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Version vom 19. Oktober 2021, 12:22 Uhr
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Themengruppe | Exzerpte |
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Behandeltes Werk |
Einleitung in Japans Berggottheit und Schlange
In manchen Gebieten zählt die Schlange als Vorbote der Berggötter. Wie etwa in Yamaguchi, Fukushima, Tochigi und Okayama. Manchmal ist die Schlange (sei sie nun dargestellt mit weißer Haut oder einäugig) auch der Berggott selbst. Im Nihon shoki wird die Schlange zweimal erwähnt.
In Yamagata und Niigata gibt es eine Sage, in der einem blinden Lautenspieler eine schlangenartige Berggottheit erscheint. Sie warnt ihn – zum Dank für sein Spiel - dass das Dorf in das er gehen möchte, überschwemmt werden wird. Der Berggott stellt sich als böser Wassergott heraus. Der Blinde soll bestraft werden, weil er die anderen Dorfbewohner vor der Überschwemmung warnt. Doch letztendlich kann die Schlange vernichtet werden.
Eine ähnliche Sage, mit einen blinden Lautenspieler, findet sich auch mit einem wolfartigen Berggott, der schließlich zu einer schlangenartigen Berggottheit wurde (In mehreren Fällen wird von einer schlangenartigen Berggottheit gesprochen, es gibt auch Verbindungen zu schlangenartigen Donner- oder Wassergottheiten) .
Higo Kazuo hat folgendes Herausgefunden:
- Tötung der Yamata no orochi durch Susanoo – Seilziehen am Festtag der Berggottheit
- Susanoo ist wie Yama no kami ein Gott der Bäume (Er lässt z:B. Bäume aus seinen Haaren wachsen)
- Susanoo ist Jahresgott. Schlangenopfer Susanoos und Susanoo als Vegetationsgott
- Ōkuninushi ist ein Nachfahre von Susanoo. Dieser ist in enger Verbindung zu Initiationen und Männerbünden und yama no kami zu sehen (diese Verbindung ist allerdings nicht nachgewiesen)
Die Berggottheit darf auf keinen Fall als eine einheitliche Gestalt gesehen werden.
Susanoo – Gott der Bäume – Jahresgott
Susanoo kann wie Ōtoshi no kami und Uka no mitaka ebenfalls als Vegetationsgottheit gesehen werden: Er setzt Bäume durch ausreissen seiner Haare – was auch vom südchinesichen Pan-ku-Mythos bekannt ist. Die Namen der Kinder Susanoos beziehen sich alle auf den Hausbau. Susanoo hat jedoch eine ganz andere Eigenschaft als der Gott des Waldes yama no kami. Susanoo pflanzt Bäume mit seinem Haar, damit der Sohn des Gottes, Schiffe bauen kann und sich so die Schätze Karas (Koreas) aneignen kann. Susanoo pflanzt ausschliesslich Baumarten für Schiffsholz, zum Bau von Palästen und Särgen.
Yama no kami hingegen wacht über seine Bäume und muss besänftigt werden, möchte man seine Bäume schlägern. Susanoo hingegen schafft damit nur Bauholz und gilt als „Ernährer“ für sein Volk.
Susanoos Kampf mit der Schlange
Susanoo wird von den Göttern aufgrund seiner Untaten in das Land Izumo verbannt, wo er auf die Eltern eines Mädchens stößt, welches von der achtköpfigen Schlange Yamata no Orochi verschlungen (und damit als Opfer dargebracht) werden soll. Susanno tötet die Schlange (in deren Schwanz er das berühmte Schwert Kusanagi findet) und nimmt das gerettete Mädchen, Kushinada-hime, zur Frau.
Eine derartige Erzählung findet sich auch in Mythen Chinas und Koreas wieder. Susanoo beendet - indem er die Schlange tötet - das jährliche Opferritual, bei dem man der Schlange ein junges Mädchen darbringen musste. Eine ähnliche Tötung, einer Schlange und damit Beendigung eines Opferrituals, findet sich auch in dem Nō-Spiel Ikenie wieder.
Mitte Juni findet das Takekiri („Bambusschneiden“) in den Provinzen Tamba und Ōmi (die miteinander in Konkurrenz stehen) statt. Die langen Bambusstangen symbolisieren die Schlange, die durch das Zerteilen unschädlich gemacht wird. Die Partei, die den Wettkampf gewinnt, wird eine bessere Ernte einfahren.
Die heutige Zeremonie der Trennung des „weiblichen“ und „männlichen“ Bambus, lässt sich auf die Legende zurückführen, in der zwei böse Schlangen die Menschen quälten: Man tötete die männliche Schlange und rettete die weibliche Schlange - diese versprach das Wasser des Berges nie versiegen zu lassen.
Es gibt noch mehr Rituale in der das Symbol der Schlange vorkommt. Wie etwa das Ombe-uchi („Ombe-Schlagen“), indem Reisbrei-Stöcke in den Boden geschlagen werden, bis nur noch Fetzen von ihnen übrig sind.
Oder das Fest der Berggottheit Shiga-mura bei dem eine Strohschlange geflochten und zum Seilziehen verwendet wird. Naumann kann sich Higos Agumentation nicht anschliessen, da es keine festen Anhaltspunkte, außer der Symbolik der langen Gegenstände (wie Seil und Bambus) gibt.
Der Schlangenkampf des Susanoo geht auf die Vernichtung des Bösen zurück, um die Weltordnung wieder herzustellen. Susanoo ist somit kein Eroberer, sondern ein „Ordnungsheld“. Naumann geht hierbei also nicht von einem „Schlangenopfer“ aus. Ein wichtiges Merkmal ist auch das Schwert Susanoos, dass aus besonden Metall besteht und von ihm im Schwanz der zerstückelten Schlangenbestie gefunden wurde. Susanoos chinesiches Vorbild hatte nur einen Bogen und somit waren seine Waffen aus Holz.
Susanoo tritt nirgends als Schlangengott in Erscheinung (wie etwa sein Enkel Ōkuninushi).
Die Schlange als Geschöpf der Unterwelt findet sich auch im Märchen der Jägerbrüder Ōnanji und Konanji wieder. Die Brüder gingen in die Berge in eine Höhle, doch plötzlich versperrte ihnen eine Frau den Weg und bittet Ōnanji nicht weiterzugehen. Ōnanji zerschnitt das Seil seines Bruders aus Eifersucht. Dieser ging weiter in die Höhle hinein und sah eine schöne Frau, die er heiratete. Konanji bekommt schließlich Heimweh und vor seiner Rückkehr auf die Erde, übergibt ihm seine Frau ein Kleid, mit dem er niemals Hunger leiden werde. Das Kleid hieß „Schlangen-Sommerkleid“ (derartiges gibt es auch wieder in Chinas Mythen) und verwandelte seinen Träger in eine Schlange. Höhle, Berg und Unterwelt werden somit mit der Gestalt der Schlange verbunden.
Die Autorin
Nelly Naumann wurde am 20. Dezember 1922 in Lörrach in Baden-Württemberg geboren und war eine deutsche Japanologin.
Sie befasste sich speziell mit den Mythen und Religionen Japans. Sie studierte gleich nach ihrem Abitur Japanologie, Sinologie, Völkerkunde und Philosophie in Wien. Aufgrund des Krieges konnte sie erst 1946 ihre Dissertation beenden und erhielt als erste Japanologin an der Universität Wien ihren Doktorgrad.
Am 29. September 2000 verstarb Nelly Naumann im Alter von 77 Jahren.
Fazit
Ich fand das Kapitel sehr interessant. Im Gegensatz zu anderen Kapiteln, in denen Nelly Naumann nur kritikfrei aufzählt, was im Nihon shoki steht, finde ich den Vergleich mit Higo Kazuo regelrecht „erfrischend“.
Da dieses Werk Naumanns aus dem Jahr 1963 stammt, wird (wie zu erwarten war), „das Rad nicht neu erfunden“ und man darf sich nicht etwas erwarten, was man ohnehin nicht schon kennt. Dennoch ist es als Einstieg in die Mythologie Japans - wie ich finde - empfehlens- und lesenswert.