Exzerpt:Grapard 1984

Aus Kamigraphie
Version vom 9. November 2016, 16:55 Uhr von Jan.nic (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „ exzerpiertes Werk: * {{Literatur:Grapard 1984}} == Inhalt == Dieser Artikel behandelt zuerst die Wechselbeziehung des Shintō und Buddhismus über die Jah…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

exzerpiertes Werk:

  • Allan Georges Grapard 1984
    „Japan's ignored cultural revolution: The separation of Shintō and buddhist divinities in Meiji "shimbutsu bunri" and a case study; tōnomine.“ History of Religions 23 (1984), S. 240-265. (Exzerpt.)

Inhalt

Dieser Artikel behandelt zuerst die Wechselbeziehung des Shintō und Buddhismus über die Jahrhunderte um die Auswirkungen und den Umfang der Veränderungen der Meiji Restauration auf die japanische Religiosität aufzuzeigen. Zweitens werden diese Auswirkungen anhand vom Schrein-Tempel Komplex Tōnomine, Fujiwara Kamatari gewidmet, dargestellt.

1868 verordnete die japanische Regierung die Aufspaltung von Shintō und Buddhismus (shinbutsu bunri), teilweise begleitet von einer Unterdrückung des Buddhismus (haibutsu kishaku). (S.240)

Grapard sagt, dadurch wird der Synkretismus des Shintō und Buddhismus als etwas flüchtig mittelalterliches und nur peripheres Phänomen gesehen, was jedoch zu keiner Zeit die Wirklichkeit des religiösen Bewusstseins der Japaner repräsentiert. Als Beweise für seine Argumentation gibt er die Meiji Restauration betreffend historischen Dokumente sowie die jisha engi, sowie Dokumente über Rituale und Praktiken, Überlieferungen, philosophische Abkommen und die ökonomischen, politischen und sozialen Strukturen von Kultzentren. Diese Dokumente beweisen: 1) alle Teil eines Ganzen, dass sich in einem historisch kulturellen Diskurs manifestiert 2) die Assoziation von Shintō und buddh. Gottheiten ist ein zentraler Bestandteil dieses Diskurs 3) dieser Diskurs beinhaltet Symbole, Mythen, Legenden, Rituale sowie religiöse Institutionen und deren Strukturen (S:242)

Der Synkretismus von Shintō und Buddhismus ist zu sehen als Ausdruck einer fundamentalen Ähnlichkeit zwischen scheinbar unähnlichen kulturellen Eigenschaften. Grapard schlägt vor den Einfluss von Shintō und Buddhismus nicht einzeln, sondern gemeinsam als Religion an der Stelle zu erforschen, an der sie stattgefunden hat: als an örtlicher Referenz wie Haus, Schrein/Tempel/Schrein-Tempel Komplex, Kultzentren oder heilige Orte, Ritualzyklen usw. Jedes Kultzentrum symbolisiert seinen Einflussbereich durch die dort verehrten Gottheiten. Als der Buddhismus vorgestellt wurde, wurde er in diese Einflussbereiche integriert und Assoziationen erstellt zwischen Schreingottheiten und Tempelgottheiten. (S.243-244)

Es sei sinnvoll die Gründung und Entwicklung von Kultzentren als einen fundamentalen Aspekt der jap. Religion und Kultur anzuerkennen, und die an diesen Orten stattgefunden Assoziation von shint. und buddh. Gottheiten als einen wichtigen Bestandteil anzusehen. Die von der Meiji Regierung angeordnete Aufspaltung war eine destruktive Bewegung ausgerichtet auf diese Kultzentren und vor allem ein Bestreben das religiöse Bewusstsein zu modifizieren. Alle Assoziationen wurden systematisch aufgelöst und neue Gottheiten kreiert indem alte Götter neu benannt oder Götter gänzlich neu erfunden wurden. Synkretistische Kunst und Abhandlungen wurden zerstört und neue „alte“ Institutionen, Rituale und Gewohnheiten kreiert und der Bevölkerung nahegebracht. (S:245)


The Tōnomine Cultic Center

Die Meiji Regierung forderte eine Rückkehr zu den Anfängen, basierend auf Institutionen die vom ritsuryō seido Kodex erschaffen wurden, durch den das Land seit dem 7. Jahrhundert regiert wurde.

Der Asuka-Kiyomihara Kodex (689) erschuff das jingikan (Bureau of religious affairs), dass über dem daijōkan stand. Der Begriff jinji-haku (Oberhaupt des Bureau of religous affairs) erscheint erst seit 701. Das jingikan wurde traditionellerweise vom Nakatomi Klan geführt.

Der berühmteste der Nakatomi im 7. Jahrhundert war Kamatari, der instrumental war für die Taika Reformen. Laut Nihongi soll im Kaiserin Kōgyoku das Amt des Oberhaupts der jingikan anboten haben, welches Kamatari aber ablehnte. Dieser Bericht mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Fabrikation um den Status des Fujiwara Klans zu erhöhen, da jingikan zu dieser Zeit noch gar nicht existierte.

Kamatari wurde der erste der Fujiwara als ihm der Name 669 vom Tennō gewährt wurde, und der Name ist für seine direkten Nachkommen ab 698 reserviert, damit es eine klare Unterscheidung zu den Nakatomi gibt. Kamatari wurde später im Kultzentrum Tōnomine, in der Umgebung von Asuka, in den Schrein eingeschlossen und als Gottheit verehrt. (S.247)

Kamatari starb in seiner Residenz Ōmi 669. Um die Verehrung die seinem Geist zu Teil wurde zu verstehen, muss die Frage nach seiner Religiosität beantwortet werden. Es gibt karge Berichte über buddh. Aspekte seines Lebens: demnach hatte Kamatari persönliche Ergebenheit zu Avalokitesvara (jap. Kannon; Boddhisattva), zu Maitreya (jap. Miroku; Buddha der Zukunft) und eine besondere Beziehung zu Vimalakirti (jap. Yuima koji). -> Ähnlichkeit zu sehen zwischen der Religion Kamtaris und Shōtoku Taishis

Kamatari hatte wohl eine persönliche Kapelle in seiner Residenz bei Yamashina – der Kōfuku-ji (ujidera der Fujiwara) behauptet aus dieser Kapelle hervorgegangen zu sein, weswegen der Nama „Yamashina“ in den nächsten Jahrhunderten mit Kōfuku-ji assoziiert wurde. Die zentrale Zeremonie des Kōfuku-ji war Vimalakirti (Yuima-e) gewidmet. Kamatari wurde später als eine Manifestation Vimalakirtis in dieser Welt verehrt. Weiters trat sein ältester Sohn Mahito der klösterlichen buddh. Gemeinschaft in jungen Jahren bei und wurde von Kamatari nach China zum Studieren geschickt. Sein Mönchsname lautet Jō-e. (S.248)

Leider außer zu Kamataris buddh. Neigungen keine weiteren Informationen zu anderen Aspekten seiner Religiosität vorhanden. Weil er ein Nakatomi war behauptet eine Überlieferung, dass er die Ahngottheiten des Nakatomi Klans verehrte. Eine spätere Überlieferung (laut Ōkagami) jedoch beharrt darauf, dass er der erste der Fujiwara war und deshalb andere Götter verehrte.

Beide Standpunkte nehmen Bezug auf die Frage von Kamtaris Geburtsort. Der älteren Überlieferung nach wurde er am Fuße des Berges Amenokagu geboren, ein Ort mit alten religiösen Verbindungen der Nakatomi – demanch würde Kamatari der Hauptlinie aus Yamato entstammen und die Ahngottheiten der Nakatomi verehren: Ame-no-koyane-no-mikoto und Himegami, im Schrein Hiraoka eingeschlossen. Laut der zweiten Überlieferung wurde Kamatari in Kashima geboren und gehörte nicht zur Yamato Linie der Hof-Ritualisten – ev. von ihnen adoptiert/aufgenommen. Diese Position bezieht sich darauf, dass die Ahngottheiten der Fujiwara (genauer Schutzgottheiten) die im Kasuga Schrein eingeschlossen sind, die gleichen Gottheiten von Kashima und Katori sind. Vergleich zwischen Hiraoka und Kasuga: in Hiraoka zuerst nur Ame-no-koyane-no-mikoto + Himegami, später auch die Gottheiten von Kashima und Katori mit geringerem Status -> umgekehrte Prinzip in Kasuga Beide Schreine symbolisieren eine klare Abgrenzung zwischen den Nakatomi und den Fujiwara, gleichzeitig aber auch eine Erinnerung an die angebliche Herkunft der Fujiwara. (S.240-250)

Laut Tanemura Enchō war Kamatari für die nationale Orthodoxie wichtig, für Ueda Masaaki fällt diese Rolle aber eher Kamataris zweiten Sohn Fuhito zu. Fuhito stand hinter der Erschaffung des Kōfuku-ji, und sein Sohn Nakamaro hinter der Reorganisation des Kasuga Schreins.

Die Fujiwara brauchten unterschiedliche Ahngottheiten zu den Nakatomi, nicht Kamatari, der ja nicht wusste, dass er de facto zum Stammvater der Fujiwara werden würde. Die Fujiwara „borgten“ sich also die Gottheiten von Kashima und Katori. (S.250)