.5 In beiden Fällen wird die Strenge des Totengerichts durch Foltern verdeutlicht, welche die „peinliche Befragung“ der Toten begleiten. Die „armen Sünder“ schienen vor diesem Gericht beinahe chancenlos. In Japan hat man noch jeweils eine Höllenszene an den unteren Bildrand hinzugefügt, wohl um die Strafen anzudeuten, die den Verurteilten bevorstehen.

Juo song 01.jpg
6 China, 13. Jh.
Der erste der Zehn Richter der Totenwelt (Jūō) in einer chinesischen Abbildung aus dem 13. Jh.; im Vordergrund Höllenknechte und ein Angeklagter, der gerade eine Bastonade (Sohlenauspeitschung) erhält.
Werk von Lu Xinzhong. China, 13. Jh. Nara National Museum.
Juo mak 01 shinkou.jpg
7 Japan, Edo-Zeit
Der erste der Zehn Richter der Totenwelt (Jūō) in einer Edo-zeitlichen Skizze. Im Vordergrund eine Folterszene, bei der die plattgewalzte Zunge eines Delinquenten durchpflügt wird.
Edo-Zeit, 19. Jh. MAK, Wien.
Woche 1, Gerichtshof des Shinkō-ō 秦広王
Datsueba mak.jpg
8 Datsueba
Datsueba, hier als weiblicher hannya-Dämon dargestellt, markiert die Handflächen der von ihr entkleideten Totensseelen mit ihren Klauen.
Edo-Zeit. MAK, Museum für Angewandte Kunst, Wien.

Der Gerichtshof des Shinkō-ō [Shinkō-ō (jap.) 秦広王 erster der Zehn Könige (Jūō) der Totenwelt] wird von den Toten am siebenten Tag nach dem Ableben erreicht. Er dient einer Sammlung der Toten in der Art eines Gefangenentransports. Von dort werden die Delinquenten durch den Fluss der Unterwelt getrieben, wobei gehörnte Dämonen die Menge im Zaum halten. Nur einige Privilegierte (Verstorbene mit gutem Karma) dürfen eine Brücke verwenden. Nach japanischer Auffassung folgt danach noch die Überprüfung durch die Datsueba [Datsueba (jap.) 奪衣婆 wtl. die Alte, die die Kleider wegnimmt; Dämonin des Totenreichs], die „Alte, die den Toten die Kleider auszieht,“ um an ihrem Gewicht die jeweilige Sündenlast abzuschätzen. Diese Figur gibt es in chinesischen Quellen nicht, allerdings gibt es eine Alte, die den Toten die „Suppe des Vergessens“ füttert.

Juo song 02.jpg
9 China, 13. Jh.
Der zweite der Zehn Richter der Totenwelt (Jūō) in einer chinesischen Abbildung aus dem 13. Jh.; im Vordergrund Höllenknechte, die Delinquenten mit glühenden Kohlen füttern.
Werk von Lu Xinzhong. China, 13. Jh. Nara National Museum.
Juo mak 02.jpg
10 Japan, Edo-Zeit
Der zweite der Zehn Richter der Totenwelt (Jūō) in einer Edo-zeitlichen Skizze. Im Vordergrund eine Folterszene während der Gerichtsverhandlung sowie eine Höllenszene mit brennenden Wagenrädern.
Edo-Zeit, 19. Jh. MAK, Wien.
Woche 2, Gerichtshof des Shōkō-ō 初江王

Nach Überwindung des Flusses der Unterwelt kommen die Toten zum Gerichtshof des Shokō-ō [Shokō-ō (jap.) 初江王 zweiter der Zehn Könige Jūō der Totenwelt, der „König des ersten Flusses“], des „Königs des ersten Flusses“. Von nun an beginnt die Ausforschung der spezifischen Sünden jedes Verstorbenen. Die japanische Darstellung zeigt hier, zusätzlich zur peinlichen Befragung, eine Höllenfolter mit einem glühenden Wagen.

Enma china13jh.jpg
11 China, 13. Jh.
Enma in einer chinesischen Abbildung aus dem 13. Jh. aus einer Serie, die alle Zehn Könige darstellt. Im Vordergrund der verräterische Spiegel, davor ein Angeklagter. Außerdem ein rinderköpfiger Höllenknecht und andere Schergen von Enmas Gericht.
Werk von Lu Xinzhong. China, 13. Jh. Nara National Museum.
Juo mak 05.jpg
12 Japan, Edo-Zeit
Der fünfte der Zehn Richter der Totenwelt, König Enma, in einer Edo-zeitlichen Skizze. Während der Gerichtsverhandlung wird ein Delinquent mit seinen eigenen Übeltaten auf Enmas Spiegel konfrontiert. Davor eine Höllenszene, in der Delinquenten von einem pferdeköpfigen Dämonen in einen Dornenbusch getrieben werden.
Edo-Zeit, 19. Jh. MAK, Wien.
Woche 5, Gerichtshof des Enma-ō

Vor dem fünften König, Enma [Enma (jap.) 閻魔 skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen] (der laut anderen Interpretationen allein über die Totenwelt herrscht), werden Delinquenten, die ihre Taten abstreiten, mit einem Spiegel konfrontiert, mit Hilfe dessen Enma Szenen aus der Vergangenheit abrufen kann, um den Toten ihre eigenen Sünden vor Augen zu führen. In China und Japan wird Enma zudem mit besonders jähzornigem Ausdruck dargestellt.

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13 China, 13. Jh.
Der siebente der Zehn Richter (Jūō) der Totenwelt, König Taishan, in einer chinesischen Abbildung aus dem 13. Jh.; im Vordergrund eine Angeklagte, die der Folterung von drei Mitgefangenen beiwohnen muss.
Werk von Lu Xinzhong. China, 13. Jh. Nara National Museum.
Juo mak 07.jpg
14 Japan, Edo-Zeit
Der siebente der Zehn Richter (Jūō) der Totenwelt, Taizan-ō, in einer Edo-zeitlichen Skizze. Ein Delinquent wird mit den Anklagen seiner Ziegen konfrontiert. Im Vordergrund Höllenquallen durch Hitze und Kälte.
Edo-Zeit, 19. Jh. MAK, Wien.
Woche 7, Gerichtshof des Taizan-ō

Das Ende der siebenten Woche markiert für die Hinterbliebenen das Ende der Trauerzeit. Die Toten begegnen nun Taizan-ō [Taizan-ō (jap.) 泰山王 Siebenter König bzw. Richter des buddhistischen Totengerichts; abgeleitet vom chinesischen Berg Taishan, einem der heiligen Berge Chinas], einer Figur, die sich von vorbuddhistischen chinesischen Jenseitsvorstellungen ableitet.

Juo song 10.jpg
15 China, 13. Jh.
Der zehnte der Zehn Richter der Totenwelt (Jūō) in einer chinesischen Abbildung aus dem 13. Jh.; der Richter verabschiedet sich von den Figuren im Vordergrund, die ihm Gesten der Dankbarkeit und Opfergaben darbieten.
Werk von Lu Xinzhong. China, 13. Jh. Nara National Museum.
Juo mak 10.jpg
16 Japan, Edo-Zeit
Der zehnte der Zehn Richter der Totenwelt (Jūō) in einer Edo-zeitlichen Skizze. Verabschiedung von „Freigesprochenen“ (?), die Geschenke darbringen. Im Vordergrund dennoch eine Höllenszene, bei der Delinquenten mit glühenden Kohlen gefüttert werden.
Edo-Zeit, 19. Jh. MAK, Wien.
Dritter Jahrestag, 10. und letzter Gerichtshof

Es folgen Stationen nach 100 Tagen, nach einem Jahr und am dritten Jahrestag nach dem Ableben. Dann erreichen die Toten den Hof des zehnten Königs, der „König, der das Rad der Geburten dreht“ (Godō Tenrin-ō [Godō Tenrin-ō (jap.) 五道転輪王 „König, der das Rad der Fünf Wege dreht“; letzter der Zehn Könige der Totenwelt (Jūō)]), wo sich Art und Ort der Wiedergeburt schließlich endgültig entscheiden. Interessanterweise ist auf beiden Abbildungen eine wohlwollende Verabschiedung zu sehen, wobei die ehemaligen Angeklagten Geschenke überreichen (möglicherweise die Opfergaben ihrer Hinterbliebenen).

Furcht vor Strafe

Enma china13jh.jpg
11 Song-zeitl. Enma mit Einhorn-Kappe
Enma in einer chinesischen Abbildung aus dem 13. Jh. aus einer Serie, die alle Zehn Könige darstellt. Im Vordergrund der verräterische Spiegel, davor ein Angeklagter. Außerdem ein rinderköpfiger Höllenknecht und andere Schergen von Enmas Gericht.
Werk von Lu Xinzhong. China, 13. Jh. Nara National Museum.

Sowohl in China als auch in Japan trägt Enma fast immer das Gewand eines chinesischen Justizbeamten bzw. eines Herrschers in richtender Funktion. Kennzeichnend dafür ist vor allem seine spezielle Kopfbedeckung, die unter der Bezeichnung „Einhorn-Kappe“ (xiezhi guan [xiezhi guan (chin.) 獬豸冠 Amtskappe des obersten Gerichtsbeamten im alten China; wtl. „Einhorn-Kappe“, abgeleitet vom Symboltier der chinesischen Justiz, dem Einhorn xiezhi]) bekannt ist. Sie leitet sich von einem imaginären Tier aus der chinesischen Mythologie ab, dem xiezhi [xiezhi (chin.) 獬豸 chin. Fabeltier, das mit seinem Horn Verbrecher bestraft, aber Unschuldige verschont; jap. kaichi, kor. haetae], das bereits dem legendären Kaiser Di Shun [Di Shun (chin.) 帝舜 Kaiser Shun; legendärer chinesischer Herrscher, lebte laut Überlieferung zw. 2294 und 2184 v.u.Z; zusammen mit seinem Vorgänger Yao Inbegriff eines weisen und gerechten Herrschers] zur Seite stand, wenn es um Rechtsfragen ging. Es konnte nämlich instinktiv erkennen, wer schuldig war und wer nicht, und spießte Übeltäter kurzerhand mit seinem Horn auf. Auf diese Weise wurde das Einhorn zum chinesischen Sinnbild der Justiz und verlieh auch der Richterkappe seinen Namen.

Rokudoe enma1.jpg
17 Enma, Japan, Edo-Zeit
Nach einer Vorlage aus dem 13. Jahrhundert. Zu Enmas Füßen sieht man einen Angeklagten (also einen Verstorbenen), dem in einem Spiegel seine Sünden (hier der Mord an einem Mönch) vorgeführt wird. Die Höllenknechte warten schon begierig, ihn abzuführen.
Späte Edo-Zeit, 19. Jh. The British Museum.

Während Enma also im Grunde den idealen Richter nach alteingesessenen chinesischen Vorstellungen repräsentiert, lässt sich in seiner buddhistischen Ikonographie eine Tendenz erkennen, ihn und sein Gericht zu dämonisieren. Bildliche Darstellungen aus der Song [Song (chin.) chin. Herrschaftsdynastie, 960–1279]-Zeit, die von japanischen Künstlern getreu übernommen wurden, zeigen Enma grundsätzlich mit wutverzerrten Gesichtszügen. Gerechtigkeit oder Mitleid sind von ihm nicht zu erwarten, man kann nur hoffen, ihm auf irgendeine Weise zu entgehen. Nicht die Hoffnung auf ein Ende des Leids, sondern die Furcht vor schlimmen Strafen soll die Gläubigen motivieren, die buddhistischen Gebote zu befolgen.

Enma kyosai.jpg
18 Enmas Gerichtshof in einer satirischen Darstellung von Kawanabe Kyōsai
Satirische Darstellung von Enmas Gerichtshof.
Werk von Kawanabe Kyōsai. Meiji-Zeit, 19. Jh. Netto Bijutsukan Ātomatomen, (jap.).

Die obige Abbildung des Meiji-zeitlichen Künstlers Kawanabe Kyōsai [Kawanabe Kyōsai (jap.) 河鍋暁斎 1831–1889; Künstler und Karikaturist Ende Edo-, Anfang Meiji-Zeit] kann als eine Zusammenfassung sämtlicher mit Enma assoziierten Merkmale angesehen werden, wenn auch satirisch überzeichnet. Hier ist Enma ein jähzorniger Despot, der seine Autorität für sadistische Grausamkeiten missbraucht. Sein Gericht wird als Mittelpunkt der Hölle dargestellt. Im Hintergrund sieht man als einzigen Hoffnungsschimmer Bodhisattva Jizō, der quasi im Verborgenen ein paar Sünder wieder aus der Hölle herausholt.

Totengericht und Totenriten

Im Sutra der Zehn Könige gibt es auch eine Rahmenhandlung, die eine etwas andere Nuance des Jenseits vermittelt als die unvermeidbaren Foltern während der Jenseitsreise. Hier leistet Enma, stellvertretend für das gesamte karmische Gericht, diverse Schwüre vor Buddha Shakyamuni [Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)]. Aus diesen wird klar, dass es besonders auf die rituelle Aktivität der Hinterbliebenen ankommt und dass zumindest die schlimmsten Formen der Wiedergeburt vermieden werden können, wenn die Hinterbliebenen nur alle Totenriten richtig vollziehen und Spenden an buddhistische Institutionen richten. Umgekehrt wird angedeutet, dass die schlimmsten Vergehen nicht Vatermord oder ähnliches sind, sondern Aneignung von Tempelgut. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Hinterbliebenen die Möglichkeit und in gewisser Weise sogar die religiöse Pflicht haben, die Entscheidung des karmischen Gerichts durch Riten und Opfergaben zu beeinflussen.

Es ist sicher kein Zufall, dass die Vorstellung der Zehn Könige eng an das Ritualwesen für die Toten gekoppelt ist. Die Rituale im Diesseits finden nämlich immer dann statt, wenn die Verstorbenen im Jenseits vor einen neuen Richter treten. Dies geschieht zunächst alle sieben Tage nach dem Ableben, bis sieben mal sieben Tage herum sind.6 Dann verlangsamt sich der Rhythmus und die Toten treten nur noch einmal nach hundert Tagen und dann nach einem Jahr vor einen neuen Richter. Im dritten Jahr nach dem Tod absolviert man das letzte Gericht und wird spätestens dann in ein neues Leben (in einem der Sechs Wege der Wiedergeburt, rokudō [rokudō (jap.) 六道 wtl. die Sechs Wege = Bereiche der Wiedergeburt]) entlassen.7

Hinterbliebene können demnach das Urteil der Richter vom Diesseits aus mindestens zwei Jahre lang beeinflussen. Ja, man kann sogar für das eigene Seelenheil Vorsorge treffen, indem man bereits zu Lebzeiten in eigener Sache rituelle Opfer an die Zehn Könige richtet. Kurz gesagt: Je mehr rituellen Aufwand man betreibt, umso besser sieht es im nächsten Leben aus. Negativ formuliert könnte man auch sagen, dass die Richterkönige mit dem diesseitigen Klerus paktieren und sich durch Wohltaten, die man diesem erweist, indirekt bestechen lassen.

Fairerweise muss einschränkend dazu gesagt werden, dass das Sutra der Zehn Könige und ähnliche Schriften in keiner buddhistischen Schule kanonischen Status erlangten. Das heißt, dass die diversen Textvarianten der Zehn Könige nie in eine Tripitaka [Tripiṭaka (skt.) त्रिपिटक „Drei Körbe“, kanonische Schriften des Buddhismus (jap. Sanzō 三蔵)]-Sammlung aufgenommen wurden, also nicht unbedingt als authentische Worte Buddhas galten. Zweifellos waren sich die meisten gebildeten Mönche bewusst, dass das chinesische Gepräge der jenseitigen Gerichtshöfe der indischen Herkunft von Buddhas Lehren widersprach. Das hinderte sie jedoch nicht daran, den Kult der Zehn Könige bzw. des Richterkönigs Enma [Enma (jap.) 閻魔 skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen] tatkräftig zu verbreiten. Lediglich die japanische Jōdo Shinshū [Jōdo Shinshū (jap.) 浄土真宗 Shin-Buddhismus, bzw. Jōdo Shin-Buddhismus; wtl. „Wahre Schule des Reinen Landes“] war stets der Meinung, dass man das Nachleben seiner Ahnen nicht beeinflussen könne und lehnte schon aus diesem Grund den Glauben an die Zehn Könige kategorisch ab.

Dreizehn Buddhas

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19 Grabmonument der 13 Buddhas
Die dreizehn Buddhas gelten als Urformen von dreizehn Königen, die über die Totenseelen richten. Grabmonumente wie dieses finden sich auf Friedhöfen häufig neben Darstellungen der Sechs Jizō, die ebenfalls einen besonderen Bezug zum Jenseits haben.
Muromachi-Zeit, 1553. Itoshiki monotachi, (Blog) 2006.

In der japanischen Muromachi [Muromachi (jap.) 室町 Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)]-Zeit fügte man den chinesischen Grundmustern schließlich noch weitere Totengedenkfeiern hinzu, nämlich den siebenten Jahrestag (sechs Jahre nach dem Tod), den dreizehnten Jahrestag und den dreiunddreißigsten Jahrestag. Dies ergab die Notwendigkeit, drei weitere Gerichtshöfe im Totenreich zu konstruieren, sodass sich ein Set von Dreizehn Königen ergab. Die hinzugefügten Könige erhielten überdies jeweils eine entsprechende Urform, also einen honji [honji (jap.) 本地 (buddhistische) Urform (eines kami); s.a. suijaku]-Buddha, woraus sich wiederum ein Set von Dreizehn Buddhas ergab, das ebenfalls rituell verehrt werden konnte. Darstellungen dieser Dreizehn Buddhas sind noch heute vereinzelt auf Friedhöfen zu finden.

Der 33. Todestag wird zwar meist nicht mehr mit dem gleichen Aufwand gefeiert, wie die früheren Todesgedenktage, in vielen japanischen Haushalten wird er jedoch zum Anlass genommen, die Totentäfelchen (ihai [ihai (jap.) 位牌 Ahnentäfelchen]) der entsprechenden Ahnen aus dem Hausaltar zu entfernen (da die Verstorbenen ja spätestens jetzt eine neue Existenzform gefunden haben).

Andere Darstellungsformen Enmas

Yama in Indien und Tibet

Yama und savitri.jpg
20 Yama als Totengott
Yama in moderner hinduistischer Erscheinung: Die liebende Gattin Sāvitrī ist Yama in die Unterwelt gefolgt und quält ihn so lange mit Bitten, ihrem verstorbenen Mann (im Vordergrund und als Geistseele abgebildet) wieder das Leben zu schenken, bis der Gott des Todes schließlich nachgibt. Episode aus dem indischen Mahabharata.
Werk von B. G. Sharman. Bombay, Indien, spätes 19. Jh. Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde, Universität Wien.

Der Name Enma leitet sich von der indischen Gottheit Yama [Yama (skt.) यमराज Gottheit der Unterwelt und des Todes (jap. Enma 閻魔)] her. Yama gilt in Indien auch außerhalb des Buddhismus als Gottheit der Hölle bzw. der Totenwelt, vergleichbar mit dem Unterweltgott Hades bzw. Pluto in der europäischen Antike. In den Veden [Veda (skt.) वेद „Wissen“, älteste indische Textsammlung zur brahmanischen Religion, in Versform; ursp. nur mündlich tradiert], den ältesten indischen Schriften, tritt Yama jedoch zunächst als Entdecker einer Art von Paradies in Erscheinung. Er ist zwar sterblich, doch sein Tod führt ihn in eine bessere Welt. Erst später wird er zu einer Art König in einem Palast, der mehr und mehr den Charakter eines Straflagers annimmt. Schon in dieser indischen Urform erscheint Yama zumeist als Reiter auf einem Büffel oder als Figur mit Büffelkopf.

Der Buddhismus hat diesen Büffel-reitenden Yama schon früh als Herrscher der Unterwelt in sein Pantheon integriert. In einer Tradition, die sich vor allem im tibetischen Buddhismus durchgesetzt hat, tritt Yama in Gestalt eines Büffeldämons auf, der nichts anderes als der personifizierte Tod ist. Dieser Büffeldämon erhält in Manjushri [Mañjuśrī (skt.) मञ्जुश्री Bodhisattva der Weisheit (jap. Monju 文殊)], dem Bodhisattva der Weisheit, einen Gegenspieler, der ihn unterwirft. Zu diesem Zweck verwandelt sich Manjushri in Yamantaka [Yamāntaka (skt.) यमान्तक „Bezwinger des Todes (Yama)“, einer der Fünf Großen Myōō (jap. Daiitoku Myōō 大威徳明王)], den „Bezwinger des Yama“, der eine noch schrecklichere Büffelgestalt als Yama selbst hat und in manchen tantristischen [tantra (skt.) तन्त्र „Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)] Traditionen als die machtvollste aller kriegerischen Gottheiten gilt.8 Charakteristischerweise vermischen sich die Gestalten des Bezwingers (Yamantaka) und des zu Bezwingenden (Yama) zu einer einheitlichen Figur, die bis auf den Rinderkopf ganz den üblichen tantristischen Wächtergottheiten entspricht, mit all ihren schrecklichen Paraphernalien wie Ketten aus geköpften Häuptern, Totenschädeln im lodernden Haar, einer nackte Gespielin, die ihnen Blut zu trinken reicht, etc., etc. ...

Yama dharmaraja.jpg
21 Yama Dharmaraja, Tibet, 19. Jh.
Darstellung des Totengottes Yama als Büffel und seines Bezwingers Yamantaka.
Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.

Eines der interessantesten ikonographischen Motive des tantristischen Yama wird als „Äußerer Yama, der Dharmakönig“ bezeichnet (Abb. oben). Es zeigt einen ochsenköpfigen Dämon, der seinen Siegestanz auf einem Büffel vollführt, welcher seinerseits eine menschliche Gestalt vergewaltigt. Ohne alle möglichen Interpretationen dieses Motivs zu kennen, gehe ich davon aus, dass der mittlere Büffel den Tod verkörpert, der den Menschen in seiner Gewalt hat, während der Büffelköpfige den Sieg über diesen Tod darstellt. Das Motiv soll übrigens einer Traumvision des tibetischen Mönchs Tsongkhapa [Tsongkhapa (tibet.) ཙོང་ཁ་པ་བློ་བཟང་གྲགས་པ་ 1357–1419; tibetischer Mönchsgelehrter, Begründer der Gelug-Schule, der heute dominanten Richtung des tibetischen Buddhismus] (1347–1419) entwachsen sein.9 Der Büffeldämon diente tantristischen Yogis als Identifikationsfigur, um sich auf die Begegnung mit dem Tod vorzubereiten.

Enma als Richtungsgottheit

Enma-ten.jpg
22
Enma als deva-Gottheit auf einem Büffel, flankiert von einem roten Dämon und einem friedvollen Jüngling. Trotz der Bodhisattva-ähnlichen Gestalt gemahnt der Stab mit dem Kopf (der Enma über die Taten der Verstorbenen berichtet) an Enmas Rolle als Richter der Totenwelt.
Tokyo National Museum.
Enmaten enmao.jpg
23
Enma als deva-Gottheit. Am unteren Bildrand ist seine Rolle als Richter der Unterwelt dargestellt.
Kamakura-Zeit. National Museum of Asian Art, Freer Gallery of Art (#F1904.340a-h).
Enma als Deva auf einem Büffel

Interessanterweise kann der buddhistische Yama/Enma auch als Richtungsgottheit bzw. als Wächter einer Himmelsrichtung fungieren. Er tritt dann in einem Ensemble von acht oder zwölf Gottheiten auf und repräsentiert meist den Süden. Sein Titel ist in diesem Fall dann nicht ō, „König“, sondern ten, „Himmel“ bzw. tenbu [tenbu (jap.) 天部 Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)]-Gottheit (skt. deva [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]). Sein Aussehen gemahnt — zumindest in frühen Ensembles dieser Art — an einen Bodhisattva. An den Enma der Unterwelt erinnert lediglich ein Stab, auf dem einer der Köpfe sitzt, welche Enma die Sünden der Angeklagten zuflüstern.

Enmaten tnm.jpg
24 Enma mit Gefolge auf einem Büffel
König Enma auf einem Büffel. Mandala-artige Komposition, die Enmas Funktionen als Richter der Unterwelt und als Wächter des Dharma vereint. Das Bild befindet sich auf der Rückwand eines Miniaturaltars (zushi), in dem eigentlich eine Statue des Aizen Myōō im Zentrum steht.
Kamakura-Zeit, 13.–14. Jh. Tokyo National Museum.

Die obige Abbildung aus der Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)]-Zeit kann als Mischform der unterschiedlichen Ikonographien angesehen werden: Enma behält die Physiognomie des Richters, reitet aber auf einem Büffel und gebietet über ein Gefolge von himmlischen Wesen und Wesen aus der Totenwelt. Die Figuren im Vordergrund weisen aber unzweideutig auf seine richterliche Funktion hin. Es handelt sich um gerichtliche Beamte, die Anklageschriften verlesen, Protokolle aufzeichnen und Angeklagte (Totenseelen) vor- und abführen. Auch den Stab, den Enma in der Hand hält, kennen wir bereits als Teil seiner richterlichen Paraphernalien.

Zu guter Letzt findet man den Büffelreiter auch auf astrologischen Darstellungen des Sternenhimmels und zwar an zentraler Stelle, direkt unter Bodhisattva Manjushri (Monju [Monju (jap.) 文殊 Manjushri, Bodhisattva der Weisheit]), der als Bodhisattva der Weisheit unter anderem für Astrologie zuständig ist. Begründungen dafür sind mir nicht bekannt, aber eine Parallele mit der tibetischen Identifizierung von Yama und Manjushri drängt sich auf.

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. Diese im Körper eingenisteten Spione einer jenseitigen moralischen Autorität begegnen uns auch in Gestalt der Drei Würmer des sogenannten kōshin-Glaubens.
  2. Die Urform des Textes entstand in der chinesischen Tang-Zeit, wahrscheinlich im 8. oder 9. Jahrhundert. Die ältesten Kopien und der begleitenden Abbildungen finden sich in Dunhuang im Nordwesten Chinas, chinesische Vorläufer lassen sich bis in das Jahr 664 zurück verfolgen (Teiser 2003, S. 9., 48; englische Übersetzung des Sutras der Zehn Könige aus dem Chinesischen S. 197–219).
  3. Enma kommt in einigen Traumvisionen des Ryōiki vor. Interessanterweise bleibt er immer hinter einem Vorhang verborgen, sein genaues Aussehen bleibt unbestimmt (s. Enra (Nihon Ryo-Wiki).
  4. Für die entsprechenden Textgrundlagen s. Teiser 2003, S. 197–219.
  5. S. auch Bilder einer Serie von Lu Zongyuan, 14. Jh., im Nara National Museum.
  6. Diese sieben mal sieben Tage finden sich schon in Indien. Eine indische Erklärung besagt, dass sich den Wesen im Totenreich nur alle sieben Tage die Chance bietet, in eine neue irdische Existenz zu schlüpfen. Man kann also dieser Erklärung zu Folge auch schon nach den ersten sieben Tagen wiedergeboren werden (Teiser 2003, S. 24).
  7. Die letzten drei Feiern — zum hundertsten Tag, zum ersten und zum zweiten Jahrestag des Ablebens — scheinen auf vorbuddhistische chinesische Bräuche zurück zu gehen: Ein Hinweis auf die Überblendung von vorbuddhistisch-chinesischen und indischen Bräuchen im Kult der Zehn Könige. (Vgl. Teiser, S. 25–26.)
  8. Nitin Kumar 2001. In Japan existiert Yamantaka in Form des Daiitoku Myōō als einer der Fünf Myōō, meist reitet er auf einem Büffel. Seine Verbindung zu Enma scheint aber in den Hintergrund getreten zu sein.
  9. The Sacred Art of Tibet, S. 290.

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


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Literatur

Siehe auch Literaturliste

Stephen F. Teiser, The Scripture on the Ten Kings and the Making of Purgatory in Medieval Chinese Buddhism. Honolulu: University of Hawaii Press, 2003.
Marilyn Rhie, Robert A. F. Thurman (Hg.), The Sacred Art of Tibet: Wisdom and Compassion. London: Thames and Hudson, 1996.
Stephen F. Teiser, The Scripture on the Ten Kings and the Making of Purgatory in Medieval Chinese Buddhism. Honolulu: University of Hawaii Press, 2003.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Enma gericht1.jpg
    Gerichtshof des Königs der Totenwelt, Enma (chin. Yanlou).

    Im Hintergrund Enma und zwei weitere Richter, im Vordergrund der Urteilsverkünder und der Schreiber.
    13. Jh. Kyōto National Museum.

  2. ^ 
    10kings dunhuang.jpg
    Hier wird der Gerichtshof im buddhistischen Jenseits in vielen Einzelheiten gemäß dem Tang-zeitlichen Sutra der Zehn Könige (Jūō-kyō) dargestellt. Hier die Szene vor dem Zweiten König. Die Totenseelen werden durch einen Fluss getrieben. Sie tragen hölzerne Joche, werden also als Delinquenten gemäß der vormodernen chinesischen Rechtspraxis dargestellt.
    China, 10. Jh. Intenational Dunhuang Project, (British Library).
  3. ^ 
    Jizo dunhuang.jpg
    Jizō und die Zehn Könige (Jūō). Deckblatt einer illustrierten Ausgabe des Sutras der Zehn Könige. Aus Höhle 17 der sogenannten „Tausend Buddha Höhlen“.
    Tang Zeit, 10. Jh. The British Museum.
  4. ^ 
    Jizo usuki.jpg
    Jizō inmitten der Gruppe der Zehn Richter/Könige (Jūō) der Unterwelt.
    Heian-Zeit. Bildquelle: Prismo, 2010 (bildbearbeitet).
  5. ^ 
    Gozu.jpg
    Die Abbildung entstammt einer illustrierten Chronik des Kitano Schreins (Kitano tenjin engi), des Schreins von Sugawara no Michizane. Ein ochsenköpfiger Höllenknecht fungiert als Reiseführer der Hölle im Zuge der Jenseitswanderung des Mönchs Nichizō. Von dieser Reise bringt Nichizō die Informationen über Michizanes Schicksal mit, die schließlich zur Errichtung des Kitano Tenjin Schreins führen.
    Kamakura-Zeit, 13. Jh. Metropolitan Museum of Art.
  6. ^ 
    Juo song 01.jpg
    Der erste der Zehn Richter der Totenwelt (Jūō) in einer chinesischen Abbildung aus dem 13. Jh.; im Vordergrund Höllenknechte und ein Angeklagter, der gerade eine Bastonade (Sohlenauspeitschung) erhält.
    Werk von Lu Xinzhong. China, 13. Jh. Nara National Museum.
  7. ^ 
    Juo mak 01 shinkou.jpg
    Der erste der Zehn Richter der Totenwelt (Jūō) in einer Edo-zeitlichen Skizze. Im Vordergrund eine Folterszene, bei der die plattgewalzte Zunge eines Delinquenten durchpflügt wird.
    Edo-Zeit, 19. Jh. MAK, Wien.
  8. ^ 
    Datsueba mak.jpg
    Datsueba, hier als weiblicher hannya-Dämon dargestellt, markiert die Handflächen der von ihr entkleideten Totensseelen mit ihren Klauen.
    Edo-Zeit. MAK, Museum für Angewandte Kunst, Wien.
  9. ^ 
    Juo song 02.jpg
    Der zweite der Zehn Richter der Totenwelt (Jūō) in einer chinesischen Abbildung aus dem 13. Jh.; im Vordergrund Höllenknechte, die Delinquenten mit glühenden Kohlen füttern.
    Werk von Lu Xinzhong. China, 13. Jh. Nara National Museum.
  10. ^ 
    Juo mak 02.jpg
    Der zweite der Zehn Richter der Totenwelt (Jūō) in einer Edo-zeitlichen Skizze. Im Vordergrund eine Folterszene während der Gerichtsverhandlung sowie eine Höllenszene mit brennenden Wagenrädern.
    Edo-Zeit, 19. Jh. MAK, Wien.
  11. a b 
    Enma china13jh.jpg
    Enma in einer chinesischen Abbildung aus dem 13. Jh. aus einer Serie, die alle Zehn Könige darstellt. Im Vordergrund der verräterische Spiegel, davor ein Angeklagter. Außerdem ein rinderköpfiger Höllenknecht und andere Schergen von Enmas Gericht.
    Werk von Lu Xinzhong. China, 13. Jh. Nara National Museum.
  12. ^ 
    Juo mak 05.jpg
    Der fünfte der Zehn Richter der Totenwelt, König Enma, in einer Edo-zeitlichen Skizze. Während der Gerichtsverhandlung wird ein Delinquent mit seinen eigenen Übeltaten auf Enmas Spiegel konfrontiert. Davor eine Höllenszene, in der Delinquenten von einem pferdeköpfigen Dämonen in einen Dornenbusch getrieben werden.
    Edo-Zeit, 19. Jh. MAK, Wien.
  1. ^ 
    Juo song 07.jpg
    Der siebente der Zehn Richter (Jūō) der Totenwelt, König Taishan, in einer chinesischen Abbildung aus dem 13. Jh.; im Vordergrund eine Angeklagte, die der Folterung von drei Mitgefangenen beiwohnen muss.
    Werk von Lu Xinzhong. China, 13. Jh. Nara National Museum.
  2. ^ 
    Juo mak 07.jpg
    Der siebente der Zehn Richter (Jūō) der Totenwelt, Taizan-ō, in einer Edo-zeitlichen Skizze. Ein Delinquent wird mit den Anklagen seiner Ziegen konfrontiert. Im Vordergrund Höllenquallen durch Hitze und Kälte.
    Edo-Zeit, 19. Jh. MAK, Wien.
  3. ^ 
    Juo song 10.jpg
    Der zehnte der Zehn Richter der Totenwelt (Jūō) in einer chinesischen Abbildung aus dem 13. Jh.; der Richter verabschiedet sich von den Figuren im Vordergrund, die ihm Gesten der Dankbarkeit und Opfergaben darbieten.
    Werk von Lu Xinzhong. China, 13. Jh. Nara National Museum.
  4. ^ 
    Juo mak 10.jpg
    Der zehnte der Zehn Richter der Totenwelt (Jūō) in einer Edo-zeitlichen Skizze. Verabschiedung von „Freigesprochenen“ (?), die Geschenke darbringen. Im Vordergrund dennoch eine Höllenszene, bei der Delinquenten mit glühenden Kohlen gefüttert werden.
    Edo-Zeit, 19. Jh. MAK, Wien.
  5. ^ 
    Rokudoe enma1.jpg
    Nach einer Vorlage aus dem 13. Jahrhundert. Zu Enmas Füßen sieht man einen Angeklagten (also einen Verstorbenen), dem in einem Spiegel seine Sünden (hier der Mord an einem Mönch) vorgeführt wird. Die Höllenknechte warten schon begierig, ihn abzuführen.
    Späte Edo-Zeit, 19. Jh. The British Museum.
  6. ^ 
    Enma kyosai.jpg
    Satirische Darstellung von Enmas Gerichtshof.
    Werk von Kawanabe Kyōsai. Meiji-Zeit, 19. Jh. Netto Bijutsukan Ātomatomen, (jap.).
  7. ^ 
    Jusanbutsu.jpg
    Die dreizehn Buddhas gelten als Urformen von dreizehn Königen, die über die Totenseelen richten. Grabmonumente wie dieses finden sich auf Friedhöfen häufig neben Darstellungen der Sechs Jizō, die ebenfalls einen besonderen Bezug zum Jenseits haben.
    Muromachi-Zeit, 1553. Itoshiki monotachi, (Blog) 2006.
  8. ^ 
    Yama und savitri.jpg
    Yama in moderner hinduistischer Erscheinung: Die liebende Gattin Sāvitrī ist Yama in die Unterwelt gefolgt und quält ihn so lange mit Bitten, ihrem verstorbenen Mann (im Vordergrund und als Geistseele abgebildet) wieder das Leben zu schenken, bis der Gott des Todes schließlich nachgibt. Episode aus dem indischen Mahabharata.
    Werk von B. G. Sharman. Bombay, Indien, spätes 19. Jh. Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde, Universität Wien.
  9. ^ 
    Yama dharmaraja.jpg
    Darstellung des Totengottes Yama als Büffel und seines Bezwingers Yamantaka.
    Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.
  10. ^ 
    Enma-ten.jpg
    Enma als deva-Gottheit auf einem Büffel, flankiert von einem roten Dämon und einem friedvollen Jüngling. Trotz der Bodhisattva-ähnlichen Gestalt gemahnt der Stab mit dem Kopf (der Enma über die Taten der Verstorbenen berichtet) an Enmas Rolle als Richter der Totenwelt.
    Tokyo National Museum.
  11. ^ 
    Enmaten enmao.jpg
    Enma als deva-Gottheit. Am unteren Bildrand ist seine Rolle als Richter der Unterwelt dargestellt.
    Kamakura-Zeit. National Museum of Asian Art, Freer Gallery of Art (#F1904.340a-h).
  12. ^ 
    Enmaten tnm.jpg
    König Enma auf einem Büffel. Mandala-artige Komposition, die Enmas Funktionen als Richter der Unterwelt und als Wächter des Dharma vereint. Das Bild befindet sich auf der Rückwand eines Miniaturaltars (zushi), in dem eigentlich eine Statue des Aizen Myōō im Zentrum steht.
    Kamakura-Zeit, 13.–14. Jh. Tokyo National Museum.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
  • chūin 中陰 ^ wtl. mittlere Dunkelheit; Totenwelt; Übergangsperiode zwischen zwei Phasen der Wiedergeburt; im engeren Sinne: sieben mal sieben Tage nach dem Tod
  • Datsueba 奪衣婆 ^ wtl. die Alte, die die Kleider wegnimmt; Dämonin des Totenreichs
  • deva (skt.) देव ^ „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)
  • Di Shun (chin.) 帝舜 ^ Kaiser Shun; legendärer chinesischer Herrscher, lebte laut Überlieferung zw. 2294 und 2184 v.u.Z; zusammen mit seinem Vorgänger Yao Inbegriff eines weisen und gerechten Herrschers
  • Dōkyō 道教 ^ Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a.
  • Dunhuang (chin.) 敦煌 ^ Oasenstadt an der Seidenstraße zwischen dem Tarim-Becken und China; zumeist von China, aber zeitweise auch von Tibet beherrschtes Handelszentrum; buddhistisches Zentrum mit ausgedehnten Höhlentempeln
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Enma 閻魔 ^ skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen
  • Godō Tenrin-ō 五道転輪王 ^ „König, der das Rad der Fünf Wege dreht“; letzter der Zehn Könige der Totenwelt (Jūō)
  • gozu 牛頭 ^ ochsenköpfige Dämonen in der buddhistischen Totenwelt bzw. Hölle (jigoku), meist im Tandem mit pferdeköpfigen Dämonen (mezu)
  • honji 本地 ^ (buddhistische) Urform (eines kami); s.a. suijaku
  • ihai 位牌 ^ Ahnentäfelchen
  • jigoku 地獄 ^ wtl. „[unter]irdischer Kerker“, buddhistische Hölle
  • Jizō 地蔵 ^ wtl. Schatzhaus/Mutterleib der Erde; skr. Kṣitigarbha; populäre Bodhisattva Figur
  • Jizō jūō-kyō 地蔵十王経 ^ „Das Sutra von Jizō und den Zehn Königen“, um 1200?
  • Jōdo Shinshū 浄土真宗 ^ Shin-Buddhismus, bzw. Jōdo Shin-Buddhismus; wtl. „Wahre Schule des Reinen Landes“
  • Jūō 十王 ^ Die Zehn Könige oder Richter der Totenwelt
  • Jūō-kyō 十王経 ^Sutra der Zehn Könige“; apokryphe chinesische Schrift aus China, 8. oder 9.Jh.
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • Karma (skt.) कर्म ^ „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)
  • Kawanabe Kyōsai 河鍋暁斎 ^ 1831–1889; Künstler und Karikaturist Ende Edo-, Anfang Meiji-Zeit
  • Kṣitigarbha (skt.) क्षितिगर्भ ^ „Schatzhaus/Mutterleib der Erde“, populärer Bodhisattva (jap. Jizō 地蔵)
  • Mañjuśrī (skt.) मञ्जुश्री ^ Bodhisattva der Weisheit (jap. Monju 文殊)
  • mezu 馬頭 ^ pferdeköpfiger Dämon in der buddhistischen Totenwelt, tritt meist im Tandem mit ochsenköpfigen Dämonen (gozu) auf
  • Monju 文殊 ^ Manjushri, Bodhisattva der Weisheit
  • Muromachi 室町 ^ Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)
  • Nihon ryōiki 日本霊異記 ^ „Wundersame Begebenheiten aus Japan“; buddhistische Legendensammlung von Kyōkai (Anfang 9. Jh.)
  • Ōjō yōshū 往生要集 ^ „Essentielle [Lehren] der Wiederbgeburt“, 985 von Genshin verfasst
  • rokudō 六道 ^ wtl. die Sechs Wege = Bereiche der Wiedergeburt
  • Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि ^ „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)
  • Shinkō-ō 秦広王 ^ erster der Zehn Könige (Jūō) der Totenwelt
  • Shokō-ō 初江王 ^ zweiter der Zehn Könige Jūō der Totenwelt, der „König des ersten Flusses“
  • Song (chin.) 宋 ^ chin. Herrschaftsdynastie, 960–1279
  • Taishan (chin.) 泰山 ^ höchster Berg in der chin. Provinz Shandong und traditionelles rituelles Zentrum; gilt als einer von fünf heiligen Bergen Chinas
  • Taizan-ō 泰山王 ^ Siebenter König bzw. Richter des buddhistischen Totengerichts; abgeleitet vom chinesischen Berg Taishan, einem der heiligen Berge Chinas
  • Tang (chin.) 唐 ^ chin. Herrschaftsdynastie, 618–907
  • tantra (skt.) तन्त्र ^ „Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)
  • tenbu 天部 ^ Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)
  • Tripiṭaka (skt.) त्रिपिटक ^ „Drei Körbe“, kanonische Schriften des Buddhismus (jap. Sanzō 三蔵)
  • Tsongkhapa (tibet.) ཙོང་ཁ་པ་བློ་བཟང་གྲགས་པ་ ^ 1357–1419; tibetischer Mönchsgelehrter, Begründer der Gelug-Schule, der heute dominanten Richtung des tibetischen Buddhismus
  • Veda (skt.) वेद ^ „Wissen“, älteste indische Textsammlung zur brahmanischen Religion, in Versform; ursp. nur mündlich tradiert
  • xiezhi (chin.) 獬豸 ^ chin. Fabeltier, das mit seinem Horn Verbrecher bestraft, aber Unschuldige verschont; jap. kaichi, kor. haetae
  • xiezhi guan (chin.) 獬豸冠 ^ Amtskappe des obersten Gerichtsbeamten im alten China; wtl. „Einhorn-Kappe“, abgeleitet vom Symboltier der chinesischen Justiz, dem Einhorn xiezhi
  • Yama (skt.) यमराज ^ Gottheit der Unterwelt und des Todes (jap. Enma 閻魔)
  • Yamāntaka (skt.) यमान्तक ^ „Bezwinger des Todes (Yama)“, einer der Fünf Großen Myōō (jap. Daiitoku Myōō 大威徳明王)
  • Yanlou (chin.) 閻羅 ^ abgeleitet von skt. Yama Raja, König Yama; jap. Enra oder Enma; König oder Richter der Unterwelt