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Version vom 25. Mai 2020, 13:34 Uhr
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Japan besitzt zwei Haupt·religionen mit langer ein·heim·ischer Tra·di·tion: Buddhis·mus [bukkyō (jap.) 仏教 Lehre des Buddha, Buddhismus] und Shintō [Shintō (jap.) 神道 Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami]. Diesen sind die meisten Artikel dieser Web·site gewidmet. Da·neben existieren aber auch noch andere Reli·gionen in Japan. Auf dieser Seite folgt dazu ein kurzer Über·blick, dem auch zu ent·nehmen ist, welche religiösen Richt·ungen auf welchen Seiten von Religion-in-Japan be·spro·chen werden. Außer·dem enthält die Seite eine kleine Statistik zu den wichtigsten Reli·gions·ge·mein·schaften.
Buddhismus und Shintō
Die meisten Japaner besuchen sowohl budd·hist·ische Tempel als auch shintō·istische Schreine und prakti·zieren dort die jewei·ligen religi·ösen Riten. Viele besitzen darüber hin·aus sowohl einen buddhis·tischen Haus·altar (butsudan [butsudan (jap.) 仏壇 buddh. Hausaltar]) als auch einen shintōistischen Haus·schrein (kamidana [kamidana (jap.) 神棚 shintōistischer Hausaltar]). Weder aus der Sicht des ja·pani·schen Bud·dhis·mus, noch aus der Sicht des Shintō gibt es ein Pro·blem, wenn man die jeweils andere Religion praktiziert. Wie das funktio·niert und worin über·haupt die Unter·schie·de zwi·schen Bud·dhis·mus und Shintō be·ste·hen, ist eines der zen·tralen Themen dieser Web·site.
In China entstandene religiöse Strömungen wie Konfu·zianismus und Dao·ismus bzw. die
Philo·sophie spielen auch in Japan eine große Rolle, aller·dings nicht als eigen·ständige Religions·gemein·schaften, sondern in einer in den Bud·dhismus oder den Shintō einge·bundenen Form. Sowohl im japani·schen Bud·dhis·mus als auch im Shintō stößt man also auf Lehren oder Bräuche, die ursprüng·lich in China entwickelt wurden.Religionen in Zahlen
Die folgende Tabelle soll eine Vor·stellung von den Größen·verhält·nissen der ver·schie·denen Religions·gemein·schaften in Japan ver·mitteln.1 Die Angaben sind aller·dings nur als un·ge·fähre Richt·werte zu ver·stehen, da ins·besondere die Anzahl der Gläubigen nicht aufgrund einer ein·heitlichen Methode ermittelt wurde.2
Religion | Jahr | Anhänger | Priester | Kultstätten3 |
---|---|---|---|---|
Shintō | 2012 | 100.940.000 | 85.000 | 88.720 |
2000 | 107.953.000 | 82.000 | 89.183 | |
1985 | 115.602.000 | 102.000 | 90.832 | |
Buddhismus | 2012 | 85.139.000 | 339.000 | 85.238 |
2000 | 95.420.000 | 305.000 | 86.586 | |
1985 | 92.065.000 | 269.000 | 84.613 | |
Christentum | 2012 | 1.908.000 | 29.000 | 9.277 |
2000 | 1.772.000 | 29.000 | 9.328 | |
1985 | 1.688.000 | 22.000 | 8.616 | |
andere (Neue) | 2012 | 9.114.000 | 213.000 | 36.954 |
2000 | 10.221.000 | 265.000 | 41.020 | |
1985 | 14.444.000 | 253.000 | 42.027 | |
Einwohnerzahl Japans: ~130 Mill. |
Aus diesen Zahlen lassen sich folgende allgemeine Schlüsse über die Größen·verhält·nisse der ein·zel·nen Religions·gemein·schaften ziehen:
- Die über·wiegen·de Mehrzahl aller Japaner bekennt sich sowohl zum Shintō als auch zum Bud·dhis·mus. Grob ge·sprochen sind mehr als drei Viertel aller Japaner sowohl Shin·tō·isten als auch Bud·dhis·ten. Der Bud·dhis·mus verfügt zwar über etwas weniger An·hänger und Tempel als der Shintō, dafür aber über weit mehr Priester. Auf·grund der obigen Zahlen kommt ein bud·dhis·ti·scher Geist·licher im Schnitt auf ca. 250 Laien. Im Shintō ist hin·gegen ein einziger Priester für mehr als 1000, also viermal so viele Gläubige ver·ant·wort·lich. Ja, es gibt sogar mehr Shintō-Schreine (rel. Körperschaften) als Priester. Daraus lässt sich bereits folgern, dass der Bud·dhis·mus religiös aktiver ist als der Shintō. Die Tatsache, dass der Bud·dhis·mus mehr Geist·liche als der Shintō be·schäftigt, lässt auch Rück·schlüs·se auf das wirt·schaft·liche Kräfte·ver·hältnis der beiden Reli·gionen zu. Schließlich kann man erkennen, dass die Zahl buddhistischer Priester in den letzten dreißig Jahren stetig zunimmt, während Shintō-Priester weniger werden. Interessanterweise korreliert der Anstieg des Klerus jedoch nicht mit dem Anstieg der Gläubigen.
- Zum Christen·tum bekennen sich nach dieser Statistik kaum zwei Prozent der Be·völkerung, wobei die Anzahl der Christen laut der oben an·ge·führten Quelle1 um 2010 eine Spitze von knapp drei Millionen erreichte und dann wieder auf unter zwei Millionen fiel. Grund·sätz·lich kann man davon ausgehen, dass japanische Christen sich nicht gleich·zeitig zu Shintō und Bud·dhis·mus beken·nen und sich mit ihrem Glauben stärker iden·ti·fi·zie·ren als die meisten nicht-christlichen Japaner. Das spiegelt sich auch im Grad der religiösen Be·treu·ung wider: Im Durch·schnitt werden etwa 65 japanische Christen von einem Priester betreut.
- Knapp sieben Prozent aller Japaner beken·nen sich zu „anderen Religionen“, meist so·ge·nann·te Neue Religionen, die sich aus Bud·dhis·mus oder Shintō her·leiten. Bei den Neuen Religionen gibt es im Ver·gleich zu den alt·ein·ge·ses·sen·en Religionen signifikant mehr Geist·liche und Tempel (Körper·schaften) im Ver·hältnis zu Gläubigen. Ent·sprechend höher ist auch das gene·relle Engagement in diesen Religions·gemein·schaften. Im Gegen·satz zum Christentum ist der Zu·lauf zu den Neuen Religionen in den letzten Jahren allerdings stark rück·läufig.
Religiöse Minderheiten
Monotheistische Religionen
Das moderne japanische Christen·tum stellt eine ver·hältnis·mäßig kleine religiöse Minder·heit dar und wird daher inner·halb dieser Web·site nur am Rande behandelt; im Kapitel „Geschich·te“ gibt es jedoch eine Seite über die Anfänge der christlichen Mission·ierung und die an·schließen·den Christen·verfol·gungen im sech·zehnten und sieb·zehnten Jahr·hundert (Das „christliche Jahr·hundert“). Die geringe Anzahl von Christen erstaunt besonders im Vergleich mit Südkorea, wo etwa ein Drittel der Be·völ·ker·ung dem Christen·tum angehört.
Während es in China sehr zahlreiche muslimische und sogar jüdische Minderheiten gibt, hat der Islam in Japan keine längere Tradition und wird lediglich von einer kleinen Minder·heit islamischer Migranten praktiziert. Das Judentum hat in Japan gar nicht Fuß gefasst, dafür gibt es ein paar populäre Theorien, die ein Nahe·verhältnis zwischen Japaner- und Judentum postulieren.
Neue Religionen
Eine größere Bedeu·tung in der gegen·wärtigen religiösen Land·schaft Japans kommt neu·religiösen Be·wegungen und Sekten zu, die sich seit dem neun·zehnten Jahr·hundert in mehre·ren Wellen in der modernen Ge·sell·schaft aus·ge·breitet haben. Obwohl diese Be·weg·ungen auf·grund ihrer teil·weise extrem·istischen Ansichten und Praktiken immer wieder im Blick·punkt der Öffent·lich·keit stehen und ob·wohl sie ganz all·ge·mein einen signifi·kanten Aspekt der modernen Reli·gions·aus·übung in Japan dar·stellen, liegt der Schwer·punkt dieses Web-Hand·buchs auf den tradi·tionellen Glaubens·formen. Dies vor allem deshalb, weil meiner Mei·nung nach auch die meisten Neuen Religionen nur ver·ständlich werden, wenn man den religiösen und mentalen Grund·stock, auf dem sie ge·deihen, besser kennt. Ein kurzer Über·blick findet sich aber im Kapitel Ge·schichte: Neue Religionen.
Regionale Minderheiten
Die süd·lich·sten Inseln des heutigen Japan, die Insel·kette Okinawa, bildeten lange ein eigenes König·reich. Noch heute unter·scheiden sich die religiösen Tradi·tionen Okinawas von denen der Haupt·inseln.
Im Norden Japans findet man wiederum Reste der Ainu-Kultur. Noch Anfang des 20. Jahr·hunderts lebten viele Ainu als Jäger und Sammler und prak·tizierten eine eigene, auf diese Lebens·weise aus·ge·richtete Religion. Infolge physischer Aus·rottung und eines starken Assimila·tions·drucks ist die Ainu-Be·völker·ung in Japan auf wenige zehn·tausend zurück·gegangen und auch ihre Religion wird kaum noch praktiziert.
Verweise
Verwandte Themen
Fußnoten
- ↑ ab Die vorliegende Statistik stützt sich auf das online verfügbare statistische Jahrbuch der japanischen Regierung: Japan Statistical Yearbook 23-22 [zuletzt aufgerufen: Juli 2015].
- ↑
Für wesentlich differen·ziertere Statistiken sowie eine Diskussion der ver·wen·deten Methoden siehe:
Michael K. Roemer, „Japanese Survey Data on Religious Attitudes, Beliefs, and Practices in the Twenty-First Century“. In: Prohl, Nelson, Handbook of Contemporary Japanese Religion (2012), 23–58.
- ↑ Unter „Kultstätten“ fallen auch Übungs- und Versammlungsräume.
Internetquellen
Ein diesem Handbuch verwandtes Projekt, das sich schwer·punkt·mäßig mit bud·dhis·tischer Ikono·graphie (aber auch mit Shintō) aus·ein·ander·setzt, ist
- A-Z Dictionary of Japanese Buddhism, Mark Schumacher (en., seit 1995)
Literatur
Das Themen·feld „Religion in Japan“ ist mit den Jahren immer um·fang·reicher und unüber·sicht·licher geworden, sodass es kaum em·pfehlens·werte allgemeine Ein·stiegs·literatur dazu gibt, nicht nur im deut·schen, son·dern auch im anglo-amerika·ni·schen Sprach·raum. In letzter Zeit erschienen, wenn überhaupt, dann Sammelbände, in denen Fach·wissen·schaftler zu aus·ge·wähl·ten Kapiteln der japa·ni·schen Religions·wissen·schaft Stellung nehmen.
Ein anderer Ansatz ist, eine Auswahl re·präsen·tativer Primärtexte in übersetzter und ausführlich kommentierter Form zusammenzustellen:
Die meisten Monographien, die eine Einführung versuchen, sind bereits etwas angestaubt, bieten aber immerhin einen um·fassen·den Überblick:
Glossar
- shinshūkyō 新宗教 ^ wtl. neue Religion oder Neureligion, wobei die ältesten der sog. Neureligionen im 19. Jh. entstanden
- ^ Detail der Dachkonstruktionen des Tōshō-gū Schreins, Nikkō. Im Vordergrund steht das „chinesische Tor“. Das Dach dahinter gehört zur Haupthalle. In diesem Architekturstil aus der frühen Edo-Zeit gibt es zwischen buddhistischen Tempeln und shintōistischen Schreinen kaum einen erkennbaren Unterschied.
Frühe Edo-Zeit, 17. Jh. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Anhänger der Tenri-kyō bei einer Messe im Haupttempel.
Tenrikyo Kyunsang Church, über Internet Archive.