I-16
In der Provinz Yamato gab es einen Mann (otoko 壮夫), dessen Heimatort, Vor- und Zuname nicht genau bekannt sind. Vom Charakter her war er unbarmherzig[3] und er hatte Freude daran [andere] Lebewesen zu töten. Dieser Mann fing [eines Tages] einen Hasen, häutete ihn [bei lebendigem Leib] und ließ ihn auf einem Feld frei. Kurze Zeit später bekam er giftige Hautgeschwüre am ganzen Körper, seine Haut entzündete sich und [die Geschwüre] brach[en] auf. Nichts kam seinen qualvollen Schmerzen gleich, zum Schluss wurden sie immer stärker. Unter [Schmerzens]schreien starb er.
Ah! Wie schnell Vergeltung im Diesseits[4] geübt wird! So, wie man es sich für sich selbst wünscht, sollte man mit allen rücksichtsvoll und gütig umgehen. Man sollte nicht ohne Mitleid [für andere] sein.
- ↑ gen ni 現に tatsächlich, utsutsu 現 gegenwärtige Existenz; hebt hervor, dass es nicht erst im nächsten Leben bestraft wird
- ↑ ashiki mukui o uru 悪しき報を得る, wörtlich "schlechten Lohn erhalten"
- ↑ hitotonai utsukushibi naku天骨仁なく, "die angeborene Charakterstärke der Barmherzigkeit besaß er nicht"; jin 仁 "Menschenliebe/Humanität" ist im Konfuzianismus eine der wichtigsten Eigenschaften, welche die Basis für den idealen Menschen bildet
- ↑ genbō 現報 “Entlohnung für die jetzigen Tagen im gegenwärtigen Leben“; soll zeigen dass nicht nur im nächsten Leben durch z.B. Wiedergeburt schlechte Taten vergolten werden
Hintergrund
- Zeit: Yamato-Zeit/Kofun-Zeit (300-710 n. Chr.)
- Ort: Provinz Yamato (heutige Präfektur Nara)
- Personen: ein unbekannter Mann, ein Hase
Ursache und Wirkung
Ein Mann quält einen Hasen und wird dafür noch in diesem Leben mit einer schweren Krankheit bestraft, an der er verstirbt.
Anmerkungen
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Materialien
- Datei:Snkbt I-16.pdf — Originaltext in SNKBT 30
- Datei:Snkbt I-16k.pdf — SNKBT Kanbun
- Datei:Bohner I-16.pdf — Deutsche Übersetzung, Bohner 1934, Haupttext
- Datei:Bohner I-16A.pdf — Bohner 1934, Anmerkungen
- Datei:Nakamura I-16.pdf — Englische Übersetzung, Nakamura 1997
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