Shōjō: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Aus dem gesammelten Material der Tänze des Nō und des Kabuki schließt man, dass dieses Phantasiewesen auch aus folgender Geschichte entstanden sein könnte: In der Nähe der chinesischen Bucht von Jiangxi soll ein braves und pflichtbewusstes Kind Sake verkauft haben. Ein sogenannter ''shōjō'' habe seine Tugendhaftigkeit gelobt und ihm eine Sakequelle geschenkt, die niemals ende. Der ''shōjō'' hat eine natürliche Begabung zum Tanz, die durch Trunkenheit noch gesteigert wird. Das ist auch vielfach zu einem Sujet bildlicher Darstellung geworden. Außerdem hat er einen feierlichen, glücksverheißenden Charakter und wird deshalb auf Ukiyo-e und Surimono und ähnliche Einblatt-Drucke gezeichnet.<ref> [[Exzerpt:Kita 1998/Varianten der Glücksgötter]] </ref> | ||
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+ | Weiters gibt es eine sehr bekannte Legende von einem armen Mann namens Yurine, der in der Nähe des heiligen Berges Fuji lebte. Dieser wurde eines Tages sehr krank, und als er merkte, dass seine Tage gezählt waren, wollte er noch einen Becher Sake trinken, bevor er starb. Weil es keinen Sake mehr in der kleinen Hütte gab, ging Koyuri, sein Sohn, los, um den Wunsch seines sterbenden Vaters zu erfüllen. Er war nicht lange gegangen, da traf er auf zwei merkwürdig aussehende Kreaturen mit langem, rotem Haar, grünen Seetang-Gürteln um ihre Hüften und einer Hautfarbe wie pinke Kirschblüten. Als er näher kam, entdeckte er, dass sie Sake tranken. Die Wesen erklärten sich bereit, dem armen Jungen Sake für seinen Vater mitzugeben, den er auch sofort zu diesem brachte. Der Vater fühlte sich gleich besser und verlangte nach mehr. Also lief Koyuri zu den rothaarigen Kreaturen zurück, die ihm noch etwas abgaben und so seinen Vater fünf Tage lang versorgten, bis er gesund wurde. Yurines Nachbar Mamikiko hatte davon gehört und wurde eifersüchtig, denn er liebte Reiswein über alles. Er ging zu Koyuri, trank von dem Sake und behauptete, es sei keiner, sondern nur schmutziges Wasser. Er zwang den Jüngling, ihn zu den roten Wesen zu bringen, die ihm noch mehr Sake gaben. Mamikiko nahm sich eine besonders große Menge, aber als er davon trank, wurde ihm übel. Der rote Mann erklärte, dass er ein ''shōjō'' sei und in der Nähe des Drachenpalastes am Grunde des Ozeans lebe. Er sei gekommen, um den Berg Fuji anzusehen. Der Sake helfe nur guten Menschen, er mache sie gesund und verlängere deren Leben. Aber für gierige und egoistische Menschen sei dieser Reiswein Gift. Der ''shōjō'' hatte aber Mitleid mit Mamikiko und gab ihm ein Pulver, das er zusammen mit dem Sake trinken solle, um ihn zu heilen. Danach schloss Mamikiko Freundschaft mit Yurine. | ||
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Aktuelle Version vom 26. August 2024, 17:17 Uhr
Themengruppe | Geister (inkl. Tiere und Monster) |
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Name | shōjō 猩々 bzw. 猩猩 („Orang Utan“) |
Sonstige Namen | chin. shēng-shēng 狌狌 bzw. xīng-xīng 猩猩 |
Herkunft | China |
Ikonographie | menschenähnlicher Affe bzw. affenähnlicher Mensch mit roten Händen, langen, hellroten Haaren, pinkem Gesicht und weißen Ohren |
Attribute, Begleiter | kann sprechen, liebt Reiswein, hat eine natürliche Begabung zum Tanz, hat ein fröhliches Wesen, lebendig, helfend-freundlich |
Funktion, Wirkkraft | feierlich, glücksverheißend und heilt von bösen Träumen |
Der shōjō 猩々(chinesisch shēng-shēng 狌狌 oder xīng-xīng 猩猩) ist ein chinesisches Fantasietier, eine Art Affe, menschenähnlich, mit roten Händen und hellem, rotem Haar, der es liebt, große Mengen von heiligem, weißem Sake zu trinken. Diese betrunkenen Naturgeister repräsentieren die Zunft der Weinhändler: Sie verfügen über eine Sake-Quelle, die niemals versiegt. Es gibt auch ein Nō-Drama unter diesem Namen und eine Nō-Maske, die gleichgesetzt wird mit den dōji 童子 bzw. jidō 慈童, den ewig Jungen. Der Begriff shōjō 猩々 hat aber auch in die Zoologie Eingang gefunden und bezeichnet hier den Orang Utan, also Menschenaffen, die in waldigen Gebieten Sumatras oder Borneos leben. Außerdem ist der shōjō ein Seeungeheuer.
Chinesische Vorstellungen
In der Han-zeitlichen Enzyklopädie Guideways through Mountains and Seas[1] werden bereits Wesen namens xīng-xīng mit weißen Ohren, roten Augen und einem langen Schwanz beschrieben. Illustrierte Fassungen des Werks zeigen sie als Mischwesen aus Affe und Mensch, die einen aufrechten, aber gebückten, kauernden Gang haben. Wenn man ein solches Wesen esse, erhöhe dies die eigene Fähigkeit, schnell zu laufen.
Das xīng-xīng wird auch in späteren Kapiteln erwähnt, aber dort ähnelt es einem Schwein oder grünem Biest mit menschlichem Gesicht und es soll fähig sein, sich Menschen per Namen zu merken. Weil es auch sprechen konnte, galten seine Lippen als Delikatesse. Die Menschen sollen es gefangen haben, indem sie Wein, der es betrunken macht, und aneinander gebundene Sandalen als Falle an seinen Wanderrouten, auf denen es normalerweise verkehrte, aufstellten. In einer anderen frühen Schrift namens Recovered Documents of Zhou (Yi Zhou shu 逸周書, Han-Zeit) wird es hingegen als Gestalt beschrieben, die einem gelben Hund mit einem Hahnenkopf ähnelt, bei dessen Verzehr man sich von Albträumen heilen kann.[2]
In der japanischen Bildenzyklopädie Wakan sansai zue 和漢三才圖會 aus der frühen Edo-Zeit wird der shōjō bereits ähnlich dargestellt, wie er auch in japanischen Legenden auftritt. Hier wird auch die Fangmethode mit Sake beschrieben.
Tanz des Shōjō
Aus dem gesammelten Material der Tänze des Nō und des Kabuki schließt man, dass dieses Phantasiewesen auch aus folgender Geschichte entstanden sein könnte: In der Nähe der chinesischen Bucht von Jiangxi soll ein braves und pflichtbewusstes Kind Sake verkauft haben. Ein sogenannter shōjō habe seine Tugendhaftigkeit gelobt und ihm eine Sakequelle geschenkt, die niemals ende. Der shōjō hat eine natürliche Begabung zum Tanz, die durch Trunkenheit noch gesteigert wird. Das ist auch vielfach zu einem Sujet bildlicher Darstellung geworden. Außerdem hat er einen feierlichen, glücksverheißenden Charakter und wird deshalb auf Ukiyo-e und Surimono und ähnliche Einblatt-Drucke gezeichnet.[3]
Legende des Yurine
Weiters gibt es eine sehr bekannte Legende von einem armen Mann namens Yurine, der in der Nähe des heiligen Berges Fuji lebte. Dieser wurde eines Tages sehr krank, und als er merkte, dass seine Tage gezählt waren, wollte er noch einen Becher Sake trinken, bevor er starb. Weil es keinen Sake mehr in der kleinen Hütte gab, ging Koyuri, sein Sohn, los, um den Wunsch seines sterbenden Vaters zu erfüllen. Er war nicht lange gegangen, da traf er auf zwei merkwürdig aussehende Kreaturen mit langem, rotem Haar, grünen Seetang-Gürteln um ihre Hüften und einer Hautfarbe wie pinke Kirschblüten. Als er näher kam, entdeckte er, dass sie Sake tranken. Die Wesen erklärten sich bereit, dem armen Jungen Sake für seinen Vater mitzugeben, den er auch sofort zu diesem brachte. Der Vater fühlte sich gleich besser und verlangte nach mehr. Also lief Koyuri zu den rothaarigen Kreaturen zurück, die ihm noch etwas abgaben und so seinen Vater fünf Tage lang versorgten, bis er gesund wurde. Yurines Nachbar Mamikiko hatte davon gehört und wurde eifersüchtig, denn er liebte Reiswein über alles. Er ging zu Koyuri, trank von dem Sake und behauptete, es sei keiner, sondern nur schmutziges Wasser. Er zwang den Jüngling, ihn zu den roten Wesen zu bringen, die ihm noch mehr Sake gaben. Mamikiko nahm sich eine besonders große Menge, aber als er davon trank, wurde ihm übel. Der rote Mann erklärte, dass er ein shōjō sei und in der Nähe des Drachenpalastes am Grunde des Ozeans lebe. Er sei gekommen, um den Berg Fuji anzusehen. Der Sake helfe nur guten Menschen, er mache sie gesund und verlängere deren Leben. Aber für gierige und egoistische Menschen sei dieser Reiswein Gift. Der shōjō hatte aber Mitleid mit Mamikiko und gab ihm ein Pulver, das er zusammen mit dem Sake trinken solle, um ihn zu heilen. Danach schloss Mamikiko Freundschaft mit Yurine.
Verweise
Literatur
- Michael Ashkenazi 2003Handbook of Japanese mythology. Santa Barbara: ABC-CLIO 2003.
- Frederick Hadland Davis 2007Myths and legends of Japan. New York: Cosimo 2007.
- Henri J. Joly 1967Legend in Japanese art: A description of historical episodes, legendary characters, folklore, myths, religious symbolism illustrated in the arts of old Japan. Rutland, Vt. u.a.: Tuttle 1967.
- Tokihiko Ōtō 1969„Shōjō.“ Encyclopedia Japonica. Tōkyō: Shōgakukan 1969, S. 424.
- Jeremy Roberts 2010Japanese Mythology from A to Z. New York: Chelsea House Infobase Publishing 2010.
- Richard E. Strassberg 2002A Chinese bestiary: Strange creatures from the guideways through mountains and seas. Berkeley: University of California Press 2002.
Internetquellen
- A to Z Photo Dictionary of Japanese Culture and Art (Online-Enzyklopädie, Mark Schumacher, seit 1995).
- Artelino - Japanese Prints (Kommerzielle HP/ Bildarchiv, artelino GmbH, seit 2001).
- „Shōjō 猩々“, Cube-Aki
- JAANUS - Japanese Architecture and Art Net Users System (Akademische HP/ Online-Enzyklopädie, Dr. Mary Neighbour Parent, seit 1982).
- „Shōjō 猩猩“
- „Otokomen 男面“
Fußnoten
- ↑ Shanhai-jing 山海經, eine chin. Enzyklopädie zu den Themen Mythologie, Geographie, Ethographie, Zoologie, Medizin und religiöse Vorstellungen kompiliert zwischen dem 3. und 1. Jh. v.u.Z. Illustrierte Fassungen entstanden allerdings erst mit den ersten Druckversionen des Werks im 16. Jh.
- ↑ S. dazu auch Baku und Exzerpt:Fukujin keywords/Erster Traum und Schatzschiff
- ↑ Exzerpt:Kita 1998/Varianten der Glücksgötter
Bilder
Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:
- ↑ Shōjō Blockdruck
Bild © 1996 Oikawa Shigeru Kawanabe Kyōsai. Kyōsai no gika kyōga. Comic Genius. Tōkyō: Tōkyō Shinbunsha.Das Bild soll Ähnlichkeiten mit dem Maler Kawanabe Kyōsai haben. - ↑ Shōjō Nō-Maske (Shōjō nō-men 猩々能面) Objekt
Bild © kknews. (Letzter Zugriff: 2021/8/24) - ↑ Shōjō Hängerollbild (Seide, bemalt) von Emura Shunpo 江村春甫 (Hōkyō Shunpo 法橋春甫). Edo-Zeit, um 1800; Sammlung Johannes WieningerSieben trinkfreudige shōjō-Geister beim Sake-Trinken. Nach den Gewändern zu schließen, handelt es sich um eine Parodie auf die Sieben Weisen im Bambushain, aber auch die Sieben Glücksgötter könnten Pate gestanden haben. Der Künstler entstammt der renommierten Kano-Schule.
- ↑ Shichinin shōjō hatsuyume (七人猩々初夢) Buchillustration. Edo-Zeit
Bild © Suzuki 1981:62-63 - ↑ Xīngxīng (猩猩) Buchillustration; aus Shenhai jing 山海経, Abb. 54
Bild © Waseda University Library. (Letzter Zugriff: 2021/8/24) Literatur:Richard E. Strassberg 2002A Chinese bestiary: Strange creatures from the guideways through mountains and seas. Berkeley: University of California Press 2002. - ↑ Xīngxīng (猩猩) Buchillustration
Bild © Waseda University. (Letzter Zugriff: 2024/8/26)Das Xingxing rechts in der Mitte, in der chin. Enzyklopädie Shan hai jing. Siehe auch 2002 Strassberg, Richard E. A Chinese Bestiary. Strange Creatures from the Guideways through Mountains and Seas. Berkeley: University of California Press. - ↑ Shōjō Buchdruck von Terajima Ryōan. 1712; aus Wakan sanzai zue, Bd. 40
Bild © Waseda University Library. (Letzter Zugriff: 2024/8)Darstellung des shōjō 猩々 (oben links) in einer Gruppe von Affen aus einer Enzyklopädie der frühen Edo-Zeit.
- ↑ Shōjō-Tanz (shōjōmai 猩々舞) Blockdruck (Papier) von Matsuno Sōfū 松野奏風 (1899–1963). Shōwa-Zeit, 1938
Bild © Ukiyo-e. (Letzter Zugriff: 2021/8/24) - ↑ Shōjō Blockdruck (Papier) von Matsuno Sōfū (1899-1963). Shōwa-Zeit, 1956; aus der Serie Nō Jūnikagetsu; 27,3 x 24,2 cm
Bild © Ukiyo-e. (Letzter Zugriff: 2021/8/24) - ↑ Shōjō Nō-Drama (Nō no shōjō 能の猩々) Photographie
Bild © Komorebit. (Letzter Zugriff: 2021/8/24) - ↑ Shōjō (猩々) Graphik
Bild © Hanamura Tatsuhiko. (Letzter Zugriff: 2021/8/24) - ↑ Zwei Shōjō Zeremonie
Bild © Bild nicht mehr verfügbar. (Letzter Zugriff: 2021/8/25) - ↑ Tanz des Shōjō (shōjōmai 猩々舞) Gemälde von Kasatani. Edo-Zeit, 1803
Bild © Seite nicht mehr verfügbar. (Letzter Zugriff: 2021/8/24)