Urashima Tarō

Aus Kamigraphie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Cover einer Ausgabe von Urashima Tarō aus dem Jahr 1828

Die Legende von Urashima Tarō 浦島 太郎 ist eine bekannte japanische Sage, die bereits seit den ersten japanischen Schriftwerken aus dem 8. Jahrhundert überliefert ist. Sie handelt von einem Jungen, der von einer Schildkröte zum Drachenpalast am Meeresgrund gebracht wird, wo er auf den Meeresgott Watatsumi trifft. Tarō wird mit deren Tochter vermählt und bekommt von dieser eine wunderschöne Schachtel, die er aber nie öffnen sollte. Nach Tarōs Rückkehr findet er in heraus, dass während seiner Zeit beim Drachenpalast dreihundert Jahre vergangen sind. Er entschließt sich die Schachtel zu öffnen, woraufhin er sich in einen alten Greis verwandelt und letztendlich verstirbt.

Nihon shoki

Ein kurzer Eintrag im Nihon shoki (datiert auf Herbst 478 v.u.Z.) schreibt diese Geschichte einem Fischer von Tsutsukawa 管川 aus Yosa 餘社郡 in der Provinz Tamba 丹波國 zu, der als Kind von Urashima aus Mizunoe 水江 erwähnt wird. In dieser Version begegnet Tarō eine große Schildkröte, welche sich in eine Frau verwandelt. Er verliebt sich, nimmt sie zur Frau und sie begeben sich ins Meer. Es folgt ein Version, dass sich die Geschichte aus einem anderen Buch ist (Aston 1972:368).

Es bleibt unklar, um welches Buch es sich hier genau handelt. Zwei weitere Versionen aus dieser Zeit kommen sowohl im Man'yōshū als auch im Tango fudoki vor. Auch der Eintrage von Bergglück und Meerglück aus dem Kojiki wird teilweise mit dieser Mythe verbunden (Florenz 1906:362).

Man'yōshū

Siehe: Urashima Tarō im Man'yōshū

Man'yōshū Ausgabe aus dem Jahr 1709

Das Gedicht befindet sich in Buch 9 des Man'yōshū und besteht aus einem langen (93 Zeilen) und einem kurzen Lied (5 Zeilen) mit den durchlaufenden Nummern 1740 und 1741 (Nr. 77/78 in Buch 9). Es Gedicht bietet somit eine einiges ausführlichere Erzählung. Es existieren einige englische Übersetzungen (Pierson 1956:85-94, Nippon Gakujutsu Shinkōkai 1965:216-218, Honda 1967:144, Suga 1991:103-105).

Das Gedicht beginnt damit, dass sich der Ich-Erzähler am Strand von Suminoe and die Geschichte vom jungen Urashima von Mizunoe erinnert. Auffällig ist, dass Tarō hier direkt beim mit seinem Boot auf die Tochter des Meeresgottes trifft und keine Schildkröte vorkommt. Nachdem sich die beiden vermählen, begeben sie sich ins ewige Land. Dort befindet sich der Drachenpalast, in dem sie viele Jahre lebten ohne zu altern. Als Tarō seine Eltern sehen wollte, gab sie ihm ein Schmuckkästchen, das er nicht öffnen sollte. Er erreichte den Strand in Suminoe 墨吉, konnte aber sein Zuhause nicht finden. Weil er dachte, das Kästchen würde ihm sein Zuhause eigen, öffnete er dieses. Daraufhin strömte weißer Rauch heraus und Tarō begann zu altern, bis er schließlich verstarb. Daraufhin sieht der Ich-Erzähler das alte Haus von Urashima von Mizunoe. Im folgenden kurzen Lied wird auf seine dumme Entscheidung hingewiesen, hätte er doch für immer im ewigen Land leben können.

Tango fudoki

Das Tango fudoki 丹後国風土記 ist eine Chronik der Provinz Tango 丹後, dessen Manuskript nicht erhalten geblieben ist. Es findet sich aber in Auszügen im Shaku nihongi 釈日本紀 (1274–1301) von Urabe Kanekata wieder. Der darin enthaltene Text den Tango fudoki stammt aber vermutlich aus der Nara-Zeit (710-794). Der Eintrag zur Geschichte um Urashima Tarō stammt aus Buch 12 des Shaku nihongi. Eine deutsche Übersetzung liegt von Karl Florenz vor (Florenz 1901:293-299).

Die Geschichte aus der Zeit von Yūryaku-tennō (457-479 A.D.) handelt von Mikaha no Tsutsukaha no Shimako (Inselkind) aus dem Dorf Tsutsukaha im Gau Heki im Distrikt Yosa (Urahn von Kusakabe no obita), auch bekannt als Urashima no Ko. Shimako angelt eine fünffarbige Schildkröte, die sich in ein hübsches Mädchen verwandelt. Sie war Shimako sehr zugetan und brachte ihn an eine Insel in der Mitte des Meeres im Land der Seligen, deren Boden aus Perlen bestand und wo hohe Paläste glänzten. Einige Jungen sagten zu Shimako, dass er der Gemahl von Prinzessin Schildkröte sei. Nach einem Festessen im Palast, bei dem er die Eltern und Geschwister der Prinzessin traf, lebten sie als Paar in der Residenz der Seeligen. Nach drei Jahren sehnte sich Shimako nach seiner Heimat und seinen Eltern. Die Prinzessin wehklagte und ließ ihn schließlich nach Hause zurückkehren. Sie gab ihm ein Perlenkammkästchen mit dem Hinweis, dass er nicht hineinsehen dürfe, wolle er sie wiedersehen. In seiner Heimat angekommen konnte er sein Haus nicht finden. Dorfbewohner sagten ihm, dass vor über dreihundert Jahren ein Mann names Urashimako von Mizunoe gelebt habe. Traurig darüber, seine Eltern nicht wiedersehen zu können, vergaß er das Gelöbnis der Göttin und öffnete das Kästchen. Etwas duftendes kam heraus und schwebte gegen den blauen Himmel, worauf er erkannte, dass er seine Geliebte nicht mehr wieder treffen könne. Er beklagte seinen Liebeskummer mit einem Lied an die Göttin, welche dieses erwiderte und ihn bat, sie nicht zu vergessen. Später sangen die Leute über ihn, dass er die Göttin wieder gesehen hätte, hätte er das Perlenkammkästchen nicht geöffnet. So aber schwebte eine Wolke ins Land der Seligen.

Zusammengefasst nach Florenz 1901, S. 293-299.

Otogi-zōshi

Die erste Seite von Urashima Tarō (aus dem Otogi bunko)

Die Muromachi-zeitliche Geschichte von Urashima Tarō ist Teil des Otogi-zōshi 御伽草子 aus dem frühen 18. Jahrhundert. Die Erzählung ist dabei um einiges ausführlicher, hat sich aber auch in einigen Punkten im Vergleich zu den ersten Erwähnungen verändert. Die Originalversion ist in japanischer Kursivschrift abgefasst, von der auch neuere Versionen vorliegen (z.B. Fujii 1922:277-283).

Der 24/25-jährige Tarō fischt im Meer bei Ejima ga Iso ゑじまが磯 und fängt eine Schildkröte, welche er aber nicht zu töten vermag und sie wieder frei lässt. Einige Tage später findet Tarō im Meer ein kleines Boot mit einer hübschen Frau an Bord. Er will ihr helfen und bringt sie in ihre Heimat zurück.

Nach einigen Tagen rudern erreichen sie den wunderschönen Drachenpalast, woraufhin sie heiraten. Sie führt ihn durch ihre Residenz und zeigt ihm den Garten der vier Jahreszeiten wo die beiden glücklich leben. Nach drei Jahren erinnert sich Tarō an seine Eltern und möchte zu diesen zurückkehren. Die Frau beginnt zu weinen und erzählt ihm, dass sie die Schildkröte ist, die er vor einigen Jahren gerettet hatte. Sie gibt ihm eine schöne Schachtel, die er aber nicht öffnen darf. Tarō rudert mit seinem Boot nach Hause.

Ein alter Mann zeigt Tarō das Urashima Familiengrab (aus dem Otogi bunko)

Er findet seine Heimat verwüstet wieder. Er fragt einen alten Bewohner einer kleinen Hütte und erfährt, dass es das Urashima Haus vor siebenhundert Jahren gab und sich das Familiengrab auf einem Hügel befindet. In seiner Verzweiflung erinnert sich Tarō plötzlich an die Schachtel der Schildkröte vom Drachenpalast. Als er diese öffnet, strömt violetter Rauch heraus, er beginnt zu altern und verwandelt sich schließlich in einen Kranich. Er fliegt zum Mt. Hōrai (Land der ewigen Jugend), und wird danach in der Provinz Tango gemeinsam mit der Schildkröte vom Drachenpalast als erhabene Gottheit (Urashima Myōjin 浦島明神) verehrt. Und sie lebten glücklich miteinander bis ans Ende ihrer Tage.

Moderne Versionen

Tarō trifft auf Kinder, die mit der Schildkröte spielen (Yasuda 1956:111)

Nachdem die grundsätzliche Struktur bereits in den obrigen Abschnitten erläutert wurde, wird sich dieser Abschnitt hauptsächlich mit den Unterschieden zwischen den Versionen befassen. Zusammenfassung nach Ozaki (1903:26-42).

Die Geschichte beginnt mit einer vorangestellten Szene, wo Urashima Tarō am Strand spielenden Kindern eine Schildkröte abkauft, um diese zu beschützen. Am nächsten Tag begibt er sich dann zum fischen weit in den Ozean, wo ihm die Schildkröte wieder begegnet und sich bei ihm bedankt. Zum Dank bringt sie Tarō auf ihrem Rücken reitend zum Palast des Drachenkönigs.

Bei der Pforte angekommen wir er von einigen Fischen in die Palasthalle begleitet, wo ihm die wunderschöne Prinzessin sagt, dass sie die Schildkröte gewesen sei. Die beiden vermählen sich bei einem Festmahl.

Das Festmahl im Palast (Sakade 2008:7)

Nach drei Tagen erinnert sich Tarō plötzlich an seine Eltern und verlässt Prinzessin Otohime, von der er eine Schachtel bekommt (tamate-bako "Edelstein Hand Schachtel"). Der Prinzessin ade winkend wird Tarō wieder am dem Rücken einer anderen Schildkröte an den Strand gebracht. Dort findet er zwar sein Elternhaus wieder, der komische Bewohner darin sagt ihm aber, dass laut einer alten Überlieferung Urashima Tarō vor dreihundert Jahren hier gelebt habe. Tarō bemerkt, dass während einem Tag im Palast hundert Jahre vergangen sind. Er hat nun alles verloren und möchte wieder zu seiner Liebsten zurückkehren, hat aber den Weg dorthin vergessen. Er beschließt, dass das Öffnen der Schachtel sein einzige Hoffnung ist, woraufhin daraus violetter Rauch in den Himmel aufsteigt. Er wird alt und stirbt. Die Moral der Geschichte ist, dass Ungehorsam der Beginn von Unheil ist.

Moral der Geschichte

Verweise

Weiterführende Literatur

Siehe auch

Literatur

  • William George Aston (Ü.) 1896
    Nihongi: Chronicles of Japan from the earliest times to a.d. 697. London: Kegan Paul 1896. (Zahlreiche Neuauflagen, JHTI Onlineversion, Onlineversion (Wiki-Source).)
  • Karl Florenz (Ü.) 1901
    Nihongi: Japanische Mythologie. (Mittheilungen d. Dt. Ges. f. Natur- und Völkerkunde Ostasiens, IV.) Tokyo: Hobunsha 1901. (Ü. von Nihon shoki, Götterzeitalter nebst Auszügen aus Kojiki und fudoki.)
  • Karl Florenz 1906
    Geschichte der japanischen Litteratur. Leipzig: C. F. Amelangs Verlag 1906.
  • Otoo Fujii (Hg.) 1922
    Otogizōshi. Tōkyō: Yūhōdōshoten 有朋堂書店 1922.
  • Heihachirō Honda 1967
    The Manyoshu: A new and complete translation. Tokyo: The Hokuseido Press 1967.
  • The Manyōshū. New York: Columbia University Press 1965.
  • Yei Theodora Ozaki 1903
    The Japanese fairy book. New York: E.P. Dutton 1903.
  • J. L. Pierson 1956
    The Manyôśû: Book IX. Leiden: E. J. Brill 1956.
  • Florence Sakade 2008
    Urashima Tarō: And other Japanese children's favorite Stories. Tokyo: Tuttle 2008. (Illustrationen von Yoshio Hayashi.)
  • Teruo Suga 1991
    The Man'yo-shu: A complete English translation in 5 - 7 rhythm.. Tokyo: Kanda Inst. of Foreign Languages, Kanda Univ. of Internat. Studies 1991. (Part I Vol. 1 - Vol. 7, Part II: Vol. 8 - Vol. 14, Part III Vol. 15 - Vol. 20.)
  • Yuri Yasuda 1956
    Old Tales of Japan. Tokyo: Charles E. Tuttle 1956.

Externe Links