Exzerpt:Kita 1998/Einleitung
Einleitung
Übersetzung von Andrea Beier
Es gibt eine Vielzahl an Göttern, die [in Japan] als glückbringend verehrt werden. Warum unter diesen insbesondere sieben Glücksgott-Gestalten als die sogenannten „die sieben Glücksgötter“ ausgewählt wurden, ist zusammen mit der Frage, welchem gesellschaftlichen Wandel sie ihre Entstehung verdanken, ein interessantes Thema.
Für gewöhnlich werden Daikoku, Ebisu, Bishamon, Ben-ten, Fukurokuju und der Ehrwürdige Hotei als die sieben Glücksgötter bezeichnet. Allerdings sehen die genannten Glücksgötter anders aus als die ehrwürdigen heiligen Buddhas und Bodhisattvas (kensei butsubosatsu 賢聖仏菩薩達) aus den sankyō 三教[1], goso 五祖[2], shichibutsu 七仏 (die sieben Buddhas der Vergangenheit) oder den jūsanbutsu 十三仏 (die 13 Buddhas), die aufgereiht, mit ernstem Gesicht eher so aussehen wie auf dem Foto einer Abschlussfeier. Die sieben Glücksgötter jedoch fahren normalerweise gemeinsam ausgelassen und freundschaftlich vergnügt auf dem takarabune (dem Schatzschiff der Glücksgötter), oder werden auf Rollbildern herumtollend, miteinander spielend/Spaß habend dargestellt. Dies mag ganz natürlich aus der Redewendung „Das Glück kommt zu denen, die lachen“ hervorgehen, aber in Wirklichkeit haben die Glücksgötter keineswegs die ganze Zeit nur gelacht.
Sowohl der Inari-jin von Fushimi, als auch der Bishamon-ten von Kurama und viele andere ugajin 宇賀神 (Götter der Ernte und des Wohlstands) und dōsojin 道祖神 (Schutzgötter der Reisenden und der Wege), waren ursprünglich äußerst ernst. Sogar dem Ebisu Saburō von Utsunomiya 西の宮の夷三郎殿, den man später als Vorbild für eine glückstrahlende Physiognomie bezeichnen sollte, wurde früher nachgesagt so wie honchi Bishamon-ten 本地毘沙門天 und Fudō myōō 不動明王 ein furchtbarer Kriegsgott zu sein. Es muss eine besondere Bedeutung dafür geben, dass es dazu gekommen ist, dass diese [furchtbaren Kriegsgötter] so lustig dargestellt, gemalt oder geschnitzt wurden. Man kann nach einer Weile annehmen, dass dies die Entstehungsgeschichte zu den sieben Glücksgöttern erklärt.
In meinen bisherigen Werken [u.a. in "fukujin enkaku gaisetsu 福神沿革概説"(Überblick der historischen Entwicklung der Glücksgötter) siehe "fukujin no kenkyū 福神の研究"(Forschung zu den Glücksgöttern)(nihon gakujutsu fukyū kaikan 日本学術普及会刊)] habe ich oft wiederholt, dass die verschiedenen Entwicklungsgeschichten um die Glücksgötter durch den Wandel der Zeitalter und durch die gesellschaftlichen Umstände zustande gekommen sind. Des Weiteren dauerte es bis die sieben Glücksgötter so wie man sie heute kennt, tatsächlich das erste Mal der Welt vorgestellt wurden und willkommen geheißen wurden von der Muromachi-Zeit bis zum Anfang der Edo-Zeit. Man muss festhalten, dass sie auftauchten und auf die Bedürfnisse der Gesellschaft reagierten.
Wahrscheinlich war das Volk aufgrund der jahrelangen Kriegswirren von den langen Anstrengungen erschöpft und nachdem sie am Ende großes buddhistisches Leiden (kugen 苦患) erfahren hatten, forderte man Muße in beschäftigten Zeiten und suchte Fröhlichkeit in traurigen Zeiten. In dem Gedanken, dass man lebt egal ob man weint oder lacht, vergnügte man sich eher verzweifelt mit dem Gemüt unweltlicher Wortspiele, was mit der Tendenz sich ein zurückgezogenes Leben zu wünschen einherging. Vermutlich hatte das auch zur Folge, dass die Zen-buddhistischen Dialoge des Mönchs Ikkyū 一休 die Menschen erfreuten, oder dass Bilderrollen über „die drei Lachenden von kokei“ (kokei no sanshō 虎渓の三笑) oder kanzan und jittoku 寒山・拾得 beliebt waren. Besonders zu den sanshō 三笑 wurden sogar Nō-Lieder komponiert und die kyōgen, die humorigen Zwischenspiele im Nō-Theater, wurden äußerst erfreulich vom Publikum aufgenommen, was tatsächlich wieder für die vorangegangene Erörterung spricht.
Folglich wurden Charaktereigenschaften dieser Art automatisch auch für die Glücksgötter notwendig. Der weltabgewandte, beleibte Mönch Hotei war bisher als Gefährte nicht anerkannte worden, ebenso wenig Leute wie Fukurokuju und Jurōjin, die wie Einsiedler anmuteten, bis sie irgendwann aufgenommen wurden. Schließlich wurden auch anderen ursprünglich ernsten Göttern auf natürliche Weise diese Charaktereigenschaften verliehen.