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|inga = Taten im Diesseits wirken sich auf die Verdienste aus, die mittels Karma direkten Einfluss auf zukünftige Leben haben. Die Taten wirken sich nicht nur auf uns selbst aus, alles ist sehr eng verstrickt und beeinflusst auch andere, eventuell uns nahe stehende Personen. Man kann jedoch auch im Nachhinein, wenn man sich richtig und recht verhält, ein negatives Karma wieder verbessern und somit eine Mehrung der Verdienste erzielen.
 
|inga = Taten im Diesseits wirken sich auf die Verdienste aus, die mittels Karma direkten Einfluss auf zukünftige Leben haben. Die Taten wirken sich nicht nur auf uns selbst aus, alles ist sehr eng verstrickt und beeinflusst auch andere, eventuell uns nahe stehende Personen. Man kann jedoch auch im Nachhinein, wenn man sich richtig und recht verhält, ein negatives Karma wieder verbessern und somit eine Mehrung der Verdienste erzielen.
 
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Die zeitliche Einordnung der Geschichte stützt sich auf die Erwähnung der [[Yamato|Provinz Yamato]], die zur Kofun- bzw. Yamato-Zeit (ca. 300-710) bestand, sowie des [[Soekami|Bezirks Soekami]], der als einer der Bezirke Yamatos bekannt ist [http://ja.wikipedia.org/wiki/%E6%B7%BB%E4%B8%8A%E9%83%A1].<br>
 
Die zeitliche Einordnung der Geschichte stützt sich auf die Erwähnung der [[Yamato|Provinz Yamato]], die zur Kofun- bzw. Yamato-Zeit (ca. 300-710) bestand, sowie des [[Soekami|Bezirks Soekami]], der als einer der Bezirke Yamatos bekannt ist [http://ja.wikipedia.org/wiki/%E6%B7%BB%E4%B8%8A%E9%83%A1].<br>
 
Die Übersetzung des "12. Monates" mit "Dezember" ist in diesem Fall nicht einfach möglich, da vor der Einführung des Gregorianischen Kalenders 1873 in Japan das System des Lunisolarkalenders verwendet wurde, nach welchem es 12 Monate mit 29 oder 30 Tagen gab. Um die so entstehenden Differenzen zum Solarkalender auszugleichen, wurde in unregelmäßigen Abständen zusätzliche Monate eingefügt, weshalb es sein kann dass sich Monate im Lunisolarkalender bis zu 30 Tage von denen im Solarkalender unterscheiden [http://de.wikipedia.org/wiki/Japanische_Zeitrechnung#Jahreseinteilung].<br>
 
Die Übersetzung des "12. Monates" mit "Dezember" ist in diesem Fall nicht einfach möglich, da vor der Einführung des Gregorianischen Kalenders 1873 in Japan das System des Lunisolarkalenders verwendet wurde, nach welchem es 12 Monate mit 29 oder 30 Tagen gab. Um die so entstehenden Differenzen zum Solarkalender auszugleichen, wurde in unregelmäßigen Abständen zusätzliche Monate eingefügt, weshalb es sein kann dass sich Monate im Lunisolarkalender bis zu 30 Tage von denen im Solarkalender unterscheiden [http://de.wikipedia.org/wiki/Japanische_Zeitrechnung#Jahreseinteilung].<br>
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Eine große Rolle in der Geschichte spielen sowohl das Karma als auch die Verdienste, die es beeinflussen. Der Vater hat durch das unerlaubte Entwenden der Reisbündel sein Karma verschlechtert, weshalb er im nächsten Leben als Rind geboren wurde. Dadurch, dass er den Mönch vom Diebstahl der Decke abgehalten hat, mehrten sich (vermutlich) seine Verdienste, wodurch es anschließend möglich war durch die Vergebung der Familie die Sünden des vorhergegangenen Lebens zu büßen und das Karma zu verbessern. Dadurch wiederrum verbesserte sich das Karma des Sohnes, da dieser durch das Mitgefühl und Verständnis, das er seinem Vater entgegengebracht und womit er diesen schließlich erlöst hat, seine eigenen Verdienste gemehrt und sein Karma verbessert hat.<br>
 
Eine große Rolle in der Geschichte spielen sowohl das Karma als auch die Verdienste, die es beeinflussen. Der Vater hat durch das unerlaubte Entwenden der Reisbündel sein Karma verschlechtert, weshalb er im nächsten Leben als Rind geboren wurde. Dadurch, dass er den Mönch vom Diebstahl der Decke abgehalten hat, mehrten sich (vermutlich) seine Verdienste, wodurch es anschließend möglich war durch die Vergebung der Familie die Sünden des vorhergegangenen Lebens zu büßen und das Karma zu verbessern. Dadurch wiederrum verbesserte sich das Karma des Sohnes, da dieser durch das Mitgefühl und Verständnis, das er seinem Vater entgegengebracht und womit er diesen schließlich erlöst hat, seine eigenen Verdienste gemehrt und sein Karma verbessert hat.<br>
 
Verdienste werden ohne direktes Zutun an Hand von guten, rechten Taten vergeben und werden dann - ähnlich wie Geld auf einem Bankkonto - angesammelt und vermehrt. Im Diesseits bestimmt man also durch sein Handeln seinen "Kontostand" und damit das Budget, mit dem man ins nächste Leben geht (Har Dayal: ''The Bodhisattva doctrine in Buddhist Sanskrit literature'', S. 188-189).
 
Verdienste werden ohne direktes Zutun an Hand von guten, rechten Taten vergeben und werden dann - ähnlich wie Geld auf einem Bankkonto - angesammelt und vermehrt. Im Diesseits bestimmt man also durch sein Handeln seinen "Kontostand" und damit das Budget, mit dem man ins nächste Leben geht (Har Dayal: ''The Bodhisattva doctrine in Buddhist Sanskrit literature'', S. 188-189).
 
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Version vom 26. Oktober 2010, 00:31 Uhr

Jemand hat den Besitz seines Kindes heimlich verwendet, musste auf Grund seines Karmas als Rind seinen Dienst verrichten und machte eine ungewöhnliche Offenbarung
SNKBT 30: 22-24, Bohner 1934: 79-80, Nakamura 1997: 120-121

In einem Weiler der Bergdörfer (yamamura no naka sato 山村中里) im Bezirk Soekami (soekami-gun 添上郡) in der Provinz Yamato (yamato no kuni 大和国) lebte einst ein Fürst namens Kura no Iegimi[1]. Anlässlich des 12. Monats (shihasu 十二月) wollte er gemäß den Mahāyāna-Schriften[2] für seine frühere Sünden Buße tun. Er trug einem Boten auf: "Bitte einen Zen-Meister (zenji 禅師) her." Der Bote fragte [ihn]: "Von welchem Tempel soll ich einen Meister herbitten?" Er antwortete: "Wähle keinen Tempel aus, wenn du zufällig einen [Meister] triffst, bitte ihn dich zu begleiten." Der Bote leistete dem Wunsch [seines Herren] Folge, bat einen buddhistischen Wandermönch[3] ihn zu begleiten und kehrte mit ihm in das Haus [des Fürsten] zurück. Der Hausherr vertraute[4] [dem Mönch] und brachte [ihm?] Opfergaben dar[5].
Am Abend waren die Anbetung [der Götter] und die Rezitation der Schriften[6] bereits beendet. Als der Mönch sich ausruhen wollte, stellte ihm der Hausherr[7] [ein Bett und] eine Decke zur Verfügung, um sich zuzudecken. Tief in seinem Herzen dachte der Mönch sofort: "Es ist besser diese Decke zu nehmen und zu gehen, als morgen einen Gegenstand [als Bezahlung] zu bekommen." In dem Moment hörte er eine Stimme, die sagte: "Stiehl die Decke nicht!" Der Mönch erschrak sehr und [be]zweifelte [, dass er das gehört hatte], er sah sich um und schlich durch das Haus, auf der Suche nach einem Menschen, jedoch fand er nur ein Rind, das unter dem [Dach des] Lagergebäude[s][8] des Hauses stand. Der Mönch ging zu dem Rind und das sagte: "Ich bin der Vater von Iegimi[, dem Vorstand dieses Hauses]. In meinem früheren Leben habe ich von meinem Sohn, ohne es ihm zu sagen, 10 Bündel Reis genommen, um sie jemandem zu geben. Aus diesem Grund habe ich nun den Körper eines Rindes erhalten und muss meine frühere Schuld sühnen. Du, der du ins Kloster eingetreten bist, wie kannst du einfach so diese Bettdecke stehlen [wollen]? Wenn du wissen möchtest, ob das die Wahrheit ist, dann stelle mir einen Sitz (za 坐) hin. Ich werde gleich auf ihn steigen und mich hinlegen (iru 居). Dann solltest du wissen, dass ich der Vater [des Hausherren] bin." Daraufhin war der Mönch sofort sehr beschämt, ging zu seinem Schlafplatz zurück und blieb dort.
Am nächsten Morgen, als das Abhalten des Rituals bereits beendet war, sagte [d]er [Mönch]: "Lassen Sie alle, die nicht zur Familie gehören, sich entfernen." Anschließend versammelte er die Familie und erzählte detailliert die Vorkommnisse der Nacht (saki no koto 先の事). Sofort ging der Hausherr mit schwerem Herzen zu dem Rind, legte [einen] Stroh[sitz] hin und sagte: "Wenn du tatsächlich mein Vater bist, dann nimm darauf Platz." Das Rind beugte die Knie und legte sich auf den Sitz. Alle Verwandten riefen, weinten und schluchzten laut, und sagten: "Du bist tatsächlich [sein] Vater!" Bald erhoben sie sich [wieder], verbeugten sich, zollten ihm Respekt und sagten: "Das, was du früher einmal getan hast, sei dir jetzt alles vergeben." Als das Rind das hörte, weinte es und atmete schwer. Am selben Tag, zur Stunde des Affen[9], starb es (inochi owaru 命終).
Später schenkte [d]er [Hausherr] dem Meister die Decke, mit der er zugedeckt war, und [andere] Kostbarkeiten (takara mono 財物). Außerdem mehrten sich wegen seinem Vater die Verdienste[10] [des Hausherren und verbesserten sein Karma].

[Wie] sollte man da nicht an die Gesetze und Zusammenhänge des Karma (inga no kotowari 因果の理) glauben?



  1. 椋家長公; kachō 家長 wörtl. Familienoberhaupt, hier iegimi, ein häufiger Familienname
  2. hōkō-kyō 方広経, bez. allgemein Mahāyāna-Schriften; es ist nicht möglich festzustellen, auf welche Schrift tatsächlich Bezug genommen wurde
  3. 路行く一の僧; michiyuku 路行く wörtl. auf der Straße unterwegs sein; 僧 hōshi buddhistischer Mönch
  4. shinjin 信心 Zuversicht, vertrauen; bedeutet auch an die "Drei Schätze" (= Grundprinzipien des Buddhismus: Buddha, Dharma und Sangha) zu glauben
  5. kuyō 供養 Opfergaben darbringen; Übersetzung des Sanskrit-Begriffes pūjā, bezeichnet ein Ritual bei dem den "Drei Schätzen" Nahrung, Kleidung, Weihrauch, Blumen, Kerzen, usw. dargebracht werden
  6. reikyō 禮經; rei = Anbetung, Verehrung; kyō = Rezitation von Schriften
  7. danshu 檀主, dieselbe Bedeutung wie danotsu 檀越: Patron des Rituals, jemand der Opfergaben darbringt
  8. kura no moto 倉下 wörtl. Gebiet unter dem Lagergebäude; falls das Lagergebäude mit Stelzen erhöht war, sodass zwischen Grund und Gebäudeboden ein Rind hätte Platz finden können, könnte es auch dort gestanden haben
  9. saru no toki 申時 wörtl. Stunde des Affen; zw. 15 und 17 Uhr
  10. kudoku 功德, Sanskrit punya skandha; im buddhistischen Sinn Verdienste als Ergebnis tugendhaften Wandels oder guter Werke; die Zunahme der Verdienste erfolgt automatisch in Folge von guten Taten


Hintergrund

  • Zeit: Yamato-Zeit/Kofun-Zeit (300-710 n. Chr.), 12. Monat
  • Ort: Weiler der Bergdörfer, Bezirk Soekami, Provinz Yamato (heutige Präfektur Nara)
  • Personen: Fürst Kura no Iegimi, ein Bote, der Vater des Fürsten in Gestalt eines Rindes, ein buddhistischer Mönch, die Verwandten des Fürsten

Ursache und Wirkung

Taten im Diesseits wirken sich auf die Verdienste aus, die mittels Karma direkten Einfluss auf zukünftige Leben haben. Die Taten wirken sich nicht nur auf uns selbst aus, alles ist sehr eng verstrickt und beeinflusst auch andere, eventuell uns nahe stehende Personen. Man kann jedoch auch im Nachhinein, wenn man sich richtig und recht verhält, ein negatives Karma wieder verbessern und somit eine Mehrung der Verdienste erzielen.

Anmerkungen

Eine sehr ähnliche Thematik findet sich in der Geschichte II-15.

Die zeitliche Einordnung der Geschichte stützt sich auf die Erwähnung der Provinz Yamato, die zur Kofun- bzw. Yamato-Zeit (ca. 300-710) bestand, sowie des Bezirks Soekami, der als einer der Bezirke Yamatos bekannt ist [1].
Die Übersetzung des "12. Monates" mit "Dezember" ist in diesem Fall nicht einfach möglich, da vor der Einführung des Gregorianischen Kalenders 1873 in Japan das System des Lunisolarkalenders verwendet wurde, nach welchem es 12 Monate mit 29 oder 30 Tagen gab. Um die so entstehenden Differenzen zum Solarkalender auszugleichen, wurde in unregelmäßigen Abständen zusätzliche Monate eingefügt, weshalb es sein kann dass sich Monate im Lunisolarkalender bis zu 30 Tage von denen im Solarkalender unterscheiden [2].
Die Erwähnung der "Stunde des Affen" steht in Bezug mit den chinesischen Tierkreiszeichen, mit Hilfe derer die traditionelle Zeiteinteilung in Ostasien getroffen wurde. Die Stunde des Affen bezeichnet in diesem Fall den Zeitraum zwischen 15 und 17 Uhr, weswegen wohl Nakamura als Übersetzung 16 Uhr gewählt hat (S. 121).

Was den näheren Handlungsort betrifft ist zu sagen, dass Nakamura Yamamura als Eigenname unübersetzt lässt und Weiler als nähere Definition des Ortes innerhalb von Yamamura ansieht (S. 120). Wahrscheinlicher erscheint uns jedoch die direkte Übersetzung als Bergdorf/Bergdörfer, wie sie Bohner gewählt hat (S. 79), was für 山村の中里 eine Übersetzung als Weiler innerhalb der Bergdörfer nahelegt.

Auch der Name der Hauptfigur kann auf zwei Arten gedeutet werden: Nakamura übersetzt 椋家長公 mit Lord Kura no Iegimi, wobei sie anmerkt dass die Zeichen für iegimi auch als Familienoberhaupt gelesen werden können, sie aber die Lesung iegimi als häufigen Nachnamen dieser Zeit versteht (s. 120, Anm. 3).

Ob die Opfergaben, die der Hausherr darbrachte dem Mönch oder den "Drei Schätzen" dargebracht wurden, geht aus der Geschichte nicht eindeutig hervor. Es könnte sein, dass er sie dem Mönch gegeben hat, jedoch ist auch möglich dass er auf Grund seines Glaubens den höheren Mächten ein Opfer dargebracht hat. Laut Nakamura (S. 121, Anm. 7) bezeichnet shinjin das Ritual das in Sanskrit als pūjā bekannt ist, bei dem man sich direkt an die Götter wendet und ihnen Opfergaben darbringt[3].

Eine große Rolle in der Geschichte spielen sowohl das Karma als auch die Verdienste, die es beeinflussen. Der Vater hat durch das unerlaubte Entwenden der Reisbündel sein Karma verschlechtert, weshalb er im nächsten Leben als Rind geboren wurde. Dadurch, dass er den Mönch vom Diebstahl der Decke abgehalten hat, mehrten sich (vermutlich) seine Verdienste, wodurch es anschließend möglich war durch die Vergebung der Familie die Sünden des vorhergegangenen Lebens zu büßen und das Karma zu verbessern. Dadurch wiederrum verbesserte sich das Karma des Sohnes, da dieser durch das Mitgefühl und Verständnis, das er seinem Vater entgegengebracht und womit er diesen schließlich erlöst hat, seine eigenen Verdienste gemehrt und sein Karma verbessert hat.
Verdienste werden ohne direktes Zutun an Hand von guten, rechten Taten vergeben und werden dann - ähnlich wie Geld auf einem Bankkonto - angesammelt und vermehrt. Im Diesseits bestimmt man also durch sein Handeln seinen "Kontostand" und damit das Budget, mit dem man ins nächste Leben geht (Har Dayal: The Bodhisattva doctrine in Buddhist Sanskrit literature, S. 188-189).

Materialien


Artikel erstellt von Christine Meixner 17:07, 10. Okt. 2010 (CEST).