I-26

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Wie es kam, dass ein buddhistischer Mönch der die Gebote streng befolgte[1] und danach handelte eine mysteriöse Wunderkraft des Bewusstseins erwarb
SNKBT 30: 40, Bohner 1934: 94, Nakamura 1997: 138-139

Während der Regierungszeit der Großkaiserin[2], gab es einen Dhyāna-Meister aus Baekje. Sein Name war Tajō[3]. Er lebte im Hōki-yamadera[4] im Bezirk Takechi und handelte stets unbescholten nach der buddhistischen Lehre. Er stellte das Pflegen der Kranken an erste Stelle 看病第一, auch im Sterben liegende Personen empfingen seine Wunderkraft[5] und kehrten wieder zurück ins Leben. Er sprach Beschwörungsformeln für die Kranken und Merkwürdiges geschah. Als er einen Mönchsstab nahm und auf einen Hügel hinaufstieg, stellte er einen Mönchsstab auf einen anderen Mönchsstab[6] und gebrauchte beide gemeinsam, ohne dass sie umfielen und wie ein Beil aufragten. Die Kaiserin respektierte ihn und brachte ihm Opfergaben dar. Alle Menschen scharrten sich um ihn, achteten ihn und begegneten ihm stets mit Ehrfurcht. Durch den Verdienst seiner asketischen Übungen[7] verbreitete sich sein guter Ruf weithin und seine Tugend der Barmherzigkeit wird für immer als freundlich gepriesen und nicht vergessen werden.



  1. jikai 持戒; buddhistischer Terminus: strenge Befolgung der buddhistischen Gebote; Sanskr. sīla, die zweite der sechs tugendhaften Geisteshaltungen der Bodhisattvas, die zur Erleuchtung führen (auch die sechs Paramita rokuharamitsu 六波羅蜜 genannt)
  2. 大皇后; Regierungszeit der Kaiserin Jitō (645-703; reg. 690-697)
  3. 多常 (Bohner 1934: 94 u. Nakamura 1997: 138); oder Tarajō 多羅常 (Nakamura 1997:138); oder Tara 多羅 (Izumoji 1996: 40)
  4. Eventuell der Hokonoki-dera 桙削寺 (später Kojima-dera 子嶋寺), oder Minami-hokke-ji 南法華寺 im Bezirk Takechi.
  5. gen験; durch die Wiederholung buddhistischer asketischer Übungen erlangte Wunderkraft
  6. shakujō 錫杖; ein Holzstab an dessen oberen Ende Metallringe (4, 6 oder 12) befestigt sind und den buddhistische Mönche für Gebete oder als Mittel zur Selbstverteidigung nutzten. Das klirrende Geräusch der Metallringe diente dazu die Kriechtiere vom Weg des wandernden Mönches zu vertreiben, damit diese nicht unbeabsichtigt zertreten werden
  7. shugyō 修行; Selbstdisziplin im Streben nach Erleuchtung; die Kultivierung des Geistes durch das Disziplinieren des Körpers


Hintergrund

  • Zeit: Regierungszeit Jitō tennō 持統天皇 (690–697)
  • Ort: Baekje 百済, Hofusa no yamadera 法器山寺 (event. Hōki yamadera)
  • Personen: Jitō tennō, dhyāna-Meister Tajō 多常

Ursache und Wirkung

Wer streng nach den buddhistischen Geboten lebt, erlangt Wunderkräfte.

Anmerkungen

Auffälligkeit bei den Übersetzungen

Auffällig an den Übersetzungen dieser Geschichte von Bohner, Nakamura und Izumoji ist, dass die Passage mit dem Mönchsstab sehr unterschiedlich übersetzt wird. Izumoji (1996: 40 u. 219-220) ersetzt die Zeichen jōshi 楊枝 „Weidenzweig“ und shi 枝 „Zweig“ durch shakujō 錫杖„Mönchsstab“ und saka 坂 „Hügel; Böschung“. Der Mönch geht also mit einem Mönchsstab, auf dem ein zweiter Mönchstab steht, einen Hügel hinauf, ohne dass diese auseinanderfallen, er vollführt also eine Art Kunststück. Bei Nakamura (1997: 138-139, Anmerkung 1 und 6) klettert der Mönch auf einen Baum um einen Weidenzweig zu holen und benutzt dabei die zwei aufeinandergestellten Mönchsstäbe wie eine Leiter, auch hier, ohne dass diese umfallen. Nakamura erwähnt in den Anmerkungen, dass indische Mönche ein Stück vom Banyanbaum gekaut haben um ihre Zähne damit jeden morgen zu putzen (sanskr. dantakāstha). In China wurde dann ein Weidenzweig zum Schutz vor dem Bösen verwendet, da es keine Banyanbäume in China gab. Zudem wird darauf hingewiesen, dass das Motiv eines in einem Baum wachsenden Stockes oder eines buddhistischen Mönches, der Wasser aus der Erde sprudeln lässt, indem er den Boden mit seinem Stab berührt, überall in Japan zu finden ist. So wird von einer Anekdote erzählt in der Sakyamuni nachdem er an einem Zahnstocher gekaut hat, diesen in den Boden gesteckt hat und daraus ein mehr als zwei Meter hoher Baum geworden ist. Bohner (1934: 94) wiederum macht darauf aufmerksam, dass diese Stelle mehrfach verändert wurde, um sie leserlich zu machen und dass dabei vermutlich etwas ausgelassen oder irrtümlich geschrieben worden sei. In seiner Übersetzung ist nur davon die Rede, dass der Mönch einen Weidenzweig nahm und einen anderen Weidenzweig darauf stellte.

Pāramitā

Der buddhistische Terminus Pāramitā bezeichnet die sogenannten transzendenten Tugenden, die als Wegweiser zum Nirvana, zum anderen (pāra) Ufer (mitā), dienen. Im Mahayana-Buddhismus ist meist von sechs, manchmal, vor allem im Theravada-Buddhismus, von zehn Pāramitā die Rede. Die sechs Pāramitā beinhalten:

  • Dāna pāramitā (chin. 布施波羅蜜): Freigibigkeit
  • Sīla pāramitā (持戒波羅蜜): Tugendhaftigkeit
  • Khanti pāramitā (忍辱波羅蜜): Duldsamkeit
  • Vīrya pāramitā (精進波羅蜜): Strebsamkeit
  • Dhyāna pāramitā (禪定波羅蜜): Meditation
  • Prajñā pāramitā (智慧波羅蜜): Weisheit

Materialien


Artikel erstellt von Schönberger Sarah-Allegra 18:00, 13. Dez. 2010 (CET).