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| + | Die ''Große Geschichte Japans'' ({{g|dainihonshi}}) ist ein Mammutwerk, dessen Abfassung sich von Mitte des siebzehnten Jahrhunderts bis ins Jahr 1906, also etwa über 250 Jahre hin erstreckte. Das Projekt stand unter der Schirmherrschaft der {{g|Daimyou}} von {{g|Mito}} und brachte eine eigene Akademie und eine eigene Denkschule, die sogenannte Mito-Schule ({{g|mitogaku}}), hervor. Viele Generationen von vorwiegend konfuzianisch geschulten Historikern waren an seinem Entstehen beteiligt. |
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| == Tokugawa Mitsukuni == | | == Tokugawa Mitsukuni == |
Die Große Geschichte Japans und Tokugawa Mitsukuni
Die Große Geschichte Japans (Dai Nihon-shi [Dai Nihon-shi (jap.) 大日本史 Gesamtdarstellung der japanischen Geschichte bis 1392 in 397 Bänden, verfasst zw. 1657 und 1906]) ist ein Mammutwerk, dessen Abfassung sich von Mitte des siebzehnten Jahrhunderts bis ins Jahr 1906, also etwa über 250 Jahre hin erstreckte. Das Projekt stand unter der Schirmherrschaft der Daimyō [Daimyō (jap.) 大名 Territorialfürst, Titel des Kriegeradels] von Mito [Mito (jap.) 水戸 Fürstentum bzw. Stadt im Nordosten der Kantō-Ebene, heute Teil von Ibaraki-ken.] und brachte eine eigene Akademie und eine eigene Denkschule, die sogenannte Mito-Schule (Mito-gaku [Mito-gaku (jap.) 水戸学 Mito-Schule; konfuzianisch und Tennō-loyalistisch ausgerichtete Gelehrtentradition der Edo-Zeit mit Zentrum in Mito (heute Teil von Ibaraki-ken, nw. von Tōkyō)]), hervor. Viele Generationen von vorwiegend konfuzianisch geschulten Historikern waren an seinem Entstehen beteiligt.
Tokugawa Mitsukuni
Die Dai Nihon-shi wurde von Tokugawa Mitsukuni [Tokugawa Mitsukuni (jap.) 徳川光圀 1628–1701; Daimyō von Mito, konfuzianischer Gelehrter und Historiker] ins Leben gerufen und entscheidend geprägt. Mitsukuni war ein Enkel Tokugawa Ieyasu [Tokugawa Ieyasu (jap.) 徳川家康 1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger]s und führte eine von drei Nebenlinien der Tokugawa (gosanke [gosanke (jap.) 御三家 wtl. drei ehrbare Häuser; Sammelbegriff für die drei wichtigsten Seitenlinien der Tokugawa-Dynastie]), aus der bei Bedarf ein Nachfolger für das Amt des Shōgun [Shōgun (jap.) 将軍 Shōgun; Titel der Militärherrscher aus dem Kriegeradel (bushi, Samurai)]s rekrutiert werden konnte. Mitsukuni folgte seinem Vater trotz der Existenz eines älteren Bruders als Daimyō nach, was ihm offenbar schon in jungen Jahren Gewissensbisse verursachte. Umso mehr versuchte er, sich für die übergeordneten Interessen des Landes bzw. des Tennō [Tennō (jap.) 天皇 jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels] einzusetzen. In der chinesischen Geschichte fand er Vorbilder für die von ihm angestrebte Loyalität. Ganz besonders bewunderte er die Brüder Boyi [Boyi (chin.) 伯夷 legendäre Figur aus der chinesischen Frühzeit (frühe Zhou-Dynastie, 11. Jh. v.u.Z.); zusammen mit seinem Bruder Shuqi ein Inbegriff von Loyalität und Selbstaufopferung] und Shuqi [Shuqi (chin.) 叔齊 legendäre Figur aus der chinesischen Frühzeit (frühe Zhou-Dynastie, 11. Jh. v.u.Z.); zusammen mit seinem Bruder Boyi Held einer konfuzianischen Erzählung über Loyalität und Opferbereitschaft], die sich lieber zu Tode hungerten als gegen die Prinzipien der Vasallentreue und der Primogenitur zu verstoßen.1
Aus dieser Grundhaltung entstand auch seine geschichtsphilosophische Position, nach der das Tokugawa-Haus sich stets als Vasall des Tennō-Hauses zu verstehen hat. Dieser Grundhaltung ist auch die Große Geschichte Japans und in der Folge die gesamte Mito-Schule verpflichtet.2
Trennung von Tempeln und Schreinen
Mitsukunis Kombination von chinesischer Gelehrsamkeit und Betonung der geschichtlichen Größe des Tennō-Hauses machte ihn zu einem typischen Vertreter des shinto-konfuzianischen Synkretismus, wie er für viele Intellektuelle der frühen Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit charakteristisch war. Diese Präferenz, gepaart mit einer starken Skepsis gegenüber dem Buddhismus, wirkte sich auch auf Mitsukunis religionspolitische Maßnahmen als Daimyō aus. Während sich im ganzen Land das sogenannte terauke [terauke seido (jap.) 寺請制度 System der buddhistischen Zertifikation der Rechtgläubigkeit]-System ausbreitete, das buddhistische Tempel für die ideologische Überwachung der Bevölkerung instrumentalisierte, zog Mitsukuni für diese Aufgabe teilweise auch Shintō-Schreine heran. Er verfolgte dabei das Prinzip „ein Dorf, ein Schrein“, was teilweise zu Neuerrichtungen, teilweise zu Schließungen von Schreinen führte.3
Vor allem aber reduzierte er die Zahl buddhistischer Tempel drastisch. Eine Zählung im Jahr 1663 ergab 2.377 Tempel in Mito, von denen er 1.433, also ca. 60%, zusammenlegen oder gar abreißen ließ.4 Außerdem schuf er konfessionsfreie Friedhöfe. Mit diesen Maßnahmen wurde Mitsukuni zu einem typischen Vertreter des Daimyatsshintō (hanryō shintō [hanryō shintō (jap.) 藩領神道 Fachbegriff für lokale, Shintō-zentrierte Reformen der Frühen Neuzeit (Edo-Zeit)]), der seinerseits als Wegbereiter des Staatsshintō der Meiji [Meiji (jap.) 明治 posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt]-Zeit angesehen werden kann.
Mitsukunis Geschichtsprojekt
Mitsukuni begann die Arbeiten an der Großen Geschichte Japans 1657, wirkte aber wohl mehr als Organisator denn als Autor daran mit. 1690 gab er sein Amt als Daimyō an seinen Neffen und Adoptivsohn weiter und widmete sich ab da nur noch seinem Geschichtsprojekt. Er konnte nicht nur Gelehrte aus Kyōto, sondern auch chinesische Exilanten als Mitarbeiter gewinnen. Außerdem schickte er Forscher durchs ganze Land, um historische Quellen zu sammeln. Insgesamt sollen 130 Gelehrte an der Abfassung des Werks beteiligt gewesen sein. Es wurde ein eigenes Amt geschaffen, an dem zu Lebzeiten Mitsukunis dreißig bis vierzig Personen permanent beschäftigt waren und das einen substanziellen Anteil der Daimyats-Finanzen verschlang.5
Ein Großteil der Arbeiten zu „Annalen“ und „Biographien“ wurde zu Mitsukunis Lebzeiten realisiert, nach seinem Ableben kam das Projekt für lange Zeit allerdings nur schleppend voran. Die meisten „Essays“ und „Tabellen“ wurden erst in der Meiji-Zeit unter Anleitung des Historikers Kurita Hiroshi [Kurita Hiroshi (jap.) 栗田寛 1835–1899; japanischer Historiker aus dem Fürstentum Mito, brachte die „Große Geschichte Japans“ (Dai Nihon-shi) zum Abschluss] (1835–1899) angefertigt. Deren inhaltliche Grundkonzeption war jedoch bereits unter Mitsukuni festgelegt worden. Das Werk wurde in der Edo-Zeit mehrfach gedruckt, das Gesamtwerk erschien schließlich 1906.
Dai Nihon-shi
Das Werk besteht aus 397 Bänden, die in vier Hauptbereiche unterteilt sind:
- Haupt-Annalen (honki 本紀), 73 Bände
- Biographien (retsuden 列伝), 170 Bände
- Essays (shi 志), 126 Bände
- Tabellen (hyō 表), 28 Bände
Die Annalen sind strikt chronologisch abgefasst, streng auf den jeweiligen Tennō fokussiert und enthalten die wichtigsten Eckdaten seiner Regierungsperiode.
Die Biographien gehen auf kaiserliche Gemahlinnen, Minister, sowie Personen außerhalb des kaiserlichen Hofes genauer ein.
Die Essays widmen sich der Geschichte von religiösen Institutionen, Rechtswesen, diplomatischen Beziehungen, etc.
Die Tabellen enthalten Listen von verschiedenen Amtsträgern.
Dieser Aufbau ist dem Shiji [Shiji (chin.) 史記 universales Geschichtswerk von Sima Qian (begonnen von seinem Vater), vollendet ca. 109 v.u.Z.] von Sima Qian [Sima Qian (chin.) 司馬遷 145?–86? v.u.Z.; Han-zeitlicher Historiker, Begründer der chinesischen Historiographie], einem chinesischen Historiker der han [han (jap.) 藩 lokales Feudalfürstentum, Spätmittelalter bis Edo-Zeit; auch Daimyat (Lehen eines Daimyō)]-Zeit, nachempfunden.6
Was das Shiji für China war, sollte die Dai Nihon-shi für Japan werden. Folgerichtig lautete der ursprüngliche Titel des Werks auch „Das Shiji unserer Dynastie“ (Honchō shiki).
Der Berichtszeitraum der Dai Nihon-shi umfasst die Regierungszeiten aller Tennō, angefangen von Jinmu Tennō [Jinmu Tennō (jap.) 神武天皇 wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans; eigentlicher Name: Kami Yamato Iware-hiko no Sumera Mikoto 神日本磐余彦天皇 (Nihon shoki)] bis ins Jahr 1392. In diesem Jahr endete das Schisma zwischen Nord- und Südhof, das seit 1335 bestanden hatte.
Abgesehen von seiner detaillierten Berichterstattung listet das Werk auch minutiös alle verwendeten Quellen auf. Diese historiographische Sorgfalt macht es auch heute noch als Nachschlagewerk attraktiv.
Dynastische Fragen
Die japanische Geschichtsschreibung wurde in drei entscheidenden Punkten von Mitsukunis Dai Nihon-shi geprägt:
- Die (aus heutiger Sicht) semi-mythologische Jingū Kōgō [Jingū Kōgō (jap.) 神功皇后 mytholog. Herrscherin; Witwe des 14. Tennō, Chūai, und Mutter des Ōjin Tennō] wurde als Regentin und nicht als Tennō qualifiziert (obwohl sie das Land sechzig Jahre lang regiert haben soll).
- Der Sohn des Tenji Tennō [Tenji Tennō (jap.) 天智天皇 626–672; 38. Kaiser Japans; (r. 661–672); Eigenname: Naka-no-Ōe], Prinz Ōtomo [Ōtomo no ōji (jap.) 大友皇子 648–672; Sohn des Tenji Tennō, später auch als Kōbun Tennō bekannt] (648–672), wurde als Tennō angesehen, obwohl die Quellen diesbezüglich sehr vage sind. Damit wurde indirekt die gewaltsame Machtübernahme des Tenmu Tennō [Tenmu Tennō (jap.) 天武天皇 631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)] kritisiert.
- Hinsichtlich des Schismas der Tennō-Dynastie im vierzehnten Jahrhundert wurde die Südliche Linie, die auf Godaigo Tennō [Go-Daigo (jap.) 後醍醐 1288–1339 (r. 1318–1339); Tennō der späten Kamakura-Zeit, der versuchte, die pol. Autorität des Kaiserhofes wieder herzustellen.] zurückgeht, als die legitime Erbfolge anerkannt. Dies bedeutete eine indirekte Kritik am Ashikaga [Ashikaga (jap.) 足利 Kriegerfamilie, die 1336 eine neue Herrschaftsdynastie begründete: Ashikaga Shōgunat, 1336–1573] Shōgunat (1336–1573), das ja gegen den Willen Go-Daigos zur Macht kam und daher einen Gegenkaiser nominierte. Die Ashikaga wurden denn auch als „Verräter“ bezeichnet.7
Angesichts der Tatsache, dass die Dai Nihon-shi mit dem Ende des Schimas auch ihren Bericht beschließt, war dieser Punkt wohl eines der wichtigsten Anliegen des Werkes.
Diese Urteile in dynastischen Fragen wurden schließlich in der Meiji-Zeit zur offiziellen japanischen Geschichtsschreibung erklärt. Auch die heute gebräuchlichen Listen der Tennō richten sich danach.
Shōgun und Tennō
Durch die Hierarchie zwischen „Annalen“ und „Biographien“ bezog die Mito-Schule zu gewissen geschichtlichen Personen und Ereignissen sehr subtil Stellung, indem sie sie einfach entweder hier oder dort einordnete. Auch durch die Wahl bestimmter Vokabel wurden Werturteile gefällt, ohne diese explizit ausformulieren zu müssen. Im Fall von dynastischen Kämpfen führte die als legitim erachtete Fraktion beispielsweise „Bestrafungen“ durch, während ihre Gegner „rebellierten“.
Eine ähnliche Vorgangsweise lässt sich natürlich schon in den kiki [kiki (jap.) 記紀 Sammelbezeichnung für KojiKI und Nihon shoKI (ki, Bericht, ist jeweils mit einem leicht abweichenden Zeichen geschrieben)] finden und ist auch für geschichtsphilosophische Werke wie das Jinnō shōtō-ki [Jinnō shōtō-ki (jap.) 神皇正統記 „Über die Wahre Abfolge der Göttlichen Herrscher“, Traktat von Kitabatake Chikafusa, 1339] charakteristisch. Auch dort werden nur wenige explizite Werturteile abgegeben, aber allein die Tennō-zentrierte narrative Struktur stellt den kaiserlichen Hof (honchō [honchō (jap.) 本朝 wtl. unsere Dynastie; Eigenbezeichnung für Japan]) als Fokus der japanischen Geschichte dar.8
Mitsukuni folgte damit einer Logik, die wahrscheinlich schon Tokugawa Ieyasu vertreten hatte. Indem der Shōgun sich als Untertan des Tennō darstellte, konnte er von seinen potentiellen Rivalen eine ähnliche Unterordnung verlangen.
Es galt nicht, den Tennō zu ersetzen, sondern lediglich, den Tennō zu kontrollieren. Damit konnte z.B. das höfische Rangsystem übernommen werden, das selbst unter den Samurai (bushi [bushi (jap.) 武士 Krieger, Samurai]) der Edo-Zeit Geltung hatte (bzw. von den Tokugawa neu belebt wurde).
Dass der Tennō und einige traditionelle höfische Familien dabei einen höheren Rang inne hatten als der Shōgun selbst, war nicht von Belang, solange der kaiserliche Hof finanziell und politisch vom Shōgun abhängig war. Dadurch konnte der Shōgun indirekt die Hofränge der anderen Kriegerdynastien bestimmen und so eine gesellschaftliche Rangordnung sicher stellen, die scheinbar von einer höheren Autorität stammte als ihm selbst.
Verweise
Verwandte Themen
Fußnoten
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Die Geschichte der Brüder Boyi und Shuqi spielt um 1000 v.u.Z. am Übergang von der Shang- zur Zhou-Dynastie. Selbst von königlichem Geblüt, verzichten beide auf die Herrschaft in ihrem Land, nachdem ihr Vater den jüngeren zu seinem Nachfolger erklärt hat, und dienen stattdessen dem König von Zhou. Als dieser die Shang-Dynastie unterwirft, ziehen sie sich in die Wälder zurück und hungern sich zu Tode, weil die Zhou die legitime Thronfolge missachtet haben.
Noch in hohem Alter eiferte Mitsukuni dem Vorbild der Brüder nach, indem er seinen Alterssitz Seizan-sō, „Villa der Westlichen Berge“ nannte. Dieser Name spielte auf die Berge an, in die Boyi und Shuqi sich schlussendlich zurückzogen (Nakai 1984, S. 73–74).
- ↑
Dass Mitsukuni die Interessen der Tokugawa offenbar hinter die Interessen des Tennō stellt, wird häufig damit begründet, dass seine Familie innerhalb der drei Tokugawa-Zweighäuser das kleinste Daimyat und auch rangmäßig die niedrigste Stellung inne hatte. Statt in Machtpolitik versuchte man sich daher in Mito in Sachen Moral zu profilieren.
- ↑
Insbesondere gegenüber Hachiman Schreinen verhielt sich Mitsukuni kritisch. Noch nach seinem Rücktritt als Daimyō veranlasste er, dass die 105 Hachiman-Schreine in Mito abgeschafft
(in vielen Fällen einfach anderen Gottheiten gewidmet, in manchen aber auch abgerissen) wurden. Lediglich vier besonders alte und prestigereiche Hachiman Schreine durften ihre Tradition weiterführen. (Tamamuro 2003, S. 25. Für etwas andere Zahlen, aber ein ähnliches Gesamtbild s. Wikipedia (ja).)
- ↑ Tamamuro 2003: 5-6.
- ↑ Nakai 1984, S. 73.
- ↑
Sima Qian wird gerne mit dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot verglichen. Sein Hauptwerk, das Shiji, wird auch als erstes Geschichtswerk Chinas bezeichnet. Das Werk prägte einen eigenen Stil von Geschichtswerken, dem auch die Dai Nihon-shi folgt. Schon Sima Qian entwickelte die Rubrik „Biographien“, die er mit der Geschichte von Boyi und Shiqi, Mitsukunis Idolen, beginnen ließ.
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Die Brisanz des Schismas unter Go-Daigo und Ashikaga Takauji liegt auch darin begründet, dass die Tokugawa sich auf Nitta Yoshisada, den wichtigsten Feldherrn Go-Daigos, zurückführten. Aus Sicht der Mito-Schule wird dieser Umstand dahin gehend ausgebaut, dass die Tokugawa die loyale Position gegenüber dem legitimen Herrscher, die Nitta vertrat, quasi von diesem geerbt hätten (Nakai 1984, S. 84–85). Realpolitisch orientierte sich das Tokugawa Shōgunat aber sehr wohl am Beispiel der Ashikaga.
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Dem chinesischen Vorbild folgend wären auch explizite Bewertungen vergangener Dynastien zu erwarten gewesen. Nach konfuzianischer Auffassung bestand der Wert von Geschichtsschreibung ja genau darin, Vorbilder und abschreckende Beispiele für die Gegenwart zu finden und diese auch entsprechend zu benennen. In der Tat wurden derartige Werturteile (ronsan) auch für die Dai Nihon-shi verfasst, allerdings erst kurz nach Mitsukunis Tod offiziell in den Text aufgenommen. Als diese Wertungen Ende der Edo-Zeit als zu Tokugawa-freundlich empfunden wurden, entfernte man sie wieder mit dem Hinweis, dass sie Mitsukunis Intentionen nicht entsprochen hätten (Nakai 1984, S. 76 und 85).
Literatur
Siehe auch Literaturliste
Kate Wildman Nakai, Tokugawa Confucian Historiography: The Hayashi, Early Mito School, and Arai Hakuseki. Princeton: Princeton University Press, 1984. [Paperback-Ausgabe 1997, University of Hawaii Press.]
Tamamuro Fumio 圭室文雄, „Edo-jidai no mura chinju no jittai: Mito-hanryō mura chinju no sūryōteki kentō 江戸時代の村鎮守の実態–水戸藩領村鎮守の数量的検討“. Meiji Daigaku kyōyōronshū 明治大学教養論集 368 (2003), 1–27.
Herschel Webb, „What Is the Dai Nihon Shi?“. The Journal of Asian Studies 19:2 (1960), 135–149.
Bilder
Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite
- ^ Schauspieler Satomi Kōtarō als Mito Kōmon, alias Tokugawa Mitsukuni (1628–1701), aufgenommen in einer Drehpause der beliebten Fernsehserie Mito Kōmon. Die über 40 Jahre (1969–2011) lang ausgestrahlte Serie schildert den ehemaligen Daimyō von Mito als mitfühlenden Landesvater, der ähnlich wie Zar Peter der Große inkognito durch die Lande zieht und die Nöte der Bevölkerung studiert und lindert.
Diese Figur beruht auf Legenden aus der Edo-Zeit, allerdings nur teilweise auf der tatsächlichen Biographie Mitsukunis. Dieser unternahm nur eine berühmte Reise nach Kamakura, über die er allerdings eine Art Reiseführer hinterließ.
Er schickte außerdem Gelehrte durch ganz Japan, die Dokumente für Mitsukunis monumentales Geschichtsprojekt sammeln sollten.
Der Beiname Mito Kōmon, unter dem Mitsukuni heute bekannter ist als unter seinem Eigennamen, kombiniert den Namen seines Herrschaftsgebiets, Mito, mit der Bezeichnung seines höfischen Ehrenrangs (Kōmon = Gon no Chūnagon, Stellvertretender Mittlerer Rat).
Wikimedia Commons, Frank Gualtieri, 2002.
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