Bauten/Bekannte Schreine/Nikko: Unterschied zwischen den Versionen
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In ihrer heutigen Form entstand die Anlage erst 20 Jahre nach Ieyasus Tod, 1634–1635 unter seinem Enkel {{glossar:tokugawaiemitsu|Iemitsu}}, der sich ebenfalls am gleichen Ort ein Mausoleum ({{glossar:taiyuuin}}) errichten ließ. | In ihrer heutigen Form entstand die Anlage erst 20 Jahre nach Ieyasus Tod, 1634–1635 unter seinem Enkel {{glossar:tokugawaiemitsu|Iemitsu}}, der sich ebenfalls am gleichen Ort ein Mausoleum ({{glossar:taiyuuin}}) errichten ließ. | ||
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== Das Yōmei-mon und die Furcht vor der Perfektion== | == Das Yōmei-mon und die Furcht vor der Perfektion== |
Version vom 17. Dezember 2010, 18:13 Uhr
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Tōshōgū Schrein, Nikkō
Das Schreinareal von
Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein
Der Begriff „Nikkō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
im Norden der Kantō-Region wurde schon in der Heian-Zeit (8.–10. Jh.) als heiliger Ort verehrt. Zu landes·weiter Bedeutung stieg der Ort aller·dings erst auf, als das Mausoleum des ersten Tokugawa Shoguns, der
Tōshō Schrein, Mausoleum des Tokugawa Ieyasu in Nikkō, Präf. Tochigi
Der Begriff „Tōshō-gū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
(Palast des Er·leuchters des Ostens), hierher verlegt wurde. In un·mittel·barer Nach·bar·schaft entstand übrigens auch ein Tempel, der dem Tendai Bud·dhis·mus zugehörige
Der Begriff „Rinnō-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
, der bis zur Meiji-Zeit die Schrein·an·gelegen·heiten über·wachte. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, in der Schrein·architektur zahlreiche bud·dhis·tische Elemente wie eine fünf·stöckige Pagode, Tore mit bud·dhis·tischen Wächter·gott·heiten und anderes mehr zu finden. Streng genommen beherbergt die Anlage zwei unter·schied·liche An·dachts·stätten für den ver·storbenen Shogun
Der Begriff „Tokugawa Ieyasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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- Zum einen den Haupt·schrein, in dem Ieyasu als Kami unter dem Namen
wtl. „Große göttl. Manifestation, die den Osten erleuchtet“; Götternamen des Tokugawa Ieyasu
Der Begriff „Tōshō Daigongen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(„Gottheit, die den Osten erleuchtet“) verehrt wird, zum anderen das Grab·mal des Ieyasu, das der Form nach bud·dhis·tisch ist und dem An·denken seiner bud·dhis·tischen Toten·seele dient.
der im Wesent·lichen der heutigen Anlage entspricht.
Quelle: Japanese Historical Maps
Architektonisch zählt der Tōsho-gū zu den repräsentativsten Beispielen einer besonders ornament·reichen, „barock·haften“ Schrein·architektur, die auch als Gongen-Stil (
Architekturstil des Tōshō-gū in Nikkō, abgeleitet von Tōshō Daigongen, dem vergöttlichten Tokugawa Ieyasu; der Stil findet sich allerdings auch bei vielen anderen bedeutenden Schreinen der Edo-Zeit
Der Begriff „gongen-zukuri“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) bezeichnet wird. Der Götter·titel
Der Begriff „gongen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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bedeutet wtl. „verwandelte Erscheinung“. Die Be·zeich·nung stammt aus dem Bud·dhis·mus und impliziert, dass der betreffende Kami eigentlich ein Buddha ist (s. honji suijaku Konzeption). Spricht man allerdings vom Gongen-Stil, bezieht sich „Gongen“ allein auf Tokugawa Ieyasu, der volks·tümlich auch als „
volkstüml. Bezeichnung für den 1. Tokugawa Shōgun, Ieyasu, der als Tōshō Dai-Gongen vergöttlicht wurde
Der Begriff „Gongen-sama“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
“ bezeichnet wurde. Der Architektur-Stil bezieht seinen Namen also von Ieyasus Mausoleum in Nikkō, obwohl auch andere, ältere Schreine in diesem Stil errichtet wurden.
In ihrer heutigen Form entstand die Anlage erst 20 Jahre nach Ieyasus Tod, 1634–1635 unter seinem Enkel
3. Tokugawa Shōgun (1604–1651), r. 1623–1651
Der Begriff „Tokugawa Iemitsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, der sich ebenfalls am gleichen Ort ein Mausoleum (
Mausoleum des 3. Tokugawa Shōguns, Iemitsu, err. 1652–53
Der Begriff „Taiyū-in“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) errichten ließ.
Bild: Online Archive of California [2010/8]
Das Yōmei-mon und die Furcht vor der Perfektion
Das Tor zum zentralen Teil der Anlage, das Yōmei-mon, durfte früher nur von hochrangigen Mitgliedern des Adels durchschritten werden. Doch selbst wenn man als gewöhnlicher Sterblicher nur bis hier her gelangte, bot das Tor mit seinen zahllosen Schnitzereien Anlass, hier selbstvergessen den ganzen Tag lang in Betrachtung seines überschwänglichen Dekors zu verweilen — so jedenfalls die Begründung für einen seiner Beinamen: Higurashi-mon („Den-ganzen-Tag-lang-Tor“). Die Grundform dieses Tores erinnert stark an buddhistische Tempeltore, doch die Details weichen teilweise von der buddhistischen Standardikonographie ab.
Zunächst fallen zahlreiche legendäre Tiere ins Auge: Drachen, Löwen (oder vielleicht eher
wtl. „Korea-Hund“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden
Der Begriff „komainu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-artige Mischungen von Löwe und Hund), Kirin (Drachenpferde, die in China allgegenwärtig sind, in Japan aber nur durch das gleichnamige Bier zu allgemeiner Bekanntheit gelangt sind) und Elefanten (oder genauer: Baku, die sowohl Rüssel als auch Klauen besitzen und als Beschützer vor bösen Träumen gelten). Diesen Tieren wird allgemein eine Schutzfunktion vor bösen Geistern zugesprochen, sie finden sich in leicht abgewandelter Form auch in China und dürften teilweise aus dem Buddhismus stammen. Daneben fallen am Yōmei-mon allerdings auch menschliche Figuren ins Auge, die einem eher weltlichen, konfuzianisch anmutenden Kontext entnommen sind. Dies ist eines der neuartigen Elemente aus der Entstehungszeit des Yōmei-mon, die man auf älteren religiösen Gebäuden nicht findet. Schließlich sind auch die
Wächterfigur, Torwächter
Der Begriff „niō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, also die üblichen Torwächter buddhistischer Tempel, durch realistische Darstellungen von japanischen Bogenschützen ersetzt.
Neben diesen bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten figurativen Motiven, an denen die berühmtesten Bildhauer ihrer Zeit mitarbeiteten, enthält das Yōmei-mon aber noch eine weitere Besonderheit, die nur Eingeweihten ins Auge fällt: es handelt sich um eine der weiß bemalten Trägersäulen, die mit der gleichen ornamentalen Struktur wie alle anderen Säulen verziert ist, aber um 180 Grad verdreht; die Säule ist also quasi auf den Kopf gestellt. Dies ist nicht etwa ein Versehen, sondern verdankt sich einem besonderen Tabu, von dem man schon in den mittelalterlichen „Aufzeichnungen aus Mußestunden“ (Tsurezuregusa, Abschnitt 82) erfährt: Dort heißt es, dass ein allzu perfektes Ebenmaß Unglück brächte. Und genau aus diesem Grund habe man in den kaiserlichen Palästen stets darauf geachtet, auf jeden Fall ein Detail unvollendet zu lassen. Der umgedrehte Pfeiler des Yōmei-mon wäre gemäß dieser Vorstellung ein perfekt ausgearbeitetes Anti-Perfektionselement. Darüber hinaus scheinen verkehrt aufgestellte Bäume auch im Volksglauben der Geisterabwehr gedient zu haben. Die besondere Säule des Yōmei-mon trägt daher auch die Bezeichnung „verkehrte Dämonenabwehr-Säule“ (mayoke no sakabashira 魔除けの逆柱).