Götter besiegen die Krankheiten (Holzschnitt)
Götter besiegen die Krankheiten Blockdruck (Papier, Farbe) von Ichijusai Yoshikazu. 1858; ōban-Dyptichon (2 x ca. 35x25 cm)
Bild © Privatsammlung Michael O'ClairDie Bildinschrift lautet: „Unter dem Schutz der verschiedenen Kami besiegen gute Medikamente die bösen Kranheiten.“ (S.a. Kusuri no Hakubutsukan; University of California, San Francisco)
Bildinhalt
(Beschreiben Sie das Bild: Um welche Götter handelt es sich?)
Hier meine Gedanken zu dem Bild:
Im Vordergrund sind Arzneien in Menschgestalt dargestellt, die Krankheiten bekämpfen. Auf den gesichtslosen Köpfen stehen die Namen der verschiedenen Medikamente.
Dahinter sieht man Gottheiten, die sie bei ihrem Kampf unterstützen. Die Gruppe wird von Gozu Tennō (hier 牛頭天皇 geschrieben) angeführt. Ihm folgen sieben Gottheiten. Darunter Hachiman (der Schriftzug über seiner Figur lautet Shōhachimangū 正八幡宮) und Inari (Inaridaimyōjin 稲荷大明神). Drei weitere Gottheiten scheinen Schreine zu repräsentieren: Hikawadaimyōjin 氷川大明神, Kandadaimyōjin 神田大明神 und Suitengū 水天宮.
Die Nachsilben gongen 権現 bei den Gottheiten Konpiradaigongen 金毘羅大権現 und Sannōdaigongen 山王大権現 lassen darauf schließen, dass es sich um Inkarnationen Buddhas in japanischen Gottheiten handelt. Konpira ist eigentlich ein japanischer kami, auf den Konpira-Glauben wirkten aber buddhistische Einflüsse ein. Während der Edo-Zeit verschmolz Konpira mit der indischen Gottheit Kumbhīra. Es entwickelten sich verschiedene Formen des Kultes, darunter der Glaube, dass Konpira vor Krankheiten schützte. Sannō war ursprünglich ein Berg-kami am Berg Hiei in Kyoto. In dieser Gegend hat auch das Gion Matsuri seinen Ursprung, das mit Seuchengöttern ekijin 疫神 in Verbindung gebracht wird.
Der Schriftzug über den sieben Gottheiten lautet, Amaterasu Ōmikamigū Oharai 天照皇大神宮御祓. Oharai ist eine shintōistische Reinigungszeremonie zur Austreibung böser Geister.
Konpira (Encyclopedia of Shinto)
Sannō (Encyclopedia of Shinto)
--Brigitte Pickl-Kolaczia 15:00, 3. Nov. 2011 (CET)
Da Brigitte die Gottheiten schon ausführlich beschrieben hat, werde ich das in meinem Eintrag nicht mehr genau machen. Ich werde über andere Elemente sprechen, ihr aber ein Mal auch widersprechen.
Das Bild stammt aus der frühen Meji-Zeit,[1] als die westliche Medizin nach Japan kam. Man kann also vermuten, daß der Künstler, Utagawa Yoshikazu, die Veränderungen in der Medizin mit seiner Weltvorstellung vereinen wollte, indem er die neuen Möglichkeiten als Gnade seiner eigenen Gottheiten (wie etwa Inari 稲荷大明神) dargestellt hat.
Der japanische Titel lautet 「諸神の加護によりて良薬悪病を退治す」und ist auf der oberen linken Seite in einer Art Schriftrolle mit ofurigana abgedruckt.
Das Bild ist 41x58cm groß und in zwei Ebenen geteilt, wobei der obere Teil kami, die Sonne über Japan und den Titel wiedergibt. Im unteren Teil wird eine Schlacht gezeigt, in der Krankheiten wie etwa die Ascaris-Pneumonie oder das Löffler-Syndrom (die durch den Befall von Spulwürmern ausgelöst werden können) niedergerungen werden. (Die hier angeführten Krankheiten habe ich aufgrund der japanischen Beschreibung auf der Kusuri no Hakubutsushi-Homepage ausgewählt, aber das ist nur eine Theorie meinerseits.) Leider sind die Namen der Krankheiten auf der uns zur Verfügung gestellten Abbildung nicht lesbar. Die kämpfenden „Helden“ haben keine Gesichter, aber auf ihren Köpfen sind ihre Namen entsprechend ihrer Herkunft entweder in Kanji oder in Katakana vermerkt. So ist auf einem Kopf der Name „Hofmann“ geschrieben und auf der ihm benachbarten Gestalt „Sekin“. Es scheint sich dabei also um berühmte Ärzte aus Japan und dem Westen zu handeln, die sich „im Namen der Götter“ den Krankheiten annehmen, die die Menschen bedrohen. Da sie von den japanischen Gottheiten geschickt werden, tragen sie wohl auch allesamt japanische Kriegskleidung und Waffen. Interessant ist dabei, daß die „Helden“ die Krankheiten von der rechten Seite (also dem Osten) aus bekämpfen und nach links (in den Westen) verdrängen.
Die vorkommenden Farben sind Hell- und Dunkelblau, Rosa und Rot, Grau und Schwarz. Es scheint also jeweils eine dickere oder dünnere Schicht derselben Farbe auf das Papier gedruckt worden zu sein. Darüber hinaus erscheinen weite Flächen ockerfarben bedruckt worden zu sein, obwohl es sich dabei aber auch nur um die vergilbte Farbe des Papiers selbst handeln könnte.
Laut der Hopepage, auf der das Bild ursprünglich gepostet wurde, stammt es von Seite 61 des Kusuri no Hakubutsushi.
Kleine Anmerkung meinerseits:
Auf der japanischen Seite gibt es eine Beschreibung des Bildes, und das Wort 加護 taucht darin auf. Es läßt sich laut Wadoku als „Schutz der Götter“, „göttlicher Beistand“ und „Gnade Buddhas“ übersetzen. Das Wort kann also für monotheistische als auch für polytheistische Religionen verwendet werden. Darüber hinaus lassen sich auch einmal mehr Shintoismus und Buddhismus vereinen.
--Sandra Leeb 15:59, 3. Nov. 2011 (CET)
Anmerkungen
- ↑ Obwohl das Datum 1858 vor der Meiji Restauration liegt, stimmt die Zeitangabe wahrscheinlich, 1858 kann eigentlich nicht stimmen (die Angabe stammt von einem italienischen Blog). Denn der Ausdruck „ホフマン“ auf einer der Figuren muss sich auf den Militärarzt Theodor Eduard Hoffmann, 1837-1894, beziehen, der zwischen 1871 und 75 in Japan weilte und hier am Aufbau einer Medizin nach westlichem Muster beteiligt war (s. Wikipedia Japan). --~~~~