Grundbegriffe/Buddhismus: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Buddha, der auch unter Eigennamen wie {{s|Gautama}} {{s|Siddhartha}} oder {{s|Shakyamuni}} („der Weise des Shakya-Klans“) bekannt ist, lebte nach heutigem Wissensstand um 400 <abbr title="vor unserer Zeitrechnung">v.u.Z.</abbr> in einem nordindischen Königreich namens {{s|Magadha}}. Er predigte — möglicherweise erstmals in der Weltgeschichte der Religionen — einen für alle Lebewesen gültigen Heilsweg, unabhängig von kultureller Herkunft, Abstammung und selbst unabhängig von der Existenzform eines Menschen oder Tiers. Selbst die Götter ({{s|deva}}) der klassischen indischen Mythen, die Shakyamunis kulturelles Umfeld prägten, besaßen nach seiner Auffassung nur eine relative Bedeutung und hatten selbst Bedarf nach „Erleuchtung“ oder „Befreiung“. In der Praxis bestand sein Heilsweg in einer asketischen, mönchischen Lebensweise. | ||
− | + | Schon zu Lebzeiten predigte Shakyamuni, der selbst aus einem Königshaus stammte, an den Höfen von zahlreichen größeren und kleineren Reichen im Norden Indiens. Wie man den [[Ikonographie/Shaka/Buddhas Leben|Legenden aus Buddhas Leben]] entnehmen kann, befanden er und seine Anhänger sich häufig in Gesellschaft von Händlern, die an denselben Höfen exotische Güter feilboten. Auf ähnliche Weise boten die Buddhisten „Wissen“ um das individuelle Schicksal eines Königs in einer kommenden Welt an. Dass ihre neue Religion den Königen über den Tod hinaus „Rettung“ versprach, war möglicherweise eines der Erfolgsgeheimnisse, das die Lehren des Buddhismus ebenso begehrt machte wie materielle Reichtümer. Umgekehrt werden sowohl Könige als auch Händler im Buddhismus generell positiv dargestellt. Reichtum und Macht sind hier ''per se'' keine Hindernisse auf dem Pfad zur Erleuchtung ({{s|prajnaparamita}}), sondern im Gegenteil Zeichen der {{s|Karma|karmischen}} Belohnung aus früheren Leben, die es in diesem Leben klug und achtsam zu verwalten und zu mehren gilt. Der Buddhismus war also — trotz seiner asketischen Ideale und seiner grundsätzlich egalitären Ideologie — besonders in seiner Frühzeit eine Religion für die Könige. | |
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+ | Um nach China zu gelangen, benutzten Händler und Mönche aus Indien zumeist die zentralasiatische Seidenstraße, was bedeutete, dass sie den Himalaya nördlich umrunden mussten. Doch konnte man China auch per Schiff erreichen, wenn man eine südliche Route wählte. Hier boten die Inseln Sri Lanka, Sumatra und Java sowohl für den Handel als auch für die buddhistische Mission wichtige Stützpunkte, wo sich bald frühe buddhistische Zentren etablierten. Diese Route wird auch als „maritime Seidenstraße“ bezeichnet. Dem nördlichen Land- und dem südlichen Seeweg folgend entstanden zwei große Überlieferungstraditionen, die man in der Sprache des Buddhismus als „Fahrzeuge“ ({{s|yana}}) bezeichnet. | ||
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+ | Obwohl der esoterische Buddhismus generell als eine Unterkategorie des Mahayana gilt, lässt er sich doktrinär oft nicht eindeutig zuordnen. Auch geographisch passt er nicht ganz in das oben skizzierte Bild, da die einflussreichsten esoterischen Lehrer China offenbar über die Südroute erreichten. Manche Religionshistoriker behandeln den esoterischen Buddhismus daher als eigene, unabhängige Richtung, die nach einem charakteristischen tantristischen Ritualinstrument, dem {{s|vajra}}, auch als {{s|vajrayana}} (Vajra-Fahrzeug) bezeichnet wird. | ||
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− | Heute ist der Buddhismus | + | Heute ist der Buddhismus aus seinem ehemaligen Kernland Indien fast völlig verschwunden, und auch in seiner „zweiten Heimat“ China stellt er nur eine religiöse Richtung unter vielen dar. Hingegen tritt er uns als Hauptreligion in den ehemaligen Randgebieten der buddhistischen Einflusssphäre, in Südostasien, Tibet und Japan entgegen. |
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Aktuelle Version vom 13. Oktober 2023, 09:59 Uhr
Die Lehre des Buddhismus (jap. bukkyō [bukkyō (jap.) 仏教 Lehre des Buddha, Buddhismus]) geht auf einen Gründer zurück, der für gewöhnlich schlicht als „der Buddha [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)]“ (in etwa: der Erleuchtete) bezeichnet wird und bisweilen als gottähnliches Wesen erscheint. Sowohl der Buddhismus selbst als auch die moderne Buddhismusforschung erachten ihn jedoch als reale historische Persönlichkeit. Diese Seite bietet einen kurzen geschichtlichen Überblick über die Entwicklung und Ausbreitung seiner Lehre, die u.a. in Japan auf besonders fruchtbaren Boden stieß.
Entstehung der Lehre
Buddha, der auch unter Eigennamen wie Gautama [Gautama (skt.) गौतम Eigennamen des historischen Buddha; Pali: Gotama (jap. Kudon 瞿曇)] Siddhartha [Siddhārtha (skt.) सिद्धार्थ Eigennamen des historischen Buddha, Shakyamuni (jap. Shiddatta 悉達多)] oder Shakyamuni [Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)] („der Weise des Shakya-Klans“) bekannt ist, lebte nach heutigem Wissensstand um 400 v.u.Z. in einem nordindischen Königreich namens Magadha [Magadha (skt.) मगध Nordostindisches Königreich das im 6. bis 4. Jh. v.u.Z. seine Blütezeit erreichte]. Er predigte — möglicherweise erstmals in der Weltgeschichte der Religionen — einen für alle Lebewesen gültigen Heilsweg, unabhängig von kultureller Herkunft, Abstammung und selbst unabhängig von der Existenzform eines Menschen oder Tiers. Selbst die Götter (deva [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]) der klassischen indischen Mythen, die Shakyamunis kulturelles Umfeld prägten, besaßen nach seiner Auffassung nur eine relative Bedeutung und hatten selbst Bedarf nach „Erleuchtung“ oder „Befreiung“. In der Praxis bestand sein Heilsweg in einer asketischen, mönchischen Lebensweise.
Schon zu Lebzeiten predigte Shakyamuni, der selbst aus einem Königshaus stammte, an den Höfen von zahlreichen größeren und kleineren Reichen im Norden Indiens. Wie man den Legenden aus Buddhas Leben entnehmen kann, befanden er und seine Anhänger sich häufig in Gesellschaft von Händlern, die an denselben Höfen exotische Güter feilboten. Auf ähnliche Weise boten die Buddhisten „Wissen“ um das individuelle Schicksal eines Königs in einer kommenden Welt an. Dass ihre neue Religion den Königen über den Tod hinaus „Rettung“ versprach, war möglicherweise eines der Erfolgsgeheimnisse, das die Lehren des Buddhismus ebenso begehrt machte wie materielle Reichtümer. Umgekehrt werden sowohl Könige als auch Händler im Buddhismus generell positiv dargestellt. Reichtum und Macht sind hier per se keine Hindernisse auf dem Pfad zur Erleuchtung (prajnaparamita [prajñāpāramitā (skt.) प्रज्ञापारमिता „Vollkommene Weisheit“ (jap. hannyaharamitta 般若波羅蜜多)]), sondern im Gegenteil Zeichen der karmischen [Karma (skt.) कर्म „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. gō 業)] Belohnung aus früheren Leben, die es in diesem Leben klug und achtsam zu verwalten und zu mehren gilt. Der Buddhismus war also — trotz seiner asketischen Ideale und seiner grundsätzlich egalitären Ideologie — besonders in seiner Frühzeit eine Religion für die Könige.
Nach seinem Tod hinterließ Shakyamuni einen Orden von Mönchen und Nonnen, sowie männliche und weibliche Laienanhänger. Diese „Vier Versammlungen“ bildeten die buddhistische Gemeinde im weiteren Sinne. Eine kodifizierte Lehre existierte zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch nicht. Erst Shakyamunis Schüler und Enkelschüler formulierten in sogenannten „Konzilen“ die ersten kanonischen Texte, aus denen sich die verschiedenen Fassungen des weitläufigen, erst nach und nach schriftlich fixierten buddhistischen Kanons — die „Drei Körbe“ (Tripitaka [Tripiṭaka (skt.) त्रिपिटक „Drei Körbe“, kanonische Schriften des Buddhismus (jap. Sanzō 三蔵)]) — entwickelten. In dieser Frühform blieb der Buddhismus zunächst auf das allmählich wachsende Reich Magadha im Norden des indischen Subkontinents beschränkt.
Die Ausbreitung des Buddhismus
Im dritten Jahrhundert v.u.Z., also etwa hundert Jahre nach Buddhas Tod, erfuhr der Buddhismus eine massive Förderung durch König Ashoka [Aśoka (skt.) अशोक „Der Unbesorgte“, 304?–232 v.u.Z., König von Nord-Indien (jap. Muu 無憂 oder Aikuō 阿育王)] (304?–232 v.u.Z.), der große Teile Indiens unter seiner Herrschaft vereinte. Von da an begann der Buddhismus auch über die Grenzen der indischen Kultur hinaus wirksam zu werden.
Im Norden stieß der Buddhismus zunächst auf die natürliche Grenze des Himalaya und breitete sich entlang dieses Gebirgszuges nach Westen bis ins Indus [Sindhu (skt.) सिन्धु Indus; Fluss im heutigen Pakistan (Quellgebiet im tibetischen Himalaya), der lange die Grenze zwischen persischer und indischer Einflusssphäre darstellte]-Tal aus. Hier führte der Kontakt mit hellenistischen Kulturen zu einigen Neuerungen, vor allem auf ikonographischem Gebiet (s.u.), doch drang der Buddhismus nicht ins benachbarte Persien vor. Seine Westbewegung endete auf dem Gebiet des heutigen Afghanistan. Von diesem Punkt aus entwickelte sich das im Osten gelegene China zum Hauptziel der buddhistischen Mission. Dieser geographische Richtungswechsel erklärt sich wahrscheinlich (ähnlich wie später im Fall der christlichen Mission) aus pragmatischen Bedingungen, etwa den kommerziellen Möglichkeiten, die der Handel mit China versprach.
Um nach China zu gelangen, benutzten Händler und Mönche aus Indien zumeist die zentralasiatische Seidenstraße, was bedeutete, dass sie den Himalaya nördlich umrunden mussten. Doch konnte man China auch per Schiff erreichen, wenn man eine südliche Route wählte. Hier boten die Inseln Sri Lanka, Sumatra und Java sowohl für den Handel als auch für die buddhistische Mission wichtige Stützpunkte, wo sich bald frühe buddhistische Zentren etablierten. Diese Route wird auch als „maritime Seidenstraße“ bezeichnet. Dem nördlichen Land- und dem südlichen Seeweg folgend entstanden zwei große Überlieferungstraditionen, die man in der Sprache des Buddhismus als „Fahrzeuge“ (yāna [yāna (skt.) यान „Fahrzeug“, Schule, Glaubensrichtung]) bezeichnet.
Süden: Theravada
Die südliche Richtung wird auch als Shravakayana [Śrāvakayāna (skt.) श्रावकयान „Fahrzeug der Schüler“, Richtung des Buddhismus (jap. Shōmon-jō 声聞乗)] („Fahrzeug der Schüler“) bezeichnet, von ihren zahlreichen Schulrichtungen hat allerdings nur der Theravada [Theravāda (pali) थेरवाद „Schule der Ordensälteren“, buddhistische Richtung (hier in Pali angegeben; skt: Sthaviravada) (jap. jōzabu bukkyō 上座部仏教)] („Schule der Ordensälteren“, jap. jōzabu bukkyō [jōzabu bukkyō (jap.) 上座部仏教 Theravada Buddhismus, wtl. „Lehre der Ordensältesten“]) bis heute überdauert. Der Theravada Buddhismus gilt im Vergleich zur nördlichen Schulrichtung als orthodoxere oder konservativere Form. Er konzentriert sich stärker auf mönchische Lebensführung (das Arhat [Arhat (skt.) अर्हत् buddhistische Heiligenfigur; höchste Stufe des Menschseins vor dem Austritt aus dem Geburtenkreislauf (jap. rakan)]-Ideal) und Askese. Er wird heute vor allem in Sri Lanka, Myanmar (Burma), Thailand, Laos und Kambodscha praktiziert.
Norden: Mahayana
Die nördliche Richtung ist allgemein als Mahayana [Mahāyāna (skt.) महायान „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)], „Großes Fahrzeug“ (jap. daijō bukkyō [daijō bukkyō (jap.) 大乗仏教 Mahayana Buddhismus, wtl. „Lehre des Großen Fahrzeugs“]), bekannt. Das Große Fahrzeug war eine Reformbewegung, die die ursprüngliche, auf eine rein mönchische Lebensführung ausgerichtete Form des Buddhismus auch für Laien zugänglich machen wollte. Auch Laien können nach Auffassung des Mahayana erleuchtet werden. Das Mahayana lehnte die Lehren und Schriften des orthodoxen Shravakayana Buddhismus zwar nicht grundsätzlich ab, bezeichnete sie aber, ein wenig abwertend, als Hinayana [Hīnayāna (skt.) हीनयान „Kleines Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. Shōjō 小乗)], „Kleines Fahrzeug“. (Insofern ist „Hinayana“ nicht als wertfreie Schulbezeichnung anzusehen und sollte im religionswissenschaftlichen Kontext vermieden werden.)
Hellenistische Einflüsse
Im Reich Gandhara [Gandhāra (skt.) गन्धार Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst] auf dem Gebiet des heutigen Pakistan kam der Buddhismus mit der griechischen Kultur (Hellenismus) in Berührung und erfuhr dadurch wichtige Impulse, u.a. auf dem Gebiet der Ikonographie. Der Buddha bekam so erstmals ein konkretes Aussehen, das erstaunlich stark an griechisch-römische Statuen der Antike gemahnte. Manche Elemente dieses hellenistischen Erbes sind in der Ikonographie des Mahayāna bis heute lebendig geblieben (s. Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus).
Kushana Periode, N-Indien, 1.–3.Jh. u.Z. Huntington Archive.
Kushana Reich. Wikimedia Commons.
Ausbreitung nach Ostasien
Erste buddhistische Kontakte mit China reichen bis ins erste Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zurück, aber zu größerer Bedeutung gelangte der chinesische Buddhismus erst im zweiten und dritten Jahrhundert unserer Zeit. Von der nord-westlichen Einfallspforte aus erfolgte die Verbreitung fächerförmig über den ganzen chinesischen Subkontinent, um schließlich im fünften und sechsten Jahrhundert auch Korea und Japan zu erreichen. Daneben gab es auch über die südliche Route buddhistische Einflüsse. Da die buddhistische Mission in erster Linie auf die Höfe konzentriert war, konnte von einer gleichmäßigen, flächendeckenden Verbreitung keine Rede sein. Der frühe chinesische Buddhismus blühte daher in den urbanen Zentren. Doch errichteten Buddhisten auch Klöster in abgelegenen Regionen, vielleicht um sich dadurch eine gewisse Autonomie zu sichern.
In der Tang [Tang (chin.) 唐 chin. Herrschaftsdynastie, 618–907]-Zeit erfuhr der chinesische Buddhismus massive staatliche Förderungen, die nicht nur zu seiner Verbreitung, sondern auch zu einer großen Eigenständigkeit gegenüber dem Ursprungsland Indien führten. Der chinesische Hof unterstützte nämlich groß angelegte Übersetzungsprojekte, die es mit sich brachten, dass heute mehr buddhistische Schriften in chinesischer Übersetzung tradiert sind als in Sanskrit oder Pali [Pāḷi (skt.) पाळि mittelindische Sprache, eng verwandt mit dem Sanskit; Sprache der frühesten kanonischen Texte des Buddhismus], den Sprachen der Originalmanuskripte.
China, Tang-Zeit, err. 672–676. Global Travel Authors, über Internet Archive.
Die Übersetzungen des indo-buddhistischen Kanons in ein vollkommen neues Idiom, das weder sprachliche noch ideengeschichtliche Gemeinsamkeiten mit der indischen Philosophie aufwies, stellten nicht nur eine gewaltige linguistische Herausforderung dar, sie führten zwangsläufig zu einer Sinisierung des Buddhismus. Doch nicht nur auf der Ebene der Texte, auch in der Ikonographie, also der Bildersprache, kam es zu neuen, chinesischen Standardisierungen. Es ist dieser sinisierte Buddhismus, der in Ostasien weiter wirkte. Die typische, leicht dickliche Buddha-Figur ist beispielsweise eine chinesische Entwicklung, die vollinhaltlich von Korea und Japan übernommen wurde. Zugleich war in ganz Ostasien immer klar, dass der Buddha Inder war. Im Unterschied zum Jesusbild im europäischen Christentum blieb Buddha in den Kulturen Ostasiens immer von einem exotischen Hauch umhüllt.
Tantrismus oder esoterischer Buddhismus
14. Jh. Kyōto National Museum, Saichō and Treasures of Tendai (Ausstellungskatalog) 2005, S. 165.
Im fünften und sechsten Jahrhundert u.Z. wurden Shravakayāna und Mahayāna durch eine weitere Richtung ergänzt, die sich in Indien nicht nur innerhalb des Buddhismus, sondern auch im Shiva- [Śiva (skt.) शिव „Glückverheißender“, indische Göttheit, auch Maheshvara oder Ishvara (jap. Daijizai-ten 大自在天)] und Vishnuismus [Viṣṇu (skt.) विष्णु indische (vedische) Gottheit; gilt im Vishnuismus als Manifestation des höchsten Seins] (also dem, was letztlich zum Hinduismus führte) breit machte: der Tantrismus, benannt nach eigenen Lehrschriften, den Tantren [tantra (skt.) तन्त्र „Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)], in denen vor allem neuartige Ritualtechniken behandelt werden. Der Tantrismus führte von der generell offenen Haltung des Mahayana zurück zu engen, in sich geschlossenen Zirkeln von Eingeweihten, innerhalb derer die Rituale kursierten. Man spricht daher auch vom „esoterischen Buddhismus“ (esoterisch im Sinne von „nach innen gewandt“) — jap. mikkyō [mikkyō (jap.) 密教 esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten], wtl. „geheime Lehre“.
Ein leicht erkennbares Charakteristikum des esoterischen Buddhismus sind kriegerische Figuren mit zornigen Gesichtern, die jedoch keine Feinde des Buddhismus darstellen, sondern Helfer oder Verteidiger. Sie unterstützen die Gläubigen dabei, innere Widerstände oder „Begierden“ auf dem Pfad zur Erleuchtung zu überwinden, doch wandte man sich auch mit handfesteren Anliegen wie z.B. der Bitte um Schlachtenglück an sie.
Obwohl der esoterische Buddhismus generell als eine Unterkategorie des Mahayana gilt, lässt er sich doktrinär oft nicht eindeutig zuordnen. Auch geographisch passt er nicht ganz in das oben skizzierte Bild, da die einflussreichsten esoterischen Lehrer China offenbar über die Südroute erreichten. Manche Religionshistoriker behandeln den esoterischen Buddhismus daher als eigene, unabhängige Richtung, die nach einem charakteristischen tantristischen Ritualinstrument, dem vajra [vajra (skt.) वज्र „Donnerkeil“, Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus (jap. kongō 金剛)], auch als Vajrayana [Vajrayāna (skt.) वज्रयन „Vajra-Fahrzeug“, Tantrismus, esoterischer Buddhismus (jap. mikkyō 密教 oder Kongō-jō 金剛乗)] (Vajra-Fahrzeug) bezeichnet wird.
Für den japanischen Buddhismus sind jedenfalls vor allem das Mahayana und die „geheime Lehre“ (mikkyō) von Belang.
Übernahme des Buddhismus in Japan
Werk von Tori Busshi (Kuratsukuri no Tori). Asuka-Zeit, 623. Bildquelle: unbekannt.
Als der Buddhismus Japan erreichte, war die ursprünglich indische Religion bereits mit Elementen aus Zentralasien und China angereichert worden. Seine Texte waren Chinesisch, die Verwendung von Sanskrit blieb auf einige Ritualformeln (mantra [mantra (skt.) मन्त्र Gebetsformel (jap. shingon 真言)]) beschränkt. Da China für die japanische Kultur das Vorbild schlechthin darstellte, unternahm man zunächst nur zaghafte Versuche einer weiteren Adaption. Die Sutren [sūtra (skt.) सूत्र „Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)] wurden daher kein weiteres Mal ins Japanische übersetzt.
In weiterer Folge nahm die Geschichte des Buddhismus in Japan jedoch einen anderen Verlauf als in China. Dort erwuchs dem Buddhismus vor allem in Gestalt des Daoismus [Dōkyō (jap.) 道教 Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a. dō] ein mächtiger Konkurrent: Auf Zeiten der staatlichen Förderung folgten Zeiten des Niedergangs und sogar der Verfolgung von Buddhisten. In Japan dagegen gelang es dem Buddhismus, bereits existierende Glaubensvorstellungen fast vollständig zu absorbieren. Auch wenn die Blütezeit des japanischen Buddhismus mit dem Beginn der Frühen Neuzeit (Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit) zu Ende ging und konkurrierende Vorstellungen in Form des Konfuzianismus [jukyō (jap.) 儒教 Konfuzianismus, Lehre des Konfuzius (Kong Zi oder Kong Fuzi); wtl. Lehre der Gelehrten] und des Shintō [Shintō (jap.) 神道 Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami] auftauchten, wurden Buddhisten — von den Anfängen im 6. Jh. und einer kurzen anti-buddhistischen Phase Ende des 19. Jahrhunderts einmal abgesehen — in Japan nie verfolgt. Japanische buddhistische Tempel wurden im Lauf ihrer Geschichte generell nicht von Andersgläubigen, sondern lediglich von anderen buddhistischen Tempeln bedroht (s. Religionsgeschichte).
Heute ist der Buddhismus aus seinem ehemaligen Kernland Indien fast völlig verschwunden, und auch in seiner „zweiten Heimat“ China stellt er nur eine religiöse Richtung unter vielen dar. Hingegen tritt er uns als Hauptreligion in den ehemaligen Randgebieten der buddhistischen Einflusssphäre, in Südostasien, Tibet und Japan entgegen.
Verweise
Verwandte Themen
Literatur
Bilder
- ^ Darstellung der Unterwerfung der schwarzen Schlange in Rajgrha durch Buddha und Vajrapani.
Kushana Periode, N-Indien, 1.–3.Jh. u.Z. Huntington Archive. - ^ Goldmünze aus der Zeit König Kanishkas (ca. 127–163 u.Z.). Kanishka regierte die „goldene Zeit“ des Kushana Reichs, einer Dynastie aus Nordchina. Das Zentrum des Kushana Reiches befand sich allerdings in Gandhara im heutigen Pakistan und war stark vom Hellenismus geprägt. Das Kushana Reich war besonders wichtig für die Entwicklung der Seidenstraße, die China mit dem Mittelmeerraum verband. Zugleich war Kanishka ein großer Förderer des Buddhismus. Dies lässt sich auch an der vorliegenden Münze erkennnen. Auf einer Seite ist die Figur des Herrschers zu sehen, auf der anderen die Figur Buddhas. Die Münze ist in griechischen Buchstaben beschriftet, das Wort „Boddo“ (Buddha) ist deutlich zu erkennen.
Kushana Reich. Wikimedia Commons. - ^ Hauptnische der berühmten Felsengrotten von Longmen (Drachentor), einem Zentrum der buddhistischen Felsskulptur. Die größte Nische stammt aus der Tang-Zeit, aus der Zeit der einzigen Kaiserin dieser Zeit, Wu Zetian (625–705), die ihrerseits eine große Förderin des Buddhismus war. Im Zentrum dieser Nische steht Buddha Vairocana, dessen individuelle Züge angeblich der Kaiserin nachempfunden sind. Jedenfalls repräsentiert die Statuengruppe einen Höhepunkt des chinesischen Buddhismus.
China, Tang-Zeit, err. 672–676. Global Travel Authors, über Internet Archive.
- ^ Gōzanze Myōō (skt. Trailokyavijaya) mit der charakteristischen mudra der Dämonenabwehr (Gōsanze-in).
14. Jh. Kyōto National Museum, Saichō and Treasures of Tendai (Ausstellungskatalog) 2005, S. 165. - ^ Shaka-Trinität bestehend aus Shaka Nyorai, flankiert von den Bodhisattvas Yakuō und Yakujō, eine damals häufige Kombination. Hauptheiligtum (honzon) des Hōryū-ji. Die Figurengruppe stammt von Tori Busshi, dem gleichen Bildhauer koreanischer Herkunft, der zuvor auch den sog. Asuka daibutsu schuf. Auch stilistisch zeigen die Figuren noch einen starken Einfluss der damaligen buddhistischen Kunst Chinas und Koreas. An der Rückseite der Aureole ist eine Inschrift angebracht, die nicht nur den Bildhauer nennt, sondern auch den Anlass der Herstellung nennt: Sie wurde 622 in Auftrag gegeben, um damit für die Gesundung des Prinzregenten Shōtoku Taishi zu beten. Als der Prinzregent 622 dennoch starb, wurde die Statue umgewidmet und sollte ihm nun für eine Wiedergeburt im Reinen Land nützlich sein.
Ob Text und Aureole tatsächlich aus dem angegebenen Jahr (623) stammen oder eventuell erst einige Jahrzehnte später angefertigt wurden, ist unter Experten umstritten. Es besteht jedoch Konsens, dass es sich um den ältesten erzählenden Text der japanischen Literaturgeschichte handelt.
Werk von Tori Busshi (Kuratsukuri no Tori). Asuka-Zeit, 623. Bildquelle: unbekannt.
Glossar
- Gandhāra (skt.) गन्धार ^ Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst
- prajñāpāramitā (skt.) प्रज्ञापारमिता ^ „Vollkommene Weisheit“ (jap. hannyaharamitta 般若波羅蜜多)
- Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि ^ „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)
- Śrāvakayāna (skt.) श्रावकयान ^ „Fahrzeug der Schüler“, Richtung des Buddhismus (jap. Shōmon-jō 声聞乗)
- Theravāda (pali) थेरवाद ^ „Schule der Ordensälteren“, buddhistische Richtung (hier in Pali angegeben; skt: Sthaviravada) (jap. jōzabu bukkyō 上座部仏教)