Nichiren: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 19. April 2017, 11:11 Uhr
Themengruppe | Personen (Einzelpersonen, Familien, Gruppen) |
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Name | Nichiren 日蓮 |
Lebenszeit | geb. 16. Februar 1222 in Kominato, gest. 13. Oktober 1282 in Ikegami (Kamakura) |
Sonstige Namen | Zen-nichi-maro, Yaku-ō-maro, Zeshō-bō-Renchō, Kōsō |
Funktion, Amt | Buddhistischer Mönch |
Bemerkung | Gründerfigur der Nichiren-Schule |
Nichiren war ein buddhistischer Mönch und Reformator im Japan, der von 1222 bis 1282 lebte. Er bezeichnete sich selbst als „Ausübender der Lotos-Sūtra in der Endzeit des Dharma“. Nichirens Bewegung, die Nichiren-Schule, entstand von der Tendai-Schule, die basierend auf der chinesischen T´ein-t´ai-Schule gegründet wurde. Die Nichiren-Schule gehört, mit weiteren buddhistischen Schulen, die in der Kamakura-Zeit gegründet wurden, zum sog. „Kamakura-Neobuddhismus“. [1]
Das Leben von Nichiren
Kindheit und der Weg zum Mönchsleben
Nichiren wurde am 16. Februar 1222 im Kominato, als Sohn von Shigetada Jirō und seiner Frau Umegiku, geboren. Kominato liegt auf der Halbinsel Bōsō in der Provinz Awa (heute Chiba Präfektur). Es gibt mehrere Meinungen über die Herkunft Nichirens. Nichiren selbst beschrieb seine Familie als arm, eine sog. Chandāla- Familie, die nach der indischen Kastenordnung die niedrigste gesellschaftliche Klasse war, weil die Familie sich ihren Lebensunterhalt durch das Töten von lebendigen Wesen (Fische) verdiente. [2]
Der Legende nach gab es vor und während der Geburt Nichirens kleine Wunder. Die Mutter, Umegiku, hatte einen wunderschönen Traum, in dem am hellen blauen Himmel eine kleine Sonne auf den Blütenblättern eines weißen Lotos zur Ruhe kam. Dieser Lotos mit Sonne trat dann in die Brust der Frau ein und als sie aufwachte, wusste sie, dass sie schwanger mit ihrem vierten Kind war. Als das Baby im Februar zur Welt kam, obwohl es mitten im Winter war, stoß pures Wasser aus der Ecke des Gartens hervor und hunderte weiße Lotosblüten blühten im kalten Wasser. Das Baby bekam den Namen Zen-nichi-maro. [3]
Als Nichiren zwölf Jahre alt geworden war, nahm ihn sein Vater auf den Berg Kiyosumi-yama mit, wo der Tempel Seichōji ist. Dieser Tempel wurde dem Boddhisatva Kokūzō (skr. Ākāshagarbha) geweiht. Er gilt als Boddhisatva der Weisheit (ikonographisch wird er mit dem Schwert der Weisheit in der rechten Hand dargestellt, in der linken Hand hält er neben einer Lotosblüte ein Wunsch erfüllendes Juwel). Dieser Tempel wurde nach dem Besuch von Ennin der Tendai-Schule angeschlossen. In der Zeit Nichirens hatten sich schon verschiedene buddhistische Lehren (wie Shingon- und die Jōdō-Schule) vermischt. Nichiren erhielt im Tempel neben einer buddhistischen auch eine allgemeine Ausbildung. Nichiren wollte der weiseste Mann Japans werden und deswegen betete er zum Boddhisatva Kokūzō, der ihm, laut Nichirens Aussagen, diesen Wunsch auch erfüllte. [4]
Studienreisen
Mit 16 Jahren hat sich Nichiren entschieden, sein religiöses Leben fortzusetzen. Er nahm dabei den Namen Zeshōbō an. 1238 begab sich Nichiren nach Kamakura, weil ihm der Tempel Seichōji keine weiteren Studiengänge anbieten konnte. Er befasste sich mit Zen-Buddhismus, allerdings beschäftigte er sich intensiv auch mit der Jōdō-Lehre. Weil er der weiseste Mann Japans werden wollte, wollte er während seines Studiums alle Sekten des Buddhismus studieren. [5]
Aufenthalt in Kamakura
Als Nichiren nach Kamakura kam, war die Statue des Amida Buddhas fast fertig und die Stadt war das Gegenteil von seiner Heimatstadt. Er kam in die Stadt mit der Frage „Was ist die wahre Form und wahre Lehre des Buddhas?“. Schon im Tempel am Berg Kiyosumi hat er angefangen zu glauben, dass der wahre Buddha der Shākiyamuni ist und deswegen sollte er auch der einzige Buddha sein, den man verehren sollte. Nichiren war nur noch nicht sicher, ob seine Gedanken richtig waren. In Kamakura ging er zuerst zum Hachiman-Schrein und danach begab er sich zum Jōdo-Tempel. Er wollte auch dasjenige Sūtra finden, das seinem Glauben nach das einzige wahre war. Nichiren begann seine Studien unter Priester Dai-a und studierte die Lehre von Hōnen. Nach vielen Monaten seines Studiums, starb aber Dai-a plötzlich. Nichiren war desillusioniert und wollte wissen, warum leidet man so stark beim Sterben auch wenn man sein ganzes Leben dem Buddha widmete und seine Lehre studierte? Warum gab es kein Glück oder Ruhe? Danach hat er den Jōdo-Tempel verlassen und studierte weiter den Zen-Buddhismus, der an Popularität gewann. [6] Er studierte im Jufuku-Tempel, wo er aber nur kurz blieb. Nach seinem Aufenthalt in Kamakura reiste er wieder zurück nach Kominato, wo er die Abhandlung Das sittliche Wesen für die Erlangung der Erleuchterung in diesem Leib verfasst haben soll. [7]
Aufenthalt in Kyōto
Von 1242 bis 1252 studierte Nichiren hauptsächlich auf dem Berg Hiei. In diesem Tempel war es üblich, dass die Mönche unterschiedliche Schulrichtungen lernten, um sich mit verschiedenen Lehren und Praktiken vertraut zu machen. [8] Nichiren soll sich auf dem Berg Hiei auch zum Priester weihen haben lassen. Er fand die Vielfalt der buddhistischen Schulen, die sich nicht nur auf die Sūtras stützten, störend und deswegen hat er Kommentare von Gelehrten und Priestern nicht mehr beachtet. Er wollte sich auch nicht dem König, seinen Eltern oder seinem Meister unterwerfen und er schenkte sein Vertrauen nur den goldenen Worten des Buddhas im Sūtra. Außer, dass er zum Priester geweiht wurde, ist nicht viel aus seiner Zeit in Kyōto bekannt. [9]
Zweifel von Ninchiren
Wie schon erwähnt, brachte die Vielfalt der Schulen Zweifel für Nichiren. Diese Vielfalt allein war aber nicht der einzige Grund. Während seiner Studienzeit beobachtete er, dass nicht jede Lehre vom Leiden befreien konnte. Er sah auch eine Diskrepanz zwischen der Jōdo-Lehre und der von ihm gesehenen Realität. Die Jōdo-Anhänger und -Meister starben oft unter schrecklichen Qualen. Auch die Unterschiede zwischen buddhistischen Mönchen, die in Wohlstand lebten, und der Bevölkerung, die von Miseren und Unglücksfällen heimgesucht wurde, waren für ihn ein Grund an der damaligen Buddha-Lehre zu zweifeln. Als Grund des Unglücks im Land sah er die Tatsache, dass anstatt dem Shākiyamuni, der Amida-Buddha verehrt wurde und das nenbutsu rezitiert wurde. Die Jōdo-Schule verwarf ausdrücklich den Shākiyamuni und das Lotos-Sūtra, so wie alle anderen Sūtras; im Zen des Darumashu wurden Sūtras ebenso verworfen und in der Shingon-Schule wurde das Lotos-Sūtra geringer geschätzt. Nach der Verbannung auf die Insel Sado kritisierte Nichiren sogar die Esoterisierung der Tendai-Schule. So würden der Shākiyamuni und das Lotos-Sūtra laut Nichiren verleugnet. [10]
Eigene Lehre Nichirens
Im Jahr 1253 kam Nichiren nach seiner Reise nach Kyōto wieder zum Seichōji zurück. Er bekam die Gelegenheit, eine Predigt zu halten. Nichiren soll sich dann zur Meditation und Vorbereitung seiner Rede sieben Tage lang zurückgezogen haben. Am 28. April, nachdem er der Legende nach gegen die aufegehende Sonne „Nam-myōhō-renge-kyō“ rezitiert hatte, verkündete er eine Lehre. Er wählte damals den Namen „Nichiren“- „Sonnen-Lotos“, da er sich als Buddha-Fahrzeug gesehen hat. „Nichi“ 日 sollte die Funktion haben, die Finsternis im Menschen zu erleuchten und zu vertreiben. „Ren“ 連(Lotos) steht für die Reinheit. [11]
Bedeutung des Lotos-Sūtra
In der Geschichte haben Buddhisten danach gestrebt, sich vom „Wandel innerhalb der sechs Welten“ (also von der karmischen Kausalkette der Reinkarnation) zu befreien. Vor dem Lotos-Sūtra gab es drei verschiedene Wege (drei Fahrzeuge), die zu unterschiedlichen Zielen führten. Das Lotos-Sūtra stand gegenüber dem Ideal der drei Fahrzeuge kritisch auf. Das Lotos-Sūtra erlaubt nähmlich allen Lebenswesen die Erleuchtung zu erlangen, und nicht nur eine „Vorstufe“ wie bei den drei Fahrzeugen. Das heißt auch, dass alle Sūtras vor dem Lotos-Sūtra nur vorläufige Lehren sind. Diese Vorstellung war auch ganz neu und revolutionär. Im Kapitel II steht:
Nichiren sah diese Stelle, lt. Matsudo, als Beweis, dass alle Menschen den Buddha-Zustand erreichen könnten und deswegen sollten sie auch an Buddha glauben. Lt. dem Lotos-Sūtra sollten die Buddhas „in dieser Welt“ die Menschen zur Weisheit führen (im Kapitel II. und auch XVI.). Nichiren sah seine Aufgabe darin, dass er das Lotos-Sūtra verbreitet und das zu Beginn der Endzeit des Dharma. Aus diesem Grund bezeichnete er sich selbst als „ Der Ausübende des Lotos-Sūtra in der Endzeit des Dharma“. [12] Für ihn bedeutete das Enthalten, Beibehalten und das Lesen des Lotos-Sūtra, sich direkt in die Präsenz von Shākiyamuni Buddha zu stellen. Schon das rezitieren des ersten Zeichens myō 妙, enthielt alle 69384 Zeichen in den 28 Kapiteln und 8 Bänden des Lotos- Sūtra (in der Kumārajīva Übersetzung). Nichiren nahm dieses Gedanke von Tiantai Meister Zhih-´i ichinen sanzen (一念三千, „Eine Gedanke umfasst drei tausend Reiche“) und weist auf diese in seinen Schriften oft zu. [13]
Kuniyoshis Illustrationen der Heiligenvita des Nichiren
In den 1830er Jahren schuf der ukiyōe-Meister Utagawa Kuniyoshi eine zehnteilige Serie von Blockdrucken mit dem Titel „Illustrierte Kurzbiographie des ersten Patriarchen [= Nichiren]“ Kōsō go-ichidai ryaku-zu.
Verweise
Anmerkungen
Sekundärliteratur
- Jack Arden Christensen 2001Nichiren: leader of buddhist reformation in Japan. Fremont, California: Jai Publishing Co. 2001.
- Ruben L. F. Habito 1999„Bodily reading of the Lotus Sūtra: Understanding Nichiren´s Buddhism.“ Japanese Journal of Religious Studies (1999), S. 281-306.
- Yukio Matsudo 2004Nichiren, der Ausübende des Lotos-Sūtra. Norderstedt: Books on Demand GmbH 2004.