Kasuga Schrein

Aus Kamigraphie
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Kasuga-taisha.jpg
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ThemengruppeArchitektur (religiöse Gebäude, Anlagen, Details)
Name Kasuga-Taisha 春日大社
Funktion Schrein (Shinto)
Ort Nara, Präfektur Nara
Gründung Gegr. 768
Gottheiten Ahnengötter des Fujiwara 藤原-Hauses
Architekturstil kasuga-zukuri (春日造)
Diese Seite entstand im Kontext des Seminars Kamigraphie:Randfiguren.
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Der Kasuga-Schrein 春日大社 liegt im Osten der heutigen Stadt Nara am Fuße des Berges Mikasa, am Westfuß der sich von Norden nach Süden erstreckenden Kasuga-Bergkette und ist den Ahnengöttern des Fujiwara 藤原-Hauses gewidmet. Seit dem Jahr 1998 zählt er mit anderen historischen Denkmälern des alten Nara zum Weltkulturerbe.[1]

Das älteste Dokument ist eine auf das Jahr 756 datierte Karte, die den Komplex des Tōdaiji und die Kasuga-Bergkette darstellt. Auf diesem findet sich am Platz des später erbauten Kasuga-Schreins ein Rechteck mit der Beschriftung heiliger Grund (shinji 神地). [2] Als allgemein anerkanntes Datum der Gründung des Kasuga-Schreins wird das Jahr 768 genannt. [3] Dies wird von Grapard kritisiert, da dieses Gründungsdatum erst 100 Jahre nach Begründung des Fujiwara-Hauses und 50 Jahre nach Verlegung der Hauptstadt sei. In Anbetracht der Tatsache, dass die Erbauung von permanenten Schreinen in Japan erst spät erfolgte, könne zwar dieses Gründungsdatum doch anerkannt werden; jedoch muss man bedenken, dass die Gründung eines Schreines nicht mit der Gründung eines Kultes für einen Kami gleichzusetzen ist. Zum Zeitpunkt der Gründung bestand der Kasuga-taisha allerdings zunächst noch aus drei Schreinen, da Himegami erst in der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts einen eigenen Schrein erhielt, während sie davor noch einen Schrein mit Ame-no-Koyane-no-Mikoto geteilt hatte. Im Jahre 1135 schließlich wurde der Wakamiya-Schrein südlich des Kasuga-taisha als fünfter Schrein fertiggestellt.[4]

Kasuga-taishi und Kōfukiji

Die Arbeiten am buddhistischen Kōfukiji 興福寺 begannen zwischen 714 und 717, wobei im Jahre 720 ein Beamter für seine Erbauung eingesetzt wurde, wodurch der Tempel einen halb-öffentlichen, halb-privaten Charakter erhielt.[5] Der Kasuga-Schrein und der Kōfukuji erfüllten gleichzeitig zwei komplementäre Rollen: „The Kasuga Shrine served to establish the foundation of the Fujiwara house through the worship of tutelary and ancestral kami. […] The Kasuga Shrine was not, however, established for the worship of the death of the Fujiwara house; that service was performed exclusively by the temple. [...] Moreover, the Kasuga shrine was dedicated to entities symbolizing a whole living house, whereas the Kōfukuji’s buddhas and bodhisattvas were dedicated to the deceased members of the house. […] The Kasuga Shrine and the Kōfukuji were two aspects of a single sociocosmic reality.“[6]

Im Laufe der Jahre wurde der Kasuga-Schrein und der Kōfukuji somit zu einem Komplex, in welchem die Beziehungen zwischen den beiden durch Assozierungen der Kami des Schreines mit Buddhas oder Bodhisattvas des Tempels erfolgte. Die älteste Aufzeichnung von Assozierungen stammt aus dem Jahre 1175, allerdings müssen diese bereits früher entstanden sein und das Fehlen früherer Dokumente kann auf die Brände der Jahre 1046, 1060, 1096 und 1180 zurückzuführen sein, in denen vieles vernichtet wurde. [7] Hinsichtlich der Assozierungen muss schließlich festgestellt warden, dass diese nur zwischen Gottheiten, die bereits in dem Multiplex verehrt wurden, gezogen werden konnten, und somit die Wahl nicht frei war.[8]

Die Kami des Kasuga-Schreins

Im folgenden Abschnitt soll nun zunächst auf die vier Kami und deren buddhistischen Assoziationen eingegangen werden. Diese bilden die ujigami 氏神 des Fujiwara-Hauses, wobei Grapard [9] diese in Ahnengottheiten und Schutzgottheiten der Fujiwara unterteilt, da bei den ersteren eine Blutlinie für Legitimationszwecke in den Vordergrund rückt, während diese bei letzteren nicht besteht. Anschließend soll noch der fünfte, häufig dargestellte Kami Wakamiya und die sich im Mittelalter bildende Entität von Kasuga Daimyōjin angesprochen werden.

Takemikazuchi no Mikoto

Takemikazuchi no Mikoto mit Shaka Nyorai und Fukū-Kensaku Kannon [Abb. 1]

Hinischtlich des ersten Kami des Hauptschreins, Takemikazuchi no Mikoto 武甕槌命 [10], stellt sich zunächst die Frage, wieso dieser von den Fujiwara in Kasuga verehrt wurde, war sein Kultort doch Kashima 鹿島 in der damaligen Peripherie.

Hierzu finden sich zwei Theorien: Eine alte Tradition besagt Fujiwara no Kamatari 藤原鎌足 käme aus dem Hauptzweig der Nakamtomi 中臣 und habe somit zunächst die beiden Ahnengottheiten der Nakatomi verehrt, während eine neuere Tradition davon ausgeht, er wäre aus einer Zweigfamilie der Nakatomi, welche im Bereich von Kashima ansässig gewesen sind und habe somit den Kami des Schreins von Kashima Takemikazuchi und den Kami des Schreins von Katori 香取 Futsunushi verehrt. Auf jeden Fall scheinen das Faktum des Besitzes von Gütern in der Gegend von Kashima und die Notwendigkeit einer Abgrenzung der Fujiwara-Familie von den Nakatomi dazu geführt haben, dass Takemikazuchi und Futsunushi zu den ersten beiden ujigami der Fujiwara wurden, während die Ahnengottheiten der Nakatomi, von denen sie sich ableiteten, diesen nachgeordnet wurden. Auch der militärische Charakter dieser beiden Kami passte besser zur politisch ambitionierten Familie der Fujiwara.[11] Die Bedeutung von Takemikazuchi kann auch daran erkannt werden, dass der Mythos der Schreingründung darauf beruht, er sei auf einem Hirsch von Kashima zum Berg Mikasa geritten, der ihm gefiel und worauf er die drei anderen Kami einlud zu kommen. Diese Ankunft soll im Jahre 768 stattgefunden haben, in der auch der Schrein gegründet worden sein soll. [12]

Takemikazuchi ist sowohl im Kojiki 古事記 (712) als auch im Nihon shoki 日本書紀 (720) bezeugt. Nachdem Izanami den Feuergott gebiert und durch die Geburt stirbt, schlug Izanagi lt. Kojiki mit dem zehn handbreiten, langen Schwert den Kopf des Feuergottes ab, aus dessen Blut neue Kami entstanden. Takemikazuchi ist hierbei der letzte von drei Kami, die aus dem Blut entstanden, das auf dem oberen Teil des Schwertes haftete und viele Felsenstücke bespritzte. [13] Takemikazuchi spielt weiters eine bedeutende Rolle für die Abdankung von Ōkuninushi 大国主, da er lt. Kojiki mit Ame no Toribune 天鳥船, lt. Nihongi mit Futsunushi nach Izumo zieht und durch seine Schwertkunst diesen davon überzeugt, das Land den Nachkommen der Sonnengottheit zu übergeben. [14] Bei Kaiser Jinmus Ostfeldzug schließlich schickte Takemikazuchi sein Schwert Futsunomitama und half somit bei der Befriedung des Landes. [15]

Takemikazuchi als Fukūkensaku Kannon

Takemikazuchi wurde sowohl mit Fukūkensaku Kannon (不空羂索観音, Sanskrit: Amoghapāśa अमोघपाश) [16] als auch mit Shaka Nyorai (釈迦如来, Sanskrit: Śākyamuni शाक्यमुनि) assoziert.
Fukūkensaku Kannon ist die wichtigste Gottheit der Südlichen Rundhalle (nan’endō 南円堂) des Kōfukuji. Diese Assoziation kann symbolisch und ikonographisch dadurch begründet werden, dass Takemikazuchi auf einem weißen Hirsch von Kashima nach Kasuga ritt, wodurch der Hirsch zum heiligen Tier des Kultes wurde, und Fukūkensaku Kannon häufig mit einem Umhang (kesa 袈裟) aus Hirschfell auf den Schultern dargestellt wurde. [17] Auf Grund dieser besonderen Kleidung wurde er auch teilweise Hirsch-Kannon (Roku Kannon 鹿観音) gennannt und er wurde von einem Jäger getötet, der ihn für einen Hirschen hielt. [18]
Sein Name bedeutet „unfehlbare (amogha bzw. fukū) Fangschlinge“ (pāśa bzw. kensaku), wodurch seine Fähigkeit ausgedrückt werden soll, jedes Wesen zu erretten ohne auch nur eines zu übersehen. [19] Seine häufigsten ikonographischen Symbole sind die Fangschlinge und der Lotos. [20]
Die Assoziation von Takemikazuchi mit Shaka Nyorai, dem historischen Buddha, der wichtigsten Gottheit der Zentralen Goldenen Halle (chūkondō 中金堂) und der Westlichen Goldenen Halle (saikondō 西金堂) des Kōfukuji wird auf die Legende zurückgeführt, dass sich in der ersten buddhistischen Kapelle von Fujiwara no Kamatari in Yamashina 山階 eine Statue von Shakai Nyorai befand. [21] Shaka Nyorai wird meist mit erhobener rechter Hand und herabhängender linker Hand, bei welcher die Handfläche nach außen zeigt, dargestellt.[22]

Futsunushi no Mikoto

Futsunushi no Mikoto mit Yakushi Nyorai [Abb. 2]

Futsunushi 経津主 hat seinen Hauptschrein in Katori. Er ist in der Mythologie häufig gemeinsam mit Takemikazuchi erwähnt: [23] So ist erstens seine Entstehung auch im Zusammenhang mit der Enthauptung des Feuergottes durch Izanagi zu finden, denn das Nihongi besagt: „Hiernach wurde das von der Scheide des Schwertes herabträufelnde Blut zu fünfhundert Felssteine, welche im Bett des himmlischen Ruhigen Flusses liegen. Dies war der Ahn von Futsu-nushi no Kami.“ [24] Auch ist er es, der lt. Nihongi gemeinsam mit Takemikazuchi das Mittelland des Schilfgefildes (Ashihara no Nakatsukuni 葦原中国) unterwirft.
[25] Futsunushi ist ein Schwert-Kami, da sich futsu vom koreanischen Wort pur „Glanz“ ableitet, welches mit dem Strahlen alter Schwerter in Zusammenhang gebracht wurde. [26] Da Futsunushi mit der militärischen Eroberung von Kyūshū, Izumo und Hitachi in Zusammenhang gebracht wird, kann dessen Aneignung als Schutz-Kami durch die Fujiwara-Familie als geopolitischer Akt gedeutet werden. [27] Takemikazuchi und Futsunushi hatten für die Fujiwara somit eine doppelte Funktion: Einerseits, zollten sie dem Bedeutungsgewinn der Peripherie in der damaligen Zeit Anerkennung, indem sie zwei Kami aus dieser zu ihren ersten beiden ujigami machten, andererseits ermöglichten ihnen diese innerhalb des Prozesses der Bildung einer neuen Familie eine eigene, von den Nakatomi klar abgegrenzte Identität zu konstruieren. [28]

Futsunushi wird üblicherweise mit dem Buddha der Medizin, Yakushi Nyorai (薬師如来, Sanskrit: Bhaiṣajyaguru भैषज्यगुरु), assoziert. Andere Namen für ihn sind auch Medizinmeister von Lapis Lazuli Glanz, Yakushirurikou (薬師瑠璃光), oder (Großer) König der Heiler, (Dai)iō. [29] Dieser wurde im Altertum von der Aristokratie und der kaiserlichen Familie für die Linderung von Pein und für Heilung angebetet und war die Hauptgottheit der Östlichen Goldenen Halle (tōkondō 東金堂) des Kōfukuji, wo er von seinen beiden Begleitern dem Bodhisattva des Sonnenlichts, Nikkō bosatsu (日光菩薩, Sanskrit: Suryaprabha सुर्यप्रभ) und dem Bodhisattva des Mondlichts, Gakkō Bosatsu (月光菩薩, Sanskrit: Candraprabha चन्द्रप्रभ), flankiert die Triade des Buddhas der Medizin (Yakushi Sanzon 薬師三尊) bildet. [30] Als ein Bodhisattva dreht sich sein Kult um die Erlangung von Gesundheit und einem langen Leben.
Die zwölf Himmlischen Generäle (Jūni Shinshō 十二神将) schützen seine Schüler und jeder von ihnen herrscht über ein zwölftel des Tages, der Monate und die zwölf Himmelsrichtungen. [31] Der Grund für die Assozierung mit Futsunushi ist lt. Grapard nicht eindeutig feststellbar: Erstens könnte die Bedeutung des Kultes um die Zwölf Himmlischen Generäle des Yakushi Nyorai und deren martialischer, kriegerischer Charakter eine Assoziation von Yakushi Nyorai mit Futsunushi als Schwert-Kami erklären. Zweitens hätten sowohl Futsunushi als auch Yakushi Nyorai dasselbe ultimative Ziel, nämlich den Schutz des Körpers bzw. der Gesundheit des Kaisers und somit des Staates. Als letzte Erklärung könnte der zweitbedeutendste Kami des Kasugaschreins mit der zweitbedeutendsten buddhistischen Gottheit assoziiert worden sein. Seine Hände sind entweder in abhaya und varada mudrā oder aber mit einem kleinen Medizinkrug in varada mudrā in seiner linken Hand. [32]

Ame no koyane no Mikoto

Ame no Koyane no Mikoto mit Jizō bosatsu [Abb. 3]

Ame no koyane [33] ist der Ahnen Kami der priesterlichen Nakatomi [34] Familie und somit auch der Fujiwara-Familie und spielt eine bedeutende Rolle im Kojiki und dem Nihongi.[35] Als sich Amaterasu Ōmikami 天照大御神 lt. Kojiki in die Himmlische Felsenhöhle einschloß, riefen die Götter Ame no koyane und Futodama no mikoto 布刀玉命 „und ließ sie mit vollständigem Ausziehen das Schulter[blatt] eines trefflichen Hirsches des Himmlischen Kagu-Berges herausziehen und himmlische Bergrinde vom Himmlischen Kagu-Berge nehmen und die Divination vornehmen“. [36] Weiters ist es in derselben Episode Ame no koyane, der „betend die prächtigen Ritualworte“ [37] sagt, und schließlich als Amaterasu aus der Höhle herausschaut, ihr gemeinsam mit Futodama den Spiegel vorhält, der sie schließlich aus ihrem Versteck lockt.[38])
Diese Stelle hat etliche Implikationen für den Kult von Kasuga: Zunächst sei auf die von ihm durchgeführte Divination verwiesen, deren älteste Form darin bestand das Schulterblatt eines Hirsches über einem Feuer zu rösten, wodurch Risse entstanden, die als Grundlage für Weissagungen dienten [39], eine Form der Divination mit der er eng verbunden wurde und somit auch bei ihm der Hirsch als Tier eine bedeutende Rolle spielt. In Verbindung mit dem Sprechen der Ritualworte zeigt dies weiters die religiöse, spirituelle Bedeutung von Ame no koyane, weshalb es als logisch erscheint, wieso dieser zum ujigami der Nakatomi, als priesterlicher Familie, geworden ist. Er fügt sich schließlich auch sehr gut in das Weltbild der Fujiwara ein: Ähnlich wie Ame no koyane mit dem Spiegel Amaterasu aus der Höhle lockte und somit ein Zeitalter der Dunkelheit beendete, sahen sich die Fujiwara als die Familie, welche das Scheinen der kaiserlichen Herrschaft erhalten sollte. [40]

Ame no koyane wird üblicherweise mit Jizō Bosatsu (地蔵菩薩, Sanskrit: Kṣitigarbha क्षितिगर्भ) assoziiert. Jizō verließ sein transzendentes Reich und machte die sechs Bereiche der Wiedergeburt [41] zu seinem Aufenthaltsort.[42] Als Bodhisattva leistete er den Schwur, alle Wesen in der Zeit zwischen dem Eingehen in das prinirvāṇa durch den historischen Buddha und dem Kommen des Buddhas der Zukunft von ihrem Leid zu erlösen. [43] Seine Assoziation mit der Erde (kṣiti क्षिति bzw. ji 地) führte zu der Ansicht er würde die Strafe und das Leid jener kürzen und lindern, die in der Hölle waren, und wurde somit oft im Kontext des Totengerichts dargestellt. [44]
Auf Grund erster ihn bezeugender Quellen kann davon ausgegangen werden, dass sein Kult durch den Kōfukuji in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts nach Japan eingeführt wurde. [45] Jizō konnte sich in der Form anderer buddhistischer Gottheiten wie beispielsweise Amitābha, Mahāvairocana als dōtai 同体 manifestieren und wurde als honji mit vielen Kami assoziiert. Er wird üblicherweise als stehender Mönch mit rasiertem Kopf dargestellt, der in der linken Hand einen khakkara, einen Pilgerstab mit sechs Ringen als Zeichen der sechs Bereiche der Wiedergeburt (shakujō 錫杖), und in der linken Hand eine Wunscherfüllungs-perle (cintāmaṇi bzw. nyoi no tama 如意の玉) hält. Weiters wird er häufig in der Malerei stehend auf einem Lotos-Thron auf Wolken dargestellt. [46] Grapard meint, dass auf Grund der Betonung von Hölle und Wiedergeburt innerhalb des Jizō-Kultes der japanischen Aristokratie, die Bedeutung von Jizō für Kulte für die verstorbenen Mitglieder des Fujiwara-Hauses und somit die Assoziierung mit deren Ahnen Kami Ame no koyane erklärt werden könne. So wurde auch Kasuga als ein Reines Land angesehen, dass sich über der Hölle befand und in der Jizō als Intermediär auftrat.

Himegami

Himegame mit Jūichimen Kannon

Himegami 比売神 ist die Gemahlin von Ameno koyane und wurde ursprünglich mit diesem in einem Schrein verehrt, bis sie im Jahre 859 einen eigenen Schrein erhielt, wahrscheinlich auf Grund der zunehmenden Bedeutung von kaiserlichen Gemahlinen aus dem Hause Fujiwara. [47] Weiters wurde sie mit Amaterasu identifiziert, was ebenso auf die steigende Betonung der Blutverwandtschaft der Fujiwara mit dem Kaiserhaus über die Fujiwara-Gemahlinen zurückzuführen sein kann. [48] Mit ihr wird einerseits Dainichi Nyorai (大日如来, Sanskrit: Vairocana वैरोचन, bzw. Mahāvairocana महावैरोचन) andererseits Jūichimen Kannon (十一面觀音, Sanskrit: Ekadaśamukha एकडशनुख) assoziiert. Die Assoziation mit Dainichi Nyorai ergibt sich über die Identifikation als Amaterasu. Vairocana ist die metaphysische Sonne, deren universelles Licht alles durchdringt.[49] Dainichi Nyorai hat die höchste Stellung sowohl in der Welt der absoluten Erkenntnis als auch in jener der sichtbaren Dinge. In ersterer wird er normalerweise mit Weisheitsfaust-mudrā (vajra-mudrā, chiken-in 智拳印), in anderen Kontexten auch häufig mit dem Meditiations-mudrā (dhyāna-mudrā, jō-in 定印) dargestellt. [50] Die Assoziierung mit Jūichimen Kannon ist unklar und bedarf laut Grapard weiterer Forschung. Jūichmen Kannon oder der elfköpfige Kannon hat auf seinem Kopf zehn bzw. elf weitere Köpfe dargestellt, deren jeweiliger Gesichtsausdruck vorgeschreiben ist. Die Legende besagt, dass er auf die Erde stieg um Menschen in das Paradies des Amitābha zu leiten, merkte allerdings, dass er nicht alle erretten konnte. In seiner Gram splitterte sich sein Kopf, woraufhin Amitābha aus jedem Teil einen neuen Kopf formte. Er wird üblicherweise in Japan mit der rechten Hand in Varada-mudrā mit oder ohne einer Gebetskette und mit der linken Hand eine Vase mit oder ohne Lotos haltend dargestellt. [51]

Wakamiya

Wakamiya mit Monju Bosatsu und Fudō Myō-ō

Hinsichtlich des fünften bedeutenden Kami des Kasuga Kultes stellt sich das Problem, dass diesem entweder kein spezifischer Name gegeben wurde oder dieser verloren ging. Da in alten Dokumenten von einer Manifestation einer kleinen Schlange im Schrein von Himegami gesprochen wird, weshalb dieser Kami als das Kind von Ame no koyane und Himegami angesehen wird. Es könnte sich um Ame-no-Oshi-Kumone handeln, der das Himmlische Wasser vom Berg Futagami für die Krönungszeremonie der Kaiser brachte und als Schlange oder Drache dargestellt wurd.e [52] Er wird einerseits mit Monju bosatsu (文殊菩, Sanskrit: Mañuśri मञ्जुश्री), dem weisesten der Bodhisattvas, der häufig als Jugendlicher dargestellt wird, andererseits mit Shō Kannon (聖観音 or 正観音, Sanskrit: Avalokiteśvara अवलोकितेश्वर), dem heiligen Kannon, der üblicherweise stehend mit einer Lotosblüte oder einem Wasserkrug dargestellt, assoziiert. [53]

Kasuga Daimyōjin

Mit der Zeit kam es zu einer Verschmelzung aller Kami und deren Assoziationen zu einer neuen Entität, dem Kasuga Daimyōjin, welcher das gesamte religiöse und kulturelle System des Kasuga-Kōfukuji-Komplexes darstellte, und erstmals im Jahre 859 als Kasuga Myōjin und im Jahre 1152 als Kasuga Daimyōjin erwähnt wurde. Grapard schlägt als Übersetzung „the numinous unit of the associated kami and buddhas/bodhisattvas of the Kasuga-Kōfukuji multiplex” vor. Werke wie das Kasuga Gongen Genki das aus dem 14. Jahrhundert, in dem sich Kasuga Daimyōjin 35-mal manifestiert, geben Aufschluss über den neu enstandenden Kult. [54] Zusammen mit Amaterasu und Hachiman wurde Kasuga Daimyōjin zu einer der bedeutendsten Gottheiten des Mittelalters und der frühen Neuzeit. [55]

Verweise

Verwandte Seiten

Fußnoten

  1. UNESCO
  2. Tyler 1992:56
  3. Nagashima 1993:204; Grapard 1992:25
  4. Tyler 1992:19
  5. Grapard 1992:49
  6. Grapard 1992: 50f
  7. Grapard 1992:78f
  8. Grapard 1992:81
  9. Grapard 1992:45f
  10. Sowohl hinsichtlich der Schreibung, als auch der Aussprache finden sich unterschiedliche Meinungen: So wird in der Literatur sowohl die Aussprache TakemikaTSUchi (u.a. Grapard 1992) als auch TakemikaZUchi (Tyler 1992) angetroffen. Die Kanji-Schreibung wird auf der offiziellen Seite des Kasuga Taisha mit 武甕槌命und der Lesung Takemikazuchi angegeben (Kasuga Taisha o.J.), die Encyclopedia of Shinto nennt die Schreibung建御雷(之男)神 aus dem Kojiki und武甕槌神 bzw. 武甕雷神 aus dem Nihongi ebenso mit einer Lesung von Takemikazuchi (Inoue o.J.), weshalb auch hier die Transkription Takemikazuchi verwendet werden soll.
  11. Grapard 1992:24f
  12. Tyler 1992:55
  13. Florenz 1919:20; In einer Version des Nihongi wird nicht Takemikazuchi sondern dessen Ahn gezeugt (Florenz 1919:136).
  14. Florenz 1919:65ff; 180ff
  15. Kadoya 2005b
  16. Er wird in Japan unterschiedlich ausgesprochen, nämlich innerhalb des Shingon 真言-Buddhismus „Fukuukenjaku“ und innerhalb des Tendai 天台-Buddhismus „Fukuukensaku“ (JAANUS o.J.a).
  17. Grapard 1992:82f
  18. Chandra 1999:292
  19. Chandra 1999:291
  20. Schumacher 2011; Chandra 1999:292
  21. Grapard 1992:83
  22. Scheid o.J.b
  23. Kadoya 2005a
  24. Florenz 1919:156
  25. Florenz 1919:180ff
  26. Grapard 1992:39
  27. Grapard 1992:42
  28. Grapard 1992:46
  29. JAANUS o.J.b
  30. Grapard 1992:84
  31. Chandra 2000:523
  32. Chandra 2000:523; Schumacher o.J.b
  33. Laut der Encyclopedia of Shinto wird er 天児屋命 (Inoue o.J.) geschrieben, die offizielle Seite des Kasuga-Schreins schreibt ihn 天児屋根命 (Kasuga-taisha o.J.).
  34. Der Name Nakatomi ist ethymologisch äußerst interessant, da er eine kontrahierte Form aus Naka-tsu-omi, „Omi der Mitte“ oder „Vermittler“, zwischen den Göttern und den Fürsten bedeutet. Bei der Thronbesteigung des Kaisers rezitierte ihr Familienoberhaupt die „Glückwunschworte der Nakatomi“ (Nakatomi no yogoto 中臣寿詞). (Florenz 1919:154)
  35. Mori 2005
  36. Florenz 1919:38
  37. Florenz 1919:39
  38. Florenz 1919:40
  39. Florenz 1919:14
  40. Grapard 1992:44
  41. In der buddhistischen Lehre der Wiedergeburt kann man in sechs Bereichen wiedergeboren werden (rokudō 六道): Als Höllenwesen, als Hungergeist, als zornvolle Gottheit, als Tier, als Mensch oder als friedliche Gottheit. (Chandra 2002:1731)
  42. Grapard 1992:85
  43. Chandra 2002b:1731
  44. Schumacher o.J.a
  45. Grapard 1992:86
  46. Chandra 2002b:1733
  47. Grapard 1992:44
  48. Grapard 1992:87
  49. Chandra 2004:3770
  50. Scheid o.J.a
  51. Chandra 2002a:1098ff
  52. Grapard 1992: 88
  53. Grapard 1992:88; Schumacher 2011
  54. siehe hierzu: Tyler 1990
  55. Scheid 2012:6

Literatur

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Dictionary of Buddhist iconography, Bd. 1. New Dheli: International Academy of Indian Culture 1999.
Lokesh Chandra (Hg.) 2000
Dictionary of Buddhist iconography, Bd. 2. New Dheli: International Academy of Indian Culture 2000.
Lokesh Chandra 2002
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Lokesh Chandra (Hg.) 2002
Dictionary of Buddhist iconography: Bd.6. New Dheli: International Academy of Indian Culture 2002.
Lokesh Chandra (Hg.) 2004
Dictionary of Buddhist iconography: Bd.13. New Dheli: International Academy of Indian Culture 2004.
Karl Florenz 1919
Die historischen Quellen der Shinto-Religion. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1919. (Übersetzungen von Kojiki und Nihon shoki [in Auszügen] sowie Kogo shūi [ganz].)
Allan Georges Grapard 1992
The protocol of the gods: A study of the Kasuga cult in Japanese history. Berkeley and Los Angeles, Oxford: University of California Press 1992.
Victor Harris (Hg.) 2001
Shintō: The sacred art of ancient Japan. London: The British Museum 2001. (Ausstellungskatalog.)
Bernhard Scheid 2012
„Shinto shrines: Traditions and transformations.“ In: John Nelson, Inken Prohl (Hg.), Handbook of Contemporary Japanese Religions. Leiden: Brill 2012.
Royall Tyler 1990
The miracles of the Kasuga deity. (Records of Civilisation 98.) New York: Columbia Univ. Press 1990.
Susan Tyler 1992
The cult of Kasuga seen through Its art. Ann Arbor: Center for Japanese Studies, University of Michigan 1992.

Internetquellen



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