Alltag/Opfergaben/Ema: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
Zeile 23: Zeile 23:
 
Art und Inhalt der Beschriftung von ''ema'' variieren ebenso stark wie die Motive, mit denen sie geschmückt sind. Laut dem englischen Religions·anthropo·logen Ian Reader wird heute ein überproportional hoher Anteil von ''ema'' von Jungendlichen und insbesondere von Mädchen verfasst. Die häufigsten Wünsche beziehen sich auf schulischen Erfolg (Aufnahms·prüfungen), aber auch Themen wie Liebe und Heirat sind oft zu finden. Ältere Menschen thematisieren Gesundheit und Geldnöte. Auffallend ist laut Reader, dass tiefer gehende religiöse Themen, etwa genereller Dank oder Lob an die Gottheiten völlig fehlen. Die japanische Redensart „in schweren Zeiten wendet man sich den Göttern zu“ ({{glossar:kurushiitoki}}), trifft also ganz besonders auf die Praxis der ''ema''-Beschriftung zu. In vielen Fällen ist aber auch der „fun-Faktor“ der modernen ''ema'' nicht zu übersehen.
 
Art und Inhalt der Beschriftung von ''ema'' variieren ebenso stark wie die Motive, mit denen sie geschmückt sind. Laut dem englischen Religions·anthropo·logen Ian Reader wird heute ein überproportional hoher Anteil von ''ema'' von Jungendlichen und insbesondere von Mädchen verfasst. Die häufigsten Wünsche beziehen sich auf schulischen Erfolg (Aufnahms·prüfungen), aber auch Themen wie Liebe und Heirat sind oft zu finden. Ältere Menschen thematisieren Gesundheit und Geldnöte. Auffallend ist laut Reader, dass tiefer gehende religiöse Themen, etwa genereller Dank oder Lob an die Gottheiten völlig fehlen. Die japanische Redensart „in schweren Zeiten wendet man sich den Göttern zu“ ({{glossar:kurushiitoki}}), trifft also ganz besonders auf die Praxis der ''ema''-Beschriftung zu. In vielen Fällen ist aber auch der „fun-Faktor“ der modernen ''ema'' nicht zu übersehen.
  
Die unbeschwert-legere Handhabung der ''ema'' ist offenbar ein verhältnis·mäßig junges Phänomen. So erschien in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts ein Artikel des Shinto-Spezialisten Daniel Holtom über die ''ema'' des Hōzan-ji in Ikoma, einem Tempel zwischen Kyoto und Nara, der der ursprünglich indischen Gottheit Shōten (aka. Kankiten) geweiht ist. Die meisten Täfelchen enthielten mit großem Ernst verfasste Gelübde von Männern, für eine bestimmte Zeit, ggf. auch für immer, ihren Ehefrauen treu zu sein. Auch ein paar wenige entsprechende Gelübde von Frauen sind dabei. Schließlich gibt es Gelübde, das Rauchen oder andere sinnliche Genüsse aufzugeben. In einer neueren Studie zu diesem Thema zeigt Ian Reader, dass die Abfassung von Gelübden eine ansonsten eher untypische Art der ''ema''-Beschriftung ist, im Hōzan-ji aber auch fünfzig Jahr später, in den 80er Jahren des 20. Jhs., noch vorherrschte. Allerdings nimmt das Thema eheliche Treue nur mehr einen geringen Prozentsatz der Gelübde ein.
+
Die unbeschwert-legere Handhabung der ''ema'' ist offenbar ein verhältnis·mäßig junges Phänomen. So erschien in den 30er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ein Artikel des Shinto-Spezialisten Daniel Holtom über die ''ema'' des Hōzan-ji in Ikoma, einem Tempel zwischen Kyoto und Nara, der der ursprünglich indischen Gottheit Shōten (aka. Kankiten) geweiht ist. Die meisten Täfelchen enthielten mit großem Ernst verfasste Gelübde von Männern, für eine bestimmte Zeit, ggf. auch für immer, ihren Ehefrauen treu zu sein. Auch ein paar wenige entsprechende Gelübde von Frauen sind dabei. Schließlich gibt es Gelübde, das Rauchen oder andere sinnliche Genüsse aufzugeben. In einer neueren Studie zu diesem Thema zeigt Ian Reader, dass die Abfassung von Gelübden eine ansonsten eher untypische Art der ''ema''-Beschriftung ist, im Hōzan-ji aber auch fünfzig Jahr später, in den 80er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts noch vorherrschte. Allerdings nimmt das Thema eheliche Treue nur mehr einen geringen Prozentsatz der Gelübde ein.
 
{{Linkbox|ue=Literatur|text=
 
{{Linkbox|ue=Literatur|text=
 
{{Literatur:Holtom_1938}}
 
{{Literatur:Holtom_1938}}

Version vom 11. September 2010, 15:04 Uhr

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Alltag/Opfergaben/Ema.

Ema - Ansichtskarten für die Götter

Vorlage:Galerie2

ema 絵馬 (jap.)

Votivbild; wtl. Bild-Pferd

Bild

Der Begriff „ema“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • 3affen chichibu.jpg
  • Ema inari2.jpg
  • Ema kiyomizu.jpg
  • Ema kano sanraku1614.jpg
  • Bishamon ema.jpg
  • Edison ema.jpg
  • Ema kanamara.jpg
  • Shinshoji gakudo.jpg
  • Ema ekin 1846.jpg
  • Luckycharms.jpg
  • Milk-ema.jpg
  • Ema pferd.jpg
  • Ema kagurazaka.jpg
  • Ema washinomiya.jpg
  • Ema tengu.jpg
  • Ema muttermilch2.jpg
  • Emaden3.jpg
  • Hamaya tokyobling.jpg
  • Ema 1712.jpg
  • Ema inari.jpg
  • Ema hachimangu.jpg
  • Enoshima ema.jpg
  • Ema goojinja.jpg
  • Ema mitsumine.jpg
  • Ema meijijingu.jpg
  • Ema yushimaseido.jpg
  • Ema kasuga mcmorrow04.jpg

, auf denen die Gläubigen allerhand Wünsche aufzeichnen können, werden in den meisten buddhistischen Tempeln und shintoistischen Schreinen verkauft. Zumeist gibt es vor Ort auch ein Gestell, um die beschrifteten ema aufzuhängen. Einige Tempel und Schreine besitzen noch die traditionellen Hallen für große, oft sehr prächtigen Votivbilder, eine Praxis, die offenbar in der

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Dainihonshi.jpg
  • Morokoshi kinmozui tiger.jpg
  • Morokoshi kinmozui ratte.jpg
  • Morokoshi kinmozui drache.jpg
  • Morokoshi kinmozui pferd.jpg
  • Morokoshi kinmozui affe.jpg
  • Junigu butsuzozui.jpg
  • Asakusa jinja2.jpg
  • Gangoji engi 2.jpg
  • Oda Nobunaga.jpg
  • Kaika no daruma.jpg
  • Deshima 1790.jpg
  • Morokoshi kinmozui schlange.jpg
  • Morokoshi kinmozui hahn.jpg
  • Emaden3.jpg
  • Kitsune ojiinari hiroshige.jpg
  • Drachen hakozaki engi.jpg
  • Koi hiroshige.jpg
  • Nichiren exile kuniyoshi.jpg
  • Daruma togetsu.jpg
  • Geisha-daruma.jpg
  • Namazu ken.jpg
  • Asakusa nakamise.jpg
  • Morokoshi kinmozui ochse.jpg
  • Nikko karamon.jpg
  • Morokoshi kinmozui hase.jpg
  • Wagojin hokusai.jpg
  • Morokoshi kinmozui hund.jpg
  • Mito komon.jpg
  • Onna daruma.jpg
  • Morokoshi kinmozui eber.jpg
  • Morokoshi kinmozui ziege.jpg
  • Tokugawa koyasan.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar

-Zeit weit verbreitet war. Ob große Bilder oder kleine Täfelchen — stets waren ema mit konkreten Wünschen seitens der Gläubigen verbunden. Der etwas rätselhafte Begriff ema („Pferdebild“) leitet sich wahrscheinlich von der alten Praxis her, Götter mit Pferden und später mit Bildern von Pferden zu beschenken. Nach Auffassung einiger Volkskundler spiegelt sich darin aber auch die Vorstellung wider, das Pferd als Transporttier par excellence möge die entsprechenden Wünsche verlässlich der Gottheit überbringen.

Wunschmotive

Art und Inhalt der Beschriftung von ema variieren ebenso stark wie die Motive, mit denen sie geschmückt sind. Laut dem englischen Religions·anthropo·logen Ian Reader wird heute ein überproportional hoher Anteil von ema von Jungendlichen und insbesondere von Mädchen verfasst. Die häufigsten Wünsche beziehen sich auf schulischen Erfolg (Aufnahms·prüfungen), aber auch Themen wie Liebe und Heirat sind oft zu finden. Ältere Menschen thematisieren Gesundheit und Geldnöte. Auffallend ist laut Reader, dass tiefer gehende religiöse Themen, etwa genereller Dank oder Lob an die Gottheiten völlig fehlen. Die japanische Redensart „in schweren Zeiten wendet man sich den Göttern zu“ (

kurushii toki no kamidanomi 苦しい時の神頼み (jap.)

„sich in Zeiten der Not an die Götter wenden“; jap. Redensart

Konzept

Der Begriff „kurushii toki no kamidanomi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), trifft also ganz besonders auf die Praxis der ema-Beschriftung zu. In vielen Fällen ist aber auch der „fun-Faktor“ der modernen ema nicht zu übersehen.

Die unbeschwert-legere Handhabung der ema ist offenbar ein verhältnis·mäßig junges Phänomen. So erschien in den 30er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ein Artikel des Shinto-Spezialisten Daniel Holtom über die ema des Hōzan-ji in Ikoma, einem Tempel zwischen Kyoto und Nara, der der ursprünglich indischen Gottheit Shōten (aka. Kankiten) geweiht ist. Die meisten Täfelchen enthielten mit großem Ernst verfasste Gelübde von Männern, für eine bestimmte Zeit, ggf. auch für immer, ihren Ehefrauen treu zu sein. Auch ein paar wenige entsprechende Gelübde von Frauen sind dabei. Schließlich gibt es Gelübde, das Rauchen oder andere sinnliche Genüsse aufzugeben. In einer neueren Studie zu diesem Thema zeigt Ian Reader, dass die Abfassung von Gelübden eine ansonsten eher untypische Art der ema-Beschriftung ist, im Hōzan-ji aber auch fünfzig Jahr später, in den 80er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts noch vorherrschte. Allerdings nimmt das Thema eheliche Treue nur mehr einen geringen Prozentsatz der Gelübde ein.