Shōtoku Taishi
Shōtoku Taishi 聖徳太子 , der von 574 bis 622 lebte, war ein Regent der Asuka Zeit. Er war auch ein Mitglied des Soga Klans. Übrigens war er auch ein Gelehrter und Staatsmann. Sein eigentlicher Name oder Eigenname war Umayado no ōji (厩戸皇子), aber er war auch bekannt als Toyosatomimi (豊聡耳) bzw. Kamitsumiyao 上宮王. Der Name Umayado no ōji 厩戸皇子 bedeutet „Prinz des Stalles", weil er vor einem Stall geboren wurde. Im Kojiki wird er als Kamitsumiya no Umayado no Toyosatomimi no Mikoto 上宮之厩戸豊聡耳命 bezeichnet.
Shōtoku Taishi wird als der Vorreiter der Taika Reformen angesehen. Allerdings ist nicht ganz gesichert, ob es sich bei ihm überhaupt um eine historische oder eine fiktive Person handelt (s.u.).
Später gab es auch eine Kaiserin mit Namen Shōtoku, allerdings anders geschrieben: 稱德 (r. 764-770).
Biografisches
Shōtoku Taishi war der zweite Sohn des Tennō Yohmei und dessen Gemahlin Anahobe Hashihito. Laut einer Legende, gebar ihn seine Mutter unerwartet und ohne jegliche Schmerzen während sie die Ställe des imperialen Palastes untersuchte. Bereits als Kind besaß er eine erstaunliche Intelligenz, die sich darin manifestierte, dass er sehr viel las.
Die Liebe des Yomei zu seinem Sohn war so groß, dass dem Prinzen ein eigens reservierter Platz im Palast angeboten wurde – der Jogū (上宮, „Oberer Palast“). Nach dem Tod des Yomei im Jahre 587 kam es zu einem erbitterten Machtkampf um die Herrschaft zwischen den Familien Soga und Mononobe, der erst endete, als Soga ihre Rivalen - Prinz Anahobe und Mononobe no Moriya – töteten. Prinz Hasebe, der Neffe von Soga no Umako, wurde als unter dem Name Sushun zum Tenno gekrönt, fiel aber schlussendlich aber ebenfalls einem von Umako geplanten Attentat zum Opfer. Nach dem Tod des Sushun Tennō wurde 593 mit Suiko die erste historisch belegbare Frau zum Tennō gemacht; Shōtoku, der mit Suikos Tochter verheiratet war, wurde zum Kronprinzen und Regenten erklärt.
Seine politischen Leistungen
- 594 wurde der Buddhismus von Shōtoku zur Staatsreligion erhoben.
- 603 etablierte ein Rangsystem kan’i jūni kai 冠位十二階 nach dem chinesischen Vorbild. Es erlaubte, eine Person unabhängig vom seiner kabane zu befördern oder degradieren.
- Shōtoku verfasste - laut dem Nihon Shoki 日本書紀 - im Jahre 604 die 17 Verfügungen Kenpō-jūshichi-jō (憲法十七条); dieses Dokument gilt als das erste staatsrechtliche Dokument Japans.
- Im Jahre 607 entsandte er Botschafter nach China.
- Im Jahre 620 verfasste er mit Soga no Umake die Geschichtsbücher Tennōki und Kokki – obwohl beide im Laufe der Zeit verloren gegangen sind, gelten sie als die Grundlage für den Nihon Shoki 日本書紀.
Shōtoku und der Buddhismus
Shōtoku war ein Unterstützer des Buddhismus zu einer Zeit als es in Japan noch nicht weit verbreitet war. Seine religiöse Überzeugung spiegelten sich auch in seinen politischen Aktivitäten wieder: er war auf der Seite Umako no Sogas, der darin interessiert war einen Staat zu etablieren, welcher den Buddhismus als seine Grundlage ansah.
Der pro-buddhistischen Soga 蘇我 Clan befand sich mit Mononobe Clan 物部, die den Shintoismus befürworteten, in einem politischen Machtkampf. Nachdem der Soga 蘇我 Clan “gesiegt hatte” und Shōtoku an die Macht kam, verkündete er eine Verfassung, welche von buddhistischen als auch konfuzianischen Werten und Grundgedanken geprägt war – diese Ideen und Grundgedanken sollten als eine moralische Stütze für das Volk dienen.
Shōtoku soll auch mehere Tempel erbaut haben, darunter zählen:
- Der Shitennō-ji (四天王寺) Tempel in Osaka
Bezug zu Nihon Ryōiki
Shōtoku Taishi tritt in den Erzählungen I-04, I-05 und II-17 auf. Er wird in den Erählungen als Förderer des Buddhismus und ein Heiliger dargestellt.
- I-04 - Der erste Teil der Geschichte schildert den kaiserlichen Thronfolger (皇太子) Shōtoku 聖德 als einen Heiligen. Bereits bei seiner Geburt zeigt Shōtoku wundersame Zeichen. Er wird beispielsweise auch toyotomimi 豐聰耳 genannt, weil "ihn der Himmel schon bei der Geburt mit Weisheit ausstattete, so dass er sich die Klagen von zehn Menschen gleichzeitig anhören und über sie richten konnte, ohne dass ihm jegliches Wort entging". Später in der Erzählung trifft er auf einer seiner Reisen einen kranken Bettler (乞匃人), den er mit eigenem Gewand zudeckt. Anschließlich erweist sich der Bettler als ein Heiliger (聖人) und voraussagt, dass der Name des Thronfolgers nie vergessen wird. Dass er die wahre "verborgene" Gestalt des Bettelnden erkennen konnte, soll auch ein Beweis für Shōtokus heilige Natur sein.
- I-05 - In der Erzählung stirbt Ōtomo no Yasunoko no muraji 大部屋栖古連, der im Jahre 592 zum persönlichen Betreuer von Shōtoku Taishi ernannt wurde und für seinen ausgezeichneten Dienst Reisfeldern in dem Bezirk Iho 揖保郡 und den Titel daishin 大信 erhielt, und ist nach 3 Tagen auf wunderbare Weise von den Toten wiederauferstanden. Nach seiner Wiederauferstehung erzählt er davon, dass er zusammen mit dem verstorbenen Prinz Shōtoku auf einen goldenen Berg 黄金山 hinaufstieg. Auf dem Gipfel stand ein Mönch, der Shōtoku vor einer Gefahr warnte. Anschließlich gab er dem Prinz ein Lebenselixier, einen Stein aus seinem Armband, das er verschlucken sollte und ließ ihn die namu byōtoku bosatsu 南无妙徳菩薩 Sutra rezitieren. Dann sagte der Thronfolger zu Ōtomo no Yasunoko no muraji, dass er zum Hof zurückkehren und Platz für eine Statue Buddhas vorbereiten soll, damit sie er später bauen kann. Nach seinen Worte kehrte Ōtomo no Yasunoko no muraji plötzlich zurück ins Leben.
- II-17 - Laut dieser erzählung soll das Nonnenkloster von Okamoto (Okamoto no amadera 岡本尼寺) in dem Dorf Ikaruga 鵤 in Yamato 大倭 einmal die Residenz von Shōtoku gewesen sein (namentlich Okamoto Palast in Ikagura 鵤岡本宮 laut der Erzählung I-04) und wurde nach seinem Wunsch in ein Kloster umgewandelt.
Shōtoku Taishi – Fiktion oder historische Persönlichkeit?
Forschungen japanischer Historiker in den letzten Jahren deuten darauf, dass Shōtoku Taishi eine rein fiktive Person ist, die in den alten Chroniken (v.a. dem Nihon shoki) in der Tenpyō-Ära (720–794), einer Zeit des weitreichenden gesellschaftlichen Wandels, fabriziert wurde.
Aufgabe der beiden Chroniken war es, die Legitimität des japanischen Kaisers überzeugend zu begründen. Beide beginnen daher mit der Genealogie des Kaiserhauses, die in die schintoistische Mythologie reichen soll und auf der Abstammung des Kaisers von Amaterasu, der zentralen Gottheit der shintoischen Mythologie, basiert. Das Kojiki endet mit der Thronbesteigung von Suiko Tennō 推古天皇. Shōtoku Taishi tritt hier unter den Namen Umayado ō 厩戸皇 an, ohne jegliche Hinweise auf seine Herkunft oder Identität, wahrscheinlich weil die Schriftsteller nicht wussten, wie sie die Biografie einer fiktiven Person formulieren sollten. Das Nihon Shoki endet mit dem Rücktritt von Jitō Tennō 持統天皇 und der Machtübernahme von Monmu Tennō 文武天皇. Deswegen ist anzunehmen, dass das Nihon shoki vor allem Monmu Tennō mit einem Beweis für die Legimität seines Anspruchs versorgen sollte. Aus diesem Grund erzeugten die Autoren eine fiktive Person, Shōtoku Taishi. (Doo Yong Lee 2007:46)
Die Existenz Shōtoku Taishis wurde bereits von dem renomierten Forscher Tsuda Sokichi 津田 左右吉, der sich in seinem Werk Nihon koten no kenkyū (Forschung der klassischen Japanischen Literatur) mit Kojiki und Nihon shoki auseinandersetzte, in Frage gestellt. Vor allem die Erzählungen von seiner Geburt in einem Stall, seiner Fähigkeit kurz nach dem Geburt zu sprechen (I-04) und seine angeblichen Fähigkeiten die Zukunft die Zukunft vorauszusagen. Es wird oft argumentiert, dass diese Erzählungen von Shōtoku Taishi erfunden scheinen, um ihn als einen Heiligen oder Inkarnation einer buddhistischen Gottheit darzustellen.
Ebenso ist auch Shōtokus Autorschaft der 17 Verfügungen (Kenpō-jūshichi-jō 憲法十七条) im Nihon shoki fragwürdig. Forschungen ergaben etliche Anachronismen, die nahe legen, dass die 17 Verfügungen nicht im Jahre 604 verfasst worden sein können. Vor allem der Begriff, kokushi kokuzō 国司国造 [oder kokushi kuni no miyatsuko] wurde im Jahre 604 nicht gebraucht. Der Begriff kokushi bedeutet „Regierungsbeamter“, wurde aber erst im ritsuryō 律令 System [historisches Rechtssystem, basierend auf der Philosophie des Konfuzianismus und des Chinesischen Legalismus] verwendet, das im Jahre 701 etabliert wurde. Ein weiteres Argument ist die Ideologie der Machtzentralisierung der hinter der Verfassung, die sehr an die Taika Reformen im Jahre 645 erinnert. (Doo Yong Lee 2007: 36-37)
Ein weiterer Forscher und Historiker Ōyama Seiichi 大山誠一 glaubt auch, dass Shōtoku Taishi eine fiktive Persönlichkeit ist, die aber äußerst geschickt konstruiert wurde. Shōtoku Taishi wurde vor allen unter den buddhistischen Gelehrten als die Inkarnation von Kannon wahrgenommen. Dies kann durch die Verbreitung des Mahāyāna Buddhismus im Ostasien erklärt werden. Japan brauchte in dieser Zeit eine buddhistisch ausgebildete symbolische Persönlichkeit mit starker Moral, die die neue Gedanken verkörpern sollte. (Doo Yong Lee 2007:37-38)
Dadurch, dass die Autoren des Nihon shoki den Sieg des pro-buddhistischen Soga 蘇我 Klans über die Mononobe 物部 (Befürworter des Shintoismus) Shōtoku Taishi zuschrieben, trugen sie dazu bei, das Bild Shōtokus als eines Erlösers und Patriarchen des Buddhismus in Japan zu erzeugen. Gleichzeitig etablierte sich die aufkommende Religion am kaiserlichen Hof und half mit den Hof nach chinesischem Vorbild umformen. (Como 2008:19)
Quellen und Links
Shotoku Seite von der Hachimanopedia (de)
Biography of Shotoku taishi (en)
Prince Shotoku definition (en)
Prince Shōtoku Taishi - First Great Patron of Buddhism in Japan (en)
Como, Michael (2008), Shōtoku. Ethnicity, Ritual, and Violence in the Japanese Buddhist Tradition. New York: Oxford University Press.
Lee, Kenneth Doo Young (2007), The prince and the monk. Shōtoku worship in Shinran’s Buddhism. New York: State University of New York Press.