Essays/Horrorklassiker: Unterschied zwischen den Versionen
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− | ver·schmilzt das Muster der Schlan·gen·haut mit den Klei·der·stoffen, durch die sie hin·durch·kriecht. Ähliche Effekte, in denen das Gewand einer Frau in ein Schlangen·muster übergeht, sind auf fast allen Dar·stel·lungen von Schlan·gen·geistern aus der Edo-Zeit zu finden. | ||
Hokusais Bild trägt den Titel „Obses·sion“ ({{g|shuunen}}), denn [[Mythen/Imaginaere Tiere | Schlangen]] gelten nach einem ver·brei·teten Glauben als Sinn·bild der Eifer·sucht oder der ob·ses·siven Umkehr von Liebe in Hass. Seit dem Alter·tum herr·schte in Japan die Auf·fas·sung, dass ins·be·son·dere eifer·süch·tige Frauen, die aus ent·täusch·ter Liebe ster·ben, als Schlan·gen wie·der·ge·boren werden würden. | Hokusais Bild trägt den Titel „Obses·sion“ ({{g|shuunen}}), denn [[Mythen/Imaginaere Tiere | Schlangen]] gelten nach einem ver·brei·teten Glauben als Sinn·bild der Eifer·sucht oder der ob·ses·siven Umkehr von Liebe in Hass. Seit dem Alter·tum herr·schte in Japan die Auf·fas·sung, dass ins·be·son·dere eifer·süch·tige Frauen, die aus ent·täusch·ter Liebe ster·ben, als Schlan·gen wie·der·ge·boren werden würden. | ||
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Auch das Blatt in der Duft·wasser·schale ist Teil der rituellen Opfer·gabe. Es handelt sich um ein Blatt des japanischen Sternanis (''shikimi''), einer giftigen Pflanze, die al·ler·dings schon seit {{gb|kuukai}} als Opfer·gabe für Ver·stor·bene dient. | Auch das Blatt in der Duft·wasser·schale ist Teil der rituellen Opfer·gabe. Es handelt sich um ein Blatt des japanischen Sternanis (''shikimi''), einer giftigen Pflanze, die al·ler·dings schon seit {{gb|kuukai}} als Opfer·gabe für Ver·stor·bene dient. | ||
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=== Kiyohime === | === Kiyohime === |
Version vom 20. September 2020, 16:31 Uhr
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In der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit gab es ein Gesell·schafts·spiel namens „Hundert Geschichten“ (Hyaku monogatari [Hyaku monogatari (jap.) 百物語 „Hundert Geschichten“; Edo-zeitliches Gesellschaftsspiel bei dem man sich 100 Gruselgeschichten erzählte]),1 bei dem man sich gegen·seitig Grusel·ge·schich·ten erzählte. Grusel·geschich·ten (kaidan [kaidan (jap.) 怪談 Gespenstergeschichte]) dienten nach japanischer Auffassung vor allem in heißen Sommer·nächten der „Abkühlung“, weil sie den Zuhörern wohlige Schauer über den Rücken jagten. Der Grusel·effekt bei den Hundert Geschichten wurde dadurch gesteigert, dass nach jeder Geschichte eine Lampe gelöscht wurde, bis die ganze Gesell·schaft im Dunkeln saß. Man munkelte, dass dann tat·sächlich ein Geist erschei·nen würde.
Werk von Kawanabe Kyōsai. Meiji-Zeit. Metropolitan Museum of Art, New York.
„Hundert Geschich·ten“ ist auch der Titel einer Serie von „Ge·spens·ter·portaits“, in denen der be·rühmte ukiyo-e-Künstler Katsushika Hokusai [Katsushika Hokusai (jap.) 葛飾北斎 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts] (1760–1849) die be·kann·testen Grusel·motive seiner Zeit festhielt. Da die Serie nur aus fünf Bildern besteht, ist der Titel wohl eine Anspie·lung auf das gleich·namige Gesell·schafts·spiel und diente eben·falls zur Erzeu·gung von Gänse·haut in heißen Sommer·nächten. Wie der Vergleich mit anderen „Bildern der fließenden Welt“ (ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit]) zeigt, waren die dar·ge·stell·ten Geister zur da·ma·ligen Zeit weithin bekannt, sodass Hokusai eine An·deu·tung genügte, um dem Be·trach·ter ihre Ge·schichte in Erin·nerung zu rufen.
Diese Geschichten wiederum stammen zumeist aus dem Kabuki [Kabuki (jap.) 歌舞伎 „Gesang- und Tanzkunst“; Anfang des 17. Jh. aus Musik, Schauspiel und Tanz entwickeltes Theater-Genre]-Theater. Fast immer geht es dabei um Liebe, Eifer·sucht und Mord, die letzt·lich dazu führen, dass eine Person nach dem Tod nicht zur Ruhe kommt und sich in einen Rache·geist ver·wandelt. Inso·ferne werden in den Ge·schich·ten und Bildern auch religiöse Vor·stel·lun·gen trans·por·tiert, auf die im fol·gen·den näher ein·ge·gan·gen werden soll.
Okiku, das Tellergespenst
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art.
Vorlage:Sidebox3 Das erste Bild aus Hokusais Serie zeigt ein blasses Gesicht mit langen gelösten Haaren, dessen langer Hals bei genauerem Hinsehen aus Tellern besteht. Es handelt sich um Okiku, einen der be·kann·tes·ten Toten·geister der Edo-Zeit.
Okiku ist eine Magd, die ihrem Herrn die Liebe ver·weigert und darauf·hin von ihm in einen Brunnen ge·stürzt wird. Der Vor·wand für seine Tat: Sie habe einen Teller ent·wendet, den er in Wirk·lich·keit selbst ver·steckte. Daher ihre Er·scheinung als Teller zählendes bzw. teller·förmiges Gespenst. Sie zählt dabei immer nur bis neun und bricht dann ab, um neuer·lich bei eins zu beginnen. Dem Spuk wird durch einen Exorzisten ein Ende bereitet, der im richtigen Moment „zehn“ ruft.
Die tragische Geschichte der Okiku existierte wahr·schein·lich schon vor Beginn der Edo-Zeit. 1741 wurde sie unter dem Titel Banchō sarayashiki (Das Tellerhaus in Banchō) für die Bühne adaptiert. Zahl·reiche Varianten ver·legten die Geschichte u.a. in die Burg Himeji und inter·pre·tierten das Liebes·ver·hältnis zwischen Magd und Herren auf unter·schied·liche Weise. Immer blieben jedoch der Brunnen und die Teller zentrale Bestand·teile der Geschichte. In scherz·hafter Weise wird das Motiv auch auf einem Bild von Utagawa Hiroshige [Utagawa Hiroshige (jap.) 歌川広重 1797–1858; einer der stilbildenden Meister des japanischen ukiyo-e-Farbholzschnitts Ende der Edo-Zeit] dargestellt (Abb. re.).
Oiwa, der Lampiongeist
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art.
Vorlage:Sidebox3 In einem zer·schlis·senen Papier·lampion wird unvermittelt ein Gesicht erkennbar, ein Loch im Lampion wird zu einem auf·ge·ris·senen Mund, der einen stummen Schrei auszustoßen scheint. Es handelt sich um Oiwa, einen weiteren all·seits bekannten weiblichen Geist der Edo-Zeit.
Oiwa wird von Iemon, ihrem grau·sa·men Ehe·mann, be·trogen und ver·giftet, sodass sie eines qual·vollen Todes stirbt. Sie er·scheint je·doch als Geist wieder und zwar mit ihrem durch Gift ent·stell·ten Gesicht. Dieses zeigt sich dem Iemon nicht nur in einem zer·schlis·se·nen Fried·hofs·lam·pion, wie bei Hokusai, son·dern auch an·stelle seiner neuen Ehe·frau. Als Iemon den Geist ver·nich·ten will, tötet er stattdessen seine frisch·ver·mähl·te Braut, um der·ent·wil·len er den Mord an Oiwa voll·führt hat.
Auch Utagawa Kuniyoshi [Utagawa Kuniyoshi (jap.) 歌川国芳 1798–1861; Maler und Zeichner. Bekannter Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts] bringt in seiner Dar·stel·lung der Oiwa (Abb. re.) den Lampion ins Spiel. An Stelle von Hokusais sub·ti·lem Spiel von Ein·bil·dung (Gesicht) und Reali·tät (zer·schlis·sener Lam·pion) geht es Kuni·yoshi mehr um die schau·rigen Grusel·ef·fekte der Erzäh·lung. Ins·beson·dere betont er das vom Gift ent·stellte Gesicht der Oiwa.
Oiwa ist heute einer der be·kann·testen Rache·geister des Kabuki-Theaters. Die Ge·schich·te wurde erst·mals 1825 in einem Stück namens Yotsuya kaidan auf die Bühne ge·bracht und ist seither in immer neuen Ver·sio·nen dra·ma·tisiert und sogar für das Kino adap·tiert worden.
Kohada Koheiji, der nächtliche Rächer
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Art, Boston.
Vorlage:Wrapper Schwache Frauen, die sich gegen Unter·drückung und Aus·beu·tung nur weh·ren kön·nen, in·dem sie sich nach ihrem Tod in Rache·geister ver·wan·deln, stehen ein·deu·tig im Zen·trum ja·pani·scher Ge·spens·ter·ge·schich·ten. Es gibt je·doch auch ein paar männ·liche Ver·tre·ter die·ses Typs. Einer da·von ist Kohada Koheiji, der als tra·gi·scher Held in einer Ge·schich·te des Autors und Malers Santō Kyōden [Santō Kyōden (jap.) 山東京伝 1761–1816; Edo-zeitlicher Schriftsteller und Maler] erst·mals im Jahr 1803 auf·tauch·te und bald auch auf der Kabuki Bühne zu sehen war: Koheiji wird von seiner Frau und seinem Neben·buhler er·mor·det, rückt ihnen aber des Nachts als Rache·geist zu Leibe und treibt sie in den Wahn·sinn. Auf Hoku·sais Bild grinst er gerade über den Rand des Mos·kito·netzes.
Asakura Tōgo
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Späte Edo-Zeit, 1851. The British Museum.
Der von Kuniyoshi portraitierte Toten·geist des Asa·kura Tōgo ist ein weiteres Beispiel eines bekannten männ·lichen Rachegeists.
Tōgo war einst ein Dorf·vor·steher, der sich der aus·beu·teri·schen Be·steue·rung seines Lan·des·her·ren wider·setzte, dafür brutal hin·ge·rich·tet wurde, in der Folge aber als Rache·geist wiederkehrte und den Lan·des·her·ren mit seiner Fami·lie in Wahn·sinn und Tod trieb. Die Geschichte beruht auf einer historischen Be·ge·ben·heit, wobei der Dorf·vorsteher in Wirk·lich·keit Sakura Sōgorō hieß und 1653 hingerichtet worden sein soll. Die verschie·denen Namen der Figur waren wohl ein Mittel, der Zensur zu entgehen, da der Fall ein hohes auf·rühr·erisches Potential besaß. Das Bild selbst trägt einen Zensur·stempel mit der Aufschrift shita-uri („Verkauf unten“), d.h. das Bild durfte nicht offen aufgelegt oder aufgehängt werden und musste unter dem Laden·tisch verkauft werden.2
Hannya, die lachende Menschenfresserin
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art.
Vorlage:Sidebox3 Ein lachendes Gesicht mit Hörnern wird richtig unheimlich, sobald man realisiert, dass der Grund der dar·ge·stel·lten Hei·ter·keit im ab·get·renn·ten, blutenden Kinder·kopf liegt, den das dämonische Wesen namens Hannya umklammert.
Hannya [hannya (jap.) 般若 „Weisheit“, abgeleitet von skt. prajna; auch: Hannya-Maske (Dämonin)] sind gehörnte Dämo·innen, die eine wich·tige Rolle in den Ge·spens·ter·stücken des Nō Thea·ters spielen. Der Name Hannya soll auf den Schöpfer der ent·spre·chen·den Maske im Nō zurück·gehen. Ironi·scher·weise entlieh dieser Meister seinen Namen einem durchaus positiven Begriff: hannya leitet sich von Sanskrit prajna her und bedeutet soviel wie „Weisheit“.3
Hokusais Motiv der lachen·den Hannya, die drauf und dran ist, einen Säug·ling zu ver·spei·sen, soll sich von einer Le·gen·de aus Naga·saki her·lei·ten. Der Ver·zehr von Men·schen ist je·doch ganz all·ge·mein eine Vor·liebe der japa·ni·schen oni [oni (jap.) 鬼 Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister] (Dämo·nen), zu denen auch die Han·nya-Figu·ren zu rech·nen sind.
Die Dämonin des Rajō-mon
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit, ca. 1825. National Museum of Asian Art, Arthur M. Sackler Gallery.
Am häufigsten findet man die Hannya-Figur in den Illustra·tionen eines klas·si·schen Ge·spens·tes aus der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit: der Dämo·nin Ibaraki aus dem Rajō-mon. Das Rajō-mon [Rajō-mon (jap.) 羅城門 südl. Haupttor einer klassischen Stadtanlage; insbes. Haupttor von Heian-kyō (heute Kyōto), 980 zerstört] (auch Rashō-mon) war eines der Stadt·tore Kyōtos. Die Dämo·nin fand aus·ge·rechnet in den geräu·migen Ober·ge·schoßen dieses Gebäu·des ihren Unter·schlupf und machte von hier aus die Stadt un·sicher. Der un·er·schroc·kene Krieger Watanabe no Tsuna [Watanabe no Tsuna (jap.) 渡邊綱 953–1025; Krieger der Heian-Zeit; Vasall des Minamoto no Yorimitsu; Held zahlreicher Sagen und Legenden] stellt sich ihr im Kampf, doch es gelingt ihm ledig·lich, ihr mit dem Schwert einen Arm ab·zu·hacken (den sie schluss·end·lich wieder in ihren Besitz bringt). Die Attacke der Dämo·nin und Tsunas geis·tes·gegen·wärtiger Schwert·hieb sind ein be·liebtes ukiyo-e-Motiv. Meist ver·lieh man dabei der Dämonin das Gesicht einer Hannya-Maske (s. Kuniyoshis Abb. re.).
Die Schlange, Sinnbild obsessiver Liebe
Werk von Katsushika Hokusai (1790–1849). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art.
Vorlage:Sidebox3 Das letzte Bild in Hokusais Serie wirkt auf den ersten Blick fried·lich, ist aber voller un·heim·licher An·spie·lungen. Zu·nächst illus·triert das Bild eine offen·bar gän·gige Rede·wen·dung, näm·lich „Wer mit Gürtel (obi [obi (jap.) 帯 Gürtel, der zum Kimono oder zur Kampfsportbekleidung getragen wird]) schläft, träumt von Schlangen“. (Siehe ne·ben·ste·hende Il·lustra·tion des Ge·spens·ter·for·schers Tori·yama Sekien [Toriyama Sekien (jap.) 鳥山石燕 1712–1788; Künstler und Gelehrter; vor allem bekannt für seine illustrierten Gespenster-Enzyklopädien].) Frauen werden also mit Schlangenträumen bestraft, wenn sie in festlicher Kleidung zu Bett gehen. In Hokusais Bild ver·schmilzt das Muster der Schlan·gen·haut mit den Klei·der·stoffen, durch die sie hin·durch·kriecht. Ähliche Effekte, in denen das Gewand einer Frau in ein Schlangen·muster übergeht, sind auf fast allen Dar·stel·lungen von Schlan·gen·geistern aus der Edo-Zeit zu finden.
Hokusais Bild trägt den Titel „Obses·sion“ (shūnen [shūnen (jap.) 執念 Rachsucht, Groll, Obsession]), denn Schlangen gelten nach einem ver·brei·teten Glauben als Sinn·bild der Eifer·sucht oder der ob·ses·siven Umkehr von Liebe in Hass. Seit dem Alter·tum herr·schte in Japan die Auf·fas·sung, dass ins·be·son·dere eifer·süch·tige Frauen, die aus ent·täusch·ter Liebe ster·ben, als Schlan·gen wie·der·ge·boren werden würden.
Auf Hokusais Bild ist zwar kein Mann zu sehen, wohl aber das To·ten·tä·fel·chen (ihai [ihai (jap.) 位牌 Ahnentäfelchen]) eines Mannes. Auch die Schale mit Duft·wasser und bud·dhis·tischem svastika [svastika (skt.) स्वस्तिक „Swastika“, indisches Glückssymbol; in Japan buddhistisches Symbol, meist linksgewinkelt (im Gegensatz zum „Hakenkreuz“) (jap. man-ji 卍)] gehört zu den Toten·riten am bud·dhis·tischen Haus·altar (butsudan [butsudan (jap.) 仏壇 buddh. Hausaltar]).4 Es ist also jemand ge·stor·ben. Viel·leicht waren auch die Ge·wänder, durch die sich die Schlange windet, in einer früheren Existenz ihre eigenen. In diesem Fall mag es gut sein, dass die Schlange der eifer·süch·tige Rache·geist einer an gebro·che·nem Herzen ver·stor·benen Ehefrau ist, die ihren un·treuen Mann nun ihrer·seits in den Tod getrie·ben hat.
Kiyohime
Werk von Tosa Mitsushige. Wakayama Prefectural Museum.
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit, um 1845. The Kuniyoshi Project.
Hokusais Schlangen·bild erinnerte Zeit·ge·nos·sen sicher auch an die Legende der Kiyohime [Kiyohime (jap.) 清姫 Heldin einer berühmten Legende aus der Heian-Zeit (10. Jh.); Sinnbild rasender Eifersucht], die u.a. auch von Kuni·yoshi illus·triert wurde. Kiyo-hime hat ein Ver·hältnis mit einem jungen Pilger·mönch. Als dieser sich seiner reli·giösen Gelübde be·sinnt und sie ver·las·sen will, ver·folgt sie ihn und ver·wan·delt sich dabei, ge·trieben von ihrer Eifer·sucht, in eine Schlange. Schluss·end·lich flieht der Mönch in den Tempel Dōjō-ji [Dōjō-ji (jap.) 道成寺 Tendai-Tempel in der Präfektur Wakayama, südl. von Nara, der seine Gründung bis ins Jahr 701 zurückführt; neben zahlreichen Kunstschätzen berühmt für die Legende der Kiyohime, die sich hier ereignet haben soll.] und versteckt sich mit Hilfe der dortigen Mönche unter einer schweren Tempel·glocke, doch die Schlange windet sich um die Glocke und ent·wickelt eine der·artige Hitze, dass der Mönch darin zu Tode kommt.
Die Legende stammt aus dem japani·schen Altertum und findet sich unter anderem in den „Ge·schich·ten aus alter und neuer Zeit“ (Konjaku monogatari [Konjaku monogatari (jap.) 今昔物語 „Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext]), wurde aber auch im Nō und im Kabuki-Theater auf·gegriffen.
Meiji-Epigonen
Tsukioka Yoshitoshi
Werk von Tsukioka Yoshitoshi. Meiji-Zeit. National Diet Library, Tokyo.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi. Meiji-Zeit. National Diet Library, Tōkyō.
Tsukioka Yoshitoshi [Tsukioka Yoshitoshi (jap.) 月岡芳年 1839–1892; Maler; ukiyo-e-Küstler] (1839–1892) wird oft als der letzte ukiyo-e-Meister apo·stro·phiert. Gegen Ende seines Lebens schuf er eine Serie von Geister·bildern, die heute zu seinen be·kann·testen Werken zählen. Während sich viele ukiyo-e Yoshi·toshis durch beson·ders dras·tisch zur Schau ge·stellte „sex-and-crime“ Szenen aus·zeichnen, rückt er in dieser Serie Figuren in dem Mittelpunkt, die ruhig und gefasst wirken und meist gar nicht un·mittel·bar als Geister zu erken·nen sind. Kennt man aber den Hinter·grund ihrer Ge·schich·ten, prägen sich Yoshi·toshis Geister um so nach·haltiger ein.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi. Bildquelle: Antique Art Morimiya.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi. Meiji-Zeit. Rijksmuseum, Amsterdam (RP-P-1983-393).
Vorlage:Sidebox3 Auch Yoshitoshi illustriert Motive, die schon bei Hokusai und seinen Zeit·genos·sen zu finden sind. Alle vor·der·gründig-ge·spens·tischen Ele·mente fehlen hier aller·dings: Okiku, das Teller·ge·spenst (Abb. 17), steigt ohne Teller aus ihrem Brunnen und erregt Mitleid, nicht Furcht. Die Frau mit der Päo·nien·la·terne (18) wird mit den Augen ihres Lieb·habers be·trach·tet, der nicht er·kennt, dass sie ein Geist ist. Die Ver·wand·lung der Schlan·gen·frau Kiyo-hime (21) deutet sich ledig·lich durch die merk·würdige Sil·houette der Figur und durch das Muster des Kimonos an. Das Ver·hält·nis zwi·schen Toten·geist und Krieger (19) scheint auf einer lang er·prob·ten Routine zu beruhen. Einzig die Dämonin des Rashō-mon (20) bringt Bewe·gung in Spiel. Sie hat eben ihren ab·ge·hack·ten Arm wieder erbeu·tet. Aber auch in ihrem Ge·sicht deuten sich die Züge der Hannya-Maske nur schwach an.
In diesem neuen Realis·mus, der eine gewisse Roman·tisie·rung der weiblichen Rache·geister ermög·licht, nimmt Yoshitoshi Ent·wick·lungen des „Neuen Kabuki-Theaters“ der Meiji-Zeit vorweg. Unter dem Einfluss west·licher Theater·stoffe ver·suchte man auch hier, die alten Geschich·ten psycho·logisch einfühl·sam und mit einer roman·tischen Note versehen neu zu erzählen.
Kawanabe Kyōsai
Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Meiji-Zeit, 1870. Bildquelle: Keiyōdō, J-Blog, 2012.
Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). 1871. The British Museum.
Kawanabe Kyōsai [Kawanabe Kyōsai (jap.) 河鍋暁斎 1831–1889; Künstler und Karikaturist Ende Edo-, Anfang Meiji-Zeit] (1831–1889), von dem auch das Bild am Seiten·anfang stammt, fertigte meh·rere Por·traits von un·heim·lichen Toten·geistern (yūrei [yūrei (jap.) 幽霊 Totengeist]) an, ohne konkret an·zu·geben, auf welche Geschich·ten sich seine Dar·stel·lungen bezogen. Die Motive lassen sich zwar auf Vorlagen aus der Edo-Zeit zurück führen, doch scheint es Kyosai nicht um die Geschichten zu gehen, aus denen sie entstammen. In beinahe psycho·ana·lyti·scher Weise betont er statt·dessen die ob·ses·siven psychi·schen Kräfte, die sich in den Toten·geistern ver·körpern.
Von Kaidan zu J-Horror
Werk von Shindō Kaneto. Spätere Shōwa-Zeit, 1965. Cinema Strikes Back.
Die Edo-Zeit gilt all·gemein als eine Blüte·zeit des Horror·genres, sowohl auf liter·ari·schem als auch auf bild·neri·schem Gebiet. Beson·ders im neun·zehnten Jahr·hun·dert scheint die Be·geiste·rung für das Über·sinn·liche einen Höhe·punkt erfahren zu haben. Wie die Ab·bil·dungen in diesem Abschnitt zeigen, haben viele der heute noch be·kannten Gespenster·geschich·ten (kaidan [kaidan (jap.) 怪談 Gespenstergeschichte]) ihre Wurzeln in dieser Zeit.
Geister·ge·schich·ten und -dar·stel·lungen erfreuten sich in der aus·gehen·den Edo-Zeit unter anderem deshalb großer Be·liebt·heit, weil eine zu·neh·mend strengere Zensur fast alle anderen gegen·warts·bezo·genen Themen unter·sagte. Allein die Welt des Über·sinn·lichen — ob sie nun für real gehalten wurde oder nicht — galt als poli·tisch un·ver·dächtig und wurde daher zu·nehmend als Projek·tions·fläche für die Dar·stel·lung aller mög·lichen ge·sell·schaft·lichen Miss·stände heran·gezogen. In der Meiji [Meiji (jap.) 明治 posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt]-Zeit verlor die Welt der Geister und Fabel·wesen ihre politische Brisanz und erhielt stattdessen einen nostal·gischen Touch. Kawa·nabe Kyōsai oder Tsukioka Yoshi·toshi griffen u.a. auch das Horror-Genre der Edo-Zeit auf und adaptierten es für die neue Zeit. Zugleich führten sie zu einer letzten Blüte.
Obwohl die ukiyo-e nicht mehr ihr bevorzugtes visuelles Medium sind, leben die Motive, die wir ausgehend von Hokusais fünf Gespenster·portraits auf dieser Seite untersucht haben, nach wie vor im kollektiven Ge·dächt·nis Japans weiter. Heute werden sie vor allem in japa·ni·schen Hor·ror·filmen und Mangas visualisiert. Besonders in den Figuren der rach·süchtigen Frauen·geister lassen sich die Spuren der Edo-Zeit noch heute erkennen.5
Werk von Shimizu Takashi. Bildquelle: Ju-on-the-grudge-Wikia, Wiki.
Verweise
Fußnoten
- ↑ Auch hyaku monogatari kaidankai 百物語怪談会, „Hundert Geschichten Gruseltreffen“, mög·licher·weise zu·rück·zu·führen auf hyakuza hōdan 百座法談, hunderttägige bud·dhis·tische Predigt·rituale, die Wunder durch Er·zäh·lungen von Wundern her·vor·rufen sollten (Reider 2001, S. 85).
- ↑ Mehr dazu: MAK, Wien. Abgesehen von der Dar·stel·lung als Rache·geist, erfreut sich auch eine zu Herzen gehende Szene, in der Tōgo/Sōgorō Abschied von seiner Familie nimmt, um in den sicheren Tod zu ziehen, großer Be·liebt·heit im ukiyo-e-Genre.
- ↑ Vgl. Hannya shingyō, das Herz Sutra.
- ↑ Auch das Blatt in der Duft·wasser·schale ist Teil der rituellen Opfer·gabe. Es handelt sich um ein Blatt des japanischen Sternanis (shikimi), einer giftigen Pflanze, die al·ler·dings schon seit Kūkai als Opfer·gabe für Ver·stor·bene dient.
- ↑ Den Hinweis auf die vielen Über·ein·stim·mungen zwischen Edo-zeit·lichen Grusel·ge·schich·ten und dem modernen J-Horror verdanke ich einer Semi·nar·ar·beit von Sarah-Allegra Schön·berger, Studen·tin der Japa·no·logie an der Uni·ver·sität Wien (Som·mer·semes·ter 2009). Die Litera·tur·an·gaben dieser Seite ent·stam·men eben·falls ihrer Arbeit.
Internetquellen
- Muian (via Internet Archive). Dieser leider bereits aufgelassenen Website zu diversen japanischen Künstlern entstammen viele Bildbeispiele auf Religion-in-Japan.
- Shinkei sanjūrokkaisen (Wikipedia, ja.). Sämtliche Exemplare aus Yoshitoshis Serie „36 Geister“.
Literatur
Bilder
- ^ Eine bürgerliche Familie lauscht wohlig schaudernd einer Erzählung von „Hundert Geschichten“ (Hyaku monogatari)
Werk von Kawanabe Kyōsai. Meiji-Zeit. Metropolitan Museum of Art, New York. - ^ Der Geist der Okiku entsteigt jede Nacht einem Brunnen, in dem sie ertränkt wurde, nachdem sie ihrem Herrn die Liebe verweigerte. Auch als Geist ist Okiku beständig auf der Suche nach dem zehnten Teller, den ihr Herr in der bösen Absicht versteckt hat, sie bei der Herrin anzuschwärzen. Der Rauch, der ihrem Mund auf diesem Bild entweicht, soll wohl das Zählen der Teller symbolisieren.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art. - ^ Im zerschlissenen Lampion eines Friedhofs erscheint der Totengeist (yūrei) der ruchlos ermordeten Oiwa.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art. - ^ Das Gespenst des ermordeten Kohada Koheiji grinst über den Rand eines Moskitonetzes.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Art, Boston. - ^ Das Bild zeigt den Kabuki-Schauspieler Ichikawa Kodanji IV in der Rolle des Totengeist (yūrei) Asakura Tōgo, im Stück Higashiyama sakura zoshi. In dieser Darstellung ist die, für japanische Gespenster typische, schlaffe Handhaltung ganz besonders gut zu erkennen.
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Späte Edo-Zeit, 1851. The British Museum. - ^ Portrait einer menschenfressenden Dämonin (hannya), die eben einen Säugling verspeist.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art. - ^ Der wackere Watanabe Tsuna wird heimtückisch von hinten attackiert, kann der Dämonin (hannya) aber mit dem Schwert einen Arm abtrennen.
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit, ca. 1825. National Museum of Asian Art, Arthur M. Sackler Gallery. - ^ Eine Schlange (hebi) windet sich um ein Totentäfelchen (ihai). Die Stoffmuster wiederholen die Muster der Schlangenhaut.
Werk von Katsushika Hokusai (1790–1849). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art. - ^ Die in eine Schlange verwandelte Kiyohime bringt die Glocke, unter der sich ihr Liebhaber versteckt, zum Glühen.
Es handelt sich um eine illustrierte Chronik des Tempels Dōjō-ji, wo sich die Geschichte im Jahr 928 abgespielt haben soll.
Werk von Tosa Mitsushige. Wakayama Prefectural Museum. - ^ Kiyohime, die sich zur Hälfte in eine Schlange verwandelt hat, windet sich um eine Tempelglocke, unter der ihr ehemaliger Geliebter Zuflucht vor ihrer Rache gesucht hat.
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit, um 1845. The Kuniyoshi Project. - ^ Der Geist der Okiku wirkt hier im Gegensatz zu andern Totengeistern nicht furchteinflößend, sondern zart und traurig.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi. Meiji-Zeit. National Diet Library, Tokyo.
- ^ In der hier dargestellten Geschichte geht es um eine verführerische Geisterfrau, die einen verwitweten Samurai in ein erotisches Liebesverhältnis verstrickt. Jede Nacht erscheint sie in Begleitung ihrer Dienerin mit einer Laterne in Form einer Pfingstrose (Päonie, jap. botan). Als der Samurai entdeckt, dass seine Geliebte ein Totengeist (yūrei) ist, beendet er die Beziehung mithilfe religiöser Spezialisten, wird aber rückfällig und endet selbst im Grab. Herkunft und Motivation der Geisterfrau bleiben in dieser Geschichte im Dunkeln.
Die Erzählung stammt von Asai Ryōi (1612–1691) und erschien erstmals 1666. Sie basiert auf einer chinesischen Vorlage.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi. Meiji-Zeit. National Diet Library, Tōkyō. - ^ Hideaki (1577–1602) kämpfte in der Schicksalsschlacht von Sekigahara (1600) anfangs gegen Tokugawa Ieyasu, lief aber zu ihm über. Sein Verrat trug entscheidend zum Sieg Ieyasus bei und wurde reich belohnt. Während der Schlacht fiel er seinem ehemaligen Verbündeten Ōtani Yoshitsugu (1559–1600) in den Rücken. Dieser fiel in der Schlacht. Später soll er Hideaki als Totengeist (yūrei) jede Nacht aufgesucht und so das frühe Ende des letzteren herbeigeführt haben.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi. Bildquelle: Antique Art Morimiya. - ^ Die Dämonin (hannya) ist hocherfreut, denn es ist ihr gelungen, ihren abgehackten Arm wieder zu erbeuten. Die komplexe Legende dieser Dämonin, die im Südtor der Stadt Kyōto haust, findet sich bereits in der Heian-zeitlichen Sammlung Konjaku monogatari-shū.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi. Meiji-Zeit. Rijksmuseum, Amsterdam (RP-P-1983-393). - ^ Bild eines Totengeistes yūrei, der dem Bild eines Totengeistes entsteigt.
Werk von Kawanabe Kyōsai. Meiji-Zeit, 1883. Bildquelle: Muian. - ^ Das Motiv des Rachegeists (onryō), der sich in den Haaren eines abgetrennten Kopfes festgebissen hat, findet sich auch im Zusammenhang mit Kohada Koheiji (s. Hokusai). Das Kabukistück Iroiri otogi zoshi erzählt, dass Koheiji schlussendlich seine Frau zu Tode brachte und ihren Kopf mit sich trug. Kyōsai gönnt seinem Totengeist (yūrei) allerdings keinen Triumph: in seiner Besessenheit ist der Geist nicht mehr im Stande zu erkennen, dass er das Ziel seiner Rache bereits erreicht hat.
Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Meiji-Zeit, 1870. Bildquelle: Keiyōdō, J-Blog, 2012. - ^ In manischer Verzweiflung fasst sich diese weibliche Rachefigur (yūrei) selbst ins Haar, während sie den Kopf ihres Opfers an den Haaren mit sich führt.
Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). 1871. The British Museum. - ^ Die Titelheldin Onibaba (die dämonische Alte) mit einer hannya-Maske, von der sie sich nicht mehr befreien kann.
Werk von Shindō Kaneto. Spätere Shōwa-Zeit, 1965. Cinema Strikes Back. - ^ Filmplakat des Films „Kaidan“
Werk von Nakata Hideo. 2007. Bildquelle: unbekannt. - ^ Adaptierte amerikanische Fassung des Films Ringu von Nakata Hideo, 1998. Dieser wiederum orientiert sich an der Gestalt der Okiku, die in den Brunnen geworfen wurde.
Bildquelle: unbekannt. - ^ Kuchisake onna (die Frau mit dem Schlitzmund), eine moderne Version der hannya-Dämonin.
Werk von Hashiguchi Takaaki. 2007. - ^ Totengeist (yūrei) der Kayako, dargestellt von Fuji Takako. Die Handlung enthält gewisse Ähnlichkeiten mit der Geschichte der Oiwa, von deren Edo-zeitlicher Darstellung auch die Betonung des einen hervorquellenden Auges inspiriert sein dürfte.
Werk von Shimizu Takashi. Bildquelle: Ju-on-the-grudge-Wikia, Wiki.
Glossar
- Asakura Tōgo 浅倉当吾 ^ männlicher Rachegeist der Edo-zeitl. Populärkultur und des Kabuki; basiert vermutlich auf einem realen Dorfvorsteher aus dem 17.Jh. namens Sakura Sōgorō 佐倉惣五郎
- Banchō sarayashiki 番町皿屋敷 ^ „Das Tellerhaus in Banchō“; Kabuki-Drama und bekannte Horrorgeschichte (kaidan) über das Tellergespenst Okiku
- Hyaku monogatari 百物語 ^ „Hundert Geschichten“; Edo-zeitliches Gesellschaftsspiel bei dem man sich 100 Gruselgeschichten erzählte
- Ibaraki Dōji 茨城童子 ^ in der Heian-Zeit angesiedelte oni-Gestalt, dem Namen nach ein „Knabe“ (dōji), in bildlichen Darstellungen aber meist weiblich konnotiert; Dämonin des Rajō-mon
- Katsushika Hokusai 葛飾北斎 ^ 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
- Kawanabe Kyōsai 河鍋暁斎 ^ 1831–1889; Künstler und Karikaturist Ende Edo-, Anfang Meiji-Zeit
- Kobayakawa Hideaki 小早川秀秋 ^ 1577-1602; kämpfte in der Schicksalsschlacht von Sekigahara (1600) später an Tokugawa Ieyasus Seite und verriet infolgedessen seinen Verbündeten Ōtani Yoshitsugu; Neffe von Toyotomi Hideyoshi
- Konjaku monogatari 今昔物語 ^ „Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext
- Minamoto no Yorimitsu 源頼光 ^ 948–1021, auch Minamoto Raikō; Krieger aus der Dynastie der Minamoto; zusammen mit seinen vier Vasallen, die auch als Shi-Tennō bezeichnet werden, ist er Held zahlreicher Legenden
- Ōtani Yoshitsugu 大谷吉継 ^ 1559-1600; Samurai; wurde von seinem Verbündeten Kobayakawa Hideaki verraten und fiel in der Schlacht von Sekigahara [Sekigahara '"`UNIQ--nowiki-000013A3-QINU`"' (jap.) 関ケ原 Ort in der Präfektur Gifu, wo Tokugawa Ieyasu im Jahr 1600 eine Entscheidungsschlacht gewann] (1600); als Totengeist (yūrei) soll er Hideaki heimgesucht haben
- Santō Kyōden 山東京伝 ^ 1761–1816; Edo-zeitlicher Schriftsteller und Maler
- Toriyama Sekien 鳥山石燕 ^ 1712–1788; Künstler und Gelehrter; vor allem bekannt für seine illustrierten Gespenster-Enzyklopädien
- Utagawa Hiroshige 歌川広重 ^ 1797–1858; einer der stilbildenden Meister des japanischen ukiyo-e-Farbholzschnitts Ende der Edo-Zeit
- Utagawa Kuniyoshi 歌川国芳 ^ 1798–1861; Maler und Zeichner. Bekannter Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
- Watanabe no Tsuna 渡邊綱 ^ 953–1025; Krieger der Heian-Zeit; Vasall des Minamoto no Yorimitsu; Held zahlreicher Sagen und Legenden
- Yotsuya kaidan 四谷怪談 ^ Kabuki-Stück von Tsuruya Nanboku, 1825; berühmte japanische Gespenstergeschichte (kaidan) von Oiwa, einem Geist in Lampiongestalt