Mahāyāna: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 15. Februar 2011, 20:00 Uhr
Faktoren für die Herausbildung des Mahāyāna
In den Mahāyāna-Sutren (ab 100 v.Chr.) kommt es zum Ausbau und zur Systematisierung der Tradition. Einzelne Texte erhalten einen zentralen Stellenwert (z.B. Hannya Shin-gyō 般若心経 und Hoke-kyō 法華経) und es kommt zu neuen Schulbildungen um diese Texte herum. Der historische Buddha tritt in den Hintergrund und es gibt fortan mehrere „Buddhas“ - „Buddhologie“. Die Kategorie des „Mitgefühls“ (skt. karuṇā) führt zu einem neuen Ideal, dem bodhisattva. Auch Laien können nach Auffassung des Mahāyāna erleuchtet werden. Die zentrale Philosophien sind „Leerheit“ und „Weisheit“.
Bodhisattvas
Der Sanskritbegriff Bodhisattva bedeutet "Erleuchteter". Bodhisattvas sind eine Schöpfung des Mahāyāna-Buddhismus und verkörpern die unmittelbare Vorstufe zur Existenz als Buddha. Sie sind zwar erleuchtete Wesen, haben aber auf das Nirvāṇa verzichtet, um allen Lebewesen zu helfen, Erleuchtung und somit Erlösung zu finden. Sie stehen mit einem Bein im Diesseits und sind den irdischen Leiden unterworfen (vgl. Scheid 2001-2010; Uhlig 1997:224). Der Bodhisattva repräsentiert Freigebigkeit im Gegensatz zur Gier und dem Anhaften, Liebe und Güte gegen Ablehnung und Hass, Freude gegen Eifersucht. Seine wesentliche Eigenschaft ist Mitgefühl (vgl. Borg 1999:19). Das Ziel ist es, andere Lebewesen ebenfalls zum Heil führen.
Konzept der Leehrheit
ausformuliert in den Prajñāpāramitā-Sutren प्रज्ञापारमिता (ab 100 n.Chr.)
siehe Hannya Shin-gyō
Nāgārjuna
Nāgārjuna नागार्जुन (2. Jahrhundert n.Chr.) gilt als die erste historisch bedeutende Persönlichkeit im Kontext des Mahāyāna-Buddhismus und als Vollender der Mahayana-Lehre. Bei seiner Philosophie handelt es sich um eine destruktive Philosophie, da er versucht, andere philosophische Strömungen mittels Logik zu zerstören. Sein Anliegen war eine Rückbesinnung auf das „Mittlere“ der Lehre Buddhas, das für ihn die Leerheit bildete. Die detaillierte Ausarbeitung des Leerheitsbegriffes (skt. Śūnyatā शून्यता) im direkten Zusammenhang mit dem „Entstehen in Abhängigkeit“ (skt. pratītyasamutpāda प्रतीत्यसमुत्पाद) zählen zu den von Nāgārjunas geleisteten Beiträge. So sind alle Phänomene substanzlos infolge ihrer Abhängigkeit von ihrem bedingten Entstehen. „Leerheit“ ist somit eine Umschreibung für das Fehlen eines konstanten Seins, einer Eigennatur und eines beständigen Ich im steten Wandel der Existenz. Die Welt ist keine Welt des Seins, sondern des ständigen Werdens, in dem es keine festen Substanzen und keine unumstößlichen Realitäten gibt. Nur weil die Phänomene leer sind, so argumentiert Nāgārjuna, können sie entstehen und vergehen. Und nur weil sie leer sind, ist die Überwindung des Leidens durch die Vier Edlen Wahrheiten sowie das Beschreiten des Edlen Achtfachten Pfades zur Erlösung überhaupt erst möglich. Wären die Phänomene nicht-leer, gäbe es keinerlei Entwicklung in der Welt, alles wäre vollkommen statisch, unveränderlich, gewissermaßen „eingefroren in der Unendlichkeit “. Die Dinge sind also ohne Selbst (skt. nairātmya), wesenlos (skt. asvabhāva) und leer (skt. śūnya), da sie infolge ihrer Abhängigkeit von bedingenden Faktoren über keinerlei „Eigenexistenz“ (skt. svabhāva) verfügen.
Nāgārjuna analysierte die wichtigsten buddhistischen Kernthemen unter dem Gesichtspunkt der Gleichwertigkeit von Bedingtem Entstehen und der Leerheit, die er zu Beginn seines Werkes Mūlamadhyamikakārikā („Lehrstrophen über die grundlegenden Lehren des Mittleren Weges“) mit den „acht Verneinungen“ unterstreicht: Nichtvergehen, Nichtentstehen, Nichtabbrechen, Nichtandauern, Nichteinheit, Nichtvielheit, Nicht-zur-Erscheinung-Kommen, Nicht-aus-ihr-Verschwinden. Überdies ist für Nāgārjuna die Unwissenheit (skt. avidyā अविद्या) eine der Hauptquellen des Leidens, und sie gilt es vor allem anderen abzubauen, um sie im Gegenzug durch Erkenntnis (skt. prajñā प्रज्ञा) und Wissen (skt. jñāna ज्ञान) zu ersetzen.
- MMK 1,1: „Nirgends und niemals findet man Dinge, entstanden aus sich, aus anderem, aus sich und anderem zusammen, ohne Grund.“
- MMK 24,18: „Das Entstehen in gegenseitiger Abhängigkeit (pratītyasamutpāda), dies ist es, was wir 'Leerheit' nennen … Gerade sie (die Leerheit) bildet den Mittleren Weg.“
- MMK 24,11: „Die falsch aufgefaßte Leerheit richtet den, der von schwacher Einsicht ist, zugrunde – wie eine schlecht ergriffene Schlange oder falsch angewandte Magie.“
- MMK 24,10: „Bei der Verkündigung des Dharma haben sich die Buddhas auf die zwei Wahrheiten gestützt: Die eine ist die weltliche, 'verhüllte Wahrheit' (saṃvṛtisatya), die andere ist die ‚Wahrheit im höchsten Sinne’ (paramārthasatya). Diejenigen, die den Unterschied der beiden Wahrheiten nicht erkennen, die erkennen auch nicht die tiefe Wahrheit (tattva) in der Lehre Buddhas.“[1]
Quellen
- Borg, Marcus (Hg.) (2003), Jesus & Buddha. Parallele Aussagen. Stuttgart, Zürich: Kreuz Verlag.
- Scheid, Bernhard (2001-2010), „Die religiöse Ikonographie Japans“, Religion in Japan.
- Uhlig, Helmut (1997), Buddha und Jesus. Die Überwinder der Angst. Bergisch Gladbach: Lübbe.
- Winter, Franz (SS 2010), VO Einführung in den Buddhismus.
- ↑ zitiert in der VO Einführung in den Buddhismus, aber ich habe leider keine Literaturangaben dafür