Asahara Shōkō: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Anwerbung und Finanzierung ===
 
=== Anwerbung und Finanzierung ===
Während sich Asaharas Auftritte zu Zeiten von Ōmu shinsen no kai auf Zeitschriften beschränkten, kam er nach der Gründung der Sekte zu Auftritten in Medien mit größerer Reichweite. Asahara war landesweit im Fernsehen zu sehen, Beispielsweise 1991 in der Sendung ''TV takkuru derakkusu TVタックル・デラックス'' von TV Asahi テレビ朝日 oder 1987 in ''Tsurutarō teremonja 鶴太郎テレもんじゃ'' des Senders Nihon terebi 日本テレビ, auf welcher er ''shakutipatto'' präsentierte. Desweiteren schrieb er auch Bücher, welche mit wenigen Ausnahmen vom eigenen Verlag ''Ōmu shuppan'' オウム出版 gedruckt wurden. In den 1990er-Jahren wurden jährlich mehrere Bücher mit Asahara als Autor veröffentlicht. Auch auf Universitäten konnte Asahara als Gast seine Lehren verbreiten. Zusätzlich wurden neue Mitglieder an diversen Campus durch Flugblattverteilungen angeworben. Asahara erhielt Zuspruch für seine starke kritik an den Buddhismus in Japan, der sich laut ihm sehr weit vom Ursprung entfernt habe und sich auf Riten und das Geschäft konzentriere (Repp 1997, S. 17). Auch die japanische Gesellschaft wurde für beispielsweise für den Leistungsdruck kritisiert. Selbst nach der Ausbildung müsse man von früh bis spät am Arbeitsplatz sein und habe keine Zeit für Erholung, oder das Spirituelle im Leben (Repp 1997, S. 21-22). Somit konnte Asahara neben der Vielzahl an jungen Menschen auch einige über 40-Jährige für seine Sekte interessieren. Auch im Ausland konnten neue Mitglieder angeworben werden. Ōmu shinrikyō hatte unter anderem Niederlassungen in den USA und in Deutschland (Reader 2000, S. 176). Am Erfolgreichsten war die Sekte jedoch in Russland (Repp 1997, S. 48), wo die Mitgliederzahl zum Höhepunkt fast dreimal so hoch war wie in Japan.
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Während sich Asaharas Auftritte zu Zeiten von Ōmu shinsen no kai auf Zeitschriften beschränkten, kam er nach der Gründung der Sekte zu Auftritten in Medien mit größerer Reichweite. Asahara war landesweit im Fernsehen zu sehen, Beispielsweise 1991 in der Sendung ''TV takkuru derakkusu TVタックル・デラックス'' von TV Asahi テレビ朝日 oder 1987 in ''Tsurutarō teremonja 鶴太郎テレもんじゃ'' des Senders Nihon terebi 日本テレビ, wo er ''shakutipatto'' präsentierte und vorführte. Desweiteren schrieb er auch Bücher, welche mit wenigen Ausnahmen vom eigenen Verlag ''Ōmu shuppan'' オウム出版 gedruckt wurden. In den 1990er-Jahren wurden jährlich mehrere Bücher mit Asahara als Autor veröffentlicht. Auch auf Universitäten konnte Asahara als Gast seine Lehren verbreiten. Zusätzlich wurden neue Mitglieder an diversen Campus durch Flugblattverteilungen angeworben. Asahara erhielt Zuspruch für seine starke kritik an den Buddhismus in Japan, der sich laut ihm sehr weit vom Ursprung entfernt habe und sich auf Riten und das Geschäft konzentriere (Repp 1997, S. 17). Auch die japanische Gesellschaft wurde für beispielsweise für den Leistungsdruck kritisiert. Selbst nach der Ausbildung müsse man von früh bis spät am Arbeitsplatz sein und habe keine Zeit für Erholung, oder das Spirituelle im Leben (Repp 1997, S. 21-22). Somit konnte Asahara neben der Vielzahl an jungen Menschen auch einige über 40-Jährige für seine Sekte interessieren. Auch im Ausland konnten neue Mitglieder angeworben werden. Ōmu shinrikyō hatte unter anderem Niederlassungen in den USA und in Deutschland (Reader 2000, S. 176). Am Erfolgreichsten war die Sekte jedoch in Russland (Repp 1997, S. 48), wo die Mitgliederzahl zum Höhepunkt fast dreimal so hoch war wie in Japan.
  
 
Ōmu shinrikyō finanzierte sich anfänglich mit großzügigen Spenden, welche neu eingetretene Mitglieder zu entrichten hatten. Durch die erfolgreiche Anwerbungsstrategie war dies für den Anfang eine solide Einnahmequelle. Im Laufe der Jahre weiteten sich die Einnahmequellen auch auf das Betreiben von Nudelrestaurants und Immobilienhandel aus. Aufgrund einiger Praktiken wie Erpressung, von welcher die Sekte bei Immobilienkäufen und Verkäufen gebraucht gemacht haben sollte, kam es wiederholt zu Anklagen. 1989 wurde Ōmu shinrikyō womöglich mithilfe der Empfehlungen des Dalai Lama staatlich als religiöse Gruppe anerkannt, was mit erheblichen steuerlichen Vorteilen verbunden war.
 
Ōmu shinrikyō finanzierte sich anfänglich mit großzügigen Spenden, welche neu eingetretene Mitglieder zu entrichten hatten. Durch die erfolgreiche Anwerbungsstrategie war dies für den Anfang eine solide Einnahmequelle. Im Laufe der Jahre weiteten sich die Einnahmequellen auch auf das Betreiben von Nudelrestaurants und Immobilienhandel aus. Aufgrund einiger Praktiken wie Erpressung, von welcher die Sekte bei Immobilienkäufen und Verkäufen gebraucht gemacht haben sollte, kam es wiederholt zu Anklagen. 1989 wurde Ōmu shinrikyō womöglich mithilfe der Empfehlungen des Dalai Lama staatlich als religiöse Gruppe anerkannt, was mit erheblichen steuerlichen Vorteilen verbunden war.

Version vom 17. Januar 2017, 15:02 Uhr

Asahara1.jpg
Seiten-Infobox
Themengruppe Personen (Einzelpersonen, Familien, Gruppen)
Name Asahara Shōkō 麻原 彰晃
Lebenszeit geb. 1955 in Kumamoto (Shōwa 昭和時代 / Heisei 平成時代)
Sonstige Namen Matsumoto Chizuo 松本 智津夫 (bürgerlicher Name)
Funktion, Amt Geistiges Oberhaupt / Erlöser
Bemerkung Gründer der Sekte Ōmu shinrikyō

Kindheit und Jugend

Matsumoto Chizuo wurde 1955 in Kumamoto als sechtes von sieben Kindern geboren. Da er schon seit der Geburt auf dem linken Auge vollständig und auf dem rechten teilweise erblindete, besuchte er eine spezielles Internat für Blinde (Atkins 2004, S. 24). Als Schüler sei er dadurch negativ aufgefallen, dass er seine schwache, jedoch vorhandene Sehkraft gegenüber vollständig blinden Kindern zu seinem Vorteil ausgenutzt oder jüngere Mitschüler schikaniert hätte. Schon als Schulkind soll Matsumoto den Traum geäußert haben, Premierminister Japans zu werden.

In der Oberschule spezialisierte er sich auf traditionelle chinesische Medizin. Nach dem Schulabschluss 1977 versuchte er in die Kumamoto Daigaku aufgenommen zu werden. Nachdem er bei der Aufnahmeprüfung scheiterte, zog er nach Tōkyō, mit dem Vorhaben, in der Tōkyō Daigaku aufgenommen zu werden. Nachdem er auch an dieser Aufnahmeprüfung scheiterte, lernte er Asahara Tomoko kennen und heiratete sie. Um für seine Familie sorgen zu können, gab er sein Ziel, an eine renommierten Universität zu studieren auf und eröffnete eine Praxis für Akupunktur in Funabashi, Chiba (Reader 2000, S. 9). 1981 wurde er wegen Verkaufs von Medikamenten ohne Lizenz zu einer Geldstrafe verurteilt.

Ōmu Shinrikyō

Eines der Treffen zwischen Asahara und dem Dalai Lama

Nach dem Drogenhandel galt Matsumotos Chizuos Interesse der Religion, besonders indischen und tibetischen Strömungen des Buddhismus. Dies führte zu seinem Eintritt in die 1954 gegründete buddhistische Sekte Agonshū, von dieser er einige Lehren und Praktiken adaptieren wird. Matsumoto wandte sich besonders den Yogatechniken der Sekte zu, welche er meisterte. 1984 trat er aus und gründete in Tōkyō sein eigenes Yogastudio Ōmu shinsen no kai, in welchem er zum Teil von Agonshū adaptierte Techniken unterrichtete. Auch andere in Agonshū vorhandene Elemente wie beispielsweise die Prophezeiung einer Apokalypse oder das Vorhandensein übermenschlicher Kräfte wurden schon zu dieser Zeit von Matsumoto, wenn auch verändert, adaptiert (Reader 1996, S. 20-22; Reader 2000, S. 48-51; Repp 1997, S. 14).

Gründung der Sekte

Asahara während einer Vorführung seiner Schwebekünste

Während dieser Zeit hatte Matsumoto diverse Auftritte in Nischenmedien, welche sich mit mystischem beschäftigen, wie zum Beispiel die Magazine und Towairaito zōn. Dies verhalf ihm neue Mitglieder für seinen Yogaverein anzuwerben. Da Yoga alleine jedoch für die Erleuchtung nicht ausreiche, unternahm er Pilgerreisen, die ihn zu Orten führten, wo der Buddhismus länger praktiziert wird, als in Japan. Obwohl er meist nach Indien reiste, traf er sich auch wiederholt mit dem Dalai Lama, welcher ihm Empfehlungsschreiben ausgestellt haben soll. Matsumoto übernahm auch Lehren von tibetischen Schulen, wie zum Beispiel das Vajrayana. Zu dieser Zeit soll Matsumoto bereits das shakutipatto シャクティパット, eine Methode zur Übertragung von geistiger Energie, beherrscht haben. 1987 behauptete er, während eines Aufenthalts in Indien erleuchtet worden zu sein, änderte seinen Namen in Asahara Shōkō und gründete daraufhin auf Basis seines Yogazirkels die Sekte Ōmu shinrikyō, wörtlich die Om-Lehre der reinen Wahrheit (Watanabe 2005, S. 383). Viele Elemente des Buddhismus sind in Asaharas Sekte wieder zu finden, wie beispielsweise das Konzept von Karma, oder das Erlangen der Erleuchtung als oberstes Ziel. Zu Asaharas Lehren gehörte zudem die Überzeugung, dass aufgrund des vielen schlechten Karmas, welches von der Menschheit angehäuft wurde, eine Apokalypse bevorstehe. Im Gegensatz zu anderen neuen Sekten wie Agonshū sah Asahara die Apokalypse als unabwendbar. Daher war das Ziel Ōmu shinrikyōs nicht die Verhinderung des Weltunterganges, sondern die Rettung (kyūsai 救済) möglichst vieler Seelen. Diese sei nur durch die Erleuchtung garantiert, deren Schlüssel Asaharas Lehren und Praktiken gewesen seien.

Anwerbung und Finanzierung

Während sich Asaharas Auftritte zu Zeiten von Ōmu shinsen no kai auf Zeitschriften beschränkten, kam er nach der Gründung der Sekte zu Auftritten in Medien mit größerer Reichweite. Asahara war landesweit im Fernsehen zu sehen, Beispielsweise 1991 in der Sendung TV takkuru derakkusu TVタックル・デラックス von TV Asahi テレビ朝日 oder 1987 in Tsurutarō teremonja 鶴太郎テレもんじゃ des Senders Nihon terebi 日本テレビ, wo er shakutipatto präsentierte und vorführte. Desweiteren schrieb er auch Bücher, welche mit wenigen Ausnahmen vom eigenen Verlag Ōmu shuppan オウム出版 gedruckt wurden. In den 1990er-Jahren wurden jährlich mehrere Bücher mit Asahara als Autor veröffentlicht. Auch auf Universitäten konnte Asahara als Gast seine Lehren verbreiten. Zusätzlich wurden neue Mitglieder an diversen Campus durch Flugblattverteilungen angeworben. Asahara erhielt Zuspruch für seine starke kritik an den Buddhismus in Japan, der sich laut ihm sehr weit vom Ursprung entfernt habe und sich auf Riten und das Geschäft konzentriere (Repp 1997, S. 17). Auch die japanische Gesellschaft wurde für beispielsweise für den Leistungsdruck kritisiert. Selbst nach der Ausbildung müsse man von früh bis spät am Arbeitsplatz sein und habe keine Zeit für Erholung, oder das Spirituelle im Leben (Repp 1997, S. 21-22). Somit konnte Asahara neben der Vielzahl an jungen Menschen auch einige über 40-Jährige für seine Sekte interessieren. Auch im Ausland konnten neue Mitglieder angeworben werden. Ōmu shinrikyō hatte unter anderem Niederlassungen in den USA und in Deutschland (Reader 2000, S. 176). Am Erfolgreichsten war die Sekte jedoch in Russland (Repp 1997, S. 48), wo die Mitgliederzahl zum Höhepunkt fast dreimal so hoch war wie in Japan.

Ōmu shinrikyō finanzierte sich anfänglich mit großzügigen Spenden, welche neu eingetretene Mitglieder zu entrichten hatten. Durch die erfolgreiche Anwerbungsstrategie war dies für den Anfang eine solide Einnahmequelle. Im Laufe der Jahre weiteten sich die Einnahmequellen auch auf das Betreiben von Nudelrestaurants und Immobilienhandel aus. Aufgrund einiger Praktiken wie Erpressung, von welcher die Sekte bei Immobilienkäufen und Verkäufen gebraucht gemacht haben sollte, kam es wiederholt zu Anklagen. 1989 wurde Ōmu shinrikyō womöglich mithilfe der Empfehlungen des Dalai Lama staatlich als religiöse Gruppe anerkannt, was mit erheblichen steuerlichen Vorteilen verbunden war.

Politische Aktivität

1989 gründete Asahara die politische Partei Shinritō 真理党, wörtlich Wahrheitspartei. Das Ziel der Partei soll, wie auch schon das Ziel der Sekte an sich, die Rettung der Menschheit gewesen sein. Bei den japanischen Unterhauswahlen 1990 kandidierten neben Asahara 24 weitere Mitglieder Ōmu shinrikyōs. Einige der Sektenanhänger kostümierten sich als Elefanten oder trugen Masken, auf denen Asaharas Gesicht abgebildet war. An Ständen und Veranstaltungen wurden Musikstücke der Sekte, zum Beispiel Shōkō māchi 彰晃マーチ, wiedergegeben, während weibliche Mitglieder Tänze aufführten (Repp 1997, S. 19; Wieczorek 2003, S. 243-244). Die Wahlplakate der Shinritō waren schlicht gestaltet. Auf ihnen war meist nur ein Foto des Kandidaten in weißer Kleidung sowie sein hōrī nēmu ホーリーネーム[1] groß und sein bürgerlicher Name klein abgebildet. Mitglieder der Wahlkampagne sollen von anderen Parteien der Sabotage ihrer Veranstaltungen verdächtigt worden sein. Allerdings führte keine Aktivität zum Erfolg, da jeder Kandidat die Anzahl der nötigen Stimmen zum Einzug weit verfehlte. Die Shinritō kandidierte nach dieser herben Niederlage kein weiteres Mal für eine Wahl.

Die Verbrechen der Sekte

Für Asahara stellte die Niederlage der Shinritō die Weiche für eine Katastrophe für die Menschheit. Finstere Mächte hätten sich mit der japanischen Regierung gegen Ōmu shinrikyō verschworen und Wahlmanipulation betrieben, da es anders nicht zu erklären wäre, dass eine Partei, dessen Ziel es ist die Menschheit zu retten, verliert. Daraus schloss er, dass der buajirayāna ヴァジラヤーナ[2], das „Fahrzeug“, welches die Menschheit retten soll, stark vom seinem Weg abgewichen sei und der Zeitpunkt der Apokalypse nah sei (Watanabe 2005, S. 387). Er bezeichnete sich zu dieser Zeit als Reinkarnation Buddhas, Shivas und Jesu Christi, was er durch seine Bücher öffentlich machte (Snow 2003, S. 17; Wieczorek 2003, S. 245), in denen er auch den Weltuntergang für 1997 voraussagte. Von diesem Zeitpunkt an ließ er im Verborgenen biologische und chemische Waffen wie Sarin, Phosgen oder Anthrax produzieren (Reader 2000, S. 158-159).

1988 kam es zum ersten Todesfall durch das strenge Training innerhalb der Sekte. Solche Todesfälle wurden vertuscht, indem Leichen verbrannt und Verwandte nicht kontaktiert wurden. Unter den shukke 出家[3] war Kontakt zu Außenstehenden, so auch zur eigenen Familie ohnehin verpönt. Teilnehmer der Vertuschungen, welche ihre Gedanken des Austrittes äußerten, wurden ermordet und deren Leichen ebenfalls verbrannt (Watanabe 2005, S. 385-386). 1994 veranlasste Asahara einen Giftgasanschlag mit Sarin in Matsumoto, Nagano. Das Ziel war es, Richter zu töten, die den Vorsitz bei einem Gerichtsprozess inne hatten, welcher einen Streit um Immobilien klären sollte. 1995 wurde der weitaus bekanntere Giftgasanschlag in U-Bahn-Waggons in Tōkyō veranlasst. Da das Ziel die japanische Regierung war, wurde das Sarin bei Bahnhöfen unter dem Regierungsviertel freigesetzt.

Prozess und Berichterstattung

Nach seiner Verhaftung 1995 trat Asahara aus seiner selbst gegründeten Sekte aus. Seine Verteidigung plädierte auf Unzurechnungsfähigkeit, da er beispielsweise während des Prozesses von Invasionen von Außerirdischen oder der USA sprach, oder gebrochen auf Englisch zusammenhanglose Phrasen murmelte. Während der psychologischen Untersuchungen hat Asarara jedoch im Gegensatz zum Prozess und der Haft stets geschwiegen (Reader 2000, S. 35). Dies machte es unmöglich, Asaharas Motiven zweifelsfrei auf den Grund zu gehen. Asahara wurde deshalb für zurechnungsfähig befunden. 2004 wurde er in erster Instanz unter anderem des Massenmordes für schuldig befunden und zum Tod durch den Strick verurteilt. Das Höchstgericht bestätigte sowohl das Urteil, als auch das Strafmaß. Die Todesstrafe wurde noch nicht vollstreckt.

Nachdem die Ermittlungen bezüglich der Anschläge zu Ōmu shinrikyō führten, begab sich auch eine Vielzahl an Reportern zu hohen Mitgliedern und Außenstellen Ōmu shinrikyōs. Wochenlang wurde täglich über Ōmu shinrikyō in Zeitungen und im Fernsehen berichtet (Reader 1996, S. 8). Von den meisten großen Medien wurde Asahara als von Grund auf böse und schlecht, sogar als Dämon bezeichnet. Dass Asahara sich keiner Schuld bewusst wäre und sich auch nicht für die Vorfälle entschuldigte, würde ihn schon als böse klassifizieren, da man in der japanischen Gesellschaft für seine Fehler gerade stehen müsse (Repp 1997, S.54). Desweiteren hielt Asaharas Familie einige Regeln, wie beispielsweise Enthaltsamkeit oder Vegetarismus, an welche sich sämtliche Mitglieder zu halten hatten, selbst nicht ein. Asahara hätte zudem Gedankenkontrolle und Gehirnwäsche im großen Stil betrieben. Die Bestätigung für diese Thesen holten sie sich durch Interviews mit ehemaligen Sektenmitgliedern, Mitschülern und Lehrern Asaharas (Reader 1996, S. 4-5; Reader 2000, S. 36). Auch vor Gericht beteuerten Angeklagte, dass sie von Asahara manipuliert gewesen worden sein. Dies geschah wohl in der Hoffnung, mit einer geringen Strafe davon zu kommen, da es zu Revidierungen solcher Plädoyers kam (Watanabe 2005, S. 394-395). Trotz dieser Revidierungen und das Fehlen von Beweisen, dass Gehirnwäsche stattgefunden hat, wurde diese These von der Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert.

Gegensätzlich der Berichterstattung suchten Soziologen und Religionswissenschaftler die Gründe für Asaharas Intentionen und die Bereitschaft der Mitglieder, diesen Folge zu leisten woanders. Seine Sehbehinderung und die Entsendung der Eltern weg von Zuhause hin zu einem Internat führten zu Groll gegen die eigene Familie (Reader 2000, S. 40), und möglicherweise auch zu Minderwertigkeitskomplexen. Diese könnten dadurch bestärkt worden sein, dass er an den Aufnahmeprüfungen für die zwei renommierten Universitäten Kumamoto Daigaku und Tōkyō Daigaku scheiterte. Die letzte Niederlage bei den Wahlen 1990 könnte den Ausschlag zum Wahnsinn gegeben haben, was bedeuten würde, dass Asahara nicht von Beginn an die Absicht hatte zu morden (Reader 2000, S.230-231), obwohl jedoch erste Verbrechen innerhalb der Sekte schon vor den Wahlen stattfanden. Dass Asahara Mitglieder durch Gedankenkontrolle anwarb findet wenig bis keinen Anklang im wissenschaflichen Diskurs. Vielmehr konnte Ōmu shinrikyō durch die Kritik an der Leistungsgesellschaft und den großen Religionen Japans als Protestbewegung interpretiert werden (Repp 1997, 57-59). Den Beweggründen der Jünger, selbst Befehlen zum Mord zu folgen und ihn bis Heute anzubeten, auf den Grund zu gehen, sind schwierig. Einerseits widersprachen sich Angeklagte vor Gericht selbst, andererseits wird das Anbeten Asaharas weitgehend abgestritten.

Aleph - Ōmu Shinrikyō ohne Asahara

Als klar wurde, dass Ōmu shinrikyō hinter den Terroranschlägen steckte und illegale Waffen herstellte, trat die Mehrheit der Mitglieder aus. Gebäude und Grundstücke wurden beschlagnahmt sowie Entschädigungszahlungen für die Opfer gefordert. Außerdem wurde der Status als offiziell anerkannte Religion aberkannt und sie Sekte unter Beobachtung gestellt. Sowohl die finanzielle Lage, als auch das Image der Sekte waren am Tiefpunkt. Obwohl ein Imagewechsel für den Fortbestand der Sekte wichtig war, wurden die zwei ehelichen Söhne Asaharas als Nachfolger der Sektenführung auserkoren. Ōmu shinrikyō bezeichnete die Vorfälle als kriminelle Handlung von Einzeltätern und wies jegliche Schuld von sich.

Nach jahrelangen Dementis gab es erst im Jahr 1999 eine offizielle Entschuldigung für den Giftgasanschlag in Tōkyō. Die Sekte distanzierte sich auch erst zu dieser Zeit offiziell von Asahara Shōkō, was vermutlich mit dem Ende der Haftstrafe des Pressesprechers Jōyū Fumihiro 上祐 史浩 zusammenhängt, welcher nach dem Anschlag 1995 zu einem der größten internen Kritikern Asaharas wurde. Um dies zu unterstreichen, benannte sich die Sekte 2000 in Aleph アレフ um. Allerdings soll dies nur die offizielle Position der Sekte sein. Die Mitglieder würden weiterhin Asahara anbeten und an seine Ideale glauben. Die Umbenennung soll ebenso bereits vor seiner Verhaftung von Asahara geplant gewesen sein. Außerdem hatten die Kinder Asaharas weiterhin wichtige Positionen in Aleph inne. Nachdem die Asahara-Befürworter in einem über Jahre andauernden internen Machtkampf zahlmäßig überlegen waren, spalteten sich Mitglieder, die dieser Linie nicht folgen wollten 2007 unter der Führung Jōyū Fumihiros ab und gründeten die Sekte Hikari no wa ひかりの輪 (Odō 2013, S. 131-133). Seitdem besteht ein rivalisierendes Verhältnis zwischen den beiden Sekten. Sowohl Aleph, als auch Hikari no wa stehen weiterhin unter der Beobachtung der Behörden.

Anmerkungen

  1. Beim Eintritt in das Innere des Sekte als shukke wurde der Person ein Name von Asahara zugeteilt. Bei diesen Namen handelt es sich hauptsächlich um buddhistische Begriffe auf Pali oder Sanskrit.
  2. Im Tibetischen Buddhismus ist das Vajrayana eines der Wege (yana, wörtlich Fahrzeuge), um zum Ziel der Buddhaschaft zu gelangen.
  3. Als shukke (wörtl. das Haus bzw. die Familie verlassen) wurden Mitglieder bezeichnet, die in den Zentren der Sekte wohnten, um sich dort dem intensiven Training zu widmen, um die Erleuchtung zu erlangen

Externe Links

Literatur

  • Stephen Atkins 2004
    Encyclopedia of modern worldwide extremists and extremist groups. Santa Barbara: Greenwood Publishing Group 2004.
  • Shūji Odō 2013
    „Hikari no wa ni okeru Ōmu Shinrikyō (Arefu) no sōkatsu to sabetsuka.“ Religion & society 19 (2013), S. 131-138. (Exzerpt.)
  • Ian Reader 1996
    A poisonous cocktail? Aum Shinrikyō's Path to Violence. Copenhagen: NIAS Publications 1996.
  • Ian Reader 2000
    Religious violence in contemporary Japan: The case of Aum Shinrikyō. Richmond: Curzon 2000.
  • Martin Repp 1997
    Aum Shinrikyō: Ein Kapitel krimineller Religionsgeschichte. Marburg: Diagonal-Verlag 1997.
  • Robert Snow 2003
    Deadly cults: The crimes of true believers. Santa Barbara: Greenwood Publishing Group 2003.
  • Manabu Watanabe 2005
    „Kyūsai to bōryoku: Ōmu Shinrikyō moto mikibu no nyūshin to dakkai no ichiji rei.“ Journal of religious studies 79(2) (2005), S. 375-398. (Exzerpt.)
  • Iris Wieczorek 2003
    „Die Aum Shinrikyō in Japan: Zerstörung, um die Welt zu retten?“ Buddhismus in Geschichte und Gegenwart 8 (2003), S. 229-256. (Vortragsmanuskript.)