Götter besiegen die Krankheiten (Holzschnitt)

Aus Kamigraphie
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Seuchengoetter.jpg

Götter besiegen die Krankheiten Blockdruck (Papier, Farbe) von Ichijusai Yoshikazu. 1858; ōban-Dyptichon (2 x ca. 35x25 cm)
Bild © Privatsammlung Michael O'Clair
Die Bildinschrift lautet: „Unter dem Schutz der verschiedenen Kami besiegen gute Medikamente die bösen Kranheiten.“ (S.a. Kusuri no Hakubutsukan; University of California, San Francisco)

Bildinhalt

(Beschreiben Sie das Bild: Um welche Götter handelt es sich? Wer möchte, kann auch ähnliche Bilder unten anfügen.)

Krankheiten und Arzneien

Im Vordergrund sind Arzneien in Menschgestalt dargestellt, die Krankheiten bekämpfen. Auf den gesichtslosen Köpfen stehen die Namen der verschiedenen Medikamente.


Ein Kopf trägt die Aufschrift „Hoffman“, womit ein deutscher Arzt gemeint ist (s.u.). Auf dem Kopf neben Hoffmann steht semen セメン, kurz für semen cinae (Cinasamen, Artemisia cina oder Wurmsamen), eine Pflanze die Santonin enthält, aus dem man ein Medikament gegen Spulwürmer herstellen kann. Weitere Arzneien sind 大黄, ein chinesischer Arzneirhabarber und 吐酒石 , Weinstein, welcher als Verdauungshilfe verwendet wurde. Von den Krankheiten konnte ich nur 水腫 (Wassersucht, Ödem) erkennen.

Gottheiten

Im Hintergrund sieht man Gottheiten, die die Arzneien bei ihrem Kampf unterstützen. Die Gruppe besteht aus:

  • Gozu Tennō (hier 牛頭天皇 geschrieben), der die Götter anführt
  • Hachiman (der Schriftzug über seiner Figur lautet Shōhachimangū 正八幡宮)
  • Inari (Inari Daimyōjin 稲荷大明神)
  • Amaterasu, hier wohl Tenshō Kōtai Jingū Oharai 天照皇大神宮御祓. Die kaiserliche Ahenengottheit wird interessanterweise als Amulett (ofuda) dargestellt. Oharai ist eine shintōistische Reinigungszeremonie zur Austreibung böser Geister.

Die folgenden Gottheiten sind durch ihre Schreinnamen ausgewiesen:

  • Hikawa Daimyōjin 氷川大明神
  • Kanda Daimyōjin 神田大明神
  • Suitengū 水天宮.

Gongen (Inkarnationen eines Buddhas als japanische Gottheit)

  • Konpira Daigongen 金毘羅大権現 Konpira ist eigentlich ein japanischer kami, auf den Konpira-Glauben wirkten aber buddhistische Einflüsse ein. Während der Edo-Zeit verschmolz Konpira mit der indischen Gottheit Kumbhīra. Es entwickelten sich verschiedene Formen des Kultes, darunter der Glaube, dass Konpira vor Krankheiten schützte.
  • Sannō Daigongen 山王大権現. Sannō ist der Schutzgott des Klosterberges Hiei in Kyoto. In dieser Gegend hat auch das Gion Matsuri seinen Ursprung, das mit Seuchengöttern ekijin 疫神 in Verbindung gebracht wird.

Allgemeines

Das Bild stammt wahrscheinlich aus der frühen Meji-Zeit, als die westliche Medizin nach Japan kam. Das Datum 1858 (die Angabe stammt von der UC San Francisco) kann eigentlich nicht stimmen, denn der Ausdruck „ホフマン“ auf einer der Figuren muss sich auf den Militärarzt Theodor Eduard Hoffmann, 1837-1894, beziehen, der zwischen 1871 und 75 in Japan weilte und hier am Aufbau einer Medizin nach westlichem Muster beteiligt war. 

Der japanische Titel lautet 「諸神の加護によりて良薬悪病を退治す」und ist auf der oberen linken Seite in einer Art Schriftrolle mit furigana abgedruckt. Das Wort 加護 lässt sich laut Wadoku als „Schutz der Götter“, „göttlicher Beistand“ und „Gnade Buddhas“ übersetzen. Das Wort kann also für monotheistische als auch für polytheistische Religionen verwendet werden. Darüber hinaus lassen sich auch einmal mehr Shintoismus und Buddhismus vereinen.

Man kann vermuten, dass der Künstler, Utagawa Yoshikazu, die Veränderungen in der Medizin mit seiner Weltvorstellung vereinen wollte, indem er die neuen Möglichkeiten als Gnade seiner eigenen Gottheiten (wie etwa Inari 稲荷大明神) dargestellt hat.

Das Bild ist 41 x 58cm groß und in zwei Ebenen geteilt, wobei der obere Teil kami, die Sonne über Japan und den Titel wiedergibt. Im unteren Teil wird eine Schlacht gezeigt, in der Krankheiten wie etwa die Ascaris-Pneumonie oder das Löffler-Syndrom (die durch den Befall von Spulwürmern ausgelöst werden können) niedergerungen werden. (Die hier angeführten Krankheiten habe ich aufgrund der japanischen Beschreibung auf der Kusuri no Hakubutsushi-Homepage ausgewählt, aber das ist nur eine Theorie meinerseits.) Leider sind die Namen der Krankheiten auf der uns zur Verfügung gestellten Abbildung nicht lesbar. Die kämpfenden „Helden“ haben keine Gesichter, aber auf ihren Köpfen sind ihre Namen entsprechend ihrer Herkunft entweder in Kanji oder in Katakana vermerkt. So ist auf einem Kopf der Name „Hofmann“ geschrieben und auf der ihm benachbarten Gestalt „Sekin“. Es scheint sich dabei also um berühmte Ärzte aus Japan und dem Westen zu handeln, die sich „im Namen der Götter“ den Krankheiten annehmen, die die Menschen bedrohen. Da sie von den japanischen Gottheiten geschickt werden, tragen sie wohl auch allesamt japanische Kriegskleidung und Waffen. Interessant ist dabei, daß die „Helden“ die Krankheiten von der rechten Seite (also dem Osten) aus bekämpfen und nach links (in den Westen) verdrängen.

Die vorkommenden Farben sind Hell- und Dunkelblau, Rosa und Rot, Grau und Schwarz. Es scheint also jeweils eine dickere oder dünnere Schicht derselben Farbe auf das Papier gedruckt worden zu sein. Darüber hinaus erscheinen weite Flächen ockerfarben bedruckt worden zu sein, obwohl es sich dabei aber auch nur um die vergilbte Farbe des Papiers selbst handeln könnte.


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