Geschichte/Zen: Unterschied zwischen den Versionen
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Auf Bodhidharma folgte in China eine Reihe berühmter Patriarchen, die jeder ihren eigenen, individuellen Stil hatten, um ihre Schüler zur Er·leuch·tung zu führen. Besonders be·rühmt ist Meister {{glossar:linji}} (jap. Rinzai), der seine Schüler durch Stock·schläge und Schelt·schreie („katsu!“) zur Erleuchtung führte. Die Anekdoten dieser Patriarchen bilden so etwas wie den Kanon des Zen Buddhismus. In ihnen offen·bart sich ein im Zen funda·mentales Prinzip: Er·leuch·tung kann nicht durch Studium ver·mittelt werden, sondern nur durch un·mittel·bare Er·leuch·tungs·erfah·rung (jap. {{glossar:satori}}). Diese Erfahrung steht in voll·kommenen Gegen·satz zum All·tags·be·wusst·sein und über·kommt einen überfalls·artig. Um das All·tags·be·wusst·sein außer Kraft zu setzen, hat der Zen Bud·dhis·mus auch jene paradoxen „Zen-Rätsel“ ({{glossar:kouan}}) entwickelt, in die sich die Schüler während der Meditation ver·tiefen sollen. Die ''kōan'' mögen spiele·rischen Charakter haben. Zugleich drücken sie aber auch aus, dass die Suche nach der Er·leuch·tung nur dann erfolg·reich ist, wenn sie mit dem Ernst einer Ent·scheidung auf Leben und Tod ver·bunden ist. Daher auch das häufige Motiv der physi·schen Gewalt in den Zen-Geschich·ten. Daher auch ein mög·licher Appeal, den Zen für die japa·nische Krieger·klasse hatte. | Auf Bodhidharma folgte in China eine Reihe berühmter Patriarchen, die jeder ihren eigenen, individuellen Stil hatten, um ihre Schüler zur Er·leuch·tung zu führen. Besonders be·rühmt ist Meister {{glossar:linji}} (jap. Rinzai), der seine Schüler durch Stock·schläge und Schelt·schreie („katsu!“) zur Erleuchtung führte. Die Anekdoten dieser Patriarchen bilden so etwas wie den Kanon des Zen Buddhismus. In ihnen offen·bart sich ein im Zen funda·mentales Prinzip: Er·leuch·tung kann nicht durch Studium ver·mittelt werden, sondern nur durch un·mittel·bare Er·leuch·tungs·erfah·rung (jap. {{glossar:satori}}). Diese Erfahrung steht in voll·kommenen Gegen·satz zum All·tags·be·wusst·sein und über·kommt einen überfalls·artig. Um das All·tags·be·wusst·sein außer Kraft zu setzen, hat der Zen Bud·dhis·mus auch jene paradoxen „Zen-Rätsel“ ({{glossar:kouan}}) entwickelt, in die sich die Schüler während der Meditation ver·tiefen sollen. Die ''kōan'' mögen spiele·rischen Charakter haben. Zugleich drücken sie aber auch aus, dass die Suche nach der Er·leuch·tung nur dann erfolg·reich ist, wenn sie mit dem Ernst einer Ent·scheidung auf Leben und Tod ver·bunden ist. Daher auch das häufige Motiv der physi·schen Gewalt in den Zen-Geschich·ten. Daher auch ein mög·licher Appeal, den Zen für die japa·nische Krieger·klasse hatte. | ||
Version vom 11. August 2011, 12:21 Uhr
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Zen Buddhismus
Der Begriff „Zen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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wurde ebenso wie die meisten anderen Richtungen des japanischen Bud·dhis·mus aus China über·nommen, wo man ihn Chan nennt. Der Begriff selbst be·deutet im Grunde „Meditation“, und zwar genau ge·nommen dhyāna-Meditation, eine Methode, die auf die Er·langung be·sonderer Einsichten Wert legt. Diese Methode wurde und wird von vielen Buddhisten praktiziert, auch schon bevor sich Zen als eigene Richtung etablierte. Im Zen wird aber auf diese Methode be·sonderer Wert gelegt. Die Betonung der Meditation spiegelt sich auch in den Legenden, die sich um den Stamm·vater des Zen-Buddhismus, Bodhidharma, ranken.
Die legendäre Gestalt des Bodhidharma
Bodhidharma (jap. Bodaidaruma oder schlicht
Spitzname des Mönchs Bodhidharma; Bezeichnung der daruma-Puppe als Glücksbringer
Der Begriff „Daruma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) soll im Jahr 520 von Indien nach China ge·kommen sein, wo er allein durch sein phy·sisches Er·schei·nungs·bild Aufsehen erregte. Die Ikonographie des Zen zeichnet ihn jeden·falls als stark be·haartes, bärtiges Raubein mit her·vor·quel·lenden Augen, der stark an die Dar·stel·lungen von Wächtergottheiten oder
Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister
Der Begriff „oni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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erinnert. Dieser unheimliche Mönch soll nun neun Jahre lang gegen eine Mauer ge·wandt im Meditations·sitz (
Meditationssitz
Der Begriff „zazen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) ver·harrt haben, ohne sich durch Mitmönche, die sich ihm als Schüler andienten, aus der Ruhe bringen zu lassen. Erst
487–593; chin. Chan Patriarch; ältere Umschrift: Hui k‘o
Der Begriff „Huike“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, der erste chinesische Chan-Patriarch, soll seine Auf·merk·sam·keit auf sich ge·lenkt haben, indem er sich selbst einen Arm abhackte. Bodhidharma wiederum soll sich die Augen·lider ab·ge·schnitten haben, um während der Meditation nicht ein·zu·schlafen. Außer dieser besonderen Neigung zur Meditation ist von Bodhidharma wenig bekannt, doch scheint es gerade seine Rätsel·haftig·keit zu sein, die ihn als Gründer·figur des Chan/Zen attraktiv machte.
In Japan weiß die Legende von Bodhidharma außerdem noch zu berichten, dass sich in·folge seiner Meditation seine Arme und Beine rück·gebildet hätten. Die japanische Volks·religion hat daraus schließlich die glücks·bringende Daruma-Puppe gemacht, ein Steh·auf·männchen, das nur aus Kopf und Rumpf besteht (s. dazu auch Glücksbringer).
Chinesische Chan-Patriarchen
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Auf Bodhidharma folgte in China eine Reihe berühmter Patriarchen, die jeder ihren eigenen, individuellen Stil hatten, um ihre Schüler zur Er·leuch·tung zu führen. Besonders be·rühmt ist Meister
Der Begriff „Linji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(jap. Rinzai), der seine Schüler durch Stock·schläge und Schelt·schreie („katsu!“) zur Erleuchtung führte. Die Anekdoten dieser Patriarchen bilden so etwas wie den Kanon des Zen Buddhismus. In ihnen offen·bart sich ein im Zen funda·mentales Prinzip: Er·leuch·tung kann nicht durch Studium ver·mittelt werden, sondern nur durch un·mittel·bare Er·leuch·tungs·erfah·rung (jap.
Erleuchtungserfahrung (bes. im Zen Buddhismus)
Der Begriff „satori“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
). Diese Erfahrung steht in voll·kommenen Gegen·satz zum All·tags·be·wusst·sein und über·kommt einen überfalls·artig. Um das All·tags·be·wusst·sein außer Kraft zu setzen, hat der Zen Bud·dhis·mus auch jene paradoxen „Zen-Rätsel“ (
Koan, paradoxes Zen-Rätsel
Der Begriff „kōan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) entwickelt, in die sich die Schüler während der Meditation ver·tiefen sollen. Die kōan mögen spiele·rischen Charakter haben. Zugleich drücken sie aber auch aus, dass die Suche nach der Er·leuch·tung nur dann erfolg·reich ist, wenn sie mit dem Ernst einer Ent·scheidung auf Leben und Tod ver·bunden ist. Daher auch das häufige Motiv der physi·schen Gewalt in den Zen-Geschich·ten. Daher auch ein mög·licher Appeal, den Zen für die japa·nische Krieger·klasse hatte.
Hinsichtlich seiner privilegierten Mittel, zur Erleuchtung zu gelangen, lässt sich Zen als das genaue Gegen·teil des Amidismus auffassen. Im Mittel·punkt steht die eigene An·stren·gung, das eigene Wollen, das ein absolutes Aus·maß erreichen muss:
wtl. eigene Kraft; buddhistisches Konzept
Der Begriff „jiriki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, nicht
. Die Be·herr·schung des eigenen Willens, die Selbst·disziplin schiebt sich dabei im Zen gegenüber dem Glauben in den Vor·der·grund. Was man glaubt, scheint oft gar nicht mehr von Be·deu·tung. Vor allem darf man sich durch den Gegen·stand seiner Glaubens·vereh·rung nicht von seinem Weg der Übung ab·bringen lassen. Ein be·rühmter kōan sagt sogar: „Wenn du den Buddha triffst, töte den Buddha!“
Zen in Japan
In der
Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
Der Begriff „Kamakura“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
-Zeit entwickelten sich zwei Haupt·strö·mungen des japanischen Zen,
Der Begriff „Sōtō-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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und
Rinzai-Schule des jap. Zen Buddhismus
Der Begriff „Rinzai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Sōtō Zen war ur·sprüng·lich die asketischere und strengere Richtung. Ihr Begründer,
1200–1253; Begründer des Sōtō Zen; auch Eihei Dōgen.
Der Begriff „Dōgen Kigen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(1200–1253), ist heute der viel·leicht be·kannteste Ver·treter des japanischen Zen überhaupt. Dōgen war je·doch zu seinen Leb·zeiten nicht mehr als der Abt eines sek·tie·rerischen Klosters in einer ab·ge·legenen Provinz. Auch unter seinen Nach·folgern blieb Sōtō Zen weit hinter der Be·deu·tung von Rinzai Zen zurück und ver·breitete sich vor allem in ländlichen Gebieten.
Die Rinzai-Schule erfuhr hingegen eine massive Förde·rung durch das neu ge·gründete Shogunat in Kamakura. Die historische Rolle des Zen ist daher eng mit der Etablierung einer neuen Herr·schafts·ordnung durch den Krieger·adel in der Kamakura Zeit verknüpft.
Gozan-Klöster in Kamakura
Als buddhistischer Orden wurde Zen in Japan durch
Der Begriff „Myōan Yōsai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(oder
s. Myōan Yōsai
Der Begriff „Eisai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, 1141–1215) be·gründet, nach·dem er selbst in China in den Chan-Orden ein·ge·weiht worden war. Eisai verdankte die rasche Akzeptanz seiner neuen Richtung zum einen der Tatsache, dass man von chinesischen Chan Meistern wusste, aber noch nie·mand vor ihm in den Besitz einer formalen Weiter·gabe·be·rechtigung ge·kommen war. Zum anderen kooperierte Eisai eng mit den etablierten japanischen Schulen, vor allem mit der
Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
Der Begriff „Shingon-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, und be·stand nicht auf einer puristischen, kom·pro·miss·losen Linie, wie sie für den Sōtō Zen charakte·ristisch werden sollte (Dōgen kritisiert die gleiche Kom·pro·miss·bereit·schaft bereits bei den Linji-Kollegen in China). Anderer·seits hatte auch Eisai mit Gegnern, vor allem inner·halb der
Der Begriff „Tendai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Schule zu kämpfen. Das führte dazu, dass er Kyoto verließ und im neu er·richteten Shogunat von Kamakura einen wichtigen Gönner fand. Das Shogunat unter·stützte Eisai dabei, ein Kloster·system, wie es bereits im chinesischen Chan bestand, zu er·richten. Dieses bestand aus fünf Haupt·tempeln und wurde dem·ent·sprechend
(Fünf Berge) System genannt. Mit der Er·richtung dieser Klöster erhielt Eisais Richtung (Rinzai Zen) in Kamakura eine ähnliche Funktion, wie sie Tendai, Shingon und die Nara Schulen für den Kaiserhof in Kyoto hatten.
Es ist fraglich, ob diese Förderung der neuen bud·dhis·tischen Richtung wirklich aufgrund einer be·sonderen Affinität zwischen der Strenge des Zen und dem Ethos der Krieger erfolgte, wie häufig be·hauptet wird. Eher scheint es der historischen Koinzidenz von der Gründung des Kamakura-Shogunats (1185) und der Ein·führung einer neuen bud·dhis·tischen Lehre zu·zu·schreiben, dass die noch nicht vom Hof „besetzte“ Richtung des Zen nun von den Minamoto Shogunen favorisiert wurde.
Zen unter den Ashikaga Shogunen
Das Kamakura Shogunat wurde bekanntlich von der Dynastie der Ashikaga ver·drängt, die das politische Zentrum Japans 1336 wieder nach Kyoto ver·legte. Damit ver·lagerte sich auch der Schwer·punkt der gozan-Klöster in die alte Haupt·stadt, wo ein neues Set von „Fünf Bergen“ entstand. Die Regierungs·zeit der Ashikaga Shogune (
Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)
Der Begriff „Muromachi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-Zeit 1333–1573) gilt die Blütezeit der gozan-Kloster·kultur. Tusch·malerei und Tee-Kultur bildeten zu·sammen mit chinesischer und japanischer Dichtung die wichtigsten Künste, die in den Klöstern ge·pflegt und mit dem Adel ge·teilt wurden. Zen-Mönche, die nicht das Privileg hatten, Mit·glieder der „Fünf Berge“ zu sein, waren jedoch von dieser Kultur weit·gehend aus·ge·schlossen und geißelten ihre Mit·brüder, sich ganz in welt·lichen Ver·irrungen verloren zu haben. Für sie war Zen keineswegs gleichbedeutend mit Tee, Kalligraphie und Dichtung.
In der künstlerisch überhöhten gozan Kultur zur Zeit der Ashikaga stellte im übrigen China das große Vorbild dar. Da in den gozan Klöstern die chinesischen Chan-Patriarchen und ihre Texte einen hohen Stellen·wert hatten, waren Zen-Mönche die besten „Sinologen“ der damaligen Zeit und vor allem in dieser Funktion waren sie für die Kultur der Elite wichtig. Das führte unter anderem dazu, dass auch nicht-buddhistische Denk·traditionen des Kon·fuzianis·mus und Taoismus gerade in Zen-Klöstern gepflegt wurden. Es ist daher auch kein Wunder, dass die Neo-Konfuzianer der frühen
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
-Zeit (17. Jh.) wie Fujiwara Seika oder
1583–1657; neo-konfuzianischer Gelehrter
Der Begriff „Hayashi Razan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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ausgebildete Zen-Mönche waren. Es ist also not·wendig, die Ent·wick·lung des Zen in Japan historisch differenziert zu be·trach·ten und zu be·denken, dass nicht alles, was unter Be·teiligung von Zen Mönchen in Japan ent·stand, zwangsläufig Zen ist.
Die geschichtliche Rolle des Zen
Es gehört zu den von der japanischen Geschichtstradition selbst ge·schaf·fenen Mythen, dass alle so·ge·nannten „Krieger“ (bushi, samurai) vom Shōgun bis zum letzten kleinen Vasall Träger einer ge·mein·samen Krieger-Kultur waren, die im Kern vom Zen ge·prägt war. Tat·säch·lich war aber Krieger nicht gleich Krieger, Samurai nicht gleich Samurai. Zen war vor allem eine Religion der Krieger·elite, die sich zu·gleich an der Kultur des Hofes orientierte. Ab·kömmlinge des so·ge·nannten „Schwertadels“ (buke) und des alten Hofadels (kuge) bildeten während der Ashikaga Herr·schaft zusammen die Kultur der Haupt·stadt und ließen sich dabei ge·mein·sam von Zen-Mönchen in exotischen Ver·gnügen wie dem Tee·trinken beraten. In den Provinzen schlossen sich Krieger und Bauern dagegen zu rebellischen Gruppen zu·sammen, die als
bekannt wurden. Sie stellen die Vor·läufer des heute noch weit ver·breiteten
Shin-Buddhismus, bzw. Jōdo Shin-Buddhismus; wtl. „Wahre Schule des Reinen Landes“
Der Begriff „Jōdo Shinshū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Buddhismus dar (s. dazu Amidismus). Die nieder·rangigen Kämpfer in den Provinzen waren also eher für die Lehren des Reinen Landes (
Der Begriff „jōdo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) empfänglich. Zwischen ihnen und der gozan-Kultur in Kyoto herrschte wohl eine ähn·liche Kluft, wie zwischen Kriegern und Hof·adeligen zur Zeit des Genji monogatari.
Gab es also überhaupt einen Unterschied zwischen Zen Mönchen und den Angehörigen anderer bud·dhis·tischer Richtungen? Einen guten Ein·blick gibt hier die Ge·schichten·sammlung
Sammlung buddhistischer Erzählungen und Anekdoten, 1283 verfasst von Mujū Ichien
Der Begriff „Shasekishū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, deren Autor,
1226–1312; buddh. Mönch und Autor essayistischer und anekdotischer Werke
Der Begriff „Mujū Ichien“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(1226–1312), selbst dem Zen nahe stand. Seine Be·wunderung für die neue Richtung äußert sich bei·spiels·weise in der Art, wie er über den Tod damals berühmter Zen Meister be·richtet. Sie sollen nicht nur jeweils ein Todes·gedicht im chinesischen Stil ge·dichtet haben, das sie vor ihrem Ab·leben rezitierten, sie waren auch in der Lage, den Zeit·punkt ihres Todes vor·her·zu·sagen und ver·schieden dann in auf·rechter Meditations·haltung. Mujū be·richtet mit ähnlicher An·er·kennung aber auch von Amida Buddhisten, die bis zu ihrem Tod un·ver·wandt das
rezitierten. Mujū selbst hat sicher sowohl von Zen- als auch von Jōdo-Techniken Gebrauch ge·macht. Er zeigt Be·wunde·rung für eine Art von kon·sequenter Strenge im Lebens·stil der Zen-Mönche, die anderen Buddhisten seiner Zeit oft ab·handen ge·kommen war, er ver·rät aber gleich·zeitig, dass sie sehr wohl auch mit den etablierten Schulen (
Der Begriff „Tendai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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und
Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
Der Begriff „Shingon-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) kooperierten, bzw. deren Praktiken in ihre eigene Liturgie integrierten. In dieser Hinsicht war Zen wahr·schein·lich weniger radikal als einzelne Vertreter des Amidismus oder des
Nichiren Schule; Sammelnamen für Schulen in der Tradition Nichirens, aber auch Namen einer bestimmten Schule innerhalb des heutigen Nichiren Buddhismus; nicht zu verwechseln mit der 1912 gegr. Nichiren Shōshū
Der Begriff „Nichiren-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Buddhismus, die funda·men·ta·listische Positionen vertraten und sich nicht in das Paradigma des Pluralismus, das vom Main·stream-Buddhismus vertreten wurde, einordnen ließen.
Spätere Entwicklungen
Ein Bild vom Leben der Zen Mönche im späten Mittel·alter gibt der exzentrische Dichter-Mönch
Der Begriff „Ikkyū Sōjun“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(1394–1481), der unter anderem für seine erotische Liebes·lyrik be·kannt ist. Bei ihm ist zu er·kennen, wie die rätsel·hafte Strenge, für die die alten Patriarchen be·kannt sind, im Denken der Zen-Mönche immer wieder auf·scheint. In der Praxis be·weist jedoch Ikkyūs eigener Lebens·wandel, dass von dieser Strenge wohl im allgemeinen nicht viel zu spüren war.
In der frühen Edo-Zeit kam es zur Gründung der dritten Haupt·richtung des japanischen Zen, der
Dritte Hauptrichtung des jap. Zen
Der Begriff „Ōbaku-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, durch den chinesischen Mönch
Der Begriff „Yinyuan Longqi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
(1592–1673). Die Richtung ist nach einem chinesischen Kloster be·nannt und gilt als noch eklektizistischer als die beiden anderen Haupt·richtungen, Rinzai-shū und Sōtō-shū.
Auch innerhalb des Rinzai Zen kam es zu Reformen, u.a. durch
1685–1768; Zen-Mönch und Reformer der Rinzai-shū; Maler
Der Begriff „Hakuin Ekaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(1685–1768), der mit seinen humor·vollen Tusch·zeich·nungen ein eigenes Genre der „Zen-Malerei“ (
Zen-Tuschebild
Der Begriff „zenga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) be·gründete. Er schuf aber auch eine Reihe von schriftlichen Werken in ähnlich un·mittel·bar-persönlichem Stil.
Zen und der Westen
Zen bietet historisch betrachtet ein sehr wider·sprüch·liches Bild und ist auch als Religion die am schwierigsten zu klas·sifi·zie·rende Strömung des ja·pa·nischen Bud·dhis·mus. Zweifel·los liegt aber gerade darin seine be·sondere An·ziehungs·kraft im Westen. Zen ist viel·leicht eben·so aus dem Taoismus zu erklären, wie aus dem Bud·dhis·mus, und ist daher auch Anhängern anderer Religionen zu·gäng·licher als jene Varianten des ja·pa·nischen Bud·dhis·mus, die stärker an konkrete Bilder und Vor·stel·lungen gebunden sind. Daher finden selbst Christen keine allzu großen Schwierig·keiten, Zen mit Jesus in Ein·klang zu bringen. Besonders um die Mitte des zwanzigsten Jahr·hunderts hat sich ein Nahe·ver·hältnis zwischen dem Jesuiten·orden und der japanischen Zen Sekte entwickelt, aus dem sich ein Bild des Zen ent·wickelte, das die Zen Be·geisterung der westlichen Welt ent·scheidend prägte. In diese Zeit fiel auch die Ab·fassung von Eugen Herrigels Zen und die Kunst des Bogenschießens (1948), das bis heute den Mythos vom todes·ver·achtenden Zen-Mönch, bzw. vom Zen-inspirierten Samurai mit beeinflusst. (S. dazu auch Stereotype Ansichten über Religion in Japan.)
Weiterführende Informationen
Über Zen findet sich im Netz massenweise Information in westlichen Sprachen. Zur Orientierung empfiehlt sich:
- Zen Buddhism WWW Virtual Library (en.)
Ausführliche Linksammlung zum Thema Zen.
Zen aus philosophischer Sicht:
- Japanese Zen Buddhist Philosophy, Shigenori Nagatomo (en.)
Eintrag in der Stanford Encyclopedia of Philosophy.
Literatur:
Bodiford gilt als führender westlicher Experte der institutionellen Geschichte des Zen in Japan.
Entmythologisierende Studie des chinesischen und japanischen Zen, bzw. Chan Buddhismus.
Dumoulin gilt auch im englischen Sprachraum als exzellenter Kenner sowohl der japanischen als auch der chinesischen Geschichte des Zen. Seine Sicht ist jedoch nicht ganz un·be·ein·flusst von seinem Bemühen, Zen und Christentum einander an·zu·nähern. Dumoulin war Jesuitenpater und Missionar.
1870–1966; japanischer Intellektueller und Publizist, der durch englischsprachige Werke den Zen-Buddhismus im Westen bekannt machte; publizierte als Daisetz T. Suzuki
Der Begriff „Suzuki Daisetsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Klassiker des chin. Chan (Zen) von Wumen Huikai, 13. Jh.; jap. Mumonkan, „Die torlose Schranke“
Der Begriff „Wumenguan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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- ^ Bodhidharma bei der Meditation. In der oberen Hälfte befindet sich ein Gedicht.
Werk von Mushō Jōshō (1234-1306). Kamakura-Zeit. Jotenkaku Museum, via Web Archive. - ^ Der spätere Zen-Patriarch Huike bietet Bodhidharma seinen abgehackten Arm als Zeichen seiner Ernsthaftigkeit dar.
Werk von Sesshū Tōyō (1420–1506). Muromachi-Zeit, 1496. Wikimedia Commons. - ^ Der Chan-Patriarch Linji (jap. Rinzai) mit geballter Faust.
Muromachi-Zeit. National Museums of Asian Art, Freer Gallery of Art. - ^ Glücksgott Hotei (chin. Budai).
Werk von Sengai Gibon (1750-1837). Edo-Zeit. Museum Rietberg, über Internet Archive. - ^ Zur Ikone gewordenes Portrait des Zen-Meisters Dōgen mit eingeschriebenem Gedicht. Beide sollen von Dōgens eigener Hand stammen. Es handelt sich bei der vorliegenden Abb. um eine Kopie, das Original befindet sich im Hōkei Tempel.
Bildquelle: Zenmonk.cn. - ^ Myōan Yōsai war der Begründer des japanischen Rinzai-Zen und Abt des Kennin-ji. Die charakteristische Schädelform findet sich auf anderen Portraits von ihm. Yōsai sitzt auf dem traditionellen Abtsessel, in der Hand den Stock Linjis. Man beachte, dass Yōsai zwar auf einem erhöhten Stuhl sitzt, die Schuhe aber ausgezogen und die Beine überkreuzt hat. Diese Sitzweise ist auch auf vielen anderen Mönchsportraits zu beobachten.
Muromachi-Zeit, 14.–15. Jh. Bildquelle: Kurokawa Takao no Bi. - ^ Der Kinkaku-ji ist wahrscheinlich das meist photographierte Bauwerk Kyōtos. Ursprünglich als Teehaus für den Shōgun Ashikaga Yoshimitsu konzipiert, ging er später in den Besitz des Zen-Klosters Shōkoku-ji über. Das Gebäude fiel 1950 einem Brandanschlag zum Opfer und wurde danach originalgetreu wiedererrichtet. Dennoch vermisst man ein wenig die historische Patina.
Muromachi-Zeit, errichtet 1398, 1950 zerstört, 1955 wieder errichtet. Ron Reznick, 2004. - ^ Ashikaga Yoshimitsu (1358–1408) in der Tracht eines Zen-Abtes. Yoshimitsu trat nach seinem Rücktritt vom Amt des Shōguns (1394) in den Laienmönchstand (nyūdō) ein, dominierte aber weiterhin die Politik seiner Nachfolger. Er war auch ein besonderer Förderer des Nō-Theaters.
Muromachi-Zeit. Bildquelle: unbekannt. - ^ Der Zen-Abt Hakuin Ekaku auf einem karikaturhaft überzeichneten Selbstportrait.
Werk von Hakuin Ekaku (1686–1769). Edo-Zeit. Bildquelle: Gabor Terebess. - ^ Der Dichter und Mönch Ikkyū Sōjun (1394–1481) zählt zu den bekanntesten und exzentrischsten Figuren des japanischen Zen. Aus seiner Zeit (Muromachi-Zeit) existieren zahlreiche Portraits von hochrangigen Mönchen, viele davon äußerst realistisch. Dennoch ist dieses Bild dank seines lebendigen und zugleich bekümmerten Ausdrucks außergewöhnlich. Es spiegelt eine Art von Weltschmerz wider, die auch in Ikkyūs Lyrik zu finden ist.
Werk von Bokusai. Muromachi-Zeit, 15. Jh. e-Museum. - ^ Awa Kenzō, der Bogenschießmeister von Eugen Herrigel.
Bildquelle: Oslo Kyūdō Kyōkai.