Munakata Taisha

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ThemengruppeArchitektur (religiöse Gebäude, Anlagen, Details)
Name Munakata Taisha 宗像大社
Funktion Schrein
Ort Okinoshima, Oshima, Tashima (Kyūshū)
Gottheiten Michi Nushi no Muchi
Architekturstil Azekurazukuri Stil
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Der Begriff Munakata bezeichnet eine Region an der Nordküste Kyūshūs, den Familienklan der Munakata und den von dieser Familie geführten Schrein. Es gibt fünf unterschiedliche Schreibweisen von Munakata (Morley 2009, S. 29). Es ist unklar, wann sich der Familienklan der Munakata genau formiert hat, die Gründung wird ungefähr ins 4. bis 5. Jahrhundert eingeordnet. Die drei „Göttinnen“, die im Munakata-Kult verehrt werden, gelten als Nachkommen von Amaterasu und Susanoo. Dies ist mitunter ein Grund, weshalb der Munakata-Klan enge Beziehungen zu Japans regierender Elite genoss. Der Munakata-Kult zählt zu den ersten Kyūshū-Kulten, die unter der Schirmherrschaft der Yamato Könige stellten.

Munakata Taisha

Die wichtigsten Schreine, die dem Munakata-Kult angehören, sind der Okitsu-Schrein (Okinoshima), der Nakatsu-Schrein (Oshima) und der Hetsu-Schrein (Tashima). Zusammen bilden sie den großen Schreinkomplex von Munakata (Munakata Taisha) (vgl. Yoshiyuki 1961). Diese drei Schreine sind den drei Göttinnen gewidmet, die den Seeweg zur koreanischen Halbinsel beschützen sollen. Diese drei Gottheiten sollen aus dem takama no hara („Himmlische Gefilde“) stammen. Sie werden auch als michi nushi no muchi („sublime goddesses of the path“, „erhabene Göttinnen des Weges“) bezeichnet (vgl. Yoshiyuki 1961).

Die beiden Inseln Okinoshima und Oshima gelten als Zwischenstationen auf dem kaihoku dōchu, dem nördlichen Seeweg. Insbesondere Okinoshima ist bekannt als umi no shosoin (Meeresschatzhaus). Der Fluss neben dem Nakatsu-Schrein wird als Ama no gawa (Milchstraße) bezeichnet und gilt als Geburtsstätte der Tanabata-Legende (vgl. Yoshiyuki 1961).

Mythologie

Die Geburt der Munakata Göttinnen wird sowohl im Kojiki als auch im Nihon shoki, sowie im Sendai kuji hongi (kurz Kujiki) im Detail abgehandelt. Alle Versionen beginnen damit, dass Susanoo seine Schwester Amaterasu im Himmel besuchen möchte. Amaterasu zweifelt jedoch an den guten Absichten und der Aufrichtigkeit von Susanoo, da dieser für seine gewalttätige Art bekannt ist. Sie vermutet, dass sein Besuch insgeheim ein territorialer Angriff ist. Susanoo, der seine Schwester von seinen guten Absichten überzeugen will, schließt mit Amaterasu einen Pakt. Dieser Pakt beinhaltet die Ausführung von bestimmten Ritualen, aus denen dann unter anderem die drei Göttinnen entstehen. Hier spalten sich auch schon die Erzählungen, dabei gibt es keine ultimativ richtige Version. Vielmehr könnte man den Unterschied der Versionen so interpretieren, dass zu verschieden Zeiten jeweils eine andere Version in Gebrauch war.

Kojiki

  • Durch das Zerbrechen von Susanoos Schwert entstehen die drei Gottheiten
  • Amaterasu zerbricht das Schwert in drei Stücke und wäscht diese in den himmlischen Quellen
  • Sie zerkaut die Schwertstücke und spuckt der Reihe nach die Göttinnen aus
  • Die Reihenfolge der Entstehung der Göttinen lautet: zuerst Tagiri-hime, dann Ichikishima-hime und zu letzt Tagitsu-hime
  • Aber da es Susanoos Schwert ist, betrachtet Amaterasu die Göttinnen als Abkommen von ebendiesem
  • Acht Gottheiten: drei davon sind weiblich, fünf sind männlich

Kujiki

  • Hier sind es drei Schwerter, die in der Entstehung involviert sind
  • Außerdem geht Amaterasu mit Susanoo einen Tausch ein; sie tauscht ihr Juwelenarmband gegen die drei Schwerter ein
  • Die Reihenfolge der Entstehung lautet hier: zuerst Tagiri-hime dannach Tagitsu-hime und zuletzt Ichikishima-hime
  • Es wird eine Hierarchie angedeutet, da die Göttinnen aus verschieden Schwertern heraus entstehen (ten span, nine span, eigth span swords)
  • Es werden auch alternative Namen der Göttinnen erwähnt an denen shima (=Insel) angehängt ist
  • Neun Gottheiten: drei davon sind weiblich, sechs sind männlich

Nihon Shoki

  • Hier sind die Göttinnen Amaterasus Abkommen
  • Amaterasu trägt die drei Schwerter; sie sagt auch, dass aus den Schwertern männliche Gottheiten entstehen werden, wenn Susanoo gute Absichten hegt
  • Die Reihenfolge hier lautet: zuerst Okinoshima-hime, dann Takitsu-hime und zuletzt Takori-hime
  • Auch hier werden alternative Namen genannt
  • Außerdem wird auch hier eine Hierarchie angedeutet

Entstehung

Den Chroniken der drei Reiche (San Guo Zhi, 3 Jh.) zufolge, fuhren Bewohner der Inselgruppe mit Schiffen über das Meer, um mit Getreide zu handeln. Im Nihon shoki wird berichtet, dass 471 Migrantengemeinschaften über die Inselgruppe verstreut lebten (Morley 2009, S. 3). Dies signalisiert, dass der Seehandel als eine Art Verbindung zwischen dem Festland, sowie zwischen den einzelnen Inseln fungiert hat. Gari Ledyard postuliert die Existenz einer thalassokratischen Gesellschaft, das heißt, dass die Bewohner der Regionen um Munakata (damit sind die südliche Spitze der koreanischen Halbinsel, die Meeresenge Tsushima, das Genkai Meer, die Meeresstraße Shimonoseki oder Kinai gemeint) ihre Machtstrukturen durch die Seefahrt aufrechterhalten haben (Morley 2009, S. 4). Im vierten Jahrhundert befuhren Schiffe des Yamato Königreichs die Seewege zwischen Nordwest Kyūshū und dem asiatischen Festland, einige der mitgebrachten Schätze endeten als Opfergaben an die Kultstätte Okinoshima (Morley 2009, S. 4). Die schiere Menge und Vielfalt der Opfergaben veranlassten dazu, die Insel Okinoshima als umi no shosoin („Meeresschatzhaus“) zu bezeichnen (Morley 2009, S. 34). Angelehnt ist diese Bezeichnung an Shōsō-in, das kaiserliche Schatzhaus in der Nara-Zeit. Das Schatzhaus, welches der Tempelanlage Todai-ji angehört, ist im Azekurazukuri-Stil gebaut (Kaner 2011, S. 1). Schon seit Beginn der Jōmon-Ära galt Okinoshima als eine Kultstätte, an der rituelle Opfergaben stattfanden (Morley 2009, S. 34). Vor Ort war Okinoshima als oiwazu-sama („that which is not spoken of“) bekannt und hat Seefahrern Respekt und Ehrfurcht eingeflößt (Morley 2009, S. 34). Die Opfergaben lassen sich je nach Ausführung der Rituale chronologisch in 4 Phasen einordnen (Morley 2009, S. 35). [1] Vom 8. Jahrhundert an verringerte sich die Menge der Opfergaben und ab dem 10.Jahrhundert blieben sie vollkommen aus. Die gängigste Theorie besagt, dass diplomatische Missionen zu China eingestellt wurden, sodass Opfergaben für eine sichere Seefahrt nicht mehr nötig waren (Morley 2009, S. 40). Diese Theorie setzt aber voraus, dass das vordergründige Ziel der Opfergaben die Gewährleistung der Sicherheit auf See war. Eine weitere Möglichkeit ist, dass zu jener Zeit die soziale und politische Ordnung einer Umstrukturierung unterzogen worden war und der Munakata-Schrein als spirituelles Zentrum florierte, und somit Okinoshima ablöste. Der Einfluss des Familienklans der Munakata erweiterte sich auf die örtliche Verwaltung und so galt auch der Hetsu-Schrein als eine Art Familiensitz. Alle drei Göttinnen wurden bis zum Jahr 781 gemeinsam im Hetsu-Schrein verehrt (Morley 2009, S. 41). Sowohl die Opfergaben auf Okinoshima als auch die Kofun Grabhügel auf Munakata deuten auf eine aktive Partizipation des Munakata-Klans im Yamato Prestigesystem hin.

Munakata Familie

Tokuzen ist als erster Munakata namentlich in historischen Aufzeichnungen angeführt, seine Tochter Amako ist Gemahlin von Kaiser Tenmu und Mutter von Prinz Takechi (Morley 2009, S. 45). Es wird vermutet, dass er im Miyaji-dake bestattet wurde (Morley 2009, S. 44).

Kaiser Tenmu hatte eine Umgestaltung der politischen Ordnung in Angriff genommen, es sollte ein neues System geschaffen werden (Morley 2009, S. 46). Dieses neue System des Yakusa no Kabane definiert Rang und Position, dabei gibt es nur noch acht Ränge. Im Jahr 685 wurde den Munakata der Titel des ason/asomi (zweithöchster Rang) verliehen. In der Errichtung seines Königreiches setzte Kaiser Tenmu nicht nur auf die Einbindung der Königsfamilien, sondern auch auf die Einbindung der Familienklans aus den Provinzen (Morley 2009, S. 46-47). Somit verschaffte sich der Kaiser in erster Linie Verbündete. Dies setzte den Anfang der Integrierung der Munakata in die Yamato Regierung.

Weiters wurden durch die ritsuryo-Gesetzgebung (ca 7.Jh.) neue geopolitische Konzepte erstellt, so dass Japans Verwaltung in Provinzen, Bezirke oder Dörfer aufgeteilt wurde. Zusätzlich zu der Aufteilung nach ökonomischer Produktivität gab es auch Bezirke, die als Schrein-Bezirke identifiziert wurden. In der Nara-Ära gab es acht solcher Schrein-Bezirke und zwar: Munakata (Munakata-Schrein), die Bezirke Watarai und Take (Ise-Schrein), Awa (Awa-Schrein), Ou (Kumano-Schrein), Shikajima (Shikajima-Schrein), Katori (Katori-Schrein) und Nagusa (Hinokuma-Kunikakasu-Schrein). Die topographische Verteilung dieser Schrein-Bezirke ist von erheblicher Bedeutung. Der Munakata Schrein gilt als einziger Vertreter für die Region Kyūshū (Morley 2009, S. 50-51).

Damit übertraf der Munakata-Schrein jeden anderen Schrein auf Kyūshū. Ein Grund für den Aufstieg des Munakata Familienklans ist, dass diese göttlichen Schutz vor Piraten aus Silla (Korea) bereitstellten. Es gab auch Veränderungen in der Verwaltungshierarchie der Munakata. Es wurde die Position des daiguji eingerichtet. Die Position des daiguji synthetisiert mehrere Aspekte in sich, und zwar sowohl die geistige Autorität als auch weltliche Macht. Man kann auch von einer familieninternen Machtzentralisierung sprechen (Morley 2009, S. 63-64). Der Munakata-Klan definiert sich somit als eine patrilineare Insitution mit einem führenden Oberhaupt. Diese Tatsache verhilft dem Familienklan sich ökonomisch zu erweitern, ohne dabei den inneren Zusammenhalt der Familie zu verlieren. Mit diesem Wohlstand legte man den Grundstein für das spätere Wachstum in der Heian- und Kamakura-Ära (Morley 2009, S. 67).

Handel

Im 12. Jahrhundert nahm der internationale Handel drastisch zu. Umstritten ist jedoch wie viel von dem Handel auf legalem Weg erfolgte und wie viel auf ungenehmigte Vertriebskanäle zurückzuführen ist. Die Auffassung, dass beträchtliche Mengen des Handels von ungenehmigten Häfen aus erfolgte, basiert auf Mori Katsumis Werken, in denen er sich mit dem chinesisch-japanischen Handel beschäftigt. Auf der anderen Seite sind Yamauchi Shinji und Bruce Batten der Ansicht, dass das dazaifu (kaiserliches Amt zur Verwaltung von Kyūshū mit Hauptquartier in der Nähe des Hafens Hakata) wesentlich strikter in der Kontrolle war, als es von Katsumi dargestellt wird. Erste Aufzeichnungen, dass der Familienklan der Munakata am Schwarzhandel beteiligt war, gehen auf das 11. Jahrhundert zurück. Zu diesem Zeitpunkt war die zentrale Regierung in zwei Aspekten schwach: Grenzverteidigung und Regulierung des Handels; diese wurden den dazaifu überlassen. Dieser Wechsel von administrativem Vorrecht hinderte aber den Gerichtshof nicht daran, 1032 einen hohen Offizier des dazaifus, der Schwarzhandel mit den Kitans (mongolisches Volk) betrieben hatte, zu verurteilen. Es gibt aber auch einige Fälle, in denen es zu privatem Handel zwischen Japanern und Chinesen kam, die entweder stillschweigend von den dazaifu geduldet wurden oder ohne ihre Kenntnis erfolgten (Morley 2009, S. 80-82). Im Hafen von Hataka stieg der Handel mit der chinesischen Gemeinschaft. Daher war der Munakata Familienklan bemüht, auch Dockanlagen auf den Kanezaki-Hafen zu verlagern (Morley 2009, S. 84). Demnach waren die Munakatas in jeder Hinsicht in maritime Tätigkeiten involviert; ihr Besitz an verschiedenen Hafenanlagen deutet darauf hin, dass es über eine einfache Hochseefischerei hinaus geht.

Bindungen zu China

Eine weitere politische Strategie ist es, durch Heirat Beziehungen zu festigen. Die zwei bekanntesten Chinesinnen, die in die Munakata Familie eingeheiratet haben, sind Frau Wang, Tochter eines chinesischen Händlers und Frau Zhang, ebenfalls Tochter eines chinesischen Händlers aus Hataka (Morley 2009, S. 90-91).

Verweise

Anmerkungen

Siehe auch

Literatur

  • Yoshiyuki Ashizu 1961
    Munakata Taisha. Munakata Shrine: Shrine Office 1961.
  • Simon Kaner 2011
    „A Re-examination of the Okinoshima ritual site from the viewpoint of ritual archaeology.“ In: World Heritage Promotion Committee of “Okinoshima Island and Related Sites in the Munakata Region” (Hg.), Okinoshima Island and Related Sites in the Munakata Region. Study Report 1. 2011.
  • Brendan Arkell Morley 2009
    'The Goddesses' shrine family: The Munakata through the Kamakura Era. University of Oregon 2009.

Externe Links