Schlacht von Dan-no-ura

Aus Kamigraphie
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Die Schlacht von Dan-no-ura 壇ノ浦の戦い war die letzte und entscheidende Schlacht des Genpei-Kriegs zwischen den Taira 平 bzw. Heike 平家 und den letztendlich siegreichen Minamoto 源 bzw. Genji 源氏. Sie fand im Meer bei Dan-no-ura am 24. Tag des dritten Monats des Jahres Genryaku 元暦 statt, was dem 25. April 1185 westlicher Zeitrechnung entspricht.

Verlauf der Schlacht

Quellenlage

Die Schlacht von Dan-no-ura ist vor allem im Azuma kagami recht ausführlich beschrieben, weswegen diese Quelle von den meisten Autoren, die sich mit diesem Thema beschäftigen, aufgegriffen wird. Wie andere Primärquellen dieses Alters ist die Zuverlässigkeit oft nur in schwankendem Maße gegeben. Vereinzelt gibt es noch andere Aufzeichnungen, wie Berichte nach der Schlacht, die dabei helfen, die Angaben im Azuma Kagami einzuschätzen. Eine weitere Quelle ist auch das Heike monogatari. Diese ist als Quelle mit noch größerer Vorsicht zu genießen, zumal die Verschriftlichung erst über 100 Jahre später begonnen hat. Zudem handelt es sich um eine Erzählung, die in einem buddhistischen Kontext entstanden ist, wobei die Einflüsse dessen mitunter sehr offensichtlich sind. Dieser Text diente auch nicht der genauen Wiedergabe historischer Begebenheiten, sondern der Unterhaltung, vorgeführt von blinden buddhistischen Mönchen, begleitet von einer Biwa. Es gibt überdies noch verschiedene Versionen des [[Heike Monogatari] (Kitagawa 1975, S. xvi–xvii). Deshalb findet sich die dortige Darstellung separat aufgeführt. Sie beruht auf der Version von Kakuichi.

Historische Fakten

Die Taira wurden im Verlauf des Krieges immer weiter zurückgedrängt und zogen sich schließlich auf die Insel Hikoshima nahe von Dan-no-ura zurück. Mit ihnen hatten sie den gerade einmal sechsjährigen (achtjährig nach traditionell japanischer Alterszählung) Kaiser Antoku zusammen mit den drei Reichsinsignien, um seine Legitimität zu beweisen (Hiraizumi 1999, S. 83).

Minamoto no Yoshitsune war den Taira in allem außer der Seefahrt überlegen, aber auch da war der Unterschied nicht mehr besonders deutlich, zumal einige Clans mit vielen Schiffen und erfahrenen Leuten sich den Minamoto angeschlossen hatten. Trotzdem war eine komplett bei See geschlagene Schlacht für Yoshitsune selten (Hiraizumi 1999, S. 84).

Die Anzahl der Schiffe während der Schlacht wird zumeist auf ca. 700 geschätzt, im Azuma kagami dürfte mit 840 Schiffen der Minamoto gegen 500 der Taira wohl übertrieben worden sein (Murdoch 1925, S. 363). Die Schiffe der Taira sollen, wenn auch nicht so zahlreich wie angegeben, in drei Flotten geteilt worden sein, wobei die Matsuura laut Azuma kagami eine davon geführt haben sollen[1].

Die Schlacht wurde eher wie an Land üblich ausgetragen und weniger als Seeschlacht. Sobald die Schiffe in Sichtweite waren, wurde mit Pfeil und Bogen geschossen. Aufgrund der für sie günstigen Strömungen und der größeren Erfahrung der Taira auf See, waren diese zu Beginn in der siegreicheren Position (Turnbull 2003, S. 34).

Schlacht von Dan-no-ura - Yoshitsune

Die Schlacht wurde bald auch im Nahkampf ausgetragen, wobei sich zur selben Zeit die Strömung zu Gunsten der Minamoto änderte. Trotzdem schafften es die Taira, die Minamoto anfangs stark zurückzuschlagen (Murdoch 1925, S. 364). Die Minamoto nutzten ihren Vorteil letztlich aber doch und schlussendlich war ihr Sieg gewiss, nachdem Miura Yoshizumi[2], eigentlich ein Verbündeter der Taira, diese verriet und aus dem Hinterhalt angriff. Er informierte die Minamoto, auf welchem Schiff sich der Kaiser aufhielt, worauf die Minamoto dieses ins Visier nahmen (Turnbull 2003, S. 35).

Um Antoku und die kaiserlichen Insignien davor zu bewahren, in die Hände der Minamoto zu fallen, nahm Antokus Großmutter Nii-dono das Krummjuwel sowie das Schwert und ertränkte sich mitsamt ihres Enkels. Auch viele andere Samurai auf der Seite der Taira stürzten sich ins Meer (Turnbull 2003, S. 36–37). Der Verlust der Reichsinsignien wird uneinheitlich behandelt, größere Übereinstimmung scheint es nur über den Verlust des Schwertes zu geben (vgl.Hiraizumi 1999, S. 85).

Die Schlacht nach der Darstellung im Heike monogatari

Großes Schiff der Taira

Vor Beginn der Schlacht, wusste der Leiter des Kumano-Schreins Tanzō nicht, wen er unterstützen sollte und konsultierte daher ein Orakel und einen Hahnenkampf, welche beide die Unterstützung der Minamoto nahelegten, zu denen er daher mit 2000 Mann auf 200 Schiffen stoß. Ein weiterer neuer Verbündeter, und zwar Michinobu, fügte der Gesamtzahl nochmals 150 Schiffe hinzu, was einen Stand von 3000 gegen 1000 Wasserfahrzeugen zu Gunsten der Minamoto ergab, wobei die Taira aber zum Teil besonders große Schiffe besaßen. Tag und Stunde des Schlachtbeginns waren im Vorhinein schon auf den 24.3. um 6 Uhr festgelegt (Kitagawa 1975, S. 668–669).

Die beiden Seiten waren zu Anfang durch etwa 3000 Meter getrennt, wobei die Strömung nicht zu Gunsten der Minamoto verlief. Die Taira konnten sich mit der Strömung bewegen. Kagetoki auf Seiten der Minamoto hielt diese feindlichen Schiffe mit Enterhaken auf und sammelte im Kampf die Waffen der Gegner ein. In einer Rede der Taira, um ihre Männer zu motivieren, meinten sie, dass "die aus dem Osten" (die Minamoto) zwar auf Pferden kämpfen können aber nicht auf See (Kitagawa 1975, S. 670).

Die Schiffe der Taira waren in drei Gruppen geteilt - vorne waren die Flotten von Hidetō, was die Hälfte der gesamten Schiffe ausmachte; es folgte der Matsuura Clan mit 300 und hinten die Adeligen und Hofbeamten der Taira mit 200 Schiffen (Kitagawa 1975, S. 671). Die Taira waren möglicherweise mutiger, da diese sogar den Kaiser Antoku mitgebracht hatten. Jedenfalls verlief die Schlacht aber zuerst nicht günstig für die Minamoto, bis eine weiße Wolke erschien, sich zu den Schiffen der Minamoto hinabließ und sie als weißer Banner zierte – was auch die Bannerfarbe der Minamoto war. Yoshitsune interpretierte dies als Zeichen des Kriegsgottes Hachiman. Als dann Delfine unter den Schiffen der Taira durchschwammen, wurde dies von den Taira als schlechtes Zeichen für sie selbst erkannt.

Die Strategie der Taira war es, die Samurai höheren Ranges auf kleinen, und dagegen die niederen Ranges auf großen Schiffen zu platzieren, um die Minamoto dazu zu bringen die großen Schiffe zu attackieren, wobei die Minamoto dann von den hochrangigen Männern umzingelt und versenkt werden sollten. Durch den Verrat Shigeyoshis, der die Strategie preisgab, ging diese nicht auf und letztendlich wechselten auch andere ehemalige Verbündete der Taira die Seite (Kitagawa 1975, S. 673–674).

Die absolute Niederlage der Heike zeichnete sich bereits deutlich ab, was den Heike und ihren Verbündeten die Wahl, den Feinden in die Hände zu fallen oder zu sterben, ließ. Die Hofdame Nii-dono, die Großmutter Antokus, wählte letzteres und machte sich bereit, sich mit Antoku und dem heiligen Schwert, einem der drei Reichsinsignien zu ertränken. Antoku wurde gesagt, zuerst nach Osten zu sehen und Amaterasu zu verabschieden und dann nach Westen gewandt den Buddha Amida anzurufen, was er auch tat. Daraufhin tröstete Nii-dono Antoku damit, dass er in den Tiefen der Wellen eine Hauptstadt finden würde und ertrank sich gemeinsam mit dem Kaiser[3].

Auch Antokus Mutter wollte sich ertränken, wird jedoch von den Minamoto an Bord gezogen. Eine andere Hofdame wollte mit dem Spiegel, einem anderen der Reichsinsignien, vom Schiff springen, wurde aber mit einem Pfeil aufgehalten. Auch die meisten anderen Taira ertränkten sich, oft indem sie sich eine weitere Rüstung anzogen (Kitagawa 1975, S. 679).

Noritsune jedoch, ein ausgezeichneter Kämpfer auf Seiten der Taira, bewahrte seinen herausragenden Mut und soll ausgesehen haben wie die „Inkarnation des Kriegsgottes“. Nur drei übermenschlich starke Krieger der Minamoto konnten ihn unter Aufopferung ihrer Leben gemeinsam bezwingen (Kitagawa 1975, S. 680). Während viele den Suizid wählten und andere gefangen genommen wurden, schafften es einige Generäle zu fliehen, wobei nicht klar ist, wie sie der Gefangennahme entkommen sind. Die Niederlage der Taira sah man auch anhand des von dem roten Banner der Heike herbstlich gefärbten Meeres (Kitagawa 1975, S. 682).

Das Schwert Kusanagi ging in dieser Schlacht verloren, der Rest konnte sicher zurückgebracht werden. Der Spiegel fiel noch vor dem Eintreten ins Wasser in die Hände der Minamoto und das Krummjuwel wurde gefunden, obowhl Nii-dono es bei ihrem Tod mit sich trug. Kusanagi konnte trotz Bemühungen nicht gefunden werden - einige meinen, dass Yamata no orochi durch den Verlust des Schwertes einen Groll hegte und nach 80 Generationen in den achtjährigen Antoku gefahren ist, um das Schwert zurück in die Tiefen des Meeres zu nehmen (Kitagawa 1975, S. 684–689).

Je nach Version ist das verlorengegangene Schwert entweder das echte oder eine Fälschung. Auch die Andeutung an den Drachenpalast wird vereinzelt explizit ausgesprochen und mit dem Verlust Kusanagis in Verbindung gebracht (Vyjayanthi 2013, S. 116–117).

Kulturhistorische Zusammenhänge

Die Erzählungen im Heike monogatari sind merkbar stark buddhistisch interpretierte Wiedergaben der Ereignisse und so findet sich dies auch in den Kapiteln im Zusammenhang mit der Schlacht von Dan-no-ura wieder - von Weissagungen über göttliche Omen und Erscheinungen sowie die Handlungen vor Antokus Tod ist die religiöse Prägung mal mehr, mal weniger subtil. Aber auch darüber hinaus hatte diese Schlacht eindeutige Einflüsse auf religiöse Vorstellungen und Praktiken.

Heikegani, Meerbrasse und Kappa

Die Heikegani genannten Krabben erinnern aufgrund der Form ihres Panzers an Samurai und haben durch den Glauben, die Taira würden als solche wiedergeboren werden, ihren Namen erhalten. Die Geschichte des Namens und das Narrativ darum dürften aber relativ neu sein (vgl. Takoshima 2012).

Tomomori zentral, Heikegani in der unteren Hälfte

Siehe dazu: Heikegani

Auch eine Art Meerbrasse mit dem Namen madai 真鯛, trägt als Jungfisch den Zweitnamen kobeike 小平家. Legenden nach sollen die Frauen der Taira zu diesen madai geworden sein, während die Männer zu Heikegani wurden. Dies dürfte vor allem der roten Farbe der Meerbrasse geschuldet sein, die an die roten Banner der Taira erinnert. Im Raum Kyūshū hat sich auch eine andere Legende entwickelt, nämlich, dass die bei Dan-no-ura verstorbenen Frauen der Taira zu Kappa, genauer gesagt zu sogenannten umigozen 海御前 wurden (Takoshima 2012, S. 96).

Akama-jingū

Der Akama Schrein in Shimonoseki ist heute als kaiserliches Grab von Antoku designiert, hat aber auch eine lange Geschichte vor diesem heutigen Status. Als Tempel besteht er seit 859, damals noch Hachiman gewidmet, bevor er dann als Amida-ji Berühmtheit erlangte. Diese steht eng in Verbindung mit der Position des Schreins in unmittelbarer Nähe der Schlacht von Dan-no-ura, da angeblich Antokus Körper dort begraben sein soll, nachdem er aus dem Ozean geborgen wurde und Riten für seinen Geist durchgeführt wurden. So fand dieser Amida-ji damals schon bald eine neue Identität als Grabstätte Antokus. Dies beruhte vor allem auf der Neugründung 1186 durch Nonnen mit dem Ziel der Besänftigung von Antokus Geist (Gunji 2011, S. 57–58).

Motiviert von der Angst vor den rachedurstigen Geistern der bei Dan-no-ura Verstorbenen, wurde drei Monate nach der Schlacht der Bau einer Halle für Antoku und die gefallenen Taira befohlen, wo die angemessenen Besänftigungs-Riten durchgeführt wurden (Gunji 2011, S. 59–58). Der Amida-ji erhielt seine Existenz und Rituale bis zur Meiji-Restauration, nach welcher er 1870 aufgelassen und vorläufig in Antoku Tennō-sha 安徳天皇社 umbenannt wurde. Das ging natürlich einher mit der umfangreichen Ersetzung buddhistischer Darstellungen mit shintoistischen, sogar die „Geisteshalle“, die 700 Jahre zuvor durch kaiserliche Verordnung entstand, wurde abgebaut und an ihrer Stelle eine neue errichtet (Gunji 2011, S. 61–64).

Die Entfernung bzw. Zerstörung buddhistischer Ikonographien wurde jedoch nur inkonsistent vollzogen, so verschwand beispielsweise der gorintō von Antoku, während die der Taira blieben. Auch die Rituale sollten von buddhistischen Elementen gesäubert und mit shintoistischen ersetzt werden. Ein übernommenes Element das besonders hervorzuheben ist, wäre das sogenannte jōrō sankei 上臈参詣. Dies war und ist schon seit dem 12. Jahrhundert einer der vielen Bestandteile des Festes zum Jahrestag von Antokus Tod (Gunji 2011, S. 70–71).

Die jōrō waren Hofdamen, die sich um die täglichen Bedürfnisse des Kaisers kümmerten, was sie auch bei dessen Tod weiterführen sollten. Im Falle Antokus hatten diese besondere Wichtigkeit, da er als Kind starb. Das jōrō sankei entstand wahrscheinlich wie folgt: die Taira-Frauen, die nicht in Gefangenschaft gerieten, arbeiteten anscheinend teilweise als Prostituierte, nahmen aber auch jedes Jahr an der Zeremonie zu Antokus Tod teil. Als die Taira dann verstarben, schienen andere lokale Prostituierte ihre Rolle übernommen zu haben. Die meisten anderen Rituale zu Antokus Tod wurden verworfen oder erheblich geändert. Da aber das Ritual jōrō sankei selbst weder grundlegend buddhistisch noch shintoistisch war und sich an hoher Popularität erfreute, entschied man sich dieses fortzuführen, unter Entfernung der buddhistischen Elemente (Gunji 2011, S. 72–75).

Die Designation als kaiserliche Grabstätte war nicht so eindeutig, wie sie aufgrund der Lage des damaligen Tempels scheinen mag. Die historischen Quellen erwähnen wenig Details über das Schicksal Antokus. In einem Tagebucheintrag, zehn Tage nach der Schlacht, wurden Unklarheiten bezüglich Antoku geäußert, im Azuma kagami wird über seinen Tod, aber nicht den Leichnam berichtet. Der vom Tempel übernommenen Legende zufolge, wurde dieser von Fischern gefangen und beim Tempel begraben. Andere Legenden jedoch erwähnen oder suggerieren andere Begräbnisstätten, wobei insgesamt über 46 unterschiedliche Orte diesbezüglich genannt werden (Gunji 2011, S. 77–78).

Tor des Akama Schreins

1883 wurde nichtsdestotrotz an diesem Ort das Mausoleum fertiggestellt, wobei die Bestimmung als kaiserliches Grab aufgrund historischer Hintergründe, nicht archäologischen Erkenntnissen erfolgte (Gunji 2011, S. 80–81).

Interessant ist hier das Tor das Akama-Schreins, das in Stil und Farbe an den Drachenpalast erinnert. Dies wird wohl im Zusammenhang mit den vagen Andeutungen an diesen vor dem Ertrinken Antokus stehen.

Die Taira nach ihrer Niederlage

Aus den Geschichtswerken geht nicht klar hervor, was mit den Taira nach ihrer Niederlage passiert ist. Berichte an die Hauptstadt sprachen teilweise davon, sie wären komplett zerstört worden (Sakamaki 1967, S. 117), im Heike monogatari beispielsweise aber wird von einer Flucht mancher Taira-Generäle gesprochen (Kitagawa 1975, S. 682). Es gibt daher einige Hypothesen über die Flucht der Taira – sie sollen entweder in Richtung Norden, in Richtung Westen nach Tsushima und Iki, in Richtung Osten nach Shikoku, oder in Richtung Süden nach Kyūshū, Amami oder Ryūkyū geflohen sein. Diese Annahmen beruhen alle auf Namen von Siedlungen mit Namen wie Heike-dani oder Heike-mura in den genannten Regionen, vor allem Gebirge, was eine gewisse Distanz und Schutz vor den Minamoto geboten hätte (Sakamaki 1967, S. 118).

Besondere Indizien gibt es aber für eine Flucht nach Ryūkyū. Es gibt dort eine Vielzahl an regionalen Geschichten von „Fremden jenseits der Meere“, hunderte Ortsnamen die wohl aus Japan stammen, sowie viele Ortsnamen, die im Man'yōgana-Stil der späten Heian-Zeit geschrieben wurden. Außerdem ist Taira auch als Orts- und Nachname aufzufinden, in besonders großer Zahl als Bestandteil von dutzenden verschiedenen Nachnamen. Es sind auch bestimmte Ausdrucksweisen der höfischen Heian-Gesellschaft Teil der Sprache, die sich dadurch erklären ließen (Sakamaki 1967, S. 118–119). Die Hinweise würden sich auch sehr gut mit der Geschichte der Ryūkyū-Inseln vereinbaren lassen. 1372 begann Ryūkyū den Tributhandel mit China, handelte dabei aber schon Produkte aus Japan und Südostasien mit China. Der Besitz dieser Güter, sowie der Schiffe für die gefährlichen Seereisen, legt viel Erfahrung an Seefahrt nahe. Eine langsame Entwicklung scheint aber aufgrund der scheinbar plötzlichen Etablierung der Handelsbeziehung unwahrscheinlich, zumal Ryūkyū arm an Ressourcen ist und lange nur in einer steinzeitlichen Kultur lebte (Sakamaki 1967, S. 116).

In diesem Sinne ist die Mythologie Ryūkyūs besonders interessant in Betracht zu ziehen. Demnach folgte auf 25 Generationen einer Dynastie himmlischen Ursprungs Shunten, der 1187 die erste königliche Dynastie begründete. Bei Shunten soll es sich demnach um einen Sohn Minamoto Tametomos handeln, Onkel des ersten Shoguns, Minamoto Yoritomo. Wie für Mythologien üblich, ist dies frei erfunden, Nachkommen der Minamoto haben ihren Weg nicht nach Ryūkyū gefunden, geschweige denn dort Kinder gezeugt. Aber die Tatsache der Festsetzung auf das Jahr 1187, nur zwei Jahre nach der Schlacht von Dan-no-ura, ist dennoch eventuell als relevant anzusehen (Sakamaki 1967, S. 116–117).

In das Narrativ dieser Mythologie könnten die Taira anstatt der Minamoto gut eingesetzt werden. Bereits vor ihrer endgültigen Niederlage sind diese mit allem Hab und Gut geflohen, welches in ihren vielen großen Schiffen ausreichend Platz hatte. Sie dominierten lange den Handel und wollten sogar die Hauptstadt nach Hyōgo verlegen, um besser von China profitieren zu können (Sakamaki 1967, S. 117). Nimmt man an, die Taira wären auf Ryūkyū angekommen, müssten diese wohl in Übersee Handel betrieben haben, um ihren vorherigen Lebensstil erhalten zu haben. Sie hatten die Erfahrung, die Schiffe und Waren aus Japan, um Handel zu betreiben. Für den Handel mit China wurden besonders Schwefel für Schießpulver und Pferde verwendet. Zur selben Zeit erschienen Regionalherrscher, die wohlhabender und stärker wurden und miteinander zu kämpfen begannen. Sie bauten mindestens 135 Steinschlösser, noch lange vor deren Existenz in Japan, in deren Ruinen Keramik aus der Kamakura Zeit sowie Porzellan und Kupfermünzen aus China gefunden wurden. Dieses anzunehmende „Goldene Zeitalter“ vor der Etablierung des Tributhandels ging mit vielen Kämpfen und daher Zerstörung einher, was die Abwesenheit jeglicher Aufzeichnungen zu dieser Zeit erklären könnte (Sakamaki 1967, S. 120–121). Dieser Mangel an Quellen macht es auch schwierig, die Theorie zu beweisen oder widerlegen.

Verweise

Anmerkungen

  1. Hyungsub 2009, S. 367; dieser Clan wird bei den ersten Angriffen der Wakō explizit erwähnt, siehe dazu auch Hazard 1967 und Matsuura.
  2. Bzw. wird Taguchi Shigeyoshi bei Murdoch 1925, S. 364 genannt.
  3. Kitagawa 1975, S. 676–77; es könnte sich bei der „Hauptstadt“ in den „Tiefen der Wellen“ eventuell um den Drachenpalast handeln.

Literatur

  • Naoko Gunji 2011
    „Redesigning the death rite and redesignating the tomb: The separation of kami and Buddhist deities at the mortuary site for emperor Antoku.“ Japanese Journal of Religious Studies 38/1 (2011), S. 55-92.
  • Kiyoshi Hiraizumi 1999
    Story of Japan, Vol. 2: History from the warrior Hachiman Taro to the Muromachi period. Ise: Seisei Kikaku 1999.
  • Moon Hyungsub 2009
    „The Matsura pirate-warriors of northwestern Kyūshū in the Kamakura Age.“ In: Berger et al. (Hg.), Currents in medieval Japanese history: essays in honor of Jeffrey P. Mass. Los Angeles: Figueroa Press 2009, S. 363-399.
  • Hiroshi Kitagawa (Ü.) 1975
    The tale of the Heike. Tokyo: University of Tokyo Press 1975.
  • James Murdoch 1925
    A history of Japan: From the origins to the arrival of the Portuguese in 1542 A.D. London: Kegan Paul 1925. (2.überarb.Aufl. Auflage.)
  • Shunzō Sakamaki 1967
    „The Heike: From defeat at Dannoura to a golden age in Ryūkyū?“ The Journal of Asian Studies 27/1 (1967), S. 115-122.
  • Takoshima Sunao 蛸島直 2012
    „Kani ni ka shita ningen-tachi: Heikegani no kiroku o chūshin ni.“ Ningen Bunka 28 (2012), S. 85-107. („In Krabben verwandelte Menschen: Berichte über die Heikegani“.)
  • Stephen Turnbull 2003
    Samurai: The world of the warrior. Oxford: Osprey 2003.
  • Ratnam Selinger Vyjayanthi 2013
    Authorizing the Shogunate: Ritual and material symbolism in the literary construction of warrior order. (Brill's Japanese studies library 44.) Leiden: Brill 2013.