Mythen/Goetter der Erde: Unterschied zwischen den Versionen

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{{fl|D}}ie Begriffe Götter des Himmels und Götter der Erde ({{g|amatsukami}}, bzw. {{g|kunitsukami}}) spielten zur Zeit der schrift·lichen Fixierung der Mythen (um 700) offenbar eine wichtige Rolle. Im All·gemei·nen vers·tehen die frühen Chroni·ken darunter einer·seits die gött·lichen Vor·fahren des {{g|Tennou}} und seiner un·mittel·baren Vasal·len, die im Himmel ({{g|takamanohara|Takama no hara}}) residieren, ande·rer·seits die gött·lichen Vor·fahren der meisten ande·ren terri·toria·len Klans der Frühzeit. Die Mythen von den Göttern der Erde schildern (und begrün·den), wie die Hierar·chie zwischen diesen Gruppen zu·stande kommt, und be·handeln damit letzlich nichts anderes als das Zu·stande·kommen des frühen japa·ni·schen Staates und der ihn regierenden Eliten.<!--
 
{{fl|D}}ie Begriffe Götter des Himmels und Götter der Erde ({{g|amatsukami}}, bzw. {{g|kunitsukami}}) spielten zur Zeit der schrift·lichen Fixierung der Mythen (um 700) offenbar eine wichtige Rolle. Im All·gemei·nen vers·tehen die frühen Chroni·ken darunter einer·seits die gött·lichen Vor·fahren des {{g|Tennou}} und seiner un·mittel·baren Vasal·len, die im Himmel ({{g|takamanohara|Takama no hara}}) residieren, ande·rer·seits die gött·lichen Vor·fahren der meisten ande·ren terri·toria·len Klans der Frühzeit. Die Mythen von den Göttern der Erde schildern (und begrün·den), wie die Hierar·chie zwischen diesen Gruppen zu·stande kommt, und be·handeln damit letzlich nichts anderes als das Zu·stande·kommen des frühen japa·ni·schen Staates und der ihn regierenden Eliten.<!--
 
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Die Unterscheidung in Götter des Himmels und Götter der Erde ist wahr·schein·lich chinesischen Ursprungs (vgl. den Begriff {{g|jingi}}), bekam aber in den japanischen Mythen eine spezielle Bedeutung. Obwohl die Begriffe ''ama-tsu-kami'' und ''kuni-tsu-kami'' nicht immer konsequent in diesem Sinne gebraucht werden, scheint ihr ei·gent·licher Sinn — wie bereits Wilhelm Gundert festgestellt hat — in der Unterscheidung von „erobernden“ und „zu unterwerfenden“ Dynastien gelegen zu haben. (S. Gundert 1935, S. 12.)
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Die Unter·schei·dung in Götter des Himmels und Götter der Erde ist wahr·schein·lich chinesischen Ursprungs (vgl. den Begriff {{g|jingi}}), bekam aber in den japanischen Mythen eine spezielle Bedeutung. Obwohl die Begriffe ''ama-tsu-kami'' und ''kuni-tsu-kami'' nicht immer konsequent in diesem Sinne gebraucht werden, scheint ihr ei·gent·licher Sinn — wie bereits Wilhelm Gundert festgestellt hat — in der Unter·schei·dung von „erobernden“ und „zu unter·werfenden“ Dynastien gelegen zu haben. (S. Gundert 1935, S. 12.)
 
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Nachdem {{g|amaterasu}} dank des Zu·sam·men·wir·kens der gesam·ten Götter·schar wieder aus ihrer Höhle heraus·ge·lockt wor·den ist, wird {{g|susanoo}} einer Reihe von Strafen und Foltern unter·wor·fen und schließ·lich end·gül·tig in die Unter·welt ver·bannt. Als er·zie·heri·sche Maß·nahme hat die Ver·ban·nung offen·sicht·lich Erfolg. Auf dem Weg in die Unter·welt kommt Susanoo auch auf die Erde (genauer: in das Land {{g|izumo}}) und nimmt dort, ganz der [[Mythen/Goetter des Himmels/Trickster | Trickster-Definition]] von Mircea Eliade fol·gend, die Rolle eines Kultur·heroen an. So rettet er etwa ein Mädchen vor der acht·köp·figen Schlan·ge {{g|yamatanoorochi}}, welche die Men·schen terro·risiert. Diese Heldentat ist bis heute die bekannteste Einzel·episode des Susanoo-Zyklus geblieben. Der Mythos erwähnt aber auch, dass aus seinen Haaren nütz·liche Bäume ent·stehen, und bringt ihn außer·dem mit der Er·fin·dung des {{g|Sake}} in Ver·bindung. Schließ·lich verfasst Susanoo anlässlich seiner Heirat ein Gedicht in der klassischen 31-Silben Form.<!--
 
Nachdem {{g|amaterasu}} dank des Zu·sam·men·wir·kens der gesam·ten Götter·schar wieder aus ihrer Höhle heraus·ge·lockt wor·den ist, wird {{g|susanoo}} einer Reihe von Strafen und Foltern unter·wor·fen und schließ·lich end·gül·tig in die Unter·welt ver·bannt. Als er·zie·heri·sche Maß·nahme hat die Ver·ban·nung offen·sicht·lich Erfolg. Auf dem Weg in die Unter·welt kommt Susanoo auch auf die Erde (genauer: in das Land {{g|izumo}}) und nimmt dort, ganz der [[Mythen/Goetter des Himmels/Trickster | Trickster-Definition]] von Mircea Eliade fol·gend, die Rolle eines Kultur·heroen an. So rettet er etwa ein Mädchen vor der acht·köp·figen Schlan·ge {{g|yamatanoorochi}}, welche die Men·schen terro·risiert. Diese Heldentat ist bis heute die bekannteste Einzel·episode des Susanoo-Zyklus geblieben. Der Mythos erwähnt aber auch, dass aus seinen Haaren nütz·liche Bäume ent·stehen, und bringt ihn außer·dem mit der Er·fin·dung des {{g|Sake}} in Ver·bindung. Schließ·lich verfasst Susanoo anlässlich seiner Heirat ein Gedicht in der klassischen 31-Silben Form.<!--
 
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Als Einweihung des Palastes in Izumo, in dem sich Susanoo vorübergehend zusammen mit der geretteten Prinzessin niederlassen wird, stimmt er dem {{g|Kojiki}} zufolge folgendes Lied an:  
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Als Ein·weih·ung des Palastes in Izumo, in dem sich Susanoo vorübergehend zusammen mit der geretteten Prinzessin niederlassen wird, stimmt er dem {{g|Kojiki}} zufolge folgendes Lied an:  
 
:''Yakumo tatsu/ Izumo yaegaki/ tsuma-gomi ni//''
 
:''Yakumo tatsu/ Izumo yaegaki/ tsuma-gomi ni//''
 
:''yaegaki tsukuru/ sono yaegaki o''
 
:''yaegaki tsukuru/ sono yaegaki o''
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Mit dem geretteten Mädchen, der Prinzessin {{g|kushinadahime}}, zeugt Susanoo eine neue Herr·scher·dynas·tie auf Erden. Die Ge·schich·ten dieser Nach·kom·men sind vor allem im {{g|Kojiki}} zu finden. Vieles deutet darauf·hin, dass sie einem eige·nen Mythen·kreis ent·stam·men und in den Erzäh·lungen rund um die Sonnen·gott·heit ur·sprüng·lich gar nicht vor·kamen. Denn in gewis·ser Weise wird die Welt durch diese Nach·kommen des Susanoo ein wei·teres Mal neu ge·schaf·fen. Die Haupt·götter dieser Episode werden vor allem im {{g|izumotaisha|Großschrein von Izumo}} verehrt und sind auch in den Mythen eng mit dieser Region nord·westlich von Kyōto verbunden. Man kann daher an·nehmen, dass die  Izumo-Kultur ur·sprüng·lich über einen eigenen Sagen·kreis verfügte, der in ''Kojiki'' und {{g|Nihonshoki}} nur not·dürftig mit dem Amaterasu-Sagen·kreis ver·bunden wurde. Susanoo stellt sozu·sagen das Binde·glied zwischen diesen Erzäh·lungen dar.
 
Mit dem geretteten Mädchen, der Prinzessin {{g|kushinadahime}}, zeugt Susanoo eine neue Herr·scher·dynas·tie auf Erden. Die Ge·schich·ten dieser Nach·kom·men sind vor allem im {{g|Kojiki}} zu finden. Vieles deutet darauf·hin, dass sie einem eige·nen Mythen·kreis ent·stam·men und in den Erzäh·lungen rund um die Sonnen·gott·heit ur·sprüng·lich gar nicht vor·kamen. Denn in gewis·ser Weise wird die Welt durch diese Nach·kommen des Susanoo ein wei·teres Mal neu ge·schaf·fen. Die Haupt·götter dieser Episode werden vor allem im {{g|izumotaisha|Großschrein von Izumo}} verehrt und sind auch in den Mythen eng mit dieser Region nord·westlich von Kyōto verbunden. Man kann daher an·nehmen, dass die  Izumo-Kultur ur·sprüng·lich über einen eigenen Sagen·kreis verfügte, der in ''Kojiki'' und {{g|Nihonshoki}} nur not·dürftig mit dem Amaterasu-Sagen·kreis ver·bunden wurde. Susanoo stellt sozu·sagen das Binde·glied zwischen diesen Erzäh·lungen dar.
  
Der Hauptheld des Izumo Sagen·kreises heißt aller·dings nicht Susanoo, sondern {{g|ookuninushi}} — der „Große Landesherr“. Er ist der Sohn des Susanoo (nach einer anderen Version ein Ab·kömm·ling in der fünften oder sechsten Generation) und muss — selbst eine Art Trickster-Gott·heit — erst eine Reihe von Qualen und De·müti·gungen durch·stehen, bevor er schließ·lich Herr des Landes wird und zu·sam·men mit einer weiteren Schöpfer·gott·heit, dem winzigen {{g|Sukunabikona}}, die Erde in ihren nun·meh·rigen Zustand bringt. Wie auf der [[Mythen/Goetter der Erde/Okuninushi | Sidepage]] zu Ōkuni·nushi genauer be·schrieben, steht Ōkuni·nushi stell·ver·tre·tend für eine ganze Reihe von Terri·torial·gott·heiten, die noch in den späteren Er·zählungen einzelner Tennō immer wieder auf·tauchen und die Ge·schicke des Landes maß·geblich mit·gestalten.
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Der Haupt·held des Izumo Sagen·kreises heißt al·ler·dings nicht Susanoo, sondern {{g|ookuninushi}} — der „Große Landesherr“. Er ist der Sohn des Susanoo (nach einer anderen Version ein Ab·kömm·ling in der fünften oder sechsten Generation) und muss — selbst eine Art Trickster-Gott·heit — erst eine Reihe von Qualen und De·müti·gungen durch·stehen, bevor er schließ·lich Herr des Landes wird und zu·sam·men mit einer weiteren Schöpfer·gott·heit, dem winzigen {{g|Sukunabikona}}, die Erde in ihren nun·meh·rigen Zustand bringt. Wie auf der [[Mythen/Goetter der Erde/Okuninushi | Sidepage]] zu Ōkuni·nushi genauer be·schrieben, steht Ōkuni·nushi stell·ver·tre·tend für eine ganze Reihe von Terri·torial·gott·heiten, die noch in den späteren Er·zählungen einzelner Tennō immer wieder auf·tauchen und die Ge·schicke des Landes maß·geblich mit·gestalten.
  
 
===Die Entmachtung des Ōkuninushi===
 
===Die Entmachtung des Ōkuninushi===
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Die Verbindung zwischen den Mythen der „Himmlischen Götter“ und den Erzählungen von Ōkuni·nushis Gestal·tung der Welt stellt die Episode von Ōkuninushis Ent·machtung dar. Es ist die Geschichte einer Kolo·nisa·tion, die den Chroniken zufolge lediglich mit sanfter Gewalt durch·geführt wird: Zunächst entsenden die Himmli·schen Götter Boten aus ihren eigenen Reihen, die Ōkuninushi über·zeugen sollen, dass es das Beste für ihn sei, den Nach·kommen der Sonnen·gottheit kampf·los die Herr·schaft zu über·lassen. Ōkuni·nushi gelingt es zwar, die ersten Boten von ihrer Mission abzu·bringen, indem er sie mit Luxus über·häuft und zum Bleiben überredet, doch schließ·lich sendet der Himmel seine bewähr·testen Haudegen, {{g|takemikazuchi}} und {{g|futsunushi}}. (Die beiden sind aus Feuer und Schwert her·vor·ge·gan·gen und zwar in genau jener Epi·sode, als Götter·vater {{g|izanagi}} das Feuer·kind in Stücke schlug, das den Tod der Götter·mutter {{g|izanami}} ver·ur·sacht hatte.) Als diese beiden „Feuer-Schwert-Götter“ dem Ōkuni·nushi ihre Schwert·künste demon·strieren, ist er schließ·lich bereit ab·zu·dan·ken und zieht sich an einen myste·riösen Ort (die Unterwelt?) zurück. Statt ihm soll nun {{g|ninigi}}, der Enkel der Sonnen·gott·heit, die Welt (bzw. Japan) regieren.
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Die Ver·bindung zwischen den Mythen der „Himmlischen Götter“ und den Erzählungen von Ōkuni·nushis Gestal·tung der Welt stellt die Episode von Ōkuninushis Ent·machtung dar. Es ist die Geschichte einer Kolo·nisa·tion, die den Chroniken zufolge ledig·lich mit sanfter Gewalt durch·geführt wird: Zunächst entsenden die Himmli·schen Götter Boten aus ihren eigenen Reihen, die Ōkuninushi über·zeugen sollen, dass es das Beste für ihn sei, den Nach·kommen der Sonnen·gottheit kampf·los die Herr·schaft zu über·lassen. Ōkuni·nushi gelingt es zwar, die ersten Boten von ihrer Mission abzu·bringen, indem er sie mit Luxus über·häuft und zum Bleiben überredet, doch schließ·lich sendet der Himmel seine bewähr·testen Haudegen, {{g|takemikazuchi}} und {{g|futsunushi}}. (Die beiden sind aus Feuer und Schwert her·vor·ge·gan·gen und zwar in genau jener Epi·sode, als Götter·vater {{g|izanagi}} das Feuer·kind in Stücke schlug, das den Tod der Götter·mutter {{g|izanami}} ver·ur·sacht hatte.) Als diese beiden „Feuer-Schwert-Götter“ dem Ōkuni·nushi ihre Schwert·künste demon·strieren, ist er schließ·lich bereit ab·zu·dan·ken und zieht sich an einen myste·riösen Ort (die Unterwelt?) zurück. Statt ihm soll nun {{g|ninigi}}, der Enkel der Sonnen·gott·heit, die Welt (bzw. Japan) regieren.
  
 
In dieser Episode zeichnet sich ein politischer Gegensatz zwischen einem Herrscher·ge·schlecht in der Gegend des Izumo Schreins (wo Susanoo und Ōkuninushi verehrt werden) und dem Tennō-Geschlecht ab. Die Erzählung trägt deutlich pro·pagan·distische Züge, indem sie den Anschluss Izumos an das „Reich der Himmlischen Götter“ als frei·wil·ligen Herr·schafts·verzicht einer Lokal·dynastie darstellt und all·fällige Gewalt·anwen·dungen fast voll·kommen übergeht. Nur am Rande ist davon die Rede, dass einige auf·müp·fige Götter im Gefolge des Ōkuni·nushi bestraft werden mussten. Ein mehr·fach wieder·holter Stehsatz lautet, dass Bäume und Gräser, die zur Zeit Ōkuni·nushis vor·laut durch·ein·ander·quasselten, nun endlich zum Schweigen gebracht wurden. Trotz·dem deutet sich an, dass die Ent·mach·tung Ōkuni·nushis nicht ganz ohne Wider·stand erfolgte. Wie der weitere Verlauf der Erzählung ausführt, ist die Etablie·rung der Sonnen·dynastie auch mit Ninigi noch lange nicht abge·schlos·sen. (Siehe dazu auch den Essay zu [[Mythen/Goetter der Erde/Okuninushi | Ōkuninushi]].)
 
In dieser Episode zeichnet sich ein politischer Gegensatz zwischen einem Herrscher·ge·schlecht in der Gegend des Izumo Schreins (wo Susanoo und Ōkuninushi verehrt werden) und dem Tennō-Geschlecht ab. Die Erzählung trägt deutlich pro·pagan·distische Züge, indem sie den Anschluss Izumos an das „Reich der Himmlischen Götter“ als frei·wil·ligen Herr·schafts·verzicht einer Lokal·dynastie darstellt und all·fällige Gewalt·anwen·dungen fast voll·kommen übergeht. Nur am Rande ist davon die Rede, dass einige auf·müp·fige Götter im Gefolge des Ōkuni·nushi bestraft werden mussten. Ein mehr·fach wieder·holter Stehsatz lautet, dass Bäume und Gräser, die zur Zeit Ōkuni·nushis vor·laut durch·ein·ander·quasselten, nun endlich zum Schweigen gebracht wurden. Trotz·dem deutet sich an, dass die Ent·mach·tung Ōkuni·nushis nicht ganz ohne Wider·stand erfolgte. Wie der weitere Verlauf der Erzählung ausführt, ist die Etablie·rung der Sonnen·dynastie auch mit Ninigi noch lange nicht abge·schlos·sen. (Siehe dazu auch den Essay zu [[Mythen/Goetter der Erde/Okuninushi | Ōkuninushi]].)
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Der ideologische Charakter der Ninigi-Episode äußert sich meines Er·achtens u.a. darin, dass seine Figur merk·würdig flach und farb·los bleibt. Er scheint zu·nächst nicht viel·mehr als eine Mario·net·te sei·ner Groß·mu·tter väter·licher·seits, Ama·terasu, zu sein, die ihm den Auftrag gibt, in ihrem Na·men die Erde zu be·herr·schen. Doch auch in die·sem Punkt exis·tie·ren abwei·chen·de Vari·an·ten, in denen der Herr·schafts·auftrag von Ninigis Groß·vater müt·ter·licher·seits, {{g|Takamimusubi}}, aus·geht.
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Der ideo·logische Charakter der Ninigi-Episode äußert sich meines Er·achtens u.a. darin, dass seine Figur merk·würdig flach und farb·los bleibt. Er scheint zu·nächst nicht viel·mehr als eine Mario·net·te sei·ner Groß·mu·tter väter·licher·seits, Ama·terasu, zu sein, die ihm den Auftrag gibt, in ihrem Na·men die Erde zu be·herr·schen. Doch auch in die·sem Punkt exis·tie·ren abwei·chen·de Vari·an·ten, in denen der Herr·schafts·auftrag von Ninigis Groß·vater müt·ter·licher·seits, {{g|Takamimusubi}}, aus·geht.
  
 
Die ein·zigen Gestal·ten, die bei Ninigis Abstieg augen·fällig in Er·schei·nung treten, sind ein lang·nasi·ger Berg·gott namens {{g|sarutahiko}}, eine Art {{g|Tengu}}, der den himm·lischen Göt·tern mit zwei·fel·haf·ten Droh·ge·bär·den ent·gegen tritt, und die be·reits er·wähnte tem·pera·ment·volle {{g|amenouzume}}. Diese Ahn·herrin des ja·pani·schen Thea·ters ent·blößt ein wei·teres Mal ihre Brüste und drängt damit den un·heim·lichen Saruta·hiko in die Defen·sive, sodass er sich bereit er·klärt, Ninigi sicher zur Erde zu ge·leiten. Ame no Uzume und Saruta·hiko werden schließ·lich ein Paar.
 
Die ein·zigen Gestal·ten, die bei Ninigis Abstieg augen·fällig in Er·schei·nung treten, sind ein lang·nasi·ger Berg·gott namens {{g|sarutahiko}}, eine Art {{g|Tengu}}, der den himm·lischen Göt·tern mit zwei·fel·haf·ten Droh·ge·bär·den ent·gegen tritt, und die be·reits er·wähnte tem·pera·ment·volle {{g|amenouzume}}. Diese Ahn·herrin des ja·pani·schen Thea·ters ent·blößt ein wei·teres Mal ihre Brüste und drängt damit den un·heim·lichen Saruta·hiko in die Defen·sive, sodass er sich bereit er·klärt, Ninigi sicher zur Erde zu ge·leiten. Ame no Uzume und Saruta·hiko werden schließ·lich ein Paar.
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Es kommt aller·dings zu einem Zerwürfnis zwischen Hohodemi und seiner Frau, der Meeres·prin·zes·sin, und zwar aus fol·gendem Grund: Sie ist schwanger und er·richtet vor der Geburt ihres gemein·samen Kindes  not·dürftig eine Gebär·hütte aus Kormoran·federn. Sie befiehlt ihrem Mann, keines·falls einen Blick in die Hütte zu werfen, doch Hohodemi übertritt das Verbot und erblickt seine Gefähr·tin in Gestalt eines Meeres·un·geheuers ({{g|wani}}), die sie wäh·rend der Geburt ange·nommen hat. Prinzessin Toyotama fühlt sich beschämt, begibt sich wieder zurück ins Meer und ver·sperrt zugleich die Grenze zwischen Wasser und Land.<ref>Diese Episode besitzt auffällige strukturelle Parallelen zur Trennung zwischen {{g|Izanami}} und {{g|Izanagi}}.</ref> Ihre jüngere Schwester, {{g|Tamayorihime}}, kümmert sich jedoch um das zurück gelassene Kind und wird schließ·lich von seiner Amme zu seiner Frau.  Der jüngste Sohn dieses Paares wird der erste offizielle „Kaiser“ Japans.
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Es kommt al·ler·dings zu einem Zerwürfnis zwischen Hohodemi und seiner Frau, der Meeres·prin·zes·sin, und zwar aus fol·gendem Grund: Sie ist schwanger und er·richtet vor der Geburt ihres gemein·samen Kindes  not·dürftig eine Gebär·hütte aus Kormoran·federn. Sie befiehlt ihrem Mann, keines·falls einen Blick in die Hütte zu werfen, doch Hohodemi übertritt das Verbot und erblickt seine Gefähr·tin in Gestalt eines Meeres·un·geheuers ({{g|wani}}), die sie wäh·rend der Geburt ange·nommen hat. Prinzessin Toyotama fühlt sich beschämt, begibt sich wieder zurück ins Meer und ver·sperrt zugleich die Grenze zwischen Wasser und Land.<ref>Diese Episode besitzt auffällige strukturelle Parallelen zur Trennung zwischen {{g|Izanami}} und {{g|Izanagi}}.</ref> Ihre jüngere Schwester, {{g|Tamayorihime}}, kümmert sich jedoch um das zurück gelassene Kind und wird schließ·lich von seiner Amme zu seiner Frau.  Der jüngste Sohn dieses Paares wird der erste offizielle „Kaiser“ Japans.
  
 
=== Jinmu Tennō ===
 
=== Jinmu Tennō ===
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Ein Urenkel Ninigis und zugleich Urenkel des Drachen/ Meeres·gottes ist {{g|jinmutennou}}, der offiziell als erster ''mensch·licher'' Herr·scher des Sonnen·geschlechts und daher als der erste Tennō ge·handelt wird. Worin er sich kon·kret von den Göt·tern unter·scheidet, geht allerdings aus den mythischen Erzäh·lungen nicht hervor. Jinmu Tennō steht aber auch inso·fern an der Schwelle von Mythos und Ge·schichte, als er als sieg·reicher An·führer eines histo·risch bis zu einem gewis·sen Grad nach·voll·zieh·baren Feld·zugs ge·schildert wird. Von Kyūshū aus erobert er die zentral·japa·nischen Provinzen der Kansai Region, die mit den spä·teren Haupt·städ·ten {{g|nara}} und Kyōto zum Aus·gangs·punkt eines zentra·lisier·ten landes·weiten Staats·gebildes werden. Es ist dieser Feld·zug, von dem die Tennō-Dynastie ihren Macht·an·spruch über ganz Japan ableitet.
 
Ein Urenkel Ninigis und zugleich Urenkel des Drachen/ Meeres·gottes ist {{g|jinmutennou}}, der offiziell als erster ''mensch·licher'' Herr·scher des Sonnen·geschlechts und daher als der erste Tennō ge·handelt wird. Worin er sich kon·kret von den Göt·tern unter·scheidet, geht allerdings aus den mythischen Erzäh·lungen nicht hervor. Jinmu Tennō steht aber auch inso·fern an der Schwelle von Mythos und Ge·schichte, als er als sieg·reicher An·führer eines histo·risch bis zu einem gewis·sen Grad nach·voll·zieh·baren Feld·zugs ge·schildert wird. Von Kyūshū aus erobert er die zentral·japa·nischen Provinzen der Kansai Region, die mit den spä·teren Haupt·städ·ten {{g|nara}} und Kyōto zum Aus·gangs·punkt eines zentra·lisier·ten landes·weiten Staats·gebildes werden. Es ist dieser Feld·zug, von dem die Tennō-Dynastie ihren Macht·an·spruch über ganz Japan ableitet.
  
Der Feldzug selbst ist allerdings mit einer Reihe von magisch-spiri·tuellen Begeg·nun·gen gespickt. Jinmu begegnet u.a. einem Bär, der ihn ver·zaubert, und der drei·beinigen Sonnen·krähe {{g|Yatagarasu}}, die ihm den richtigen Weg weist. Seine himm·lischen Groß·eltern mischen in seinen Schlachten mit, während irdi·sche Gott·heiten sich ihm wider·setzen. Schließ·lich erobert Jinmu das Yamato-Becken (die heutige Präfektur Nara), errichtet dort den Palast  
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Der Feld·zug selbst ist al·ler·dings mit einer Reihe von magisch-spiri·tuellen Begeg·nun·gen gespickt. Jinmu begegnet u.a. einem Bär, der ihn ver·zaubert, und der drei·beinigen Sonnen·krähe {{g|Yatagarasu}}, die ihm den richtigen Weg weist. Seine himm·lischen Groß·eltern mischen in seinen Schlachten mit, während irdi·sche Gott·heiten sich ihm wider·setzen. Schließ·lich erobert Jinmu das Yamato-Becken (die heutige Präfektur Nara), errichtet dort den Palast  
 
von Kashihara und ehelicht eine Tochter des Gottes {{g|oomononushi}}, der im nahe gelegenen {{g|oomiwajinja}} verehrt wird. Ōmononushi wird im ''Kojiki'' mit {{g|ookuninushi}} identi·fiziert (s. [[Okuninushi|Sidepage]]), also jener Gottheit aus Izumo, die eigentlich schon Genera·tionen zuvor zu·gunsten des Ninigi auf ihren Macht·anspruch verzichtete.
 
von Kashihara und ehelicht eine Tochter des Gottes {{g|oomononushi}}, der im nahe gelegenen {{g|oomiwajinja}} verehrt wird. Ōmononushi wird im ''Kojiki'' mit {{g|ookuninushi}} identi·fiziert (s. [[Okuninushi|Sidepage]]), also jener Gottheit aus Izumo, die eigentlich schon Genera·tionen zuvor zu·gunsten des Ninigi auf ihren Macht·anspruch verzichtete.
  
 
=== Zeitalter der menschlichen Herrscher ===
 
=== Zeitalter der menschlichen Herrscher ===
  
Mit Jinmu Tennō endet das Zeitalter der Götter. In den beiden ältesten Chroniken ''Kojiki'' und ''Nihonshoki'' folgt nun eine Chrono·logie der nach·folgen·den Tennō, die immer stärker die Züge einer histo·rio·graphi·schen Auf·zeich·nung an·nimmt. Dennoch ist heute offen·kun·dig, dass die Re·kon·struk·tion der Tennō-Genea·logie ein Werk des sieben·ten und achten Jahr·hun·derts ist und trotz einiger histo·risch ernst zu nehmen·der Details auch viele nach·trägliche Geschichts·mani·pula·tionen be·inhal·tet. Neben trocken-sach·lichen Auf·zäh·lungen von Namen und Daten ent·halten auch die Chroni·ken der spä·teren Tennō viele mytho·logi·sche Epi·soden.  
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Mit Jinmu Tennō endet das Zeit·alter der Götter. In den beiden ältesten Chroniken ''Kojiki'' und ''Nihonshoki'' folgt nun eine Chrono·logie der nach·folgen·den Tennō, die immer stärker die Züge einer histo·rio·graphi·schen Auf·zeich·nung an·nimmt. Dennoch ist heute offen·kun·dig, dass die Re·kon·struk·tion der Tennō-Genea·logie ein Werk des sieben·ten und achten Jahr·hun·derts ist und trotz einiger histo·risch ernst zu nehmen·der Details auch viele nach·träg·liche Geschichts·mani·pula·tionen be·inhal·tet. Neben trocken-sach·lichen Auf·zäh·lungen von Namen und Daten ent·halten auch die Chroni·ken der spä·teren Tennō viele mytho·logi·sche Epi·soden.  
  
 
Die viel·leicht inte·res·san·teste Erzählung der Tennō-Dynastie handelt vom Erobe·rungs·feldzug der Kaiserin {{g|jinguukougou}} nach Korea. Nachdem sie für die Dauer der Schlacht ihre Schwan·ger·schaft hinaus·gezögert hat, bringt die Kaiserin schließ·lich einen Sohn zur Welt, den späte·ren {{g|oujintennou}}, der sich in einem ande·ren Sagen·kreis als der Gott {{g|hachiman}} rein·karniert und neben Ama·terasu zum wichtig·sten Ahnen·gott des Tennō-Hauses avan·ciert.
 
Die viel·leicht inte·res·san·teste Erzählung der Tennō-Dynastie handelt vom Erobe·rungs·feldzug der Kaiserin {{g|jinguukougou}} nach Korea. Nachdem sie für die Dauer der Schlacht ihre Schwan·ger·schaft hinaus·gezögert hat, bringt die Kaiserin schließ·lich einen Sohn zur Welt, den späte·ren {{g|oujintennou}}, der sich in einem ande·ren Sagen·kreis als der Gott {{g|hachiman}} rein·karniert und neben Ama·terasu zum wichtig·sten Ahnen·gott des Tennō-Hauses avan·ciert.
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Dem Drachen·könig am Grunde des Meeres begegnet man also bereits in den ältesten Mythen. Dieses Motiv ist in ganz Asien ver·breitet und auch in buddhis·tischen Legenden präsent. Aus diesen gemein·sa·men Motiven in Mythen und Legenden lässt sich ermessen, wie groß die Einflüsse des Fest·lands auf die japanische Kultur schon vor der Über·nahme der chinesi·schen Schrift·kultur gewesen sein müssen (s.a. [[Drachenbilder]]).
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Dem Drachen·könig am Grunde des Meeres begegnet man also bereits in den ältesten Mythen. Dieses Motiv ist in ganz Asien ver·breitet und auch in bud·dhis·tischen Legenden präsent. Aus diesen gemein·sa·men Motiven in Mythen und Legenden lässt sich er·mes·sen, wie groß die Einflüsse des Fest·lands auf die ja·pa·nische Kultur schon vor der Über·nahme der chinesi·schen Schrift·kultur gewesen sein müssen (s.a. [[Drachenbilder]]).
 
{{ThisWay|Mythen/Jenseits}}
 
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{{Verweise
 
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Version vom 1. August 2020, 12:18 Uhr

Zeitalter der Götter, Teil 2Die Götter der Erde

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Goetter_der_Erde.

Die Begriffe Götter des Himmels und Götter der Erde (ama-tsu-kami [ama-tsu-kami (jap.) 天津神 Götter des Himmels; mytholog. Gottheiten], bzw. kuni-tsu-kami [kuni-tsu-kami (jap.) 国津神 Götter der Erde]) spielten zur Zeit der schrift·lichen Fixierung der Mythen (um 700) offenbar eine wichtige Rolle. Im All·gemei·nen vers·tehen die frühen Chroni·ken darunter einer·seits die gött·lichen Vor·fahren des Tennō [Tennō (jap.) 天皇 jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels] und seiner un·mittel·baren Vasal·len, die im Himmel (Takama no hara [Takama-no-hara (jap.) 高天原 wtl. „Die Hohen Himmelsgefilde“, mythol. Bez. für das Reich der Himmlischen Götter; auch Takama-ga-hara]) residieren, ande·rer·seits die gött·lichen Vor·fahren der meisten ande·ren terri·toria·len Klans der Frühzeit. Die Mythen von den Göttern der Erde schildern (und begrün·den), wie die Hierar·chie zwischen diesen Gruppen zu·stande kommt, und be·handeln damit letzlich nichts anderes als das Zu·stande·kommen des frühen japa·ni·schen Staates und der ihn regierenden Eliten.1

Susanoo und Ōkuninushi

Vorlage:Sidebox3 Nachdem Amaterasu [Amaterasu (jap.) 天照 Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise] dank des Zu·sam·men·wir·kens der gesam·ten Götter·schar wieder aus ihrer Höhle heraus·ge·lockt wor·den ist, wird Susanoo [Susanoo (jap.) 須佐之男/素戔男 mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu] einer Reihe von Strafen und Foltern unter·wor·fen und schließ·lich end·gül·tig in die Unter·welt ver·bannt. Als er·zie·heri·sche Maß·nahme hat die Ver·ban·nung offen·sicht·lich Erfolg. Auf dem Weg in die Unter·welt kommt Susanoo auch auf die Erde (genauer: in das Land Izumo [Izumo (jap.) 出雲 alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha]) und nimmt dort, ganz der Trickster-Definition von Mircea Eliade fol·gend, die Rolle eines Kultur·heroen an. So rettet er etwa ein Mädchen vor der acht·köp·figen Schlan·ge Yamata no Orochi [Yamata no Orochi (jap.) 八岐大蛇 Mythologische Schlange (Drache) mit acht Köpfen; wtl. „achtfach gegabelte Schlange“; wird von Susanoo besiegt], welche die Men·schen terro·risiert. Diese Heldentat ist bis heute die bekannteste Einzel·episode des Susanoo-Zyklus geblieben. Der Mythos erwähnt aber auch, dass aus seinen Haaren nütz·liche Bäume ent·stehen, und bringt ihn außer·dem mit der Er·fin·dung des Sake [Sake (jap.) Reiswein] in Ver·bindung. Schließ·lich verfasst Susanoo anlässlich seiner Heirat ein Gedicht in der klassischen 31-Silben Form.2 Da dies das erste in den Mythen erwähnte Gedicht ist, wird Susanoo — ganz gegen seine ansonsten unge·stüme Natur — auch häufig als Begründer der japa·nischen Dicht·kunst darge·stellt.

Mit dem geretteten Mädchen, der Prinzessin Kushinada-hime [Kushinada-hime (jap.) 奇稲田姫 Ehefrau Susanoos, Mutter bzw. Ahnin Ōkuninushis], zeugt Susanoo eine neue Herr·scher·dynas·tie auf Erden. Die Ge·schich·ten dieser Nach·kom·men sind vor allem im Kojiki [Kojiki (jap.) 古事記 „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)] zu finden. Vieles deutet darauf·hin, dass sie einem eige·nen Mythen·kreis ent·stam·men und in den Erzäh·lungen rund um die Sonnen·gott·heit ur·sprüng·lich gar nicht vor·kamen. Denn in gewis·ser Weise wird die Welt durch diese Nach·kommen des Susanoo ein wei·teres Mal neu ge·schaf·fen. Die Haupt·götter dieser Episode werden vor allem im Großschrein von Izumo [Izumo Taisha (jap.) 出雲大社 Großschrein von Izumo (Präfektur Shimane)] verehrt und sind auch in den Mythen eng mit dieser Region nord·westlich von Kyōto verbunden. Man kann daher an·nehmen, dass die Izumo-Kultur ur·sprüng·lich über einen eigenen Sagen·kreis verfügte, der in Kojiki und Nihon shoki [Nihon shoki (jap.) 日本書紀 Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)] nur not·dürftig mit dem Amaterasu-Sagen·kreis ver·bunden wurde. Susanoo stellt sozu·sagen das Binde·glied zwischen diesen Erzäh·lungen dar.

Der Haupt·held des Izumo Sagen·kreises heißt al·ler·dings nicht Susanoo, sondern Ōkuninushi [Ōkuninushi (jap.) 大国主 mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes] — der „Große Landesherr“. Er ist der Sohn des Susanoo (nach einer anderen Version ein Ab·kömm·ling in der fünften oder sechsten Generation) und muss — selbst eine Art Trickster-Gott·heit — erst eine Reihe von Qualen und De·müti·gungen durch·stehen, bevor er schließ·lich Herr des Landes wird und zu·sam·men mit einer weiteren Schöpfer·gott·heit, dem winzigen Sukunabikona [Sukunabikona (jap.) 少名毘古那 winzige Gottheit, Gefährte oder alter ego von Ōkuninushi, auch: Sukunahikona], die Erde in ihren nun·meh·rigen Zustand bringt. Wie auf der Sidepage zu Ōkuni·nushi genauer be·schrieben, steht Ōkuni·nushi stell·ver·tre·tend für eine ganze Reihe von Terri·torial·gott·heiten, die noch in den späteren Er·zählungen einzelner Tennō immer wieder auf·tauchen und die Ge·schicke des Landes maß·geblich mit·gestalten.

Die Entmachtung des Ōkuninushi

Vorlage:Sidebox3 Die Ver·bindung zwischen den Mythen der „Himmlischen Götter“ und den Erzählungen von Ōkuni·nushis Gestal·tung der Welt stellt die Episode von Ōkuninushis Ent·machtung dar. Es ist die Geschichte einer Kolo·nisa·tion, die den Chroniken zufolge ledig·lich mit sanfter Gewalt durch·geführt wird: Zunächst entsenden die Himmli·schen Götter Boten aus ihren eigenen Reihen, die Ōkuninushi über·zeugen sollen, dass es das Beste für ihn sei, den Nach·kommen der Sonnen·gottheit kampf·los die Herr·schaft zu über·lassen. Ōkuni·nushi gelingt es zwar, die ersten Boten von ihrer Mission abzu·bringen, indem er sie mit Luxus über·häuft und zum Bleiben überredet, doch schließ·lich sendet der Himmel seine bewähr·testen Haudegen, Takemikazuchi [Takemikazuchi (jap.) 建御雷 Mythologischer Schwertgott (wtl. Gewittergott); Ahnengottheit der Fujiwara; u.a. in den Schreinen Kashima und Kasuga verehrt] und Futsunushi [Futsunushi (jap.) 経津主 Mythologischer Schwertgott]. (Die beiden sind aus Feuer und Schwert her·vor·ge·gan·gen und zwar in genau jener Epi·sode, als Götter·vater Izanagi [Izanagi (jap.) 伊耶那岐/伊奘諾 Göttervater; auch Izanaki (ki hier männliche Endung); Bruder und Mann von Izanami] das Feuer·kind in Stücke schlug, das den Tod der Götter·mutter Izanami [Izanami (jap.) 伊耶那美/伊奘冉 Göttermutter, Göttin der Unterwelt (mi hier weibliche Endung); Schwester und Frau des Izanagi] ver·ur·sacht hatte.) Als diese beiden „Feuer-Schwert-Götter“ dem Ōkuni·nushi ihre Schwert·künste demon·strieren, ist er schließ·lich bereit ab·zu·dan·ken und zieht sich an einen myste·riösen Ort (die Unterwelt?) zurück. Statt ihm soll nun Ninigi [Ninigi (jap.) 瓊瓊杵 mytholog. Gottheit, Enkel Amaterasus], der Enkel der Sonnen·gott·heit, die Welt (bzw. Japan) regieren.

In dieser Episode zeichnet sich ein politischer Gegensatz zwischen einem Herrscher·ge·schlecht in der Gegend des Izumo Schreins (wo Susanoo und Ōkuninushi verehrt werden) und dem Tennō-Geschlecht ab. Die Erzählung trägt deutlich pro·pagan·distische Züge, indem sie den Anschluss Izumos an das „Reich der Himmlischen Götter“ als frei·wil·ligen Herr·schafts·verzicht einer Lokal·dynastie darstellt und all·fällige Gewalt·anwen·dungen fast voll·kommen übergeht. Nur am Rande ist davon die Rede, dass einige auf·müp·fige Götter im Gefolge des Ōkuni·nushi bestraft werden mussten. Ein mehr·fach wieder·holter Stehsatz lautet, dass Bäume und Gräser, die zur Zeit Ōkuni·nushis vor·laut durch·ein·ander·quasselten, nun endlich zum Schweigen gebracht wurden. Trotz·dem deutet sich an, dass die Ent·mach·tung Ōkuni·nushis nicht ganz ohne Wider·stand erfolgte. Wie der weitere Verlauf der Erzählung ausführt, ist die Etablie·rung der Sonnen·dynastie auch mit Ninigi noch lange nicht abge·schlos·sen. (Siehe dazu auch den Essay zu Ōkuninushi.)

Die Dynastie des „Himmlischen Enkelsohns“

Ninigi, der Himmlische Enkel·sohn, wählt als Ort seines Abstiegs interes·santer·weise weder Izumo, noch die zentral·japanische Yamato [Yamato (jap.) 大和/倭 Kernland der Tennō-Dynastie in Zentraljapan (Präfektur Nara); archaischer Name für Japan] Region, sondern das von zahl·reichen Vulkanen zerklüftete Hochland Takachiho [Takachiho (jap.) 高千穂 Hochland im heutigen Kyūshū, wo der Himmelsenkel Ninigi herabgestiegen sein soll] im Zentrum der Insel Kyūshū. Auf diese Weise bezieht die mythische Erzählung von der Staats·gründung Japans eine weitere Groß·landschaft mit ein, nämlich Kyūshū, das seit alters her eine Brücke zwischen der Hauptinsel Honshū und der koreanischen Halbinsel bildet.

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1 Sarutahiko
Finster blickt Sarutahiko der barbusigen Ame no Uzume entgegen.
Meiji-Zeit. Tsubaki Jinja.

Der ideo·logische Charakter der Ninigi-Episode äußert sich meines Er·achtens u.a. darin, dass seine Figur merk·würdig flach und farb·los bleibt. Er scheint zu·nächst nicht viel·mehr als eine Mario·net·te sei·ner Groß·mu·tter väter·licher·seits, Ama·terasu, zu sein, die ihm den Auftrag gibt, in ihrem Na·men die Erde zu be·herr·schen. Doch auch in die·sem Punkt exis·tie·ren abwei·chen·de Vari·an·ten, in denen der Herr·schafts·auftrag von Ninigis Groß·vater müt·ter·licher·seits, Takamimusubi [Takamimusubi (jap.) 高御産巣日神 einer der „drei Kami der Schöpfung“, Himmelsgottheit], aus·geht.

Die ein·zigen Gestal·ten, die bei Ninigis Abstieg augen·fällig in Er·schei·nung treten, sind ein lang·nasi·ger Berg·gott namens Sarutahiko [Sarutahiko (jap.) 猿田彦 Mythologische Gottheit in tengu-ähnlicher Gestalt], eine Art tengu [tengu (jap.) 天狗 wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen], der den himm·lischen Göt·tern mit zwei·fel·haf·ten Droh·ge·bär·den ent·gegen tritt, und die be·reits er·wähnte tem·pera·ment·volle Ame no Uzume [Ame no Uzume (jap.) 天鈿女/天宇受賣 mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters]. Diese Ahn·herrin des ja·pani·schen Thea·ters ent·blößt ein wei·teres Mal ihre Brüste und drängt damit den un·heim·lichen Saruta·hiko in die Defen·sive, sodass er sich bereit er·klärt, Ninigi sicher zur Erde zu ge·leiten. Ame no Uzume und Saruta·hiko werden schließ·lich ein Paar.

Ninigis Gestalt nimmt erst Konturen an, als er auf der Erde nach einer Braut Ausschau hält. Er findet sie schließ·lich in der Gestalt der Prin·zessin Baum·blüte (Konohana Sakuya-hime [Konohana Sakuya-hime (jap.) 許乃波奈佐久夜比賣 Prinzessin der aufblühenden Baumblüten; Ehefrau des Ninigi; später auch als Gottheit des Berges Fuji angesehen.]), der Tochter eines lokalen Berg·gottes. Da er ihre ältere Schwester, Prinzessin Felsen·lang, verschmäht, wird ihm prophe·zeiht, dass seine Nach·kommen (die Menschen) nur das kurze leben einer Baum·blüte und nicht das lange Leben eines Fel·sens haben werden. Prin·zessin Baum·blüte wiede·rum bringt drei Söhne zur Welt, die myste·riöser·weise nach ein·tägiger Schwan·ger·schaft zur Welt kommen. Die Geschich·te dieser Nach·kom·men eröffnet ein weiteres mytho·logi·sches Kapitel, das geo·graphisch in Kyūshū an·ge·siedelt ist und mit den vor·her·ge·gangen Erzäh·lungen kaum etwas gemein hat.

Bergglück und Meerglück

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2 Hiko Hohodemi (16.–17. Jh.)
Hiko Hohodemi auf einem Krokodil-artigen Meeresungeheuer (wani), in Begleitung des Meeresgottes Watatsumi und seiner Töchter. Watatsumi hält den wieder gefundenen Angelhaken in der Hand, während seine Töchter die magischen Flutsenke- und Fluthebe-Juwelen mit sich tragen.
Muromachi- oder Edo-Zeit. Ekkyō suru e-monogatari. (Ausstellungskatalog, Univ. Nagoya.) Nishio-shi: Iwase Bunko, 2016, S. 2.

Die Geschichte der nächsten Generation nach Ninigi beginnt mit einer Art Kain-und-Abel Geschichte von der Kon·kurrenz zweier Brüder (der dritte Sohn Ninigis fällt unter den Tisch). Der positive Held dieser Episode ist Hiko Hohodemi [Hiko Hohodemi (jap.) 彦火火出見 auch Hoori; mythologischer Vorfahre der Tennō Dynastie und Held des Mythos von Bergglück und Meerglück], eigent·lich ein Jäger, der dazu bestimmt ist in den Bergen zu jagen und einen Bogen (das „Bergglück“, yama no sachi) als per·sön·lichen Schatz besitzt. Sein älte·rer Bruder besitzt statt·dessen einen Angel·haken („Meerglück“, umi no sachi). Er ist also Fischer und sein Terri·torium ist das Meer. Einmal be·schließen die beiden ihre Schätze zu tauschen, doch der Angel·haken geht Hiko Hohodemi beim Fischen verloren. Sein älterer Bruder möchte ihn aber auf jeden Fall zurück·haben und stürzt den jün·geren in Ver·zweif·lung. Mit Hilfe eines alten Mannes gelangt Hohodemi aber schließ·lich zum Palast des Mee·res·königs Watatsumi [Watatsumi (jap.) 綿津見/海神 Gott oder König des Meeres, oft in Drachengestalt imaginiert], der am Grunde des Meeres resi·diert. Der Meeres·könig erweist sich als sehr freund·lich und hilft, den Angel·haken zu finden. Im Zuge dessen vermählt sich Hohodemi mit seiner Tochter Toyotama-hime [Toyotama-hime (jap.) 豊玉姫 „Prinzessin Juwelenreich“; Tochter des Meereskönigs und Frau des Hiko Hohodemi]. Als es Zeit wird, zu seinem Bruder zurück·zu·kehren, erhält Hohodemi von seinem Schwieger·vater noch das Fluthebe- und das Flutsenke-Juwel, als Rück·ver·siche·rung für mögliche Konflikte. Tatsäch·lich gibt sich der Bruder nicht mit der Rück·gabe des Angel·hakens zufrie·den und möchte allein über die Erde herrschen, doch mithilfe der Juwelen kann Hiko Hohodemi ihn besiegen und wird damit seiner·seits zum alleini·gen Herr·scher. Sein Palast befindet sich nach wie vor in Takachiho auf Kyūshū, wo sein Großvater Ninigi vom Himmel herab·ge·stiegen war.

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3 Toyotama-himes Verwandlung
Toyotama-hime, die Tochter des Drachenkönigs, gebiert in ihrer wahren Gestalt einen Sohn. Der Vater, Hiko Hohodemi wirft einen verbotenen Blick in die Gebärhütte. Dies wird die Drachenfrau veranlassen, ins Meer zurückzukehren. Der lebhafte Knabe, der den Bauch der Drachenmutter wie eine schwere Decke von sich stemmt, hat den komplizierten Namen Hiko-nagisa-takeugaya-fukiaezu. Er wird später seine Tante, ebenfalls eine Drachenfrau heiraten und mit ihr den ersten Tennō, Jinmu, zeugen.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. The British Museum.

Es kommt al·ler·dings zu einem Zerwürfnis zwischen Hohodemi und seiner Frau, der Meeres·prin·zes·sin, und zwar aus fol·gendem Grund: Sie ist schwanger und er·richtet vor der Geburt ihres gemein·samen Kindes not·dürftig eine Gebär·hütte aus Kormoran·federn. Sie befiehlt ihrem Mann, keines·falls einen Blick in die Hütte zu werfen, doch Hohodemi übertritt das Verbot und erblickt seine Gefähr·tin in Gestalt eines Meeres·un·geheuers (wani [wani (jap.) Meeresungeheuer; Krokodil; Hai]), die sie wäh·rend der Geburt ange·nommen hat. Prinzessin Toyotama fühlt sich beschämt, begibt sich wieder zurück ins Meer und ver·sperrt zugleich die Grenze zwischen Wasser und Land.3 Ihre jüngere Schwester, Tamayori-hime [Tamayori-hime (jap.) 玉依姫 Meeresgottheit; Tochter des Meereskönigs Watatsumi], kümmert sich jedoch um das zurück gelassene Kind und wird schließ·lich von seiner Amme zu seiner Frau. Der jüngste Sohn dieses Paares wird der erste offizielle „Kaiser“ Japans.

Jinmu Tennō

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4 Jinmu Tennō
Die hier dargestellte Szene ist dem Nihon shoki entnommen. Dort heißt es, dass eine Schlacht gegen Ende von Jinmus Eroberungsfeldzug zugunsten dieses ersten Kaisers entschieden wurde, als sich ein goldener Raubvogel (kinshi, eine Art Milan oder Weihe, jap. tobi) auf Jinmus Bogen niederließ und die Feinde derart blendete, dass sie unfähig waren, Widerstand zu leisten. Diese Episode wurde in der Meiji-Zeit zum Anlass genommen, den höchsten militärischen Orden nach diesem goldenen Milan zu benennen. 1873 wurde außerdem im Gedenken an Jinmu ein Reichsgründungstag (Kigensetsu) als neuer nationaler Feiertag (11. Februar) festgesetzt. Tsukioka Yoshitoshis Jinmu zeigt gewisse Ähnlichkeiten mit dem damaligen Kaiser Meiji. Zweifellos versuchte der Künstler im Einklang mit dem Geist seiner Zeit, eine Beziehung zwischen dieser heldenhaften Vorzeit und dem neuen Regime unter Meiji Tennō herzustellen.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi (1839–1892). Meiji-Zeit, Feb. 1880. Wikimedia Commons.

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Ein Urenkel Ninigis und zugleich Urenkel des Drachen/ Meeres·gottes ist Jinmu Tennō [Jinmu Tennō (jap.) 神武天皇 wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans; eigentlicher Name: Kami Yamato Iware-hiko no Sumera Mikoto 神日本磐余彦天皇 (Nihon shoki)], der offiziell als erster mensch·licher Herr·scher des Sonnen·geschlechts und daher als der erste Tennō ge·handelt wird. Worin er sich kon·kret von den Göt·tern unter·scheidet, geht allerdings aus den mythischen Erzäh·lungen nicht hervor. Jinmu Tennō steht aber auch inso·fern an der Schwelle von Mythos und Ge·schichte, als er als sieg·reicher An·führer eines histo·risch bis zu einem gewis·sen Grad nach·voll·zieh·baren Feld·zugs ge·schildert wird. Von Kyūshū aus erobert er die zentral·japa·nischen Provinzen der Kansai Region, die mit den spä·teren Haupt·städ·ten Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō] und Kyōto zum Aus·gangs·punkt eines zentra·lisier·ten landes·weiten Staats·gebildes werden. Es ist dieser Feld·zug, von dem die Tennō-Dynastie ihren Macht·an·spruch über ganz Japan ableitet.

Der Feld·zug selbst ist al·ler·dings mit einer Reihe von magisch-spiri·tuellen Begeg·nun·gen gespickt. Jinmu begegnet u.a. einem Bär, der ihn ver·zaubert, und der drei·beinigen Sonnen·krähe Yatagarasu [Yatagarasu (jap.) 八咫烏 wtl. Achthand-Krähe, wahrscheinlich in der Bedeutung „Riesen-Krähe“; wird zumeist als dreibeinig dargestellt, was einem chinesischen Sonnensymbol entspricht; mythologische Gottheit, die v.a. in Kumano verehrt wird], die ihm den richtigen Weg weist. Seine himm·lischen Groß·eltern mischen in seinen Schlachten mit, während irdi·sche Gott·heiten sich ihm wider·setzen. Schließ·lich erobert Jinmu das Yamato-Becken (die heutige Präfektur Nara), errichtet dort den Palast von Kashihara und ehelicht eine Tochter des Gottes Ōmononushi [Ōmononushi (jap.) 大物主 Gottheit des Schreins von [Ō]Miwa], der im nahe gelegenen Ōmiwa Jinja [Ōmiwa Jinja (jap.) 大神神社 Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans] verehrt wird. Ōmononushi wird im Kojiki mit Ōkuninushi [Ōkuninushi (jap.) 大国主 mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes] identi·fiziert (s. Sidepage), also jener Gottheit aus Izumo, die eigentlich schon Genera·tionen zuvor zu·gunsten des Ninigi auf ihren Macht·anspruch verzichtete.

Zeitalter der menschlichen Herrscher

Mit Jinmu Tennō endet das Zeit·alter der Götter. In den beiden ältesten Chroniken Kojiki und Nihonshoki folgt nun eine Chrono·logie der nach·folgen·den Tennō, die immer stärker die Züge einer histo·rio·graphi·schen Auf·zeich·nung an·nimmt. Dennoch ist heute offen·kun·dig, dass die Re·kon·struk·tion der Tennō-Genea·logie ein Werk des sieben·ten und achten Jahr·hun·derts ist und trotz einiger histo·risch ernst zu nehmen·der Details auch viele nach·träg·liche Geschichts·mani·pula·tionen be·inhal·tet. Neben trocken-sach·lichen Auf·zäh·lungen von Namen und Daten ent·halten auch die Chroni·ken der spä·teren Tennō viele mytho·logi·sche Epi·soden.

Die viel·leicht inte·res·san·teste Erzählung der Tennō-Dynastie handelt vom Erobe·rungs·feldzug der Kaiserin Jingū Kōgō [Jingū Kōgō (jap.) 神功皇后 mytholog. Herrscherin; Witwe des 14. Tennō, Chūai, und Mutter des Ōjin Tennō] nach Korea. Nachdem sie für die Dauer der Schlacht ihre Schwan·ger·schaft hinaus·gezögert hat, bringt die Kaiserin schließ·lich einen Sohn zur Welt, den späte·ren Ōjin Tennō [Ōjin Tennō (jap.) 応神天皇 auch Homuda Wake 誉田別; mytholog. Herrscher, offiziell der 15. Tennō; trad. Lebensdaten: 200–310, r. 270–310], der sich in einem ande·ren Sagen·kreis als der Gott Hachiman [Hachiman (jap.) 八幡 Shintō-Gottheit, Ahnengottheit des Tennō und des Kriegeradels; auch „Yawata“ ausgesprochen] rein·karniert und neben Ama·terasu zum wichtig·sten Ahnen·gott des Tennō-Hauses avan·ciert.

Mythologische Motive in Märchen und Legenden

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Neben den hier geschilderten „offiziellen Mythen“ gibt es noch eine Viel·zahl von Märchen und Legenden, die ebenfalls mythische Züge tragen und in zahl·rei·chen Varianten erzählt werden. Am bekann·testen ist vielleicht die Geschichte von Urashima Tarō [Urashima Tarō (jap.) 浦島太郎 Held einer berühmten Sage; heiratet eine Meeresprinzessin, verbringt mit ihr drei Jahre im Meerespalast, kehrt nach Hause zurück und stellt fest, dass nicht drei, sondern dreihundert Jahre seit seinem Fortgang vergangen sind.], dem Fischer, der eine Schild·kröte rettet, die sich als Tochter des Meeres- oder Drachen·königs entpuppt. Die beiden verlieben sich und heiraten im Palast des Meeres, doch schließlich packt Urashima das Heimweh und er will zurück in sein Heimat·dorf. Dort an·ge·kommen stellt er fest, dass während seines Auf·ent·halts im Meeres·palast viele hundert Jahre vergangen sind. Als er in seiner Ver·zweiflung das Schatz·käst·chen öffnet, das ihm seine Frau mit·ge·geben hat, verliert er auch noch die Gabe der ewigen Jugend und stirbt.

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5 Urashima und die Meeresprinzessin
Geschichte des Urashima Tarō, illustriert von Utagawa Hiroshige. Der Künstler folgt hier der frühesten Fassung der Legende im Nihon shoki und interpretiert den Meerespalast, zu dem Urashima geführt wird, als Hōrai (auch tokoyo no kuni), die Insel der ewigen Jugend. Der eigentliche Bildtitel lautet daher: „Die Schildkröte geleitet den Jüngling nach Hōrai“ (kame rō wo tomonaite Horai ni hairu). Dem Nihon shoki entsprechend wird die Begebenheit auf das Jahr 22 der Regierung des Yūryaku Tennō (478 u.Z.) datiert. Die entsprechende Legende von seinem Verschwinden für dreihundert Jahre, die er selbst nur als drei Jahre erlebte, ist im letzten Textabschnitt des Farbholzschnitts festgehalten.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit, um 1850. The British Museum.

Dem Drachen·könig am Grunde des Meeres begegnet man also bereits in den ältesten Mythen. Dieses Motiv ist in ganz Asien ver·breitet und auch in bud·dhis·tischen Legenden präsent. Aus diesen gemein·sa·men Motiven in Mythen und Legenden lässt sich er·mes·sen, wie groß die Einflüsse des Fest·lands auf die ja·pa·nische Kultur schon vor der Über·nahme der chinesi·schen Schrift·kultur gewesen sein müssen (s.a. Drachenbilder).

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. Die Unter·schei·dung in Götter des Himmels und Götter der Erde ist wahr·schein·lich chinesischen Ursprungs (vgl. den Begriff jingi [jingi (jap.) 神祇 wtl. Götter/Geister des Himmels und der Erde, chin. shenqi; in Japan zumeist Synonym von kami]), bekam aber in den japanischen Mythen eine spezielle Bedeutung. Obwohl die Begriffe ama-tsu-kami und kuni-tsu-kami nicht immer konsequent in diesem Sinne gebraucht werden, scheint ihr ei·gent·licher Sinn — wie bereits Wilhelm Gundert festgestellt hat — in der Unter·schei·dung von „erobernden“ und „zu unter·werfenden“ Dynastien gelegen zu haben. (S. Gundert 1935, S. 12.)
  2. Als Ein·weih·ung des Palastes in Izumo, in dem sich Susanoo vorübergehend zusammen mit der geretteten Prinzessin niederlassen wird, stimmt er dem Kojiki [Kojiki (jap.) 古事記 „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)] zufolge folgendes Lied an:
    Yakumo tatsu/ Izumo yaegaki/ tsuma-gomi ni//
    yaegaki tsukuru/ sono yaegaki o
    Achtfach umwölkt/ Izumos achtfacher Zaun/ Zur Wohnstatt der Gattin//
    Mach ich den achtfachen Zaun./ Ja, diesen achtfachen Zaun! (S.a. Florenz 1919, S. 45.)
  3. Diese Episode besitzt auffällige strukturelle Parallelen zur Trennung zwischen Izanami [Izanami (jap.) 伊耶那美/伊奘冉 Göttermutter, Göttin der Unterwelt (mi hier weibliche Endung); Schwester und Frau des Izanagi] und Izanagi [Izanagi (jap.) 伊耶那岐/伊奘諾 Göttervater; auch Izanaki (ki hier männliche Endung); Bruder und Mann von Izanami].

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jul. 2020

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Klaus Antoni (Ü.), Kojiki: Aufzeichnungen alter Begebenheiten. Berlin: Verlag der Weltreligionen (Insel Verlag), 2012. [Mit einer begleitenden Studie und ausführlichen Text-Anmerkungen.]
Karl Florenz (Ü.), Die historischen Quellen der Shinto-Religion. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1919. [Übersetzungen von Kojiki und Nihon shoki (in Auszügen) sowie Kogo shūi (ganz).]
Wilhelm Gundert, Japanische Religionsgeschichte: Die Religionen der Japaner und Koreaner in geschichtlichem Abriß dargestellt. Stuttgart: D. Gundert Verlag, 1935.
David Weiss, The God Susanoo and Korea in Japan's Cultural Memory. London: Bloomsbury, 2022.
Karl Florenz (Ü.), Die historischen Quellen der Shinto-Religion. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1919. [Übersetzungen von Kojiki und Nihon shoki (in Auszügen) sowie Kogo shūi (ganz).]
Wilhelm Gundert, Japanische Religionsgeschichte: Die Religionen der Japaner und Koreaner in geschichtlichem Abriß dargestellt. Stuttgart: D. Gundert Verlag, 1935.
Mori Mizue, „Ancient and Classical Japan: The dawn of Shinto“. In: Inoue Nobutaka (Hg.), Shinto: A Short History. New York: RoutledgeCurzon, 2003, 12–62.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Sarutahiko.jpg
    Finster blickt Sarutahiko der barbusigen Ame no Uzume entgegen.
    Meiji-Zeit. Tsubaki Jinja.
  2. ^ 
    Hikohohodemi.jpg
    Hiko Hohodemi auf einem Krokodil-artigen Meeresungeheuer (wani), in Begleitung des Meeresgottes Watatsumi und seiner Töchter. Watatsumi hält den wieder gefundenen Angelhaken in der Hand, während seine Töchter die magischen Flutsenke- und Fluthebe-Juwelen mit sich tragen.
    Muromachi- oder Edo-Zeit. Ekkyō suru e-monogatari. (Ausstellungskatalog, Univ. Nagoya.) Nishio-shi: Iwase Bunko, 2016, S. 2.
  3. ^ 
    Toyotamahime hokusai.jpg
    Toyotama-hime, die Tochter des Drachenkönigs, gebiert in ihrer wahren Gestalt einen Sohn. Der Vater, Hiko Hohodemi wirft einen verbotenen Blick in die Gebärhütte. Dies wird die Drachenfrau veranlassen, ins Meer zurückzukehren. Der lebhafte Knabe, der den Bauch der Drachenmutter wie eine schwere Decke von sich stemmt, hat den komplizierten Namen Hiko-nagisa-takeugaya-fukiaezu. Er wird später seine Tante, ebenfalls eine Drachenfrau heiraten und mit ihr den ersten Tennō, Jinmu, zeugen.
    Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. The British Museum.
  1. ^ 
    Jinmu yoshitoshi.jpg
    Die hier dargestellte Szene ist dem Nihon shoki entnommen. Dort heißt es, dass eine Schlacht gegen Ende von Jinmus Eroberungsfeldzug zugunsten dieses ersten Kaisers entschieden wurde, als sich ein goldener Raubvogel (kinshi, eine Art Milan oder Weihe, jap. tobi) auf Jinmus Bogen niederließ und die Feinde derart blendete, dass sie unfähig waren, Widerstand zu leisten. Diese Episode wurde in der Meiji-Zeit zum Anlass genommen, den höchsten militärischen Orden nach diesem goldenen Milan zu benennen. 1873 wurde außerdem im Gedenken an Jinmu ein Reichsgründungstag (Kigensetsu) als neuer nationaler Feiertag (11. Februar) festgesetzt.

    Tsukioka Yoshitoshis Jinmu zeigt gewisse Ähnlichkeiten mit dem damaligen Kaiser Meiji. Zweifellos versuchte der Künstler im Einklang mit dem Geist seiner Zeit, eine Beziehung zwischen dieser heldenhaften Vorzeit und dem neuen Regime unter Meiji Tennō herzustellen.
    Werk von Tsukioka Yoshitoshi (1839–1892). Meiji-Zeit, Feb. 1880. Wikimedia Commons.

  2. ^ 
    Urashima hiroshige.jpg
    Geschichte des Urashima Tarō, illustriert von Utagawa Hiroshige. Der Künstler folgt hier der frühesten Fassung der Legende im Nihon shoki und interpretiert den Meerespalast, zu dem Urashima geführt wird, als Hōrai (auch tokoyo no kuni), die Insel der ewigen Jugend. Der eigentliche Bildtitel lautet daher: „Die Schildkröte geleitet den Jüngling nach Hōrai“ (kame rō wo tomonaite Horai ni hairu). Dem Nihon shoki entsprechend wird die Begebenheit auf das Jahr 22 der Regierung des Yūryaku Tennō (478 u.Z.) datiert. Die entsprechende Legende von seinem Verschwinden für dreihundert Jahre, die er selbst nur als drei Jahre erlebte, ist im letzten Textabschnitt des Farbholzschnitts festgehalten.
    Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit, um 1850. The British Museum.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Amaterasu 天照 ^ Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise
  • ama-tsu-kami 天津神 ^ Götter des Himmels; mytholog. Gottheiten
  • Ame no Uzume 天鈿女/天宇受賣 ^ mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters
  • Futsunushi 経津主 ^ Mythologischer Schwertgott
  • Hachiman 八幡 ^ Shintō-Gottheit, Ahnengottheit des Tennō und des Kriegeradels; auch „Yawata“ ausgesprochen
  • Hiko Hohodemi 彦火火出見 ^ auch Hoori; mythologischer Vorfahre der Tennō Dynastie und Held des Mythos von Bergglück und Meerglück
  • Iwanaga-hime 石長比売/磐長姫 ^ wtl. Prinzessin Felsenlang; mythol. Gottheit, Schwester der Konohana Sakuya-hime
  • Izanagi 伊耶那岐/伊奘諾 ^ Göttervater; auch Izanaki (ki hier männliche Endung); Bruder und Mann von Izanami
  • Izanami 伊耶那美/伊奘冉 ^ Göttermutter, Göttin der Unterwelt (mi hier weibliche Endung); Schwester und Frau des Izanagi
  • Izumo 出雲 ^ alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha
  • Izumo Taisha 出雲大社 ^ Großschrein von Izumo (Präfektur Shimane)
  • Jingū Kōgō 神功皇后 ^ mytholog. Herrscherin; Witwe des 14. Tennō, Chūai, und Mutter des Ōjin Tennō
  • Jinmu Tennō 神武天皇 ^ wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans; eigentlicher Name: Kami Yamato Iware-hiko no Sumera Mikoto 神日本磐余彦天皇 (Nihon shoki)
  • Kain und Abel (west.) ^ Brüderpaar des alten Testaments, Söhne der ersten Menschen, Adam und Eva; Kain, der Ackerbauer, erschlägt seinen jüngeren Bruder Abel, den Hirten
  • Kashihara 橿原 ^ Ort im Nara-Becken, wo der legendäre erste japanische Kaiser, Jinmu Tennō, seinen Palast errichtet haben soll
  • Kojiki 古事記 ^ „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
  • Konohana Sakuya-hime 許乃波奈佐久夜比賣 ^ Prinzessin der aufblühenden Baumblüten; Ehefrau des Ninigi; später auch als Gottheit des Berges Fuji angesehen.
  • kuni-tsu-kami 国津神 ^ Götter der Erde
  • Kusanagi no Tsurugi 草薙の剣 ^ wtl. Grasmähe-Schwert; auch Ama no murokumo no tsurugi; mythol. Schwert, das Susanoo im Schwanz der Schlange Yamata no Orochi fand und das später Teil der Throninsignien (sanshu no jingi) des Tennō-Geschlechts wurde
  • Kushinada-hime 奇稲田姫 ^ Ehefrau Susanoos, Mutter bzw. Ahnin Ōkuninushis
  • Nara 奈良 ^ Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō
  • Nihon shoki 日本書紀 ^ Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
  • Ninigi 瓊瓊杵 ^ mytholog. Gottheit, Enkel Amaterasus
  • Ōkuninushi 大国主 ^ mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes
  • Ōjin Tennō 応神天皇 ^ auch Homuda Wake 誉田別; mytholog. Herrscher, offiziell der 15. Tennō; trad. Lebensdaten: 200–310, r. 270–310
  • Sake^ Reiswein
  • sanshu no jingi 三種の神器 ^ die mythol. Drei Throninsignien des Tennō: das Schwert Kusanagi no Tsurugi, der Spiegel Yata no Kagami und die Krumm-Juwelen, Yasakani no Magatama
  • Sarutahiko 猿田彦 ^ Mythologische Gottheit in tengu-ähnlicher Gestalt
  • Sukunabikona 少名毘古那 ^ winzige Gottheit, Gefährte oder alter ego von Ōkuninushi, auch: Sukunahikona
  • Susanoo 須佐之男/素戔男 ^ mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu
  • Takachiho 高千穂 ^ Hochland im heutigen Kyūshū, wo der Himmelsenkel Ninigi herabgestiegen sein soll
  • Takama-no-hara 高天原 ^ wtl. „Die Hohen Himmelsgefilde“, mythol. Bez. für das Reich der Himmlischen Götter; auch Takama-ga-hara
  • Takamimusubi 高御産巣日神 ^ einer der „drei Kami der Schöpfung“, Himmelsgottheit
  • Takemikazuchi 建御雷 ^ Mythologischer Schwertgott (wtl. Gewittergott); Ahnengottheit der Fujiwara; u.a. in den Schreinen Kashima und Kasuga verehrt
  • Tamayori-hime 玉依姫 ^ Meeresgottheit; Tochter des Meereskönigs Watatsumi
  • tengu 天狗 ^ wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen
  • Tennō 天皇 ^ jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels
  • Toyotama-hime 豊玉姫 ^ „Prinzessin Juwelenreich“; Tochter des Meereskönigs und Frau des Hiko Hohodemi
  • Ugayafukiaezu no Mikoto 鵜葺草葺不合命 ^ im vollen Namen Hiko Nagisatake Ugayafukiaezu no Mikoto (彦波瀲武鸕鶿草葺不合尊), Vater des 1. legendären tennōs Jinmu Tennō, Sohn von Toyotama-hime und Hiko Hohodemi
  • umi no sachi 海幸 ^ wtl. Glück/Schatz des Meeres; mythol. Bez. für einen Angelhaken
  • Urashima Tarō 浦島太郎 ^ Held einer berühmten Sage; heiratet eine Meeresprinzessin, verbringt mit ihr drei Jahre im Meerespalast, kehrt nach Hause zurück und stellt fest, dass nicht drei, sondern dreihundert Jahre seit seinem Fortgang vergangen sind.
  • wani^ Meeresungeheuer; Krokodil; Hai
  • Watatsumi 綿津見/海神 ^ Gott oder König des Meeres, oft in Drachengestalt imaginiert
  • yama no sachi 山幸 ^ wtl. Glück/Schatz der Berge; mythol. Bez. für einen Jagdbogen; s.a. umi no sachi
  • Yamata no Orochi 八岐大蛇 ^ Mythologische Schlange (Drache) mit acht Köpfen; wtl. „achtfach gegabelte Schlange“; wird von Susanoo besiegt
  • Yamato 大和/倭 ^ Kernland der Tennō-Dynastie in Zentraljapan (Präfektur Nara); archaischer Name für Japan
  • Yatagarasu 八咫烏 ^ wtl. Achthand-Krähe, wahrscheinlich in der Bedeutung „Riesen-Krähe“; wird zumeist als dreibeinig dargestellt, was einem chinesischen Sonnensymbol entspricht; mythologische Gottheit, die v.a. in Kumano verehrt wird