Geschichte/Kokugaku: Unterschied zwischen den Versionen

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Eine Folge des erwähnten Einflusses [[Geschichte:Neo-Konfuzianismus | neo-konfuzianischer Gedanken]] in der {{glossar:edo}}-Zeit war ein vermehrtes Interesse an Geschichte und eine neue Lesart geschichtlicher Quellen. Im esoterisch-buddhistischen Diskurs des japanischen Mittelalters durchforstete man alte Texte beständig nach zahlen- und zeichenmystischen Übereinstimmungen mit den eigenen religiösen Lehren. Man konnte auf diese Weise auch in solchen Texten religiöse Offenbarungen finden, die ideengeschichtlich nichts mit der eigenen Richtung zu tun hatten. Buddhistische Sutren, chinesische Klassiker und einheimische Mythen wurden sowohl von den Angehörigen verschiedener buddhistischer Richtungen als auch von den frühen Shintoisten auf diese Weise fast wahllos zur Bestätigung des jeweiligen Standpunkts herangezogen.
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Eine Folge des erwähnten Einflusses [[Geschichte:Neo-Konfuzianismus | neo-konfuzianischer Gedanken]] in der {{glossar:edo}}-Zeit war ein ver·mehrtes Interesse an Geschichte und eine neue Lese·art ge·schicht·licher Quellen. Im esoterisch-buddhistischen Diskurs des japanischen Mittel·alters durchforstete man alte Texte be·ständig nach zahlen- und zeichenmystischen Über·ein·stim·mungen mit den eigenen religiösen Lehren. Man konnte auf diese Weise auch in solchen Texten religiöse Offenbarungen finden, die ideen·ge·schicht·lich nichts mit der eigenen Richtung zu tun hatten. Buddhistische Sutren, chinesische Klassiker und ein·heimische Mythen wurden sowohl von den An·ge·hörigen ver·schiedener buddhistischer Richtungen als auch von den frühen Shintoisten auf diese Weise fast wahl·los zur Bestätigung des jeweiligen Standpunkts herangezogen.
 
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Unter konfuzianischem Einfluss wurde diese Praxis schrittweise in den Hintergrund gedrängt (obwohl auch die Anhänger {{glossar:zhuxi}} nicht immer ganz frei davon waren). Gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts trat mit der „Lehre vom Alten“ ({{glossar:kogaku}}) eine Denkschule auf, die eine Entmystifizierung der Geschichte und der klassischen Schriften forderte. Man bemühte sich darum, den ursprünglichen Sinn der klassischen Schriften wieder zu entdecken und die Fracht der mystifizierenden Interpretationen, die sich um diese Texte gebildet hatten, über Bord zu werfen. Das Interesse der ''kogaku'' war dabei auf das klassische China gerichtet, doch bereitete sie methodisch die spätere {{glossar:kokugaku}} „Lehre [unseres] Landes“ (also die Lehre Japans) vor. Beide Schulen wandten sich zunächst der kritisch-philologischen Analyse alter Texte zu. Im Gegensatz zu ''kogaku'' lehnte jedoch die ''kokugaku'' chinesisches Denken und chinesische Texte als „fremd“ ab und konzentrierte sich ganz auf das, was als unverfälscht Japanisch wahrgenommen wurde.
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Unter konfuzianischem Einfluss wurde diese Praxis schrittweise in den Hinter·grund ge·drängt (obwohl auch die Anhänger {{glossar:zhuxi}} nicht immer ganz frei davon waren). Gegen Ende des sieb·zehnten Jahr·hunderts trat mit der „Lehre vom Alten“ ({{glossar:kogaku}}) eine Denk·schule auf, die eine Ent·mystifizierung der Ge·schichte und der klassischen Schriften forderte. Man be·mühte sich darum, den ur·sprüng·lichen Sinn der klassischen Schriften wieder zu ent·decken und die Fracht der mystifizierenden Inter·preta·tionen, die sich um diese Texte ge·bildet hatten, über Bord zu werfen. Das Interesse der ''kogaku'' war dabei auf das klassische China ge·richtet, doch be·reitete sie methodisch die spätere {{glossar:kokugaku}} „Lehre [unseres] Landes“ (also die Lehre Japans) vor. Beide Schulen wandten sich zu·nächst der kritisch-philologischen Analyse alter Texte zu. Im Gegen·satz zu ''kogaku'' lehnte jedoch die ''kokugaku'' chinesisches Denken und chinesische Texte als „fremd“ ab und konzentrierte sich ganz auf das, was als un·ver·fälscht Japanisch wahr·ge·nommen wurde.
  
 
==Die wichtigsten Vertreter der Kokugaku==
 
==Die wichtigsten Vertreter der Kokugaku==
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* {{glossar:keichuu}} (1640–1701), ein {{Glossar:Shingonshuu | Shingon}} Mönch, gilt als Vorläufer der ''kokugaku''. Er studiert zunächst das Sanskrit und seine Grammatik, bevor er sich der japanischen Klassik zuwendet, und entwickelt auf beiden Gebieten eine neue Herangehensweise, die für spätere ''kokugaku'' Gelehrte wichtige Ansätze enthält.
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* {{glossar:keichuu}} (1640–1701), ein {{Glossar:Shingonshuu | Shingon}} Mönch, gilt als Vorläufer der ''kokugaku''. Er studiert zu·nächst das Sanskrit und seine Grammatik, bevor er sich der japanischen Klassik zu·wendet, und ent·wickelt auf beiden Gebieten eine neue Her·an·gehens·weise, die für spätere ''kokugaku'' Gelehrte wichtige An·sätze ent·hält.
* {{glossar:kadaazumamaro}} (1669–1736) wurde rückblickend als der eigentliche Begründer der ''kokugaku'' angesehen, da er 1728 um eine Genehmigung zur Errichtung einer entsprechenden Schule angesucht haben soll. In Azumamaros Ansuchen an das Shogunat ist explizit von dem Ziel die Rede, den alten „Weg Japans“ zu studieren, der durch die Einflüsse von Buddhismus und Konfuzianismus in Vergessenheit geraten sei. Neuere Forschungen erachten dieses Dokument zwar für eine nachträgliche Fälschung (McNally 2005), die Ziele der Kokugaku werden darin aber in jedem Fall klar umrissen.
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* {{glossar:kadaazumamaro}} (1669–1736) wurde rück·blickend als der eigent·liche Begründer der ''kokugaku'' angesehen, da er 1728 um eine Ge·nehmigung zur Er·richtung einer ent·sprechenden Schule an·ge·sucht haben soll. In Azumamaros Ansuchen an das Shogunat ist explizit von dem Ziel die Rede, den alten „Weg Japans“ zu studieren, der durch die Einflüsse von Buddhismus und Konfuzianismus in Ver·gessen·heit geraten sei. Neuere Forschungen er·achten dieses Dokument zwar für eine nach·trägliche Fälschung (McNally 2005), die Ziele der Kokugaku werden darin aber in jedem Fall klar um·rissen.
* {{glossar:kamonomabuchi}} (1697–1769) aus der Priesterfamilie des Kamo Schreins erschließt die älteste japanische Gedichte-Sammlung ''Manyōshū''. Die meisten seiner Schüler, u.a. der Dichter Ueda Akinari, führen sein besonderes Interesse für die älteste japanische Poetik weiter fort.
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* {{glossar:kamonomabuchi}} (1697–1769) aus der Priester·familie des Kamo Schreins erschließt die älteste japanische Gedichte-Sammlung ''Manyōshū''. Die meisten seiner Schüler, u.a. der Dichter Ueda Akinari, führen sein be·sonderes Interesse für die älteste japanische Poetik weiter fort.
* {{glossar:motoorinorinaga}} (1730–1801), ein Schüler Mabuchis, der im Brotberuf Arzt ist, wendet sich dem japanischen Mythos zu. Seine philologische Entschlüsselung des {{glossar:kojiki}} (''Kojiki-den'') gilt als sein Hauptwerk und zugleich als intellektueller Höhepunkt der ''kokugaku''. Mit seiner Forschung versucht er, das Denken und die Religion der alten Vorfahren wiederzuerwecken. Neben seinen unleugbaren Errungenschaften auf dem Gebiet der philologischen Rekonstruktion und Analyse sind seine Studien auch von einem diffusen religiösen Sendungsbewusstsein getragen.
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* {{glossar:motoorinorinaga}} (1730–1801), ein Schüler Mabuchis, der im Brotberuf Arzt ist, wendet sich dem japanischen Mythos zu. Seine philologische Ent·schlüsselung des {{glossar:kojiki}} (''Kojiki-den'') gilt als sein Haupt·werk und zu·gleich als intellektueller Höhe·punkt der ''kokugaku''. Mit seiner Forschung ver·sucht er, das Denken und die Religion der alten Vor·fahren wieder·zu·erwecken. Neben seinen un·leug·baren Er·rungen·schaften auf dem Gebiet der philologischen Rekonstruktion und Analyse sind seine Studien auch von einem diffusen religiösen Sendungs·be·wusst·sein getragen.
* {{glossar:hirataatsutane}} (1776–1843) rückt den politisch-religiösen Aspekt der ''kokugaku'' weiter in den Vordergrund. Unter ihm mutiert die Bewegung von einer Gelehrtengesellschaft zu einer politischen Initiative, aus der die ersten konkreten Pläne zur Wiedererrichtung der Tenno Herrschaft und damit zur {{glossar:meiji}}-Restauration entstehen. Wie Norinaga bemüht auch er sich um eine Wiederfindung des vorbuddhistischen Shinto.
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* {{glossar:hirataatsutane}} (1776–1843) rückt den politisch-religiösen Aspekt der ''kokugaku'' weiter in den Vor·der·grund. Unter ihm mutiert die Be·wegung von einer Gelehrten·gesell·schaft zu einer politischen Initiative, aus der die ersten konkreten Pläne zur Wieder·errichtung der Tenno Herr·schaft und damit zur {{glossar:meiji}}-Restauration entstehen. Wie Norinaga bemüht auch er sich um eine Wiederfindung des vorbuddhistischen Shinto.
  
 
==Kokugaku und Shinto==
 
==Kokugaku und Shinto==
  
Unter dem Einfluss der ''kokugaku'' entwickelt sich die Idee, dass Shinto seit alters her unveränderlich auf die japanische Religion und Mentalität wirkt und vom Buddhismus nur übertüncht wurde, zum Credo. Shinto und Tenno-Kult werden zu einem System verschmolzen, das zum Wesen der japanischen Kultur erklärt wird. Besonders innerhalb der Hirata Schule erhält die anfänglich rein akademische Richtung eine explizit nationalistische Ausrichtung. Aus der Verklärung der Vergangenheit wird eine rückwärtsgewandte, Tenno-zentristische Ideologie, die im zwanzigsten Jahrhundert die Auserwähltheit Japans rechtfertigen und zur Legitimation der Greueltaten des japanischen Ultranationalismus dienen wird. Ideengeschichtlich lassen sich durchaus Parallelen zur Entwicklung von der deutschen Romantik zum deutschen Faschismus feststellen.
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Unter dem Einfluss der ''kokugaku'' entwickelt sich die Idee, dass Shinto seit alters her un·ver·änderlich auf die japanische Religion und Mentalität wirkt und vom Bud·dhis·mus nur über·tüncht wurde, zum Credo. Shinto und Tenno-Kult werden zu einem System ver·schmolzen, das zum Wesen der japanischen Kultur erklärt wird. Besonders inner·halb der Hirata Schule erhält die an·fäng·lich rein akademische Richtung eine explizit nationalistische Aus·richtung. Aus der Ver·klärung der Ver·gangen·heit wird eine rückwärts·gewandte, Tenno-zentristische Ideologie, die im zwanzigsten Jahr·hundert die Aus·er·wählt·heit Japans recht·fertigen und zur Legitimation der Greuel·taten des japanischen Ultra·natio·nalis·mus dienen wird. Ideen·geschicht·lich lassen sich durchaus Parallelen zur Ent·wicklung von der deutschen Romantik zum deutschen Faschismus feststellen.
  
Andererseits führte die Beschäftigung der ''kokugaku'' mit alten Texten zu Erkenntnissen, die teilweise bis heute Geltung haben. Die Maxime der ''kokugaku'', alte Schriften nicht als göttliche Botschaften, sondern als Texte von Menschen für Menschen zu lesen, enthält ein aufklärerisches Potential, durch das uns die Gedanken der ''kokugaku''-Gelehrten näher stehen, als die Spekulationen früherer Gelehrtengenerationen. Vielleicht ist dies mit ein Grund dafür, dass das Shinto-Bild der ''kokugaku'' bis heute die gängigen Vorstellungen von japanischer Religion prägt.
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Andererseits führte die Beschäftigung der ''kokugaku'' mit alten Texten zu Er·kennt·nissen, die teil·weise bis heute Geltung haben. Die Maxime der ''kokugaku'', alte Schriften nicht als göttliche Bot·schaften, sondern als Texte von Menschen für Menschen zu lesen, enthält ein aufklärerisches Potential, durch das uns die Ge·danken der ''kokugaku''-Gelehrten näher stehen, als die Spekulationen früherer Gelehrten·generationen. Vielleicht ist dies mit ein Grund dafür, dass das Shinto-Bild der ''kokugaku'' bis heute die gängigen Vor·stellungen von japanischer Religion prägt.
  
 
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Version vom 27. September 2010, 14:53 Uhr

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Kokugaku.

Kokugaku: Back to the roots

Eine Folge des erwähnten Einflusses neo-konfuzianischer Gedanken in der

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar

-Zeit war ein ver·mehrtes Interesse an Geschichte und eine neue Lese·art ge·schicht·licher Quellen. Im esoterisch-buddhistischen Diskurs des japanischen Mittel·alters durchforstete man alte Texte be·ständig nach zahlen- und zeichenmystischen Über·ein·stim·mungen mit den eigenen religiösen Lehren. Man konnte auf diese Weise auch in solchen Texten religiöse Offenbarungen finden, die ideen·ge·schicht·lich nichts mit der eigenen Richtung zu tun hatten. Buddhistische Sutren, chinesische Klassiker und ein·heimische Mythen wurden sowohl von den An·ge·hörigen ver·schiedener buddhistischer Richtungen als auch von den frühen Shintoisten auf diese Weise fast wahl·los zur Bestätigung des jeweiligen Standpunkts herangezogen. Vorlage:Galerie1

Unter konfuzianischem Einfluss wurde diese Praxis schrittweise in den Hinter·grund ge·drängt (obwohl auch die Anhänger

Zhu Xi 朱熹 (chin.)

1130–1200; chin. Philosoph; Begründer des Neo-Konfuzianismus

Gelehrte Person

Der Begriff „Zhu Xi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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nicht immer ganz frei davon waren). Gegen Ende des sieb·zehnten Jahr·hunderts trat mit der „Lehre vom Alten“ (

kogaku 古学 (jap.)

„Lehre vom Alten“, neo-konfuzianische Richtung der Edo-Zeit

Schulrichtung

Der Begriff „kogaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) eine Denk·schule auf, die eine Ent·mystifizierung der Ge·schichte und der klassischen Schriften forderte. Man be·mühte sich darum, den ur·sprüng·lichen Sinn der klassischen Schriften wieder zu ent·decken und die Fracht der mystifizierenden Inter·preta·tionen, die sich um diese Texte ge·bildet hatten, über Bord zu werfen. Das Interesse der kogaku war dabei auf das klassische China ge·richtet, doch be·reitete sie methodisch die spätere

kokugaku 国学 (jap.)

„Lehre des Landes“, Nationale Schule, Nativismus; in der Edo-Zeit entstandene Gelehrtentradition, die ihren Fokus auf das nationale Erbe Japans richtete

Schulrichtung

Der Begriff „kokugaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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„Lehre [unseres] Landes“ (also die Lehre Japans) vor. Beide Schulen wandten sich zu·nächst der kritisch-philologischen Analyse alter Texte zu. Im Gegen·satz zu kogaku lehnte jedoch die kokugaku chinesisches Denken und chinesische Texte als „fremd“ ab und konzentrierte sich ganz auf das, was als un·ver·fälscht Japanisch wahr·ge·nommen wurde.

Die wichtigsten Vertreter der Kokugaku

Vorlage:Wrapper

Keichū 契沖 (jap.)

1640–1701; philologischer Gelehrter, Vorläufer der kokugaku

Gelehrte Person

Der Begriff „Keichū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

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(1640–1701), ein

Shingon-shū 真言宗 (jap.)

Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan

Schulrichtung

Der Begriff „Shingon-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Mönch, gilt als Vorläufer der kokugaku. Er studiert zu·nächst das Sanskrit und seine Grammatik, bevor er sich der japanischen Klassik zu·wendet, und ent·wickelt auf beiden Gebieten eine neue Her·an·gehens·weise, die für spätere kokugaku Gelehrte wichtige An·sätze ent·hält.
Kada Azumamaro 荷田春満 (jap.)

1669–1736; kokugaku-Gelehrter

Gelehrte Person

Der Begriff „Kada Azumamaro“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Azumamaro hokusai.jpg
(1669–1736) wurde rück·blickend als der eigent·liche Begründer der kokugaku angesehen, da er 1728 um eine Ge·nehmigung zur Er·richtung einer ent·sprechenden Schule an·ge·sucht haben soll. In Azumamaros Ansuchen an das Shogunat ist explizit von dem Ziel die Rede, den alten „Weg Japans“ zu studieren, der durch die Einflüsse von Buddhismus und Konfuzianismus in Ver·gessen·heit geraten sei. Neuere Forschungen er·achten dieses Dokument zwar für eine nach·trägliche Fälschung (McNally 2005), die Ziele der Kokugaku werden darin aber in jedem Fall klar um·rissen.
Kamo no Mabuchi 賀茂真淵 (jap.)

1697–1769; kokugaku-Gelehrter

Gelehrte Person

Der Begriff „Kamo no Mabuchi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Mabuchi.jpg
(1697–1769) aus der Priester·familie des Kamo Schreins erschließt die älteste japanische Gedichte-Sammlung Manyōshū. Die meisten seiner Schüler, u.a. der Dichter Ueda Akinari, führen sein be·sonderes Interesse für die älteste japanische Poetik weiter fort.
Motoori Norinaga 本居宣長 (jap.)

1730–1801; Shintō-Gelehrter der „nationalen Schule“ (kokugaku)

Gelehrte Person

Der Begriff „Motoori Norinaga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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(1730–1801), ein Schüler Mabuchis, der im Brotberuf Arzt ist, wendet sich dem japanischen Mythos zu. Seine philologische Ent·schlüsselung des

Kojiki 古事記 (jap.)

„Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)

Text

Der Begriff „Kojiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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(Kojiki-den) gilt als sein Haupt·werk und zu·gleich als intellektueller Höhe·punkt der kokugaku. Mit seiner Forschung ver·sucht er, das Denken und die Religion der alten Vor·fahren wieder·zu·erwecken. Neben seinen un·leug·baren Er·rungen·schaften auf dem Gebiet der philologischen Rekonstruktion und Analyse sind seine Studien auch von einem diffusen religiösen Sendungs·be·wusst·sein getragen.
Hirata Atsutane 平田篤胤 (jap.)

1776–1843; kokugaku-Gelehrter

Gelehrte Person

Der Begriff „Hirata Atsutane“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Atsutane.jpg
  • Taimenzu2.jpg

(1776–1843) rückt den politisch-religiösen Aspekt der kokugaku weiter in den Vor·der·grund. Unter ihm mutiert die Be·wegung von einer Gelehrten·gesell·schaft zu einer politischen Initiative, aus der die ersten konkreten Pläne zur Wieder·errichtung der Tenno Herr·schaft und damit zur

Meiji 明治 (jap.)

posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt

Der Begriff „Meiji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

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-Restauration entstehen. Wie Norinaga bemüht auch er sich um eine Wiederfindung des vorbuddhistischen Shinto.

Kokugaku und Shinto

Unter dem Einfluss der kokugaku entwickelt sich die Idee, dass Shinto seit alters her un·ver·änderlich auf die japanische Religion und Mentalität wirkt und vom Bud·dhis·mus nur über·tüncht wurde, zum Credo. Shinto und Tenno-Kult werden zu einem System ver·schmolzen, das zum Wesen der japanischen Kultur erklärt wird. Besonders inner·halb der Hirata Schule erhält die an·fäng·lich rein akademische Richtung eine explizit nationalistische Aus·richtung. Aus der Ver·klärung der Ver·gangen·heit wird eine rückwärts·gewandte, Tenno-zentristische Ideologie, die im zwanzigsten Jahr·hundert die Aus·er·wählt·heit Japans recht·fertigen und zur Legitimation der Greuel·taten des japanischen Ultra·natio·nalis·mus dienen wird. Ideen·geschicht·lich lassen sich durchaus Parallelen zur Ent·wicklung von der deutschen Romantik zum deutschen Faschismus feststellen.

Andererseits führte die Beschäftigung der kokugaku mit alten Texten zu Er·kennt·nissen, die teil·weise bis heute Geltung haben. Die Maxime der kokugaku, alte Schriften nicht als göttliche Bot·schaften, sondern als Texte von Menschen für Menschen zu lesen, enthält ein aufklärerisches Potential, durch das uns die Ge·danken der kokugaku-Gelehrten näher stehen, als die Spekulationen früherer Gelehrten·generationen. Vielleicht ist dies mit ein Grund dafür, dass das Shinto-Bild der kokugaku bis heute die gängigen Vor·stellungen von japanischer Religion prägt.