Mythen/Goetter des Himmels: Unterschied zwischen den Versionen
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==Mythenvergleichende Anmerkungen== | ==Mythenvergleichende Anmerkungen== |
Version vom 16. September 2010, 07:15 Uhr
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Zeitalter der Götter, Teil 1Die Götter des Himmels
Das „Zeitalter der Götter“ erscheint in den Mythen als verhältnismäßig klar abgegrenzte Zeitspanne zwischen der Entstehung der Welt und dem Beginn der Herrschaft der
jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels
Der Begriff „Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Dynastie. In dieser Zeit bevölkern Menschen, Götter und Fabelwesen eine gemeinsame Sphäre, ähnlich wie in den Mythen der griechischen Antike oder anderen mythologischen Traditionen. Mythen dieser Götterzeit lassen sich in verschiedene Episoden gliedern, die in den beiden staatlich sanktionierten Chroniken
„Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
Der Begriff „Kojiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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und
Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
Der Begriff „Nihon shoki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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zwar miteinander verbunden sind, deren Protagonisten und regionale Schwerpunkte aber verschieden sind. Dies deutet darauf hin, dass es sich ursprünglich um von einander unabhängige Erzählungen handelte. Aus meiner persönlichen Sicht lassen sich vier Hauptepisoden identifizieren, die möglicherweise aus jeweils eigenen Sagenkreisen stammen, nämlich: a) die Erschaffung der Welt, b) der Zwist zwischen
Der Begriff „Amaterasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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und
mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu
Der Begriff „Susanoo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, c) die Herrschaft der Nachkommen des Susanoo auf der Erde, und d) die Eroberung der Erde durch die Nachkommen der Sonnengottheit — die spätere Tenno Dynastie. Auf dieser Seite werden die Episoden a) und b) behandelt, auf der nächsten Seite c) und d).
Izanagi und Izanami
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Sowohl das Kojiki als auch das Nihon shoki beginnen mit der Entstehung des Universums und greifen dabei auf chinesische Vorstellungen zurück. Sie erwähnen die Teilung der Urmaterie in Himmel und Erde (
Dualistisches Prinzip der chin. Naturphilosophie
Der Begriff „Yin Yang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) und listen anschließend eine Reihe von Urgöttern auf, die den Fünf Wandlungsphasen entsprechen. Diese Gottheiten besitzen kaum eine narrative Funktion für die folgende mythische Erzählung und fanden daher vermutlich erst relativ spät und unter dem Einfluss Chinas Eingang in die japanische Mythologie.
Den eigentlichen Beginn des Mythos von der Erschaffung der Welt bildet die Erzählung von den Ur-Göttern
Göttervater; auch Izanaki (ki hier männliche Endung); Bruder und Mann von Izanami
Der Begriff „Izanagi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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und
Göttermutter, Göttin der Unterwelt (mi hier weibliche Endung); Schwester und Frau des Izanagi
Der Begriff „Izanami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, die sowohl als Geschwister als auch als Ehepaar auftreten. Izanagi und Izanami befinden sich zunächst in einem Raum, der bloß aus Wasser, Luft und einer frei schwebenden Brücke zu bestehen scheint. Auf dieser Brücke stehen sie jedenfalls, wobei der Mann, Izanagi, mit einem Speer unten im Wasser herumstochert. Als er den Speer aus dem Wasser zieht, bilden sich an seiner Spitze salzige Klumpen, die zurück ins Wasser fallen und dort die erste Insel (
Mythologischer Ursprungsort Japans; die „von selbst geronnene Insel“
Der Begriff „Onogoroshima“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, wtl. „die von selbst geronnene Insel“) bilden. Auf diese Insel steigen Izanagi und Izanami nun herab. Sie errichten auf der Insel einen „Himmelspfeiler“ (oder einen Palast) und umrunden ihn in einer Art Hochzeitsritus. Es folgt ihre geschlechtliche Vereinigung, aus der auf nicht näher beschriebene Weise „Kinder“ in Form der japanischen Inseln entstehen. Mit jeder Bewegung erzeugen sie zudem, fast wie nebenbei, eine Unmenge von Gottheiten, z.B. Windgötter, Nahrungsgötter und andere mehr.
Vokabel
Götternamen:
Göttervater; auch Izanaki (ki hier männliche Endung); Bruder und Mann von Izanami
Der Begriff „Izanagi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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- Göttervater
Göttermutter, Göttin der Unterwelt (mi hier weibliche Endung); Schwester und Frau des Izanagi
Der Begriff „Izanami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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- Göttermutter
Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise
Der Begriff „Amaterasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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- Sonnengottheit
mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu
Der Begriff „Susanoo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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- Sturmgott, „enfant terrible“, Trickster
mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes
Der Begriff „Ōkuninushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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- Weltbeherrscher von Izumo
mytholog. Gottheit, Enkel Amaterasus
Der Begriff „Ninigi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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- Enkel der Sonnengottheit
wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans; eigentlicher Name: Kami Yamato Iware-hiko no Sumera Mikoto 神日本磐余彦天皇 (Nihon shoki)
Der Begriff „Jinmu Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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- Erster „menschlicher“ Herrscher
Mythische Orte:
Mythologischer Ursprungsort Japans; die „von selbst geronnene Insel“
Der Begriff „Onogoroshima“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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- die erste Insel
wtl. „Die Hohen Himmelsgefilde“, mythol. Bez. für das Reich der Himmlischen Götter; auch Takama-ga-hara
Der Begriff „Takama-no-hara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
- Die himmlischen Gefilde, der Himmel
mytholog. Unterwelt; geschrieben mit den Zeichen „Gelbe Quellen“, eine chinesische Bezeichnung für die Unterwelt
Der Begriff „Yomi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
- die Unterwelt
Der dramatische Höhepunkt: Izanami gebiert den Feuergott, der ihren Schoß verbrennt. Sie „stirbt“ an den Folgen dieser Geburt, d.h. sie wird in die Unterwelt (
mytholog. Unterwelt; geschrieben mit den Zeichen „Gelbe Quellen“, eine chinesische Bezeichnung für die Unterwelt
Der Begriff „Yomi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) versetzt. Der entsetzte Vater Izanagi hingegen schlägt das Feuer-Kind mit seinem Schwert in Stücke, aus denen wiederum neue „Schwert-Feuer-Gottheiten“ entstehen, die später noch eine Rolle spielen werden. Vorlage:Galerie1 Dann macht sich Izanagi in seinem Schmerz auf die Suche nach Izanami. Er findet sie schließlich in der Unterwelt, kann sie allerdings in der Dunkelheit nicht sehen. Gegen Izanami's ausdrückliche Bitte entzündet er ein Licht (wtl. einen Span aus seinem Kamm) und erkennt ihre Schrecken erregende Verwandlung in einen verwesten Leichnam. Izanami fühlt sich durch diese Zurschaustellung zutiefst entehrt und verwandelt sich in eine Furie. Zusammen mit einer Reihe von Gehilfen jagt sie Izanagi bis zum Tor der Unterwelt, wo dieser die Verfolger abschüttelt, indem er das Tor mit einem großen Fels verrammelt. Diese Geste besiegelt die endgültige Trennung der Welt der Lebenden und der Toten. Izanami, die Herrin der Unterwelt, tut einen schrecklichen Schwur, täglich eintausend Leben zu vernichten; Izanagi, der Gott des Lebens, schwört dagegen, täglich eintausend Gebärhütten zu errichten. Damit ist der ewige Zyklus von Geburt, Leben und Tod in Gang gesetzt.
Abschließend vollzieht Izanagi eine rituelle Waschung (
Purifikation, Reinigungsritus, rituelle Waschung
Der Begriff „misogi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) in einem Fluss, um sich von den Verunreinigungen (
rituelle Verunreinigung, Befleckung, Schande
Der Begriff „kegare“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) der Unterwelt (des Todes) zu befreien. Dabei entstehen wieder mehrere Gottheiten: Amaterasu, die Sonnengottheit (bei der Waschung des linken Auges), Tsukiyomi, der Mond (bei der Waschung des rechten Auges) und Susanoo, der etwas missratene Sohn (bei der Waschung der Nase). Vater Izanagi teilt sein Erbe unter diesen Kindern auf. Nachdem die Nachfolge endgültig geregelt ist, zieht er sich aus dem Weltgeschehen zurück und wird nicht mehr weiter erwähnt.
Amaterasu und Susanoo
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Der Begriff „Amaterasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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besitzt als Nachfolgerin Izanagis die höchste Autorität in den Himmlischen Gefilden (
wtl. „Die Hohen Himmelsgefilde“, mythol. Bez. für das Reich der Himmlischen Götter; auch Takama-ga-hara
Der Begriff „Takama-no-hara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) und repräsentiert zugleich die Sonne. Amaterasus wichtigster Partner und zugleich Widersacher ist ihr jüngerer Bruder
mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu
Der Begriff „Susanoo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Ihm wird nach manchen Varianten des Mythos zunächst die Herrschaft über die Erde oder das Meer zugeteilt, letztlich führt sein Weg aber in allen Mythenvarianten in die Unterwelt.
Susanoo benimmt sich zunächst sehr widersprüchlich, wie ein ungezogenes kleines Kind. Obwohl er als wild und ungestüm bezeichnet wird, streunt er die meiste Zeit weinend umher, stets auf der Suche nach seiner Mutter. (Eigentlich ein Widerspruch, denn er wurde ja von Izanagi allein gezeugt und geboren, doch der Mythos hält sich mit solchen Details nicht auf.) Als Izanagi ihn daraufhin in die Unterwelt schickt (verbannt), möchte Susanoo noch einmal von seiner Schwester Abschied nehmen und verschafft sich Eingang in den Himmel. Amaterasu ahnt zwar Böses, kann ihm aber den Zutritt nicht verwehren. Tatsächlich vollführt Susanoo im Himmel alle nur erdenklichen Missetaten, die ganz offensichtlich als Provokation der Sonnengottheit zu verstehen sind.
Die meisten dieser Missetaten erscheinen uns heute als archaisch-unverständliche Tabubrüche: Susanoo zerstört zum einen die Bewässerungskanäle von Reisfeldern (wohlgemerkt, Reisfelder der Götter) und sabotiert damit die landwirtschaftliche Produktion, zum anderen verunreinigt er Amaterasus Palast mit Exkrementen und wirft schließlich — völlig mysteriös — „ein rückwärts gehäutetes Pferd“ in Amaterasus Webehalle, wobei eine Dienerin (Schwester?) von Amaterasu zu Tode kommt. Amaterasu aber zieht sich, durch diese Untat ihres Bruders zutiefst verletzt, in die berühmte Felsenhöhle zurück, wodurch sich das Universum verdunkelt.
An dieser Stelle kommt plötzlich eine Unzahl weiterer Götter ins Spiel, die bislang unerwähnt geblieben waren. (Es sind zumeist die Ahnengötter der wichtigsten Familien am Hof der antiken Tenno.) Diese Götter versuchen mit den verschiedensten Mitteln, Amaterasu wieder aus der Höhle hervorzulocken: Sie lassen Hähne krähen um den Morgen anzukündigen, hängen einen Spiegel an einen heiligen Baum vor der Höhle und bedienen sich sogar verschiedener religiöser Rituale und Orakeltechniken. Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Goetter_des_Himmels.
Schließlich veranstalten sie ein ausgelassenes Fest, bei dem die junge attraktive Göttin
mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters
Der Begriff „Ame no Uzume“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(die Ahnherrin des japanischen Theaters) eine Art Striptease hinlegt (wtl. Brüste und Genitalien entblößt) und auf einem umgestürzten Zuber tanzt, bis daraus Stimmen zu hören sind wie bei einem Geisterbeschwörungsritual. Die versammelten Götter brechen daraufhin in schallendes Gelächter aus, das den gewünschten Erfolg zeitigt: Amaterasu ist neugierig geworden und öffnet die Höhle einen Spalt. Ihr eigener Anblick im Spiegel veranlasst sie aus der Höhle hervorzutreten, worauf die anderen Götter ihren neuerlichen Rückzug mittels eines Götterseils (
shintōistisches „Götter-Seil“; geschlagene Taue aus Reisstroh.
Der Begriff „shimenawa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) blockieren: Die Welt wird wieder hell. Susanoo aber wird aus dem Himmel verbannt.
Amaterasus „jungfräuliche Empfängnis“
Amaterasu erscheint in der gesamten Erzählung geheimnisvoll, priesterlich und unnahbar. Sie hat in dieser Hisicht durchaus Ähnlichkeit mit der altjapanischen Priesterkönigin
ca. 170–248; frühgeschichtliche Priesterkönigin; auch Pimiko (wahrscheinliche Bedeutung: „Kind der Sonne“); chin. Pei-mi-hu
Der Begriff „Himiko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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aus dem dritten Jahrhundert, von der eine chinesische Quelle berichtet, sie lebe in einem Palast, den Männer nicht betreten dürfen, und habe lediglich einen jüngeren Bruder, der für sie gewisse Regierungsaufgaben übernehme. Auch Amatersu bleibt unverheiratet. Ihre „Kinder“ entstehen aus einem seltsamen Wettstreit mit ihrem jüngeren Bruder Susanoo, als dieser Eingang in das von Amaterasu regierte Reich des Himmels begehrt: Beide Geschwister sind voll von gegenseitigem Misstrauen. Um dieses Misstrauen aus der Welt zu schaffen, übergeben sie einander ihre Waffen (ein Schwert im Fall Susanoos, magische Edelsteine,
Krummjuwelen; archaischer Schmuck, Teil der Insignien des Tennō
Der Begriff „magatama“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, im Fall der Amaterasu). Jeder zerkaut nun die Waffen des anderen und spuckt die Überreste wieder aus. Daraus entstehen fünf männliche und drei weibliche Kinder. Einer dieser männlichen Nachkommen ist jene Gottheit, über den sich die Tenno-Linie von Amaterasu ableitet (es handelt sich dabei um Ame no Oshihomimi, den Vater des
Der Begriff „Ninigi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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). Er könnte aber genau so gut als Sohn des Susanoo angesehen werden, da er seine Geburt der Tatsache verdankt, dass Susanoo die Edelsteine seiner Schwester zerkaute. Obwohl das Nihon shoki gerade zu dieser Episode eine Vielzahl von Varianten anführt, die sehr unterschiedliche Interpretationen zulassen, wird die Abkunft der Tenno-Linie von Amaterasu (und zwar nur von Amaterasu) in der Folge nicht mehr weiter in Frage gestellt.
Mythenvergleichende Anmerkungen
In den japanischen Weltentstehungsmythen sind zahlreiche Motive enthalten, die auch aus anderen Mythologien auf der ganzen Welt bekannt sind. Izanamis Tod bei der Geburt des Feuergottes reflektiert das Motiv „Tod der Urmutter“, ein Sinnbild der Erde, die im Laufe eines Jahres erblüht und „stirbt“, dadurch aber erst das Leben ihrer „Kinder“ ermöglicht. In einer Variante des Mythos wird ausgeführt, dass aus Izanamis Leiche sämtliche Getreidesorten entstehen, die den Menschen als Nahrung dienen. Auch dies ist ein Motiv, das in vielen Kulturen mit dem Tod der Urmutter verknüpft ist.
Die Unterwelt-Episode, in der Izanagi Izanami verbotenerweise anblickt, erinnert wiederum an die Orpheus-Sage, die ihrerseits ein universelles Mythenmotiv darstellt.
Der Rückzug der Sonne ist ein weiteres mythologisches Motiv, das mit dem jahreszeitlich zu-, bzw. abnehmenden Sonnenstand in Verbindung steht und sich ebenfalls in zahlreichen Mythenkreisen findet. Die Tatsache, dass die Sonnengottheit Amaterasu in Japan als Frau dargestellt wird, erscheint dagegen rätselhaft, ist doch die Sonne in den meisten Mythologien männlich. Daher gibt es auch die Theorie, dass die Sonnengottheit erst in Anlehnung an Kaiserin
645–703, r. 686–697; 41. japanische Kaiserin
Der Begriff „Jitō Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
als Frau dargestellt wurde. Unter Kaiserin Jitō begann man nämlich mit den Aufzeichnungen der Mythen, die schließlich in Form von
„Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
Der Begriff „Kojiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(712) und
Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
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(720) fertig gestellt wurden. (S.a. Mythentexte.)
Gegen diese These spricht, dass die Rolle der Frau als Priesterin offenbar in prähistorischer Zeit besonders ausgeprägt war, wie dies auch die bereits erwähnte chinesische Chronik aus dem 3. Jh. anhand der japanischen Priesterkönigin
ca. 170–248; frühgeschichtliche Priesterkönigin; auch Pimiko (wahrscheinliche Bedeutung: „Kind der Sonne“); chin. Pei-mi-hu
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berichtet. Diese prominente Rolle der Frau in der japanischen Frühzeit könnte ebenfalls erklären, warum die wichtigste Himmelsgottheit weiblich gedacht wurde. Amaterasus Gestalt inspiriert daher auch immer wieder Hypothesen über ein urgeschichtliches Matriarchat in Japan.
Andererseits darf man nicht übersehen, dass in der Izanagi/Izanami Episode ein patriarchalisches Rollenmodell vorherrscht, das mit dem Amaterasu/Susanoo Mythos geradezu spiegelbildlich verflochten ist: Im ersten Fall repräsentiert der Mann den Himmel, das Licht und das Leben, während die Frau die Erde, die Dunkelheit und den Tod verkörpert; im zweiten Fall ist das Geschlechterverhältnis genau umgekehrt. Diese Konstuktion wirkt nicht zufällig, sondern entspricht eher der Lehre von Yin und Yang, nach der aus einem Übermaß an Yang (Himmel, Sonne) letzlich wieder ein Yin (weibliche Göttin) entsteht und umgekehrt. In weiterer Folge produziert Amatersu einen männlichen (Yang) Nachfolger, der die Erde (Yin) beherrscht. Insofern wäre das Geschlecht der Amaterasu auch aus den „Gesetzen“ von Yin und Yang zu erklären, die irgendwann auf den japanischen Mythos übertragen wurden.
Dieses
Dualistisches Prinzip der chin. Naturphilosophie
Der Begriff „Yin Yang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Schema wird natürlich nicht immer konsequent durchgehalten, sondern mehrfach durch erzählerische Elemente konterkariert, die möglicherweise aus älteren mythologischen Schichten stammen. Diese bricolage, also das behelfsmäßige Zusammenstückeln augenscheinlich widersprüchlicher narrativer Elemente, zeigt sich auch deutlich anhand der Geschwister von Amaterasu, Tsukiyomi und Susanoo: Tsukiyomi, der Mondgott, hat überhaupt keine narrative Funktion und scheint wie eine Verlegenheitslösung — eingeschoben, damit der Mythos auch als Fundament der Astronomie und Astrologie herhalten kann. Der eigentliche Partner Amaterasus ist Susanoo, der wie diese Yin und Yang Elemente in seinem Wesen vereint. Der Mythenforscherin Nelly Naumann zufolge verschmilzt Tsukiyomi mit Susanoo, der seinerseits Züge eines archaischen Mondgottes innehat.
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Goetter_des_Himmels. Susanoo kann aber daneben (oder zugleich) auch als ein „Trickster-Gott“ charakterisiert werden. Trickster (engl. „Gauner, Schelm, Halunke“) wurden von der Ethnologie in nordamerikanischen Indianermärchen ausfindig gemacht, von der vergleichenden Mythenforschung werden sie aber auch mit Gestalten wie dem griechischen Prometheus gleichgesetzt. Zu den allgemeinen Merkmalen von Trickstern gehört, dass sie gegen die in der Welt der Götter herrschenden Gesetze verstoßen, mit den Menschen paktieren und sie in den Besitz aller möglichen kulturellen Errungenschaften, z.B. des Feuers, der Landwirtschaft, u.a.m. bringen. Wie im nächsten Abschnitt zu erkennen, entspricht dies durchaus der Rolle, die Susanoo im weiteren Verlauf der Erzählung annimmt.
Weiterführende Informationen
- Shimbutsudo, Edward A. Beach (en.)
Web-Essays zur japanischen Religion. Dept. of Philosophy and Religious Studies, Univ. of Wisconsin Eau Claire.Letzte Überprüfung der Linkadressen: Aug. 2010
- ^ Izanagi tötet den Feuergott Kagutsuchi.
Werk von Katsushika Hokusai (1760-1849). Edo-Zeit. Chester Beatty Library. - ^ ukiyo-e-Triptychon mit dem Titel „Ursprung des Tanzes vor der Felsenhöhle“ (Iwato kagura no kigen). Dieser Tanz stellt die mythologische Szene nach, in der Amaterasu durch den Tanz von Ame no Uzume aus ihrer Felsenhöhle gelockt wird. Solche kagura-Tänze werden auch heute noch häufig aufgeführt. In der Darstellung ist deutlich die Kabuki-artige Schminke der Darsteller zu erkennen. Siehe auch Iwado_kagura.jpg.
Werk von Utagawa Kunisada (1786–1865). Edo-Zeit, 1857. Bildquelle: Database of Folklore Illustrations, Nichibunken, Kyōto. - ^ Bei dieser Gestalt soll es sich um die legendäre Dichterin Sotoori-hime (5. Jh.) handeln. Sie wurde später vergöttlicht und vom Künstler Yashima Gakutei offenbar mit
Amaterasu identifiziert. An die Sonnengottheit Amaterasu erinnert jedenfalls der Strahlenkranz, während der dunkle Bildhintergrund an die Höhle gemahnt, in die sich Amaterasu zurückzieht. Zugleich entsprechen Kleidung, Haartracht und die aufgemalten Augenbrauen der Figur einer Heian-zeitlichen Hofdame.
Werk von Yashima Gakutei (1786?–1868). Späte Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.