Geschichte/Kukai: Unterschied zwischen den Versionen

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=Kōbō Daishi Kūkai<br /> und der Shingon Buddhismus=
 
=Kōbō Daishi Kūkai<br /> und der Shingon Buddhismus=
  
{{glossar:kuukai}} (774-835) ist der vielleicht populärste Mönch des japanischen Buddhismus. Er ist der Begründer des japanischen {{glossar:shingonshuu | Shingon}} Buddhismus und damit der bekannteste Vertreter des sogenannten esoterischen Buddhismus in Japan. Der esoterische Buddhismus ist u.a. durch die Anwendung magischer Riten gekennzeichnet und war vor allem im japanischen Mittelalter (also einige hundert Jahre nach Kūkai) äußerst einflussreich. Kūkai war jedoch schon zu Lebzeiten sehr geachtet und erhielt unmittelbar nach seinem Tod den posthumen Ehrentitel {{glossar:kouboudaishi}} („Meister der Verbreitung des Gesetzes“), unter dem er noch heute in Japan bekannt ist.
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{{glossar:kuukai}} (774-835) ist der vielleicht populärste Mönch des japa·nischen Bud·dhis·mus. Er ist der Begründer des japa·nischen {{glossar:shingonshuu | Shingon}} Bud·dhis·mus und damit der bekannteste Ver·treter des soge·nannten eso·terischen Bud·dhis·mus in Japan. Der esoterische Bud·dhis·mus ist u.a. durch die An·wendung magischer Riten ge·kenn·zeich·net und war vor allem im japa·nischen Mittel·alter (also einige hundert Jahre nach Kūkai) äußerst ein·fluss·reich. Kūkai war jedoch schon zu Leb·zeiten sehr geachtet und erhielt un·mittel·bar nach seinem Tod den post·humen Ehren·titel {{glossar:kouboudaishi}} („Meister der Ver·breitung des Gesetzes“), unter dem er noch heute in Japan bekannt ist.
  
 
==Biographie Kūkais==
 
==Biographie Kūkais==
  
Kūkai wuchs in einer adeligen Familie in Shikoku auf und studierte zunächst konfuzianische Klassiker, um sich auf eine Karriere als Hofbeamter vorzubereiten. Wie er aber schon in seinem Frühwerk {{glossar:sangoushiiki}} („Essenz der Drei Lehren“ [= Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus!], 791) erkennen lässt, zog ihn der Buddhismus in seinen Bann und er verbrachte einige Jahre als wandernder Asket, bevor er schließlich 804 im relativ vorgerückten Alter von einunddreißig Jahren offiziell dem Mönchsstand beitrat. Bedenkt man, dass er im gleichen Jahr an einer kaiserlichen Gesandtschaft nach China teilnahm und dass er mit Kaiser {{glossar:kanmutennou|Kanmu}} vor allem durch gemeinsames Interesse an der Dichtkunst freundschaftlich verbunden war, so lässt er sich gut als genialer Außenseiter oder Autodidakt vorstellen, der der Mönchshierarchie nur angesichts der Notwendigkeit, sich für die Chinareise zu legitimieren, beitrat. Er fuhr übrigens mit der gleichen Gesandtschaft wie {{glossar:Saichou}}, wenn auch in einem anderen Schiff.
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Kūkai wuchs in einer adeligen Familie in Shikoku auf und studierte zunächst kon·fuzianische Klassiker, um sich auf eine Karriere als Hof·beamter vorzu·bereiten. Wie er aber schon in seinem Früh·werk {{glossar:sangoushiiki}} („Essenz der Drei Lehren“ [= Bud·dhis·mus, Kon·fuzianismus und Taoismus!], 791) erkennen lässt, zog ihn der Bud·dhis·mus in seinen Bann und er verbrachte einige Jahre als wandernder Asket, bevor er schließlich 804 im relativ vorgerückten Alter von einunddreißig Jahren offiziell dem Mönchs·stand beitrat. Bedenkt man, dass er im gleichen Jahr an einer kaiser·lichen Gesandt·schaft nach China teilnahm und dass er mit Kaiser {{glossar:kanmutennou|Kanmu}} vor allem durch gemeinsames Inte·resse an der Dicht·kunst freund·schaft·lich ver·bunden war, so lässt er sich gut als genialer Außen·seiter oder Auto·didakt vorstellen, der der Mönchs·hie·rarchie nur angesichts der Not·wendig·keit, sich für die China·reise zu legitimieren, beitrat. Er fuhr übrigens mit der gleichen Gesandt·schaft wie {{glossar:Saichou}}, wenn auch in einem anderen Schiff.
 
{{Sidebox|sidepage=Kukais Initiation|titel=zitat|kuukai2.jpg|w=160|Kūkais Initiation}}
 
{{Sidebox|sidepage=Kukais Initiation|titel=zitat|kuukai2.jpg|w=160|Kūkais Initiation}}
  
Von den ursprünglich vier Schiffen erreichten nur zwei das Festland - die Schiffe Kūkais und Saichōs. Bald nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Chang-an wurde Kūkai vom berühmten Meister {{glossar:huiguo}} in den esoterischen Buddhismus eingeweiht und zum Nachfolger ausersehen. Da Huiguo 806 starb, blieb Kūkai kaum ein Jahr, um mit dem Meister vertraut zu werden, was die an sich schon außergewöhnliche Berufung noch mysteriöser macht.
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Von den ursprünglich vier Schiffen erreichten nur zwei das Fest·land - die Schiffe Kūkais und Saichōs. Bald nach seiner Ankunft in der Haupt·stadt Chang-an wurde Kūkai vom berühmten Meister {{glossar:huiguo}} in den eso·te·rischen Bud·dhis·mus einge·weiht und zum Nach·folger auser·sehen. Da Huiguo 806 starb, blieb Kūkai kaum ein Jahr, um mit dem Meister vertraut zu werden, was die an sich schon außer·gewöhn·liche Berufung noch mysteriöser macht.
  
Zurück in Japan arrangierte sich Kūkai nach anfänglichen Schwierigkeiten rascher mit den {{glossar:nara}}-Schulen als Saichō. Sein Erfolg begann im Jahr 816, in dem er das Kloster auf {{glossar:kouyasan|Berg Kōya}} gründen durfte, das ähnlich wie Berg Hiei zum Zentrum der neuen Shingon Schule werden sollte. 816 ist zugleich das Jahr, in dem sich der Wege der vorerst freundschaftlich verbundenen Reformer Saichō und Kūkai trennten. Aus freundschaftlicher Kooperation wurde Rivalität, die offenbar durch offizielle Begünstigungen einmal des einen, einmal des anderen immer erbitterter wurde.
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Zurück in Japan arrangierte sich Kūkai nach anfänglichen Schwierig·keiten rascher mit den {{glossar:nara}}-Schulen als Saichō. Sein Erfolg begann im Jahr 816, in dem er das Kloster auf {{glossar:kouyasan|Berg Kōya}} gründen durfte, das ähnlich wie Berg Hiei zum Zentrum der neuen Shingon Schule werden sollte. 816 ist zugleich das Jahr, in dem sich der Wege der vorerst freund·schaft·lich verbundenen Reformer Saichō und Kūkai trennten. Aus freund·schaft·licher Kooperation wurde Rivalität, die offenbar durch offizielle Be·günsti·gungen einmal des einen, einmal des anderen immer erbitterter wurde.
  
Als mit dem Tod Saichōs 822 der Tendai Schule letztlich doch eine eigene Ordinationsplattform zugestanden wurde und sie somit als autonome Mönchgemeinschaft anerkannt wurden, erhielt schließlich auch Kūkai die Berechtigung, eigene Weihezeremonien für Mönche durchzuführen. Im Gegensatz zu Saichō sah er darin aber mehr eine Ergänzung als einen Ersatz des bestehenden Ordinationssystems. Kūkai setzte sich im Gegensatz zu Saichō auch nicht von der bestehenden Mönchshierarchie ab, sondern machte innerhalb des „Establishments“ Karriere: 827, mit 54 Jahren wurde er Leiter des {{glossar:sougou}}, der Behörde für klerikale Angelegenheiten, die damals die staatliche Kontrolle über sämtliche Klöster ausübte.
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Als mit dem Tod Saichōs 822 der Tendai Schule letztlich doch eine eigene Ordinations·platt·form zuge·standen wurde und sie somit als auto·nome Mönchs·gemein·schaft aner·kannt wurden, erhielt schließlich auch Kūkai die Berechtigung, eigene Weihe·zere·monien für Mönche durch·zu·führen. Im Gegen·satz zu Saichō sah er darin aber mehr eine Ergänzung als einen Ersatz des bestehenden Ordinations·systems. Kūkai setzte sich im Gegen·satz zu Saichō auch nicht von der bestehenden Mönchs·hie·rarchie ab, sondern machte inner·halb des „Establishments“ Karriere: 827, mit 54 Jahren wurde er Leiter des {{glossar:sougou}}, der Behörde für klerikale An·ge·legen·heiten, die damals die staatliche Kontrolle über sämtliche Klöster ausübte.
  
 
==Shingon und esoterischer Buddhismus==
 
==Shingon und esoterischer Buddhismus==
  
Als Begründer der {{glossar:shingonshuu|Shingon Schule}} gilt Kūkai zugleich als Initiator des esoterischen Buddhismus in Japan, der manchmal als dritte Hauptrichtung neben Mahayana und Theravada eingestuft wird (s. [[Grundbegriffe:Buddhismus | Einführung]]). Ähnlich wie Saichō vertritt Kūkai die Auffassung, dass man noch in diesem Leben die Buddhaschaft erlangen könne, allerdings zieht er andere Mittel zur Erlangung dieser Buddhaschaft in Betracht. Er betont das Ritual, bzw. eine sozusagen aktionistische Vorgangsweise, die verschiedene rituelle Techniken kombiniert. Diese Techniken können nur unmittelbar von Meister an Schüler weitergegeben werden und müssen vor dem Gebrauch durch Uneingeweihte geschützt werden. Insofern spricht man von „geheimer“ oder eben „esoterischer“ Tradierung. Im Japanischen (und Chinesischen) heißt „esoterischer Buddhismus“ im übrigen schlicht {{glossar:mikkyou}} (chin. ''mijiao'') — „geheime Lehre“.
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Als Begründer der {{glossar:shingonshuu|Shingon Schule}} gilt Kūkai zugleich als Initiator des esoterischen Bud·dhis·mus in Japan, der manchmal als dritte Haupt·richtung neben Mahayana und Theravada eingestuft wird (s. [[Grundbegriffe:Buddhismus | Einführung]]). Ähnlich wie Saichō vertritt Kūkai die Auffassung, dass man noch in diesem Leben die Buddh·aschaft erlangen könne, aller·dings zieht er andere Mittel zur Er·lan·gung dieser Buddha·schaft in Betracht. Er betont das Ritual, bzw. eine sozusagen aktionis·tische Vor·gangs·weise, die verschiedene rituelle Techniken kombiniert. Diese Techniken können nur unmittelbar von Meister an Schüler weiter·ge·geben werden und müssen vor dem Gebrauch durch Un·ein·ge·weihte geschützt werden. Insofern spricht man von „geheimer“ oder eben „esoterischer“ Tradierung. Im Japanischen (und Chinesischen) heißt „esoterischer Bud·dhis·mus“ im übrigen schlicht {{glossar:mikkyou}} (chin. ''mijiao'') — „geheime Lehre“.
  
Vor Kūkai bestanden buddhistische Riten in Japan v.a. aus Rezitationen von (nicht nur für Laien meist unverständlichen) Sutrentexten. Kūkai kritisierte diese Praxis. Er verglich das rituelle Rezitieren von Sutren mit der Situation eines Kranken, dem der Arzt lediglich ein medizinisches Buch vorliest. Zu einer praktischen Heilung könne es jedoch nur kommen, wenn die in den Sutren beschriebenen Wahrheiten in Form von Gebetsformeln (skt. ''mantra''), [[Ikonographie:Mudra | Handzeichen]] (skt. ''mudrā'') und visualisierten Bildern ([[Ikonographie:Mandala| Mandalas]]), rituell angewandt werden. Das Ritual erhält im esoterischen Buddhismus demnach den Stellenwert eines Medikaments, dessen Anwendung erst die „Genesung“ nach sich zieht. Die verschiedenen Sparten von rituellen Heilspraktiken — Formeln, Gesten und Bilder — werden im esoterischen Buddhismus übrigens auch „Geheimnisse des Mundes“, „Geheimnisse des Geistes“ und „Geheimnisse des Körpers“, zusammen die „Drei Geheimnisse“ ({{glossar:sanmitsu}}) genannt. Die Bedeutung von magisch-rituellen Elementen spiegelt sich auch im Namen, den Kūkais Schule schließlich annham: {{glossar:shingon}}, wtl. „wahres Wort“ ist eine mögliche Übersetzung des Sanskritwortes ''mantra'', Gebetsformel.
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Vor Kūkai bestanden buddhistische Riten in Japan v.a. aus Rezitationen von (nicht nur für Laien meist un·ver·ständ·lichen) Sutren·texten. Kūkai kritisierte diese Praxis. Er verglich das rituelle Rezitieren von Sutren mit der Situation eines Kranken, dem der Arzt lediglich ein medizi·nisches Buch vorliest. Zu einer praktischen Heilung könne es jedoch nur kommen, wenn die in den Sutren be·schriebenen Wahr·heiten in Form von Gebets·formeln (skt. ''mantra''), [[Ikonographie:Mudra | Handzeichen]] (skt. ''mudrā'') und visualisierten Bildern ([[Ikonographie:Mandala| Mandalas]]), rituell angewandt werden. Das Ritual erhält im esoterischen Bud·dhis·mus demnach den Stellen·wert eines Medika·ments, dessen An·wen·dung erst die „Genesung“ nach sich zieht. Die ver·schiedenen Sparten von rituellen Heils·praktiken — Formeln, Gesten und Bilder — werden im esoterischen Bud·dhis·mus übrigens auch „Geheimnisse des Mundes“, „Geheimnisse des Geistes“ und „Geheimnisse des Körpers“, zusammen die „Drei Geheimnisse“ ({{glossar:sanmitsu}}) genannt. Die Bedeutung von magisch-rituellen Elementen spiegelt sich auch im Namen, den Kūkais Schule schließlich annham: {{glossar:shingon}}, wtl. „wahres Wort“ ist eine mögliche Über·setzung des Sanskrit·wortes ''mantra'', Gebetsformel.
  
Grob gesprochen liegt die Betonung bei ''mikkyō'' eher auf dem Ritualwesen als auf Sutrenauslegung oder Dogmatik. In den Riten des ''mikkyō'' sind wiederum die strengen, furchteinflößenden Gestalten von besonderer Bedeutung. Auch das Feuer spielt im esoterischen Ritual eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang gelangte u.a. die Figur des „Unbeweglichen Mantra-Königs“ [[Ikonographie:Myoo| Fudō Myōō]] (Acala Vidyārāja) in Japan zu besonderer Bedeutung.
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Grob gesprochen liegt die Betonung bei ''mikkyō'' eher auf dem Ritual·wesen als auf Sutren·aus·legung oder Dogmatik. In den Riten des ''mikkyō'' sind wiederum die strengen, furcht·ein·flößenden Gestalten von besonderer Be·deutung. Auch das Feuer spielt im esoterischen Ritual eine wichtige Rolle. In diesem Zusammen·hang gelangte u.a. die Figur des „Unbeweglichen Mantra-Königs“ [[Ikonographie:Myoo| Fudō Myōō]] (Acala Vidyārāja) in Japan zu besonderer Bedeutung.
  
 
<div class="bildtext">[[Image:vajra.jpg|link=|vajra]]<div> Verschiedene Vajra (''kongō'') mit 5, 1 und 3 Zacken </div></div>
 
<div class="bildtext">[[Image:vajra.jpg|link=|vajra]]<div> Verschiedene Vajra (''kongō'') mit 5, 1 und 3 Zacken </div></div>
  
Ein wichtiges Instrument des esoterischen Buddhismus ist der Vajra ({{glossar:kongou}}), eine magische Waffe, die gegen unheilvolle Einflüsse eingesetzt werden kann. Kūkai selbst wird meist mit einem dreizackigen Vajra dargestellt (s. oben), die Wächtergestalten an den Eingängen buddhistischer Tempel ([[Ikonographie:Wächtergötter/Nio | Niō]]) halten hingegen einzackige Vajras in der Hand. Diesem rituellen Instrument verdankt der esoterische Buddhismus auch den Beinamen Vajrayana, Vajra Fahrzeug, übrigens eine Wortschöpfung Kūkais, die später rückwirkend auch auf indische, tibetische und chinesische esoterische Schulen angewandt wurde.
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Ein wichtiges Instrument des esoterischen Buddhismus ist der Vajra ({{glossar:kongou}}), eine magische Waffe, die gegen unheilvolle Einflüsse eingesetzt werden kann. Kūkai selbst wird meist mit einem drei·zackigen Vajra dargestellt (s. oben), die Wächter·ge·stalten an den Eingängen bud·dhis·tischer Tempel ([[Ikonographie:Wächtergötter/Nio | Niō]]) halten hingegen einzackige Vajras in der Hand. Diesem rituellen Instrument verdankt der esoterische Bud·dhis·mus auch den Bei·namen Vajrayana, Vajra Fahrzeug, übrigens eine Wort·schöpfung Kūkais, die später rück·wirkend auch auf indische, tibetische und chinesische esoterische Schulen angewandt wurde.
  
 
<div class="bildtext bildbox">[[Image:altar_kyoogokuji_knm.jpg|link=|shingon altar]]<div> Shingon Mönch vor Shingon Altar mit esoterischen Ritualgegenständen. <br /> In der rechten Hand hält er einen fünfzackigen Vajra, <br /> in der linken eine Vajra-Glocke.<br /> Bild: [http://www.kyohaku.go.jp/eng/dictio/data/kinkou/mikkyo01.htm  Kyoto National Museum] [2010/8] </div></div>
 
<div class="bildtext bildbox">[[Image:altar_kyoogokuji_knm.jpg|link=|shingon altar]]<div> Shingon Mönch vor Shingon Altar mit esoterischen Ritualgegenständen. <br /> In der rechten Hand hält er einen fünfzackigen Vajra, <br /> in der linken eine Vajra-Glocke.<br /> Bild: [http://www.kyohaku.go.jp/eng/dictio/data/kinkou/mikkyo01.htm  Kyoto National Museum] [2010/8] </div></div>
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==Kūkais geschichtliches Wirken==
 
==Kūkais geschichtliches Wirken==
  
Der esoterische Buddhismus erlebte zu Zeiten Kūkais in China gerade eine letzte Blüte, während er in Japan noch weitgehend unbekannt war. Kūkai war aber nicht der einzige, der sich für ''mikkyō'' interessierte und die entsprechenden Techniken in Japan bekannt machte. Auch Saichō brachte esoterische Riten und Schriften nach Japan. Kūkai und Saichō arbeiteten zunächst gemeinsam an deren Verbreitung, indem sie sich wechselseitig in Rituale einweihten, die sie in China kennen gelernt hatten. Saichōs Stärke lag aber offenbar in dem Bereich, der später allgemein als {{glossar:kengyou}} (offene Lehre oder „'''exo'''terischer Buddhismus“) bezeichnet wurde.
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Der esoterische Buddhismus erlebte zu Zeiten Kūkais in China gerade eine letzte Blüte, während er in Japan noch weit·gehend unbe·kannt war. Kūkai war aber nicht der einzige, der sich für ''mikkyō'' interessierte und die ent·sprechenden Techniken in Japan bekannt machte. Auch Saichō brachte esoterische Riten und Schriften nach Japan. Kūkai und Saichō arbeiteten zunächst gemeinsam an deren Verbreitung, indem sie sich wechsel·seitig in Rituale einweihten, die sie in China kennen gelernt hatten. Saichōs Stärke lag aber offenbar in dem Bereich, der später allgemein als {{glossar:kengyou}} (offene Lehre oder „'''exo'''terischer Buddhismus“) bezeichnet wurde.
  
Saichō und Kūkai empfanden beide Bereiche, ''mikkyō'' und ''kengyō'', als komplementär, auch wenn jeder wahrscheinlich den seinen als wichtiger erachtete. Im historischen Rückblick gilt Shingon als der Hauptvertreter des japanischen esoterischen Buddhismus. Unter den Nachfolgern Saichōs etablierte sich aber auch ein Zweig der Tendai Schule, der eine eigene esoterische Tradition pflegte. Dieser sog. ''taimitsu'' Zweig überflügelte zeitweise sogar den esoterischen Buddhismus der Shingon Schule (''tōmitsu''). Dennoch sind bestimmte Eigenheiten des japanischen esoterischen Buddhismus, wie z.B. die besondere Betonung der beiden [[Ikonographie:Mandala | Mandalas]] Taizōkai und Kongōkai mit [[Ikonographie:Dainichi | Dainichi Nyorai]] im Zentrum, auf Kūkai zurück zu führen.
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Saichō und Kūkai empfanden beide Bereiche, ''mikkyō'' und ''kengyō'', als kom·plementär, auch wenn jeder wahrscheinlich den seinen als wichtiger erachtete. Im historischen Rückblick gilt Shingon als der Haupt·ver·treter des japanischen esoterischen Bud·dhis·mus. Unter den Nach·folgern Saichōs etablierte sich aber auch ein Zweig der Tendai Schule, der eine eigene esoterische Tradition pflegte. Dieser sog. ''taimitsu'' Zweig über·flügelte zeit·weise sogar den esoterischen Bud·dhis·mus der Shingon Schule (''tōmitsu''). Dennoch sind bestimmte Eigen·heiten des japanischen esoterischen Bud·dhis·mus, wie z.B. die besondere Betonung der beiden [[Ikonographie:Mandala | Mandalas]] Taizōkai und Kongōkai mit [[Ikonographie:Dainichi | Dainichi Nyorai]] im Zentrum, auf Kūkai zurück zu führen.
 
{{Sidebox|kobodaishi_kind.jpg|Frühkindliches Genie|w=140|top=-12 }}
 
{{Sidebox|kobodaishi_kind.jpg|Frühkindliches Genie|w=140|top=-12 }}
  
Kūkai war offensichtlich eine Art Universalgenie, denn er beeindruckte seine Zeitgenossen auch auf zahlreichen künstlerischen Gebieten. Das führte dazu, dass ihm die Legende später die Urheberschaft zahlreicher kultureller Errungenschaften Japans zuschrieb. So gilt er als Vater der japanischen Silbenschrift (''kana''), der Kalligraphie, als hervorragender Dichter, Maler und Bildhauer. Auch wenn nicht alle Legenden zutreffen, bleibt sein Rang innerhalb der japanischen Religionsgeschichte unbestritten. Wie eine 1999 veröffentlichte Studie von Abe Ryuichi hervorhebt, liegt Kūkais überragende Bedeutung darin, dass er mit dem Ritualwesen des esoterischen Buddhismus ein neues Ausdrucksmedium im japanischen Buddhismus einführte, das für Jahrhunderte, besonders aber im sog. japanischen Mittelalter (12. - 16. Jh.), eine zentrale Form japanischer Religiosität darstellte. Während die Tendai Schule heute vor allem für ihre Neuerungen auf dem Gebiet der buddhistischen Erkenntnislehre bekannt ist, wird der Shingon Buddhismus zunehmend als jene Richtung wahrgenommen, die für Jahrhunderte auf dem Gebiet des Ritus den Ton angab und damit historisch ebenso bedeutungsvoll war.
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Kūkai war offensichtlich eine Art Universalgenie, denn er beeindruckte seine Zeit·genossen auch auf zahl·reichen künst·le·rischen Gebieten. Das führte dazu, dass ihm die Legende später die Ur·heber·schaft zahl·reicher kultureller Errungen·schaften Japans zuschrieb. So gilt er als Vater der japanischen Silben·schrift (''kana''), der Kalligraphie, als hervor·ragender Dichter, Maler und Bild·hauer. Auch wenn nicht alle Legenden zutreffen, bleibt sein Rang innerhalb der japanischen Religions·geschichte unbestritten. Wie eine 1999 veröffentlichte Studie von Abe Ryuichi hervorhebt, liegt Kūkais über·ragende Bedeutung darin, dass er mit dem Ritual·wesen des esoterischen Buddhismus ein neues Ausdrucks·medium im japanischen Bud·dhis·mus einführte, das für Jahr·hunderte, besonders aber im sog. ja·pa·nischen Mittel·alter (12. - 16. Jh.), eine zentrale Form japanischer Religiosität darstellte. Während die Tendai Schule heute vor allem für ihre Neuerungen auf dem Gebiet der bud·dhis·tischen Erkenntnis·lehre bekannt ist, wird der Shingon Buddhismus zunehmend als jene Richtung wahr·genommen, die für Jahr·hunderte auf dem Gebiet des Ritus den Ton angab und damit historisch ebenso bedeutungsvoll war.
  
 
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Version vom 13. September 2010, 17:32 Uhr

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Kukai.

Kōbō Daishi Kūkai
und der Shingon Buddhismus

Kūkai 空海 (jap.)

774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi

Der Begriff „Kūkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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  • Koya6.jpg
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  • Kukai2.jpg
  • Shikoku12.jpg

(774-835) ist der vielleicht populärste Mönch des japa·nischen Bud·dhis·mus. Er ist der Begründer des japa·nischen

Shingon-shū 真言宗 (jap.)

Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan

Schulrichtung

Der Begriff „Shingon-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kukai nitto.jpg
  • Pagode jodoji hiroshima.jpg
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  • Shingon monk koya.jpg
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  • Monks koya wada.jpg
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  • Pagode muroji.jpg
  • Aizen mandara 1107.jpg
  • Pagode negoroji.jpg

Bud·dhis·mus und damit der bekannteste Ver·treter des soge·nannten eso·terischen Bud·dhis·mus in Japan. Der esoterische Bud·dhis·mus ist u.a. durch die An·wendung magischer Riten ge·kenn·zeich·net und war vor allem im japa·nischen Mittel·alter (also einige hundert Jahre nach Kūkai) äußerst ein·fluss·reich. Kūkai war jedoch schon zu Leb·zeiten sehr geachtet und erhielt un·mittel·bar nach seinem Tod den post·humen Ehren·titel

Kōbō Daishi 弘法大師 (jap.)

Ehrentitel von Kūkai

Der Begriff „Kōbō Daishi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Butsudan.gif
  • Henro.jpg
  • Kuukai2.jpg
(„Meister der Ver·breitung des Gesetzes“), unter dem er noch heute in Japan bekannt ist.

Biographie Kūkais

Kūkai wuchs in einer adeligen Familie in Shikoku auf und studierte zunächst kon·fuzianische Klassiker, um sich auf eine Karriere als Hof·beamter vorzu·bereiten. Wie er aber schon in seinem Früh·werk

Sangō shiiki 三教指帰 (jap.)

„Essenz der Drei Lehren“ [= Buddhismus, Konfuzianismus und Daoismus!]; frühe Schrift von → Kūkai (791)

Text

Der Begriff „Sangō shiiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

(„Essenz der Drei Lehren“ [= Bud·dhis·mus, Kon·fuzianismus und Taoismus!], 791) erkennen lässt, zog ihn der Bud·dhis·mus in seinen Bann und er verbrachte einige Jahre als wandernder Asket, bevor er schließlich 804 im relativ vorgerückten Alter von einunddreißig Jahren offiziell dem Mönchs·stand beitrat. Bedenkt man, dass er im gleichen Jahr an einer kaiser·lichen Gesandt·schaft nach China teilnahm und dass er mit Kaiser

Kanmu Tennō 桓武天皇 (jap.)

737–806; 50. japanischer Tennō; (r. 781–806); verantwortlich für Verlegung der Hauptstadt nach Heian (Kyōto)

Der Begriff „Kanmu Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

vor allem durch gemeinsames Inte·resse an der Dicht·kunst freund·schaft·lich ver·bunden war, so lässt er sich gut als genialer Außen·seiter oder Auto·didakt vorstellen, der der Mönchs·hie·rarchie nur angesichts der Not·wendig·keit, sich für die China·reise zu legitimieren, beitrat. Er fuhr übrigens mit der gleichen Gesandt·schaft wie

Saichō 最澄 (jap.)

767–822; Gründer des Tendai-Buddhismus; auch bekannt als Dengyō Daishi

Der Begriff „Saichō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Daikoku kongorinji.jpg
  • Saicho ichijoji.jpg

, wenn auch in einem anderen Schiff. Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Kukai.

Von den ursprünglich vier Schiffen erreichten nur zwei das Fest·land - die Schiffe Kūkais und Saichōs. Bald nach seiner Ankunft in der Haupt·stadt Chang-an wurde Kūkai vom berühmten Meister

Huiguo 惠果 (chin.)

746–806; ältere Schreibung Hui-kuo; chin. Lehrer Kūkais

Der Begriff „Huiguo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

in den eso·te·rischen Bud·dhis·mus einge·weiht und zum Nach·folger auser·sehen. Da Huiguo 806 starb, blieb Kūkai kaum ein Jahr, um mit dem Meister vertraut zu werden, was die an sich schon außer·gewöhn·liche Berufung noch mysteriöser macht.

Zurück in Japan arrangierte sich Kūkai nach anfänglichen Schwierig·keiten rascher mit den

Nara 奈良 (jap.)

Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō

Ort, Geschichte

Der Begriff „Nara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Garuda gigaku.jpg
  • Matsunoodera bato kannon.jpg
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  • Kisshoten.jpg

Geographische Lage

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Geographische Lage von Nara; s.a. Geo-Glossar

-Schulen als Saichō. Sein Erfolg begann im Jahr 816, in dem er das Kloster auf

Kōya-san 高野山 (jap.)

Klosterberg südl. von Nara; sprituelles Zentrum des Shingon Buddhismus

Landschaft, Tempel

Der Begriff „Kōya-san“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Shingon monk koya.jpg
  • Koya4.jpg
  • Arhat yuan.jpg
  • Pilger koya wada.jpg
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  • Tenguzoshi koyasan daito.jpg
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  • Okunoin1.jpg
  • Kukai koya myojin.jpg
  • Gobyobashi.jpg
  • Shitennoji monk.jpg
  • Koya jizo.jpg
  • Monk koya2.jpg
  • Koya5.jpg
  • Monk koya.jpg
  • Koya7.jpg
  • Gorinto koya.jpg
  • Goshuin2.jpg
  • Koya karte.jpg
  • Koya1.jpg
  • Vajra kongobuji.jpg
  • Pagode sanmaiin koya.jpg
  • Koya3.jpg
  • Koya matsudaira.jpg
  • Koya1896.jpg
  • Pagode muroji.jpg
  • Nio koya.jpg
  • Okunoin arrow.jpg
  • Tokugawa koyasan.jpg
  • Oni koyasan.jpg
  • Monks koya wada.jpg
  • Konpondaito.jpg

Geographische Lage

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Geographische Lage von Kōya-san; s.a. Geo-Glossar
gründen durfte, das ähnlich wie Berg Hiei zum Zentrum der neuen Shingon Schule werden sollte. 816 ist zugleich das Jahr, in dem sich der Wege der vorerst freund·schaft·lich verbundenen Reformer Saichō und Kūkai trennten. Aus freund·schaft·licher Kooperation wurde Rivalität, die offenbar durch offizielle Be·günsti·gungen einmal des einen, einmal des anderen immer erbitterter wurde.

Als mit dem Tod Saichōs 822 der Tendai Schule letztlich doch eine eigene Ordinations·platt·form zuge·standen wurde und sie somit als auto·nome Mönchs·gemein·schaft aner·kannt wurden, erhielt schließlich auch Kūkai die Berechtigung, eigene Weihe·zere·monien für Mönche durch·zu·führen. Im Gegen·satz zu Saichō sah er darin aber mehr eine Ergänzung als einen Ersatz des bestehenden Ordinations·systems. Kūkai setzte sich im Gegen·satz zu Saichō auch nicht von der bestehenden Mönchs·hie·rarchie ab, sondern machte inner·halb des „Establishments“ Karriere: 827, mit 54 Jahren wurde er Leiter des

sōgō 僧綱 (jap.)

Behörde für buddhistische Angelegenheiten (Altertum)

Institution

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, der Behörde für klerikale An·ge·legen·heiten, die damals die staatliche Kontrolle über sämtliche Klöster ausübte.

Shingon und esoterischer Buddhismus

Als Begründer der

Shingon-shū 真言宗 (jap.)

Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan

Schulrichtung

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gilt Kūkai zugleich als Initiator des esoterischen Bud·dhis·mus in Japan, der manchmal als dritte Haupt·richtung neben Mahayana und Theravada eingestuft wird (s. Einführung). Ähnlich wie Saichō vertritt Kūkai die Auffassung, dass man noch in diesem Leben die Buddh·aschaft erlangen könne, aller·dings zieht er andere Mittel zur Er·lan·gung dieser Buddha·schaft in Betracht. Er betont das Ritual, bzw. eine sozusagen aktionis·tische Vor·gangs·weise, die verschiedene rituelle Techniken kombiniert. Diese Techniken können nur unmittelbar von Meister an Schüler weiter·ge·geben werden und müssen vor dem Gebrauch durch Un·ein·ge·weihte geschützt werden. Insofern spricht man von „geheimer“ oder eben „esoterischer“ Tradierung. Im Japanischen (und Chinesischen) heißt „esoterischer Bud·dhis·mus“ im übrigen schlicht

mikkyō 密教 (jap.)

esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten

Schulrichtung

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(chin. mijiao) — „geheime Lehre“.

Vor Kūkai bestanden buddhistische Riten in Japan v.a. aus Rezitationen von (nicht nur für Laien meist un·ver·ständ·lichen) Sutren·texten. Kūkai kritisierte diese Praxis. Er verglich das rituelle Rezitieren von Sutren mit der Situation eines Kranken, dem der Arzt lediglich ein medizi·nisches Buch vorliest. Zu einer praktischen Heilung könne es jedoch nur kommen, wenn die in den Sutren be·schriebenen Wahr·heiten in Form von Gebets·formeln (skt. mantra), Handzeichen (skt. mudrā) und visualisierten Bildern ( Mandalas), rituell angewandt werden. Das Ritual erhält im esoterischen Bud·dhis·mus demnach den Stellen·wert eines Medika·ments, dessen An·wen·dung erst die „Genesung“ nach sich zieht. Die ver·schiedenen Sparten von rituellen Heils·praktiken — Formeln, Gesten und Bilder — werden im esoterischen Bud·dhis·mus übrigens auch „Geheimnisse des Mundes“, „Geheimnisse des Geistes“ und „Geheimnisse des Körpers“, zusammen die „Drei Geheimnisse“ (

sanmitsu 三密 (jap.)

Drei Geheimnisse (des esoterischen Buddhismus)

Konzept

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) genannt. Die Bedeutung von magisch-rituellen Elementen spiegelt sich auch im Namen, den Kūkais Schule schließlich annham:

shingon 真言 (jap.)

wtl. „Wahres Wort“, skt. Mantra (Gebetsformel); namensgebend für den Shingon Buddhismus

Ritus, Text

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, wtl. „wahres Wort“ ist eine mögliche Über·setzung des Sanskrit·wortes mantra, Gebetsformel.

Grob gesprochen liegt die Betonung bei mikkyō eher auf dem Ritual·wesen als auf Sutren·aus·legung oder Dogmatik. In den Riten des mikkyō sind wiederum die strengen, furcht·ein·flößenden Gestalten von besonderer Be·deutung. Auch das Feuer spielt im esoterischen Ritual eine wichtige Rolle. In diesem Zusammen·hang gelangte u.a. die Figur des „Unbeweglichen Mantra-Königs“ Fudō Myōō (Acala Vidyārāja) in Japan zu besonderer Bedeutung.

vajra
Verschiedene Vajra (kongō) mit 5, 1 und 3 Zacken

Ein wichtiges Instrument des esoterischen Buddhismus ist der Vajra (

kongō 金剛 (jap.)

skt. Vajra; „Diamant“, magische Waffe, Donnerkeil

Gegenstand

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), eine magische Waffe, die gegen unheilvolle Einflüsse eingesetzt werden kann. Kūkai selbst wird meist mit einem drei·zackigen Vajra dargestellt (s. oben), die Wächter·ge·stalten an den Eingängen bud·dhis·tischer Tempel ( Niō) halten hingegen einzackige Vajras in der Hand. Diesem rituellen Instrument verdankt der esoterische Bud·dhis·mus auch den Bei·namen Vajrayana, Vajra Fahrzeug, übrigens eine Wort·schöpfung Kūkais, die später rück·wirkend auch auf indische, tibetische und chinesische esoterische Schulen angewandt wurde.

shingon altar
Shingon Mönch vor Shingon Altar mit esoterischen Ritualgegenständen.
In der rechten Hand hält er einen fünfzackigen Vajra,
in der linken eine Vajra-Glocke.
Bild: Kyoto National Museum [2010/8]

Kūkais geschichtliches Wirken

Der esoterische Buddhismus erlebte zu Zeiten Kūkais in China gerade eine letzte Blüte, während er in Japan noch weit·gehend unbe·kannt war. Kūkai war aber nicht der einzige, der sich für mikkyō interessierte und die ent·sprechenden Techniken in Japan bekannt machte. Auch Saichō brachte esoterische Riten und Schriften nach Japan. Kūkai und Saichō arbeiteten zunächst gemeinsam an deren Verbreitung, indem sie sich wechsel·seitig in Rituale einweihten, die sie in China kennen gelernt hatten. Saichōs Stärke lag aber offenbar in dem Bereich, der später allgemein als

kengyō 顕教 (jap.)

„offene Lehren“ im Ggs. zu mikkyō, „geheime Lehren“

Schulrichtung

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(offene Lehre oder „exoterischer Buddhismus“) bezeichnet wurde.

Saichō und Kūkai empfanden beide Bereiche, mikkyō und kengyō, als kom·plementär, auch wenn jeder wahrscheinlich den seinen als wichtiger erachtete. Im historischen Rückblick gilt Shingon als der Haupt·ver·treter des japanischen esoterischen Bud·dhis·mus. Unter den Nach·folgern Saichōs etablierte sich aber auch ein Zweig der Tendai Schule, der eine eigene esoterische Tradition pflegte. Dieser sog. taimitsu Zweig über·flügelte zeit·weise sogar den esoterischen Bud·dhis·mus der Shingon Schule (tōmitsu). Dennoch sind bestimmte Eigen·heiten des japanischen esoterischen Bud·dhis·mus, wie z.B. die besondere Betonung der beiden Mandalas Taizōkai und Kongōkai mit Dainichi Nyorai im Zentrum, auf Kūkai zurück zu führen. Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Kukai.

Kūkai war offensichtlich eine Art Universalgenie, denn er beeindruckte seine Zeit·genossen auch auf zahl·reichen künst·le·rischen Gebieten. Das führte dazu, dass ihm die Legende später die Ur·heber·schaft zahl·reicher kultureller Errungen·schaften Japans zuschrieb. So gilt er als Vater der japanischen Silben·schrift (kana), der Kalligraphie, als hervor·ragender Dichter, Maler und Bild·hauer. Auch wenn nicht alle Legenden zutreffen, bleibt sein Rang innerhalb der japanischen Religions·geschichte unbestritten. Wie eine 1999 veröffentlichte Studie von Abe Ryuichi hervorhebt, liegt Kūkais über·ragende Bedeutung darin, dass er mit dem Ritual·wesen des esoterischen Buddhismus ein neues Ausdrucks·medium im japanischen Bud·dhis·mus einführte, das für Jahr·hunderte, besonders aber im sog. ja·pa·nischen Mittel·alter (12. - 16. Jh.), eine zentrale Form japanischer Religiosität darstellte. Während die Tendai Schule heute vor allem für ihre Neuerungen auf dem Gebiet der bud·dhis·tischen Erkenntnis·lehre bekannt ist, wird der Shingon Buddhismus zunehmend als jene Richtung wahr·genommen, die für Jahr·hunderte auf dem Gebiet des Ritus den Ton angab und damit historisch ebenso bedeutungsvoll war.

  1. ^  
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    Überfahrt des Mönchs Kūkai mit einer offiziellen, kaiserlichen Delegation von Japan nach China im Jahr 804. Kūkai sollte in der Folge in den esoterischen Buddhismus eingeweiht werden und gründete nach seiner Rückkehr einen eigenen Orden, den Shingon Buddhismus.
    14. Jh. Priest Kukai and Sacred Treasures of Mount Koya (Ausstellungskatalog). Hokkaido Shinbun Press, 2006, S. 45, Abb. 14-1.
  2. ^  
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    Portrait Kūkais in der für ihn typischen Pose, mit Gebetskette juzu und einem fünfzackigen vajra. Der erhöhte Sitz zeichnet ihn als Klosterabt aus. Das Portrait wurde im Auftrag von Ex-Kaiser Go-Uda (1267–1324, r. 1274–1287) angefertigt, der auch den Text, eine Lobpreisung Kūkais, in einem für Kūkai typischen kalligraphischen Stil verfasste.
    Kamakura-Zeit, 1313. Tōji no mikkyōzuzō 東寺の密教図像 (Ausstellungskatalog). Kyoto: Hōzōkan 1999, S. 18, Abb. 1.
  3. ^  
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    Vajra unterscheidet man nach der Anzahl der Zinken. Es gibt einzinkige (tokkosho), dreizinkige (sankosho) und fünfzackige (gokosho). Die hier abgebildeten Vajras gehören zu den Schätzen des Tempelbergs Kōya-san und zählen zu den ältesten Exemplaren in Japan.
    Heian-Zeit, 12. Jh. Kūkai mandara: Kōbō Daishi to Kōya-san (Katalog), Reihōkan 2006, S. 54-55, Abb. 17.
  4. ^ Altar kyoogokuji knm.jpg 
  5. ^  
    Chigo daishi.jpg
    Kūkai als frühkindliches Genie, betend auf einer Lotusblume. Ähnlich wie um Prinz Shōtoku ranken sich auch um Kūkai zahlreiche Legenden, die von seinen erstaunlichen frühen Begabungen erzählen. Die vorliegende Abbildung stützt sich auf einen Auszug aus Kūkais angebliches Testament (Goyuigo), der einer anderen Version des Bildes als Textteil eingeschrieben ist:
    Long ago, when I was living in my parents' home, sometime between the age of five or six, I always had visions of myself in my dreams seated on an eight-petaled lotus conversing with the buddhas. However, I didn't tell anyone, not even my parents, much less anyone else. [...]
    (Nach Guth 1987, S. 2.)
    Muromachi-Zeit, 15. Jh. Arts Institute Chicago.