Bauten/Tempel: Unterschied zwischen den Versionen
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− | {{fl|I}}n der Japanologie wird der Begriff „Tempel“ nur auf buddhistische religiöse Stätten | + | {{fl|I}}n der Japanologie wird der Begriff „Tempel“ nur auf buddhistische religiöse Stätten angewandt, handelt es sich um shin·to·is·tische Orte der Verehrung, spricht man von einem „[[Bauten/Schreine|Schrein]]“. „Tempel“ ist das deutsche Über·setzungs·wort für japanisch: {{glossar:tera}}, {{glossar:jiin}}, {{glossar:ji}}, {{glossar:in}}, {{glossar:san}}. All diese Worte zeigen eine buddhistische Ver·ehrungs·stätten an, im engeren Sinn ein Gebäude, im weiteren eine Anlage, vergleichbar einem hierzulande bekannten Kloster. |
{{Bildbox|Yakushiji_plan.gif|Anlage des Tempels {{glossar:yakushiji}} in Nara|extraclass=noborder}} | {{Bildbox|Yakushiji_plan.gif|Anlage des Tempels {{glossar:yakushiji}} in Nara|extraclass=noborder}} | ||
− | Zwischen Tempeln und Klöstern besteht weder ter·mi·no·lo·gisch noch funktionell ein | + | Zwischen Tempeln und Klöstern besteht weder ter·mi·no·lo·gisch noch funktionell ein Unter·schied. Im Gegen·satz zu christlichen Kirchen dienen sämtliche Gebäude einer Tempel·anlage eher den Mönchen als den Laien. Die meisten Japaner besuchen Tempel daher in der Regel nur an hohen Feier·tagen oder als Touristen. In beiden Fällen genügt es, vor dem ''honzon'' ein kurzes Be·grüßungs·ritual abzuhalten. Oft betritt man dabei die Haupt·halle gar nicht, sondern steigt nur über ein paar Stufen zu einer Veranda, von wo aus man die goldenen Buddha Statuen aus dem dunklen Inneren der Halle heraus·leuchten sieht (s. Kap. Alltag, [[Alltag/Omairi|Tempel- und Schreinbesuch]]). |
Mönche hingegen wohnen in Tempeln, die man insofern auch als „Klöster“ be·zeich·nen kann. Aus·ge·dehnte Kloster·anlagen besitzen Wohn·gebäude für Mönche sowie spezielle Hallen für be·stimmte Gebete und Rituale, an denen Laien üb·licher·weise nicht teil·nehmen. Die typischen Elemente einer solchen Anlage werden auf dieser Seite anhand des Tempels Hōryū-ji dargestellt, die verlinkten Sidepages zeigen Beispiele aus anderen re·präsen·tativen Anlagen. | Mönche hingegen wohnen in Tempeln, die man insofern auch als „Klöster“ be·zeich·nen kann. Aus·ge·dehnte Kloster·anlagen besitzen Wohn·gebäude für Mönche sowie spezielle Hallen für be·stimmte Gebete und Rituale, an denen Laien üb·licher·weise nicht teil·nehmen. Die typischen Elemente einer solchen Anlage werden auf dieser Seite anhand des Tempels Hōryū-ji dargestellt, die verlinkten Sidepages zeigen Beispiele aus anderen re·präsen·tativen Anlagen. | ||
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− | Der Tempel {{glossar:houryuuji}} liegt in der Nähe der alten | + | Der Tempel {{glossar:houryuuji}} liegt in der Nähe der alten Haupt·stadt {{glossar:Nara}} und ist einer der schönsten und ältesten Tempel Japans. Seine drei zentralen Bau·werke stammen aus dem siebenten oder achten Jahr·hundert und gelten als die ältesten Holz·bauten der Welt. Sie wirken schlichter als jüngere Gebäude und be·ein·drucken durch die starken hell-dunkel Kontraste. Doch auch die Gebäude des Hōryū-ji waren ur·sprünglich wie die meisten tradi·tionellen Holz·bauten rot lackiert. Ehemals lag hier das Anwesen von Prinz {{glossar:shoutokutaishi|Shōtoku}}, dem großen Reformer des frühen japa·nischen Staats·wesens, der sich auch stark für die Über·nahme des Bud·dhis·mus als Staats·religion einsetzte (mehr dazu Geschichte, [[Geschichte/Frühzeit|Frühzeit]]). Abgesehen von dieser histo·rischen Be·deu·tung stellt der Hōryū-ji ein an·schau·liches Beispiel einer tradi·tionel·len bud·dhis·tischen Tempel·anlage dar. |
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− | Die Abbildung oben zeigt den Hauptbezirk des Hōryū-ji aus der Vogel·pers·pek·tive. Eine innere qua·dra·tische | + | Die Abbildung oben zeigt den Hauptbezirk des Hōryū-ji aus der Vogel·pers·pek·tive. Eine innere qua·dra·tische Ein·frie·dung umschließt die Haupt·gebäude, außerhalb davon befin·den sich diverse Wohn·gebäude für Mönche, Ver·waltungs·gebäude und Neben·tempel. Deut·lich erkenn·bar ist die Pagode, schräg rechts darüber be·findet sich das Haupt·tor, links darüber die Haupt·halle. Das große Gebäude am linken Rand des inneren Tempel·bezirks ist die soge·nannte Predigt- oder Lese·halle ({{glossar:koudou}}), wo {{skt:sutra|Sutren}} und Predig·ten vor·ge·tragen werden. Die ge·samte Anlage wird zudem von einer zweiten äuße·ren Mauer umge·ben, die hier nicht deut·lich zu erken·nen ist. Diese Mauern besaßen einst durch·aus auch mili·tärische Funk·tionen. Ähnlich wie christ·liche Kirchen boten auch japa·nische Tempel in frü·herer Zeit Schutz vor feind·lichen Heeren. |
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− | Viele größere Tempel besitzen eine Pagode. Zur Zeit der Gründung des Hōryū-ji galten Pagoden als die wichtigsten Tempel·bauten und waren Auf·be·wahrungs·ort des ''honzon''. Pagoden leiten sich von den indi·schen [[Bauten/Tempel/Stupas|Stupas]] ab. Stupas sind Grab·mäler des Buddha und be·herber·gen seine Reliquien. Auch viele japani·sche Tempel geben an, in ihren Pagoden Reliquien des Buddha auf·zu·bewahren. Archi·tekto·nisch hat sich das indische Stupa jedoch unter chinesi·schem Einfluss stark gewandelt und ist zu einem hoch auf·ragenden, weithin | + | Viele größere Tempel besitzen eine Pagode. Zur Zeit der Gründung des Hōryū-ji galten Pagoden als die wichtigsten Tempel·bauten und waren Auf·be·wahrungs·ort des ''honzon''. Pagoden leiten sich von den indi·schen [[Bauten/Tempel/Stupas|Stupas]] ab. Stupas sind Grab·mäler des Buddha und be·herber·gen seine Reliquien. Auch viele japani·sche Tempel geben an, in ihren Pagoden Reliquien des Buddha auf·zu·bewahren. Archi·tekto·nisch hat sich das indische Stupa jedoch unter chinesi·schem Einfluss stark gewandelt und ist zu einem hoch auf·ragenden, weithin sicht·baren Turm geworden. Während jede kultu·relle Epoche in China neue Pagoden·stile ent·wickelte, gelten die japani·schen Pagoden als getreue Abbilder der ur·sprüng·lichen chinesi·schen Holz·bau·weise. In Japan gibt es prinzipiell zwei Stil·formen, nämlich 1) die mehr·stöckige Pagode ({{glossar:tajuutou}}), die meist mit drei oder fünf Stock·werken aus·ge·stattet ist, und 2) die so·ge·nannte „Viel·schatz Pagode“ ({{glossar:tahoutou}}) mit einem kreis·förmigen, bauchigen Grund·ge·schoß, das deutlicher an die indischen Vor·bilder erinnert, aber interessanter·weise archi·tektur·geschicht·lich jünger ist. Im Hōryū-ji gibt es u.a. eine fünf·stöckige Pagode (Abb. links), die zu den berühm·testen „National·schätzen“ Japans zählt. |
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− | Die meisten größeren Tempel besitzen auch eine Glocke aus Bronze, die an einem frei stehenden, über·dachten Gerüst aufgehängt ist. Die Bilder oben zeigen die größte | + | Die meisten größeren Tempel besitzen auch eine Glocke aus Bronze, die an einem frei stehenden, über·dachten Gerüst aufgehängt ist. Die Bilder oben zeigen die größte Tempel·glocke Japans im Tempel {{glossar:Chionin}} in Kyoto, dem Haupt·tempel des [[Geschichte/Amidismus|Jōdo Buddhismus]]. Sie wiegt ca. 70 Tonnen und wird wie die meisten anderen Tempel·glocken auch mit einem hölzernen Schlegel von außen an·ge·schla·gen. Dieser Schlegel ist mit Seilen dergestalt am Glocken·haus befestigt, dass er sich nur in der Horizontalen hin und her bewegen lässt. |
− | Üblicherweise ist ein Erwachsener ohne weiteres in der Lage, eine Tempel·glocke an·zu·schlagen, im Fall der Glocke des Chion-in sind jedoch aufgrund ihrer Größe 17 Mönche dazu nötig. Auf dem Bild sieht man eine Übung für das Aus·läuten des Alten Jahres um Mitter·nacht am 31. Dezember. Das ist der wichtigste | + | Üblicherweise ist ein Erwachsener ohne weiteres in der Lage, eine Tempel·glocke an·zu·schlagen, im Fall der Glocke des Chion-in sind jedoch aufgrund ihrer Größe 17 Mönche dazu nötig. Auf dem Bild sieht man eine Übung für das Aus·läuten des Alten Jahres um Mitter·nacht am 31. Dezember. Das ist der wichtigste zere·monielle Einsatz einer Tempel·glocke. Sie ertönt dabei 108 Mal — einmal für jede der 108 Leidenschaften, die nach bud·dhis·tischer Auffassung auf dem Weg zur Erleuchtung zu überwinden sind. (Ähnlich wie beim Abzählen der Gebetskette {{glossar:juzu}}.) |
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Version vom 18. Juli 2015, 12:52 Uhr
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Bauten/Tempel.
In der Japanologie wird der Begriff „Tempel“ nur auf buddhistische religiöse Stätten angewandt, handelt es sich um shin·to·is·tische Orte der Verehrung, spricht man von einem „Schrein“. „Tempel“ ist das deutsche Über·setzungs·wort für japanisch:
buddhistischer Tempel; das Wort leitet sich von einem koreanischen Begriff her, der ehemals in etwa tyər ausgesprochen wurde
Der Begriff „tera“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
,
buddhistischer Tempel, Kloster
Der Begriff „jiin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
,
buddhistischer Tempel; andere Lesung: tera
Der Begriff „-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
,
Suffix für Institutionen, z.B. buddhistischer Tempel
Der Begriff „-in“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
,
wtl. „Berg“; als Suffix auch: Tempel- oder Klosteranlage (im Ggs. zu Einzelhalle)
Der Begriff „-san“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
. All diese Worte zeigen eine buddhistische Ver·ehrungs·stätten an, im engeren Sinn ein Gebäude, im weiteren eine Anlage, vergleichbar einem hierzulande bekannten Kloster. Vorlage:Bildbox
Zwischen Tempeln und Klöstern besteht weder ter·mi·no·lo·gisch noch funktionell ein Unter·schied. Im Gegen·satz zu christlichen Kirchen dienen sämtliche Gebäude einer Tempel·anlage eher den Mönchen als den Laien. Die meisten Japaner besuchen Tempel daher in der Regel nur an hohen Feier·tagen oder als Touristen. In beiden Fällen genügt es, vor dem honzon ein kurzes Be·grüßungs·ritual abzuhalten. Oft betritt man dabei die Haupt·halle gar nicht, sondern steigt nur über ein paar Stufen zu einer Veranda, von wo aus man die goldenen Buddha Statuen aus dem dunklen Inneren der Halle heraus·leuchten sieht (s. Kap. Alltag, Tempel- und Schreinbesuch). Mönche hingegen wohnen in Tempeln, die man insofern auch als „Klöster“ be·zeich·nen kann. Aus·ge·dehnte Kloster·anlagen besitzen Wohn·gebäude für Mönche sowie spezielle Hallen für be·stimmte Gebete und Rituale, an denen Laien üb·licher·weise nicht teil·nehmen. Die typischen Elemente einer solchen Anlage werden auf dieser Seite anhand des Tempels Hōryū-ji dargestellt, die verlinkten Sidepages zeigen Beispiele aus anderen re·präsen·tativen Anlagen.
Beispiel Hōryū-ji
Der Tempel
Tempel in Ikaruga bei Nara, gegr. 607; wtl. „Tempel des prosperierenden [Buddha]-Gesetzes“
Der Begriff „Hōryū-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
Geographische Lage
liegt in der Nähe der alten Haupt·stadt
Der Begriff „Nara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
Geographische Lage
und ist einer der schönsten und ältesten Tempel Japans. Seine drei zentralen Bau·werke stammen aus dem siebenten oder achten Jahr·hundert und gelten als die ältesten Holz·bauten der Welt. Sie wirken schlichter als jüngere Gebäude und be·ein·drucken durch die starken hell-dunkel Kontraste. Doch auch die Gebäude des Hōryū-ji waren ur·sprünglich wie die meisten tradi·tionellen Holz·bauten rot lackiert. Ehemals lag hier das Anwesen von Prinz
574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent
Der Begriff „Shōtoku Taishi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
, dem großen Reformer des frühen japa·nischen Staats·wesens, der sich auch stark für die Über·nahme des Bud·dhis·mus als Staats·religion einsetzte (mehr dazu Geschichte, Frühzeit). Abgesehen von dieser histo·rischen Be·deu·tung stellt der Hōryū-ji ein an·schau·liches Beispiel einer tradi·tionel·len bud·dhis·tischen Tempel·anlage dar.
Tempelanlage
Ein Tempel ist typischer·weise von einer Mauer umgeben, in der Tore in den vier Himmels·richtungen angebracht sind. Das Haupt·tor weist meist in Richtung Süden. Innerhalb der Mauer befinden sich Haupt·halle, Pagode und andere religiöse Gebäude.
Die Abbildung oben zeigt den Hauptbezirk des Hōryū-ji aus der Vogel·pers·pek·tive. Eine innere qua·dra·tische Ein·frie·dung umschließt die Haupt·gebäude, außerhalb davon befin·den sich diverse Wohn·gebäude für Mönche, Ver·waltungs·gebäude und Neben·tempel. Deut·lich erkenn·bar ist die Pagode, schräg rechts darüber be·findet sich das Haupt·tor, links darüber die Haupt·halle. Das große Gebäude am linken Rand des inneren Tempel·bezirks ist die soge·nannte Predigt- oder Lese·halle (
Predigt- oder Vortragshalle eines Tempels
Der Begriff „kōdō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), wo
Der Begriff „sutra“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
und Predig·ten vor·ge·tragen werden. Die ge·samte Anlage wird zudem von einer zweiten äuße·ren Mauer umge·ben, die hier nicht deut·lich zu erken·nen ist. Diese Mauern besaßen einst durch·aus auch mili·tärische Funk·tionen. Ähnlich wie christ·liche Kirchen boten auch japa·nische Tempel in frü·herer Zeit Schutz vor feind·lichen Heeren.
Mon — das Tempeltor
Nara-Zeit, 7. Jh. Bildquelle: Lonely Trip, über Internet Archive.
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Bauten/Tempel.
In den Mauern rund um die Anlage sind in der Regel mehrere Tore angebracht. Das Haupt·tor, und damit auch der Haupt·zu·gangsweg, befindet sich meist im Süden. Ähnlich wie weltliche Paläste „blickt“ ein bud·dhis·tischer Tempel also üblicherweise von Norden nach Süden. Bud·dhis·tische Tempel·tore stellen bereits für sich genommen eindrucksvolle archi·tek·tonische Bau·werke dar. Links und rechts des Eingangs sind meist zwei furchter·regende bud·dhis·tische Wächter·gott·heiten (
Wächterfigur, Torwächter
Der Begriff „niō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
) aufgestellt (s.a. Kap. „Ikono·graphie“: Torwächter). Die Größe des Tores spiegelt zumeist das Prestige eines Tempels wider. Große Tempel·tore verfügen in der Regel über ein Ober·geschoß, in dem Tempel·schätze unter·gebracht sein können.
Hondō — die Haupthalle
Die Haupthalle (
Haupthalle eines Tempels
Der Begriff „hondō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
oder
Haupthalle eines Tempels; Synonym von hondō
Der Begriff „kondō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
) des Hōryū-ji soll aus dem Jahr 680(!) stammen, wurde aber im 8. Jahr·hundert erneuert und möglicher·weise modi·fiziert. In jedem Fall ist sie weit über tausend Jahre alt. Hier werden das Haupt·heilig·tum des Tempels (
Hauptheiligtum eines Tempels
Der Begriff „honzon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
), aber auch diverse andere Buddha-Statuen auf·bewahrt. Früher waren die honzon eines Tempels für Laien meist nicht frei zugänglich, sondern wurden nur zu bestimmten Anlässen gezeigt. Die Haupt·hallen der japanischen Tempel·bauten sind also nicht wie christliche Kirchen für allgemeine Gottes·dienste gedacht. Oft gibt es zusätzlich zur Haupt·halle noch eine Predigthalle (
Predigt- oder Vortragshalle eines Tempels
Der Begriff „kōdō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), doch auch diese wird in erster Linie von den Mönchen benützt.
Honzon — das Hauptheiligtum
Werk von Tori Busshi (Kuratsukuri no Tori). Asuka-Zeit, 623. Bildquelle: unbekannt.
Das Haupt·heilig·tum des Hōryū-ji ist eine sogenannte
jap. Name des historischen Buddha, Shakyamuni
Der Begriff „Shaka Nyorai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
-Trinität mit Buddha Shakyamuni, dem historischen Buddha, in der Mitte, und seinen „Assistenten“
Bodhisattva Manjushri; Schüler des historischen Buddha
Der Begriff „Monju Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
und
Bodhisattva Samantabhadra; Begleiter des Shaka Nyorai
Der Begriff „Fugen Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
. Eine solche Dar·stellung von Buddhas in Dreier·gruppen ist in der gesamten bud·dhis·tischen Welt üblich. Tempel, in denen der historische Buddha das Haupt·heilig·tum darstellt, sind allerdings nicht die Regel. Vor allem in späterer Zeit wird Buddha
„Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)
Der Begriff „Shakyamuni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
von Amida oder Dainichi überflügelt. In der Frühzeit des japanischen Bud·dhis·mus war außerdem der „Medizin-Buddha“,
Buddha der Medizin; skt. Bhaisajyaguru
Der Begriff „Yakushi Nyorai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
, sehr populär.
Tō — die Pagode
Nara-Zeit, errichtet 711. Lonely Trip, 2003.
Viele größere Tempel besitzen eine Pagode. Zur Zeit der Gründung des Hōryū-ji galten Pagoden als die wichtigsten Tempel·bauten und waren Auf·be·wahrungs·ort des honzon. Pagoden leiten sich von den indi·schen Stupas ab. Stupas sind Grab·mäler des Buddha und be·herber·gen seine Reliquien. Auch viele japani·sche Tempel geben an, in ihren Pagoden Reliquien des Buddha auf·zu·bewahren. Archi·tekto·nisch hat sich das indische Stupa jedoch unter chinesi·schem Einfluss stark gewandelt und ist zu einem hoch auf·ragenden, weithin sicht·baren Turm geworden. Während jede kultu·relle Epoche in China neue Pagoden·stile ent·wickelte, gelten die japani·schen Pagoden als getreue Abbilder der ur·sprüng·lichen chinesi·schen Holz·bau·weise. In Japan gibt es prinzipiell zwei Stil·formen, nämlich 1) die mehr·stöckige Pagode (
mehrstöckige Pagode
Der Begriff „tajū-tō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), die meist mit drei oder fünf Stock·werken aus·ge·stattet ist, und 2) die so·ge·nannte „Viel·schatz Pagode“ (
einstöckiger Pagodentyp, wtl. „Vielschatzpagode“
Der Begriff „tahō-tō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
) mit einem kreis·förmigen, bauchigen Grund·ge·schoß, das deutlicher an die indischen Vor·bilder erinnert, aber interessanter·weise archi·tektur·geschicht·lich jünger ist. Im Hōryū-ji gibt es u.a. eine fünf·stöckige Pagode (Abb. links), die zu den berühm·testen „National·schätzen“ Japans zählt.
Seitengebäude
Nara-Zeit, 739. Wikimedia Commons, 663highland, 2010.
Größere Tempe·lanlagen besitzen meist verschiedene Seiten·tempel oder ganze Seiten·anlagen, die anderen Buddhas oder
„Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
Der Begriff „Bodhisattva“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
geweiht sind. Daneben können sich auch Shintō Schreine innerhalb einer bud·dhis·tischen Tempel·anlage befinden. Der Hōryu-ji verfügt neben dem hier vorgestellten Westlichen Tempelbezirk auch noch über einen Östlichen Tempel·bezirk, der wiederum einen inneren und einen äußeren Teil hat. Haupt·gebäude des Östlichen Bezirks ist die „Halle der Träume“ (
Der Begriff „Yumedono“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
), die
Bodhisattva Avalokiteshvara, wtl. „der den Klang der Welt erhört“; „Bodhisattva des Mitleids“; s.a. Kannon, Guanyin;
Der Begriff „Kannon Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
geweiht ist. Diese Halle ist ein besonders schönes Beispiel für die in der Umgebung von Nara recht häufigen Kapellen mit sechs- oder acht·eckigem Grundriss.
Tempelglocke
Edo-Zeit, 1636. Wada Yoshio (mit freundlicher Genehmigung).
Die meisten größeren Tempel besitzen auch eine Glocke aus Bronze, die an einem frei stehenden, über·dachten Gerüst aufgehängt ist. Die Bilder oben zeigen die größte Tempel·glocke Japans im Tempel
Der Begriff „Chion-in“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
Geographische Lage
in Kyoto, dem Haupt·tempel des Jōdo Buddhismus. Sie wiegt ca. 70 Tonnen und wird wie die meisten anderen Tempel·glocken auch mit einem hölzernen Schlegel von außen an·ge·schla·gen. Dieser Schlegel ist mit Seilen dergestalt am Glocken·haus befestigt, dass er sich nur in der Horizontalen hin und her bewegen lässt.
Üblicherweise ist ein Erwachsener ohne weiteres in der Lage, eine Tempel·glocke an·zu·schlagen, im Fall der Glocke des Chion-in sind jedoch aufgrund ihrer Größe 17 Mönche dazu nötig. Auf dem Bild sieht man eine Übung für das Aus·läuten des Alten Jahres um Mitter·nacht am 31. Dezember. Das ist der wichtigste zere·monielle Einsatz einer Tempel·glocke. Sie ertönt dabei 108 Mal — einmal für jede der 108 Leidenschaften, die nach bud·dhis·tischer Auffassung auf dem Weg zur Erleuchtung zu überwinden sind. (Ähnlich wie beim Abzählen der Gebetskette
.)
Verweise
Verwandte Themen
Internetquellen
- Hōryū-ji, Oriental Architecture
- Prince Shotoku's Temple, Henry Smith (en.)
Eine sehr empfehlenswerte Einführung in die Geschichte und Kunstgeschichte des Hōryū-ji von Prof. Henry Smith (Columbia University).
Bilder
- ^ Horyuji birdseye.jpg
- ^ Dieses Tor (mon) wird als Mitteltor (chūmon) bezeichnet, weil es sich in der inneren Einfriedung des Tempels Hōryū-ji befindet. Es besitzt einen zweigeteilten Durchgang. Üblicherweise gibt es nur einen zentralen, bzw. drei Durchgänge. Nur im Hōryū-ji gibt es den Fall, dass ein Mittelpfosten quasi den natürlichen Zugang zum Tempel blockiert.
Nara-Zeit, 7. Jh. Bildquelle: Lonely Trip, über Internet Archive. - ^ Haupthalle (kondō) des Hōryū-ji
Nara-Zeit, 7. Jh. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Shaka-Trinität bestehend aus Shaka Nyorai, flankiert von den Bodhisattvas Yakuō und Yakujō, eine damals häufige Kombination. Hauptheiligtum (honzon) des Hōryū-ji. Die Figurengruppe stammt von Tori Busshi, dem gleichen Bildhauer koreanischer Herkunft, der zuvor auch den sog. Asuka daibutsu schuf. Auch stilistisch zeigen die Figuren noch einen starken Einfluss der damaligen buddhistischen Kunst Chinas und Koreas. An der Rückseite der Aureole ist eine Inschrift angebracht, die nicht nur den Bildhauer nennt, sondern auch den Anlass der Herstellung nennt: Sie wurde 622 in Auftrag gegeben, um damit für die Gesundung des Prinzregenten Shōtoku Taishi zu beten. Als der Prinzregent 622 dennoch starb, wurde die Statue umgewidmet und sollte ihm nun für eine Wiedergeburt im Reinen Land nützlich sein.
Ob Text und Aureole tatsächlich aus dem angegebenen Jahr (623) stammen oder eventuell erst einige Jahrzehnte später angefertigt wurden, ist unter Experten umstritten. Es besteht jedoch Konsens, dass es sich um den ältesten erzählenden Text der japanischen Literaturgeschichte handelt.
Werk von Tori Busshi (Kuratsukuri no Tori). Asuka-Zeit, 623. Bildquelle: unbekannt.
- ^ Ein charakteristisches Merkmal dieser sehr alten Holzpagode (tō) des Hōryū-ji ist das relativ breite Untergeschoß.
Nara-Zeit, errichtet 711. Lonely Trip, 2003. - ^ Zentrales Bauwerk des östlichen Tempelbezirks des Hōryū-ji. Achteckiger Grundriss. Im Inneren befindet sich eine Statue des Kannon (Guze Kannon), die angeblich die Züge des Prinzen Shōtoku (574–622) trägt.
Nara-Zeit, 739. Wikimedia Commons, 663highland, 2010. - ^ Tempelglocke des Chion-in in Kyōto, die größte Tempelglocke Japans. Die Herstellung fällt in die erste Blüte-Zeit der Tokugawa-Dynastie. Ihr besonderes Ausmaß erklärt sich wohl aus der Tatsache, dass die Tokugawa selbst dem Jōdo Buddhismus angehörten und daher den Chion-in, den Haupttempel dieser Richtung, besonders hervorheben wollten.
Edo-Zeit, 1636. Wada Yoshio (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Glocke chionin2.jpg
Glossar
- Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
- Kannon Bosatsu 観音菩薩 ^ Bodhisattva Avalokiteshvara, wtl. „der den Klang der Welt erhört“; „Bodhisattva des Mitleids“; s.a. Kannon, Guanyin;
- Shaka sanzon 釈迦三尊 ^ Dreiergruppe bestehend aus Buddha Śākyamuni (jap. Shaka Nyorai), flankiert von zwei Begleitern (meist etwas kleiner dargestellte Bodhisattvas)
- Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि ^ „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)
- Shōtoku Taishi 聖徳太子 ^ 574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent
- Yakushi Nyorai 薬師如来 ^ Buddha der Medizin; skt. Bhaisajyaguru
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