Alltag/Familie/Shichigosan: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 22: | Zeile 22: | ||
* Die dritte Zeremonie hieß ''himotoki'' oder ''obihajime'' („Lösen der Schnur“ bzw. „erster Gürtel“) und richtete sich an Kinder im siebenten Lebensjahr. Wie diese Namen verraten, erhielt die Kinder dabei einen Gürtel (''obi'') anstelle einer einfachen Schnur zum Zusammenbinden des Kimonos. | * Die dritte Zeremonie hieß ''himotoki'' oder ''obihajime'' („Lösen der Schnur“ bzw. „erster Gürtel“) und richtete sich an Kinder im siebenten Lebensjahr. Wie diese Namen verraten, erhielt die Kinder dabei einen Gürtel (''obi'') anstelle einer einfachen Schnur zum Zusammenbinden des Kimonos. | ||
− | Die Zusammenlegung dieser Riten soll auf den fünften Tokugawa Shogun Tsunayoshi (1646-1709) zurückgehen. Die Verbindung mit einem Schreinbesuch scheint erst gegen Ende der {{Glossar:Edo}}-Zeit zum Standard geworden zu sein. In der Kansai Region (rund um Kyoto) gab es beispielsweise ehemals das sogenannte Jūsan-mairi („Andachtsbesuch mit dreizehn“), bei dem dreizehnjährige Kinder einen Tempel des Bodhisattva Kokuzō aufsuchten. Erst Anfang des | + | Die Zusammenlegung dieser Riten soll auf den fünften Tokugawa Shogun Tsunayoshi (1646-1709) zurückgehen. Die Verbindung mit einem Schreinbesuch scheint erst gegen Ende der {{Glossar:Edo}}-Zeit zum Standard geworden zu sein. In der Kansai Region (rund um Kyoto) gab es beispielsweise ehemals das sogenannte Jūsan-mairi („Andachtsbesuch mit dreizehn“), bei dem dreizehnjährige Kinder einen Tempel des Bodhisattva Kokuzō aufsuchten. Erst Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde das Shichigosan Fest zu einem allgemeinen Brauch, der heute von großen Teilen der Bevölkerung vollzogen wird. |
Ähnliches gilt für das „Puppenfest“ (Hina Mtsuri) am 3. 3., auf das sich die Mädchen besonders freuen, und das „Knabenfest“ (Kodomo no hi) am 5.5., bei dem Wimpel in Karpfen-Form aufgehängt werden. Auch sie gehen auf höfische Bräuche aus der {{Glossar:Heian}} Zeit zurück, wurden aber erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts standardisiert und stellen heute in erster Linie einen Anlass dar, sich ganz dem Zauber der traditionellen Kultur hinzugeben. | Ähnliches gilt für das „Puppenfest“ (Hina Mtsuri) am 3. 3., auf das sich die Mädchen besonders freuen, und das „Knabenfest“ (Kodomo no hi) am 5.5., bei dem Wimpel in Karpfen-Form aufgehängt werden. Auch sie gehen auf höfische Bräuche aus der {{Glossar:Heian}} Zeit zurück, wurden aber erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts standardisiert und stellen heute in erster Linie einen Anlass dar, sich ganz dem Zauber der traditionellen Kultur hinzugeben. |
Version vom 13. September 2010, 10:12 Uhr
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Alltag/Familie/Shichigosan.
Shichigosan — der Kinder Segen
Das
Shichigosan-Fest für Kinder von drei, fünf, und sieben Jahren
Der Begriff „Shichigosan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
-Fest besteht heutzutage aus einem feierlichen Schreinbesuch rund um den 15. November, bei dem kleine Kinder traditionelle Kimonos anlegen, ganz bestimmte Süßigkeiten („Tausend-Jahr-Bonbons“ chitose-ame) geschenkt bekommen und von ihren stolzen Eltern pausenlos fotografiert werden. Shichigosan bedeutet nichts anderes als „sieben, fünf, drei“. Der Schreinbesuch im Kimono ist nämlich nur für drei- oder fünfjährige Buben bzw. fünf- oder siebenjährige Mädchen vorgesehen.
Das Shichigosan-Fest entstand aus drei ursprünglich unabhängigen Zeremonien für kleine Kinder, die wahrscheinlich alle auf Zeremonien des antiken Kaiserhofs zurückgehen, im Laufe des Mittelalters dann vom Kriegeradel (Samurai) adaptiert wurden und in der Edo-Zeit schließlich zu einer Einheit verschmolzen.
- Die erste dieser Zeremonien hieß kamioki („Haare [wachsen] lassen“) und markierte den Zeitpunkt, ab dem Kleinkindern der Kopf nicht mehr geschoren wurde. Diese Zeremonie wurde in Samuraifamilien für Kinder im dritten Lebensjahr am 15. des Elften Monats durchgeführt und war mit Bitten um ein langes Leben für das Kind verbunden.
- Die zweite Zeremonie hieß hakamagi („Anlegen von Hakama“). Kinder zwischen dem dritten und siebenten Lebensjahr durften zu diesem Anlass erstmals die traditionellen Pluderhosen (Hakama) anlegen. Erst durch diesen Ritus wurde das Kind formal als Familienmitglied anerkannt.
- Die dritte Zeremonie hieß himotoki oder obihajime („Lösen der Schnur“ bzw. „erster Gürtel“) und richtete sich an Kinder im siebenten Lebensjahr. Wie diese Namen verraten, erhielt die Kinder dabei einen Gürtel (obi) anstelle einer einfachen Schnur zum Zusammenbinden des Kimonos.
Die Zusammenlegung dieser Riten soll auf den fünften Tokugawa Shogun Tsunayoshi (1646-1709) zurückgehen. Die Verbindung mit einem Schreinbesuch scheint erst gegen Ende der
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
Geographische Lage
-Zeit zum Standard geworden zu sein. In der Kansai Region (rund um Kyoto) gab es beispielsweise ehemals das sogenannte Jūsan-mairi („Andachtsbesuch mit dreizehn“), bei dem dreizehnjährige Kinder einen Tempel des Bodhisattva Kokuzō aufsuchten. Erst Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde das Shichigosan Fest zu einem allgemeinen Brauch, der heute von großen Teilen der Bevölkerung vollzogen wird.
Ähnliches gilt für das „Puppenfest“ (Hina Mtsuri) am 3. 3., auf das sich die Mädchen besonders freuen, und das „Knabenfest“ (Kodomo no hi) am 5.5., bei dem Wimpel in Karpfen-Form aufgehängt werden. Auch sie gehen auf höfische Bräuche aus der
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
Geographische Lage
Zeit zurück, wurden aber erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts standardisiert und stellen heute in erster Linie einen Anlass dar, sich ganz dem Zauber der traditionellen Kultur hinzugeben.
Quellen
- Shichigosan, Yumiyama Tatsuya (en.)
Eintrag zum Shichigosan - Fest in der Encyclopedia of Shinto.Letzte Überprüfung der Linkadressen: Aug. 2010
- ^ Besucher des Shichigosan-Festes
sambird, flickr 2005. - ^ Hier sieht man den besonderen Andrang beim Shichigosan-Fest, der an diesem Tag im Tsurugaoka Hachiman-gū von Kamakura herrscht.
Takaku Masayuki, flickr 2006. - ^ Kleine Buben bessern ihre Performance beim Shichigosan-Fest, wie hier im Tsurugaoka Hachiman-gū, gerne mit Ultraman Masken auf.
Takaku Masayuki, flickr 2006. - ^ Die Hauptrolle beim Shichigosan-Fest spielen eindeutig Mädchen in ihren farbenprächtigen Kimonos.
Bildquelle: Shige's Wallpapers, über Internet Archive. - ^ Shichigosan-Prinzessin
Amy G., flickr 2006 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Ein Shichigosan-Prinz beim Fotographieren...
Einharch, flickr 2010. - ^ Dreijähriges Mädchen beim Shichigosan-Fest in Sendai. Im Hintergrund ein Gestell für Glückslose (o-mikuji).
jpellgen, Flickr, 2009. - ^ Shichigosan-Kimonos im Schaufenster
unbekannt. - ^ Betendes Mädchen im festlichen Kimono bei der Shichigosan-Feier.
Norman Lee, flickr 2001. - ^ Segnung (harae) beim Shichigosan-Fest der Kinder im Alter von drei, fünf und sieben Jahren durch einen Shintō-Priester (kannushi).
unbekannt.