Ninigi: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Die [[Kiki]]-Versionen ===
 
=== Die [[Kiki]]-Versionen ===
 
Die Kiki-Versionen des Himmelsabstiegs haben zwei sehr unterschiedliche Erzählkerne, die genauer ausgeführt werden sollen.
 
Die Kiki-Versionen des Himmelsabstiegs haben zwei sehr unterschiedliche Erzählkerne, die genauer ausgeführt werden sollen.
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In der ersten Variante, die im Kojiki, Nihongi Version 1 und 2 beschrieben wird, finden wir den allgemein bekannten Erzählkern rund um den Herrschaftsauftrag und die Übergabe der drei Throninsignien. Amaterasu und Takami-musubi, je nach Version werden hier unterschiedliche Schwerpunkte gelegt, fordern Ninigi no Mikoto auf hinabzusteigen und über das "Land der Schilfgefilde" zu herrschen. Im Zuge dessen überreichen sie Ninigi no Mikoto zunächst die drei japanischen Throninsignien [[Sanshu no jingi|''sanshu no jingi'']] 三種の神器 (die Halskette ''yasakani no magatama'' 八尺瓊の勾玉, den Spiegel ''yata no kagami'' 八咫鏡 und das Schwert ''[[kusanagi]]'' 草薙剣).  
 
In der ersten Variante, die im Kojiki, Nihongi Version 1 und 2 beschrieben wird, finden wir den allgemein bekannten Erzählkern rund um den Herrschaftsauftrag und die Übergabe der drei Throninsignien. Amaterasu und Takami-musubi, je nach Version werden hier unterschiedliche Schwerpunkte gelegt, fordern Ninigi no Mikoto auf hinabzusteigen und über das "Land der Schilfgefilde" zu herrschen. Im Zuge dessen überreichen sie Ninigi no Mikoto zunächst die drei japanischen Throninsignien [[Sanshu no jingi|''sanshu no jingi'']] 三種の神器 (die Halskette ''yasakani no magatama'' 八尺瓊の勾玉, den Spiegel ''yata no kagami'' 八咫鏡 und das Schwert ''[[kusanagi]]'' 草薙剣).  
Der Spiegel das Abbild der Sonnengöttin dar - sie fordert Ninigi auf, diesen zu verehren "wie er sie selbst verehrt". Somit wird der Spiegel zum Kultobjekt und in nächster Folge zum Symbol für die legitime Herrschaft des "Sonnengeschlechts". Das Schwert symbolisiert nach Naumann die Waffe als Machtinstrument und stellt eine Verbindung zum Izumo-Mythenkreis und Ōkuninushi dar. Holtom weist darauf hin, dass Amaterasu eine Halskette aus Juwelen als Herrschaftssymbol vom Göttervater Izanagi überreicht bekam.  
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Der Spiegel stellt das Abbild der Sonnengöttin dar - sie fordert Ninigi auf, diesen zu verehren "wie er sie selbst verehrt". Somit wird der Spiegel zum Kultobjekt und in nächster Folge zum Symbol für die legitime Herrschaft des "Sonnengeschlechts". Das Schwert symbolisiert nach Naumann die Waffe als Machtinstrument und stellt eine Verbindung zum Izumo-Mythenkreis und Ōkuninushi dar. Holtom weist darauf hin, dass Amaterasu eine Halskette aus Juwelen als Herrschaftssymbol vom Göttervater Izanagi überreicht bekam.
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Danach folgt der Erlass unterschiedlicher himmlischer Edikte und die Zuteilung der Gottheiten, die Ninigi bei seinem Abstieg begleiten sollen. Der Mythos endet mit der Begegnung Sarutahikos (welcher sich dem Troß der absteigenden Götter "entgegenstellt") und Ame no Uzumes.
 
Danach folgt der Erlass unterschiedlicher himmlischer Edikte und die Zuteilung der Gottheiten, die Ninigi bei seinem Abstieg begleiten sollen. Der Mythos endet mit der Begegnung Sarutahikos (welcher sich dem Troß der absteigenden Götter "entgegenstellt") und Ame no Uzumes.
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Ganz anders gestaltet sich die Mythensequenz in der Hauptversion des Nihongi, sowie in den Versionen 4 und 6. Hier steht Takami-musubi im Mittelpunkt, der den himmlischen Enkel Ninigi mit der ''madoko-ofusama'' - der den wahren Sitz bedeckenden Decke - bedeckt. Es wird also eine Investitur vollzogen – eine Einkleidung in das königliche Gewand – welche ein Ausdruck für das Amt und die Würde des Königtums ist (Aston 1956:70).
 
Ganz anders gestaltet sich die Mythensequenz in der Hauptversion des Nihongi, sowie in den Versionen 4 und 6. Hier steht Takami-musubi im Mittelpunkt, der den himmlischen Enkel Ninigi mit der ''madoko-ofusama'' - der den wahren Sitz bedeckenden Decke - bedeckt. Es wird also eine Investitur vollzogen – eine Einkleidung in das königliche Gewand – welche ein Ausdruck für das Amt und die Würde des Königtums ist (Aston 1956:70).
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Nach der Investitur bahnt sich Ninigi je nach Variante entweder selbst einen Weg durch die Wolken, oder Takami-musubi übernimmt diesen Part. Ninigi steigt sodann von der Schwebebrücke des Himmels hinunter auf den Takachiho in So in Himuka und wandert auf der Suche nach Land umher. Auf der Erde trifft er Koto-katsu Kuni-Katsu Nagasa, den er fragt, ob es an dieser Stelle Land gibt. Nachdem dieser seine frage bejaht, wählt Ninigi einen Aufenthaltsort.
 
Nach der Investitur bahnt sich Ninigi je nach Variante entweder selbst einen Weg durch die Wolken, oder Takami-musubi übernimmt diesen Part. Ninigi steigt sodann von der Schwebebrücke des Himmels hinunter auf den Takachiho in So in Himuka und wandert auf der Suche nach Land umher. Auf der Erde trifft er Koto-katsu Kuni-Katsu Nagasa, den er fragt, ob es an dieser Stelle Land gibt. Nachdem dieser seine frage bejaht, wählt Ninigi einen Aufenthaltsort.
  

Version vom 26. Dezember 2012, 17:29 Uhr

Darstellung des Ninigi (re) und seiner Hauptfrau Konohana-sakuya-hime durch Utagawa Kuniyoshi (1797–1861)

Ninigi no Mikoto 邇邇芸尊 (Kojiki), Ninigi no Mikoto 瓊瓊杵尊, Amatsuhiko Hikoho Ninigi no Mikoto 天津彦彦火瓊瓊杵尊 (Nihon shoki). Der „Himmlische Enkelsohn“, tenson 天孫.

Großeltern

Nachdem Susanoo 須佐之男 aus dem Himmel verbannt worden ist und sein Nachkomme Ōkuninushi 大国主 die Herrschaft auf der Erde (im Mittelland der Schilfgefilde) angetreten hat, plant Amaterasu 天照 ihren Enkel Ninigi als neuen Herrscher zur Erde zu schicken. (Er ist genau genommen ein Nachkomme der Sonnengöttin und des Susanoo, da Susanoo Ninigis Vater Ame no Oshihomini aus der Kette Amaterasus erschaffen hat. Zudem ist er der Enkel Takamimusubis 高御産巣日神/高皇産霊尊, der großen Himmelsgottheit).

Das Kojiki berichtet, dass Amaterasu ursprünglich ihren Sohn Ame no Oshihomini zur Erde senden wollte, dieser aber für seinen Sohn auf die Herrschaft verzichtet (Chamberlain 1932:111-127). Im Haupttexte des Nihon shoki ist die treibende Kraft beim Hinabsenden Ninigis nicht Amaterasu, sondern Takamimusubi. In der Variante II des Nihon shoki ist es allein Amaterasu (Aston 1956:64, 73).

Bevor Ninigi die Herrschaft antreten kann, bedarf es langmächtiger Maßnahmen, um die regierende Gottheit auf der Erde, Ōkuninushi, zur Landübergabe (kuniyuzuri) zu bewegen, was schließlich weitgehend friedlich gelingt.

Das Hinabsteigen des Himmelsenkels

Die Kiki-Versionen

Die Kiki-Versionen des Himmelsabstiegs haben zwei sehr unterschiedliche Erzählkerne, die genauer ausgeführt werden sollen.


In der ersten Variante, die im Kojiki, Nihongi Version 1 und 2 beschrieben wird, finden wir den allgemein bekannten Erzählkern rund um den Herrschaftsauftrag und die Übergabe der drei Throninsignien. Amaterasu und Takami-musubi, je nach Version werden hier unterschiedliche Schwerpunkte gelegt, fordern Ninigi no Mikoto auf hinabzusteigen und über das "Land der Schilfgefilde" zu herrschen. Im Zuge dessen überreichen sie Ninigi no Mikoto zunächst die drei japanischen Throninsignien sanshu no jingi 三種の神器 (die Halskette yasakani no magatama 八尺瓊の勾玉, den Spiegel yata no kagami 八咫鏡 und das Schwert kusanagi 草薙剣).

Der Spiegel stellt das Abbild der Sonnengöttin dar - sie fordert Ninigi auf, diesen zu verehren "wie er sie selbst verehrt". Somit wird der Spiegel zum Kultobjekt und in nächster Folge zum Symbol für die legitime Herrschaft des "Sonnengeschlechts". Das Schwert symbolisiert nach Naumann die Waffe als Machtinstrument und stellt eine Verbindung zum Izumo-Mythenkreis und Ōkuninushi dar. Holtom weist darauf hin, dass Amaterasu eine Halskette aus Juwelen als Herrschaftssymbol vom Göttervater Izanagi überreicht bekam.

Danach folgt der Erlass unterschiedlicher himmlischer Edikte und die Zuteilung der Gottheiten, die Ninigi bei seinem Abstieg begleiten sollen. Der Mythos endet mit der Begegnung Sarutahikos (welcher sich dem Troß der absteigenden Götter "entgegenstellt") und Ame no Uzumes.


Ganz anders gestaltet sich die Mythensequenz in der Hauptversion des Nihongi, sowie in den Versionen 4 und 6. Hier steht Takami-musubi im Mittelpunkt, der den himmlischen Enkel Ninigi mit der madoko-ofusama - der den wahren Sitz bedeckenden Decke - bedeckt. Es wird also eine Investitur vollzogen – eine Einkleidung in das königliche Gewand – welche ein Ausdruck für das Amt und die Würde des Königtums ist (Aston 1956:70).

Nach der Investitur bahnt sich Ninigi je nach Variante entweder selbst einen Weg durch die Wolken, oder Takami-musubi übernimmt diesen Part. Ninigi steigt sodann von der Schwebebrücke des Himmels hinunter auf den Takachiho in So in Himuka und wandert auf der Suche nach Land umher. Auf der Erde trifft er Koto-katsu Kuni-Katsu Nagasa, den er fragt, ob es an dieser Stelle Land gibt. Nachdem dieser seine frage bejaht, wählt Ninigi einen Aufenthaltsort.

Vgl. Der Abstieg des Himmelsenkels

Die Kogo shūi-Version

In der Kogo shūi-Version kommt Takamimusubi eine größere Rolle zu, da sein Urenkel Ame no Futotama als Ahnherr des Inbe-Klanes angesehen wird und somit eine Verbindung des Klans zu einem der drei Himmelsgötter gezogen wird. In Kogo shūi's Version spielt Takamimusubi im Gegensatz zu der Kiki-Version beim Hinabsteigen des Himmesenkels eine viel aktivere Rolle.[1] Zuerst wird er in den Anmerkungen als der Vater von den Gottheiten Sukuna Bikona und Takuhata Chichi Hime (der Mutter des Himmelsenkels) erwähnt, woraufhin er zusammen mit der Sonnengöttin Amaterasu den Wunsch äußert, dass der Himmelsenkel Ninigi no mikoto, der von ihnen erzogen wurde, über das zentrale Land (Yamato) herrschen soll. Diese Passage wurde von einigen frühen Interpreten des Kogo shūi stark kritisiert. So auch von Kusakabe Katsumi[2], welcher in seinem Werk Gisai von 1773 das Kogo shūi als reine Fabrikation und verzerrte Darstellung von orthodoxen Mythen bezeichnet, welche dem Zweck dienen sollten, das Anstreben eines höheren Status seiner Familie legitim erscheinen zu lassen.[3] Im Kogo shūi schenken Takamimusubi und Amaterasu dem Himmelsenkel die drei Reichsinsignien einschließlich des sakralen Spiegels, in welchem Ninigi die Spiegelbilder beider Gottheiten und nicht nur das von Amaterasu - wie es im Nihon Shoki geschrieben steht - sehen kann. Des weiteren beauftragen diese beiden Ahenengottheiten Ame no Koyane, Ame no Futotama und Ame no Uzume den Himmelsenkel zur Erde zu begleiten und geben ihnen auch weitere Aufgaben. Im Gegensatz zum Kogo shūi ist es im Nihon Shoki Amaterasu alleine, die Ninigi die Reichsinsignien schenkt und die einzelnen Aufgaben an die Gottheiten verteilt. [4]

Schwiegerfamilie

Das Kojiki erzählt, dass Ninigi auf der Erde eine schöne Frau trifft, Kamu-Atastu-hime oder Konohana no Sakuya bime 木花之開耶姫 (die Prinzessin, welche die Blüten der Bäume zum blühen bringt), die Tochter Ōyamatsumis 大山祇神/大山津見神 und sie zur Frau nehmen will. Ōyamatsumi ist glücklich darüber und veranstaltet ein Festbankett, zu dem er auch seine ältere Tochter Ihnaga-hime (Steinprinzessin) schickt. Die ältere Tochter aber ist hässlich und so schickt Ninigi sie wieder zurück und heiratet Sakuya-bime. Ōyamatsumi ist deswegen gekränkt und offenbart, dass der Himmelsenkel das lange Leben der Steine genossen hätte, hätte er hässliche Tochter gewählt hätte, so aber soll die Tennōdynastie erblühen und sterben, wie die Blüten im Frühling verwelken. Nach nur einer gemeinsamen Nacht offenbart ihm Sakuya-bime, dass sie schwanger ist. Ninigi glaubt allerdings nicht, dass er der Vater ist.

Als Beweis errichtet sie ein Grubenhaus, in dem sie die Kinder gebärt, verschließt den Zugang und zündet es an. Drei Kinder kommen unbeschadet heraus (Beweis, dass es seine Kinder sind). Der älteste der Söhne Hosuseri oder Ho no Susori 火闌降 ist der Urahn der Hayato, der jüngere Bruder Howori, oder Hiko-hohodemi 彦火火出見/日子穂穂手見 führt die Tennōlinie weiter. Der dritte Sohn findet keine weitere Erwähnung (Aston 1956:84-85), Chamberlain 1932:138-143). Lange nach diesen Begebenheiten stirbt Ninigi.

Die Hauptversion des Nihongi erzählt dieselbe Geschichte, die Varianten II und VI weichen etwas davon ab. In der Version II ist es nicht Ōyamatsumi, der die Länge des Menschenlebens festlegt, sondern die gekränkte und abgelehnte Ihnaga-hime, die einen Fluch ausspricht (Aston 1956:85). In Variante VI sitzen die beiden Schwestern in einer Acht-Klafter-Halle, die auf den Wellen des Meeres gebaut ist und weben (Aston 1956:90).

Für Naumann ist Kamu-atatsu-hime/Sakuya-bime, die Prinzessin aus Ata zweifelsfrei ein Hayato-Mädchen. Das Gebiet von Ata, die Südhälfte der Satsuma-Halbinsel, war bis in historische Zeit von den Hayato besiedelt. Diese haben sich im 5. Jhdt. mehr oder weniger dem Yamato-Staat unterworfen, behielten allerdings ihre ethnische Eigenständigkeit. Die Einbindung des Mythos von der Länge des menschlichen Lebens in den Abstiegsmythos, dazu das Einsetzen eines Hayato-Mädchens als Ehefrau Ninigis zeigt den Versuch des Yamato-Hofes, die Hayato auch mythologisch einzubinden (Naumann 1996:161).

(vgl. Aston 1956:64-92; Chamberlain 1932:111-143)

Jinmu tennō

Aus der Verbindung eines Nachkommen des Ninigi mit einer Tochter des Meereskönigs geht schließlich der erste menschliche Herrscher und somit Ahnherr des japanischen Kaiserhauses hervor, Jinmu 神武天皇, der erste Tennō Japans. Mit Jinmu tennō endet schließlich das Zeitalter der Götter.

Anmerkungen

  1. Bentley 2002:35,36
  2. Kusakabe Katsumi (auch als Nasa Katsutaka bekannt)
  3. Bentley 2002:30
  4. Siehe Bentley 2002:75-77 und Aston 1896:82-83

Quellen

  • William George Aston (Ü.) 1896
    Nihongi: Chronicles of Japan from the earliest times to a.d. 697. London: Kegan Paul 1896. (Zahlreiche Neuauflagen, JHTI Onlineversion, Onlineversion (Wiki-Source).)
  • John R. Bentley 2002
    Historiographical trends in early Japan. New York: Edwin Mellen Press 2002.
  • Basil Hall Chamberlain (Ü.) 1932
    Kojiki: Records of ancient matters. Kobe: J. L. Thompson & Co 1932. (Erste Auflage 1919, JHTI Onlineversion, Onlineversion.)
  • Daniel Clarence Holtom 1972
    The Japanese enthronment ceremonies: With an account of the imperial regalia. Tōkyō: Sophie University Press 1972.
  • Nelly Naumann 1988
    Die einheimische Religion Japans: Teil 1: Bis zum Ende der Heian-Zeit. Leiden: Brill 1988. (Exzerpt.)
  • Nelly Naumann 1996
    Die Mythen des alten Japan. München: Beck 1996. (Exzerpt.)
  • Juliet Piggott 1982
    Japanese mythology. London: Hamlyn 1982.

Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Fudokipedia verfasst.