Geschichte/Kamakura: Unterschied zwischen den Versionen

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| Kamakura-Zeit: Alter und Neuer Buddhismus
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Die {{g|kamakura}}-Zeit beginnt mit einem politischen Umbruch: {{g|Minamotonoyoritomo}} (1147–1199) geht 1185 siegreich aus dem sogenannten {{g|genpeigassen|Genpei Krieg}} einem landesweiten Bürgerkrieg angeführt von den feindlichen Kriegerdynastien {{g|Taira}} und {{g|minamoto}} hervor, setzt sich damit an die Spitze des Kriegeradels und begründet unter dem Titel {{g|Shougun}} eine neue Herrscherdynastie mit Sitz in Kamakura, unweit des heutigen Tōkyō. Er beendet damit die politische Hegemonie des {{g|Tennou}}-Hofes, doch wird dieser nicht abgeschafft, sondern bleibt weiterhin in der alten Hauptstadt Kyōto ({{g|heiankyou}}) bestehen. Der politische Wechsel folgt auf eine lange Phase der politischen Dezentralisierung, also einer Schwächung der Zentralmacht, verbunden mit dem Aufstieg lokaler Militärmachthaber (Kriegeradel, jap. {{g|Samurai}}, {{g|buke}} oder {{g|bushi}}), vor allem in den Provinzen Ostjapans. Im Zuge dieser Dezentralisierung verbreitet sich auch der Buddhismus immer stärker außerhalb des politischen Zentrums und der kulturellen Eliten.
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Aus Sicht des Hofadels ({{glossar:kuge}}) ändert sich das Leben den·noch nicht allzu drastisch. Die mächtigen {{glossar:Fujiwara}} verheiraten ihre Söhne und Töchter nun auch mit den ehemals verachteten Krieger·häusern und parti·zipieren auf diese Weise immer noch an polit·ischen Ent·scheidungs·prozessen. Die anderen Hof·familien erfüllen weiterhin ihre ange·stammten kulturellen und religiöse Funk·tionen. Der tradi·tionelle Status·unterschied von Hof- und Kriegeradel, der sich in einem rigiden System hö·fischer Ränge ausdrückt, bleibt nach wie vor aufrecht und verschleiert die tat·säch·lichen Macht·ver·hält·nisse. Dieses doppelte System von Macht und Status bleibt bis zum Beginn der Moderne — und in gewisser Weise auch noch danach — ein charak·teris·tisches Element der politischen Struktur Japans.
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Aus Sicht des Hofadels ({{g|kuge}}) ändert sich das Leben dennoch nicht allzu drastisch. Die mächtigen {{g|Fujiwara}} verheiraten ihre Söhne und Töchter nun auch mit den ehemals verachteten Kriegerhäusern und partizipieren auf diese Weise immer noch an politischen Entscheidungsprozessen. Die anderen Hoffamilien erfüllen weiterhin ihre angestammten kulturellen und religiöse Funktionen. Der traditionelle Statusunterschied von Hof- und Kriegeradel, der sich in einem rigiden System höfischer Ränge ausdrückt, bleibt nach wie vor aufrecht und verschleiert die tatsächlichen Machtverhältnisse. Dieses doppelte System von Macht und Status bleibt bis zum Beginn der Moderne — und in gewisser Weise auch noch danach — ein charakteristisches Element der politischen Struktur Japans.
  
Die Zeit nach dem Umbruch ist daher weiterhin politisch instabil. Obwohl sich der Kaiser·hof vorder·hand damit abfindet, die Ent·schei·dungen des Kamakura-Shōgunats formal ab·zu·segnen, stellt die Möglich·keit seiner politischen Neu·er·star·kung eine per·ma·nente latente Be·drohung für den Shōgun dar. Ende des drei·zehnten Jahr·hunderts kommt schließ·lich eine Gefahr von außen dazu: die [[Geschichte/Shinto_Mittelalter/Kamikaze | Mongolen]], die innerhalb von fünfzig Jahren China und Korea er·obert haben, sehen auch in Japan ein loh·nen·des Angriffs·ziel. 1274 und 1281 kommt es zu groß·an·ge·legten Angriffen, die der Über·liefe·rung zufolge jeweils durch „göttliche Winde“ ({{glossar:kamikaze}}) ver·eitelt werden. Trotz der erfolg·reichen Ver·tei·digung der territorialen Integrität des Landes schwächen die gewaltigen Militär·aus·gaben, die der Mon·golen·angriff mit sich bringt, das Shōgunat. 1333 kommt es schließlich zu neuen dynastischen Kämpfen, aus denen 1336 die Familie der {{glossar:Ashikaga}} sieg·reich her·vor·geht und ein neues Shōgunat, diesmal wieder in der alten Hauptstadt Kyōto begründet. Die neue Epoche wird heute als {{glossar:muromachi}}-Zeit bezeichnet und stellt zusammen mit der Kamakura-Zeit das japanische Mittelalter dar.
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Die Zeit nach dem Umbruch ist daher weiterhin politisch instabil. Obwohl sich der Kaiserhof vorderhand damit abfindet, die Entscheidungen des Kamakura-Shōgunats formal abzusegnen, stellt die Möglichkeit seiner politischen Neuerstarkung eine permanente latente Bedrohung für den Shōgun dar. Ende des dreizehnten Jahrhunderts kommt schließlich eine Gefahr von außen dazu: die [[Geschichte/Shinto_Mittelalter/Kamikaze | Mongolen]], die innerhalb von fünfzig Jahren China und Korea erobert haben, sehen auch in Japan ein lohnendes Angriffsziel. 1274 und 1281 kommt es zu großangelegten Angriffen, die der Überlieferung zufolge jeweils durch „göttliche Winde“ ({{g|kamikaze}}) vereitelt werden. Trotz der erfolgreichen Verteidigung der territorialen Integrität des Landes schwächen die gewaltigen Militärausgaben, die der Mongolenangriff mit sich bringt, das Shōgunat. 1333 kommt es schließlich zu neuen dynastischen Kämpfen, aus denen 1336 die Familie der {{g|Ashikaga}} siegreich hervorgeht und ein neues Shōgunat, diesmal wieder in der alten Hauptstadt Kyōto begründet. Die neue Epoche wird heute als {{g|muromachi}}-Zeit bezeichnet und stellt zusammen mit der Kamakura-Zeit das japanische Mittelalter dar.
  
 
==Neue buddhistische Richtungen==
 
==Neue buddhistische Richtungen==
  
Reli·gions·geschicht·lich ist der Beginn des japanischen Mittel·alters durch das Auf·treten ver·schie·dener religiöser Gründer·figuren cha·rakte·risiert: {{glossar:hounen}} (1133–1212), {{glossar:shinran}} (1173–1262), {{glossar:dougenkigen|Dōgen}} (1200–1253) und {{glossar:nichiren}} (1222–1282) ver·breiten jeweils neu·artige Lehren und stehen damit für eine Welle der Er·neue·rung inner·halb des ja·pa·nischen Bud·dhis·mus, die man auch als „Neuen Buddhismus“ der Kamakura-Zeit — im Unter·schied zum „Alten Buddhismus“ der {{glossar:Tendaishuu|Tendai}}- und {{glossar:Shingonshuu|Shingon}}-Schulen sowie der so·ge·nannten {{glossar:Nara}}-Schulen — bezeichnet.
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Religionsgeschichtlich ist der Beginn des japanischen Mittelalters durch das Auftreten verschiedener religiöser Gründerfiguren charakterisiert: {{g|hounen}} (1133–1212), {{g|shinran}} (1173–1262), {{g|dougenkigen|Dōgen}} (1200–1253) und {{g|nichiren}} (1222–1282) verbreiten jeweils neuartige Lehren und stehen damit für eine Welle der Erneuerung innerhalb des japanischen Buddhismus, die man auch als „Neuen Buddhismus“ der Kamakura-Zeit — im Unterschied zum „Alten Buddhismus“ der {{g|Tendaishuu|Tendai}}- und {{g|Shingonshuu|Shingon}}-Schulen sowie der sogenannten {{g|Nara}}-Schulen — bezeichnet.
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Die starken Reformkräfte innerhalb des Buddhismus dieser Zeit sind wahrscheinlich der Ausbreitung des Buddhismus in breitere Bevölkerungsschichten zuzuschreiben. Vor allem der {{g|Amida}}-Buddhismus mit seinem starken Glauben an die Errettung in Amidas Reinem Land ({{g|joudo}}) lässt sich als Antwort auf das Bedürfnis nach einer einfachen, für jedermann praktikablen Form der buddhistischen Religionsausübung auffassen. Im Unterschied zu den etablierten Schulen hatten die amidistischen Reformer nicht mehr nur die gesellschaftlichen Eliten im Auge und waren nicht mehr bereit, sich in den Dienst ihrer Interessen zu stellen. Sie predigten auf öffentlichen Plätzen und scharten Anhänger aus allen gesellschaftlichen Schichten um sich. Das hatte einerseits einen breiten Zulauf zur Folge, andererseits brachte es die Amidisten bald mit den staatlichen Autoritäten in Konflikt.
  
Die starken Reform·kräfte innerhalb des Bud·dhis·mus dieser Zeit sind wahr·schein·lich der Aus·brei·tung des Bud·dhis·mus in breitere Be·völke·rungs·schichten zuzu·schreiben. Vor allem der {{glossar:Amida}}-Bud·dhis·mus mit seinem starken Glauben an die Er·ret·tung in Amidas Reinem Land {{g|joudo}} lässt sich als Antwort auf das Bedürfnis nach einer einfachen, für jeder·mann prakti·kablen Form der bud·dhis·tischen Religions·aus·übung auf·fassen. Im Unter·schied zu den etablierten Schulen hatten die amidis·tischen Reformer nicht mehr nur die ge·sell·schaft·lichen Eliten im Auge und waren nicht mehr bereit, sich in den Dienst ihrer Inte·ressen zu stellen. Sie predigten auf öffent·lichen Plätzen und scharten Anhänger aus allen ge·sell·schaft·lichen Schichten um sich. Das hatte einer·seits einen breiten Zulauf zur Folge, anderer·seits brachte es die Amidisten bald mit den staatlichen Autoritäten in Konflikt.
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Aber auch die neuen Führungseliten aus dem „Kriegeradel“ suchten und fanden neue religiöse Formen, namentlich im {{g|Zen}} Buddhismus. Die neuen Richtungen des Buddhismus breiteten sich also nicht gleichmäßig in der Bevölkerung aus, sondern jeweils in spezifischen Schichten: Bauernschaft und niederer Kriegeradel tendierten, wenn sie nach religiösen Alternativen suchten, zum Amidismus, die allgemeine Stadtbevölkerung fühlte sich von {{g|Nichiren}} und seinen Anhängern angesprochen, der höhere Kriegerstand vom Zen.
  
Aber auch die neuen Führungs·eliten aus dem „Kriegeradel“ suchten und fanden neue religiöse Formen, namentlich im [[Geschichte/Zen | Zen-Buddhismus]]. Die neuen Rich·tungen des Bud·dhis·mus breiteten sich also nicht gleich·mäßig in der Be·völke·rung aus, sondern jeweils in spezi·fischen Schichten: Bauern·schaft und niederer Krieger·adel tendierten, wenn sie nach religiösen Alter·nativen suchten, zum Amidis·mus, die all·gemeine Stadt·bevölkerung fühlte sich von {{glossar:Nichiren}} und seinen An·hängern an·ge·sprochen, der höhere Krieger·stand vom {{g|Zen}}-Buddhismus.
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Auf den nächsten Seiten werden die Gründer dieses Neuen Buddhismus als Repräsentanten der Kamakura-zeitlichen Religionsgeschichte genauer vorgestellt. Ich möchte jedoch gleich vorweg auch die Kritik erwähnen, die in jüngerer Zeit gegen die übermäßige Betonung von Figuren wie Hōnen, Shinran, Dōgen oder Nichiren vorgebracht wurde. Trotz ihrer innovativen Ideen stellten diese Mönche innerhalb der religiösen Welt des japanischen Frühmittelalters nur eine kleine Minderheit dar, deren Bedeutung sich erst retrospektiv, durch den späteren Erfolg ihrer Lehren ergibt. Dieser Erfolg ist aber nicht selten auf die Anstrengungen der Nachfolger zurückzuführen, die dabei die ursprünglichen Intentionen der Gründer stark veränderten. Dies trifft ganz besonders auf {{g|rennyo}}, den erfolgreichen Reformator der {{g|Joudoshinshuu}}, aber auch auf diverse Zen- und Nichiren-Mönche der Muromachi-Zeit zu. Die Erfolge des Neuen Buddhismus sind also nicht allein auf die Ideen seiner Gründer zurückzuführen, sondern auch darauf, dass es spätere Generationen verstanden, diese Lehren geschickt an sich verändernde gesellschaftliche Verhältnisse anzupassen, ohne sich dabei allzu streng an die Thesen der Gründerväter zu halten.
  
Auf den nächsten Seiten werden die Gründer dieses Neuen Bud·dhis·mus als Re·prä·sen·tanten der Kamakura-zeitlichen Religions·geschichte genauer vor·ge·stellt. Ich möchte jedoch gleich vorweg auch die Kritik erwähnen, die in jüngerer Zeit gegen die über·mäßige Betonung von Figuren wie Hōnen, Shinran, Dōgen oder Nichiren vorgebracht wurde. Trotz ihrer inno·vativen Ideen stellten diese Mönche inner·halb der religiösen Welt des ja·pa·nischen Früh·mittel·alters nur eine kleine Minder·heit dar, deren Be·deu·tung sich erst retro·spektiv, durch den späteren Erfolg ihrer Lehren ergibt. Dieser Erfolg ist aber nicht selten auf die An·stren·gungen der Nach·folger zurück·zu·führen, die dabei die ur·sprüng·lichen Intentionen der Gründer stark ver·änderten. Dies trifft ganz besonders auf {{glossar:rennyo}}, den er·folg·reichen Reformator der {{Glossar:Joudoshinshuu}} aber auch auf diverse Zen- und Nichiren-Mönche der Muromachi-Zeit zu. Die Erfolge des Neuen Bud·dhis·mus sind also nicht allein auf die Ideen seiner Gründer zurück·zu·führen, sondern auch darauf, dass es spätere Gene·rationen ver·standen, diese Lehren geschickt an sich verändernde ge·sell·schaft·liche Ver·hältnisse anzu·passen, ohne sich dabei allzu streng an die Thesen der Gründer·väter zu halten.
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== Buddhismus und Krieg ==
  
==Buddhismus und Krieg==
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| Rituelle Verwünschungen
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Sieht man sich die reli·giöse Bilder·welt oder auch die Erzähl·literatur der Kamakura-Zeit genauer an, so fällt auf, dass hier Gestalten des eso·terischen Bud·dhis·mus, der von den „alten Schulen“ Tendai und  Shingon ver·treten wurde, eine wesent·lich größere Rolle spielen, als dies nach den Lehren des „Neuen Buddhismus“ der Fall sein dürfte. Auf·fallend ist vor allem die stetige Zunahme von furcht·ein·flößenden Figuren wie {{glossar:myouou}} und {{glossar:Tenbu}}. Un·will·kürlich ist man geneigt, die Beliebt·heit dieser kriege·rischen Wächter·figuren des eso·te·rischen Bud·dhis·mus mit den kriege·rischen Um·wäl·zungen des japanischen Mittel·alters in Verbin·dung zu bringen.
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Sieht man sich die religiöse Bilderwelt oder auch die Erzählliteratur der Kamakura-Zeit genauer an, so fällt auf, dass hier Gestalten des esoterischen Buddhismus ({{g|mikkyou}}), der von den „alten Schulen“ Tendai und  Shingon hochgehalten wurde, eine wesentlich größere Rolle spielen, als dies nach den Lehren des „Neuen Buddhismus“ der Fall sein dürfte. Auffallend ist vor allem die stetige Zunahme von furchteinflößenden Figuren wie {{g|myouou}} und {{g|Tenbu}}. Unwillkürlich ist man geneigt, die Beliebtheit dieser kriegerischen Wächterfiguren des esoterischen Buddhismus mit den kriegerischen Umwälzungen des japanischen Mittelalters in Verbindung zu bringen.
  
Dieser Eindruck ist keineswegs unrichtig. Die buddhistischen Klöster des ja·pa·nischen Mittel·alters werden heute oft als die Haupt·gewinner im Spiel der Mächtigen jener Zeit an·ge·sehen. Gerade im Krieg kam ihnen eine ganz besondere Funktion zu. Nach all·ge·meinem Glauben beruhte nämlich der Aus·gang einer Schlacht nur zum Teil auf dem militärischen Geschick der Kon·tra·henten. Min·des·tens ebenso wichtig war der Bei·stand von {{glossar:kami|''kami''}} und {{skt:buddha|Buddhas}} und ein Gut·teil der Kriegs·vor·berei·tungen bestand daher in der Ab·haltung ent·spre·chender religiöser Zeremonien. Diese Zeremonien wandten sich meist nicht direkt an die höchsten Buddhas, sondern an ihre „Manifestationen“ in kriege·rischer Form, zu denen unter anderem auch ein·hei·mische ''kami'' gezählt wurden (siehe dazu auch [[Geschichte/Shinto_Mittelalter/Kamikaze | „Die Angriffe der Mongolen“]]). Eine weitere Funktion des Bud·dhis·mus im Krieg war die Betreuung der Toten. Die {{Glossar:Jishuu | Ji-Sekte}}, eine Fraktion des Amida-Bud·dhis·mus, spezialisierte sich bei·spiels·weise auf die Bestattung von Gefallenen.
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Dieser Eindruck ist keineswegs unrichtig. Die buddhistischen Klöster des japanischen Mittelalters werden heute oft als die Hauptgewinner im Spiel der Mächtigen jener Zeit angesehen. Gerade im Krieg kam ihnen eine ganz besondere Funktion zu. Nach allgemeinem Glauben beruhte nämlich der Ausgang einer Schlacht nur zum Teil auf dem militärischen Geschick der Kontrahenten. Mindestens ebenso wichtig war der Beistand von {{g|kami|''kami''}} und {{s|buddha|Buddhas}} und ein Gutteil der Kriegsvorbereitungen bestand daher in der Abhaltung entsprechender religiöser Zeremonien. Diese Zeremonien wandten sich meist nicht direkt an die höchsten Buddhas, sondern an ihre „Manifestationen“ in kriegerischer Form, zu denen unter anderem auch einheimische ''kami'' gezählt wurden (siehe dazu auch {{showTitel|Geschichte/Shinto_Mittelalter/Kamikaze}}). Eine weitere Funktion des Buddhismus im Krieg war die Betreuung der Toten. Die {{g|Jishuu | Ji-Sekte}}, eine Fraktion des Amida-Buddhismus, spezialisierte sich beispielsweise auf die Bestattung von Gefallenen.
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| Kriegermönch Benkei
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Die mächtigsten reli·giösen Insti·tu·tionen spielten in den Kriegswirren des Mittel·alters im übrigen eine ähn·liche Rolle wie die katho·lische Kirche zur gleichen Zeit in Europa: Sie unter·stützten die kriegs·führenden Parteien nicht nur durch Riten und Gebete, sie griffen sogar selbst aktiv ins Kampf·ge·schehen ein, vor allem wenn es um die Ver·teidi·gung oder Er·weite·rung der eigenen Terri·torial·rechte ging. Klöster wie der {{Glossar:Enryakuji}} auf {{g|hieizan| Berg Hiei}} oder der {{Glossar:Koufukuji}} in {{glossar:nara}} zählten zu den größten Grund·besitzern der damaligen Zeit und hielten zu ihrer Ver·teidi·gung ge·fürch·tete Armeen von Mönchs·soldaten ({{glossar:souhei}}) aufrecht, die auch unter der Be·zeich·nung {{glossar:akusou}} (wtl. „schlechte Mönche“) bekannt waren. Diese Be·zeich·nung deutet zwar an, dass das Bewusst·sein, als Mönchs·soldat nicht ganz den Idealen des Bud·dhis·mus zu dienen, latent vor·handen war, doch wurden die ''akusō'' durchaus als Kämpfer geachtet und galten keines·wegs als mora·lisch tief·stehende Personen. Zu ihnen zählt auch einer der be·kanntesten Helden der japanischen Samurai-Folklore, nämlich {{glossar:benkei}}, der treue Begleiter von {{g|Minamotonoyoshitsune}}.
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Die mächtigsten religiösen Institutionen spielten in den Kriegswirren des Mittelalters im übrigen eine ähnliche Rolle wie die katholische Kirche zur gleichen Zeit in Europa: Sie unterstützten die kriegsführenden Parteien nicht nur durch Riten und Gebete, sie griffen sogar selbst aktiv ins Kampfgeschehen ein, vor allem wenn es um die Verteidigung oder Erweiterung der eigenen Territorialrechte ging. Klöster wie der {{g|Enryakuji}} auf {{g|hieizan| Berg Hiei}} oder der {{g|Koufukuji}} in {{g|nara}} zählten zu den größten Grundbesitzern der damaligen Zeit und hielten zu ihrer Verteidigung gefürchtete Armeen von Mönchssoldaten ({{g|souhei}}) aufrecht, die auch unter der Bezeichnung {{g|akusou}} (wtl. „schlechte Mönche“) bekannt waren. Diese Bezeichnung deutet zwar an, dass das Bewusstsein, als Mönchssoldat nicht ganz den Idealen des Buddhismus zu dienen, latent vorhanden war, doch wurden die ''akusō'' durchaus als Kämpfer geachtet und galten keineswegs als moralisch tiefstehende Personen. Zu ihnen zählt auch einer der bekanntesten Helden der japanischen Samurai-Folklore, nämlich {{g|benkei}}, der treue Begleiter von {{g|Minamotonoyoshitsune}}.
  
 
==Das „System esoterischer und exoterischer Lehren“==
 
==Das „System esoterischer und exoterischer Lehren“==
  
Ein neuerer Forschungs·ansatz vertritt daher die Ansicht, dass sich der religiöse Mainstream der Kamakura-Zeit nicht im „Neuen Buddhis·mus“, sondern nach wie vor in den etablierten Schulen Tendai und Shingon finden ließe. Das besondere Augen·merk der traditionellen japa·nischen Buddhis·mus·for·schung auf einzelne Reformer und ihre Lehren würde den Blick auf die tat·säch·lichen Ver·hältnisse ver·stellen. Viel be·deut·samer seien die Ver·änderungen inner·halb des religiösen Establish·ments, aber auch neue sozialen Funktionen der Religion am Rande der Ge·sell·schaft. In diesem Zu·sammen·hang hat etwa {{glossar:kurodatoshio}} sein berühmtes Modell des {{glossar:kenmitsutaisei}}, des Systems eso·terischer und exo·terischer Lehren, entwickelt. Das ''kenmitsu taisei'' stellt nach Kuroda ein komple·mentäres Inei·nander·greifen von geheimen esote·rischen Riten und exote·rischen Dogmen dar und war für die großen religiösen Zentren im Mittel·alter (unabhängig ob Tendai-, Shingon oder sonst wie orientiert) charakteristisch. Der ''kenmitsu''-Buddhismus (der natürlich nur eine histo·rische Kon·struktion ist) bediente sich der ver·schiedensten Strö·mungen und Rich·tungen und wandte sie pragmatisch und in enger Ver·flechtung mit den jeweiligen Macht·ver·hältnissen an. Aus theo·logischer Sicht lassen sich die Ver·treter des ''kenmitsu taisei'' vielleicht am besten dadurch charak·terisieren, dass sie unter·einander zwar einen relativ hohen Grad an Toleranz aufweisen, sich aber umso ve·he·menter gegen alle aus·schließenden, radikalen, „funda·menta·listischen“ Glaubens·formen wenden, wie sie für viele Vertreter des „Neuen Bud·dhis·mus“ typisch sind.
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Ein neuerer Forschungsansatz vertritt daher die Ansicht, dass sich der religiöse Mainstream der Kamakura-Zeit nicht im „Neuen Buddhismus“, sondern nach wie vor in den etablierten Schulen Tendai und Shingon finden ließe. Das besondere Augenmerk der traditionellen japanischen Buddhismusforschung auf einzelne Reformer und ihre Lehren würde den Blick auf die tatsächlichen Verhältnisse verstellen. Viel bedeutsamer seien die Veränderungen innerhalb des religiösen Establishments, aber auch neue sozialen Funktionen der Religion am Rande der Gesellschaft. In diesem Zusammenhang hat etwa {{g|kurodatoshio}} sein berühmtes Modell des {{g|kenmitsutaisei}}, des Systems esoterischer und exoterischer Lehren, entwickelt. Das ''kenmitsu taisei'' stellt nach Kuroda ein komplementäres Ineinandergreifen von geheimen esoterischen Riten und exoterischen Dogmen dar und war für die großen religiösen Zentren im Mittelalter (unabhängig ob Tendai-, Shingon oder sonst wie orientiert) charakteristisch. Der ''kenmitsu''-Buddhismus (der natürlich nur eine historische Konstruktion ist) bediente sich der verschiedensten Strömungen und Richtungen und wandte sie pragmatisch und in enger Verflechtung mit den jeweiligen Machtverhältnissen an. Aus theologischer Sicht lassen sich die Vertreter des ''kenmitsu taisei'' vielleicht am besten dadurch charakterisieren, dass sie untereinander zwar einen relativ hohen Grad an Toleranz aufweisen, sich aber umso vehementer gegen alle ausschließenden, radikalen, „fundamentalistischen“ Glaubensformen wenden, wie sie für viele Vertreter des „Neuen Buddhismus“ typisch sind.
 
 
Trotz der Bedeutung des ''kenmitsu''-Bud·dhis·mus für die Reli·gion des japanischen Mittel·alters folge ich auf den nächsten Seiten dem tradi·tionellen Schema und be·handle vor allem die Gründer·figuren des sog. „Neuen Buddhismus“. Inner·halb des heutigen japanischen Bud·dis·mus haben ihre Lehren nämlich die alten Schulen über·flügelt und es ist insofern un·er·lässlich, sich mit der Ent·stehung ihrer Ideen aus·einander·zu·setzen. Wer aber Genaueres über die religiöse Be·find·lich·keit von der späten Heian-Zeit bis in die Kamakura- und Muromachi-Zeit erfahren will, dem empfehle ich die Beschäftigung mit buddhistischen Legendensammlungen ({{Glossar:Setsuwa}}), wie {{glossar:Konjakumonogatari}} oder {{glossar:Shasekishuu}}. Aber auch die berühmten Traktate von gebildeten Laien·mönchen, das {{glossar:houjouki}} von {{g|Kamonochoumei}} und das {{glossar:tsurezuregusa}} von {{g|Yoshidakenkou|Kenkō}} bieten aus·ge·zeich·nete Einblicke in das religiöse Welt·bild des Mittelalters.
 
  
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Trotz der Bedeutung des ''kenmitsu''-Buddhismus für die Religion des japanischen Mittelalters folge ich auf den nächsten Seiten dem traditionellen Schema und behandle vor allem die Gründerfiguren des sog. „Neuen Buddhismus“. Innerhalb des heutigen japanischen Buddismus haben ihre Lehren nämlich die alten Schulen überflügelt und es ist insofern unerlässlich, sich mit der Entstehung ihrer Ideen auseinanderzusetzen. Wer aber Genaueres über die religiöse Befindlichkeit von der späten {{g|Heian}}-Zeit bis in die Kamakura- und Muromachi-Zeit erfahren will, dem empfehle ich die Beschäftigung mit buddhistischen Legendensammlungen ({{g|Setsuwa}}), wie {{g|Konjakumonogatari}} oder {{g|Shasekishuu}}. Aber auch die berühmten Traktate von gebildeten Laienmönchen, das {{g|houjouki}} von {{g|Kamonochoumei}} und das {{g|tsurezuregusa}} von {{g|Yoshidakenkou|Kenkō}} bieten ausgezeichnete Einblicke in das religiöse Weltbild des Mittelalters.
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Aktuelle Version vom 9. Januar 2023, 14:31 Uhr

Kamakura-Zeit Alter und Neuer Buddhismus

Die Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)]-Zeit beginnt mit einem politischen Umbruch: Minamoto no Yoritomo [Minamoto no Yoritomo (jap.) 源頼朝 1147–1199; Feldherr, Staatsmann, Begründer des Minamoto Shōgunats] (1147–1199) geht 1185 siegreich aus dem sogenannten Genpei Krieg [Genpei Gassen (jap.) 源平合戦 Krieg zwischen den Minamoto (Gen) und den Taira (Hei, bzw. Pei), 1180–1185] — einem landesweiten Bürgerkrieg angeführt von den feindlichen Kriegerdynastien Taira [Taira (jap.) Kriegerfamilie, die im 12. Jh. um die pol. Vorherrschaft in Japan kämpfte; auch Heike] und Minamoto [Minamoto (jap.) Kriegerfamilie, die 1185 eine neue Herrschaftsdynastie begründete: Kamakura Shōgunat, 1185–1333] — hervor, setzt sich damit an die Spitze des Kriegeradels und begründet unter dem Titel Shōgun [Shōgun (jap.) 将軍 Shōgun; Titel der Militärherrscher aus dem Kriegeradel (bushi, Samurai)] eine neue Herrscherdynastie mit Sitz in Kamakura, unweit des heutigen Tōkyō. Er beendet damit die politische Hegemonie des Tennō [Tennō (jap.) 天皇 jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels]-Hofes, doch wird dieser nicht abgeschafft, sondern bleibt weiterhin in der alten Hauptstadt Kyōto (Heian-kyō [Heian-kyō (jap.) 平安京 urspr. Name der Stadt Kyōto; wtl. Stadt des Friedens; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]) bestehen. Der politische Wechsel folgt auf eine lange Phase der politischen Dezentralisierung, also einer Schwächung der Zentralmacht, verbunden mit dem Aufstieg lokaler Militärmachthaber (Kriegeradel, jap. Samurai [Samurai (jap.) im Westen übliche Bezeichnung eines Mitgliedes der Krieger-Klasse des vorindustriellen Japans; in Japan schriftspr. bushi], buke [buke (jap.) 武家 Kriegeradel; die führenden Kriegerklans] oder bushi [bushi (jap.) 武士 Krieger, Samurai]), vor allem in den Provinzen Ostjapans. Im Zuge dieser Dezentralisierung verbreitet sich auch der Buddhismus immer stärker außerhalb des politischen Zentrums und der kulturellen Eliten.

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Kyōto und Kamakura

Aus Sicht des Hofadels (kuge [kuge (jap.) 公家 Hofadel; die führenden höfischen Familien]) ändert sich das Leben dennoch nicht allzu drastisch. Die mächtigen Fujiwara [Fujiwara (jap.) 藤原 mächtigste Adelsfamilie im jap. Altertum] verheiraten ihre Söhne und Töchter nun auch mit den ehemals verachteten Kriegerhäusern und partizipieren auf diese Weise immer noch an politischen Entscheidungsprozessen. Die anderen Hoffamilien erfüllen weiterhin ihre angestammten kulturellen und religiöse Funktionen. Der traditionelle Statusunterschied von Hof- und Kriegeradel, der sich in einem rigiden System höfischer Ränge ausdrückt, bleibt nach wie vor aufrecht und verschleiert die tatsächlichen Machtverhältnisse. Dieses doppelte System von Macht und Status bleibt bis zum Beginn der Moderne — und in gewisser Weise auch noch danach — ein charakteristisches Element der politischen Struktur Japans.

Die Zeit nach dem Umbruch ist daher weiterhin politisch instabil. Obwohl sich der Kaiserhof vorderhand damit abfindet, die Entscheidungen des Kamakura-Shōgunats formal abzusegnen, stellt die Möglichkeit seiner politischen Neuerstarkung eine permanente latente Bedrohung für den Shōgun dar. Ende des dreizehnten Jahrhunderts kommt schließlich eine Gefahr von außen dazu: die Mongolen, die innerhalb von fünfzig Jahren China und Korea erobert haben, sehen auch in Japan ein lohnendes Angriffsziel. 1274 und 1281 kommt es zu großangelegten Angriffen, die der Überlieferung zufolge jeweils durch „göttliche Winde“ (kamikaze [kamikaze (jap.) 神風 Götterwind; urspr. ein poetischer Beinamen der Provinz Ise, wird der Begriff seit den Mongolenangriffen des 13. Jh.s mit göttlichem Schutz im Krieg assoziiert und daher auch mit den Selbstmord-Piloten des 2. Weltkriegs in Verbindung gebracht]) vereitelt werden. Trotz der erfolgreichen Verteidigung der territorialen Integrität des Landes schwächen die gewaltigen Militärausgaben, die der Mongolenangriff mit sich bringt, das Shōgunat. 1333 kommt es schließlich zu neuen dynastischen Kämpfen, aus denen 1336 die Familie der Ashikaga [Ashikaga (jap.) 足利 Kriegerfamilie, die 1336 eine neue Herrschaftsdynastie begründete: Ashikaga Shōgunat, 1336–1573] siegreich hervorgeht und ein neues Shōgunat, diesmal wieder in der alten Hauptstadt Kyōto begründet. Die neue Epoche wird heute als Muromachi [Muromachi (jap.) 室町 Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)]-Zeit bezeichnet und stellt zusammen mit der Kamakura-Zeit das japanische Mittelalter dar.

Neue buddhistische Richtungen

Religionsgeschichtlich ist der Beginn des japanischen Mittelalters durch das Auftreten verschiedener religiöser Gründerfiguren charakterisiert: Hōnen [Hōnen (jap.) 法然 1133–1212; Gründer der Jōdo-shū, der Schule vom Reinen Land] (1133–1212), Shinran [Shinran (jap.) 親鸞 1173–1262; Gründer der Jōdo Shin-Schule] (1173–1262), Dōgen [Dōgen Kigen (jap.) 道元希玄 1200–1253; Begründer des Sōtō Zen; auch Eihei Dōgen.] (1200–1253) und Nichiren [Nichiren (jap.) 日蓮 1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus] (1222–1282) verbreiten jeweils neuartige Lehren und stehen damit für eine Welle der Erneuerung innerhalb des japanischen Buddhismus, die man auch als „Neuen Buddhismus“ der Kamakura-Zeit — im Unterschied zum „Alten Buddhismus“ der Tendai [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai]- und Shingon [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan]-Schulen sowie der sogenannten Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō]-Schulen — bezeichnet.

Die starken Reformkräfte innerhalb des Buddhismus dieser Zeit sind wahrscheinlich der Ausbreitung des Buddhismus in breitere Bevölkerungsschichten zuzuschreiben. Vor allem der Amida [Amida (jap.) 阿弥陀 Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)]-Buddhismus mit seinem starken Glauben an die Errettung in Amidas Reinem Land (jōdo [jōdo (jap.) 浄土 Reines Land, buddhistisches Paradies; auch gokuraku, Sukhavati]) lässt sich als Antwort auf das Bedürfnis nach einer einfachen, für jedermann praktikablen Form der buddhistischen Religionsausübung auffassen. Im Unterschied zu den etablierten Schulen hatten die amidistischen Reformer nicht mehr nur die gesellschaftlichen Eliten im Auge und waren nicht mehr bereit, sich in den Dienst ihrer Interessen zu stellen. Sie predigten auf öffentlichen Plätzen und scharten Anhänger aus allen gesellschaftlichen Schichten um sich. Das hatte einerseits einen breiten Zulauf zur Folge, andererseits brachte es die Amidisten bald mit den staatlichen Autoritäten in Konflikt.

Aber auch die neuen Führungseliten aus dem „Kriegeradel“ suchten und fanden neue religiöse Formen, namentlich im Zen [Zen (jap.) chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus] Buddhismus. Die neuen Richtungen des Buddhismus breiteten sich also nicht gleichmäßig in der Bevölkerung aus, sondern jeweils in spezifischen Schichten: Bauernschaft und niederer Kriegeradel tendierten, wenn sie nach religiösen Alternativen suchten, zum Amidismus, die allgemeine Stadtbevölkerung fühlte sich von Nichiren [Nichiren (jap.) 日蓮 1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus] und seinen Anhängern angesprochen, der höhere Kriegerstand vom Zen.

Auf den nächsten Seiten werden die Gründer dieses Neuen Buddhismus als Repräsentanten der Kamakura-zeitlichen Religionsgeschichte genauer vorgestellt. Ich möchte jedoch gleich vorweg auch die Kritik erwähnen, die in jüngerer Zeit gegen die übermäßige Betonung von Figuren wie Hōnen, Shinran, Dōgen oder Nichiren vorgebracht wurde. Trotz ihrer innovativen Ideen stellten diese Mönche innerhalb der religiösen Welt des japanischen Frühmittelalters nur eine kleine Minderheit dar, deren Bedeutung sich erst retrospektiv, durch den späteren Erfolg ihrer Lehren ergibt. Dieser Erfolg ist aber nicht selten auf die Anstrengungen der Nachfolger zurückzuführen, die dabei die ursprünglichen Intentionen der Gründer stark veränderten. Dies trifft ganz besonders auf Rennyo [Rennyo (jap.) 蓮如 1415–1499; Mönch der Jōdo Shin-Schule], den erfolgreichen Reformator der Jōdo Shinshū [Jōdo Shinshū (jap.) 浄土真宗 Shin-Buddhismus, bzw. Jōdo Shin-Buddhismus; wtl. „Wahre Schule des Reinen Landes“], aber auch auf diverse Zen- und Nichiren-Mönche der Muromachi-Zeit zu. Die Erfolge des Neuen Buddhismus sind also nicht allein auf die Ideen seiner Gründer zurückzuführen, sondern auch darauf, dass es spätere Generationen verstanden, diese Lehren geschickt an sich verändernde gesellschaftliche Verhältnisse anzupassen, ohne sich dabei allzu streng an die Thesen der Gründerväter zu halten.

Buddhismus und Krieg

Sieht man sich die religiöse Bilderwelt oder auch die Erzählliteratur der Kamakura-Zeit genauer an, so fällt auf, dass hier Gestalten des esoterischen Buddhismus (mikkyō [mikkyō (jap.) 密教 esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten]), der von den „alten Schulen“ Tendai und Shingon hochgehalten wurde, eine wesentlich größere Rolle spielen, als dies nach den Lehren des „Neuen Buddhismus“ der Fall sein dürfte. Auffallend ist vor allem die stetige Zunahme von furchteinflößenden Figuren wie myōō [myōō (jap.) 明王 wtl. Licht-König, auch „Mantra-König“ oder „Weisheits-König“; meist zornvoll dargestellte Schutzgottheit; skt. vidyaraja] und tenbu [tenbu (jap.) 天部 Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)]. Unwillkürlich ist man geneigt, die Beliebtheit dieser kriegerischen Wächterfiguren des esoterischen Buddhismus mit den kriegerischen Umwälzungen des japanischen Mittelalters in Verbindung zu bringen.

Dieser Eindruck ist keineswegs unrichtig. Die buddhistischen Klöster des japanischen Mittelalters werden heute oft als die Hauptgewinner im Spiel der Mächtigen jener Zeit angesehen. Gerade im Krieg kam ihnen eine ganz besondere Funktion zu. Nach allgemeinem Glauben beruhte nämlich der Ausgang einer Schlacht nur zum Teil auf dem militärischen Geschick der Kontrahenten. Mindestens ebenso wichtig war der Beistand von kami [kami (jap.) Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō] und Buddhas [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)] und ein Gutteil der Kriegsvorbereitungen bestand daher in der Abhaltung entsprechender religiöser Zeremonien. Diese Zeremonien wandten sich meist nicht direkt an die höchsten Buddhas, sondern an ihre „Manifestationen“ in kriegerischer Form, zu denen unter anderem auch einheimische kami gezählt wurden (siehe dazu auch Götterwinde: Religion und Krieg zur Zeit der mongolischen Eroberungen). Eine weitere Funktion des Buddhismus im Krieg war die Betreuung der Toten. Die Ji-Sekte [Ji-shū (jap.) 時宗 Amida-Schulrichtung aus der Kamakura-Zeit, gegründet von Ippen], eine Fraktion des Amida-Buddhismus, spezialisierte sich beispielsweise auf die Bestattung von Gefallenen.

Benkei kuniyoshi.jpg
2 Kriegermönch Benkei
Der Kriegermönch Benkei, der treueste Vasall des Helden Minamoto no Yoshitsune.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit, ca. 1832. Bildquelle: unbekannt.

Die mächtigsten religiösen Institutionen spielten in den Kriegswirren des Mittelalters im übrigen eine ähnliche Rolle wie die katholische Kirche zur gleichen Zeit in Europa: Sie unterstützten die kriegsführenden Parteien nicht nur durch Riten und Gebete, sie griffen sogar selbst aktiv ins Kampfgeschehen ein, vor allem wenn es um die Verteidigung oder Erweiterung der eigenen Territorialrechte ging. Klöster wie der Enryaku-ji [Enryaku-ji (jap.) 延暦寺 Haupttempel des Hiei Klosterbergs] auf Berg Hiei [Hiei-zan (jap.) 比叡山 Klosterberg Hiei bei Kyōto, traditionelles Zentrum des Tendai Buddhismus] oder der Kōfuku-ji [Kōfuku-ji (jap.) 興福寺 Tempel des Hossō-Buddhismus; einer der Sieben Großen Tempel von Nara] in Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō] zählten zu den größten Grundbesitzern der damaligen Zeit und hielten zu ihrer Verteidigung gefürchtete Armeen von Mönchssoldaten (sōhei [sōhei (jap.) 僧兵 Kriegermönch, Mönchssoldat]) aufrecht, die auch unter der Bezeichnung akusō [akusō (jap.) 悪僧 Kriegermönch; wtl. „schlechter Mönch“] (wtl. „schlechte Mönche“) bekannt waren. Diese Bezeichnung deutet zwar an, dass das Bewusstsein, als Mönchssoldat nicht ganz den Idealen des Buddhismus zu dienen, latent vorhanden war, doch wurden die akusō durchaus als Kämpfer geachtet und galten keineswegs als moralisch tiefstehende Personen. Zu ihnen zählt auch einer der bekanntesten Helden der japanischen Samurai-Folklore, nämlich Benkei [Benkei (jap.) 弁慶 ?–1189; legendärer Kriegermönch (sōhei) des Genpei-Krieges], der treue Begleiter von Minamoto no Yoshitsune [Minamoto no Yoshitsune (jap.) 源義経 1159–1189; japanischer Feldherr und Halbbruder von Minamoto no Yoritomo].

Das „System esoterischer und exoterischer Lehren“

Ein neuerer Forschungsansatz vertritt daher die Ansicht, dass sich der religiöse Mainstream der Kamakura-Zeit nicht im „Neuen Buddhismus“, sondern nach wie vor in den etablierten Schulen Tendai und Shingon finden ließe. Das besondere Augenmerk der traditionellen japanischen Buddhismusforschung auf einzelne Reformer und ihre Lehren würde den Blick auf die tatsächlichen Verhältnisse verstellen. Viel bedeutsamer seien die Veränderungen innerhalb des religiösen Establishments, aber auch neue sozialen Funktionen der Religion am Rande der Gesellschaft. In diesem Zusammenhang hat etwa Kuroda Toshio [Kuroda Toshio (jap.) 黒田俊雄 1923–1993; Historiker und Religionswissenschaftler] sein berühmtes Modell des kenmitsu taisei [kenmitsu taisei (jap.) 顕密体制 System exoterischer und esoterischer Lehren], des Systems esoterischer und exoterischer Lehren, entwickelt. Das kenmitsu taisei stellt nach Kuroda ein komplementäres Ineinandergreifen von geheimen esoterischen Riten und exoterischen Dogmen dar und war für die großen religiösen Zentren im Mittelalter (unabhängig ob Tendai-, Shingon oder sonst wie orientiert) charakteristisch. Der kenmitsu-Buddhismus (der natürlich nur eine historische Konstruktion ist) bediente sich der verschiedensten Strömungen und Richtungen und wandte sie pragmatisch und in enger Verflechtung mit den jeweiligen Machtverhältnissen an. Aus theologischer Sicht lassen sich die Vertreter des kenmitsu taisei vielleicht am besten dadurch charakterisieren, dass sie untereinander zwar einen relativ hohen Grad an Toleranz aufweisen, sich aber umso vehementer gegen alle ausschließenden, radikalen, „fundamentalistischen“ Glaubensformen wenden, wie sie für viele Vertreter des „Neuen Buddhismus“ typisch sind.

Trotz der Bedeutung des kenmitsu-Buddhismus für die Religion des japanischen Mittelalters folge ich auf den nächsten Seiten dem traditionellen Schema und behandle vor allem die Gründerfiguren des sog. „Neuen Buddhismus“. Innerhalb des heutigen japanischen Buddismus haben ihre Lehren nämlich die alten Schulen überflügelt und es ist insofern unerlässlich, sich mit der Entstehung ihrer Ideen auseinanderzusetzen. Wer aber Genaueres über die religiöse Befindlichkeit von der späten Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit bis in die Kamakura- und Muromachi-Zeit erfahren will, dem empfehle ich die Beschäftigung mit buddhistischen Legendensammlungen (setsuwa [setsuwa (jap.) 説話 Lehrerzählung, didaktische Anekdote; meist von buddh. Mönchen in Form umfangreicher Sammlungen kompiliert]), wie Konjaku monogatari [Konjaku monogatari (jap.) 今昔物語 „Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext] oder Shasekishū [Shasekishū (jap.) 沙石集 Sammlung buddhistischer Erzählungen und Anekdoten, 1283 verfasst von Mujū Ichien]. Aber auch die berühmten Traktate von gebildeten Laienmönchen, das Hōjōki [Hōjōki (jap.) 方丈記 „Bericht aus meiner Hütte“, Traktat von Kamo no Chōmei, geschrieben 1212] von Kamo no Chōmei [Kamo no Chōmei (jap.) 鴨長明 1153?–1216; japanischer Poet und Autor, der nach buddh. Lehren als Eremit lebte; auch bekannt unter seinem buddh. Namen Ren’in 蓮胤] und das Tsurezuregusa [Tsurezuregusa (jap.) 徒然草 „Aufzeichnungen aus Mußestunden“; Gedanken und Anekdoten von Yoshida Kenkō, verfasst ca. 1330–1332] von Kenkō [Yoshida Kenkō (jap.) 吉田兼好 1283?–1350?; japanischer Dichter und Hofbeamter, Autor des Tsurezuregusa; zu seiner Zeit wahrscheinlich als Urabe Kaneyoshi bekannt] bieten ausgezeichnete Einblicke in das religiöse Weltbild des Mittelalters.

Verweise

Verwandte Themen

Literatur

Siehe auch Literaturliste

James Dobbins (Hg.), The Legacy of Kuroda Toshio.
Japanese Journal of Religious Studies 23/3–4, 1996. (Online.) [Sondernummer des JJRS.]
William LaFleur, The Karma of Words: Buddhism and the Literary Arts in Medieval Japan. Berkeley: University of California Press, 1983.
Robert Morrell, Sand and Pebbles (Shasekishu): The Tales of Muju Ichien, A Voice for Pluralism in Kamakura Buddhism. Albany: State University of New York Press, 1985.
Bernhard Scheid, Mark Teeuwen (Hg.), The culture of secrecy in Japanese religion. London: Routledge, 2006.
Jacqueline Stone, Original Enlightenment and the Transformations of Medieval Japanese Buddhism. Honolulu: University of Hawaii Press, 1999.
Royall Tyler (Ü.), Japanese Tales. New York: Pantheon Books, 1987.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Yoritomo.jpg
    Möglicherweise handelt es sich um eine andere Person als um Minamoto no Yoritomo, den ersten Kamakura-Shōgun, auf jeden Fall aber um einen hohen Repräsentanten des Kriegeradels dieser Zeit.
    Kamakura-Zeit, 13.–14. Jh. ColBase (Tokyo National Museum).
  1. ^ 
    Benkei kuniyoshi.jpg
    Der Kriegermönch Benkei, der treueste Vasall des Helden Minamoto no Yoshitsune.
    Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit, ca. 1832. Bildquelle: unbekannt.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • akusō 悪僧 ^ Kriegermönch; wtl. „schlechter Mönch“
  • Amida 阿弥陀 ^ Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)
  • Ashikaga 足利 ^ Kriegerfamilie, die 1336 eine neue Herrschaftsdynastie begründete: Ashikaga Shōgunat, 1336–1573
  • Benkei 弁慶 ^ ?–1189; legendärer Kriegermönch (sōhei) des Genpei-Krieges
  • Buddha (skt.) बुद्ध ^ „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)
  • buke 武家 ^ Kriegeradel; die führenden Kriegerklans
  • bushi 武士 ^ Krieger, Samurai
  • Dōgen Kigen 道元希玄 ^ 1200–1253; Begründer des Sōtō Zen; auch Eihei Dōgen.
  • Enryaku-ji 延暦寺 ^ Haupttempel des Hiei Klosterbergs
  • Fujiwara 藤原 ^ mächtigste Adelsfamilie im jap. Altertum
  • Genpei Gassen 源平合戦 ^ Krieg zwischen den Minamoto (Gen) und den Taira (Hei, bzw. Pei), 1180–1185
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Heian-kyō 平安京 ^ urspr. Name der Stadt Kyōto; wtl. Stadt des Friedens; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Hiei-zan 比叡山 ^ Klosterberg Hiei bei Kyōto, traditionelles Zentrum des Tendai Buddhismus
  • Hōjōki 方丈記 ^ „Bericht aus meiner Hütte“, Traktat von Kamo no Chōmei, geschrieben 1212
  • Hōnen 法然 ^ 1133–1212; Gründer der Jōdo-shū, der Schule vom Reinen Land
  • Ji-shū 時宗 ^ Amida-Schulrichtung aus der Kamakura-Zeit, gegründet von Ippen
  • jōdo 浄土 ^ Reines Land, buddhistisches Paradies; auch gokuraku, Sukhavati
  • Jōdo Shinshū 浄土真宗 ^ Shin-Buddhismus, bzw. Jōdo Shin-Buddhismus; wtl. „Wahre Schule des Reinen Landes“
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • kami^ Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
  • kamikaze 神風 ^ Götterwind; urspr. ein poetischer Beinamen der Provinz Ise, wird der Begriff seit den Mongolenangriffen des 13. Jh.s mit göttlichem Schutz im Krieg assoziiert und daher auch mit den Selbstmord-Piloten des 2. Weltkriegs in Verbindung gebracht
  • Kamo no Chōmei 鴨長明 ^ 1153?–1216; japanischer Poet und Autor, der nach buddh. Lehren als Eremit lebte; auch bekannt unter seinem buddh. Namen Ren’in 蓮胤
  • kenmitsu taisei 顕密体制 ^ System exoterischer und esoterischer Lehren
  • Konjaku monogatari 今昔物語 ^ „Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext
  • Kōfuku-ji 興福寺 ^ Tempel des Hossō-Buddhismus; einer der Sieben Großen Tempel von Nara
  • kuge 公家 ^ Hofadel; die führenden höfischen Familien
  • Kuroda Toshio 黒田俊雄 ^ 1923–1993; Historiker und Religionswissenschaftler
  • mikkyō 密教 ^ esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten
  • Minamoto^ Kriegerfamilie, die 1185 eine neue Herrschaftsdynastie begründete: Kamakura Shōgunat, 1185–1333
  • Minamoto no Yoritomo 源頼朝 ^ 1147–1199; Feldherr, Staatsmann, Begründer des Minamoto Shōgunats
  • Minamoto no Yoshitsune 源義経 ^ 1159–1189; japanischer Feldherr und Halbbruder von Minamoto no Yoritomo
  • Muromachi 室町 ^ Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)
  • myōō 明王 ^ wtl. Licht-König, auch „Mantra-König“ oder „Weisheits-König“; meist zornvoll dargestellte Schutzgottheit; skt. vidyaraja
  • Nara 奈良 ^ Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō
  • Nichiren 日蓮 ^ 1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus
  • Rennyo 蓮如 ^ 1415–1499; Mönch der Jōdo Shin-Schule
  • Samurai^ im Westen übliche Bezeichnung eines Mitgliedes der Krieger-Klasse des vorindustriellen Japans; in Japan schriftspr. bushi
  • setsuwa 説話 ^ Lehrerzählung, didaktische Anekdote; meist von buddh. Mönchen in Form umfangreicher Sammlungen kompiliert
  • Shasekishū 沙石集 ^ Sammlung buddhistischer Erzählungen und Anekdoten, 1283 verfasst von Mujū Ichien
  • Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
  • Shinran 親鸞 ^ 1173–1262; Gründer der Jōdo Shin-Schule
  • Shōgun 将軍 ^ Shōgun; Titel der Militärherrscher aus dem Kriegeradel (bushi, Samurai)
  • sōhei 僧兵 ^ Kriegermönch, Mönchssoldat
  • Taira^ Kriegerfamilie, die im 12. Jh. um die pol. Vorherrschaft in Japan kämpfte; auch Heike
  • tenbu 天部 ^ Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)
  • Tendai-shū 天台宗 ^ Tendai-Schule, chin. Tiantai
  • Tennō 天皇 ^ jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels
  • Tsurezuregusa 徒然草 ^ „Aufzeichnungen aus Mußestunden“; Gedanken und Anekdoten von Yoshida Kenkō, verfasst ca. 1330–1332
  • Yoshida Kenkō 吉田兼好 ^ 1283?–1350?; japanischer Dichter und Hofbeamter, Autor des Tsurezuregusa; zu seiner Zeit wahrscheinlich als Urabe Kaneyoshi bekannt
  • Zen^ chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus