Bruderkonflikte: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 18. Oktober 2021, 15:11 Uhr
Themengruppe | Erzählung (Mythos, Legende, Märchen, etc.) |
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Schlagworte | Konflikt zwischen Brüdern, Kiki記紀, Zwilling, Dualismus |
Protagonisten | Ninigis 邇邇芸 Söhne Hoderi 火照命 und Howori 火遠理命 |
In der japanischen Mythologie gibt es viele Legenden, die über einen Konflikt oder Kampf zwischen zwei Brüder erzählen.
Eine der bekanntesten Erzählungen mit diesem Motiv ist die Geschichte von Bergglückprinz und Meerglückprinz, die in den Kiki 記紀 zu finden ist. Dieser Mythos erzählt die Geschichte von dem Konflikt zwischen Ninigis 邇邇芸 Söhnen Hoderi (Meerglückprinz) und Howori (Bergglückprinz), wobei der jüngere Bruder Howori (Großvater von Jinmu Tennō 神武天皇) den Streit gewinnt.
Gewinn des jüngeren Bruders
Eine weitere narrative Parallele, die die Erzählungen von brüderlichen Konflikten in der japanischen Mythologie verbindet, ist der Gewinn des jüngeren Bruders.
Dies kann durch das Prinzip der Ultimogenitur, ein Erbfolgeprinzip, nach dem nur der Letztgeborene das Erbe antritt und alle anderen Geschwister ausgeschlossen bleiben, erklärt werden. Laut Naumann unterlag die Erbfolge in Japan in der historischen Zeit zwar keiner festen Regelung, aber man kann das Prinzip der Ultimogenitur in der japanischen Mythologie trotzdem oft beobachten.[1]
- Einige Beispiele für die Ultimogenitur in den Kiki:
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- Hiko-hohodemi (Hoderi)
- Ihare-biko (Jinmu Tennō)
- O-usu (Yamato Takeru 日本武)
- Ein weiteres Beipiel für die Ultimogenitur in Sendai kuji hongi:
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- Ninigi 邇邇芸
Dualismus
Geschwisterlicher oder brüderlicher Konflikt ist in der Mythologie ein wiederholtes Einzelmotiv, das als Ausdruck des Dualismus verstanden werden kann.
Als Dualismus beschreibt man das kosmologische Konzept, nach dem das Universum als ein Kampf zwischen zwei gegensätzlichen Kräften (dem Guten und dem Bösen) dargestellt wird. In der Mythologie werden diese oppositive Kräfte oft durch ein Geschwister — beziehungsweise Brüder–Duo — eine ‚böse‘ und eine ‚gute‘ Gottheit repräsentiert. Diese Gottheiten symbolisieren oft gegensätzliche Objekte oder Phänomene (wie zum Beispiel Tag und Nacht).
Als Ursprung des religiösen (oder mythologischen) Dualismus wird der persische Zoroastrismus (auch Mazdaismus) — ein dualistischer Schöpfungskult — beschrieben. Der Gründer von Zoroastrismus, ein Priest namens Zoroaster, beschrieb die Welt als ein ewiges Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen, wobei dieser Dualismus durch zwei Gottheiten–Zwillingsbrüder dargestellt wurde. Die von ihm verehrte Hauptgottheit (Athura) repräsentierte das Gute und die Hauptgottheit einer anderen religiösen Sekte (Ahriman) das Böse.[2]
Das bekannteste Geschwister-Duo in der japanischen Mythologie, die die dualistische Kosmologie zweier Phänomene zum Ausdruck bringt, ist die zentrale Sonnengottheit Amaterasu 天照 und ihr Bruder Tsukiyomi 月読尊 (Mondgottheit)[3] beziehungsweise Amaterasu und ihr ‚böser‘ Bruder Susanoo 建速須佐之男 (Gott des Sturmes).
Zwillinge und Zwillingsbrüder als Ausdruck des Dualismus
In vielen Religionen sind es Geschwister oder Zwillinge, die den Dualismus vom Gutem und Bösem repräsentieren.
Quetzalcoatl, die synkretistische Gottheit mehrerer mesoamerikanischer Kulturen. Sein dunkler Zwillingsbruder Xolotl galt sowohl in der aztekischen Götterwelt als auch in der toltekischen als der Gott des Blitzes, des Todes (Unterwelt) und des Unglücks. Bei den Tolteken wurde jedoch Quetzalcoatls Bruder Tezcatlipoca als sein Gegner wahrgenommen.
In der irokesischen Mythologie (nordamerikanischer Indianer-Stamm) galt Teharonhiawako als die zentrale Schöpfungsgottheit, während sein Zwillingsbruder Sawiskera den negativen Gegenpol und destruktive Kraft darstellte.
Die Maliseet (ein anderer nordamerikanischer Indianer-Stamm) verehrte auch ein Zwillingen-Duo. Kuloskap wurde als der Schöpfer und ein Sinnbild des Guten verehrt, wobei sein jüngerer Zwillingsbruder Malsum das Böse repräsentierte.
Aber weitere Beispiele findet man auch näher. In der hinduistischen Mythologie findet man ein weiteres Zwillingsduo — Yama (Gott der Unterwelt und mythologischer König) und Yami, die Kinder der zentralen Sonnengottheit. In einigen Mythen figurieren sie als die ersten Menschen und Yami als Yamas Frau oder Geliebte.[4]
Ein Beispiel für Erzählung, die das Motiv des brüderlichen Konflikts, Zwillinge sowie Gewinn des älteren Bruders verbindet ist die Legende von Yamato Takerus Jungheit im Kojiki 古事記.
Geschwisterpaare als Ausdruck des Dualismus
Als Dualismus beschreibt man nicht nur die Dualität von zwei Gegensätzen im Sinne von dem Guten und dem Bösen (Zoroastrismus).
Als duale Gegensätze, die häufig mit einer Symbolik von Yin und Yang konnotiert werden, können auch die göttlichen Geschwister-Paare (männliche und weibliche Gottheit) interpretiert werden. Beispiele findet man vor allem in den japanischen Mythen von der Erschaffung der Welt. Obwohl die orthodoxe Genealogie von den japanischen Urgöttern Izanagi und Izanami 伊邪那岐命 u. 伊邪那美命 (sieben göttliche Generationen)[5]) wie sie in dem Haupttext von Nihon shoki 日本書紀 zu finden ist, nicht erwähnt, dass die Gottheiten ab einem spezifischen Punkt als Geschwister-Paare geboren werden, steht dies im Kojiki ganz deutlich (ab der dritten Generation). In einer der Varianten von Nihon shoki treten sogar alle 7 Göttergeneration in Paaren auf.
Generation | Kojiki[6] | Nihon shoki (Haupttext)[7] | Nihon shoki (Variante)[8] |
---|---|---|---|
erste | Kuni Toko Tachi | Kuni Toko Tachi | Ama no Minakanushi Umashi Ashikabi |
zweite | Toyo Kumunu | Kuni Satsuchi | Kuni Toko Tachi Toyo Kuninushi |
dritte | Uhijini (m)[9] Suhijini (w)[10] |
Toyo Kumunu | Tsunogui[11] (m) Ikugui[12] (w) |
vierte | Tsunogui[13] (m) Ikugui[14] (w) |
Uhijini Suhijini |
Uhijini (m) Suhijini (w) |
fünte | Ohoto Nochi (m) Ohoto no He (w) |
Ohoto Nochi Ohotomame |
Ohotomahiko (m) Ohotoma He (w) |
sechste | Omotaru (m) Ayakashikone (w) |
Omotaru Kashikome[15] |
Awokashiki (m) Ayakashiki (w) |
siebte | Izanagi (m) Izanami (w) |
Izanagi Izanami |
Izanagi (m) Izanami (w) |
Verweise
Verwandte Themen
Literatur
- William George Aston (Ü.) 1896Nihongi: Chronicles of Japan from the earliest times to a.d. 697. London: Kegan Paul 1896. (Zahlreiche Neuauflagen, JHTI Onlineversion, Onlineversion (Wiki-Source).)
- Alys Caviness 2005„Dualism.“ In: C. Scott Littleton (Hg.), Gods, Goddesses, and Mythology. New York: Marshall Cavendish 2005.
- Basil Hall Chamberlain (Ü.) 1932Kojiki: Records of ancient matters. Kobe: J. L. Thompson & Co 1932. (Erste Auflage 1919, JHTI Onlineversion, Onlineversion.)
Fußnoten
- ↑ Naumann 1996, S. 176
- ↑ Caviness 2005, S. 443
- ↑ Caviness 2005, S. 445
- ↑ Caviness 2005, S. 445
- ↑ Chamberlain 1932, S. 21
- ↑ Chamberlain 1932, S. 19–20
- ↑ Aston 1896, S. 3–6
- ↑ Aston 1896, S. 7–9
- ↑ Männliche Gottheit
- ↑ Weibliche Gottheit
- ↑ Tsunokuhi
- ↑ Ikukuhi
- ↑ Tsunokuhi
- ↑ Ikukuhi
- ↑ Die Gottheit ist auch unter der Bezeichnungen Ayakashikone, Imikashiki, Awokashiki und Ayakashi bekannt.