Hiruko: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 19. Dezember 2013, 22:41 Uhr
Hiruko 蛭子 ist eine mythologische Figur, die sowohl im Kojiki, als auch im Nihon shoki vorkommt. Hiruko gilt als das erstgeborene Kind von Izanagi und Izanami, das aufgrund seiner körperlichen Unzulänglichkeiten schließlich ausgesetzt wird. Während es danach in den Mythen nicht weiter erwähnt wird, wird es heute auch mit dem Glücksgott Ebisu 恵比寿 in Verbindung gebracht.
Kojiki
Im Kojiki vollziehen Izanami und Izanagi zu Anfang ihre Ehe und zeugen Kinder. Im Zuge dieses Rituals entstehen Hiruko und eine Insel, die jedoch für nicht gut befunden werden und daher nicht zu ihren Kindern gezählt werden. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass Izanami während dem Vollzug der Ehe vor Izanagi spricht. Die beiden setzen Hiruko aus und befragen die Himmelgötter, welche sie schließlich über ihr Fehlverhalten aufklären. Das Ritual wird wiederholt, und die japanischen Inseln werden geboren.
Nihon shoki
Obwohl auch im Nihon shoki das Ritual der Ehe zunächst „falsch“ vollzogen wird, hat dies nicht in allen Varianten Folgen. In einigen Fällen entsteht Hiruko erst an späterer Stelle: Zunächst werden die Inseln, das Meer, Flüsse, Berge und Bäume gezeugt. Anschließend werden Amaterasu und Tsukuyomi geboren, doch bevor wie üblich Susanoo entsteht, wird Hiruko gezeugt, der mit drei Jahren noch nicht auf seinen Beinen stehen kann und daher schließlich ausgesetzt wird. Wenn Hiruko in diesen Varianten auch nicht unmittelbar nach dem falsch durchgeführten Ritual geboren wird, wird dieses trotzdem als Grund für seine Unfähigkeit zu laufen angegeben.
Variante I:
Variante II:
Variante X:
Interpretation
Hirukos Name bedeutet auf Deutsch „Blutegelkind“. Dies scheint von seiner körperlichen Beeinträchtigung herzurühren: Es wird vermutlich auf einen schwachen, weichen Körper ohne Knochen angespielt (Florenz 1919:14). Wie Naumann auch erwähnt, wird Amaterasu in einer Variante Hirume bezeichnet. Demnach könnte der Name als Anspielung darauf auch einen Sonnengott bezeichnen. Hierfür gibt es aber keine weiteren Anhaltspunkte. (Naumann 1996:61)
Desweiteren ist Hiruko laut Katō ein Anzeichen dafür, dass die japanischen Gottheiten im Gegensatz zu theokratischen Göttern nicht allmächtig oder allwissend sind: Izanami und Izanagi müssen die richtige Durchführung des Rituals erst lernen, und obwohl sie Götter sind, kann eine fehlerhafte Handlung nicht verhindert werden (Katō 1973:35).
Die Aussetzung Hirukos scheint nach Florenz auf einen alten Brauch anzuspielen, schwächliche Kinder auszusetzen (Florenz 1919:14).
Dass weibliches Fehlverhalten als Grund für das Misslingen des ehelichen Rituals angeführt wird, ist möglicherweise auf chinesischen Einfluss zurückzuführen, da die Frau am japanischen Hof zur Zeit der Verfassung der Mythen höheres Ansehen besaß, als man durch diese Stelle in der Mythologie annehmen möchte (Naumann 1996:62).
Quellen
- Karl Florenz 1919Die historischen Quellen der Shinto-Religion. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1919. (Übersetzungen von Kojiki und Nihon shoki [in Auszügen] sowie Kogo shūi [ganz].)
- Genchi Katō 1973A historical study of the religious development of Shintō. Tōkyō: Ministry of Education 1973. (Ü. ins Englische von Hanayama Shōyū.)