Izanagi und Izanami: Unterschied zwischen den Versionen

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* [http://www.univie.ac.at/rel_jap/mythen/mythen.htm Mythen, Legenden und Glaubensformen] (Stand: 2012/09/28). Aus: {{Link:religion in Japan}}
 
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* Numazawa, Franz Kiichi (1946). „Die Weltanfänge in der japanischen Mythologie“. Internationale Schriftenreihe für soziale und politische Wissenschaften: Ethnolog. Reihe Band 2. Luzern (u.a.): Verlag Josef Stockerer.
 
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Version vom 8. Februar 2013, 16:34 Uhr

Izanagi no Mikoto 伊邪那岐命 (wtl. „einladender Herr“) und Izanami no Mikoto 伊邪那美命 (wtl. „einladendes Weib“)[1] sind den japanischen Mythen zufolge ein Paar von Urgöttern. Sie werden sowohl als Geschwister als auch als Ehepaar dargestellt und gelten als die Schöpfer der irdischen Welt, insbesondere Japans, nicht jedoch als Schöpfer des Universums, denn den mythologischen Chroniken zufolge gibt es auch noch ältere Himmelsgötter, welche als die „drei kami der Schöpfung“ (zōka no sanshin 造化三神) bezeichnet werden.[2]

Mythologische Rollen

Izanami und Izanagi erhalten den Befehl

Den ältesten Chroniken Japans - Kojiki 古事記 („Chronik alter Begebenheiten“) und Nihon shoki 日本書紀 (wtl. „Chronik Japans“) - zufolge herrscht in der Welt zu Beginn Chaos. Izanagi und Izanami sind die ersten Götter, die aufgrund eines Befehls aus diesem Chaos ein bewohnbares Land schaffen. Aus diesem Grund steigen sie aus dem Himmel auf die himmlische Schwebebrücke herab und beobachten das Treiben unter sich. Schließlich rührt Izanagi mit einem Speer im Meer herum. Die Tropfen, die sich beim Anheben des Speers aus dem Wasser lösen, fallen zurück und so entsteht die erste Insel, welche Onogoroshima 淤能碁呂島 (wtl. „die von selbst geronnene Insel“) gennannt wird. Die beiden Götter steigen nun auf diese Insel hinab, errichten eine Palasthalle und vollführen eine Art Hochzeitsritus, im Zuge dessen sie die Insel umrunden und anschließend ansprechen eine Liebeserklärung aussprechen.[3] Aus der anschließenden geschlechtlichen Vereinigung entstehen die acht großen Inseln Japans, welche als Ōyashima 大八島 bekannt sind, und viele weitere Götter. Das erste Kind der zwei Götter war eine Missgeburt[4], womöglich verursacht durch einen Fehlschritt von Izanami, der Frau, beim Hochzeitsritual. Letztendlich gebiert Izanami den Feuergott, bei dessen Geburt sie hohes Fieber bekommt und schließlich "stirbt", was in ihrem Fall bedeutet, dass sie in die Unterwelt Yomi 黄泉 versetzt wird und diese von nun an regiert. Daraufhin zerschlägt Izanagi in seinem Entsetzen das Feuer-Kind in Stücke, woraus wiederum neue "Schwert-Feuer-Gottheiten" entstehen und folgt Izanami in die Unterwelt.

Unterwelt

Izanagi findet Izanami in der Unterwelt verstößt jedoch gegen ihre Bitte, sie nicht anzusehen, und muss, während Izanami ihn mit Kreaturen der Unterwelt verfolgt, aus dieser fliehen. Nachdem er die Unterwelt verlassen hat, verschließt er das Tor zur Unterwelt mit einem großen Fels, wodurch es zur Trennung der Welt der Lebenden und Toten kommt. Sowohl Izanami, die Herrin der Unterwelt, als auch Izanagi, der Gott des Lebens, legen jeweils einen Schwur ab: Während Izanami schwört, eintausend Leben zu vernichten, schwört Izanagi dagegen, täglich eintausend Gebärhütten zu errichten. Somit kommt es zur Ingangsetzung des Zyklus von Geburt, Leben und Tod.

Nach seiner Flucht aus der Unterwelt vollzieht Izanagi ein misogi 禊 (wtl. "rituelle Waschung mit Wasser"), um sich von den Verunreinigungen, kegare 穢れ, der Unterwelt zu befreien. Dabei entstehen Amaterasu, die Sonnengottheit (bei der Waschung des linken Auges), Tsukiyomi no Mikoto 月讀, der Mondgott (bei der Waschung des rechten Auges), und Susanoo, der Sturmgott (bei der Waschung der Nase). Izanagi teilt sein Erbe unter diesen drei Kindern auf und zieht sich anschließend aus dem Weltgeschehen zurück.[5]

Motive in der Darstellung des mythischen Götterpaares

Im Laufe der japanischen Geschichte haben verschiedenste Künstler und Künstlerinnen in verschiedenen Epochen das sagenumwobende Götterpaar Izanagi no Mikoto und Izanami no Mikoto auf ihre ganz persönliche Art und Weise abgebildet.

Bestimmte Motive und Symbole sind dabei auf den unterschiedlichen Darstellungen zu finden, wiederholen sich und manche finden sogar ihren Weg in die Neuzeit:


Himmelsbrücke

Die Schwebenden Brücke des Himmels

Am Anfang der Zeit stehen Izanagi und Izanami zwischen Himmel und Erde, schwebend über der Salzflut, aus der das Götterpaar die erste Insel und später alle japanischen Inseln erschafft. Dabei werden sie oft auf einer schwebenden Brücke dargestellt, manchmal auch in den Wolken stehend. Auffallend dabei ist, dass bei der Darstellung der schwebenden Götterfiguren ohne Himmelsbrücke, die Natürlichkeit und Rohheit der beiden überwiegt, sie wirken wie Göttergewalten, die - sich frei und grenzenlos im Raum bewegend - mit ihrer Allmacht die Inseln erschaffen. Izanagi und Izanami auf der Brücke jedoch wirken ruhig, fast in sich gekehrt und bestaunen eher die Welt, auf der sie wandern. Die Himmelsbrücke, welche die Erde mit dem Himmel verbindet, kommt auch in einigen nachfolgenden Episoden vor und wurde im Götterzeitalter zum herab- und hinaufsteigen verwendet[6].


Speer

Der Himmlische Juwelen-Speer

Izanagi und Izanami erhalten den Himmlischen Juwelen-Speer als ihnen der Befehl zur Einigung des Landes gegeben wird. Er ist somit eine sichtbare Insignie, welche den Willen und die Autorität der Götter symbolisiert und das Vorhaben des Urgötterpaares legitimiert[7]. Den Mythen zufolge stochert Izanagi mit einem Speer in den urzeitlichen Salzfluten umher, und als er seinen Speer wieder aus der Flut zieht, gerinnen die Tropfen an der Speerspitze, fallen zurück in das Meer und bilden dort die erste Insel, Onogoroshima. Der Speer wird hier auch oft als Penis gedeutet, dem die Kraft einer Erzeugergottheit zugesagt wird, und die Tropfen als Samen, die dann zur Zeugung des Landes führten und gleichzeitig das Urbild des Ehepaares erschaffen[8]. Weiteren Versionen zufolge benutzen Izanagi und Izanami danach diesen Speer, um einen Himmelspfeiler zu errichten an dem sie ihre Hochzeitsrituale vollziehen. Den Erzählungen entsprechend findet sich der Juwelenspeer auch auf verschiedenen Abbildungen wieder.


Bachstelze

Einige Darstellungen zeigen einen kleinen Vogel an Land: eine Bachstelze. Dabei handelt es sich um ein Fruchtbarkeitssymbol, wie einer Variante der Nihon shoki Erzählung zu entnehmen ist.

Siehe auch: Sekirei


Kleidung, Schmuck, Haartracht

Aus welcher Periode stammt die Kleidung der beiden Götter? Tomioka etwa verortet bei seiner Bilderserie zu Izanagi und Izanami die beiden Gottheiten in der Meiji-Ära und Taisho-Ära, beide tragen aufwändig bearbeitet Stoffe. Gekkō hingegen hüllt die beiden Gottheiten in neutrale Stoffe ohne Muster und ohne Schnitt. Verschiedene Künstler zeigen die beiden mit auffallendem Schmuck, welche Symbolik und/oder zeitliche Einordnung steckt hinter den Schmuckstücken? Fast allen Darstellungen gemein ist, dass sowohl Izanagi als auch Izanami ungekämmte Haartracht tragen. Izanagi erscheint hingegen sowohl bartlos als auch mit kräftigem Bartwuchs, man könnte meinen, dies sei eigentlich ein untypisches Merkmal für den Urvater der Japaner. Welche Ideen könnten hinter solch einer Darstellung stecken oder beeinflusst hier die Mode der jeweiligen Zeit den Künstler?


Die Beziehung zwischen den beiden Gottheiten

Siehe Kapitel Inzest und Wiedergeburt.

Anmerkungen

  1. Namen gehen auf Liebeserklärung der beiden Götter bei dem Hochzeitsritus zurück
  2. Ame no Minakanushi no Kami, Takamimusubi no Kami und Kamumimusubi no Mikoto
  3. Izanami spricht: „Oh schöner, lieblicher Jüngling“, woraufhin Izanagi mit „Oh schöne, liebliche Jungfrau“ antwortet
  4. Hiruko wird auch als Blutegelkind bezeichnet und aufgrund seiner Missbildungen ausgesetzt
  5. Amaterasu herrscht über die Hohen Gefilden des Himmels, Tsukiyomi über die Gefilden der Nacht und Susanoo über die Gefilden des Meeres (und später zusammen mit seiner Mutter über die Unterwelt)
  6. Numazawa 1946: 151-156
  7. Numazawa 1946: 115-151
  8. Numazawa 1946: 156-163

Verweise

  • Nelly Naumann 1988
    Die einheimische Religion Japans: Teil 1: Bis zum Ende der Heian-Zeit. Leiden: Brill 1988. (Exzerpt.)
  • Numazawa, Franz Kiichi (1946). „Die Weltanfänge in der japanischen Mythologie“. Internationale Schriftenreihe für soziale und politische Wissenschaften: Ethnolog. Reihe Band 2. Luzern (u.a.): Verlag Josef Stockerer.
  • Karl Florenz (Ü.) 1901
    Nihongi: Japanische Mythologie. (Mittheilungen d. Dt. Ges. f. Natur- und Völkerkunde Ostasiens, IV.) Tokyo: Hobunsha 1901. (Ü. von Nihon shoki, Götterzeitalter nebst Auszügen aus Kojiki und fudoki.)
  • Juliet Piggott 1982
    Japanese mythology. London: Hamlyn 1982.

Teile dieses Artikels wurden ursprünglich für das Schwesterprojekt Fudokipedia verfasst.