Bauten/Bekannte Schreine/Tenjin: Unterschied zwischen den Versionen

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{{fl|I}}m shin·tō·is·tischen Pantheon zählt {{g|Tenmantenjin}}, die Haupt·gott·heit der weit ver·brei·teten {{g|Tenjin}} Schreine, zu den wechsel·vollsten Per·sönlich·keiten. Tenman Tenjin geht auf den {{g|Heian}}-zeit·lichen Gelehrten {{g|Sugawaranomichizane}} (845—903) zurück. Als Gelehrter und Staats·mann zählte er zu den be·kann·testen und ein·fluss·reichsten Figuren seiner Zeit, bevor er schließ·lich einer Ver·leum·dung zum Opfer fiel. Heute gilt er im All·ge·meinen als Gott der Bildung, die ur·sprüng·liche Mo·tiva·tion, ihn als Gott zu verehren, rührte al·ler·dings von der Furcht vor seiner schreck·lichen Rache, nachdem er zu Unrecht in Ungnade gefallen war.
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T{{g|Tenmantenjin|enman Tenjin}} ist die Hauptgottheit der weit verbreiteten {{g|Tenjin}} Schreine und geht auf eine historische Figur, den {{g|Heian}}-zeitlichen Gelehrten {{g|Sugawaranomichizane}} (845–903), zurück. Als Gelehrter und Staatsmann zählte Michizane zu den bekanntesten und einflussreichsten Figuren seiner Zeit, bevor er schließlich einer Verleumdung zum Opfer fiel. Heute gilt er im Allgemeinen als Gott der Bildung, die ursprüngliche Motivation, ihn als Gott zu verehren, rührte allerdings von der Furcht vor seiner schrecklichen Rache, nachdem er zu Unrecht in Ungnade gefallen war.
  
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| Tenjin, der vergöttlichte Totengeist des Sugawara Michizane (1259)  
 
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Michizanes voller Götter·name lautet Tenman Daijizai Tenjin („Himmels·füllender, großer, nach Belieben wal·ten·der Himmels·gott“), die geläufigste volks·tüm·liche Be·zeich·nung ist Tenjin-sama. Die Namen seiner Schreine sind meist aus Teilen dieser Namen abgeleitet.
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Michizanes voller Göttername lautet Tenman Daijizai Tenjin („Himmelsfüllender, großer, nach Belieben waltender Himmelsgott“), die geläufigste volkstümliche Bezeichnung ist Tenjin-sama. Er ist die Hauptgottheit in geschätzten 10.000 Schreinen, deren Namen sich zumeist aus Teilen seines Götternamens ableiten. Das Tenjin-Schrein-Netzwerk wird von zwei Schreinen angeführt, die eng mit Michizanes persönlicher Biographie verknüpft sind. 
  
 
=== Kitano Tenman-gū, Kyōto ===
 
=== Kitano Tenman-gū, Kyōto ===
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Der {{g|kitanotenmanguu}} in Kyōto wurde im Jahr 947 gegründet (s.u.) und mehr·fach ausgebaut. Das heutige Haupt·gebäude aus der frühen {{g|Edo}}-Zeit ist im so·ge·nannten ''gongen''-Stil ({{g|gongenzukuri}}) gehalten, bei dem die eigent·liche Haupt·halle auf komplexe Weise mit der Ze·re·monien·halle ({{g|haiden}}) ver·schach·telt und meist gar nicht zu·gäng·lich ist. Der Schrein ist heute vor allem unter Schülern und Studenten populär, die Tenjin-sama, den höfischen Gelehrten, um Erfolg im Studium bitten.
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Der {{g|kitanotenmanguu}} in Kyōto wurde im Jahr 947 gegründet (s.u.) und mehrfach ausgebaut. Das heutige Hauptgebäude aus der frühen {{g|Edo}}-Zeit ist im sogenannten {{g|gongenzukuri|''gongen''-Stil}} gehalten (s.u.). Der Schrein ist heute vor allem unter Schülern und Studenten populär, die Tenjin-sama, den höfischen Gelehrten, um Erfolg im Studium bitten.
  
 
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=== Dazaifu Tenman-gū, Kyūshū ===
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Der {{g|Dazaifutenmanguu}} ist die eigen·tliche Gedenk·stätte des Sugwara no Michizane, wurde vor dem Kitano Schrein errichtet und bildet mit diesem zusammen die Spitze des über 10.000 Schreine umfassenden Netzwerks von Tenjin Schreinen. Obwohl die Fassade der Haupt·halle dem Kitano Schrein in Kyōto durchaus ähnelt, handelt es sich streng genommen um einen anderen Baustil —  {{g|nagarezukuri}}, cha·rak·te·ri·siert durch ein weit nach vor·gezogenes Vordach —, denn es gibt keine Ver·schach·telung von Ze·remonien- und Haupt·halle.  
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Der {{g|Dazaifutenmanguu}} ist die eigentliche Gedenkstätte des Sugwara no Michizane und  wurde vor dem Kitano Schrein errichtet. Obwohl die Fassade der Haupthalle dem Kitano Schrein in Kyōto durchaus ähnelt, handelt es sich streng genommen um einen anderen Baustil ({{g|nagarezukuri}}). Auch dieser Schrein unterstützt in erster Line Schüler und Studierende.
  
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== Schreingeschichte ==
  
 
=== Michizanes Karriere bei Hof ===
 
=== Michizanes Karriere bei Hof ===
  
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Michizane stammte aus einer höfischen Gelehrtendynastie und machte sowohl als Dichter als auch als Beamter des Kaiserhofs auf sich aufmerksam. Infolge seiner Talente war es ihm möglich, den Posten des „Staatskanzlers zur Rechten“ zu erringen und er wäre vielleicht sogar „Großkanzler“ geworden, hätte der eifersüchtige {{g|Fujiwara}}-Klan dies nicht zu verhindern gewusst. Die führenden Ämter des Hofes wurden nämlich in der Heian-Zeit von den Fujiwara monopolisiert. Michizane war seit Generationen der erste, der die politische Hegemonie dieser Adelsfamilie, deren Töchter gewohnheitsmäßig mit dem Tennō verheiratet wurden, gefährdete. Sein Gegenspieler, {{g|Fujiwaranotokihira}} bezichtigte ihn daher, ein Komplott gegen den regierenden Tennō, {{g|Daigotennou| Daigo}}, angezettelt zu haben. Michizane wurde daraufhin aus der Hauptstadt entfernt, indem man ihn zum Vize-Gouverneur von Kyūshū degradierte. Es war dies eine bewährte Art, hochrangige Hofbeamte in den vorzeitigen Ruhestand zu schicken, und bedeutete das Ende von Michizanes Absicht, das Monopol der Fujiwara zu brechen und den alten Prinzipien der Meritokratie (Amt aufgrund von Leistung, nicht aufgrund von Herkunft) wieder zum Durchbruch zu verhelfen. Er selbst starb kurze Zeit später im 58. Lebensjahr in {{g|Dazaifu}}, damals das politische Zentrum Kyūshūs (heute Vorort der Stadt Fukuoka).
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Michizane stammte aus einer höfischen Gelehrten·dynastie, machte auch als Dichter auf sich aufmerksam und engagierte er sich als höfischer Beamter in der Politik des Kaiser·hofs. Infolge seiner Talente war es ihm möglich, den Posten des „Staats·kanzlers zur Rechten“ zu erringen und er wäre viel·leicht sogar „Groß·kanzler“ geworden, hätte der eifer·süchtige {{g|Fujiwara}}-Klan dies nicht zu ver·hindern gewusst. Die führenden Ämter des Hofes wurden nämlich in der Heian-Zeit von den Fujiwara mono·polisiert. Michizane war seit Gener·ationen der erste, der die po·litische He·ge·monie dieser Adels·familie, deren Töchter gewohn·heits·mäßig mit dem Tennō ver·heiratet wurden, gefährdete. Sein Gegen·spieler, {{g|Fujiwaranotokihira}} be·zich·tigte ihn daher, ein Komplott gegen den re·gie·renden  Tennō, {{g|Daigotennou| Daigo}}, an·ge·zettelt zu haben. Michizane wurde darauf·hin aus der Haupt·stadt entfernt, indem man ihn zum Vize-Gouverneur von Kyū·shū de·gra·dierte. Es war dies eine bewährte Art, hoch·rangige Hof·beamte in den vor·zeit·igen Ruhe·stand zu schicken, und bedeutete das Ende von Michizanes Absicht, das Monopol der Fujiwara zu brechen und den alten Prin·zi·pien der Meri·to·kratie (Amt aufgrund von Leistung, nicht aufgrund von Herkunft) wieder zum Durch·bruch zu verhelfen. Er selbst starb kurze Zeit später im 58. Lebens·jahr in Dazaifu, damals das po·li·tische Zentrum Kyūshūs (heute Vorort der Stadt Fukuoka).
 
  
 
=== Michizanes Rache ===
 
=== Michizanes Rache ===
  
Nach dem Tod Michizanes häuften sich in der Haupt·stadt Natur·kata·strophen und Un·glücks·fälle. Die Kinder des Tennō starben eines nach dem anderen und ein Blitz, der in den Kaiser·palast ein·schlug, tötete zahl·reiche Höflinge. Schließ·lich starb auch Michizanes Gegen·spieler nach einer nicht un·erfolg·reichen po·litischen Karriere vorzeitig im Alter von 39 Jahren. Man ahnte, dass dies dem zürnenden Toten·geist Michizanes zuzu·schreiben sei, brachte ihm Opfer dar und holte seine Söhne aus der Ver·bannung zurück. Tennō Daigo trat in den [[Alltag/Mönche#Laienmönche|Mönchs·stand]] ein. Als dies nichts half, be·för·derte man Michizane posthum zum „Kanzler zur Linken vom Wirk·lichen Zweiten Rang“ (913). 947 er·rich·tete man schließ·lich in Kitano, im Norden der Haupt·stadt einen Schrein, nachdem Michizane einen ent·sprech·enden Wunsch durch ein Medium kund·getan hatte. Ein Neffe Fujiwara Tokihiras stiftete dabei sogar aus eigenen Mitteln die Schrein·ge·bäude. Noch immer kam es jedoch zu Kata·stro·phen, die Michizane zuge·schrie·ben wurden. 993 (90 Jahre nach seinem Tod) erhielt er schließ·lich den „Wirk·lichen Ersten Rang“ und das Amt des Groß·kanzlers! Das scheint seinem Zorn schließ·lich ein Ende bereitet zu haben.
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Nach dem Tod Michizanes häuften sich in der Hauptstadt Naturkatastrophen und Unglücksfälle. Die Kinder des Tennō starben eines nach dem anderen und ein Blitz, der in den Kaiserpalast einschlug, tötete zahlreiche Höflinge. Schließlich starb auch Michizanes Gegenspieler nach einer nicht unerfolgreichen politischen Karriere vorzeitig im Alter von 39 Jahren. Man ahnte, dass dies dem zürnenden Totengeist Michizanes zuzuschreiben sei, brachte ihm Opfer dar und holte seine Söhne aus der Verbannung zurück. {{g|daigotennou|Daigo Tennō}} trat in den [[Alltag/Mönche#Laienmönche|Mönchsstand]] ein. Als dies nichts half, beförderte man Michizane posthum zum „Kanzler zur Linken vom Wirklichen Zweiten Rang“ (913). 947 errichtete man schließlich in Kitano, im Norden der Hauptstadt einen Schrein, nachdem Michizane einen entsprechenden Wunsch durch ein Medium kundgetan hatte. Ein Neffe Fujiwara Tokihiras — also die Familie von Michizanes einstigen Gegnern — stiftete dabei sogar aus eigenen Mitteln die Schreingebäude. Noch immer kam es jedoch zu Katastrophen, die Michizane zugeschrieben wurden. 993 (90 Jahre nach seinem Tod) erhielt er schließlich den „Wirklichen Ersten Rang“ und das Amt des Großkanzlers! Das scheint seinem Zorn schließlich ein Ende bereitet zu haben. Ein Wermutstropfen aber blieb: Nachdem Daigo Tennō letztlich selbst verfrüht an den Folgen von Michizanes Rache gestorben war, verwandelte auch er sich in einen Rachegeist und Kyōto wurde weiterhin von Naturkatastrophen heimgesucht.  
  
 
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Dass zu Un·recht zu Tode ge·kommene Personen als zürnende [[Mythen/Geister|Totengeister]] ({{g|Goryou}} oder {{g|Onryou}}) die Lebenden heim·suchen würden, war eine weit ver·brei·tete Vor·stellung in der Heian-Zeit. Im Falle Michizanes stellte man sich die Gott·heit Tenjin spätestens seit dem Blitz·schlag im Kaiser·palast als [[Ikonographie/Waechtergoetter/Wind_und_Donner|Donnergott]] vor. Trotz oder gerade wegen der all·ge·meinen Furcht vor Tenjin schuf man auf·wendige Riten und bunte [[Alltag/Matsuri|Schreinfeste]] (Kitano Matsuri, ab 987), um den Zorn dieses Gottes zu be·sänf·tigen. Erst viel später erinnerte man sich der Talente des Michizane und funktionierte ihn zum Gott der Gelehr·sam·keit und der Bildung um, als der er noch heute allgemein verehrt wird. Ein Zweig der Familie Sugawara war von der Grün·dung des Schreins an bis in die {{g|Meiji}}-Zeit als Schrein·priester tätig, un·ter·stand dabei al·ler·dings immer der Ober·hoheit des {{g|Tendaishuu|Tendai}} Buddhismus.
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Dass zu Unrecht zu Tode gekommene Personen als zürnende [[Mythen/Geister|Totengeister]] ({{g|Goryou}} oder {{g|Onryou}}) die Lebenden peinigten, war in der Heian-Zeit tatsächlich die plausibelste Erklärung für die Launen der Natur. Im Falle Michizanes stellte man sich die Gottheit Tenjin spätestens seit dem Blitzschlag im Kaiserpalast als [[Ikonographie/Waechtergoetter/Wind_und_Donner|Donnergott]] vor. Trotz oder gerade wegen der allgemeinen Furcht vor Tenjin schuf man aufwendige Riten und bunte [[Alltag/Matsuri|Schreinfeste]] (Kitano Matsuri, ab 987), um den Zorn dieses Gottes zu besänftigen. Erst viel später erinnerte man sich der Talente des Michizane und funktionierte ihn zum Gott der Gelehrsamkeit und der Bildung um, als der er noch heute allgemein verehrt wird. Ein Zweig der Familie Sugawara war von der Gründung des Schreins an bis in die {{g|Meiji}}-Zeit als Schreinpriester tätig, unterstand dabei allerdings immer der Oberhoheit des {{g|Tendaishuu|Tendai}} Buddhismus.
  
Der Kitano Schrein wurde ab dem elften Jahr·hun·dert in die Riege der vom Tennō per·sönlich ver·ehrten Schreine und schließ·lich in die Liste der 22 Staats·schreine auf·ge·nom·men (die Ende der Heian-Zeit obsolet wurde). Die Legende Michizanes wurde 1194 auf·ge·schrieben, kurze Zeit später il·lus·triert und in Form des ''Kitano Tenjin engi emaki'' („Il·lus·trierte Legenden des Kitano Tenjin Schreins“) mehr·fach kopiert. Im Gegen·satz zu anderen kai·ser·lichen Schreinen blieb die Er·in·ne·rung an Michizane also auch im ja·panischen Mittel·alter lebendig. Im Jahr 1578 veranstaltete {{g|Toyotomihideyoshi}} im Kitano Schrein seine berühmte Massen-Tee·zeremonie, für die er sich eigens ein goldenes Tee·haus er·rich·ten ließ. Sein Nachfolger Hideyori er·rich·tete die heutige Schrein·anlage. Auch unter den {{g|Tokugawa}} wurde der Schrein gefördert.
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=== Aufstieg des Kitano Schreins ===
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Der Kitano Schrein wurde ab dem elften Jahrhundert in die Riege der vom Tennō persönlich verehrten Schreine und schließlich in die Liste der 22 Staatsschreine aufgenommen. Die Legende Michizanes wurde 1194 aufgeschrieben, kurze Zeit später illustriert und in Form des {{g|Kitanotenjinengiemaki}} („Illustrierte Legenden des Kitano Tenjin Schreins“) mehrfach kopiert. Im Gegensatz zu anderen kaiserlichen Schreinen blieb die Erinnerung an Michizane also auch im japanischen Mittelalter lebendig. Im Jahr 1578 veranstaltete {{g|Toyotomihideyoshi}} im Kitano Schrein seine berühmte Massen-Teezeremonie, für die er sich eigens ein goldenes Teehaus errichten ließ. Sein Nachfolger {{g|Toyotomihideyori|Hideyori}} errichtete die heutige Schreinanlage im Jahr 1607. Die Haupthalle ist mit der Gebetshalle auf eine spezielle, sehr komplexe Weise verschachtelt, ein Stil der als {{g|gongenzukuri}} bekannt ist. Die gleiche Bauweise wurde später im Mausoleum von {{g|Tokugawaieyasu}} in {{g| Nikkou}} übernommen, da auch in diesem Fall ein Staatsmann posthum zum Gott erklärt worden war. Die Bezeichnung ''gongen-zukuri'' ist von {{g|toushoudaigongen}} oder kurz {{g|gongensama}} abgeleitet, also den Göttertiteln, unter denen Ieyasu in der Edo-Zeit bekannt war.
  
 
=== Michizanes Ochse ===  
 
=== Michizanes Ochse ===  
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Der zweite Hauptschrein des Tenjin-Glaubens, der {{g|Dazaifutenmanguu}} in Kyūshū, leitet sich auf eine Legende im Zusammenhang mit Michizanes Ableben zurück. Als er im Jahr 903 starb, sollte sein Leichnam zunächst in die Hauptstadt zurückgebracht werden. Als sich der Trauerzug aber in Bewegung setzte, blieb der Ochse, der den Sarg transportierte, unversehens stehen und rührte sich nicht mehr von der Stelle. Man nahm dies als Zeichen Michizanes und errichtete an dieser Stelle ein Grab, das 905 zum Mausoleum und 919 schließlich zum Schrein ausgebaut wurde.
  
 
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Der zweite Haupt·schrein des Tenjin-Glaubens, der {{g|Dazaifutenmanguu}} in Kyūshū, leitet sich auf eine Legende im Zu·sammen·hang mit Michizanes Ableben zurück. Als er im Jahr 903 starb, sollte sein Leichnam zunächst in die Haupt·stadt zurück·gebracht werden. Kaum hatte sich der Trauer·zug aber in Bewegung gesetzt, blieb der Ochse, der den Sarg trans·por·tierte, unversehens stehen und rührte sich nicht mehr von der Stelle. Man nahm dies als Zeichen Michizanes und er·rich·tete an dieser Stelle ein Grab, das 905 zum Mausoleum und 919 schließ·lich zum Schrein ausgebaut wurde.
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Der Schrein in Dazaifu (Kyūshū) ist somit der eigentliche Ahnen·schrein des Michizane, ohne das schlechte Gewissen der Höflinge in Kyōto und den daraus re·sul·tie·ren·den Kitano Schrein wäre er aber wohl nicht zu landes·weiter Bedeutung auf·ge·stie·gen.
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Der Schrein in Dazaifu (Kyūshū) ist somit der eigentliche Ahnenschrein des Michizane, ohne das schlechte Gewissen der Höflinge in Kyōto und den daraus resultierenden Kitano Schrein wäre er aber wohl nicht zu landesweiter Bedeutung aufgestiegen. Der Ochse, der für die Lage des Dazaifu Schreins verantwortlich ist, ist jedenfalls zu einem Emblem des Tenjin-Glaubens geworden und als Skulptur in allen großen Tenjin Schreinen anzutreffen.
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=== Michizanes Pflaumenblüten ===
Michizanes Schmerz über den er·zwun·genen Abschied von der Haupt·stadt ist der Nach·welt in einem berühmten Gedicht er·hal·ten geblieben, das er an die Pflaumen·blüten in seinem Garten richtete:
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Michizanes Schmerz über den erzwungenen Abschied von der Hauptstadt ist der Nachwelt in einem berühmten Gedicht erhalten geblieben, das er an die Pflaumenblüten in seinem Garten richtete:
  
 
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Wenn der Ostwind weht, gebt ihm euren Duft mit, ihr Pflaumen·blüten<br /> Auch wenn der Haus·herr fort ist, vergesst nicht auf den Frühling
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''kochi fukaba/ nioi okoseyo/ ume no hana'' 東風吹かば にほひおこせよ 梅の花 <br /> ''aruji nashi tote/ haru na wasure zo'' 主なしとて 春な忘れそ
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Einer der Pflaumen·bäume im heutigen Dazaifu Tenman-gū Schrein, soll dem Haus·herren tatsächlich nach Kyūshū nach·geflogen sein. In allen großen Tenman/Tenjin Schreinen sind heute Pflaumen·bäume ({{g|Ume}}) zu finden, die etwas früher blühen als die berühmten Sakura. Die einfache, fünf·blättrige Grund·struktur der Blüte ziert auch das Pflaumen-Emblem, das von vielen Tenjin Schreinen als eine Art Logo verwendet wird.
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Einer der Pflaumenbäume im heutigen Dazaifu Tenman-gū Schrein, soll dem Hausherren tatsächlich nach Kyūshū nachgeflogen sein. In allen großen Tenman/Tenjin Schreinen sind heute Pflaumenbäume ({{g|Ume}}) zu finden, die etwas früher blühen als die berühmten Sakura. Die einfache, fünfblättrige Grundstruktur der Blüte ziert auch das Pflaumen-Emblem, das von vielen Tenjin Schreinen als eine Art Logo verwendet wird.
  
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* [http://www.metmuseum.org/art/collection/search/45428 The Kitano Tenjin Engi Emaki], Metropolitan Museum of Art - New York
 
* [http://www.metmuseum.org/art/collection/search/45428 The Kitano Tenjin Engi Emaki], Metropolitan Museum of Art - New York

Aktuelle Version vom 23. Oktober 2023, 17:43 Uhr

Gottheit und Schreine des Tenjin-Glaubens

Tenman Tenjin [Tenman Tenjin (jap.) 天満天神 Shintō-Gott, Apotheose des Sugawara no Michizane] ist die Hauptgottheit der weit verbreiteten Tenjin [Tenjin (jap.) 天神 wtl. „Himmelsgott“, s.a. Tenman Tenjin] Schreine und geht auf eine historische Figur, den Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-zeitlichen Gelehrten Sugawara no Michizane [Sugawara no Michizane (jap.) 菅原道真 845–903, Heian-zeitl. Staatsmann und Gelehrter; posthum als Tenman Tenjin vergöttlicht, heute Gott der Gelehrsamkeit] (845–903), zurück. Als Gelehrter und Staatsmann zählte Michizane zu den bekanntesten und einflussreichsten Figuren seiner Zeit, bevor er schließlich einer Verleumdung zum Opfer fiel. Heute gilt er im Allgemeinen als Gott der Bildung, die ursprüngliche Motivation, ihn als Gott zu verehren, rührte allerdings von der Furcht vor seiner schrecklichen Rache, nachdem er zu Unrecht in Ungnade gefallen war.

Tenjin.jpg
1 Tenjin, der vergöttlichte Totengeist des Sugawara Michizane (1259)
Äußerlich gleicht diese Darstellung des Tenjin dem konventionellen Bild eines höfischen Staatsmannes, die extrem strengen Gesichtszüge deuten jedoch göttliche Autorität an.
Kamakura-Zeit, 1259. Bildquelle: Cleveland Museum of Art/Nara National Museum.

Schreine

Michizanes voller Göttername lautet Tenman Daijizai Tenjin („Himmelsfüllender, großer, nach Belieben waltender Himmelsgott“), die geläufigste volkstümliche Bezeichnung ist Tenjin-sama. Er ist die Hauptgottheit in geschätzten 10.000 Schreinen, deren Namen sich zumeist aus Teilen seines Götternamens ableiten. Das Tenjin-Schrein-Netzwerk wird von zwei Schreinen angeführt, die eng mit Michizanes persönlicher Biographie verknüpft sind.

Kitano Tenman-gū, Kyōto

Kitano haiden.jpg
2 Zeremonienhalle (haiden) im Kitano Schrein, Kyōto
Zeremonienhalle (und Hauptfront) des Kitano Tenman-gū mit blühendem Pflaumenbaum im Vordergrund.
Edo-Zeit, 1607. Chris Gladis, Flickr, 2007 (mit freundlicher Genehmigung).
Kitano1.jpg
3 Haiden
Zeremonienhalle (haiden) des Kitano Tenman-gū. Die eigentliche Haupthalle (honden) ist baulich mit der Zeremonienhalle verschmolzen und befindet sich, für normale Besucher unzugänglich, in deren hinterem Teil. Der Schrein wurde zwar bereits 947 errichtet, die ursprüngliche Form ist allerdings nicht genau bekannt. Die heutige Form erhielt der Schrein unter Toyotomi Hideyori, einem Sohn des Toyotomi Hideyoshi.
Azuchi-Momoyama-Zeit, 1587. Kitaoka A., 2004.
Kitano2.jpg
4 Eingangstor
Eingang des Kitano Tenman-gū zur Zeit der Pflaumenblüte. Auch auf einem der Lampions neben dem Eingang ist das fünfblättrige Pflaumenemblem, das Wappenzeichen des Schreins, zu sehen.
Edo-Zeit, 1607. Apricot Cafe, flickr 2007.

Der Kitano Tenman-gū [Kitano Tenman-gū (jap.) 北野天満宮 Kitano Tenman Schrein (Kyōto); einer der beiden Hauptschreine des Sugawara no Michizane, gegr. 947] in Kyōto wurde im Jahr 947 gegründet (s.u.) und mehrfach ausgebaut. Das heutige Hauptgebäude aus der frühen Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit ist im sogenannten gongen-Stil [gongen-zukuri (jap.) 権現造 Architekturstil des Tōshō-gū in Nikkō, abgeleitet von Tōshō Daigongen, dem vergöttlichten Tokugawa Ieyasu; der Stil findet sich allerdings auch bei vielen anderen bedeutenden Schreinen der Edo-Zeit] gehalten (s.u.). Der Schrein ist heute vor allem unter Schülern und Studenten populär, die Tenjin-sama, den höfischen Gelehrten, um Erfolg im Studium bitten.

Dazaifu Tenman-gū, Kyūshū

Dazaifu tenmangu.jpg
5 Haupthalle des Dazaifu Tenman-gū
Auf der rechten Seite der Haupthalle (honden) des Dazaifu Tenman-gū ist der legendenumwobene Pflaumenbaum zu sehen.
Bildquelle: carstay.
Dazaifu tenmangu2.jpg
6 Eingang
Haupteingang des Dazaifu Tenman-gū
Bildquelle: hisgo.
Dazaifu tenmangu mamori.jpg
7 Glücksbringer-Verkauf
Verkauf von Glücksbringern (o-mamori, o-fuda) im Dazaifu Tenman-gū. Die zweite Abteilung von rechts trägt die Aufschrift „Examen bestehen, schulischer Erfolg“ (juken gōkaku, gakugyō jōtatsu) und richtet sich speziell an Schüler und Studierende. Ihnen gewährt Tenjin-sama besonderen Schutz.
Charity, flickr 2007.

Der Dazaifu Tenman-gū [Dazaifu Tenman-gū (jap.) 大宰府天満宮 Dazaifu Tenman Schrein (Kyūshū), einer der beiden Hauptschreine für Sugawara no Michizane, gegr. 919] ist die eigentliche Gedenkstätte des Sugwara no Michizane und wurde vor dem Kitano Schrein errichtet. Obwohl die Fassade der Haupthalle dem Kitano Schrein in Kyōto durchaus ähnelt, handelt es sich streng genommen um einen anderen Baustil (nagare-zukuri [nagare-zukuri (jap.) 流造 wtl. fließender Stil; Baustil von Schreinhallen, charakterisiert durch ein weit nach vor gezogenes Dach an der Vorderfront; seit der Edo-Zeit gängigster Schreinstil]). Auch dieser Schrein unterstützt in erster Line Schüler und Studierende.

Schreingeschichte

Michizanes Karriere bei Hof

Michizane stammte aus einer höfischen Gelehrtendynastie und machte sowohl als Dichter als auch als Beamter des Kaiserhofs auf sich aufmerksam. Infolge seiner Talente war es ihm möglich, den Posten des „Staatskanzlers zur Rechten“ zu erringen und er wäre vielleicht sogar „Großkanzler“ geworden, hätte der eifersüchtige Fujiwara [Fujiwara (jap.) 藤原 mächtigste Adelsfamilie im jap. Altertum]-Klan dies nicht zu verhindern gewusst. Die führenden Ämter des Hofes wurden nämlich in der Heian-Zeit von den Fujiwara monopolisiert. Michizane war seit Generationen der erste, der die politische Hegemonie dieser Adelsfamilie, deren Töchter gewohnheitsmäßig mit dem Tennō verheiratet wurden, gefährdete. Sein Gegenspieler, Fujiwara no Tokihira [Fujiwara no Tokihira (jap.) 藤原時平 871–909; japanischer Staatsman, Hofbeamter und Politiker der Heian-Zeit] bezichtigte ihn daher, ein Komplott gegen den regierenden Tennō, Daigo [Daigo Tennō (jap.) 醍醐天皇 60. Kaiser Japans, 885–930, r. 897–930.], angezettelt zu haben. Michizane wurde daraufhin aus der Hauptstadt entfernt, indem man ihn zum Vize-Gouverneur von Kyūshū degradierte. Es war dies eine bewährte Art, hochrangige Hofbeamte in den vorzeitigen Ruhestand zu schicken, und bedeutete das Ende von Michizanes Absicht, das Monopol der Fujiwara zu brechen und den alten Prinzipien der Meritokratie (Amt aufgrund von Leistung, nicht aufgrund von Herkunft) wieder zum Durchbruch zu verhelfen. Er selbst starb kurze Zeit später im 58. Lebensjahr in Dazaifu [Dazaifu (jap.) 太宰府 Stadt in Nord-Kyūshū, südöstlich der Stadt Fukuoka], damals das politische Zentrum Kyūshūs (heute Vorort der Stadt Fukuoka).

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8 Michizane als Höfling
Sugawara no Michizane als führender Hofbeamter, dargestellt im Kitano tenjin engi.
Kamakura-Zeit, 13. Jh. Metropolitan Museum of Art, New York.

Michizanes Rache

Nach dem Tod Michizanes häuften sich in der Hauptstadt Naturkatastrophen und Unglücksfälle. Die Kinder des Tennō starben eines nach dem anderen und ein Blitz, der in den Kaiserpalast einschlug, tötete zahlreiche Höflinge. Schließlich starb auch Michizanes Gegenspieler nach einer nicht unerfolgreichen politischen Karriere vorzeitig im Alter von 39 Jahren. Man ahnte, dass dies dem zürnenden Totengeist Michizanes zuzuschreiben sei, brachte ihm Opfer dar und holte seine Söhne aus der Verbannung zurück. Daigo Tennō [Daigo Tennō (jap.) 醍醐天皇 60. Kaiser Japans, 885–930, r. 897–930.] trat in den Mönchsstand ein. Als dies nichts half, beförderte man Michizane posthum zum „Kanzler zur Linken vom Wirklichen Zweiten Rang“ (913). 947 errichtete man schließlich in Kitano, im Norden der Hauptstadt einen Schrein, nachdem Michizane einen entsprechenden Wunsch durch ein Medium kundgetan hatte. Ein Neffe Fujiwara Tokihiras — also die Familie von Michizanes einstigen Gegnern — stiftete dabei sogar aus eigenen Mitteln die Schreingebäude. Noch immer kam es jedoch zu Katastrophen, die Michizane zugeschrieben wurden. 993 (90 Jahre nach seinem Tod) erhielt er schließlich den „Wirklichen Ersten Rang“ und das Amt des Großkanzlers! Das scheint seinem Zorn schließlich ein Ende bereitet zu haben. Ein Wermutstropfen aber blieb: Nachdem Daigo Tennō letztlich selbst verfrüht an den Folgen von Michizanes Rache gestorben war, verwandelte auch er sich in einen Rachegeist und Kyōto wurde weiterhin von Naturkatastrophen heimgesucht.

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9 Sugawara no Michizanes Geist in Gestalt eines zürnenden Donnergottes
Sugawara no Michizanes Geist in Gestalt eines zürnenden Donnergottes (Raijin) in einer der schönsten Ausführungen des Kitano tenjin engi.
Kamakura-Zeit, 13. Jh. Metropolitan Museum of Art, New York.

Dass zu Unrecht zu Tode gekommene Personen als zürnende Totengeister (goryō [goryō (jap.) 御霊 „erhabener“ [Rache]Geist] oder onryō [onryō (jap.) 怨霊 Rachegeist]) die Lebenden peinigten, war in der Heian-Zeit tatsächlich die plausibelste Erklärung für die Launen der Natur. Im Falle Michizanes stellte man sich die Gottheit Tenjin spätestens seit dem Blitzschlag im Kaiserpalast als Donnergott vor. Trotz oder gerade wegen der allgemeinen Furcht vor Tenjin schuf man aufwendige Riten und bunte Schreinfeste (Kitano Matsuri, ab 987), um den Zorn dieses Gottes zu besänftigen. Erst viel später erinnerte man sich der Talente des Michizane und funktionierte ihn zum Gott der Gelehrsamkeit und der Bildung um, als der er noch heute allgemein verehrt wird. Ein Zweig der Familie Sugawara war von der Gründung des Schreins an bis in die Meiji [Meiji (jap.) 明治 posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt]-Zeit als Schreinpriester tätig, unterstand dabei allerdings immer der Oberhoheit des Tendai [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai] Buddhismus.

Aufstieg des Kitano Schreins

Der Kitano Schrein wurde ab dem elften Jahrhundert in die Riege der vom Tennō persönlich verehrten Schreine und schließlich in die Liste der 22 Staatsschreine aufgenommen. Die Legende Michizanes wurde 1194 aufgeschrieben, kurze Zeit später illustriert und in Form des Kitano tenjin engi emaki [Kitano tenjin engi emaki (jap.) 北野天神縁起絵巻 Sammelbegriff für eine Reihe von illustrierten Herkunftslegenden (engi) des Kitano Tenman-gū, die ab dem 13. Jh. in leicht unterschiedlichen Varianten hergestellt wurden] („Illustrierte Legenden des Kitano Tenjin Schreins“) mehrfach kopiert. Im Gegensatz zu anderen kaiserlichen Schreinen blieb die Erinnerung an Michizane also auch im japanischen Mittelalter lebendig. Im Jahr 1578 veranstaltete Toyotomi Hideyoshi [Toyotomi Hideyoshi (jap.) 豊臣秀吉 1537–1598, Feldherr, militärischer Machthaber; bekannt als der zweite von drei Reichseinigern am Ende der „Zeit der kämpfenden Länder“ (Sengoku Jidai)] im Kitano Schrein seine berühmte Massen-Teezeremonie, für die er sich eigens ein goldenes Teehaus errichten ließ. Sein Nachfolger Hideyori [Toyotomi Hideyori (jap.) 豊臣秀頼 1593–1615; Sohn und entmachteter Nachfolger des Kriegsherren und Reichseinigers Toyotomi Hideyoshi] errichtete die heutige Schreinanlage im Jahr 1607. Die Haupthalle ist mit der Gebetshalle auf eine spezielle, sehr komplexe Weise verschachtelt, ein Stil der als gongen-zukuri [gongen-zukuri (jap.) 権現造 Architekturstil des Tōshō-gū in Nikkō, abgeleitet von Tōshō Daigongen, dem vergöttlichten Tokugawa Ieyasu; der Stil findet sich allerdings auch bei vielen anderen bedeutenden Schreinen der Edo-Zeit] bekannt ist. Die gleiche Bauweise wurde später im Mausoleum von Tokugawa Ieyasu [Tokugawa Ieyasu (jap.) 徳川家康 1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger] in Nikkō [Nikkō (jap.) 日光 Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein] übernommen, da auch in diesem Fall ein Staatsmann posthum zum Gott erklärt worden war. Die Bezeichnung gongen-zukuri ist von Tōshō Daigongen [Tōshō Daigongen (jap.) 東照大権現 wtl. „Große göttl. Manifestation, die den Osten erleuchtet“; Götternamen des Tokugawa Ieyasu] oder kurz Gongen-sama [Gongen-sama (jap.) 権現様 volkstüml. Bezeichnung für den 1. Tokugawa Shōgun, Ieyasu, der als Tōshō Dai-Gongen vergöttlicht wurde] abgeleitet, also den Göttertiteln, unter denen Ieyasu in der Edo-Zeit bekannt war.

Michizanes Ochse

Der zweite Hauptschrein des Tenjin-Glaubens, der Dazaifu Tenman-gū [Dazaifu Tenman-gū (jap.) 大宰府天満宮 Dazaifu Tenman Schrein (Kyūshū), einer der beiden Hauptschreine für Sugawara no Michizane, gegr. 919] in Kyūshū, leitet sich auf eine Legende im Zusammenhang mit Michizanes Ableben zurück. Als er im Jahr 903 starb, sollte sein Leichnam zunächst in die Hauptstadt zurückgebracht werden. Als sich der Trauerzug aber in Bewegung setzte, blieb der Ochse, der den Sarg transportierte, unversehens stehen und rührte sich nicht mehr von der Stelle. Man nahm dies als Zeichen Michizanes und errichtete an dieser Stelle ein Grab, das 905 zum Mausoleum und 919 schließlich zum Schrein ausgebaut wurde.

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10 Begräbnis des Michizane
Ein Ochs entscheidet die Stelle, wo Michizane begraben werden soll.
Kamakura-Zeit, 15. Jh. Metropolitan Museum of Art.

Der Schrein in Dazaifu (Kyūshū) ist somit der eigentliche Ahnenschrein des Michizane, ohne das schlechte Gewissen der Höflinge in Kyōto und den daraus resultierenden Kitano Schrein wäre er aber wohl nicht zu landesweiter Bedeutung aufgestiegen. Der Ochse, der für die Lage des Dazaifu Schreins verantwortlich ist, ist jedenfalls zu einem Emblem des Tenjin-Glaubens geworden und als Skulptur in allen großen Tenjin Schreinen anzutreffen.

Michizanes Pflaumenblüten

Michizanes Schmerz über den erzwungenen Abschied von der Hauptstadt ist der Nachwelt in einem berühmten Gedicht erhalten geblieben, das er an die Pflaumenblüten in seinem Garten richtete:

Ume.gif

Wenn der Ostwind weht,
Gebet ihm euren Duft mit,
Ihr Pflaumenblüten.
Auch wenn der Hausherr fort ist,
Vergesst nicht auf den Frühling.

kochi fukaba 東風吹かば
nioi okoseyo にほひおこせよ
ume no hana 梅の花
aruji nashi tote 主なしとて
haru na wasure zo 春な忘れそ

Einer der Pflaumenbäume im heutigen Dazaifu Tenman-gū Schrein, soll dem Hausherren tatsächlich nach Kyūshū nachgeflogen sein. In allen großen Tenman/Tenjin Schreinen sind heute Pflaumenbäume (ume [ume (jap.) Pflaumenbaum, Pflaumenblüte]) zu finden, die etwas früher blühen als die berühmten Sakura. Die einfache, fünfblättrige Grundstruktur der Blüte ziert auch das Pflaumen-Emblem, das von vielen Tenjin Schreinen als eine Art Logo verwendet wird.

Tenjin-Symbole

Die folgenden Details finden sich an diversen Tenjin-Schreinen und erklären sich aus der oben skizzierte Schreinlegende.

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11 Schreindach
Dachschmuck im aufwendigen Momoyama-Stil des Kitano Tenman-gū. Mehrfach ist das Symbol der Pflaumenblüte (ume) mit fünf kreisrunden Bütenblättern zu erkennen.
Edo-Zeit, 1607. Bildquelle: Jeffrey Friedl, 2014.
Kitano lantern.jpg
12
Diese Laterne des Kitano Tenman-gū trägt das Zeichen oni (Dämon) und erinnert damit an die Figur des Tenjin als dämonischer Donnergott.
Chris Gladis, flickr 2007 (mit freundlicher Genehmigung).
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13 Ochse in Dazaifu
Einer der zahlreichen Ochsen des Dazaifu Tenman-gū.
Chris Gladis, flickr 2006 (mit freundlicher Genehmigung).
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14 Pflaumenblüte
Die Pflaumenblüte (ume) soll vom Dichter und Gelehrten Sugawara no Michizane besonders geschätzt worden sein.
Chris Gladis, flickr 2007 (mit freundlicher Genehmigung).
Tobiume.jpg
15 „Fliegender Pflaumenbaum“
Dies ist der Pflaumenbaum (ume), der Michizane aus Kyōto nachgeflogen sein soll.
Wikimedia Commons, David Chart, 2004.

Verweise

Verwandte Themen

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jul. 2020

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Tenjin.jpg
    Äußerlich gleicht diese Darstellung des Tenjin dem konventionellen Bild eines höfischen Staatsmannes, die extrem strengen Gesichtszüge deuten jedoch göttliche Autorität an.
    Kamakura-Zeit, 1259. Bildquelle: Cleveland Museum of Art/Nara National Museum.
  2. ^ 
    Kitano haiden.jpg
    Zeremonienhalle (und Hauptfront) des Kitano Tenman-gū mit blühendem Pflaumenbaum im Vordergrund.
    Edo-Zeit, 1607. Chris Gladis, Flickr, 2007 (mit freundlicher Genehmigung).
  3. ^ 
    Kitano1.jpg
    Zeremonienhalle (haiden) des Kitano Tenman-gū. Die eigentliche Haupthalle (honden) ist baulich mit der Zeremonienhalle verschmolzen und befindet sich, für normale Besucher unzugänglich, in deren hinterem Teil. Der Schrein wurde zwar bereits 947 errichtet, die ursprüngliche Form ist allerdings nicht genau bekannt. Die heutige Form erhielt der Schrein unter Toyotomi Hideyori, einem Sohn des Toyotomi Hideyoshi.
    Azuchi-Momoyama-Zeit, 1587. Kitaoka A., 2004.
  4. ^ 
    Kitano2.jpg
    Eingang des Kitano Tenman-gū zur Zeit der Pflaumenblüte. Auch auf einem der Lampions neben dem Eingang ist das fünfblättrige Pflaumenemblem, das Wappenzeichen des Schreins, zu sehen.
    Edo-Zeit, 1607. Apricot Cafe, flickr 2007.
  5. ^ 
    Dazaifu tenmangu.jpg
    Auf der rechten Seite der Haupthalle (honden) des Dazaifu Tenman-gū ist der legendenumwobene Pflaumenbaum zu sehen.
    Bildquelle: carstay.
  6. ^ 
    Dazaifu tenmangu2.jpg
    Haupteingang des Dazaifu Tenman-gū
    Bildquelle: hisgo.
  7. ^ 
    Dazaifu tenmangu mamori.jpg
    Verkauf von Glücksbringern (o-mamori, o-fuda) im Dazaifu Tenman-gū. Die zweite Abteilung von rechts trägt die Aufschrift „Examen bestehen, schulischer Erfolg“ (juken gōkaku, gakugyō jōtatsu) und richtet sich speziell an Schüler und Studierende. Ihnen gewährt Tenjin-sama besonderen Schutz.
    Charity, flickr 2007.
  8. ^ 
    Kitanotenjin engi metny2.jpg
    Sugawara no Michizane als führender Hofbeamter, dargestellt im Kitano tenjin engi.
    Kamakura-Zeit, 13. Jh. Metropolitan Museum of Art, New York.
  1. ^ 
    Kitanotenjin engi metny.jpg
    Sugawara no Michizanes Geist in Gestalt eines zürnenden Donnergottes (Raijin) in einer der schönsten Ausführungen des Kitano tenjin engi.
    Kamakura-Zeit, 13. Jh. Metropolitan Museum of Art, New York.
  2. ^ 
    Michizane funeral.jpg
    Ein Ochs entscheidet die Stelle, wo Michizane begraben werden soll.
    Kamakura-Zeit, 15. Jh. Metropolitan Museum of Art.
  3. ^ 
    Kitano tenmagu ume.jpg
    Dachschmuck im aufwendigen Momoyama-Stil des Kitano Tenman-gū. Mehrfach ist das Symbol der Pflaumenblüte (ume) mit fünf kreisrunden Bütenblättern zu erkennen.
    Edo-Zeit, 1607. Bildquelle: Jeffrey Friedl, 2014.
  4. ^ 
    Kitano lantern.jpg
    Diese Laterne des Kitano Tenman-gū trägt das Zeichen oni (Dämon) und erinnert damit an die Figur des Tenjin als dämonischer Donnergott.
    Chris Gladis, flickr 2007 (mit freundlicher Genehmigung).
  5. ^ 
    Tenmangu stier.jpg
    Einer der zahlreichen Ochsen des Dazaifu Tenman-gū.
    Chris Gladis, flickr 2006 (mit freundlicher Genehmigung).
  6. ^ 
    Kitano ume.jpg
    Die Pflaumenblüte (ume) soll vom Dichter und Gelehrten Sugawara no Michizane besonders geschätzt worden sein.
    Chris Gladis, flickr 2007 (mit freundlicher Genehmigung).
  7. ^ 
    Tobiume.jpg
    Dies ist der Pflaumenbaum (ume), der Michizane aus Kyōto nachgeflogen sein soll.
    Wikimedia Commons, David Chart, 2004.

Glossar

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