Bauten/Tempel: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Im Gegensatz zu christlichen Kirchen dienen sämtliche Gebäude einer Tempelanlage eher den Mönchen als den Laien (s. dazu auch Kap. „Grundbegriffe“, {{showTitel|Grundbegriffe/Buddhismus}}). Die meisten Japaner besuchen Tempel daher in der Regel nur an hohen Feiertagen oder als Touristen. In beiden Fällen genügt es, vor dem Hauptverehrungsgegenstand ({{g|Honzon|''honzon''}}) ein kurzes Begrüßungsritual abzuhalten. Oft betritt man dabei die Haupthalle gar nicht, sondern steigt nur über ein paar Stufen zu einer Veranda, von wo aus man die goldenen Buddha-Statuen aus dem dunklen Inneren der Halle herausleuchten sieht (s. Kap. Alltag, [[Alltag/Omairi|Tempel- und Schreinbesuch]]). Aufwendigere Zeremonien kosten Geld und werden von den meisten Japanern nur selten in Anspruch genommen. | ||
− | + | Mönche hingegen wohnen in den Tempeln, die man insofern auch als „Klöster“ bezeichnen kann. Ausgedehnte Klosteranlagen besitzen Wohngebäude für Mönche sowie spezielle Hallen für bestimmte Gebete und Rituale. Die typischen Elemente einer solchen Anlage werden auf dieser Seite anhand des Tempels Hōryū-ji dargestellt, die verlinkten Sidepages zeigen Beispiele aus anderen repräsentativen Anlagen. | |
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+ | Die Abbildung oben zeigt den Hauptbezirk des Hōryū-ji aus der Vogelperspektive, von Süden aus gesehen. Eine innere quadratische Einfriedung umschließt die Hauptgebäude, außerhalb davon befinden sich diverse Wohngebäude für Mönche, Verwaltungsgebäude und Nebentempel. Im Süden der Einfriedung befindet sich ein großes Tor, nördlich davon Pagode und Haupthalle. Das große Gebäude am oberen Rand des inneren Tempelbezirks ist die sogenannte Predigt- oder Lesehalle ({{g|koudou}}), wo {{s|sutra|Sutren}} und Predigten vorgetragen werden. Die gesamte Anlage wird zudem von einer zweiten äußeren Mauer umgeben. Diese Mauern besaßen einst durchaus auch militärische Funktionen. Ähnlich wie christliche Kirchen boten auch japanische Tempel in früherer Zeit Schutz vor feindlichen Heeren und unterhielten im japanischen Mittelalter sogar eigene Heere. | ||
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+ | Viele größere Tempel besitzen eine Pagode (jap. {{g|tou}}). Zur Zeit der Gründung des Hōryū-ji galten Pagoden als die wichtigsten Tempelbauten und waren Aufbewahrungsort des ''honzon''. Pagoden leiten sich von den indischen {{s|Stupa|Stupas}} ab. Stupas sind Grabmäler des Buddha und beherbergen seine Reliquien. Auch viele japanische Tempel geben an, in ihren Pagoden Reliquien des Buddha aufzubewahren. Architektonisch hat sich das indische Stupa jedoch unter chinesischem Einfluss stark gewandelt und ist zu einem hoch aufragenden, weithin sichtbaren Turm geworden. Während jede kulturelle Epoche in China neue Pagodenstile entwickelte, gelten die japanischen Pagoden als getreue Abbilder der chinesischen Holzbauweise in der {{g|Tang}}-Zeit. In Japan gibt es prinzipiell zwei Stilformen, nämlich 1) die mehrstöckige Pagode ({{g|tajuutou}}), die meist mit drei oder fünf Stockwerken ausgestattet ist, und 2) die sogenannte „Vielschatz Pagode“ ({{g|tahoutou}}) mit einem kreisförmigen, bauchigen Grundgeschoß, das deutlicher an die indischen Vorbilder erinnert, aber interessanterweise architekturgeschichtlich jünger ist. Im Hōryū-ji gibt es u.a. eine fünfstöckige Pagode (Abb. rechts), die zu den berühmtesten „Nationalschätzen“ Japans zählt. | ||
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− | {{ | + | Die meisten größeren Tempel besitzen auch eine Glocke aus Bronze, die an einem frei stehenden, überdachten Gerüst aufgehängt ist. Die folgenden Bilder zeigen die größte Tempelglocke Japans im Tempel {{g|Chionin}} in Kyōto, dem Haupttempel des [[Geschichte/Amidismus|Jōdo Buddhismus]]. Sie wiegt ca. 70 Tonnen und wird wie die meisten anderen Tempelglocken auch mit einem hölzernen Schlegel von außen angeschlagen. Dieser Schlegel ist mit Seilen dergestalt am Glockenhaus befestigt, dass er sich nur in der Horizontalen hin und her bewegen lässt. |
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+ | * [http://www.orientalarchitecture.com/japan/nara/horyuji.php Hōryū-ji], Oriental Architecture | ||
* [http://www.columbia.edu/%7Ehds2/horyuji/start.htm Prince Shotoku's Temple], Henry Smith (en.)<br/>Eine sehr empfehlenswerte Einführung in die Geschichte und Kunstgeschichte des Hōryū-ji von Prof. Henry Smith (Columbia University). | * [http://www.columbia.edu/%7Ehds2/horyuji/start.htm Prince Shotoku's Temple], Henry Smith (en.)<br/>Eine sehr empfehlenswerte Einführung in die Geschichte und Kunstgeschichte des Hōryū-ji von Prof. Henry Smith (Columbia University). | ||
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Aktuelle Version vom 17. Oktober 2023, 13:54 Uhr
In der Japanologie wird der Begriff „Tempel“ nur auf buddhistische religiöse Stätten angewandt, handelt es sich um shintōistische Orte der Verehrung, spricht man von einem „Schrein“. „Tempel“ ist das deutsche Übersetzungswort für japanisch: tera [tera (jap.) 寺 buddhistischer Tempel; das Wort leitet sich von einem koreanischen Begriff her, der ehemals in etwa tyər ausgesprochen wurde], jiin [jiin (jap.) 寺院 buddhistischer Tempel, Kloster], -ji [-ji (jap.) 寺 buddhistischer Tempel; andere Lesung: tera], -in [-in (jap.) 院 Suffix für Institutionen, z.B. buddhistischer Tempel], -san [-san (jap.) 山 wtl. „Berg“; als Suffix auch: Tempel- oder Klosteranlage (im Ggs. zu Einzelhalle)]. All diese Worte zeigen eine buddhistische Verehrungsstätte an, im engeren Sinn ein Gebäude, im weiteren eine Anlage, vergleichbar einem hierzulande bekannten Kloster.
Im Gegensatz zu christlichen Kirchen dienen sämtliche Gebäude einer Tempelanlage eher den Mönchen als den Laien (s. dazu auch Kap. „Grundbegriffe“, Der Weg des Buddhismus nach Japan). Die meisten Japaner besuchen Tempel daher in der Regel nur an hohen Feiertagen oder als Touristen. In beiden Fällen genügt es, vor dem Hauptverehrungsgegenstand (honzon [honzon (jap.) 本尊 Hauptheiligtum eines Tempels]) ein kurzes Begrüßungsritual abzuhalten. Oft betritt man dabei die Haupthalle gar nicht, sondern steigt nur über ein paar Stufen zu einer Veranda, von wo aus man die goldenen Buddha-Statuen aus dem dunklen Inneren der Halle herausleuchten sieht (s. Kap. Alltag, Tempel- und Schreinbesuch). Aufwendigere Zeremonien kosten Geld und werden von den meisten Japanern nur selten in Anspruch genommen.
Mönche hingegen wohnen in den Tempeln, die man insofern auch als „Klöster“ bezeichnen kann. Ausgedehnte Klosteranlagen besitzen Wohngebäude für Mönche sowie spezielle Hallen für bestimmte Gebete und Rituale. Die typischen Elemente einer solchen Anlage werden auf dieser Seite anhand des Tempels Hōryū-ji dargestellt, die verlinkten Sidepages zeigen Beispiele aus anderen repräsentativen Anlagen.
Beispiel Hōryū-ji
Der Tempel Hōryū-ji [Hōryū-ji (jap.) 法隆寺 Tempel in Ikaruga bei Nara, gegr. 607; wtl. „Tempel des prosperierenden [Buddha]-Gesetzes“] liegt in der Nähe der alten Hauptstadt Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō] und ist einer der schönsten und ältesten Tempel Japans. Seine drei zentralen Bauwerke stammen aus dem siebenten oder achten Jahrhundert und gelten als die ältesten Holzbauten der Welt. Sie wirken schlichter als jüngere Gebäude und beeindrucken durch die starken hell-dunkel Kontraste. Doch auch die Gebäude des Hōryū-ji waren ursprünglich wie die meisten traditionellen Holzbauten rot lackiert. Ehemals lag hier das Anwesen von Prinz Shōtoku [Shōtoku Taishi (jap.) 聖徳太子 574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent], dem großen Reformer des frühen japanischen Staatswesens, der sich auch stark für die Übernahme des Buddhismus als Staatsreligion einsetzte (mehr dazu Kap. „Geschichte“, Frühzeit). Abgesehen von dieser historischen Bedeutung stellt der Hōryū-ji ein anschauliches Beispiel einer traditionellen buddhistischen Tempelanlage dar.
Tempelanlage
Ein Tempel ist typischerweise von einer mächtigen Mauer umgeben. Innerhalb der Mauer befinden sich die wichtigsten religiöse Gebäude. Große Tempel wie der Hōryū-ji können mehrere derartige Tempelbezirke besitzen.
Nara-Zeit, 7. Jh. Google Maps, 2020.
Die Abbildung oben zeigt den Hauptbezirk des Hōryū-ji aus der Vogelperspektive, von Süden aus gesehen. Eine innere quadratische Einfriedung umschließt die Hauptgebäude, außerhalb davon befinden sich diverse Wohngebäude für Mönche, Verwaltungsgebäude und Nebentempel. Im Süden der Einfriedung befindet sich ein großes Tor, nördlich davon Pagode und Haupthalle. Das große Gebäude am oberen Rand des inneren Tempelbezirks ist die sogenannte Predigt- oder Lesehalle (kōdō [kōdō (jap.) 講堂 Predigt- oder Vortragshalle eines Tempels]), wo Sutren [sūtra (skt.) सूत्र „Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)] und Predigten vorgetragen werden. Die gesamte Anlage wird zudem von einer zweiten äußeren Mauer umgeben. Diese Mauern besaßen einst durchaus auch militärische Funktionen. Ähnlich wie christliche Kirchen boten auch japanische Tempel in früherer Zeit Schutz vor feindlichen Heeren und unterhielten im japanischen Mittelalter sogar eigene Heere.
Mon — das Tempeltor
In den Mauern rund um die Anlage sind in der Regel mehrere Tore (mon [mon (jap.) 門 Tor]) angebracht. Das Haupttor, und damit auch der Hauptzugangsweg, befindet sich meist im Süden. Ähnlich wie weltliche Paläste „blickt“ ein buddhistischer Tempel also üblicherweise von Norden nach Süden. Buddhistische Tempeltore stellen bereits für sich genommen eindrucksvolle architektonische Bauwerke dar. Links und rechts des Eingangs sind meist zwei furchterregende buddhistische Wächtergottheiten (niō [niō (jap.) 仁王 Wächterfigur, Torwächter]) aufgestellt (s.a. Kap. „Ikonographie“: Torwächter). Die Größe des Tores spiegelt zumeist das Prestige eines Tempels wider. Große Tempeltore verfügen in der Regel über ein Obergeschoß, in dem Tempelschätze untergebracht sein können.
Nara-Zeit, 7. Jh. Bildquelle: Lonely Trip, über Internet Archive.
Hondō — die Haupthalle
Die Haupthalle (hondō [hondō (jap.) 本堂 Haupthalle eines Tempels] oder kondō [kondō (jap.) 金堂 Haupthalle eines Tempels; Synonym von hondō]) des Hōryū-ji soll aus dem Jahr 680(!) stammen, wurde aber im 8. Jahrhundert erneuert und möglicherweise modifiziert. In jedem Fall ist sie weit über tausend Jahre alt. Hier werden das Hauptheiligtum des Tempels (honzon [honzon (jap.) 本尊 Hauptheiligtum eines Tempels]), aber auch diverse andere Buddha-Statuen aufbewahrt.
Früher waren die honzon eines Tempels für Laien meist nicht frei zugänglich, sondern wurden nur zu bestimmten Anlässen gezeigt. Die Haupthallen der japanischen Tempelbauten sind also nicht wie christliche Kirchen für allgemeine Gottesdienste gedacht. Oft gibt es zusätzlich zur Haupthalle noch eine Predigt- oder Lesehalle (kōdō [kōdō (jap.) 講堂 Predigt- oder Vortragshalle eines Tempels]), doch auch diese wird in erster Linie von den Mönchen benützt. Hier können z.B. Sūtren [sūtra (skt.) सूत्र „Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)] vorgetragen werden. Solche Vorträge sind nicht als Lesungen zu verstehen, die eine Geschichte erzählen, sondern als Rezitationen von heiligen, wenn auch unverständlichen Texten, deren Anhörung nach traditionellen Vorstellungen positive Auswirkungen auf das Karma [Karma (skt.) कर्म „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. gō 業)] der Zuhörer hat.
Honzon — das Hauptheiligtum
Werk von Tori Busshi (Kuratsukuri no Tori). Asuka-Zeit, 623. Bildquelle: unbekannt.
Das Hauptheiligtum des Hōryū-ji ist eine sogenannte Shaka-Trinität (Shaka sanzon [Shaka sanzon (jap.) 釈迦三尊 Dreiergruppe bestehend aus Buddha Śākyamuni (jap. Shaka Nyorai), flankiert von zwei Begleitern (meist etwas kleiner dargestellte Bodhisattvas)]) mit Buddha Shakyamuni (Shaka [Shaka (jap.) 釈迦 Buddha Shakyamuni, der historische Buddha; auch Shaka Nyorai]), dem historischen Buddha, in der Mitte, und zwei Bodhisattvas [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)], die als seine „Assistenten“ fungieren. Eine solche Darstellung von Buddhas in Dreiergruppen ist in der gesamten buddhistischen Welt üblich. Tempel, in denen der historische Buddha das Hauptheiligtum darstellt, sind allerdings nicht die Regel. In der Blütezeit des japanischen Buddhismus wurde Buddha Shakyamuni [Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)] von Amida [Amida (jap.) 阿弥陀 Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)] oder Dainichi überflügelt. In der Frühzeit des japanischen Buddhismus war außerdem der „Medizin-Buddha“, Yakushi Nyorai [Yakushi Nyorai (jap.) 薬師如来 Buddha der Medizin; skt. Bhaisajyaguru], sehr gefragt, wenn es darum ging, durch die Stiftung einer Statue die Gesundung eines Herrschers zu erwirken.
Tō — die Pagode
Viele größere Tempel besitzen eine Pagode (jap. tō [tō (jap.) 塔 Pagode; Turm; abgeleitet von skt. stupa; auch sotoba]). Zur Zeit der Gründung des Hōryū-ji galten Pagoden als die wichtigsten Tempelbauten und waren Aufbewahrungsort des honzon. Pagoden leiten sich von den indischen Stupas [stūpa (skt.) स्तूप „Hügel“, Grabmonument (jap. tō 塔 oder sotoba 卒塔婆)] ab. Stupas sind Grabmäler des Buddha und beherbergen seine Reliquien. Auch viele japanische Tempel geben an, in ihren Pagoden Reliquien des Buddha aufzubewahren. Architektonisch hat sich das indische Stupa jedoch unter chinesischem Einfluss stark gewandelt und ist zu einem hoch aufragenden, weithin sichtbaren Turm geworden. Während jede kulturelle Epoche in China neue Pagodenstile entwickelte, gelten die japanischen Pagoden als getreue Abbilder der chinesischen Holzbauweise in der Tang [Tang (chin.) 唐 chin. Herrschaftsdynastie, 618–907]-Zeit. In Japan gibt es prinzipiell zwei Stilformen, nämlich 1) die mehrstöckige Pagode (tajū-tō [tajū-tō (jap.) 多重塔 mehrstöckige Pagode]), die meist mit drei oder fünf Stockwerken ausgestattet ist, und 2) die sogenannte „Vielschatz Pagode“ (tahō-tō [tahō-tō (jap.) 多宝塔 einstöckiger Pagodentyp, wtl. „Vielschatzpagode“]) mit einem kreisförmigen, bauchigen Grundgeschoß, das deutlicher an die indischen Vorbilder erinnert, aber interessanterweise architekturgeschichtlich jünger ist. Im Hōryū-ji gibt es u.a. eine fünfstöckige Pagode (Abb. rechts), die zu den berühmtesten „Nationalschätzen“ Japans zählt.
Seitengebäude
Größere Tempelanlagen besitzen meist verschiedene Seitentempel oder ganze Seitenanlagen, die anderen Buddhas oder Bodhisattvas [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)] geweiht sind. In früherer Zeit gab es in den meisten Tempelanlagen auch Shintō-Schreine, da jeder Tempel shintōistische Schutzgötter besaß. Diese Praxis wurde zwar 1868 offiziell abgeschafft, Reste davon haben sich aber in vielen Tempeln bis heute gehalten.
Nara-Zeit, 739. Wikimedia Commons, 663highland, 2010.
Der Hōryū-ji verfügt neben dem hier vorgestellten Westlichen Tempelbezirk auch noch über einen Östlichen Tempelbezirk, der wiederum einen inneren und einen äußeren Teil hat. Hauptgebäude des Östlichen Bezirks ist die „Halle der Träume“ (Yumedono [Yumedono (jap.) 夢殿 Halle der Träume; Seitentempel des Hōryū-ji]), die Kannon Bosatsu [Kannon Bosatsu (jap.) 観音菩薩 Bodhisattva Avalokiteshvara, wtl. „der den Klang der Welt erhört“; „Bodhisattva des Mitleids“; s.a. Kannon, Guanyin;] geweiht ist. Diese Halle ist ein besonders schönes Beispiel für die in der Umgebung von Nara recht häufigen Kapellen mit sechs- oder achteckigem Grundriss.
Tempelglocke
Die meisten größeren Tempel besitzen auch eine Glocke aus Bronze, die an einem frei stehenden, überdachten Gerüst aufgehängt ist. Die folgenden Bilder zeigen die größte Tempelglocke Japans im Tempel Chion-in [Chion-in (jap.) 知恩院 Haupttempel des Jōdo Buddhismus in Kyōto, err. 1234] in Kyōto, dem Haupttempel des Jōdo Buddhismus. Sie wiegt ca. 70 Tonnen und wird wie die meisten anderen Tempelglocken auch mit einem hölzernen Schlegel von außen angeschlagen. Dieser Schlegel ist mit Seilen dergestalt am Glockenhaus befestigt, dass er sich nur in der Horizontalen hin und her bewegen lässt.
Edo-Zeit, 1636. Wada Yoshio (mit freundlicher Genehmigung).
Edo-Zeit, 1636. Sankei Foto, Maekawa Jun'ichirō, 27. 12. 2016.
Üblicherweise ist ein Erwachsener ohne weiteres in der Lage, eine Tempelglocke anzuschlagen, im Fall der Glocke des Chion-in sind jedoch aufgrund ihrer Größe 17 Mönche dazu nötig. Auf dem Bild sieht man eine Übung für das Ausläuten des Alten Jahres um Mitternacht am 31. Dezember. Das ist der wichtigste zeremonielle Einsatz einer Tempelglocke. Sie ertönt dabei 108 Mal — einmal für jede der 108 Leidenschaften, die nach buddhistischer Auffassung auf dem Weg zur Erleuchtung zu überwinden sind. (Ähnlich wie beim Abzählen der Gebetskette juzu [juzu (jap.) 数珠 Buddhistische Gebetskette; skt. mala].)
Verweise
Verwandte Themen
Internetquellen
- Hōryū-ji, Oriental Architecture
- Prince Shotoku's Temple, Henry Smith (en.)
Eine sehr empfehlenswerte Einführung in die Geschichte und Kunstgeschichte des Hōryū-ji von Prof. Henry Smith (Columbia University).
Bilder
- ^ Satelitenbild des Hōryū-ji, digitalisiert von Google Maps.
Nara-Zeit, 7. Jh. Google Maps, 2020. - ^ Dieses Tor (mon) wird als Mitteltor (chūmon) bezeichnet, weil es sich in der inneren Einfriedung des Tempels Hōryū-ji befindet. Es besitzt einen zweigeteilten Durchgang. Üblicherweise gibt es nur einen zentralen, bzw. drei Durchgänge. Nur im Hōryū-ji gibt es den Fall, dass ein Mittelpfosten quasi den natürlichen Zugang zum Tempel blockiert.
Nara-Zeit, 7. Jh. Bildquelle: Lonely Trip, über Internet Archive. - ^ Haupthalle (kondō) des Hōryū-ji
Nara-Zeit, 7. Jh. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Shaka-Trinität bestehend aus Shaka Nyorai, flankiert von den Bodhisattvas Yakuō und Yakujō, eine damals häufige Kombination. Hauptheiligtum (honzon) des Hōryū-ji. Die Figurengruppe stammt von Tori Busshi, dem gleichen Bildhauer koreanischer Herkunft, der zuvor auch den sog. Asuka daibutsu schuf. Auch stilistisch zeigen die Figuren noch einen starken Einfluss der damaligen buddhistischen Kunst Chinas und Koreas. An der Rückseite der Aureole ist eine Inschrift angebracht, die nicht nur den Bildhauer nennt, sondern auch den Anlass der Herstellung nennt: Sie wurde 622 in Auftrag gegeben, um damit für die Gesundung des Prinzregenten Shōtoku Taishi zu beten. Als der Prinzregent 622 dennoch starb, wurde die Statue umgewidmet und sollte ihm nun für eine Wiedergeburt im Reinen Land nützlich sein.
Ob Text und Aureole tatsächlich aus dem angegebenen Jahr (623) stammen oder eventuell erst einige Jahrzehnte später angefertigt wurden, ist unter Experten umstritten. Es besteht jedoch Konsens, dass es sich um den ältesten erzählenden Text der japanischen Literaturgeschichte handelt.
Werk von Tori Busshi (Kuratsukuri no Tori). Asuka-Zeit, 623. Bildquelle: unbekannt.
- ^ Zentrales Bauwerk des östlichen Tempelbezirks des Hōryū-ji. Achteckiger Grundriss. Im Inneren befindet sich eine Statue des Kannon (Guze Kannon), die angeblich die Züge des Prinzen Shōtoku (574–622) trägt.
Nara-Zeit, 739. Wikimedia Commons, 663highland, 2010. - ^ Tempelglocke des Chion-in in Kyōto, die größte Tempelglocke Japans. Die Herstellung fällt in die erste Blüte-Zeit der Tokugawa-Dynastie. Ihr besonderes Ausmaß erklärt sich wohl aus der Tatsache, dass die Tokugawa selbst dem Jōdo Buddhismus angehörten und daher den Chion-in, den Haupttempel dieser Richtung, besonders hervorheben wollten.
Edo-Zeit, 1636. Wada Yoshio (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Mönche beim Anschlagen der Glocke des Chion-in. Sechzehn Mönche bewegen den über vier Meter langen Schlegel mit Seilen, einer sorgt für die Stabilität beim Anschlag. Die Aufnahme stammt von einer Übung für das Anschlagen der Glocke am letzten Tag des Jahres (ōmisoka).
Edo-Zeit, 1636. Sankei Foto, Maekawa Jun'ichirō, 27. 12. 2016.
Glossar
- Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
- Kannon Bosatsu 観音菩薩 ^ Bodhisattva Avalokiteshvara, wtl. „der den Klang der Welt erhört“; „Bodhisattva des Mitleids“; s.a. Kannon, Guanyin;
- Shaka sanzon 釈迦三尊 ^ Dreiergruppe bestehend aus Buddha Śākyamuni (jap. Shaka Nyorai), flankiert von zwei Begleitern (meist etwas kleiner dargestellte Bodhisattvas)
- Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि ^ „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)
- Shōtoku Taishi 聖徳太子 ^ 574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent
- Yakushi Nyorai 薬師如来 ^ Buddha der Medizin; skt. Bhaisajyaguru