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Er hat den Besitz seines Kindes heimlich verwendet, musste auf Grund seines Karmas als Rind seinen Dienst verrichten und machte eine ungewöhnliche Offenbarung
SNKBT 30: 22-24, Bohner 1934: 79-80, Nakamura 1997: 120-121

In einem Weiler der Bergdörfer (山村中里 yamamura no naka sato) im Bezirk Soekami (添上郡 soekami-gun) in der Provinz Yamato (大和国 yamato no kuni) lebte einst ein Fürst namens Kura no Iegimi[1]. Anlässlich des 12. Monats (十二月 shihasu) wollte er gemäß den Mahayana-Schriften[2] für seine frühere Sünden Buße tun. Er trug einem Boten auf: "Bitte einen Zen-Meister (禅師 zenji) her." Der Bote fragte [ihn]: "Von welchem Tempel soll ich einen Meister herbitten?" Er antwortete: "Wähle keinen Tempel aus, wenn du zufällig einen [Meister] triffst, bitte ihn dich zu begleiten." Der Bote leistete dem Wunsch [seines Herren] Folge, bat einen buddhistischen Wandermönch [3] ihn zu begleiten und kehrte mit ihm in das Haus [des Fürsten] zurück. Der Hausherr vertraute [4] [dem Mönch] und brachte [ihm?] Opfergaben dar [5]. Am Abend waren die Anbetung [der Götter] und die Rezitation der Schriften [6] bereits beendet. Als der Mönch sich ausruhen wollte, stellte ihm der Hausherr [7] [ein Bett und] Decken zur Verfügung, um sich zuzudecken. Tief in seinem Herzen dachte der Mönch sofort: "Es ist besser die[se] Decken zu nehmen und zu gehen, als morgen einen Gegenstand [als Bezahlung] zu bekommen."



  1. 椋家長公; 家長 kachō wörtl. Familienoberhaupt, hier iegimi, ein häufiger Familienname
  2. 方広経 hōkō-kyō, bez. allgemein Mahāyāna-Schriften; es ist nicht möglich festzustellen, auf welche Schrift tatsächlich Bezug genommen wurde
  3. 路行く一の僧; 路行く michiyuku wörtl. auf der Straße unterwegs sein; 僧 hōshi buddhistischer Mönch
  4. 信心 shinjin Zuversicht, vertrauen; bedeutet auch an die "Drei Schätze" (= Grundprinzipien des Buddhismus: Buddha, Dharma und Sangha) zu glauben
  5. 供養 kuyō Opfergaben darbringen; Übersetzung des Sanskrit-Begriffes pūjā, bezeichnet ein Ritual bei dem den "Drei Schätzen" Nahrung, Kleidung, Weihrauch, Blumen, Kerzen, usw. dargebracht werden
  6. 禮經 reikyō; rei = Anbetung, Verehrung; kyō = Rezitation von Schriften
  7. 檀主 danshu, dieselbe Bedeutung wie 檀越 danotsu: Patron des Rituals, jemand der Opfergaben darbringt


Hintergrund

  • Zeit: Yamato-Zeit/Kofun-Zeit (300-710 n. Chr.), 12. Monat
  • Ort: Weiler der Bergdörfer, Bezirk Soekami, Provinz Yamato (heutige Präfektur Nara)
  • Personen: Fürst Kura no Iegimi, sein Diener, der Vater des Fürsten in Gestalt eines Rindes, ein buddhistischer Mönch, die Verwandten des Fürsten

Ursache und Wirkung

Der Vater hat (trotz guter Absicht?) schlecht gehandelt, wurde im nächsten Leben wegen seines (schlechten) Karmas als Rind wiedergeboren und musste seinem Sohn dienen. Durch eine gute Tat und die darauf folgende Offenbarung als Vater wurde ihm vergeben und er fand seinen Frieden.

Anmerkungen

Die zeitliche Einordnung der Geschichte stützt sich auf die Erwähnung der Provinz Yamato (大和国), die zur Kofun- bzw. Yamato-Zeit (ca. 300-710) bestand, sowie des Bezirks Soekami (添上), der als einer der Bezirke Yamatos bekannt ist [1]. Die Übersetzung des "12. Monates" mit "Dezember" ist in diesem Fall nicht einfach möglich, da vor der Einführung des Gregorianischen Kalenders 1873 das System des Lunisolarkalenders verwendet wurde, nach welchem es 12 Monate mit 29 oder 30 Tagen gab. Um die so entstehenden Differenzen zum Solarkalender auszugleichen, wurde in unregelmäßigen Abständen zusätzliche Monate eingefügt, weshalb es sein kann dass sich Monate im Lunisolarkalender bis zu 30 Tage von denen im Solarkalender unterscheiden [2].

Was den näheren Handlungsort betrifft ist zu sagen, dass Nakamura Yamamura (山村) als Eigenname unübersetzt lässt und Weiler 里 als nähere Definition des Ortes innerhalb von Yamamura ansieht (S. 120). Wahrscheinlicher erscheint uns jedoch die direkte Übersetzung als Bergdorf/Bergdörfer, wie sie Bohner gewählt hat (S. 79), was für 山村の中里 eine Übersetzung als Weiler innerhalb der Bergdörfer nahelegt.

Auch der Name der Hauptfigur kann auf zwei Arten gedeutet werden: Nakamura übersetzt 椋家長公 mit Lord Kura no Iegimi, wobei sie anmerkt dass die Zeichen für iegimi auch als Familienoberhaupt gelesen werden können, sie aber die Lesung iegimi als häufigen Nachnamen dieser Zeit versteht (s. 120, Anm. 3).

Ob die Opfergaben, die der Hausherr darbrachte dem Mönch oder den "Drei Schätzen" dargebracht wurden, geht aus der Geschichte nicht eindeutig hervor. Es könnte sein, dass er sie dem Mönch gegeben hat, jedoch ist auch möglich dass er auf Grund seines Glaubens den höheren Mächten ein Opfer dargebracht hat. Laut Nakamura (S. 121, Anm. 7) bezeichnet shinjin das Ritual das in Sanskrit als pūjā bekannt ist, bei dem man sich direkt an die Götter wendet [3].

Materialien


Artikel erstellt von Christine Meixner 17:07, 10. Okt. 2010 (CEST).