Tanuki

Aus Kamigraphie
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Kyosai Dosan-tanuki.jpg
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ThemengruppeGeister (inkl. Tiere und Monster)
Name Tanuki, 狸 („Marderhund“)
Sonstige Namen Mujina, 貉 („Dachs“)
Funktion, Wirkkraft Magisch begabtes Tier
Bemerkung Shapeshifter

Tanuki 狸 (dt. Marderhund) sind Tiergestalten, die seit jeher in den Mythen und Legenden Japans eine besondere Rolle spielen. In heianzeitlichen Werken wie dem Nihon Shoki 日本書紀 oder der Gedichtesammlung Konjaku monogatari-shū 今昔物語集 werden sie beispielsweise als böswillige yōkai-artige Wesen 妖怪 dargestellt, ihre Wichtigkeit nimmt jedoch vor allem in der Edo-Zeit zu und sie finden sich auch in moderner Populärkultur wieder.

In der Literatur kann man ihre Präsenz grob in drei Perioden einteilen:

  • 8. bis 13. Jahrhundert: erste Erzählungen: Tanuki als böse Geister des satoyama 里山 (ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet am Fuße eines Berges)
  • 14. bis 17. Jahrhundert: Tanuki als teils Schabernack treibende, teils einfühlende Wesen, vor allem in regionalen Legenden. Ebenfalls, vor allem auf der Insel Sado 佐渡島: Tanuki als Beschützer des Landes vor den Kitsune
  • 18. Jahrhundert bis heute: Tanuki im Mainstream als niedliche, freundliche Wesen.

Frühe Textbeispiele

Bereits im Nihon shoki, verfasst um 720, finden wir den Marderhund - allerdings noch nicht als tanuki, sonders als das dialektale Wort mujina - mehr dazu später.

Textstelle Nihon shoki Übersetzung
是犬、咋山獸名牟士那而殺之、則獸腹有八尺瓊勾玉。 Dieser Hund erlegte einen mujina, und dessen Bauch enthielt einen großen Magatama.

Ein zweites Beispiel erwähnt ganz beiläufig erstmals die Fähigkeit der tanuki, sich verwandeln zu können.

Textstelle Nihon shoki Übersetzung
卅五年春二月、陸奧國有化人以歌之。 35tes Jahr, Frühling, Zweiter Monat: im Lande Michi verwandelte sich ein mujina in einen Menschen und sang Lieder.

Allerdings sehen wir an diesen beiden Textstellen bereits die Problematik bei der Verfolgung der literarischen Ursprünge des modernen tanuki: eine Anzahl an Begriffen, allem voran mujina und tanuki, werden für das Tier gebraucht. Tanuki setzt sich erst im 19. Jahrhundert als der dominante Begriff durch, im Dialekt halten sich aber weiter Nebenformen. Mujina ist hierbei die bevorzugte Variante für das Tier im Kansai.

In China wird das Schriftzeichen , das wir in Japan heute als tanuki lesen, einerseits als ein Sammelbegriff für mittelgroße Tiere verwendet, andererseits aber insbesondere für Wildkatzen. In den chinesischen Legenden sehen wir solche Wildkatzen als furchteinflößende Verwandlungskünstler nicht ungleich dem japanischen Bild der kitsune. In Japan wird das Schriftzeichen zunächst als Sammelbegriff für die Tiere des 里山 satoyama - des Bereichs zwischen der vom Menschen beeinflussten Welt, und den hohen Bergen, wo noch Dämonen hausen - verwendet. Im frühen Gesetzestext Zokutō Ritsu (賊盗律) vom um 702 sehen wir zum Beispiel 狐狸 kori als Begriff für diese [1]. Es ist aber durchaus auch möglich, dass die chinesischen Legenden über sich verwandelnde Wildkaten auf in Japan ansäßige Tiere uminterpretiert wurden. Es ist leider unklar ab wann tanuki ins Zentrum des Begriffes rücken.

im Uji shūi monogatari (宇治拾遺物語)

Einem Bergasketen erscheint nächtlich der Bodhisattva Fugen. Eines nachts lädt er einen Jäger zu sich ein. Dieser ist der Erscheinung gegenüber misstrauisch und feuert einen Pfeil auf sie ab, worauf sie verschwindet. Am Morgen finden die beiden, den Blutspuren folgend, einen toten Tanuki [2].

Problematisch ist hierbei jedoch, dass das Konjaku monogatari shū die selbe Geschichte ein Jahrhundert zuvor erzählt, aber anstatt eines tanuki ein Wildschwein als magische Kreatur aufweist. Dies lässt sich ebenfalls als ein Indiz einer noch unklaren Definition des Begriffs ansehen [3].

Charakterisierung

Frühe Literatur zeigt uns den tanuki als böswilligen yōkai wie in der Legende kachi-kachi yama, in der ein tanuki einfach die Frau eines Jägers dazu überlistet, ihn freizulassen - sie dann aber brutalst ermordet, in eine Supper verkocht, und diese Suppe dann, in der Gestalt der Frau, dem Jäger vorsetzt. Der tanuki dieser Zeitperiode schlägt noch stark nach den chinesischen Literaturvorbildern. [4]

Spätere Literatur sieht den tanuki als einen Schabernack treibenden, tw. auch gutwilligen yōkai wie in der Legende bunbuku chagama, in der ein tanuki sich mit einem Menschen zusammentut, indem er sich in eine Teekanne verwandelt, und der Mensch diese an einen Händler verkauft. Der Trick fällt auf, als der Händler Tee kochen will; der tanuki hält die Hitze nicht aus.

Einen besonderen Bezug haben die tanuki auch zu den kitsune, wie sich in den (mündlich überlieferten) Legenden von der Insel Sado zeigt:

Kitsune und Tanuki

kori no tatakai (狐狸の闘い): Der Kampf von kitsune und tanuki

Danzaburo Danuki bereitete sich gerade darauf vor, eines Tages mit seinem Boot nach Sado Island zu fahren, als er einen Kitsune am Ufer warten sah. Der Kitsune sagte, er suche ein neues Zuhause für seinen Clan und fragte sich, ob Danzaburo ihn mit seinem Boot hinüberfahren könne - der Kitsune könne nicht schwimmen und habe kein Geld für die Überfahrt. Danzaburo war einverstanden, bat aber darum, dass der Kitsune sich in eine Weste verwandelte, damit niemand misstrauisch würde, wenn sie auf der anderen Seite ankamen. Das Kitsune stimmte zu, dass dies ein guter Plan war, und verwandelte sich in eine Weste, die Danzaburo anzog. Danzaburo zog das Ruder und pfiff leise vor sich hin, um über den Ozean zur Insel Sado zu gelangen. Als sie ungefähr auf halber Strecke waren, schlüpfte Danzaburo ruhig aus der Weste und ließ sie ins Meer fallen, sodass der Kitsune ertrank.

Danzaburo Danuki traf einen mächtigen Kitsune in der Nähe von Futatsu Iwa auf der Insel Sado. Danzaburo wollte nicht zulassen, dass ein Kitsune die Insel Sado Island, und forderte ihn zu einem Duell heraus - einer Kraftprobe ihrer Verwandlugskräfte. Danzaburo prahlte: „Du magst zuhause was Besonderes sein, aber deine Kräfte sind nichts im Vergleich zu meinen. Ich verwandle mich nicht nur von einer Sache in eine andere. Ich kann mich in eine ganze Daimyo-Prozession verwandeln! " Der Kitsune, der überzeugt war, dass kein bloßer Tanuki ihn übertreffen konnte, nahm die Herausforderung an und lehnte sich zurück, um zu sehen, wie Danzaburo sich zum Narren machte. "Mach weiter", grinste der Kitsune, "zeig mir, was du kannst." Im Nu war Danzaburo verschwunden. Der Kitsune erschrak für einen Moment, aber er war noch mehr überrascht, als eine Daimyo-Prozession mit gepanzerten Kriegern und Trägern erschien, die eine schwere Sänfte trugen. "Unglaublich!" Er hat es geschafft!" Der Kitsune konnte es nicht glauben, dass solch eine magische Leistung vollbracht wurde und sprang auf die Sänfte, um die Solidität der Illusion zu testen. Unglücklicherweise war Danzaburo ein besserer Prahler und Lügner als ein Verwandler. Er hatte seinen Trick perfekt zeitlich abgestimmt, um genau dann zu verschwinden, wenn die sehr reale Prozession des Daimyo auf dem Weg kommen würde. Die Soldaten sahen, wie ein Fuchs auf die Sänfte sprang und ihren Herrn anzugreifen schien, packten ihn am Genick und hackten ihm mit einem Schlag den Kopf ab.

Danzaburo Danuki ist ein Volksheld der Insel Sado. Er ist womöglich auf einem realen Händler aus Echigo baisert, der sich um 1657 üm den Erhalt der stark gejagten tanuki-Bevölkerung der Insel bemühte.

Verweise

Verwandte Seiten

Literatur