Mythen/Symboltiere/Tierkreis: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 30. September 2010, 10:47 Uhr

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Die zwölf chinesischen Tierkreiszeichen

Ähnlich wie in Europa und dem Vorderen Orient existieren auch in Ostasien zwölf Tierkeiszeichen, die zur Einteilung des Raums, der Zeit und schließlich auch zur horoskopischen Vorhersage von menschlichen Schicksalen verwendet wurden und werden. Es handelt sich dabei in Ostasien um folgende Tiere:

1) Ratte/Maus SHI, ne 7) Pferd GO, uma
2) Ochs/Büffel CHŪ, ushi 8) Schaf/Ziege BI, hitsuji
3) Tiger IN, tora 9) Affe SHIN, saru
4) Hase BŌ, u 10) Hahn YŪ, tori
5) Drache SHIN, tatsu 11) Hund JUTSU, inu
6) Schlange SHI, mi 12) Wildschwein GAI, i

Die Tiere sind in ganz Ostasien mehr oder weniger dieselben. Die Schreibung der Tierkreiszeichen variiert dagegen leicht von Land zu Land und ist hier auf Japanisch wiedergegeben. Die entsprechenden Kanji sind Spezialzeichen der Kalenderkunde. Auch die Aussprache des Tiernamens wird teilweise abgekürzt (Ratte = nezumi, Hase = usagi, Schlange = hebi>mi, Wildschwein = inoshishi). Vorlage:Galerie1

Einteilung von Zeit und Raum

Die Tierkreiszeichen wurden sowohl in der traditionellen Zeit·messung als auch zur Einteilung der Himmelsrichtungen eingesetzt. Im Fall der Himmelsrichtungen entspricht die Ratte (ne) dem Norden, der Hase (u) dem Osten, das Pferd (uma) dem Süden und der Hahn (tori) dem Westen. Die Nebenhimmelsrichtungen werden mit der jeweiligen Kombination von Tiernamen bezeichnet: „Ochse-Tiger“ (ushitora) = Nordost; „Drache-Schlange“ (tatsumi) = Südost; „Ziege-Affe“ (hitsujisaru) = Südwest; „Hund-Schwein“ (inui) = Nordwest. Um die Verwirrung komplett zu machen, wird für diesen Kreis von acht Himmelsrichtungen ein eigenes Set von acht Spezialkanji verwendet, welche dem „Buch der Wandlungen“ (

Yijing 易経 (chin.)

„Buch/Leitfaden der Wandlungen“ (chin. Klassiker); jap. Ekikyō

Text

Der Begriff „Yijing“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Fujin kuniyoshi.jpg
  • Raijin kuniyoshi.jpg

) entstammen.

Entsprechend den Himmelsrichtungen war auch der Tag in 12 Stunden gegliedert, die nicht 60, sondern 120 Minuten andauerten (im Schnitt, denn genau genommen wurde die Zeit zwischen Sonnen·auf- und -unter·gang in jeweils sechs Stunden unterteilt, unabhängig von der Jahreszeit). Die Stunde der Ratte, die ja auch den Norden repräsentiert, entsprach der Mitter·nacht, die Stunde des Hasen (Osten) dem Sonnen·auf·gang, das Pferd (Süden) stand für den Mittag, usw. Die heute noch gebräuchlichen japanischen Ausdrücke gozen (Vormittag) und gogo (Nachmittag) bedeuten wörtlich „vor dem Pferd“ und „nach dem Pferd“.

Außerdem verwendete man die Tier·kreis·zeichen um Jahre, Monate und Tage in Serien von jeweils zwölf Ein·heiten zu arrangieren.

Der 60er Zyklus

Im Fall der Jahre kombinierte man die Tier·kreis·zeichen außerdem mit einem anderen traditionellen Zyklus, dem Zyklus der Fünf Elemente oder Wandlungsphasen: Feuer, Wasser, Holz, Metall, Erde. Die Kombi·nation von Wandlungs·phasen und Tier·kreis·zeichen ergibt den 60er Zyklus. Um hierbei auch noch den Yin-Yang Aspekt zu berücksichtigen, multipliziert man die Fünf Elemente mit zwei und erhält so die sog. „Zehn Himmels·stämme“. Diesen stehen die Tier·kreis·zeichen als die „Zwölf Erd·stämme“ gegenüber. Die Kombination der beiden „Stämme“ ergibt dennoch nur 60 Elemente, doch dies zu erklären führt an dieser Stelle zu weit. Fest steht, dass der 60er Zyklus in ganz Ostasien ein integraler Bestandteil der traditionellen Zeitrechnung ist.

Horoskopische Deutung

Das chinesische Horoskop, das auch in allen von China beeinflussten Nachbar·ländern bekannt ist, basiert auf dem 60er Zyklus. Es fragt in erster Linie nicht nach dem Geburts·monat, sondern nach dem Geburts·jahr und ordnet allen, die im gleichen Jahr geboren sind, gewisse gemeinsame Eigen·schaften zu. Obwohl es etwa als vorteilhaft gilt, im Jahr des Drachen geboren zu werden, haben letztlich alle Tier·kreis·zeichen sowohl positive als auch negative, bzw. neutrale Eigen·schaften. Viele dieser Eigen·schaften sind auch für Laien durchaus nach·zu·voll·zie·hen. Die Ratte gilt bei·spiels·weise als intelli·gent, aber aufgrund ihres Sam·mel·triebes auch als geizig, der Ochse als gut·mütig, aber stur, usw... Darüber hinaus gibt es wie in der europäi·schen Astrologie auch Theorien, zwischen welchen Tier·zeichen grund·sätz·lich eher Harmonie bzw. Dis·harmonie besteht.

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Japanische Geburtenrate, Einbruch im Jahr 1966.
Quelle: Online-Handbuch Demographie [2010/9]

Horoskope, die aufgrund des 60er Zyklus getroffen werden, beein·flus·sen teilweise heute noch die Heirats- und Familien·planung. In Japan gilt es bei·spiels·weise als un·vorteilhaft, eine Frau zu heiraten, die in einem Feuer+Pferd-Jahr (hinoe-uma) geboren wurde, da sowohl das Pferd als auch das Feuer dem Yang-Prinzip zugeordnet sind, also in erster Linie „männliche“ Eigen·schaften re·präsen·tieren. 1966, im letzten Feuer·pferd-Jahr kam es aus diesem Grunde zu einem deut·lichen Ein·bruch in der Geburtenrate, da man ver·meiden wollte, eine Tochter in die Welt zu setzen, die dann unter dem negativen Feuer·pferd-Zeichen zu leiden hätte. Tat·sächlich sind Frauen dieses Jahr·gangs Dis·kriminierungen ver·schie·denster Art ausgesetzt. Es gibt sogar Selbst·hilfe·gruppen von 1966er Frauen, die sich da·gegen zur Wehr setzen. Für Frauen des vor·letzten Feuer·pferd-Jahr·gangs 1906 sollen die Folgen im übrigen noch weitaus schlimmer gewesen sein. Trotz fort·schrei·tender Modernisierung sind diese auf dem traditionellen Kalender be·grün·deten Vor·stellungen also nach wie vor wirksam.

Westliche Tierkreiszeichen und die entsprechende Astrologie sind im Zuge der Orientierung am Westen auch in Japan populär geworden, werden aber weniger ernst genommen. Ein weiterer Unter·schied zu den chinesi·schen besteht darin, dass die chinesischen nichts mit den Stern·bildern am Himmel zu tun haben. Im übrigen waren die westlichen zwölf Tier·kreis·zeichen den Spezialisten der ost·asiatischen Himmels·kunde wohl auch in vor·moderner Zeit bekannt. Siehe dazu die Sidepage Westliche Astrologie im vormodernen Japan.

Ursprungslegenden

Die Jahreseinteilung nach dem 60er Zyklus war bereits in der Han-Zeit bekannt, die zwölf Tierkreiszeichen sind wahrscheinlich noch um vieles älter. Interessanterweise handelt es sich nicht um Sagengestalten oder Fabelwesen wie in Europa, sondern um ziemlich „normale“ Tiere, die im bäuerlichen Alltag einer agrarischen Gesellschaft, sei als Haus- oder Nutztiere, sei es als Gefahr oder Bedrohung, die wichtigste Rolle spielten. Das gilt auch für die Drachen, die als real existierende Wesen aufgefasst wurden. (Sie beherrschten vor allem den Regen und fungieren dank dieser Macht auch heute noch als Glückssymbol.)

Zur Entstehung der Tierkreiszeichen beziehungsweise zur Begründung, wie es zu ihrer Reihenfolge kam, gibt es verschiedene Legenden, die die Einteilung als Ergebnis eines Wettkampfes deuten, der entweder vom legendären „Gelben Kaiser“ (dem Begründer des chinesischen Kalenders) oder von Buddha veranstaltet wurde. Es ging dabei darum, einen großen Fluss zu durchqueren, was dem Ochsen (oder Wasserbüffel) am besten gelang. Dank seiner Gutmütigkeit hatte er aber die Ratte mitgenommen, die im letzten Augenblick vor ihm ans Ufer sprang und so den Wettlauf gewann. Die Ratte soll außerdem die Katze, die auch auf dem Rücken des Ochsen saß, ins Wasser gestoßen haben, weshalb die Katze nicht in den Tierkreiszyklus aufgenommen wurde und der Ratte ewige Feindschaft schwor. Möglich ist allerdings auch, dass die Katze zum Zeitpunkt, als sich der Tierkreiszyklus etablierte, in China noch gar nicht domestiziert war. Die Vietnamesen schufen diesem Umstand Abhilfe, indem sie in ihrem Tierkreiszyklus den Hasen durch die Katze ersetzten.