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Im Haus eines Zenmeisters brütet eine Krähenfamilie. Eines Tages fliegt der Krähenvater aus um Futter zu suchen. Da kommt ein anderes Krähenmännchen, die Krähenfrau treibt Unzucht mit ihm und fliegt mit ihm davon. Als der Krähenvater zurückkehrt, legt er sich in das Nest und bleibt bei seinen Jungen. Als der Zenmeister nach einigen Tagen nachsieht, sind sie alle tot. Trauer und Mitleid überkam ihn und er zog aus, verlies seine Frau und sein Kind, gab seine Anstellung auf und folgte dem Daitoku Gyōki um Gutes zu tun. Das Kind des Zenmeisters aber war krank und starb bald darauf. Nun zog in ihrem Schmerz auch die Gattin des Zenmeisters aus, ließ Haus und Hof zurück und übte sich darin Gutes zu tun. Doch der Zenmeister hatte kein Glück und starb, während sein Meister, der Daitoku Gyōki, unter Tränen für ihn dichtete.
 
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Die Pointe dieser Geschichte ist recht eigenartig. Zunächst legt ein Provinzgouverneur Amt und Würden ab und wird Mönch, nachdem er gesehen hat, wie von der Mutter verlassene Raben verhungern. Obwohl er und seine Frau sich tugendhaft verhalten, scheint ihr Schicksal durch das Geschehen in der Rabenfamilie vorgezeichnet: Die Familie wird zerstreut, Vater und Sohn sterben. Es scheint, als ob der Autor hier aufzeigen will, dass selbst die besten Absichten nichts helfen, wenn der karmische Weg einmal festgelegt ist. Zugleich scheint die Geschichte auch den alten Glauben an die Divination aus dem Vogelflug zu bestätigen.
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Ein seltsames Detail am Rande ist auch das Säugen des todkranken (offenbar bereits älteren) Kindes, das nichts bewirkt. Dem steht die verhältnismäßig detailliert beschriebene Unzucht der Rabenmutter gegenüber.
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Insgesamt gibt es trotz des gleichen Resultats eine strukturelle Umkehr zwischen Verhalten und Absichten bei Raben und Menschen: Der Rabenvater verlässt die Familie um Futter zu suchen, die Rabenmutter treibt Unzucht mit einem Fremden und verlässt die Familie, Vater und Kinder verhungern. Der Menschenvater verlässt die Familie, um Mönch zu werden, die Mutter säugt ihr sterbendes Kind, Vater und Sohn sterben beide.
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Die „Moral“ der Geschichte scheint vieldeutig. Möglicherweise lässt sie sich so deuten, dass dem Gouverneur ein Zeichen gesandt wurde, damit er den geistlichen Weg einschlage, da er nicht mehr lang zu leben hatte.
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Aktuelle Version vom 23. Februar 2011, 15:27 Uhr

Wie es dazu kam, dass jemand die Welt verabscheute und Gutes übte, weil er die Unzucht von Krähen sah
SNKBT 30: 60-62, Bohner 1934: 107-109, Nakamura 1997: 160-161

Inhaltsangabe:

Im Haus eines Zenmeisters brütet eine Krähenfamilie. Eines Tages fliegt der Krähenvater aus um Futter zu suchen. Da kommt ein anderes Krähenmännchen, die Krähenfrau treibt Unzucht mit ihm und fliegt mit ihm davon. Als der Krähenvater zurückkehrt, legt er sich in das Nest und bleibt bei seinen Jungen. Als der Zenmeister nach einigen Tagen nachsieht, sind sie alle tot. Trauer und Mitleid überkam ihn und er zog aus, verlies seine Frau und sein Kind, gab seine Anstellung auf und folgte dem Daitoku Gyōki um Gutes zu tun. Das Kind des Zenmeisters aber war krank und starb bald darauf. Nun zog in ihrem Schmerz auch die Gattin des Zenmeisters aus, ließ Haus und Hof zurück und übte sich darin Gutes zu tun. Doch der Zenmeister hatte kein Glück und starb, während sein Meister, der Daitoku Gyōki, unter Tränen für ihn dichtete.





Hintergrund

  • Zeit: Shōmu (724–749)
  • Ort: Izumi 和泉國泉郡
  • Personen: Chinu no Agatanushi Yamatomaro 血沼縣主倭麻呂 (Gouverneur 大領 von Izumi, später Dhyāna-Meister Shingon 信嚴), seine Gattin, ihr Sohn, Gyōki 行基

Ursache und Wirkung

Weil ein Mann sieht, wie eine Krähenfamilie leidet, die von ihrer untreuen Mutter/Gattin verlassen wurde, verlässt er seine Familie und wird Mönch. Darauf stirbt ihr Sohn und seine Frau wird Nonne. Am Ende stirbt auch er.

Anmerkungen

Die Pointe dieser Geschichte ist recht eigenartig. Zunächst legt ein Provinzgouverneur Amt und Würden ab und wird Mönch, nachdem er gesehen hat, wie von der Mutter verlassene Raben verhungern. Obwohl er und seine Frau sich tugendhaft verhalten, scheint ihr Schicksal durch das Geschehen in der Rabenfamilie vorgezeichnet: Die Familie wird zerstreut, Vater und Sohn sterben. Es scheint, als ob der Autor hier aufzeigen will, dass selbst die besten Absichten nichts helfen, wenn der karmische Weg einmal festgelegt ist. Zugleich scheint die Geschichte auch den alten Glauben an die Divination aus dem Vogelflug zu bestätigen.

Ein seltsames Detail am Rande ist auch das Säugen des todkranken (offenbar bereits älteren) Kindes, das nichts bewirkt. Dem steht die verhältnismäßig detailliert beschriebene Unzucht der Rabenmutter gegenüber.

Insgesamt gibt es trotz des gleichen Resultats eine strukturelle Umkehr zwischen Verhalten und Absichten bei Raben und Menschen: Der Rabenvater verlässt die Familie um Futter zu suchen, die Rabenmutter treibt Unzucht mit einem Fremden und verlässt die Familie, Vater und Kinder verhungern. Der Menschenvater verlässt die Familie, um Mönch zu werden, die Mutter säugt ihr sterbendes Kind, Vater und Sohn sterben beide.

Die „Moral“ der Geschichte scheint vieldeutig. Möglicherweise lässt sie sich so deuten, dass dem Gouverneur ein Zeichen gesandt wurde, damit er den geistlichen Weg einschlage, da er nicht mehr lang zu leben hatte.

Materialien


Artikel erstellt von Florian Purkarthofer 19:40, 8. Nov. 2010 (CET).